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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 12 Der Papst frisst Bauern, säuft Edelleute und scheusst Mönche. - Simrock, 7701; Körte, 4680; Klosterspiegel, 14, 23; Braun, I, 3181.

"Es gab Thoren, die aus altem Eisen Gold machen wollten, er macht aus Gold verrostet Eisen. Denn Menschenthum und Mönchsthum stehen einander wie feindliche Pole entgegen. Niemand kann zugleich Mensch und Mönch sein."

13 Der Papst ist des Kaisers und der Teufel unsers Herrn Gotts Affe. - Opel, 388.

14 Der Papst ist die Eichelsaw im Kartenspiel.

"Diese ist stichfrey; also der Papst ist auch stichfrey, niemand kann jhm was thun." (Zinkgref, IV, 75.)

15 Der Papst ist ein irdisch Gott, aber doch der Römer Spott. - Eiselein, 502.

"Der Bapst der Welt ein Wunder ist, mit seiner grossen Macht vnd List, weder Gott noch Mensch ist sein Art, darumb ist er dess Teuffels Part." (Melander, 282.)

Lat.: Papa, stupor mundi es, ac bestia prodigiosa nec Deus es, nec homo neuter es inter utrumque. (Zinkgref, IV, 108.)

16 Der Papst ist mächtiger in Einem Finger als alle deutschen Fürsten. - Eiselein, 502.

Zur Zeit der Reformation. Angeblich ein Wort Luther's.

17 Der Papst ist nicht allein zu Rom, sondern an allen Orten, da man einem Geistlichen den Zaum so weit lässt, dass er meint, Gott und die Religion hang allein an ihm. - Opel, 373.

18 Der Papst ist über das Recht, wider das Recht und ausser dem Recht. - Jachmann, Reliquien, II, 216.

19 Der Papst kann kein Recht setzen, womit er unser Landrecht ärgert. - Graf, 22, 244.

Von der scharfen Scheidung des geistlichen und weltlichen Rechts; jedes hat sein bestimmtes Gebiet; jenes durfte weder das Land- noch Stadtrecht berühren, dieses nicht an das geistliche tasten.

Mhd.: De paues ne mach nien recht setten, dar he vnse lantrecht med ergere. (Maurer, I, 162; Sachsen, 1, 3; Zöpfl, II, 417.)

20 Der Papst kann nicht sterben.

Franck: "Die Welt will und muss einen Papst haben, dem sie zu Dienst wol alles glaub, und sollte sie ihn stehlen oder aus der Erde graben; und nehme man ihr alle Tage einen, sie sucht bald einen andern."

Frz.: Le pape ne peut mourir. (Leroux, I, 25.)

21 Der Papst lebt herrlich in der Welt. - Reichenb. Zeitung, 1871, Nr. 143. Anfang eines sehr verbreiteten Volksliedes, vgl. Hoffmann von Fallersleben, Nr. 170.

22 Der Papst richtet mit seinem Klugen nicht anders dann eine Kuh mit den Augen bei der Nasen. - D. Pomeranus, Vom Ehebruch und Weglauffen, geschrieben an königl. wirde in Dennemark.

23 Der Papst und ein Bauer wissen mehr als der Papst allein.

It.: Sa piu il papa e un contadino che il papa solo. (Bohn I, 125.)

24 Der Papst versteht den Jocus mit fiat hocus pocus. - Eiselein, 502.

25 Der Papst vnd sein rott seynt Engel vor Gott, wie Judas ein zwölffbott; der nam gelt vnd verriet Gott. - Zinkgref, IV, 247.

26 Der Papst wil allzeit ein Stück am Reyff haben. - Lehmann, II, 491, 1.

27 Des Pabsts Cancelley ist ein Cloaca voller Lügen. - Luther's Tischr., 363b.

28 Des Papstes Schwert ist der Bann. - Graf, 549, 97.

29 Des Papsts Feder ist der reichste zoll vff Erden, denn er kan mit zwo zeilen vnd ein stück papier viel Tonnen Golt vffbringen. - Zinkgref, IV, 255.

