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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] zu schreiben, da zogen sie die Pfeifen ein, und ich war länger, als drei Jahr ganz verlassen, und reichete mir niemand die Hand, sondern jederman lies mich verzappeln mit den Papisten." (Luther.)

*45 Doah mauss ma de Pfeife eiziehn. (Hirschberg.)

*46 E lange Peip on en schnoddrige Näs. - Frischbier, 570; Frischbier2, 2907.

*47 Eine Pfeife um ein Ross geben. - Seybold, 442.

Ein kleines Geschenk geben, um ein grosses zu bekommen.

Frz.: Donner un oeuf pour avoir un boeuf.

*48 Emm geit de Peip ut. - Frischbier, 569; Frischbier2, 2908.

Die Geduld, das Vermögen, Leben geht zu Ende.

*49 Er hat seine Pfeife eingesteckt.

Schwed.: Han stak sin pipa i stäcken. (Grubb, 307.)

*50 Er hat seine Pfeife zerbrochen.

Ist gestorben. Bei Rodenberg (Paris bei Sonnenschein und Lampenlicht, Leipzig 1867, S. 357) heisst es: "Das Wörterbuch von >Californien< (der Name eines Speiselokals, in dem Bettler, Diebe, Lumpensammler, Arbeiter, Soldaten ihre Mahlzeit nehmen) ist besonders reich an Ausdrücken, die dem sittlichen Standpunkte dieser Gäste entsprechen, wie auch ihrer Anschauungs- und Sprechweise. Um auszudrücken, dass jemand gestorben sei, sagen sie: Er hat geklatscht. Er ist geflohen. Er hat den Geschmack des Brotes verloren. Er hat seine Zunge verschluckt. Er hat sich in Breter gekleidet. Er ist fortgeschlüpft. Er hat den Ball von der Bande abgespielt (vom Billardspiel entlehnt). Er hat seine Seele ausgespien." (S. Empfehlen und Petrus 23.)

Holl.: Hij is naar Rotterdam. (Harrebomee, II, 231b.)

*51 Er hat seine Pfeife zu theuer bezahlt.

Dies Sprichwort verdankt Franklin seine Entstehung, der als Knabe eine kleine Pfeife kaufte, und viermal so viel gab, als sie werth war. Auch von Vergnügungen, die man zu theuer bezahlt. Vortrefflich wendet es Franklin auf mannichfache Lebensverhältnisse in seinem Armen Richard, den er als Buchdrucker in Philadelphia schrieb, an. Sah er z. B. einen Ehrgeizigen, der, um sich die Volksgunst zu erwerben, unaufhörlich sich der öffentlichen Streitigkeiten annahm, so sagte er: "Der bezahlt seine Pfeife offenbar zu theuer." (Vgl. auch Bresl. Erzähler, 1806.)

*52 Er hat sich Pfeifen geschnitten. - Mayer, I, 68.

In dem Sinne: den Beutel gespickt. In Bezug auf Vortheile beim Einkaufe, indem man vom üblichen Preise abdingt, vom Marktgelde heimlich zurückbehält, Schwänzelpfennige macht u. s. w. "Er kann jm ein pfeiff schneiden, weyl er im rhor sitzt." (Mathesius, Postilla, II, CCXVIIIa.)

Frz.: Avoir l'anse du panier. - Fair son aoaut. - Il a mis bien de la paille en ( oder: dans) ses souliers. (Kritzinger, 29b, 30a u. 499a.)

*53 Er muss nach meiner Pfeife tanzen. - Mayer, II, 222.

Sich ganz nach meinem Willen richten. "Gar keinen Ball besucht er? Ich begreife; er tanzt daheim nach seiner Gattin Pfeife." (Witzfunken, VIIIa, 79.) "Wo sie vns Beid allhie ergreiffen; müssen wir tanzen nach jrer pfeiffen." - "Vnd macht zum Narrn den armen Frantzen, das er muss nach seiner Pfeiffe tantzen." (Waldis, II, 39, 11; IV, 81.) "Feile Schriftsteller tanzen nach der Pfeife des Aristokratismus." (Briefe aus Berlin, I.) In Bedburg: Dä muss noh senger Peif dangssen.

Frz.: Cet homme est du bois dont on fait la flaute. - Mener quelqu'un par le bec.

Lat.: Accommodabo te ad ingenium meum. (Seybold, 30.)

*54 Er muss seine Pfeife einstecken.

