Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 51 Was der Papst nicht zwingt, soll der Kaiser zwingen. - Graf, 486, 10.

Die kirchliche und weltliche Polizei unterstützen einander, um die Völker aus den Banden der Dummheit und Unwissenheit zu befreien und Aufklärung, Licht, Freiheit und Recht zu fördern. Was die Jesuiten nicht vermögen, sucht der Polizeiminister zu ergänzen.

Mhd.: Swaz der pabest nicht betwingen mac daz sal der keiser betwingen. - (Schwabenspiegel.)

52 Wenn der Papst ein Schalck ist, so ist er nicht ein fromm Mann. - Henisch, 1257, 30; Petri, II, 632.

53 Wenn ein Papst gewählt wird, sind die Teufel nicht zu Hause. - Körte2, 5871.

Weil sie bei der Wahl beschäftigt sind.

54 Wenn kein Papst in Italien wäre, so könnte man einen in England haben. - Opel, 386.

55 Wenn man dem Papst die Hand wohl mit gülden Salb schmieret, so ist kein missethat so gros, dass diess gülden öl nicht solte können heilen. - Zinkgref, IV, 73.

"Als aus Taxe poenitentiae zu sehen."

56 Wenn man dem Papst will in den Bart greiffen, so kost es Potentatenköpff.

"Als König Henricus der 8. in England gesagt, er wolle lieber sein Land und Königreich verlieren, als die Gerechtigkeit, die Prälaten in seinem Reich zu erwehlen, aus der Handt zu geben, liess jhm der Papst wieder sagen, wenn jhm der König schon seinen Kopff geben wolt, wolt er jhm diese freyheit doch nicht zugeben." (Zinkgref, IV, 74.)

57 Wenn's der Papst sagt, so hat's keine Noth; es ist lauter Brunnenwasser, wenn's schon ein gespaltener Esel geseicht hat. - Fischart.

58 Wer den Papst zum Vetter hat, kann leicht Cardinal werden. - Pistor., IV, 18; Eiselein, 502; Mayer, II, 80; Simrock, 7698; Körte, 4679; Braun, I, 3180; Friedrich, Satir. Feldzüge, I, 127.

Und hat man ihn vollends gar zum Vater - wie man denn mit einiger Wahrscheinlichkeit muthmasst, dass Alexander von Medici (Herzog von Florenz 1531) ein Sohn Clemens' VII. sei - , so kann man gut Herzog von Florenz werden.

Lat.: Dives amico Hercule. (Horaz.) (Binder II, 818.)

Poln.: Wielkiemu panu zwasze kostka dobrze pada. (Masson 156.)

Span.: Quien padre tiene alcalde, seguro va al juicio. (Masson, 156.)

59 Wer Papst werden will, muss eine gute Nase haben.

Frz.: Il faut avoir du nez pour estre pape. (Leroux, I, 25.)

60 Wir können nit alle bäpst zu Rom werden. - Tappius, 164a; Eyering, III, 572; Petri, II, 797; Henisch, 246, 10; Lehmann, II, 856, 424; Eiselein, 502; Sailer, 120; Simrock, 7695.

Holl.: Wij kunnen allen geen paas van Rome zijn. (Harrebomee, II, 175a.)

Lat.: Non est cuiuslibet Corinthum appellere. (Tappius, 163a; Hanzely, 92.)

61 Wo der Bapst ist, da ist Rom. - Petri, II, 800; Henisch, 186, 42; Lehmann, II, 857, 434; Eiselein, 502; Simrock, 7694; Körte, 4676; Graf, 535, 15; Braun, I, 3183.

Bei Tunnicius (1023): Dar de pawes is, dar is Rome. (Summus ubi mystes, romana ibi iura decusque.)

Böhm.: Kde car, tu take Orda. (Celakovsky, 320.)

Dän.: Hvor herrerne ere, der er hoffet. - Hvor Paven er, der er Rom. (Prov. dan., 294.)

Holl.: Waar de paus is, daar is Rome. (Harrebomee, II, 175a; Tunn., 14, 22.)

It.: Dove e il Papa, ivi e Roma. (Bohn I, 94.)

Lat.: Roma est, ubi imperator est. (Masson, 272.) - Sunt indivisa simul una Papaque Roma. (Fallersleben, 751.) - Ubi Papa, ibi Roma. (Parömiakon, 1891.)

Poln.: Gdzie papiez, tam Rzym. (Celakovsky, 320.)

*62 Das lass ein Bäpstlein sein, den lass mausen. - Nigrinus, Inquisition, 582.

In Bezug auf Paulus II., gestorben 1471.

*63 Dem Papst in den Sattel helffen. - Luther's Tischr., 17b.

Einen wieder zu Ansehen bringen.

*64 Der Papst spricht aus ihm.

Er ist ein Rechthaber.

*65 Du wirst ja kein Papst zu Rom werden. - Henisch, 186, 32.

