Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]

5 Es ist in allen Orden das sauffen Gewohnheit worden. - Petri, II, 264.

6 Es ist kein Orden so gross als der Bettlerorden.

Dän.: Bedler-orden er den störste orden. (Prov. dan., 51.)

7 Je mehr Orden, desto mehr Hände, die danach langen.

"Sieben Weise Griechenlands verweigerten die Annahme des goldenen Dreifusses, welcher den Weisesten bestimmt war, und weihten ihn im Tempel des Apollo dem Dienste der Sibylle; in unsern Tagen würde ihn jeder Kanzlist annehmen." (Welt und Zeit, II, 117, 85.)

8 Je weniger Orden, desto mehr Ordnung. - Klosterspiegel, 59, 13.

9 Jeder Orden ist gut, in dem man den Willen Gottes thut.

10 Orden sind Spielzeug für grosse Kinder.

Berthier nannte gegen Napoleon I. die Orden Kinderklappern der Monarchie. Der erste Consul erwiderte: "Mit Kinderklappern leitet man die Menschen." (Messenhauser, Polit. Hausschatz, Leipzig 1849, S. 95.)

11 Orden und Ratten fressen einander, wenn man sie zusammensperrt. - Klosterspiegel, 64, 22.

12 Vor Orden und vor jähem Tod bewahr' uns, lieber Herre Gott.

"Ein Orden ist nur Spielerei, ein buntes Bändchen, eine Kette, ein Zeichen ist's der Sklaverei; doch wünscht' ich, dass ich einen hätte." (Schücking, Welt und Zeit, 71, 279.)

13 Wer einen Orden hat, versteckt ihn nicht unter dem Rocke.

Die Ordenssucht ist eine gar seltsame Passion. Wie mancher wirft Ehre weg, um das Zeichen der Ehre. Wie mancher klettert an einem Schandpfahl empor, um ein buntes Bändchen zu erhaschen, das da oben herumflattert. (Friedrich, Satir. Zeitspiegel, Hft. 8.) Im Gegentheil, die Russen sagen: Wer einen Orden hat, möchte ihn am liebsten an die Stirn hängen; wer zehn hat, knöpft den Rock darüber. (Altmann V, 121.) Chamford sagte zu dem Dichter Ducis: "Wenn Sie den Sanct-Michelsorden erhalten, so folgt das Aergste hinterdrein - Sie müssen ihn auch tragen." (Jachmann, Reliquien, I, 211.)

14 Wer nur erst Einen Orden hat, bekommt bald den ganzen Rock voll.

It.: Le grandezze piu agevolmente crescono di quello che cominciano. (Pazzaglia, 159, 3.)

15 Wer nur erst im Orden ist, dem ist alles (reden und thun) erlaubt. - Klosterspiegel, 25, 11.

16 Wer ohne Orden, ist nur ein halber Mensch.

Wenn auch nicht unter Menschen, doch unter Höflingen; und auch nur dann, wenn er ohne denselben ein halber ist. "Er geht mit seinem Stern zu Bette; was wär' er, wenn er ihn nicht hätte. Er gliche einem Blumenstiel von dem zu Staub die Blume fiel." (Schücking, Welt und Zeit, 59, 230.) Das blaue Band, sagen die Russen, ist nur ein Streifen Seide für die, so keinen Orden besitzen.

*17 An Order vün a Borek1. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

1) Burak, polnisch = rothe Rübe. - Ein Orden von einer Rübe. Scherzhafte Belohnung. Man wird dafür zum Eselsritter geschlagen.

*18 Das wäre ein harter Orden, darin man jede Buhle meiden müsste. - Klosterspiegel, 72, 11.

*19 Er gehört in den Barfüsser Orden.

Holl.: Ga in de orde der Barrevoeters, dan hebt gij geene kousen noodig. - Hij behoort tot te orde der Barrevoeters. (Harrebomee, II, 153a.)

*20 Er muss den schwarzen Orden tragen.

"Sagten die Alten von einem, der nach allem lange Finger macht." (Klosterspiegel, 37, 19.)