30 Dess Babst Bann vnd fluch ist gleich eim alten beschissen Bruch. - Petri, II, 116.

31 Die Päpste schachern mit den Gaben, die sie umsonst empfangen haben. - Eiselein, 502.

32 Die Päpste zu Rom seyn die rechten Fischer mit dem gülden Netz. - Zinkgref, IV, 73.

33 Ein lebendiger Papst ist besser als zehn todte.

Man könnte vielleicht auch sagen: Ein Papst in Folio ist besser als zehn Duodezpäpstlein.

It.: E meglio un prossimo vicino che un lontano cugino. (Bohn I, 97.)

[Spaltenumbruch] 34 Ein Papst sieht die Wahrheit nie, als wenn er das Evangelium liest.

"Dann aber auch noch nicht, dieweil er eine römische Brille vor den Augen trägt."

35 Es ist auch der bapst ein schüler gewesen. - Franck, I, 84b; Gruter, I, 31; Henisch, 186, 30; Petri, II, 82; Egenolff, 344b; Latendorf II, 9; Mathesy, 295a; Lehmann, II, 457, 49; Eiselein, 502; Sailer, 288; Simrock, 7700; Körte, 4677; Willius, 23; Masson, 30.

Lat.: Ante remex sit opportet quam clavum occupet navigii. - Maxima paulatim ex minimis. (Philippi, I, 244; Binder I, 963; Henisch, 186, 31; Seybold, 300; Sutor, 743.) - Miserum est fieri magistrum, qui nunquam fuit discipulus. - Qui miles non fuit, militibus praesse non potest. (Lehmann, 457.)

36 Es kann nicht jeder den Papst sehen, der nach Rom kommt.

Holl.: Allen man mag't niet gebeuren, den paus te zien. (Harrebomee, II, 52a.)

37 Es kann nicht jeder Papst in Rom werden.

"Es kan nicht allhie sein auff Erden, dass jeder Bapst zu Rom mag werden." (Eyering, III, 194.)

Mhd.: Ich waisz wol, das nit yeter ist Babst noch Cardinal. (Haltaus, II, 5, 112; Quedlinburg.)

38 Es kann nur einer Papst sein. - Eiselein, 502; Simrock, 7696; Graf, 535, 14; Braun, I, 3184.

39 Es wirdt keiner Bapst in seinem Vaterlande. - Petri, II, 305; Henisch, 184, 34.

Hier ist das Sprichwort im Irrthum, denn unter den Päpsten, die bisjetzt regiert haben, waren die meisten Italiener.

Lat.: Nemo acceptus in sua patria. (Henisch, 186, 34.)

40 Im Papst sind alle Schätze der Gnaden, verstandts vnd Weissheit verborgen wie eine Perle in einem Misthaufen. - Zinkgref, IV, 75.

41 Ist der Papst gestorben, so wird ein anderer gemacht.

It.: Dopo un papa se ne fa un altro. (Bohn I, 93.)

42 Ist einer Bapst worden, so ist er knechts knecht. - Wachter.

43 Je näher dem Papst, je schlimmere Christen. - Eiselein, 502; Körte, 4678; Braun, I, 3182; Masson, 213.

"Je neher dem Bapst, je erger Christen, diess haben gesagt auch die Papisten."

Holl.: Hoe digter bij den paus, hoe slechter Christenen. (Harrebomee, II, 175a.) - So nare den paus, so quader Kristen. (Prov. comm.)

Lat.: Vita pecores sunt qui pape propiores. (Fallersleben, 798; Loci comm., 124.)

44 Kann der Papst Fürsten machen, so kann der Kaiser Bischöfe machen. - Eiselein, 357.

45 Papst durch Wahl, König aus Natur und Kaiser mit Gewalt.

Die Franzosen sagen aber auch: Gott weiss, wie der Papst gemacht wird. (Dieu scait comme se font les papes). (Leroux, I, 25; II, 71.)

Frz.: Pape par voix, Roi par nature et empereur par force. (Kritzinger, 504a.)

46 Papst ist Kopf und Schwanz. - Eiselein, 502.

47 Päpste und Huren fischen gern mit frischem Aas.

"Die Päpst machen es eben wie die Huren, wissen artig einen Buler vor dem andern zugeben, fischen gern mit frischem aas, d. i. haltens dann mit diesem, dann mit jenem Potentaten vnnd Herren." (Zinkgref, IV, 74.)

