Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] *894 Es gibt noch Pferde, die besser laufen. D. h. Leute, die mehr und Besseres leisten. Holl.: De jaarboeken spreken nog van paarden, die harder loopen. - Ik weet een paardje, dat nog harder draaft. (Harrebomee, II, 161a u. 165a.) *895 Es ist ein Pferd, es hat weder Zaum noch Sporen. Von schwachköpfigen, unempfindlichen, unbrauchbaren Menschen. *896 Es ist (freilich, wol) ein Pferd von dieser Farbe. - Eiselein, 510. *897 Es kommt zu Pferde und geht zu Fusse. *898 Es war als ob ein Pferd spräche. (Holl.) *899 Es war einmal ein Pferd, jetzt ist's eine Mähre (oder: jetzt ist's zu Schanden gefahren). *900 He grötet ken Perd, dar ken Kerel upsitt. - Richey, 82. Von einem Hochmüthigen. *901 He sitt up't Perd as de Esel up'n Plaumbom (Pflaumenbaum). - Bueren, 696; Kern, 807; Firmenich, I, 19, 25; Diermissen, 111. *902 He sitt upt Perd un söcht darna. - Bueren, 700; Eichwald, 1502; Kern, 805; für Strelitz: Firmenich, III, 71, 146; für Kleve: Firmenich, I, 382, 26. *903 He söcht dat Perd un sitt darup. (Holst.) Dän.: Han raaber paa hesten, som rider ham; og for sabelen, som baer hannem ved siden. (Prov. dan., 463.) Lat.: Ursi, cum adsit, vestigia quaeris. (Seybold, 654.) *904 He töümt 't Piäd am Mäse op. (Recklinghausen.) - Firmenich, III, 170, 18; hochdeutsch bei Simrock, 7858. Er zäumt das Pferd am Arsche auf. 905 Hei kümmet von 'n Perd up'n Esel. (Minden.) - Firmenich, I, 359, 11; hochdeutsch bei Simrock, 2180. *906 Hei sittet op'n Piere äs en Forsk op'n Kaudreck. (Sauerland.) *907 Hei slätt keinem blinnen Pearde en Aeuge iut. (Westf.) *908 Ich weiss ein Pferd, das noch schneller trabt. Um zu sagen, dass man noch etwas Besseres oder Weitergehendes als das kennt, wovon die Rede ist. *909 Ich will ihm zeigen, dass sein Pferd eine Mähre ist. Ich will ihm seinen Unverstand, seine Unwissenheit darlegen. Frz.: Je lui ferai voir que son cheval n'est qu'une bete. (Lendroy, 385.) *910 Ik bün baben up't Peird. - Latendorf I, 228. In Mecklenburg, um zu sagen: ich habe das Spiel gewonnen. *911 Ik will di 'n Peird wisen, dat harter löppt. Ich will dir ein Pferd weisen, das besser läuft, d. h. ich will dir bessere, zutreffendere, wirksamere Gründe anführen. *912 Lat dem Mann dat Perd, du kannst je doch nich drop reide. *913 Mach' mir die Pferde nicht scheu. - Klix, 58. *914 Mach' och de Pfare ne wilde! (Hirschberg.) *915 Mak mi min Peird nich schu. - Latendorf I, 228. In Mecklenburg gegen Grossprahlerei (Renommisterei). *916 Man kann ein Pferd von ihm kaufen (tauschen), ohne es gesehen zu haben. Von einem, der sehr viel Vertrauen verdient. Die Römer sagten von einem solchen: Man kann mit ihm im Dunkeln handeln. Dignus, quicum in tenebris mices. (Cicero.) (Faselius, 63.) *917 Mei Pfard schesst nu vor Pfingsten ne. (Hirschberg.) Wenn jemand über etwas sehr erschrickt oder erstaunt. *918 Mein Pferd schlägt dich, hüte dich! *919 Mit dem lässt sich ein (kein) Pferd