Muss schweigen.

*55 Er schneidet Pfeifen, weil er im Rohr sitzt. - Schottel, 1118a.

*56 Er wird dabei seine Pfeife schneiden. - Klix, 58.

*57 Es soll alles nach seiner Pfeife tanzen.

In Pommern: Allt schall na siner Pipe danzen. (Dähnert, 349b.) "Mein Weib ist eine gute Seele, nach meiner Pfeife tanzet sie; doch dann nur, wenn die Melodie ich ganz nach ihrem Wunsche wähle." (Witzfunken, VIIIa, 36.)

Engl.: To dance to every man's pipe.

Holl.: Hij moet naar zijne pijpen dansen. (Harrebomee, II, 183.)

*58 Ich will ihn schon nach meiner Pfeife tanzen lehren. - Eiselein, 508; für Franken: Frommann, VI, 322, 309.

Lat.: Accommodabo te ad ingenium meum. (Philippi, I, 5.)

*59 Jemand auf eine Pfeife Taback geben. - Parömiakon, 1270.

Ihn (bestechungsweise) beschenken.

*60 Man muss Pfeifen schneiden, so lange Saft in den Weiden ist. - Glaubrecht, Erzählungen für das Volk, 141.

[Spaltenumbruch] *61 Mir ist die Pfeife erlegen. - Eiselein, 508.

Ich habe es nicht erreicht, ich bin besiegt worden. (S. Schanze.)

*62 Mit allen Pfeifen. - Eiselein, 508.

Lat.: Toto organo. (Eiselein, 508.)

*63 Nach der Pfeife ist gut tanzen.

Der Ton liegt auf der.

*64 Nach der Pfeife soll man tanzen. - Körte, 4732a; Eiselein, 508.

"Hier ruhet, der auf jedem Balle als Tonangeber stets florirt, als Spieler manche Bank geziert, nach seiner Pfeife tanzten alle. Was ich noch sagen muss, er war des Städtleins Musikus." (Witzfunken, IIb, 17.) Bei Tunnicius (12, 834); Na der pypen sal men dansen. (Ut calami resonant, sic est ducenda chorea.)

Holl.: Nae der pipen sal men dansen. (Tunn., 20, 16.)

Lat.: Ad sonitum Musae ducuntur saepe choreae. (Binder II, 66; Fallersleben, 557; Gartner, 89; Sutor, 294.) - Ad tibias choream ducimus. (Eiselein, 508.)

*65 Nach dieser Pfeife muss ein jeder (man) tanzen. - Eiselein, 508; Parömiakon, 1844.

In der Bedeutung: Jeder muss sterben.

*66 Nach jeder (jedermanns) Pfeife tanzen. - Eiselein, 508; Lohrengel, II, 396.

Engl.: To dance to every man's pipe or whistle. (Bohn II, 156.)

*67 Nach seiner Pfeife tanzen und nach seinem Tanze pfeifen. - Chaos, 36.

"Nach seiner Pfeife tantzen." "Nach eines Pfeife tantzen." (Theatrum Diabolorum, 64b u. 423b.) Steck die Pfeife in Sack, nimm den Löffel in die Hand. (Der Einsiedler, Stuttgart 1846, S. 282.)

*68 Pfeifen schneiden. - Birlinger, 966.

*69 Se het de Puipen innen Sack steäken. (Sauerland.)

Die Musikanten haben aufgehört, das Spiel ist zu Ende.

*70 Seine Pfeife geht aus.

Seine Geduld reisst.

*71 Seine Pfeife im Sack behalten.

Schweig, behalt die Pfeif' im Sack. (Ueber Land und Meer, Stuttgart 1862, 274c.)

*72 Steck die Pfeife in Sack, nimm den Löffel in die Hand. - Der Einsiedler (Stuttgart 1846), S. 282.

*73 Wenn er keine andere Pfeife hat, so sind seine Hunde verloren.

Er verliert die Sache, wenn es ihm an bessern Mitteln fehlt.


Pfeifen.

1 Aufs Pfeifen und aufs Singen gehört ein fröhlich Springen. - Petri, II, 26; Henisch, 1250, 15.

2 Dem ist leicht zu pfeifen, der Lust zu tanzen hat. - Parömiakon, 1501.

Bei Tunnicius (57, 602): Em is lichte genoch gepepen de gerne danset. (Non calamos poscit gaudens duxisse choream.)