*21 In den Orden des heiligen Joseph gehören, wo vier Pantoffeln vor dem Bett stehen.

Verheirathet sein, dem Ehestand angehören.


Ordensleute.

1 Die meisten Ordensleute gehen nach Maulbronn ins Kloster. - Klosterspiegel, 61, 6.

2 Die Ordensleute fangen die Frühmette an mit Husten und das Nachtessen mit Trinken. - Klosterspiegel, 70, 5.

3 Ordensleute fangen an im Geist und enden im Fleisch.

"Der Zettel ist Geist, der Intrag Fleisch, ist Dirdendes, halb linnen halb wullen." (Klosterspiegel, 28, 5.)

4 Ordensleute sollen Engel sein; wenn aber ein Engel zum Teufel wird, so gibt's einen bösen Teufel. - Klosterspiegel, 57, 10.

[Spaltenumbruch] 5 Wer Ordensleuten den Puls will greifen, der muss subtile Finger haben, sagte der Mönch, als er sollte Abt im Kloster Sanct- Florenzen sein. - Klosterspiegel, 76, 12.

6 Wie gern würden wir Ordensleute die Pflichten der Männer erfüllen, predigte der Augustiner. - Klosterspiegel, 47, 21.

7 Wo Ordensleute und Blattläuse am Kraut sitzen, da hilft der Segen Gottes nichts. - Klosterspiegel, 80, 9.

8 Zwei Ordensleut' in einer Zell', zwei Narren unter einem Dach und zwei Töpfer in einem Dorf vertragen sich nicht. - Klosterspiegel, 12, 6.


Ordensmann.

1 Dass ein Ordensmann muss lügen können, Herr Abt, das hab' ich nicht gewusst, sagte der Ritter. - Klosterspiegel, 43, 22.

2 Ein abtrünniger Ordensmann ist in der Welt zu wenig nütz. - Klosterspiegel, 35, 18.


Ordentlich.

1 Ordentlich oder gar nicht.

Frz.: Il faut faire ce qu'on fait.

*2 Er ist ordentlich, er ist alle Tage früh betrunken.

"Sehr ordentlich lebt Stax. Denn mit dem Glockenschlage vier Uhr, betrinkt er sich schier alle Nachmittage." (Witzfunken, Vb, 172.)

*3 Er ist ordentlich wie die Säw. - Gruter, III, 74; Lehmann, II, 490, 24.

In Frankreich sagt man: Man ist überall ordentlich, aber nirgends so wie in Pomacle. (Reinsberg V, 60.)


Ordnung.

1 Alles nach der Ordnung, sagte der Amtmann Schlosser zum Itzik, da lebt' er noch. (Emmerdingen in Baden.) - Willkomm, 138.

2 Auss guten Ordnungen werden gemeiniglich Lasstafeln. - Petri, II, 29.

3 Die Ordnung herrscht in Warschau.

Nach der blutigen Besiegung des polnischen Aufstandes im Jahre 1831 theilte dies der Minister Sebastiani der französischen Deputirtenkammer mit den Worten mit: "L'ordre regne a Varsovie." Der Ausspruch gehört zu den "geflügelten" Ministerreden, und ist auch in Deutschland sprichwörtlich geworden, um zu sagen, dass die Ruhe eines Kirchhofs durch Gewalt geschaffen worden ist. Es erinnert an die Kanonen, welche sich einmal an dem Strassenende Lyons mit der Aufschrift befanden: Liberte et ordre public. (Neuyorker Abendzeitung vom 30. Sept. 1850.)

4 Ein Ordnung hand der Kettenring; wer will, mag drauss verstehn vil ding. - Beeren, 197.

5 Eine Ordnung, die nicht soll veralten, muss man stets in frischem Salz erhalten.

6 Eine Ordnung, die nur ist für die Geringsten, dauert so lange wie der Schnee zu Pfingsten.

7 Fangt man ein new ordnung an, so spant betrug gleich dran, das Obrigkeit nicht straffen kan. - Lehmann, 226, 23.

8 Gute Ordnung in der Haushaltung ist ein vergnügtes Einkommen.

9 Gute ordnung ist eines Landes hertz vnd das best in der Statt. - Henisch, 325, 64; Petri, II, 364.

10 Keine Ordnung ist oft die beste.

Dän.: Den beste orden undertiden ikke agter orden. (Prov. dan., 442.)