48 So lange der Papst Federn, Papier, Bley vnd Wachs hat, hat er auch gelts genug. - Zinkgref, IV, 255.

49 Um Papst zu werden, darf man nur wollen. - Siebenkees, 90; Simrock, 7697; Preuss. Hausfreund (Berlin 1819), S. 4.

Wer sich einen vernünftigen Zweck gesetzt, sich desselben stets bewusst bleibt, alle Gelegenheiten denselben zu erreichen, treulich benutzt, wird ihn fast immer erreichen. Das Sprichwort hat seinen Ursprung in der frühesten Art, Päpste zu wählen. Da man indess dadurch blos die Kraft des menschlichen Willens ausdrücken wollte, und die Geschichte aller Zeiten uns belehrt, dass vieles geschehen ist, was die Welt für unmöglich hielt, so hat es seine Anwendbarkeit für uns keineswegs verloren. Im Gegentheil, wir könnten es aus der Geschichte unserer Tage (Napoleon III.) parodiren und sagen: Um Kaiser zu werden, darf man nur wollen. Mit dem Kaiserbleiben ist es eine andere Sache.

50 Wann der Papst Geld braucht, so bevölkert er den Himmel. - Eiselein, 502.

[Spaltenumbruch] 12 Der Papst frisst Bauern, säuft Edelleute und scheusst Mönche.Simrock, 7701; Körte, 4680; Klosterspiegel, 14, 23; Braun, I, 3181.

„Es gab Thoren, die aus altem Eisen Gold machen wollten, er macht aus Gold verrostet Eisen. Denn Menschenthum und Mönchsthum stehen einander wie feindliche Pole entgegen. Niemand kann zugleich Mensch und Mönch sein.“

13 Der Papst ist des Kaisers und der Teufel unsers Herrn Gotts Affe.Opel, 388.

14 Der Papst ist die Eichelsaw im Kartenspiel.

„Diese ist stichfrey; also der Papst ist auch stichfrey, niemand kann jhm was thun.“ (Zinkgref, IV, 75.)

15 Der Papst ist ein irdisch Gott, aber doch der Römer Spott.Eiselein, 502.

„Der Bapst der Welt ein Wunder ist, mit seiner grossen Macht vnd List, weder Gott noch Mensch ist sein Art, darumb ist er dess Teuffels Part.“ (Melander, 282.)

Lat.: Papa, stupor mundi es, ac bestia prodigiosa nec Deus es, nec homo neuter es inter utrumque. (Zinkgref, IV, 108.)

16 Der Papst ist mächtiger in Einem Finger als alle deutschen Fürsten.Eiselein, 502.

Zur Zeit der Reformation. Angeblich ein Wort Luther's.

17 Der Papst ist nicht allein zu Rom, sondern an allen Orten, da man einem Geistlichen den Zaum so weit lässt, dass er meint, Gott und die Religion hang allein an ihm.Opel, 373.

18 Der Papst ist über das Recht, wider das Recht und ausser dem Recht.Jachmann, Reliquien, II, 216.

19 Der Papst kann kein Recht setzen, womit er unser Landrecht ärgert.Graf, 22, 244.

Von der scharfen Scheidung des geistlichen und weltlichen Rechts; jedes hat sein bestimmtes Gebiet; jenes durfte weder das Land- noch Stadtrecht berühren, dieses nicht an das geistliche tasten.

Mhd.: De paues ne mach nien recht setten, dar he vnse lantrecht med ergere. (Maurer, I, 162; Sachsen, 1, 3; Zöpfl, II, 417.)

20 Der Papst kann nicht sterben.

Franck: „Die Welt will und muss einen Papst haben, dem sie zu Dienst wol alles glaub, und sollte sie ihn stehlen oder aus der Erde graben; und nehme man ihr alle Tage einen, sie sucht bald einen andern.“

Frz.: Le pape ne peut mourir. (Leroux, I, 25.)