3 Der muss nicht pfeifen wollen, der den Mund nicht spitzen kann.

Man muss nichts thun wollen, wozu die Natur die Anlagen versagt hat oder wie die Alten sagten, der Minerva zum Trotz.

Engl.: He can ill pipe that wants his upper lip. (Bohn II, 124.)

It.: In forno caldo non puo crescer herba.

Lat.: Tu nihil invita dices faciesve Minerva. (Horaz.) (Philippi, II, 226.)

4 Erst gepfiffen, dann gesungen.

Die Neger in Surinam sagen: Pfeifen ist der Anfang zum Singen, um auszudrücken: Ich weiss schon, was kommen wird, wo du hinaus willst.

5 Es ist übel pfeifen, wenn man keine Oberlefzen hat. - Winckler, IX, 27.

6 Es ist vergeblich pfeifen, wenn niemand tanzen will.

Schwed.: Fafängt pipa nar ingen vil danza. (Grubb, 225.)

7 Man kan manchen weder mit pfeiffen noch weinen gewinnen. - Lehmann, 767, 5.

8 Man kann nicht pfeifen und geigen aus einem Athem. (Rottenburg.)

9 Man kann nicht zu gleicher Zeit pfeifen und trinken.

It.: Non si puo ad un tempo bere e fischiare. (Bohn I, 114.)

10 Manches wird besser gepfiffen als gesagt. - Eiselein, 226; Simrock, 3416.

11 Nicht alles was pfeift, ist ein Vogel. - Parömiakon, 1727.

[Spaltenumbruch] zu schreiben, da zogen sie die Pfeifen ein, und ich war länger, als drei Jahr ganz verlassen, und reichete mir niemand die Hand, sondern jederman lies mich verzappeln mit den Papisten.“ (Luther.)

*45 Doah mûss ma de Pfeife eiziehn. (Hirschberg.)

*46 E lange Pîp on en schnoddrige Näs.Frischbier, 570; Frischbier2, 2907.

*47 Eine Pfeife um ein Ross geben.Seybold, 442.

Ein kleines Geschenk geben, um ein grosses zu bekommen.

Frz.: Donner un œuf pour avoir un bœuf.

*48 Emm geit de Pîp ut.Frischbier, 569; Frischbier2, 2908.

Die Geduld, das Vermögen, Leben geht zu Ende.

*49 Er hat seine Pfeife eingesteckt.

Schwed.: Han stak sin pipa i stäcken. (Grubb, 307.)

*50 Er hat seine Pfeife zerbrochen.

Ist gestorben. Bei Rodenberg (Paris bei Sonnenschein und Lampenlicht, Leipzig 1867, S. 357) heisst es: „Das Wörterbuch von ›Californien‹ (der Name eines Speiselokals, in dem Bettler, Diebe, Lumpensammler, Arbeiter, Soldaten ihre Mahlzeit nehmen) ist besonders reich an Ausdrücken, die dem sittlichen Standpunkte dieser Gäste entsprechen, wie auch ihrer Anschauungs- und Sprechweise. Um auszudrücken, dass jemand gestorben sei, sagen sie: Er hat geklatscht. Er ist geflohen. Er hat den Geschmack des Brotes verloren. Er hat seine Zunge verschluckt. Er hat sich in Breter gekleidet. Er ist fortgeschlüpft. Er hat den Ball von der Bande abgespielt (vom Billardspiel entlehnt). Er hat seine Seele ausgespien.“ (S. Empfehlen und Petrus 23.)

Holl.: Hij is naar Rotterdam. (Harrebomée, II, 231b.)

*51 Er hat seine Pfeife zu theuer bezahlt.

Dies Sprichwort verdankt Franklin seine Entstehung, der als Knabe eine kleine Pfeife kaufte, und viermal so viel gab, als sie werth war. Auch von Vergnügungen, die man zu theuer bezahlt. Vortrefflich wendet es Franklin auf mannichfache Lebensverhältnisse in seinem Armen Richard, den er als Buchdrucker in Philadelphia schrieb, an. Sah er z. B. einen Ehrgeizigen, der, um sich die Volksgunst zu erwerben, unaufhörlich sich der öffentlichen Streitigkeiten annahm, so sagte er: „Der bezahlt seine Pfeife offenbar zu theuer.“ (Vgl. auch Bresl. Erzähler, 1806.)

*52 Er hat sich Pfeifen geschnitten.Mayer, I, 68.