11 Lieber eiserne Ordnung als goldenes Drunter und Drüber. - Frost, 109.

12 Man soll Ordnung machen, wann die Vnderthanen selbst darumb anhalten, sonst ists vmbsonst. - Lehmann, 582, 21.

13 Ohne Ordnung keine Schönheit.

Auch: Ordnung ist Schönheit. Wird der Mensch alt, so hört er z. B. auf schön zu sein. "Die Röthe der Lippen werden die zährenden Augen erlangen; den weissen Glanz der Stirn wird alsdann der Mund besitzen; die schwarze Farbe der Augenbrauen wird an den Zähnen zu sehen seyn, die Wangen werden unter das Kinn hangen u. s. w." (Chaos, 865.)

14 Ordnung erhält die Welt. - Binder, II, 375; Simrock, 7685; Müller, 47, 2; Braun, I, 3169.

Holl.: Goede regel houdt den staat. (Harrebomee, II, 212b.)

15 Ordnung erleichtert die Arbeit.

[Spaltenumbruch]

5 Es ist in allen Orden das sauffen Gewohnheit worden.Petri, II, 264.

6 Es ist kein Orden so gross als der Bettlerorden.

Dän.: Bedler-orden er den störste orden. (Prov. dan., 51.)

7 Je mehr Orden, desto mehr Hände, die danach langen.

„Sieben Weise Griechenlands verweigerten die Annahme des goldenen Dreifusses, welcher den Weisesten bestimmt war, und weihten ihn im Tempel des Apollo dem Dienste der Sibylle; in unsern Tagen würde ihn jeder Kanzlist annehmen.“ (Welt und Zeit, II, 117, 85.)

8 Je weniger Orden, desto mehr Ordnung.Klosterspiegel, 59, 13.

9 Jeder Orden ist gut, in dem man den Willen Gottes thut.

10 Orden sind Spielzeug für grosse Kinder.

Berthier nannte gegen Napoleon I. die Orden Kinderklappern der Monarchie. Der erste Consul erwiderte: „Mit Kinderklappern leitet man die Menschen.“ (Messenhauser, Polit. Hausschatz, Leipzig 1849, S. 95.)

11 Orden und Ratten fressen einander, wenn man sie zusammensperrt.Klosterspiegel, 64, 22.

12 Vor Orden und vor jähem Tod bewahr' uns, lieber Herre Gott.

„Ein Orden ist nur Spielerei, ein buntes Bändchen, eine Kette, ein Zeichen ist's der Sklaverei; doch wünscht' ich, dass ich einen hätte.“ (Schücking, Welt und Zeit, 71, 279.)

13 Wer einen Orden hat, versteckt ihn nicht unter dem Rocke.

Die Ordenssucht ist eine gar seltsame Passion. Wie mancher wirft Ehre weg, um das Zeichen der Ehre. Wie mancher klettert an einem Schandpfahl empor, um ein buntes Bändchen zu erhaschen, das da oben herumflattert. (Friedrich, Satir. Zeitspiegel, Hft. 8.) Im Gegentheil, die Russen sagen: Wer einen Orden hat, möchte ihn am liebsten an die Stirn hängen; wer zehn hat, knöpft den Rock darüber. (Altmann V, 121.) Chamford sagte zu dem Dichter Ducis: „Wenn Sie den Sanct-Michelsorden erhalten, so folgt das Aergste hinterdrein – Sie müssen ihn auch tragen.“ (Jachmann, Reliquien, I, 211.)

14 Wer nur erst Einen Orden hat, bekommt bald den ganzen Rock voll.

It.: Le grandezze più agevolmente crescono di quello che cominciano. (Pazzaglia, 159, 3.)