21 Der Papst lebt herrlich in der Welt.Reichenb. Zeitung, 1871, Nr. 143. Anfang eines sehr verbreiteten Volksliedes, vgl. Hoffmann von Fallersleben, Nr. 170.

22 Der Papst richtet mit seinem Klugen nicht anders dann eine Kuh mit den Augen bei der Nasen.D. Pomeranus, Vom Ehebruch und Weglauffen, geschrieben an königl. wirde in Dennemark.

23 Der Papst und ein Bauer wissen mehr als der Papst allein.

It.: Sa più il papa e un contadino che il papa solo. (Bohn I, 125.)

24 Der Papst versteht den Jocus mit fiat hocus pocus.Eiselein, 502.

25 Der Papst vnd sein rott seynt Engel vor Gott, wie Judas ein zwölffbott; der nam gelt vnd verriet Gott.Zinkgref, IV, 247.

26 Der Papst wil allzeit ein Stück am Reyff haben.Lehmann, II, 491, 1.

27 Des Pabsts Cancelley ist ein Cloaca voller Lügen.Luther's Tischr., 363b.

28 Des Papstes Schwert ist der Bann.Graf, 549, 97.

29 Des Papsts Feder ist der reichste zoll vff Erden, denn er kan mit zwo zeilen vnd ein stück papier viel Tonnen Golt vffbringen.Zinkgref, IV, 255.

30 Dess Babst Bann vnd fluch ist gleich eim alten beschissen Bruch.Petri, II, 116.

31 Die Päpste schachern mit den Gaben, die sie umsonst empfangen haben.Eiselein, 502.

32 Die Päpste zu Rom seyn die rechten Fischer mit dem gülden Netz.Zinkgref, IV, 73.

33 Ein lebendiger Papst ist besser als zehn todte.

Man könnte vielleicht auch sagen: Ein Papst in Folio ist besser als zehn Duodezpäpstlein.

It.: E meglio un prossimo vicino che un lontano cugino. (Bohn I, 97.)

[Spaltenumbruch] 34 Ein Papst sieht die Wahrheit nie, als wenn er das Evangelium liest.

„Dann aber auch noch nicht, dieweil er eine römische Brille vor den Augen trägt.“

35 Es ist auch der bapst ein schüler gewesen.Franck, I, 84b; Gruter, I, 31; Henisch, 186, 30; Petri, II, 82; Egenolff, 344b; Latendorf II, 9; Mathesy, 295a; Lehmann, II, 457, 49; Eiselein, 502; Sailer, 288; Simrock, 7700; Körte, 4677; Willius, 23; Masson, 30.

Lat.: Ante remex sit opportet quam clavum occupet navigii. – Maxima paulatim ex minimis. (Philippi, I, 244; Binder I, 963; Henisch, 186, 31; Seybold, 300; Sutor, 743.) – Miserum est fieri magistrum, qui nunquam fuit discipulus. – Qui miles non fuit, militibus praesse non potest. (Lehmann, 457.)

36 Es kann nicht jeder den Papst sehen, der nach Rom kommt.

Holl.: Allen man mag't niet gebeuren, den paus te zien. (Harrebomée, II, 52a.)

37 Es kann nicht jeder Papst in Rom werden.

„Es kan nicht allhie sein auff Erden, dass jeder Bapst zu Rom mag werden.“ (Eyering, III, 194.)

Mhd.: Ich waisz wol, das nit yeter ist Babst noch Cardinal. (Haltaus, II, 5, 112; Quedlinburg.)

38 Es kann nur einer Papst sein.Eiselein, 502; Simrock, 7696; Graf, 535, 14; Braun, I, 3184.

39 Es wirdt keiner Bapst in seinem Vaterlande.Petri, II, 305; Henisch, 184, 34.

Hier ist das Sprichwort im Irrthum, denn unter den Päpsten, die bisjetzt regiert haben, waren die meisten Italiener.

Lat.: Nemo acceptus in sua patria. (Henisch, 186, 34.)

40 Im Papst sind alle Schätze der Gnaden, verstandts vnd Weissheit verborgen wie eine Perle in einem Misthaufen.Zinkgref, IV, 75.