Lat.: Nunquam rem facies. (Henisch, 186, 33.)

*66 Er hofft noch Papst zu werden. - Mayer, I, 99.

[Spaltenumbruch] *67 Er ist des Papstes Geiger. - Murner, Vom luth. Narren.

*68 Er ist wie der Papst, er segnet sich zuerst.

Holl.: Hi slacht den pape, hi seghent hem zelven ierst. (Tunn., 15, 18.)

Lat.: Te primo benedic, nam presbiter ipse facit sic. (Fallersleben, 419.)

*69 Sie hätten einen Papst gemacht.

*70 Sollt' auch der Papst darüber bersten? - Seybold, 502.

*71 Und sollt' es auch den Papst verdriessen.

Lat.: Rumpantur utilia Codro (Momo). (Seybold, 532.)

*72 Von (zu) dem Papste Urlaub nehmen. - Eiselein, 502.

*73 Wenn der Papst lutherisch wird.

Zu ergänzen: wird es geschehen, wird er es thun, wird er bezahlen. (S. Nimmerstag.)

Holl.: Hij zal het wel betalen als de paus Geus wordt. (Harrebomee, II, 175a.)

*74 Wenn's mein Papst genehmigt.

Die Redensart: Wenn's mein Papst genehmigt, wird sehr allgemein von Landschullehrern in Bezug auf den Geistlichen des Orts gebraucht, unter dem er entweder als Küster und Cantor oder als Lehrer steht. "Ich muss erst >meinen Papst< fragen, erst Anzeige bei >meinem Papst< machen."

*75 Zu dem Bapst hat Gott nichts gethan.

"Papst Hadrian VI., ein geborener Utrechter, wurde Karl's V. Lehrer und durch dessen Beförderung an Leo's Stelle zum Bapst gewählt. Dem hienge man zu Utrecht zu Ehren Tapecereywerck auff, daran die Wort geschrieben: Utrapetum plantavit, Levanium rigavit, Imperator benedixit (Utrecht hat gepflanzet, Löwen hat begossen, der Kaiser hat das Gedeihen gegeben). Schrebe aber ein Schalck darvnter: Zu diesem Bapst hat Gott nichts gethan." (Dietrich, II, 166.)


Päpstlein.

Das Päpstlein in jedem Dorf pflegt sich wie die Laus im Schorf. - Eiselein, 505.


Päpstler.

Der Päpstler Bibelauslegungen sind so grad als der weg vber den Gotthardtsberg nach Italien. - Zinkgref, IV, 69.


Papstthum.

1 Das Papstthum ist ein Menschenfund, da Gott nichts von weiss. - Luther's Werke, I, 396.

2 Er ist zum Bapstthumb kommen wie ein Fuchs, er hat darin geregiert wie ein Löw vnd ist gestorben wie ein Hund.

Von Bonifacius VIII., gestorben 1303.

Lat.: In frauit ut vulfus, regnauit ut leo, mortuus est ut canis. (Nigrinus, Inquisition, 499.)

3 Mancher heult jetzt mit dem Papstthum und den Wölffen, der sonst mit dem Evangelium jubiliret. - Opel, 383.

Mit Bezug auf die aus Feigheit erfolgten Rücktritte von der evangelischen Kirche zur katholischen in den Glaubenskämpfen zur Zeit des Dreissigjährigen Kriegs.


Parabel.

* Diese Parabel passt nicht für jeden Schnabel.


Parade.

*1 Einem in die Parade fahren. - Braun, I, 3185.

Ihn ernstlich tadeln, heftig angreifen. Was ist Parade? Man hat ein Zelt auf Schiffen zum Schutz gegen die Sonne und zum Ausruhen eine Parade genannt. Man spricht von Wach-, Kirchen-, Haus-, Staats- u. s. w. Paraden. So verschieden die Paraden, ebenso verschieden ist die Weise, hineinzufahren. Der Delinquent fährt dem Richter in die Parade, wenn er sich aufhängt, ehe er zum Galgen kommt. Der Kranke fährt dem Arzt in die Parade, wenn er schon bei der ersten Medicin, ohne dass die sämmtlichen in der Pharmakopöe für den betreffenden Fall enthaltenen Vorschriften zur Anwendung gekommen sind, stirbt. Durch den Concurs fährt man seinem Gläubiger und durch den Tod der ganzen Welt in die Parade. (Vgl. Preuss. Hausfreund, Berlin 1810, Nr. 48, S. 206.)

*2 Einen aus der Parade bringen.

*3 Grosse Parade und zehn Soldaten.

Holl.: Groote parade en klein garnizoen. (Harrebomee, II, 172a.)


Paradepferd.

1 Paradepferde fressen wol Hafer, aber sie ziehen keinen Pflug.

2 Wer blos Paradepferde im Stalle hat, dessen Acker trägt keine Feigen.

Man kann nicht sagen, welches der unentbehrlichste Stand ist, sie bilden alle ein Ganzes.