15 Wer nur erst im Orden ist, dem ist alles (reden und thun) erlaubt.Klosterspiegel, 25, 11.

16 Wer ohne Orden, ist nur ein halber Mensch.

Wenn auch nicht unter Menschen, doch unter Höflingen; und auch nur dann, wenn er ohne denselben ein halber ist. „Er geht mit seinem Stern zu Bette; was wär' er, wenn er ihn nicht hätte. Er gliche einem Blumenstiel von dem zu Staub die Blume fiel.“ (Schücking, Welt und Zeit, 59, 230.) Das blaue Band, sagen die Russen, ist nur ein Streifen Seide für die, so keinen Orden besitzen.

*17 An Order vün a Borek1. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

1) Burak, polnisch = rothe Rübe. – Ein Orden von einer Rübe. Scherzhafte Belohnung. Man wird dafür zum Eselsritter geschlagen.

*18 Das wäre ein harter Orden, darin man jede Buhle meiden müsste.Klosterspiegel, 72, 11.

*19 Er gehört in den Barfüsser Orden.

Holl.: Ga in de orde der Barrevoeters, dan hebt gij geene kousen noodig. – Hij behoort tot te orde der Barrevoeters. (Harrebomée, II, 153a.)

*20 Er muss den schwarzen Orden tragen.

„Sagten die Alten von einem, der nach allem lange Finger macht.“ (Klosterspiegel, 37, 19.)

*21 In den Orden des heiligen Joseph gehören, wo vier Pantoffeln vor dem Bett stehen.

Verheirathet sein, dem Ehestand angehören.


Ordensleute.

1 Die meisten Ordensleute gehen nach Maulbronn ins Kloster.Klosterspiegel, 61, 6.

2 Die Ordensleute fangen die Frühmette an mit Husten und das Nachtessen mit Trinken.Klosterspiegel, 70, 5.

3 Ordensleute fangen an im Geist und enden im Fleisch.

„Der Zettel ist Geist, der Intrag Fleisch, ist Dirdendes, halb linnen halb wullen.“ (Klosterspiegel, 28, 5.)

4 Ordensleute sollen Engel sein; wenn aber ein Engel zum Teufel wird, so gibt's einen bösen Teufel.Klosterspiegel, 57, 10.

[Spaltenumbruch] 5 Wer Ordensleuten den Puls will greifen, der muss subtile Finger haben, sagte der Mönch, als er sollte Abt im Kloster Sanct- Florenzen sein.Klosterspiegel, 76, 12.

6 Wie gern würden wir Ordensleute die Pflichten der Männer erfüllen, predigte der Augustiner.Klosterspiegel, 47, 21.

7 Wo Ordensleute und Blattläuse am Kraut sitzen, da hilft der Segen Gottes nichts.Klosterspiegel, 80, 9.

8 Zwei Ordensleut' in einer Zell', zwei Narren unter einem Dach und zwei Töpfer in einem Dorf vertragen sich nicht.Klosterspiegel, 12, 6.


Ordensmann.

1 Dass ein Ordensmann muss lügen können, Herr Abt, das hab' ich nicht gewusst, sagte der Ritter.Klosterspiegel, 43, 22.

2 Ein abtrünniger Ordensmann ist in der Welt zu wenig nütz.Klosterspiegel, 35, 18.


Ordentlich.

1 Ordentlich oder gar nicht.

Frz.: Il faut faire ce qu'on fait.

*2 Er ist ordentlich, er ist alle Tage früh betrunken.

„Sehr ordentlich lebt Stax. Denn mit dem Glockenschlage vier Uhr, betrinkt er sich schier alle Nachmittage.“ (Witzfunken, Vb, 172.)

*3 Er ist ordentlich wie die Säw.Gruter, III, 74; Lehmann, II, 490, 24.

In Frankreich sagt man: Man ist überall ordentlich, aber nirgends so wie in Pomacle. (Reinsberg V, 60.)


Ordnung.

1 Alles nach der Ordnung, sagte der Amtmann Schlosser zum Itzik, da lebt' er noch. (Emmerdingen in Baden.) – Willkomm, 138.