mausen. (Sachsen-Altenburg.) Zur Bezeichnung eines klugen, durchtriebenen, listigen, raffinirten Menschen. *920 Mit stetigen Pferden zu Acker gehen. - Suringar, CII, 6. Lat.: Invitos boves plaustro inducere. (Philippi, I, 209.) *921 Mit weissen Pferden vorausreiten. (Altröm.) Um zu bezeichnen, dass jemand in einer Sache weit vorzüglicher ist als ein anderer. Sei es, weil man vor alters die weissen Pferde höher schätzte oder weil die Sieger im Triumph mit weissen Pferden zu fahren pflegten, oder weil man weisse Pferde für glücklicher hielt. [Spaltenumbruch] *922 Nu, 't steckt up'n Pärd gein Emmer vull (Pistolen). - Stürenburg, 259b. Stecken = stecken, stechen, hier aber eigentlich in dem Sinne von: darauf ankommen, darum handeln. Wir sind in dem Handel nicht so weit auseinander, die Differenz ist nicht so gross. *923 Op en fahl (falben) Perd rien (reiten). (Meurs.) - Firmenich, I, 401, 73. *924 Sein eigen Pferd reiten. Holl.: Hij rijdt zijn eigen paardje. (Harrebomee, II, 164b.) *925 Sein Pferd neben das Ziel spornen. Wenn z. B. ein Redner von dem Gegenstande abschweift, den er zu behandeln hat. Vom Wettrennen entlehnt, wo man innerhalb der vorgeschriebenen Grenzen und Linien bleiben musste, sie nicht überschreiten durfte. *926 Sein Pferd verleihen und zu Fuss gehen. Holl.: Hij leent zijn paard uit, en gaat zelf te voet. (Harrebomee, II, 164b.) *927 Sich aufs hohe Pferd setzen. Frz.: Monter sur ses grands chevaux. *928 Sit en dull Peard riden. (Westf.) Sich durch tolle Launen Schaden zuziehen, in Ungelegenheiten kommen. *929 Sleit dick en lam Perd. (Wolfenbüttel.) *930 Tauses, hast du mein pferdt nit gsehen. - Gruter, I, 66. *931 Van 'n (vun 't) Perd upp'n Esel kam'n. - Eichwald, 1493; Kern, 594. "Vom Pferd auff ein Esslein sitzen." (Ayrer, II, 1109, 33.) *932 Vnder den perde henn. - Tappius, 196b. *933 Vom Pferde auf den Esel kommen. - Henisch, 937, 61; Blum, 145; Bücking, 231; Eiselein, 510; Pistor., IV, 53; Simrock, 7475; Körte, 4766; Körte, 5975; Lohrengel, II, 484; Braun, I, 3278. Rückwärts kommen, seinen Zustand verschlechtern. Saul ist vom Esel aufs Pferd gekommen, denn wie er die Eselinnen seines Vaters suchte, ist er zum Könige gesalbt worden. (Etwas für Alle; Parömiakon, 2054.) Auch die Armenier sagen: Er steigt vom Pferde ab und setzt sich auf den Esel. (Ausland, 1871, 404b.) Vom Pferd zum Esel. (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 235.) Mhd.: Biz daz sein habe kume von dem rosse zu dem stabe. (Renner.) (Zingerle, 123.) Engl.: Out of Gods blessing into the warm sun. (Masson, 277.) Frz.: Changer un cheval borgne contre un aveugle. - D'eveque devenir meunier. - De grande table a l'etable. (Kritzinger, 357a.) - Tomber du grenier en cave. (Masson, 277.) Lat.: Ab equis ad asinos. (Faselius, 3; Wiegand, 824; Apostol., V; Binder II, 23; Seybold, 1; Hanzely, 87; Philippi, I, 2.) - Mandrabuli more res succedit. (Hanzely, 87.) - Wenn die Römer dagegen den Uebergang aus einem schlechtern Zustande