[Spaltenumbruch] 51 Was der Papst nicht zwingt, soll der Kaiser zwingen.Graf, 486, 10.

Die kirchliche und weltliche Polizei unterstützen einander, um die Völker aus den Banden der Dummheit und Unwissenheit zu befreien und Aufklärung, Licht, Freiheit und Recht zu fördern. Was die Jesuiten nicht vermögen, sucht der Polizeiminister zu ergänzen.

Mhd.: Swaz der pabest nicht betwingen mac daz sal der keiser betwingen. – (Schwabenspiegel.)

52 Wenn der Papst ein Schalck ist, so ist er nicht ein fromm Mann.Henisch, 1257, 30; Petri, II, 632.

53 Wenn ein Papst gewählt wird, sind die Teufel nicht zu Hause.Körte2, 5871.

Weil sie bei der Wahl beschäftigt sind.

54 Wenn kein Papst in Italien wäre, so könnte man einen in England haben.Opel, 386.

55 Wenn man dem Papst die Hand wohl mit gülden Salb schmieret, so ist kein missethat so gros, dass diess gülden öl nicht solte können heilen.Zinkgref, IV, 73.

„Als aus Taxe poenitentiae zu sehen.“

56 Wenn man dem Papst will in den Bart greiffen, so kost es Potentatenköpff.

„Als König Henricus der 8. in England gesagt, er wolle lieber sein Land und Königreich verlieren, als die Gerechtigkeit, die Prälaten in seinem Reich zu erwehlen, aus der Handt zu geben, liess jhm der Papst wieder sagen, wenn jhm der König schon seinen Kopff geben wolt, wolt er jhm diese freyheit doch nicht zugeben.“ (Zinkgref, IV, 74.)

57 Wenn's der Papst sagt, so hat's keine Noth; es ist lauter Brunnenwasser, wenn's schon ein gespaltener Esel geseicht hat.Fischart.

58 Wer den Papst zum Vetter hat, kann leicht Cardinal werden.Pistor., IV, 18; Eiselein, 502; Mayer, II, 80; Simrock, 7698; Körte, 4679; Braun, I, 3180; Friedrich, Satir. Feldzüge, I, 127.

Und hat man ihn vollends gar zum Vater – wie man denn mit einiger Wahrscheinlichkeit muthmasst, dass Alexander von Medici (Herzog von Florenz 1531) ein Sohn Clemens' VII. sei – , so kann man gut Herzog von Florenz werden.

Lat.: Dives amico Hercule. (Horaz.) (Binder II, 818.)

Poln.: Wielkiemu panu zwasze kostka dobrze pada. (Masson 156.)

Span.: Quien padre tiene alcalde, seguro va al juicio. (Masson, 156.)

59 Wer Papst werden will, muss eine gute Nase haben.

Frz.: Il faut avoir du nez pour estre pape. (Leroux, I, 25.)

60 Wir können nit alle bäpst zu Rom werden.Tappius, 164a; Eyering, III, 572; Petri, II, 797; Henisch, 246, 10; Lehmann, II, 856, 424; Eiselein, 502; Sailer, 120; Simrock, 7695.

Holl.: Wij kunnen allen geen paas van Rome zijn. (Harrebomée, II, 175a.)

Lat.: Non est cuiuslibet Corinthum appellere. (Tappius, 163a; Hanzely, 92.)

61 Wo der Bapst ist, da ist Rom.Petri, II, 800; Henisch, 186, 42; Lehmann, II, 857, 434; Eiselein, 502; Simrock, 7694; Körte, 4676; Graf, 535, 15; Braun, I, 3183.

Bei Tunnicius (1023): Dâr de pawes is, dár is Rome. (Summus ubi mystes, romana ibi iura decusque.)

Böhm.: Kde car, tu také Orda. (Čelakovský, 320.)

Dän.: Hvor herrerne ere, der er hoffet. – Hvor Paven er, der er Rom. (Prov. dan., 294.)

Holl.: Waar de paus is, daar is Rome. (Harrebomée, II, 175a; Tunn., 14, 22.)

It.: Dove è il Papa, ivi è Roma. (Bohn I, 94.)

Lat.: Roma est, ubi imperator est. (Masson, 272.) – Sunt indivisa simul una Papaque Roma. (Fallersleben, 751.) – Ubi Papa, ibi Roma. (Parömiakon, 1891.)

Poln.: Gdzie papiež, tam Rzym. (Čelakovský, 320.)

*62 Das lass ein Bäpstlein sein, den lass mausen.Nigrinus, Inquisition, 582.

In Bezug auf Paulus II., gestorben 1471.

*63 Dem Papst in den Sattel helffen.Luther's Tischr., 17b.

Einen wieder zu Ansehen bringen.

*64 Der Papst spricht aus ihm.

Er ist ein Rechthaber.

*65 Du wirst ja kein Papst zu Rom werden.Henisch, 186, 32.