2 Auss guten Ordnungen werden gemeiniglich Lasstafeln.Petri, II, 29.

3 Die Ordnung herrscht in Warschau.

Nach der blutigen Besiegung des polnischen Aufstandes im Jahre 1831 theilte dies der Minister Sebastiani der französischen Deputirtenkammer mit den Worten mit: „L'ordre règne à Varsovie.“ Der Ausspruch gehört zu den „geflügelten“ Ministerreden, und ist auch in Deutschland sprichwörtlich geworden, um zu sagen, dass die Ruhe eines Kirchhofs durch Gewalt geschaffen worden ist. Es erinnert an die Kanonen, welche sich einmal an dem Strassenende Lyons mit der Aufschrift befanden: Liberté et ordre public. (Neuyorker Abendzeitung vom 30. Sept. 1850.)

4 Ein Ordnung hand der Kettenring; wer will, mag drauss verstehn vil ding.Beeren, 197.

5 Eine Ordnung, die nicht soll veralten, muss man stets in frischem Salz erhalten.

6 Eine Ordnung, die nur ist für die Geringsten, dauert so lange wie der Schnee zu Pfingsten.

7 Fangt man ein new ordnung an, so spant betrug gleich dran, das Obrigkeit nicht straffen kan.Lehmann, 226, 23.

8 Gute Ordnung in der Haushaltung ist ein vergnügtes Einkommen.

9 Gute ordnung ist eines Landes hertz vnd das best in der Statt.Henisch, 325, 64; Petri, II, 364.

10 Keine Ordnung ist oft die beste.

Dän.: Den beste orden undertiden ikke agter orden. (Prov. dan., 442.)

11 Lieber eiserne Ordnung als goldenes Drunter und Drüber.Frost, 109.

12 Man soll Ordnung machen, wann die Vnderthanen selbst darumb anhalten, sonst ists vmbsonst.Lehmann, 582, 21.

13 Ohne Ordnung keine Schönheit.

Auch: Ordnung ist Schönheit. Wird der Mensch alt, so hört er z. B. auf schön zu sein. „Die Röthe der Lippen werden die zährenden Augen erlangen; den weissen Glanz der Stirn wird alsdann der Mund besitzen; die schwarze Farbe der Augenbrauen wird an den Zähnen zu sehen seyn, die Wangen werden unter das Kinn hangen u. s. w.“ (Chaos, 865.)

14 Ordnung erhält die Welt.Binder, II, 375; Simrock, 7685; Müller, 47, 2; Braun, I, 3169.

Holl.: Goede regel houdt den staat. (Harrebomée, II, 212b.)