in einen bessern bezeichnen wollten, so sagten sie: Ab asinis ad boves transcendere. (Faselius, 3; Philippi, I, 1.) - De toga ad pallium. (Philippi, I, 117.) *934 Was will denn das Pferd in der Kirche? In Warschau sagt man jüdisch-deutsch, um ein ähnliches Staunen über etwas, wovon man den Zusammenhang nicht begreift, zu bezeichnen: Wie kümmt der Kaschtan (kastanienbraunes Pferd) in Schülchen Urah (Gesetzbuch) herein? In dem Sinne: Wie kommt das Pferd ins Landrecht? Ein Jude verkaufte einem andern ein kastanienbraunes Pferd und verbürgte dem Käufer die Makellosigkeit desselben. Als später das Pferd krank und mit Fehlern behaftet befunden wurde, lud der Rabbiner den Verkäufer vor sich und verurtheilte denselben nach jüdischem Gesetz (Schulchan Aruch) zu einer Geldstrafe für Betrug; da soll denn der Verurtheilte erstaunt ausgerufen haben: "Aber wie kommt der Kastanienbraune in das Gesetzbuch." *935 Wenn der keine schönen Pferde hat, wer soll sie sonst haben. Es ist nicht zu verwundern, dass reiche Leute auch schöne Sachen haben. *936 Wie das Pferd beim Hafer leben. Nach Wunsch und im Ueberfluss. *937 Zehn Pferde ziehen keinen Strang, wenn er nicht will. - Klix, 58. *938 Zu solchem Pferde gehört eine solche Striegel. Ueber "Pferd" vgl. die sprichwörtlichen Artikel im Globus (VIII, 177) und Fr. Hasenow in den Hausblättern (Stuttgart 1867, S. 454.) Pferdeapfel. * Einem Pferdeäpfel auftragen (vorsetzen). "Wie man die Kinder gewöhnet, dass ihnen Sanct Niklas Pferdeöpffel bescheret, wann sie nicht beten wollen." (Luther's Werke, V, 493.) [Spaltenumbruch] *894 Es gibt noch Pferde, die besser laufen. D. h. Leute, die mehr und Besseres leisten. Holl.: De jaarboeken spreken nog van paarden, die harder loopen. – Ik weet een paardje, dat nog harder draaft. (Harrebomée, II, 161a u. 165a.) *895 Es ist ein Pferd, es hat weder Zaum noch Sporen. Von schwachköpfigen, unempfindlichen, unbrauchbaren Menschen. *896 Es ist (freilich, wol) ein Pferd von dieser Farbe. – Eiselein, 510. *897 Es kommt zu Pferde und geht zu Fusse. *898 Es war als ob ein Pferd spräche. (Holl.) *899 Es war einmal ein Pferd, jetzt ist's eine Mähre (oder: jetzt ist's zu Schanden gefahren). *900 He grötet kên Pêrd, dâr kên Kerel upsitt. – Richey, 82. 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Die Römer sagten von einem solchen: Man kann mit ihm im Dunkeln handeln. Dignus, quicum in tenebris mices. (Cicero.) (Faselius, 63.) *917 Mei Pfard schesst nu vor Pfingsten ne. (Hirschberg.) Wenn jemand über etwas sehr erschrickt oder erstaunt. *918 Mein Pferd schlägt dich, hüte dich! *919 Mit dem lässt sich ein (kein) Pferd mausen. (Sachsen-Altenburg.) Zur Bezeichnung eines klugen, durchtriebenen, listigen, raffinirten Menschen. *920 Mit stetigen Pferden zu Acker gehen. – Suringar, CII, 6. Lat.: Invitos boves plaustro inducere. (Philippi, I, 209.) *921 Mit weissen Pferden vorausreiten. (Altröm.) Um zu bezeichnen, dass jemand in einer Sache weit vorzüglicher ist als ein anderer. Sei es, weil man vor alters die weissen Pferde höher schätzte oder weil die Sieger im Triumph mit weissen Pferden zu fahren pflegten, oder weil man weisse Pferde für glücklicher hielt. [Spaltenumbruch] *922 Nu, 't steckt up'n Pärd gîn Emmer vull (Pistolen). – Stürenburg, 259b. 