Lat.: Nunquam rem facies. (Henisch, 186, 33.)

*66 Er hofft noch Papst zu werden.Mayer, I, 99.

[Spaltenumbruch] *67 Er ist des Papstes Geiger.Murner, Vom luth. Narren.

*68 Er ist wie der Papst, er segnet sich zuerst.

Holl.: Hi slacht den pape, hi seghent hem zelven ierst. (Tunn., 15, 18.)

Lat.: Te primo benedic, nam presbiter ipse facit sic. (Fallersleben, 419.)

*69 Sie hätten einen Papst gemacht.

*70 Sollt' auch der Papst darüber bersten?Seybold, 502.

*71 Und sollt' es auch den Papst verdriessen.

Lat.: Rumpantur utilia Codro (Momo). (Seybold, 532.)

*72 Von (zu) dem Papste Urlaub nehmen.Eiselein, 502.

*73 Wenn der Papst lutherisch wird.

Zu ergänzen: wird es geschehen, wird er es thun, wird er bezahlen. (S. Nimmerstag.)

Holl.: Hij zal het wel betalen als de paus Geus wordt. (Harrebomée, II, 175a.)

*74 Wenn's mein Papst genehmigt.

Die Redensart: Wenn's mein Papst genehmigt, wird sehr allgemein von Landschullehrern in Bezug auf den Geistlichen des Orts gebraucht, unter dem er entweder als Küster und Cantor oder als Lehrer steht. „Ich muss erst ›meinen Papst‹ fragen, erst Anzeige bei ›meinem Papst‹ machen.“

*75 Zu dem Bapst hat Gott nichts gethan.

„Papst Hadrian VI., ein geborener Utrechter, wurde Karl's V. Lehrer und durch dessen Beförderung an Leo's Stelle zum Bapst gewählt. Dem hienge man zu Utrecht zu Ehren Tapecereywerck auff, daran die Wort geschrieben: Utrapetum plantavit, Levanium rigavit, Imperator benedixit (Utrecht hat gepflanzet, Löwen hat begossen, der Kaiser hat das Gedeihen gegeben). Schrebe aber ein Schalck darvnter: Zu diesem Bapst hat Gott nichts gethan.“ (Dietrich, II, 166.)


Päpstlein.

Das Päpstlein in jedem Dorf pflegt sich wie die Laus im Schorf.Eiselein, 505.


Päpstler.

Der Päpstler Bibelauslegungen sind so grad als der weg vber den Gotthardtsberg nach Italien.Zinkgref, IV, 69.


Papstthum.

1 Das Papstthum ist ein Menschenfund, da Gott nichts von weiss.Luther's Werke, I, 396.

2 Er ist zum Bapstthumb kommen wie ein Fuchs, er hat darin geregiert wie ein Löw vnd ist gestorben wie ein Hund.

Von Bonifacius VIII., gestorben 1303.

Lat.: In frauit ut vulfus, regnauit ut leo, mortuus est ut canis. (Nigrinus, Inquisition, 499.)

3 Mancher heult jetzt mit dem Papstthum und den Wölffen, der sonst mit dem Evangelium jubiliret.Opel, 383.

Mit Bezug auf die aus Feigheit erfolgten Rücktritte von der evangelischen Kirche zur katholischen in den Glaubenskämpfen zur Zeit des Dreissigjährigen Kriegs.


Parabel.

* Diese Parabel passt nicht für jeden Schnabel.


Parade.

*1 Einem in die Parade fahren.Braun, I, 3185.

Ihn ernstlich tadeln, heftig angreifen. Was ist Parade? Man hat ein Zelt auf Schiffen zum Schutz gegen die Sonne und zum Ausruhen eine Parade genannt. Man spricht von Wach-, Kirchen-, Haus-, Staats- u. s. w. Paraden. So verschieden die Paraden, ebenso verschieden ist die Weise, hineinzufahren. Der Delinquent fährt dem Richter in die Parade, wenn er sich aufhängt, ehe er zum Galgen kommt. Der Kranke fährt dem Arzt in die Parade, wenn er schon bei der ersten Medicin, ohne dass die sämmtlichen in der Pharmakopöe für den betreffenden Fall enthaltenen Vorschriften zur Anwendung gekommen sind, stirbt. Durch den Concurs fährt man seinem Gläubiger und durch den Tod der ganzen Welt in die Parade. (Vgl. Preuss. Hausfreund, Berlin 1810, Nr. 48, S. 206.)

*2 Einen aus der Parade bringen.

*3 Grosse Parade und zehn Soldaten.

Holl.: Groote parade en klein garnizoen. (Harrebomée, II, 172a.)


Paradepferd.

