Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 12 Pfeifen ist gut, zur rechten Zeit aufhören, besser. Böhm.: Dobre jest popiskati, a pist'alku za pas dati. (Celakovsky, 83.) Ill.: Dobro je posvirit, i za pas zadjesti. (Celakovsky, 83.) 13 Pfeifen ist leichter als schleifen. - Sprichwörtergarten, 493. Müssiges Herumschlendern kostet nicht so viel Anstrengung als ein bestimmtes Geschäft. 14 Pfeifen thut's, das Maulspitzen (a. d.) nützt nichts. 15 Pfeiffe oder weine, so wird doch nichts darauss. - Lehmann, 767, 5. 16 Van 't Pipen (Pfeifen, Küssen) up de Lippen kümmt Fröndskop unner de Slippen (Schürze). (Westf.) 17 Wer kann pfeiffen, wie mann gern Tantzt, den hört mann gern. - Lehmann, 75, 9. 18 Wer pfeiffen kann, der verkaufft seine pfeiffen am ehrsten. - Lehmann, 851, 6. 19 Wie gepfiffen, so gedanzt. - Schottel, 1120b. 20 Wie man pfeifft, so tantzt man. - Lehmann, 75, 9. Die Russen: Wie gedudelt wird, so tanzt man. (Altmann VI, 444.) Holl.: Niet langer pijp, niet langer dans. (Harrebomee, II, 183b.) *21 Bla (blau) pfeifen. - Lohrengel, II, 25. D. i. sterben. *22 Dat ess em gepeffen. (Bedburg.) Sagt ihm zu, passt in seinen Kram, entspricht seinen Wünschen. *23 Dat pippt bi em ut 't letzt Lock. (S. Timpen.) (Mecklenburg.) - Für Altmark: Danneil, 155. *24 Da zu gehört mehr als pfeifen. *25 Dazu möcht man pfeiffen. - Schuppius, Tract. *26 Du hest gud peipen, satst aunt Raid. (Amrum.) - Haupt, VIII, 366, 250. Du hast gut pfeifen, sitzest im Rohr. *27 Er cha go pfyfe. (Solothurn.) - Schild, 73, 184; Sutermeister, 90. Er ist mit seinem Geschäft, mit seinem Vermögen fertig. *28 Er hot nischt, mit wus zu fafen. (Jüd.-deutsch. Brody.) Er hat nichts mehr, womit er pfeifen soll, d. i. seine Mittel sind zu Ende. *29 Er pfeift aus dem letzten Loche. - Masson, 331; Frischbier2, 2909. Mit seinem Vermögen oder Leben geht's zu Ende. In Schwaben: Er pfeift us em letzta Loch. (Michel, 265.) Von der Ratte in Goethe's Faust, Werke, XII, 69. Frz.: Il est a l'extremite, a l'agonie, aux abois. Poln.: Smierc mu z oczow patrzy. (Masson, 331.) *30 Er pfeift nach dem Winde. (Böhmen.) Richtet sich nach den Umständen, trägt Rechnung. *31 Er pfeift schon die Gottesackerpfeife. Von dem, der sich im letzten Stadium der Schwindsucht befindet. *32 Er pfeift wie ein Rohrfink. Holl.: Hij pijpt als een rietvink. (Harrebomee, II, 220a.) *33 Er (sie, es) pfeift wie eine Kröte, die vom Rade gequetscht wird. *34 Er pfeift wie eine Nachtigall. (Rottenburg.) *35 I pfeif' der drauf. (Ulm.) *36 I pfeif' der was. (Ulm.) *37 I pfeif' drei nei. (Ulm.) Ich will nichts mehr davon. *38 Ich habe sie noch anders pfeifen hören. Meine Erfahrungen reichen noch weiter. *39 Ich pfeife darauf. - Eiselein, 509. *40 Im ist gut zu pfeiffen. - Aventin, CCXXIIb. *41 Nun pfeift1 mein Pferd vor Pfingsten nicht. (Schles.) 1) Euphemistisch für: scheisst. - Wenn jemand über etwas so erstaunt, überrascht ist, dass er gar nichts zu sagen weiss. *42 Pfeifen wie die Leute tanzen. - Parömiakon, 144. So reden und handeln, wie sie es gern haben, sich nach ihren Launen richten. *43 Pfeift, oder ich such' euch nicht! - Eiselein, 509. *44 Sie pfeiffen ihnen selbst zu Tantz. - Sutor, 930. *45 Weder pfeiffen noch geigen können. - Ayrer, IV, 2616, 8. Pfeifenstiel. * Es ist keinen Pfeifenstiel werth. Frz.: Cela ne vaut pas un manche d'etrille. Holl.: Dat is geen pijpensteel waard. (Harrebomee, II, 183b.) Pfeifer. 