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Frz.: Changer un cheval borgne contre un aveugle. – D'évêque devenir meunier. – De grande table à l'étable. (Kritzinger, 357a.) – Tomber du grenier en cave. (Masson, 277.) Lat.: Ab equis ad asinos. (Faselius, 3; Wiegand, 824; Apostol., V; Binder II, 23; Seybold, 1; Hanzely, 87; Philippi, I, 2.) – Mandrabuli more res succedit. (Hanzely, 87.) – Wenn die Römer dagegen den Uebergang aus einem schlechtern Zustande in einen bessern bezeichnen wollten, so sagten sie: Ab asinis ad boves transcendere. (Faselius, 3; Philippi, I, 1.) – De toga ad pallium. (Philippi, I, 117.) *934 Was will denn das Pferd in der Kirche? In Warschau sagt man jüdisch-deutsch, um ein ähnliches Staunen über etwas, wovon man den Zusammenhang nicht begreift, zu bezeichnen: Wie kümmt der Kaschtan (kastanienbraunes Pferd) in Schülchen Urah (Gesetzbuch) herein? In dem Sinne: Wie kommt das Pferd ins Landrecht? Ein Jude verkaufte einem andern ein kastanienbraunes Pferd und verbürgte dem Käufer die Makellosigkeit desselben. 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*894 Es gibt noch Pferde, die besser laufen.
D. h. Leute, die mehr und Besseres leisten.
Holl.: De jaarboeken spreken nog van paarden, die harder loopen. – Ik weet een paardje, dat nog harder draaft. (Harrebomée, II, 161a u. 165a.)
*895 Es ist ein Pferd, es hat weder Zaum noch Sporen.
Von schwachköpfigen, unempfindlichen, unbrauchbaren Menschen.
*896 Es ist (freilich, wol) ein Pferd von dieser Farbe. – Eiselein, 510.
*897 Es kommt zu Pferde und geht zu Fusse.
*898 Es war als ob ein Pferd spräche. (Holl.)
*899 Es war einmal ein Pferd, jetzt ist's eine Mähre (oder: jetzt ist's zu Schanden gefahren).
*900 He grötet kên Pêrd, dâr kên Kerel upsitt. – Richey, 82.
Von einem Hochmüthigen.
*901 He sitt up't Perd as de Esel up'n Plûmbôm (Pflaumenbaum). – Bueren, 696; Kern, 807; Firmenich, I, 19, 25; Diermissen, 111.
*902 He sitt upt Perd un söcht darna. – Bueren, 700; Eichwald, 1502; Kern, 805; für Strelitz: Firmenich, III, 71, 146; für Kleve: Firmenich, I, 382, 26.
*903 He söcht dat Pêrd un sitt darup. (Holst.)
Dän.: Han raaber paa hesten, som rider ham; og for sabelen, som bær hannem ved siden. (Prov. dan., 463.)
Lat.: Ursi, cum adsit, vestigia quaeris. (Seybold, 654.)
*904 He töümt 't Piäd am Mäse op. (Recklinghausen.) – Firmenich, III, 170, 18; hochdeutsch bei Simrock, 7858.
Er zäumt das Pferd am Arsche auf.
905 Hei kümmet von 'n Perd up'n Esel. (Minden.) – Firmenich, I, 359, 11; hochdeutsch bei Simrock, 2180.
*906 Hei sittet op'n Piere äs en Forsk op'n Kaudreck. (Sauerland.)
*907 Hei slätt keinem blinnen Pearde en Aeuge iut. (Westf.)