In dem Sinne: den Beutel gespickt. In Bezug auf Vortheile beim Einkaufe, indem man vom üblichen Preise abdingt, vom Marktgelde heimlich zurückbehält, Schwänzelpfennige macht u. s. w. „Er kann jm ein pfeiff schneiden, weyl er im rhor sitzt.“ (Mathesius, Postilla, II, CCXVIIIa.)

Frz.: Avoir l'anse du panier. – Fair son août. – Il a mis bien de la paille en ( oder: dans) ses souliers. (Kritzinger, 29b, 30a u. 499a.)

*53 Er muss nach meiner Pfeife tanzen.Mayer, II, 222.

Sich ganz nach meinem Willen richten. „Gar keinen Ball besucht er? Ich begreife; er tanzt daheim nach seiner Gattin Pfeife.“ (Witzfunken, VIIIa, 79.) „Wo sie vns Beid allhie ergreiffen; müssen wir tanzen nach jrer pfeiffen.“ – „Vnd macht zum Narrn den armen Frantzen, das er muss nach seiner Pfeiffe tantzen.“ (Waldis, II, 39, 11; IV, 81.) „Feile Schriftsteller tanzen nach der Pfeife des Aristokratismus.“ (Briefe aus Berlin, I.) In Bedburg: Dä muss noh senger Pîf dangssen.

Frz.: Cet homme est du bois dont on fait la flûte. – Mener quelqu'un par le bec.

Lat.: Accommodabo te ad ingenium meum. (Seybold, 30.)

*54 Er muss seine Pfeife einstecken.

Muss schweigen.

*55 Er schneidet Pfeifen, weil er im Rohr sitzt.Schottel, 1118a.

*56 Er wird dabei seine Pfeife schneiden.Klix, 58.

*57 Es soll alles nach seiner Pfeife tanzen.

In Pommern: Allt schall na siner Pipe danzen. (Dähnert, 349b.) „Mein Weib ist eine gute Seele, nach meiner Pfeife tanzet sie; doch dann nur, wenn die Melodie ich ganz nach ihrem Wunsche wähle.“ (Witzfunken, VIIIa, 36.)

Engl.: To dance to every man's pipe.

Holl.: Hij moet naar zijne pijpen dansen. (Harrebomée, II, 183.)

*58 Ich will ihn schon nach meiner Pfeife tanzen lehren.Eiselein, 508; für Franken: Frommann, VI, 322, 309.

Lat.: Accommodabo te ad ingenium meum. (Philippi, I, 5.)

*59 Jemand auf eine Pfeife Taback geben.Parömiakon, 1270.

Ihn (bestechungsweise) beschenken.

*60 Man muss Pfeifen schneiden, so lange Saft in den Weiden ist.Glaubrecht, Erzählungen für das Volk, 141.

[Spaltenumbruch] *61 Mir ist die Pfeife erlegen.Eiselein, 508.

Ich habe es nicht erreicht, ich bin besiegt worden. (S. Schanze.)

*62 Mit allen Pfeifen.Eiselein, 508.

Lat.: Toto organo. (Eiselein, 508.)

*63 Nach der Pfeife ist gut tanzen.

Der Ton liegt auf der.

*64 Nach der Pfeife soll man tanzen.Körte, 4732a; Eiselein, 508.

„Hier ruhet, der auf jedem Balle als Tonangeber stets florirt, als Spieler manche Bank geziert, nach seiner Pfeife tanzten alle. Was ich noch sagen muss, er war des Städtleins Musikus.“ (Witzfunken, IIb, 17.) Bei Tunnicius (12, 834); Na der pypen sal men dansen. (Ut calami resonant, sic est ducenda chorea.)

Holl.: Nae der pipen sal men dansen. (Tunn., 20, 16.)

Lat.: Ad sonitum Musae ducuntur saepe choreae. (Binder II, 66; Fallersleben, 557; Gartner, 89; Sutor, 294.) – Ad tibias choream ducimus. (Eiselein, 508.)

*65 Nach dieser Pfeife muss ein jeder (man) tanzen.Eiselein, 508; Parömiakon, 1844.

In der Bedeutung: Jeder muss sterben.

*66 Nach jeder (jedermanns) Pfeife tanzen.Eiselein, 508; Lohrengel, II, 396.

Engl.: To dance to every man's pipe or whistle. (Bohn II, 156.)

*67 Nach seiner Pfeife tanzen und nach seinem Tanze pfeifen.Chaos, 36.