1 Besser die Pfeifer fehlen als die Tänzer. - Altmann VI, 396. 2 Der Pfeifer findet leicht einen Fiedler. Böhm.: Trefil jonak na jonaka. - Trefil pistec na bubenika. (Celakovsky, 38.) 3 Ein Pfeiffer lobt dess andern reigen nicht. - Petri, II, 218. 4 Ein Pfeiffer macht dem andern wol einen Tantz vmsonst. - Petri, II, 218. 5 Ein schlechter Pfeifer verderbt den Tanz. 6 Es fehlt an guten Pfeifern zum Tanz. 7 Gute Pfeifer, brave Säufer. - Eiselein, 508; Simrock, 9801. 8 In des Pfeifers Haus lernt ein jeder blasen. Holl.: In eens pijpers huis leert een ieder fluiten. (Harrebomee, II, 184a.) 9 Pfeifer, wahr' deine Arbt. - Lohrengel, II, 415. Gib auf deine Arbeit Acht! 10 Sind erst die Pfeifer da, finden sich auch die Tänzer. - Altmann VI, 428. 11 Wer den Pfeiffer dingt, der muss ihm auch lohnen (ihn auch bezahlen). - Lehmann, 19, 43 u. 74, 42. 12 Zwei Pfeifer in einem Wirthshaus thun nicht gut. - Eiselein, 509. Lat.: Duos fures non alit unus saltus. (Binder I, 387; II, 886; Philippi, I, 129; Seybold, 141; Tappius, 404a.) - Duos stultos non sustinet una mensa. (Chaos, 946.) - Una domus non alit duos canos. (Chaos, 406; Seybold, 648.) 13 Zwo Pfeiffer in einem Wirthshauss tügen nichts. - Petri, II, 831. *14 Den Pfeifer (die Zeche) bezahlen müssen. - Eiselein, 508. Pfeifergesicht. * Er hat ein Pfeifergesicht. - Eiselein, 509. Lat.: Usque adeo dulce est devorare non tua. - Vide, otium et cibus quid faciat alienus. (Eiselein, 506.) Pfeifhölderli. * Pfeifhölderli suchen (fahen). Nach Eiselein ist das Wort verdorben aus dem reduplicirten Fifalter, Feifalter, woraus man ebenso ungeschickt Zweifalter gebildet hat. (Geiler's Geistl. Spinnerin, Bog. C, 6b; Luther's Tischr., 280.) Pfeiflein. 1 Das Pfeiflein macht gar süsses Spiel, wenn es den Vogel fangen will. - Gerlach, 139. 2 Das Pfeiflein muss lauten wohl, wenn man Vöglein fangen soll. - Eiselein, 508; Simrock, 7806; Braun, I, 3243. Lat.: Fistula dulce canit, volucrem dum decipit auceps. (Eiselein, 508.) 3 Mit dem Pfeiflein gewonnen, mit dem Trommlein verthan. - Körte, 4732; Braun, I, 3242. *4 Der hat sein Pfeufla g'schniet'n. (Franken.) - Frommann, VI, 322, 310. Hat seinen Vortheil daraus gezogen, auch wol mit dem Nebenbegriff: unter Anwendung nicht erlaubter Mittel und Wege. *5 Ein Pfeiffel umb ein Ross tauschen. *6 Ein Pfüflein vmb ein pfert geben. "Ein kleine zeitliche lust vmb die ewige lust." (Sterbende Kunst, Strasburg 1520, XXXIII, 1b.) *7 Steck' dein Pfeiflein in einen Dreck und fang' an zu singen. Zum schlechten Spielmann. Pfeil. 1 Alle Pfeile treffen nicht. - Gaal, 1242. 2 Besser der Pfeil Jonathan's als der Kuss Joab's. - Winckler, XVII, 77. 3 Besser mit einem schlaffen Pfeile geschossen, als zu scharf gespannt. 4 Der abgedrückte Pfeil kehrt nicht wieder. Lat.: Nescit vox missa reverti. (Horaz.) (Philippi, II, 20.) 5 Der die Pfeile findet und der sie verschiesst, ist einer so gut als der andere. 6 Der eine findet die Pfeile, der andere verschiesst sie. - Eiselein, 509; Braun, I, 3250. 7 Der Pfeil fiedert auch das Meischen wol. - Körte, 4733.