*908 Ich weiss ein Pferd, das noch schneller trabt.
Um zu sagen, dass man noch etwas Besseres oder Weitergehendes als das kennt, wovon die Rede ist.
*909 Ich will ihm zeigen, dass sein Pferd eine Mähre ist.
Ich will ihm seinen Unverstand, seine Unwissenheit darlegen.
Frz.: Je lui ferai voir que son cheval n'est qu'une bête. (Lendroy, 385.)
*910 Ik bün baben up't Pîrd. – Latendorf I, 228.
In Mecklenburg, um zu sagen: ich habe das Spiel gewonnen.
*911 Ik will di 'n Pîrd wisen, dat harter löppt.
Ich will dir ein Pferd weisen, das besser läuft, d. h. ich will dir bessere, zutreffendere, wirksamere Gründe anführen.
*912 Lat dem Mann dat Pêrd, du kannst je doch nich drop rîde.
*913 Mach' mir die Pferde nicht scheu. – Klix, 58.
*914 Mach' och de Pfare ne wilde! (Hirschberg.)
*915 Mak mi min Pîrd nich schu. – Latendorf I, 228.
In Mecklenburg gegen Grossprahlerei (Renommisterei).
*916 Man kann ein Pferd von ihm kaufen (tauschen), ohne es gesehen zu haben.
Von einem, der sehr viel Vertrauen verdient. Die Römer sagten von einem solchen: Man kann mit ihm im Dunkeln handeln. Dignus, quicum in tenebris mices. (Cicero.) (Faselius, 63.)
*917 Mei Pfard schesst nu vor Pfingsten ne. (Hirschberg.)
Wenn jemand über etwas sehr erschrickt oder erstaunt.
*918 Mein Pferd schlägt dich, hüte dich!
*919 Mit dem lässt sich ein (kein) Pferd mausen. (Sachsen-Altenburg.)
Zur Bezeichnung eines klugen, durchtriebenen, listigen, raffinirten Menschen.
*920 Mit stetigen Pferden zu Acker gehen. – Suringar, CII, 6.
Lat.: Invitos boves plaustro inducere. (Philippi, I, 209.)
*921 Mit weissen Pferden vorausreiten. (Altröm.)
Um zu bezeichnen, dass jemand in einer Sache weit vorzüglicher ist als ein anderer. Sei es, weil man vor alters die weissen Pferde höher schätzte oder weil die Sieger im Triumph mit weissen Pferden zu fahren pflegten, oder weil man weisse Pferde für glücklicher hielt.
*922 Nu, 't steckt up'n Pärd gîn Emmer vull (Pistolen). – Stürenburg, 259b.
Stecken = stecken, stechen, hier aber eigentlich in dem Sinne von: darauf ankommen, darum handeln. Wir sind in dem Handel nicht so weit auseinander, die Differenz ist nicht so gross.
*923 Op en fahl (falben) Perd riën (reiten). (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 73.
*924 Sein eigen Pferd reiten.
Holl.: Hij rijdt zijn eigen paardje. (Harrebomée, II, 164b.)
*925 Sein Pferd neben das Ziel spornen.
Wenn z. B. ein Redner von dem Gegenstande abschweift, den er zu behandeln hat. Vom Wettrennen entlehnt, wo man innerhalb der vorgeschriebenen Grenzen und Linien bleiben musste, sie nicht überschreiten durfte.
*926 Sein Pferd verleihen und zu Fuss gehen.
Holl.: Hij leent zijn paard uit, en gaat zelf te voet. (Harrebomée, II, 164b.)
*927 Sich aufs hohe Pferd setzen.
Frz.: Monter sur ses grands chevaux.
*928 Sit en dull Peard riden. (Westf.)
Sich durch tolle Launen Schaden zuziehen, in Ungelegenheiten kommen.
*929 Sleit dick en lam Pêrd. (Wolfenbüttel.)