„Nach seiner Pfeife tantzen.“ „Nach eines Pfeife tantzen.“ (Theatrum Diabolorum, 64b u. 423b.) Steck die Pfeife in Sack, nimm den Löffel in die Hand. (Der Einsiedler, Stuttgart 1846, S. 282.)

*68 Pfeifen schneiden.Birlinger, 966.

*69 Se het de Puipen innen Sack steäken. (Sauerland.)

Die Musikanten haben aufgehört, das Spiel ist zu Ende.

*70 Seine Pfeife geht aus.

Seine Geduld reisst.

*71 Seine Pfeife im Sack behalten.

Schweig, behalt die Pfeif' im Sack. (Ueber Land und Meer, Stuttgart 1862, 274c.)

*72 Steck die Pfeife in Sack, nimm den Löffel in die Hand.Der Einsiedler (Stuttgart 1846), S. 282.

*73 Wenn er keine andere Pfeife hat, so sind seine Hunde verloren.

Er verliert die Sache, wenn es ihm an bessern Mitteln fehlt.


Pfeifen.

1 Aufs Pfeifen und aufs Singen gehört ein fröhlich Springen.Petri, II, 26; Henisch, 1250, 15.

2 Dem ist leicht zu pfeifen, der Lust zu tanzen hat.Parömiakon, 1501.

Bei Tunnicius (57, 602): Êm is lichte genôch gepepen de gêrne danset. (Non calamos poscit gaudens duxisse choream.)

3 Der muss nicht pfeifen wollen, der den Mund nicht spitzen kann.

Man muss nichts thun wollen, wozu die Natur die Anlagen versagt hat oder wie die Alten sagten, der Minerva zum Trotz.

Engl.: He can ill pipe that wants his upper lip. (Bohn II, 124.)

It.: In forno caldo non può crescer herba.

Lat.: Tu nihil invita dices faciesve Minerva. (Horaz.) (Philippi, II, 226.)

4 Erst gepfiffen, dann gesungen.

Die Neger in Surinam sagen: Pfeifen ist der Anfang zum Singen, um auszudrücken: Ich weiss schon, was kommen wird, wo du hinaus willst.

5 Es ist übel pfeifen, wenn man keine Oberlefzen hat.Winckler, IX, 27.

6 Es ist vergeblich pfeifen, wenn niemand tanzen will.

Schwed.: Fåfängt pipa når ingen vil danza. (Grubb, 225.)

7 Man kan manchen weder mit pfeiffen noch weinen gewinnen.Lehmann, 767, 5.

8 Man kann nicht pfeifen und geigen aus einem Athem. (Rottenburg.)

9 Man kann nicht zu gleicher Zeit pfeifen und trinken.

It.: Non si può ad un tempo bere e fischiare. (Bohn I, 114.)