15 Ordnung erleichtert die Arbeit.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <pb facs="#f0588" n="[574]"/>
          <cb n="1147"/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Es ist in allen Orden das sauffen Gewohnheit worden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 264.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Es ist kein Orden so gross als der Bettlerorden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Bedler-orden er den störste orden. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 51.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Je mehr Orden, desto mehr Hände, die danach langen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Sieben Weise Griechenlands verweigerten die Annahme des goldenen Dreifusses, welcher den Weisesten bestimmt war, und weihten ihn im Tempel des Apollo dem Dienste der Sibylle; in unsern Tagen würde ihn jeder Kanzlist annehmen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Welt und Zeit, II, 117, 85.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Je weniger Orden, desto mehr Ordnung.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 59, 13.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Jeder Orden ist gut, in dem man den Willen Gottes thut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Orden sind Spielzeug für grosse Kinder.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Berthier nannte gegen Napoleon I. die Orden Kinderklappern der Monarchie. Der erste Consul erwiderte: &#x201E;Mit Kinderklappern leitet man die Menschen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Messenhauser, Polit. Hausschatz, Leipzig 1849, S. 95.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Orden und Ratten fressen einander, wenn man sie zusammensperrt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 64, 22.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Vor Orden und vor jähem Tod bewahr' uns, lieber Herre Gott.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Ein Orden ist nur Spielerei, ein buntes Bändchen, eine Kette, ein Zeichen ist's der Sklaverei; doch wünscht' ich, dass ich einen hätte.&#x201C; (<hi rendition="#i">Schücking, Welt und Zeit, 71, 279.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Wer einen Orden hat, versteckt ihn nicht unter dem Rocke.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Ordenssucht ist eine gar seltsame Passion. Wie mancher wirft Ehre weg, um das Zeichen der Ehre. Wie mancher klettert an einem Schandpfahl empor, um ein buntes Bändchen zu erhaschen, das da oben herumflattert. (<hi rendition="#i">Friedrich, Satir. Zeitspiegel, Hft. 8.</hi>) Im Gegentheil, die Russen sagen: Wer einen Orden hat, möchte ihn am liebsten an die Stirn hängen; wer zehn hat, knöpft den Rock darüber. (<hi rendition="#i">Altmann V, 121.</hi>) Chamford sagte zu dem Dichter Ducis: &#x201E;Wenn Sie den Sanct-Michelsorden erhalten, so folgt das Aergste hinterdrein &#x2013; Sie müssen ihn auch tragen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Jachmann, Reliquien, I, 211.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Wer nur erst Einen Orden hat, bekommt bald den ganzen Rock voll.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Le grandezze più agevolmente crescono di quello che cominciano. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 159, 3.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Wer nur erst im Orden ist, dem ist alles (reden und thun) erlaubt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 25, 11.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Wer ohne Orden, ist nur ein halber Mensch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn auch nicht unter Menschen, doch unter Höflingen; und auch nur dann, wenn er ohne denselben ein halber ist. &#x201E;Er geht mit seinem Stern zu Bette; was wär' er, wenn er ihn nicht hätte. Er gliche einem Blumenstiel von dem zu Staub die Blume fiel.&#x201C; (<hi rendition="#i">Schücking, Welt und Zeit, 59, 230.</hi>) Das blaue Band, sagen die Russen, ist nur ein Streifen Seide für die, so keinen Orden besitzen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 An Order vün a Borek<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Burak, polnisch = rothe Rübe. &#x2013; Ein Orden von einer Rübe. Scherzhafte Belohnung. Man wird dafür zum Eselsritter geschlagen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*18 Das wäre ein harter Orden, darin man jede Buhle meiden müsste.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 72, 11.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*19 Er gehört in den Barfüsser Orden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Ga in de orde der Barrevoeters, dan hebt gij geene kousen noodig. &#x2013; Hij behoort tot te orde der Barrevoeters. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 153<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*20 Er muss den schwarzen Orden tragen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Sagten die Alten von einem, der nach allem lange Finger macht.&#x201C; (<hi rendition="#i">Klosterspiegel, 37, 19.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*21 In den Orden des heiligen Joseph gehören, wo vier Pantoffeln vor dem Bett stehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Verheirathet sein, dem Ehestand angehören.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ordensleute.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Die meisten Ordensleute gehen nach Maulbronn ins Kloster.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 61, 6.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Die Ordensleute fangen die Frühmette an mit Husten und das Nachtessen mit Trinken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 70, 5.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Ordensleute fangen an im Geist und enden im Fleisch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Der Zettel ist Geist, der Intrag Fleisch, ist Dirdendes, halb linnen halb wullen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Klosterspiegel, 28, 5.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Ordensleute sollen Engel sein; wenn aber ein Engel zum Teufel wird, so gibt's einen bösen Teufel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 57, 10.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1148"/>