*930 Tauses, hast du mein pferdt nit gsehen. – Gruter, I, 66.
*931 Van 'n (vun 't) Perd upp'n Esel kam'n. – Eichwald, 1493; Kern, 594.
„Vom Pferd auff ein Esslein sitzen.“ (Ayrer, II, 1109, 33.)
*932 Vnder den perde henn. – Tappius, 196b.
*933 Vom Pferde auf den Esel kommen. – Henisch, 937, 61; Blum, 145; Bücking, 231; Eiselein, 510; Pistor., IV, 53; Simrock, 7475; Körte, 4766; Körte, 5975; Lohrengel, II, 484; Braun, I, 3278.
Rückwärts kommen, seinen Zustand verschlechtern. Saul ist vom Esel aufs Pferd gekommen, denn wie er die Eselinnen seines Vaters suchte, ist er zum Könige gesalbt worden. (Etwas für Alle; Parömiakon, 2054.) Auch die Armenier sagen: Er steigt vom Pferde ab und setzt sich auf den Esel. (Ausland, 1871, 404b.) Vom Pferd zum Esel. (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 235.)
Mhd.: Biz daz sîn habe kume von dem rosse zu dem stabe. (Renner.) (Zingerle, 123.)
Engl.: Out of Gods blessing into the warm sun. (Masson, 277.)
Frz.: Changer un cheval borgne contre un aveugle. – D'évêque devenir meunier. – De grande table à l'étable. (Kritzinger, 357a.) – Tomber du grenier en cave. (Masson, 277.)
Lat.: Ab equis ad asinos. (Faselius, 3; Wiegand, 824; Apostol., V; Binder II, 23; Seybold, 1; Hanzely, 87; Philippi, I, 2.) – Mandrabuli more res succedit. (Hanzely, 87.) – Wenn die Römer dagegen den Uebergang aus einem schlechtern Zustande in einen bessern bezeichnen wollten, so sagten sie: Ab asinis ad boves transcendere. (Faselius, 3; Philippi, I, 1.) – De toga ad pallium. (Philippi, I, 117.)
*934 Was will denn das Pferd in der Kirche?
In Warschau sagt man jüdisch-deutsch, um ein ähnliches Staunen über etwas, wovon man den Zusammenhang nicht begreift, zu bezeichnen: Wie kümmt der Kaschtan (kastanienbraunes Pferd) in Schülchen Urah (Gesetzbuch) herein? In dem Sinne: Wie kommt das Pferd ins Landrecht? Ein Jude verkaufte einem andern ein kastanienbraunes Pferd und verbürgte dem Käufer die Makellosigkeit desselben. Als später das Pferd krank und mit Fehlern behaftet befunden wurde, lud der Rabbiner den Verkäufer vor sich und verurtheilte denselben nach jüdischem Gesetz (Schulchan Aruch) zu einer Geldstrafe für Betrug; da soll denn der Verurtheilte erstaunt ausgerufen haben: „Aber wie kommt der Kastanienbraune in das Gesetzbuch.“
*935 Wenn der keine schönen Pferde hat, wer soll sie sonst haben.
Es ist nicht zu verwundern, dass reiche Leute auch schöne Sachen haben.
*936 Wie das Pferd beim Hafer leben.
Nach Wunsch und im Ueberfluss.
*937 Zehn Pferde ziehen keinen Strang, wenn er nicht will. – Klix, 58.
*938 Zu solchem Pferde gehört eine solche Striegel.
Ueber „Pferd“ vgl. die sprichwörtlichen Artikel im Globus (VIII, 177) und Fr. Hasenow in den Hausblättern (Stuttgart 1867, S. 454.)
Pferdeapfel.
* Einem Pferdeäpfel auftragen (vorsetzen).
„Wie man die Kinder gewöhnet, dass ihnen Sanct Niklas Pferdeöpffel bescheret, wann sie nicht beten wollen.“ (Luther's Werke, V, 493.)
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