10 Manches wird besser gepfiffen als gesagt.Eiselein, 226; Simrock, 3416.

11 Nicht alles was pfeift, ist ein Vogel.Parömiakon, 1727.

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[[630]/0644] zu schreiben, da zogen sie die Pfeifen ein, und ich war länger, als drei Jahr ganz verlassen, und reichete mir niemand die Hand, sondern jederman lies mich verzappeln mit den Papisten.“ (Luther.) *45 Doah mûss ma de Pfeife eiziehn. (Hirschberg.) *46 E lange Pîp on en schnoddrige Näs. – Frischbier, 570; Frischbier2, 2907. *47 Eine Pfeife um ein Ross geben. – Seybold, 442. Ein kleines Geschenk geben, um ein grosses zu bekommen. Frz.: Donner un œuf pour avoir un bœuf. *48 Emm geit de Pîp ut. – Frischbier, 569; Frischbier2, 2908. Die Geduld, das Vermögen, Leben geht zu Ende. *49 Er hat seine Pfeife eingesteckt. Schwed.: Han stak sin pipa i stäcken. (Grubb, 307.) *50 Er hat seine Pfeife zerbrochen. Ist gestorben. Bei Rodenberg (Paris bei Sonnenschein und Lampenlicht, Leipzig 1867, S. 357) heisst es: „Das Wörterbuch von ›Californien‹ (der Name eines Speiselokals, in dem Bettler, Diebe, Lumpensammler, Arbeiter, Soldaten ihre Mahlzeit nehmen) ist besonders reich an Ausdrücken, die dem sittlichen Standpunkte dieser Gäste entsprechen, wie auch ihrer Anschauungs- und Sprechweise. Um auszudrücken, dass jemand gestorben sei, sagen sie: Er hat geklatscht. Er ist geflohen. Er hat den Geschmack des Brotes verloren. Er hat seine Zunge verschluckt. Er hat sich in Breter gekleidet. Er ist fortgeschlüpft. Er hat den Ball von der Bande abgespielt (vom Billardspiel entlehnt). Er hat seine Seele ausgespien.“ (S. Empfehlen und Petrus 23.) Holl.: Hij is naar Rotterdam. (Harrebomée, II, 231b.) *51 Er hat seine Pfeife zu theuer bezahlt. Dies Sprichwort verdankt Franklin seine Entstehung, der als Knabe eine kleine Pfeife kaufte, und viermal so viel gab, als sie werth war. Auch von Vergnügungen, die man zu theuer bezahlt. Vortrefflich wendet es Franklin auf mannichfache Lebensverhältnisse in seinem Armen Richard, den er als Buchdrucker in Philadelphia schrieb, an. Sah er z. B. einen Ehrgeizigen, der, um sich die Volksgunst zu erwerben, unaufhörlich sich der öffentlichen Streitigkeiten annahm, so sagte er: „Der bezahlt seine Pfeife offenbar zu theuer.“ (Vgl. auch Bresl. Erzähler, 1806.) *52 Er hat sich Pfeifen geschnitten. – Mayer, I, 68. In dem Sinne: den Beutel gespickt. In Bezug auf Vortheile beim Einkaufe, indem man vom üblichen Preise abdingt, vom Marktgelde heimlich zurückbehält, Schwänzelpfennige macht u. s. w. „Er kann jm ein pfeiff schneiden, weyl er im rhor sitzt.“ (Mathesius, Postilla, II, CCXVIIIa.) Frz.: Avoir l'anse du panier. – Fair son août. – Il a mis bien de la paille en ( oder: dans) ses souliers. (Kritzinger, 29b, 30a u. 499a.) *53 Er muss nach meiner Pfeife tanzen. – Mayer, II, 222. Sich ganz nach meinem Willen richten. „Gar keinen Ball besucht er? Ich begreife; er tanzt daheim nach seiner Gattin Pfeife.“ (Witzfunken, VIIIa, 79.) „Wo sie vns Beid allhie ergreiffen; müssen wir tanzen nach jrer pfeiffen.“ – „Vnd macht zum Narrn den armen Frantzen, das er muss nach seiner Pfeiffe tantzen.“ (Waldis, II, 39, 11; IV, 81.) „Feile Schriftsteller tanzen nach der Pfeife des Aristokratismus.“ (Briefe aus Berlin, I.) In Bedburg: Dä muss noh senger Pîf dangssen. Frz.: Cet homme est du bois dont on fait la flûte. – Mener quelqu'un par le bec. Lat.: Accommodabo te ad ingenium meum. (Seybold, 30.) *54 Er muss seine Pfeife einstecken. Muss schweigen. *55 Er schneidet Pfeifen, weil er im Rohr sitzt. – Schottel, 1118a. *56 Er wird dabei seine Pfeife schneiden. – Klix, 58. *57 Es soll alles nach seiner Pfeife tanzen. In Pommern: Allt schall na siner Pipe danzen. (Dähnert, 349b.) „Mein Weib ist eine gute Seele, nach meiner Pfeife tanzet sie; doch dann nur, wenn die Melodie ich ganz nach ihrem Wunsche wähle.