1 Paradepferde fressen wol Hafer, aber sie ziehen keinen Pflug.

2 Wer blos Paradepferde im Stalle hat, dessen Acker trägt keine Feigen.

Man kann nicht sagen, welches der unentbehrlichste Stand ist, sie bilden alle ein Ganzes.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0604" n="[590]"/><cb n="1179"/>
51 Was der Papst nicht zwingt, soll der Kaiser zwingen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 486, 10.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die kirchliche und weltliche Polizei unterstützen einander, um die Völker aus den Banden der Dummheit und Unwissenheit zu befreien und Aufklärung, Licht, Freiheit und Recht zu fördern. Was die Jesuiten nicht vermögen, sucht der Polizeiminister zu ergänzen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Swaz der pabest nicht betwingen mac daz sal der keiser betwingen. &#x2013; (<hi rendition="#i">Schwabenspiegel.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">52 Wenn der Papst ein Schalck ist, so ist er nicht ein fromm Mann.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1257, 30; Petri, II, 632.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">53 Wenn ein Papst gewählt wird, sind die Teufel nicht zu Hause.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 5871.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Weil sie bei der Wahl beschäftigt sind.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">54 Wenn kein Papst in Italien wäre, so könnte man einen in England haben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Opel, 386.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">55 Wenn man dem Papst die Hand wohl mit gülden Salb schmieret, so ist kein missethat so gros, dass diess gülden öl nicht solte können heilen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Zinkgref, IV, 73.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Als aus Taxe poenitentiae zu sehen.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">56 Wenn man dem Papst will in den Bart greiffen, so kost es Potentatenköpff.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Als König Henricus der 8. in England gesagt, er wolle lieber sein Land und Königreich verlieren, als die Gerechtigkeit, die Prälaten in seinem Reich zu erwehlen, aus der Handt zu geben, liess jhm der Papst wieder sagen, wenn jhm der König schon seinen Kopff geben wolt, wolt er jhm diese freyheit doch nicht zugeben.&#x201C; (<hi rendition="#i">Zinkgref, IV, 74.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">57 Wenn's der Papst sagt, so hat's keine Noth; es ist lauter Brunnenwasser, wenn's schon ein gespaltener Esel geseicht hat.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">58 Wer den Papst zum Vetter hat, kann leicht Cardinal werden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pistor., IV, 18; Eiselein, 502; Mayer, II, 80; Simrock, 7698; Körte, 4679; Braun, I, 3180; Friedrich, Satir. Feldzüge, I, 127.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Und hat man ihn vollends gar zum Vater &#x2013; wie man denn mit einiger Wahrscheinlichkeit muthmasst, dass Alexander von Medici (Herzog von Florenz 1531) ein Sohn Clemens' VII. sei &#x2013; , so kann man gut Herzog von Florenz werden.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Dives amico Hercule. (<hi rendition="#i">Horaz.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder II, 818.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Wielkiemu panu zwasze kostka dobrze pada. (<hi rendition="#i">Masson 156.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Quien padre tiene alcalde, seguro va al juicio. (<hi rendition="#i">Masson, 156.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">59 Wer Papst werden will, muss eine gute Nase haben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il faut avoir du nez pour estre pape. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 25.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">60 Wir können nit alle bäpst zu Rom werden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 164<hi rendition="#sup">a</hi>; Eyering, III, 572; Petri, II, 797; Henisch, 246, 10; Lehmann, II, 856, 424; Eiselein, 502; Sailer, 120; Simrock, 7695.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Wij kunnen allen geen paas van Rome zijn. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 175<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Non est cuiuslibet Corinthum appellere. (<hi rendition="#i">Tappius, 163<hi rendition="#sup">a</hi>; Hanzely, 92.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">61 Wo der Bapst ist, da ist Rom.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 800; Henisch, 186, 42; Lehmann, II, 857, 434; Eiselein, 502; Simrock, 7694; Körte, 4676; Graf, 535, 15; Braun, I, 3183.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Tunnicius (1023)</hi>: Dâr de pawes is, dár is Rome. (Summus ubi mystes, romana ibi iura decusque.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Kde car, tu také Orda. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 320.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hvor herrerne ere, der er hoffet. &#x2013; Hvor Paven er, der er Rom. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 294.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Waar de paus is, daar is Rome. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 175<hi rendition="#sup">a</hi>; Tunn., 14, 22.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Dove è il Papa, ivi è Roma. (<hi rendition="#i">Bohn I, 94.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Roma est, ubi imperator est. (<hi rendition="#i">Masson, 272.</hi>) &#x2013; Sunt indivisa simul una Papaque Roma. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 751.</hi>) &#x2013; Ubi Papa, ibi Roma. (<hi rendition="#i">Parömiakon, 1891.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Gdzie papie&#x017E;, tam Rzym. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 320.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*62 Das lass ein Bäpstlein sein, den lass mausen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Nigrinus, Inquisition, 582.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Bezug auf Paulus II., gestorben 1471.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*63 Dem Papst in den Sattel helffen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther's Tischr., 17<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Einen wieder zu Ansehen bringen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*64 Der Papst spricht aus ihm.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Er ist ein Rechthaber.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*65 Du wirst ja kein Papst zu Rom werden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 186, 32.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nunquam rem facies. (<hi rendition="#i">Henisch, 186, 33.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*66 Er hofft noch Papst zu werden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mayer, I, 99.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1180"/>
*67 Er ist des Papstes Geiger.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Murner, Vom luth. Narren.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*68 Er ist wie der Papst, er segnet sich zuerst.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hi slacht den pape, hi seghent hem zelven ierst. (<hi rendition="#i">Tunn., 15, 18.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Te primo benedic, nam presbiter ipse facit sic. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 419.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*69 Sie hätten einen Papst gemacht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*70 Sollt' auch der Papst darüber bersten?</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Seybold, 502.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*71 Und sollt' es auch den Papst verdriessen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Rumpantur utilia Codro (Momo). (<hi rendition="#i">Seybold, 532.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*72 Von (zu) dem Papste Urlaub nehmen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 502.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*73 Wenn der Papst lutherisch wird.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Zu ergänzen: wird es geschehen, wird er es thun, wird er bezahlen. (S.  Nimmerstag.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij zal het wel betalen als de paus Geus wordt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 175<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*74 Wenn's mein Papst genehmigt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Redensart: Wenn's mein Papst genehmigt, wird sehr allgemein von Landschullehrern in Bezug auf den Geistlichen des Orts gebraucht, unter dem er entweder als Küster und Cantor oder als Lehrer steht. &#x201E;Ich muss erst &#x203A;meinen Papst&#x2039; fragen, erst Anzeige bei &#x203A;meinem Papst&#x2039; machen.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*75 Zu dem Bapst hat Gott nichts gethan.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Papst Hadrian VI., ein geborener Utrechter, wurde Karl's V. Lehrer und durch dessen Beförderung an Leo's Stelle zum Bapst gewählt. Dem hienge man zu Utrecht zu Ehren Tapecereywerck auff, daran die Wort geschrieben: Utrapetum plantavit, Levanium rigavit, Imperator benedixit (Utrecht hat gepflanzet, Löwen hat begossen, der Kaiser hat das Gedeihen gegeben). Schrebe aber ein Schalck darvnter: Zu diesem Bapst hat Gott nichts gethan.&#x201C; (<hi rendition="#i">Dietrich, II, 166.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Päpstlein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Das Päpstlein in jedem Dorf pflegt sich wie die Laus im Schorf.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 505.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Päpstler.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Der Päpstler Bibelauslegungen sind so grad als der weg vber den Gotthardtsberg nach Italien.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Zinkgref, IV, 69.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Papstthum.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Das Papstthum ist ein Menschenfund, da Gott nichts von weiss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther's Werke, I, 396.