41 Ist der Papst gestorben, so wird ein anderer gemacht.

It.: Dopo un papa se ne fa un altro. (Bohn I, 93.)

42 Ist einer Bapst worden, so ist er knechts knecht.Wachter.

43 Je näher dem Papst, je schlimmere Christen.Eiselein, 502; Körte, 4678; Braun, I, 3182; Masson, 213.

„Je neher dem Bapst, je erger Christen, diess haben gesagt auch die Papisten.“

Holl.: Hoe digter bij den paus, hoe slechter Christenen. (Harrebomée, II, 175a.) – So nare den paus, so quader Kristen. (Prov. comm.)

Lat.: Vita pecores sunt qui pape propiores. (Fallersleben, 798; Loci comm., 124.)

44 Kann der Papst Fürsten machen, so kann der Kaiser Bischöfe machen.Eiselein, 357.

45 Papst durch Wahl, König aus Natur und Kaiser mit Gewalt.

Die Franzosen sagen aber auch: Gott weiss, wie der Papst gemacht wird. (Dieu sçait comme se font les papes). (Leroux, I, 25; II, 71.)

Frz.: Pape par voix, Roi par nature et empereur par force. (Kritzinger, 504a.)

46 Papst ist Kopf und Schwanz.Eiselein, 502.

47 Päpste und Huren fischen gern mit frischem Aas.

„Die Päpst machen es eben wie die Huren, wissen artig einen Buler vor dem andern zugeben, fischen gern mit frischem aas, d. i. haltens dann mit diesem, dann mit jenem Potentaten vnnd Herren.“ (Zinkgref, IV, 74.)

48 So lange der Papst Federn, Papier, Bley vnd Wachs hat, hat er auch gelts genug.Zinkgref, IV, 255.

49 Um Papst zu werden, darf man nur wollen.Siebenkees, 90; Simrock, 7697; Preuss. Hausfreund (Berlin 1819), S. 4.

Wer sich einen vernünftigen Zweck gesetzt, sich desselben stets bewusst bleibt, alle Gelegenheiten denselben zu erreichen, treulich benutzt, wird ihn fast immer erreichen. Das Sprichwort hat seinen Ursprung in der frühesten Art, Päpste zu wählen. Da man indess dadurch blos die Kraft des menschlichen Willens ausdrücken wollte, und die Geschichte aller Zeiten uns belehrt, dass vieles geschehen ist, was die Welt für unmöglich hielt, so hat es seine Anwendbarkeit für uns keineswegs verloren. Im Gegentheil, wir könnten es aus der Geschichte unserer Tage (Napoleon III.) parodiren und sagen: Um Kaiser zu werden, darf man nur wollen. Mit dem Kaiserbleiben ist es eine andere Sache.