[Spaltenumbruch] 12 Pfeifen ist gut, zur rechten Zeit aufhören, besser. Böhm.: Dobře jest popískati, a píst'alku za pás dáti. (Čelakovský, 83.) Ill.: Dobro je posvírit, i za pas zadjesti. (Čelakovský, 83.) 13 Pfeifen ist leichter als schleifen. – Sprichwörtergarten, 493. Müssiges Herumschlendern kostet nicht so viel Anstrengung als ein bestimmtes Geschäft. 14 Pfeifen thut's, das Maulspitzen (a. d.) nützt nichts. 15 Pfeiffe oder weine, so wird doch nichts darauss. – Lehmann, 767, 5. 16 Van 't Pipen (Pfeifen, Küssen) up de Lippen kümmt Fröndskop unner de Slippen (Schürze). (Westf.) 17 Wer kann pfeiffen, wie mann gern Tantzt, den hört mann gern. – Lehmann, 75, 9. 18 Wer pfeiffen kann, der verkaufft seine pfeiffen am ehrsten. – Lehmann, 851, 6. 19 Wie gepfiffen, so gedanzt. – Schottel, 1120b. 20 Wie man pfeifft, so tantzt man. – Lehmann, 75, 9. Die Russen: Wie gedudelt wird, so tanzt man. (Altmann VI, 444.) Holl.: Niet langer pijp, niet langer dans. (Harrebomée, II, 183b.) *21 Bla (blau) pfeifen. – Lohrengel, II, 25. D. i. sterben. *22 Dat ess em gepeffen. (Bedburg.) Sagt ihm zu, passt in seinen Kram, entspricht seinen Wünschen. *23 Dat pippt bi em ut 't letzt Lock. (S. Timpen.) (Mecklenburg.) – Für Altmark: Danneil, 155. *24 Da zu gehört mehr als pfeifen. *25 Dazu möcht man pfeiffen. – Schuppius, Tract. *26 Du hêst gud pîpen, satst ûnt Râid. (Amrum.) – Haupt, VIII, 366, 250. Du hast gut pfeifen, sitzest im Rohr. *27 Er cha go pfyfe. (Solothurn.) – Schild, 73, 184; Sutermeister, 90. Er ist mit seinem Geschäft, mit seinem Vermögen fertig. *28 Er hot nischt, mit wus zu fafen. (Jüd.-deutsch. Brody.) Er hat nichts mehr, womit er pfeifen soll, d. i. seine Mittel sind zu Ende. *29 Er pfeift aus dem letzten Loche. – Masson, 331; Frischbier2, 2909. Mit seinem Vermögen oder Leben geht's zu Ende. In Schwaben: Er pfeift us em letzta Loch. (Michel, 265.) Von der Ratte in Goethe's Faust, Werke, XII, 69. 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(Čelakovský, 38.) 3 Ein Pfeiffer lobt dess andern reigen nicht. – Petri, II, 218. 4 Ein Pfeiffer macht dem andern wol einen Tantz vmsonst. – Petri, II, 218. 5 Ein schlechter Pfeifer verderbt den Tanz. 6 Es fehlt an guten Pfeifern zum Tanz. 7 Gute Pfeifer, brave Säufer. – Eiselein, 508; Simrock, 9801. 8 In des Pfeifers Haus lernt ein jeder blasen. Holl.: In eens pijpers huis leert een ieder fluiten. (Harrebomée, II, 184a.) 9 Pfeifer, wahr' deine Arbt. – Lohrengel, II, 415. Gib auf deine Arbeit Acht! 10 Sind erst die Pfeifer da, finden sich auch die Tänzer. – Altmann VI, 428. 11 Wer den Pfeiffer dingt, der muss ihm auch lohnen (ihn auch bezahlen). – Lehmann, 19, 43 u. 74, 42. 12 Zwei Pfeifer in einem Wirthshaus thun nicht gut. – Eiselein, 509. Lat.: Duos fures non alit unus saltus. (Binder I, 387; II, 886; Philippi, I, 129; Seybold, 141; Tappius, 404a.) – Duos stultos non sustinet una mensa. (Chaos, 946.) – Una domus non alit duos canos. 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12 Pfeifen ist gut, zur rechten Zeit aufhören, besser.
Böhm.: Dobře jest popískati, a píst'alku za pás dáti. (Čelakovský, 83.)
Ill.: Dobro je posvírit, i za pas zadjesti. (Čelakovský, 83.)