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Er ist zum Bapstthumb kommen wie ein Fuchs, er hat darin geregiert wie ein Löw vnd ist gestorben wie ein Hund.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von Bonifacius VIII., gestorben 1303.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: In frauit ut vulfus, regnauit ut leo, mortuus est ut canis. (<hi rendition="#i">Nigrinus, Inquisition, 499.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Mancher heult jetzt mit dem Papstthum und den Wölffen, der sonst mit dem Evangelium jubiliret.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Opel, 383.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Mit Bezug auf die aus Feigheit erfolgten Rücktritte von der evangelischen Kirche zur katholischen in den Glaubenskämpfen zur Zeit des Dreissigjährigen Kriegs.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Parabel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Diese Parabel passt nicht für jeden Schnabel.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Parade.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Einem in die Parade fahren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Braun, I, 3185.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihn ernstlich tadeln, heftig angreifen. Was ist Parade? Man hat ein Zelt auf Schiffen zum Schutz gegen die Sonne und zum Ausruhen eine Parade genannt. Man spricht von Wach-, Kirchen-, Haus-, Staats- u. s. w. Paraden. So verschieden die Paraden, ebenso verschieden ist die Weise, hineinzufahren. Der Delinquent fährt dem Richter in die Parade, wenn er sich aufhängt, ehe er zum Galgen kommt. Der Kranke fährt dem Arzt in die Parade, wenn er schon bei der ersten Medicin, ohne dass die sämmtlichen in der Pharmakopöe für den betreffenden Fall enthaltenen Vorschriften zur Anwendung gekommen sind, stirbt. Durch den Concurs fährt man seinem Gläubiger und durch den Tod der ganzen Welt in die Parade. (Vgl. <hi rendition="#i">Preuss. Hausfreund, Berlin 1810, Nr. 48, S. 206.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Einen aus der Parade bringen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Grosse Parade und zehn Soldaten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Groote parade en klein garnizoen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 172<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Paradepferd.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Paradepferde fressen wol Hafer, aber sie ziehen keinen Pflug.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wer blos Paradepferde im Stalle hat, dessen Acker trägt keine Feigen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Man kann nicht sagen, welches der unentbehrlichste Stand ist, sie bilden alle ein Ganzes.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[590]/0604] 51 Was der Papst nicht zwingt, soll der Kaiser zwingen. – Graf, 486, 10. Die kirchliche und weltliche Polizei unterstützen einander, um die Völker aus den Banden der Dummheit und Unwissenheit zu befreien und Aufklärung, Licht, Freiheit und Recht zu fördern. Was die Jesuiten nicht vermögen, sucht der Polizeiminister zu ergänzen. Mhd.: Swaz der pabest nicht betwingen mac daz sal der keiser betwingen. – (Schwabenspiegel.) 52 Wenn der Papst ein Schalck ist, so ist er nicht ein fromm Mann. – Henisch, 1257, 30; Petri, II, 632. 53 Wenn ein Papst gewählt wird, sind die Teufel nicht zu Hause. – Körte2, 5871. Weil sie bei der Wahl beschäftigt sind. 54 Wenn kein Papst in Italien wäre, so könnte man einen in England haben. – Opel, 386. 55 Wenn man dem Papst die Hand wohl mit gülden Salb schmieret, so ist kein missethat so gros, dass diess gülden öl nicht solte können heilen. – Zinkgref, IV, 73. „Als aus Taxe poenitentiae zu sehen.“ 56 Wenn man dem Papst will in den Bart greiffen, so kost es Potentatenköpff. „Als König Henricus der 8. in England gesagt, er wolle lieber sein Land und Königreich verlieren, als die Gerechtigkeit, die Prälaten in seinem Reich zu erwehlen, aus der Handt zu geben, liess jhm der Papst wieder sagen, wenn jhm der König schon seinen Kopff geben wolt, wolt er jhm diese freyheit doch nicht zugeben.“ (Zinkgref, IV, 74.) 57 Wenn's der Papst sagt, so hat's keine Noth; es ist lauter Brunnenwasser, wenn's schon ein gespaltener Esel geseicht hat. – Fischart. 58 Wer den Papst zum Vetter hat, kann leicht Cardinal werden. – Pistor., IV, 18; Eiselein, 502; Mayer, II, 80; Simrock, 7698; Körte, 4679; Braun, I, 3180; Friedrich, Satir. Feldzüge, I, 127. Und hat man ihn vollends gar zum Vater – wie man denn mit einiger Wahrscheinlichkeit muthmasst, dass Alexander von Medici (Herzog von Florenz 1531) ein Sohn Clemens' VII. sei – , so kann man gut Herzog von Florenz werden. Lat.: Dives amico Hercule. (Horaz.) (Binder II, 818.) Poln.: Wielkiemu panu zwasze kostka dobrze pada. (Masson 156.) Span.: Quien padre tiene alcalde, seguro va al juicio. (Masson, 156.) 59 Wer Papst werden will, muss eine gute Nase haben. Frz.: Il faut avoir du nez pour estre pape. (Leroux, I, 25.) 