“ (Witzfunken, VIIIa, 36.) Engl.: To dance to every man's pipe. Holl.: Hij moet naar zijne pijpen dansen. (Harrebomée, II, 183.) *58 Ich will ihn schon nach meiner Pfeife tanzen lehren. – Eiselein, 508; für Franken: Frommann, VI, 322, 309. Lat.: Accommodabo te ad ingenium meum. (Philippi, I, 5.) *59 Jemand auf eine Pfeife Taback geben. – Parömiakon, 1270. Ihn (bestechungsweise) beschenken. *60 Man muss Pfeifen schneiden, so lange Saft in den Weiden ist. – Glaubrecht, Erzählungen für das Volk, 141. *61 Mir ist die Pfeife erlegen. – Eiselein, 508. Ich habe es nicht erreicht, ich bin besiegt worden. (S. Schanze.) *62 Mit allen Pfeifen. – Eiselein, 508. Lat.: Toto organo. (Eiselein, 508.) *63 Nach der Pfeife ist gut tanzen. Der Ton liegt auf der. *64 Nach der Pfeife soll man tanzen. – Körte, 4732a; Eiselein, 508. „Hier ruhet, der auf jedem Balle als Tonangeber stets florirt, als Spieler manche Bank geziert, nach seiner Pfeife tanzten alle. Was ich noch sagen muss, er war des Städtleins Musikus.“ (Witzfunken, IIb, 17.) Bei Tunnicius (12, 834); Na der pypen sal men dansen. (Ut calami resonant, sic est ducenda chorea.) Holl.: Nae der pipen sal men dansen. (Tunn., 20, 16.) Lat.: Ad sonitum Musae ducuntur saepe choreae. (Binder II, 66; Fallersleben, 557; Gartner, 89; Sutor, 294.) – Ad tibias choream ducimus. (Eiselein, 508.) *65 Nach dieser Pfeife muss ein jeder (man) tanzen. – Eiselein, 508; Parömiakon, 1844. In der Bedeutung: Jeder muss sterben. *66 Nach jeder (jedermanns) Pfeife tanzen. – Eiselein, 508; Lohrengel, II, 396. Engl.: To dance to every man's pipe or whistle. (Bohn II, 156.) *67 Nach seiner Pfeife tanzen und nach seinem Tanze pfeifen. – Chaos, 36. „Nach seiner Pfeife tantzen.“ „Nach eines Pfeife tantzen.“ (Theatrum Diabolorum, 64b u. 423b.) Steck die Pfeife in Sack, nimm den Löffel in die Hand. (Der Einsiedler, Stuttgart 1846, S. 282.) *68 Pfeifen schneiden. – Birlinger, 966. *69 Se het de Puipen innen Sack steäken. (Sauerland.) Die Musikanten haben aufgehört, das Spiel ist zu Ende. *70 Seine Pfeife geht aus. Seine Geduld reisst. *71 Seine Pfeife im Sack behalten. Schweig, behalt die Pfeif' im Sack. (Ueber Land und Meer, Stuttgart 1862, 274c.) *72 Steck die Pfeife in Sack, nimm den Löffel in die Hand. – Der Einsiedler (Stuttgart 1846), S. 282. *73 Wenn er keine andere Pfeife hat, so sind seine Hunde verloren. Er verliert die Sache, wenn es ihm an bessern Mitteln fehlt. Pfeifen. 1 Aufs Pfeifen und aufs Singen gehört ein fröhlich Springen. – Petri, II, 26; Henisch, 1250, 15. 2 Dem ist leicht zu pfeifen, der Lust zu tanzen hat. – Parömiakon, 1501. Bei Tunnicius (57, 602): Êm is lichte genôch gepepen de gêrne danset. (Non calamos poscit gaudens duxisse choream.) 3 Der muss nicht pfeifen wollen, der den Mund nicht spitzen kann. Man muss nichts thun wollen, wozu die Natur die Anlagen versagt hat oder wie die Alten sagten, der Minerva zum Trotz. Engl.: He can ill pipe that wants his upper lip. (Bohn II, 124.) It.: In forno caldo non può crescer herba. Lat.: Tu nihil invita dices faciesve Minerva. (Horaz.) (Philippi, II, 226.) 4 Erst gepfiffen, dann gesungen. Die Neger in Surinam sagen: Pfeifen ist der Anfang zum Singen, um auszudrücken: Ich weiss schon, was kommen wird, wo du hinaus willst. 5 Es ist übel pfeifen, wenn man keine Oberlefzen hat. – Winckler, IX, 27. 6 Es ist vergeblich pfeifen, wenn niemand tanzen will. Schwed.: Fåfängt pipa når ingen vil danza. (Grubb, 225.) 7 Man kan manchen weder mit pfeiffen noch weinen gewinnen. – Lehmann, 767, 5. 8 Man kann nicht pfeifen und geigen aus einem Athem. (Rottenburg.) 9 Man kann nicht zu gleicher Zeit pfeifen und trinken. It.: Non si può ad un tempo bere e fischiare. (Bohn I, 114.) 10 Manches wird besser gepfiffen als gesagt. – Eiselein, 226; Simrock, 3416. 11 Nicht alles was pfeift, ist ein Vogel. – Parömiakon, 1727.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [630]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/644>, abgerufen am 25.11.2024.