13 Pfeifen ist leichter als schleifen. – Sprichwörtergarten, 493.
Müssiges Herumschlendern kostet nicht so viel Anstrengung als ein bestimmtes Geschäft.
14 Pfeifen thut's, das Maulspitzen (a. d.) nützt nichts.
15 Pfeiffe oder weine, so wird doch nichts darauss. – Lehmann, 767, 5.
16 Van 't Pipen (Pfeifen, Küssen) up de Lippen kümmt Fröndskop unner de Slippen (Schürze). (Westf.)
17 Wer kann pfeiffen, wie mann gern Tantzt, den hört mann gern. – Lehmann, 75, 9.
18 Wer pfeiffen kann, der verkaufft seine pfeiffen am ehrsten. – Lehmann, 851, 6.
19 Wie gepfiffen, so gedanzt. – Schottel, 1120b.
20 Wie man pfeifft, so tantzt man. – Lehmann, 75, 9.
Die Russen: Wie gedudelt wird, so tanzt man. (Altmann VI, 444.)
Holl.: Niet langer pijp, niet langer dans. (Harrebomée, II, 183b.)
*21 Bla (blau) pfeifen. – Lohrengel, II, 25.
D. i. sterben.
*22 Dat ess em gepeffen. (Bedburg.)
Sagt ihm zu, passt in seinen Kram, entspricht seinen Wünschen.
*23 Dat pippt bi em ut 't letzt Lock. (S. Timpen.) (Mecklenburg.) – Für Altmark: Danneil, 155.
*24 Da zu gehört mehr als pfeifen.
*25 Dazu möcht man pfeiffen. – Schuppius, Tract.
*26 Du hêst gud pîpen, satst ûnt Râid. (Amrum.) – Haupt, VIII, 366, 250.
Du hast gut pfeifen, sitzest im Rohr.
*27 Er cha go pfyfe. (Solothurn.) – Schild, 73, 184; Sutermeister, 90.
Er ist mit seinem Geschäft, mit seinem Vermögen fertig.
*28 Er hot nischt, mit wus zu fafen. (Jüd.-deutsch. Brody.)
Er hat nichts mehr, womit er pfeifen soll, d. i. seine Mittel sind zu Ende.
*29 Er pfeift aus dem letzten Loche. – Masson, 331; Frischbier2, 2909.
Mit seinem Vermögen oder Leben geht's zu Ende. In Schwaben: Er pfeift us em letzta Loch. (Michel, 265.) Von der Ratte in Goethe's Faust, Werke, XII, 69.
Frz.: Il est à l'extrémité, à l'agonie, aux abois.
Poln.: Smiérć mu z oczów patrzy. (Masson, 331.)
*30 Er pfeift nach dem Winde. (Böhmen.)
Richtet sich nach den Umständen, trägt Rechnung.
*31 Er pfeift schon die Gottesackerpfeife.
Von dem, der sich im letzten Stadium der Schwindsucht befindet.
*32 Er pfeift wie ein Rohrfink.
Holl.: Hij pijpt als een rietvink. (Harrebomée, II, 220a.)
*33 Er (sie, es) pfeift wie eine Kröte, die vom Rade gequetscht wird.
*34 Er pfeift wie eine Nachtigall. (Rottenburg.)
*35 I pfeif' der drauf. (Ulm.)
*36 I pfeif' der was. (Ulm.)
*37 I pfeif' drei nei. (Ulm.)
Ich will nichts mehr davon.
*38 Ich habe sie noch anders pfeifen hören.
Meine Erfahrungen reichen noch weiter.
*39 Ich pfeife darauf. – Eiselein, 509.
*40 Im ist gut zu pfeiffen. – Aventin, CCXXIIb.
*41 Nun pfeift1 mein Pferd vor Pfingsten nicht. (Schles.)
1) Euphemistisch für: scheisst. – Wenn jemand über etwas so erstaunt, überrascht ist, dass er gar nichts zu sagen weiss.
*42 Pfeifen wie die Leute tanzen. – Parömiakon, 144.
So reden und handeln, wie sie es gern haben, sich nach ihren Launen richten.
*43 Pfeift, oder ich such' euch nicht! – Eiselein, 509.
*44 Sie pfeiffen ihnen selbst zu Tantz. – Sutor, 930.
*45 Weder pfeiffen noch geigen können. – Ayrer, IV, 2616, 8.
Pfeifenstiel.
* Es ist keinen Pfeifenstiel werth.
Frz.: Cela ne vaut pas un manche d'étrille.
Holl.: Dat is geen pijpensteel waard. (Harrebomée, II, 183b.)