60 Wir können nit alle bäpst zu Rom werden. – Tappius, 164a; Eyering, III, 572; Petri, II, 797; Henisch, 246, 10; Lehmann, II, 856, 424; Eiselein, 502; Sailer, 120; Simrock, 7695. Holl.: Wij kunnen allen geen paas van Rome zijn. (Harrebomée, II, 175a.) Lat.: Non est cuiuslibet Corinthum appellere. (Tappius, 163a; Hanzely, 92.) 61 Wo der Bapst ist, da ist Rom. – Petri, II, 800; Henisch, 186, 42; Lehmann, II, 857, 434; Eiselein, 502; Simrock, 7694; Körte, 4676; Graf, 535, 15; Braun, I, 3183. Bei Tunnicius (1023): Dâr de pawes is, dár is Rome. (Summus ubi mystes, romana ibi iura decusque.) Böhm.: Kde car, tu také Orda. (Čelakovský, 320.) Dän.: Hvor herrerne ere, der er hoffet. – Hvor Paven er, der er Rom. (Prov. dan., 294.) Holl.: Waar de paus is, daar is Rome. (Harrebomée, II, 175a; Tunn., 14, 22.) It.: Dove è il Papa, ivi è Roma. (Bohn I, 94.) Lat.: Roma est, ubi imperator est. (Masson, 272.) – Sunt indivisa simul una Papaque Roma. (Fallersleben, 751.) – Ubi Papa, ibi Roma. (Parömiakon, 1891.) Poln.: Gdzie papiež, tam Rzym. (Čelakovský, 320.) *62 Das lass ein Bäpstlein sein, den lass mausen. – Nigrinus, Inquisition, 582. In Bezug auf Paulus II., gestorben 1471. *63 Dem Papst in den Sattel helffen. – Luther's Tischr., 17b. Einen wieder zu Ansehen bringen. *64 Der Papst spricht aus ihm. Er ist ein Rechthaber. *65 Du wirst ja kein Papst zu Rom werden. – Henisch, 186, 32. Lat.: Nunquam rem facies. (Henisch, 186, 33.) *66 Er hofft noch Papst zu werden. – Mayer, I, 99. *67 Er ist des Papstes Geiger. – Murner, Vom luth. Narren. *68 Er ist wie der Papst, er segnet sich zuerst. Holl.: Hi slacht den pape, hi seghent hem zelven ierst. (Tunn., 15, 18.) Lat.: Te primo benedic, nam presbiter ipse facit sic. (Fallersleben, 419.) *69 Sie hätten einen Papst gemacht. *70 Sollt' auch der Papst darüber bersten? – Seybold, 502. *71 Und sollt' es auch den Papst verdriessen. Lat.: Rumpantur utilia Codro (Momo). (Seybold, 532.) *72 Von (zu) dem Papste Urlaub nehmen. – Eiselein, 502. *73 Wenn der Papst lutherisch wird. Zu ergänzen: wird es geschehen, wird er es thun, wird er bezahlen. (S. Nimmerstag.) Holl.: Hij zal het wel betalen als de paus Geus wordt. (Harrebomée, II, 175a.) *74 Wenn's mein Papst genehmigt. Die Redensart: Wenn's mein Papst genehmigt, wird sehr allgemein von Landschullehrern in Bezug auf den Geistlichen des Orts gebraucht, unter dem er entweder als Küster und Cantor oder als Lehrer steht. „Ich muss erst ›meinen Papst‹ fragen, erst Anzeige bei ›meinem Papst‹ machen.“ *75 Zu dem Bapst hat Gott nichts gethan. „Papst Hadrian VI., ein geborener Utrechter, wurde Karl's V. Lehrer und durch dessen Beförderung an Leo's Stelle zum Bapst gewählt. Dem hienge man zu Utrecht zu Ehren Tapecereywerck auff, daran die Wort geschrieben: Utrapetum plantavit, Levanium rigavit, Imperator benedixit (Utrecht hat gepflanzet, Löwen hat begossen, der Kaiser hat das Gedeihen gegeben). Schrebe aber ein Schalck darvnter: Zu diesem Bapst hat Gott nichts gethan.“ (Dietrich, II, 166.) Päpstlein. Das Päpstlein in jedem Dorf pflegt sich wie die Laus im Schorf. – Eiselein, 505. Päpstler. Der Päpstler Bibelauslegungen sind so grad als der weg vber den Gotthardtsberg nach Italien. – Zinkgref, IV, 69. Papstthum. 1 Das Papstthum ist ein Menschenfund, da Gott nichts von weiss. – Luther's Werke, I, 396. 2 Er ist zum Bapstthumb kommen wie ein Fuchs, er hat darin geregiert wie ein Löw vnd ist gestorben wie ein Hund. Von Bonifacius VIII., gestorben 1303. Lat.: In frauit ut vulfus, regnauit ut leo, mortuus est ut canis. (Nigrinus, Inquisition, 499.) 3 Mancher heult jetzt mit dem Papstthum und den Wölffen, der sonst mit dem Evangelium jubiliret. – Opel, 383. Mit Bezug auf die aus Feigheit erfolgten Rücktritte von der evangelischen Kirche zur katholischen in den Glaubenskämpfen zur Zeit des Dreissigjährigen Kriegs. Parabel. * Diese Parabel passt nicht für jeden Schnabel. Parade. *1 Einem in die Parade fahren. – Braun, I, 3185. Ihn ernstlich tadeln, heftig angreifen. Was ist Parade? Man hat ein Zelt auf Schiffen zum Schutz gegen die Sonne und zum Ausruhen eine Parade genannt. Man spricht von Wach-, Kirchen-, Haus-, Staats- u. s. w. Paraden. So verschieden die Paraden, ebenso verschieden ist die Weise, hineinzufahren. Der Delinquent fährt dem Richter in die Parade, wenn er sich aufhängt, ehe er zum Galgen kommt. Der Kranke fährt dem Arzt in die Parade, wenn er schon bei der ersten Medicin, ohne dass die sämmtlichen in der Pharmakopöe für den betreffenden Fall enthaltenen Vorschriften zur Anwendung gekommen sind, stirbt. Durch den Concurs fährt man seinem Gläubiger und durch den Tod der ganzen Welt in die Parade. (Vgl. Preuss. Hausfreund, Berlin 1810, Nr. 48, S. 206.) *2 Einen aus der Parade bringen. *3 Grosse Parade und zehn Soldaten. Holl.: Groote parade en klein garnizoen. (Harrebomée, II, 172a.) Paradepferd. 1 Paradepferde fressen wol Hafer, aber sie ziehen keinen Pflug. 2 Wer blos Paradepferde im Stalle hat, dessen Acker trägt keine Feigen. Man kann nicht sagen, welches der unentbehrlichste Stand ist, sie bilden alle ein Ganzes.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/604
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [590]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/604>, abgerufen am 03.12.2024.