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[[589]/0603] 12 Der Papst frisst Bauern, säuft Edelleute und scheusst Mönche. – Simrock, 7701; Körte, 4680; Klosterspiegel, 14, 23; Braun, I, 3181. „Es gab Thoren, die aus altem Eisen Gold machen wollten, er macht aus Gold verrostet Eisen. Denn Menschenthum und Mönchsthum stehen einander wie feindliche Pole entgegen. Niemand kann zugleich Mensch und Mönch sein.“ 13 Der Papst ist des Kaisers und der Teufel unsers Herrn Gotts Affe. – Opel, 388. 14 Der Papst ist die Eichelsaw im Kartenspiel. „Diese ist stichfrey; also der Papst ist auch stichfrey, niemand kann jhm was thun.“ (Zinkgref, IV, 75.) 15 Der Papst ist ein irdisch Gott, aber doch der Römer Spott. – Eiselein, 502. „Der Bapst der Welt ein Wunder ist, mit seiner grossen Macht vnd List, weder Gott noch Mensch ist sein Art, darumb ist er dess Teuffels Part.“ (Melander, 282.) Lat.: Papa, stupor mundi es, ac bestia prodigiosa nec Deus es, nec homo neuter es inter utrumque. (Zinkgref, IV, 108.) 16 Der Papst ist mächtiger in Einem Finger als alle deutschen Fürsten. – Eiselein, 502. Zur Zeit der Reformation. Angeblich ein Wort Luther's. 17 Der Papst ist nicht allein zu Rom, sondern an allen Orten, da man einem Geistlichen den Zaum so weit lässt, dass er meint, Gott und die Religion hang allein an ihm. – Opel, 373. 18 Der Papst ist über das Recht, wider das Recht und ausser dem Recht. – Jachmann, Reliquien, II, 216. 19 Der Papst kann kein Recht setzen, womit er unser Landrecht ärgert. – Graf, 22, 244. Von der scharfen Scheidung des geistlichen und weltlichen Rechts; jedes hat sein bestimmtes Gebiet; jenes durfte weder das Land- noch Stadtrecht berühren, dieses nicht an das geistliche tasten. Mhd.: De paues ne mach nien recht setten, dar he vnse lantrecht med ergere. (Maurer, I, 162; Sachsen, 1, 3; Zöpfl, II, 417.) 20 Der Papst kann nicht sterben. Franck: „Die Welt will und muss einen Papst haben, dem sie zu Dienst wol alles glaub, und sollte sie ihn stehlen oder aus der Erde graben; und nehme man ihr alle Tage einen, sie sucht bald einen andern.“ Frz.: Le pape ne peut mourir. (Leroux, I, 25.) 21 Der Papst lebt herrlich in der Welt. – Reichenb. Zeitung, 1871, Nr. 143. Anfang eines sehr verbreiteten Volksliedes, vgl. Hoffmann von Fallersleben, Nr. 170. 22 Der Papst richtet mit seinem Klugen nicht anders dann eine Kuh mit den Augen bei der Nasen. – D. Pomeranus, Vom Ehebruch und Weglauffen, geschrieben an königl. wirde in Dennemark. 23 Der Papst und ein Bauer wissen mehr als der Papst allein. It.: Sa più il papa e un contadino che il papa solo. (Bohn I, 125.) 24 Der Papst versteht den Jocus mit fiat hocus pocus. – Eiselein, 502. 25 Der Papst vnd sein rott seynt Engel vor Gott, wie Judas ein zwölffbott; der nam gelt vnd verriet Gott. – Zinkgref, IV, 247. 26 Der Papst wil allzeit ein Stück am Reyff haben. – Lehmann, II, 491, 1. 27 Des Pabsts Cancelley ist ein Cloaca voller Lügen. – Luther's Tischr., 363b. 28 Des Papstes Schwert ist der Bann. – Graf, 549, 97. 29 Des Papsts Feder ist der reichste zoll vff Erden, denn er kan mit zwo zeilen vnd ein stück papier viel Tonnen Golt vffbringen. – Zinkgref, IV, 255. 30 Dess Babst Bann vnd fluch ist gleich eim alten beschissen Bruch. – Petri, II, 116. 31 Die Päpste schachern mit den Gaben, die sie umsonst empfangen haben. – Eiselein, 502. 32 Die Päpste zu Rom seyn die rechten Fischer mit dem gülden Netz. – Zinkgref, IV, 73. 33 Ein lebendiger Papst ist besser als zehn todte. Man könnte vielleicht auch sagen: Ein Papst in Folio ist besser als zehn Duodezpäpstlein. It.: E meglio un prossimo vicino che un lontano cugino. (Bohn I, 97.) 34 Ein Papst sieht die Wahrheit nie, als wenn er das Evangelium liest. „Dann aber auch noch nicht, dieweil er eine römische Brille vor den Augen trägt.