Pfeifer.
1 Besser die Pfeifer fehlen als die Tänzer. – Altmann VI, 396.
2 Der Pfeifer findet leicht einen Fiedler.
Böhm.: Trefil jonák na jonáka. – Trefil pištec na bubeníka. (Čelakovský, 38.)
3 Ein Pfeiffer lobt dess andern reigen nicht. – Petri, II, 218.
4 Ein Pfeiffer macht dem andern wol einen Tantz vmsonst. – Petri, II, 218.
5 Ein schlechter Pfeifer verderbt den Tanz.
6 Es fehlt an guten Pfeifern zum Tanz.
7 Gute Pfeifer, brave Säufer. – Eiselein, 508; Simrock, 9801.
8 In des Pfeifers Haus lernt ein jeder blasen.
Holl.: In eens pijpers huis leert een ieder fluiten. (Harrebomée, II, 184a.)
9 Pfeifer, wahr' deine Arbt. – Lohrengel, II, 415.
Gib auf deine Arbeit Acht!
10 Sind erst die Pfeifer da, finden sich auch die Tänzer. – Altmann VI, 428.
11 Wer den Pfeiffer dingt, der muss ihm auch lohnen (ihn auch bezahlen). – Lehmann, 19, 43 u. 74, 42.
12 Zwei Pfeifer in einem Wirthshaus thun nicht gut. – Eiselein, 509.
Lat.: Duos fures non alit unus saltus. (Binder I, 387; II, 886; Philippi, I, 129; Seybold, 141; Tappius, 404a.) – Duos stultos non sustinet una mensa. (Chaos, 946.) – Una domus non alit duos canos. (Chaos, 406; Seybold, 648.)
13 Zwo Pfeiffer in einem Wirthshauss tügen nichts. – Petri, II, 831.
*14 Den Pfeifer (die Zeche) bezahlen müssen. – Eiselein, 508.
Pfeifergesicht.
* Er hat ein Pfeifergesicht. – Eiselein, 509.
Lat.: Usque adeo dulce est devorare non tua. – Vide, otium et cibus quid faciat alienus. (Eiselein, 506.)
Pfeifhölderli.
* Pfeifhölderli suchen (fahen).
Nach Eiselein ist das Wort verdorben aus dem reduplicirten Fifalter, Feifalter, woraus man ebenso ungeschickt Zweifalter gebildet hat. (Geiler's Geistl. Spinnerin, Bog. C, 6b; Luther's Tischr., 280.)
Pfeiflein.
1 Das Pfeiflein macht gar süsses Spiel, wenn es den Vogel fangen will. – Gerlach, 139.
2 Das Pfeiflein muss lauten wohl, wenn man Vöglein fangen soll. – Eiselein, 508; Simrock, 7806; Braun, I, 3243.
Lat.: Fistula dulce canit, volucrem dum decipit auceps. (Eiselein, 508.)
3 Mit dem Pfeiflein gewonnen, mit dem Trommlein verthan. – Körte, 4732; Braun, I, 3242.
*4 Der hat sein Pfeufla g'schniet'n. (Franken.) – Frommann, VI, 322, 310.
Hat seinen Vortheil daraus gezogen, auch wol mit dem Nebenbegriff: unter Anwendung nicht erlaubter Mittel und Wege.
*5 Ein Pfeiffel umb ein Ross tauschen.
*6 Ein Pfüflein vmb ein pfert geben.
„Ein kleine zeitliche lust vmb die ewige lust.“ (Sterbende Kunst, Strasburg 1520, XXXIII, 1b.)
*7 Steck' dein Pfeiflein in einen Dreck und fang' an zu singen.
Zum schlechten Spielmann.
Pfeil.
1 Alle Pfeile treffen nicht. – Gaal, 1242.
2 Besser der Pfeil Jonathan's als der Kuss Joab's. – Winckler, XVII, 77.
3 Besser mit einem schlaffen Pfeile geschossen, als zu scharf gespannt.
4 Der abgedrückte Pfeil kehrt nicht wieder.
Lat.: Nescit vox missa reverti. (Horaz.) (Philippi, II, 20.)
5 Der die Pfeile findet und der sie verschiesst, ist einer so gut als der andere.
6 Der eine findet die Pfeile, der andere verschiesst sie. – Eiselein, 509; Braun, I, 3250.
7 Der Pfeil fiedert auch das Meischen wol. – Körte, 4733.
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Zitationshilfe: | Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [631]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/645>, abgerufen am 22.02.2025. |