“ 35 Es ist auch der bapst ein schüler gewesen. – Franck, I, 84b; Gruter, I, 31; Henisch, 186, 30; Petri, II, 82; Egenolff, 344b; Latendorf II, 9; Mathesy, 295a; Lehmann, II, 457, 49; Eiselein, 502; Sailer, 288; Simrock, 7700; Körte, 4677; Willius, 23; Masson, 30. Lat.: Ante remex sit opportet quam clavum occupet navigii. – Maxima paulatim ex minimis. (Philippi, I, 244; Binder I, 963; Henisch, 186, 31; Seybold, 300; Sutor, 743.) – Miserum est fieri magistrum, qui nunquam fuit discipulus. – Qui miles non fuit, militibus praesse non potest. (Lehmann, 457.) 36 Es kann nicht jeder den Papst sehen, der nach Rom kommt. Holl.: Allen man mag't niet gebeuren, den paus te zien. (Harrebomée, II, 52a.) 37 Es kann nicht jeder Papst in Rom werden. „Es kan nicht allhie sein auff Erden, dass jeder Bapst zu Rom mag werden.“ (Eyering, III, 194.) Mhd.: Ich waisz wol, das nit yeter ist Babst noch Cardinal. (Haltaus, II, 5, 112; Quedlinburg.) 38 Es kann nur einer Papst sein. – Eiselein, 502; Simrock, 7696; Graf, 535, 14; Braun, I, 3184. 39 Es wirdt keiner Bapst in seinem Vaterlande. – Petri, II, 305; Henisch, 184, 34. Hier ist das Sprichwort im Irrthum, denn unter den Päpsten, die bisjetzt regiert haben, waren die meisten Italiener. Lat.: Nemo acceptus in sua patria. (Henisch, 186, 34.) 40 Im Papst sind alle Schätze der Gnaden, verstandts vnd Weissheit verborgen wie eine Perle in einem Misthaufen. – Zinkgref, IV, 75. 41 Ist der Papst gestorben, so wird ein anderer gemacht. It.: Dopo un papa se ne fa un altro. (Bohn I, 93.) 42 Ist einer Bapst worden, so ist er knechts knecht. – Wachter. 43 Je näher dem Papst, je schlimmere Christen. – Eiselein, 502; Körte, 4678; Braun, I, 3182; Masson, 213. „Je neher dem Bapst, je erger Christen, diess haben gesagt auch die Papisten.“ Holl.: Hoe digter bij den paus, hoe slechter Christenen. (Harrebomée, II, 175a.) – So nare den paus, so quader Kristen. (Prov. comm.) Lat.: Vita pecores sunt qui pape propiores. (Fallersleben, 798; Loci comm., 124.) 44 Kann der Papst Fürsten machen, so kann der Kaiser Bischöfe machen. – Eiselein, 357. 45 Papst durch Wahl, König aus Natur und Kaiser mit Gewalt. Die Franzosen sagen aber auch: Gott weiss, wie der Papst gemacht wird. (Dieu sçait comme se font les papes). (Leroux, I, 25; II, 71.) Frz.: Pape par voix, Roi par nature et empereur par force. (Kritzinger, 504a.) 46 Papst ist Kopf und Schwanz. – Eiselein, 502. 47 Päpste und Huren fischen gern mit frischem Aas. „Die Päpst machen es eben wie die Huren, wissen artig einen Buler vor dem andern zugeben, fischen gern mit frischem aas, d. i. haltens dann mit diesem, dann mit jenem Potentaten vnnd Herren.“ (Zinkgref, IV, 74.) 48 So lange der Papst Federn, Papier, Bley vnd Wachs hat, hat er auch gelts genug. – Zinkgref, IV, 255. 49 Um Papst zu werden, darf man nur wollen. – Siebenkees, 90; Simrock, 7697; Preuss. Hausfreund (Berlin 1819), S. 4. Wer sich einen vernünftigen Zweck gesetzt, sich desselben stets bewusst bleibt, alle Gelegenheiten denselben zu erreichen, treulich benutzt, wird ihn fast immer erreichen. Das Sprichwort hat seinen Ursprung in der frühesten Art, Päpste zu wählen. Da man indess dadurch blos die Kraft des menschlichen Willens ausdrücken wollte, und die Geschichte aller Zeiten uns belehrt, dass vieles geschehen ist, was die Welt für unmöglich hielt, so hat es seine Anwendbarkeit für uns keineswegs verloren. Im Gegentheil, wir könnten es aus der Geschichte unserer Tage (Napoleon III.) parodiren und sagen: Um Kaiser zu werden, darf man nur wollen. Mit dem Kaiserbleiben ist es eine andere Sache. 50 Wann der Papst Geld braucht, so bevölkert er den Himmel. – Eiselein, 502.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [589]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/603>, abgerufen am 22.11.2024.