5 Wer Ordensleuten den Puls will greifen, der muss subtile Finger haben, sagte der Mönch, als er sollte Abt im Kloster Sanct- Florenzen sein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 76, 12.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Wie gern würden wir Ordensleute die Pflichten der Männer erfüllen, predigte der Augustiner.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 47, 21.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Wo Ordensleute und Blattläuse am Kraut sitzen, da hilft der Segen Gottes nichts.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 80, 9.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Zwei Ordensleut' in einer Zell', zwei Narren unter einem Dach und zwei Töpfer in einem Dorf vertragen sich nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 12, 6.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ordensmann.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Dass ein Ordensmann muss lügen können, Herr Abt, das hab' ich nicht gewusst, sagte der Ritter.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 43, 22.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Ein abtrünniger Ordensmann ist in der Welt zu wenig nütz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 35, 18.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ordentlich.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Ordentlich oder gar nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il faut faire ce qu'on fait.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er ist ordentlich, er ist alle Tage früh betrunken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Sehr ordentlich lebt Stax. Denn mit dem Glockenschlage vier Uhr, betrinkt er sich schier alle Nachmittage.&#x201C; (<hi rendition="#i">Witzfunken, V<hi rendition="#sup">b</hi>, 172.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Er ist ordentlich wie die Säw.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 74; Lehmann, II, 490, 24.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Frankreich sagt man: Man ist überall ordentlich, aber nirgends so wie in Pomacle. (<hi rendition="#i">Reinsberg V, 60.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ordnung.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Alles nach der Ordnung, sagte der Amtmann Schlosser zum Itzik, da lebt' er noch.</hi> (<hi rendition="#i">Emmerdingen in Baden.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Willkomm, 138.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Auss guten Ordnungen werden gemeiniglich Lasstafeln.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 29.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Die Ordnung herrscht in Warschau.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Nach der blutigen Besiegung des polnischen Aufstandes im Jahre 1831 theilte dies der Minister Sebastiani der französischen Deputirtenkammer mit den Worten mit: &#x201E;L'ordre règne à Varsovie.&#x201C; Der Ausspruch gehört zu den &#x201E;geflügelten&#x201C; Ministerreden, und ist auch in Deutschland sprichwörtlich geworden, um zu sagen, dass die Ruhe eines Kirchhofs durch Gewalt geschaffen worden ist. Es erinnert an die Kanonen, welche sich einmal an dem Strassenende Lyons mit der Aufschrift befanden: Liberté et ordre public. (<hi rendition="#i">Neuyorker Abendzeitung vom 30. Sept. 1850.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Ein Ordnung hand der Kettenring; wer will, mag drauss verstehn vil ding.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Beeren, 197.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Eine Ordnung, die nicht soll veralten, muss man stets in frischem Salz erhalten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Eine Ordnung, die nur ist für die Geringsten, dauert so lange wie der Schnee zu Pfingsten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Fangt man ein new ordnung an, so spant betrug gleich dran, das Obrigkeit nicht straffen kan.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 226, 23.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Gute Ordnung in der Haushaltung ist ein vergnügtes Einkommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Gute ordnung ist eines Landes hertz vnd das best in der Statt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 325, 64; Petri, II, 364.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Keine Ordnung ist oft die beste.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Den beste orden undertiden ikke agter orden. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 442.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Lieber eiserne Ordnung als goldenes Drunter und Drüber.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frost, 109.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Man soll Ordnung machen, wann die Vnderthanen selbst darumb anhalten, sonst ists vmbsonst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 582, 21.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Ohne Ordnung keine Schönheit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Auch: Ordnung ist Schönheit. Wird der Mensch alt, so hört er z. B. auf schön zu sein. &#x201E;Die Röthe der Lippen werden die zährenden Augen erlangen; den weissen Glanz der Stirn wird alsdann der Mund besitzen; die schwarze Farbe der Augenbrauen wird an den Zähnen zu sehen seyn, die Wangen werden unter das Kinn hangen u. s. w.&#x201C; (<hi rendition="#i">Chaos, 865.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Ordnung erhält die Welt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Binder, II, 375; Simrock, 7685; Müller, 47, 2; Braun, I, 3169.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Goede regel houdt den staat. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 212<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Ordnung erleichtert die Arbeit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[574]/0588] 5 Es ist in allen Orden das sauffen Gewohnheit worden. – Petri, II, 264. 6 Es ist kein Orden so gross als der Bettlerorden. Dän.: Bedler-orden er den störste orden. (Prov. dan., 51.) 7 Je mehr Orden, desto mehr Hände, die danach langen. „Sieben Weise Griechenlands verweigerten die Annahme des goldenen Dreifusses, welcher den Weisesten bestimmt war, und weihten ihn im Tempel des Apollo dem Dienste der Sibylle; in unsern Tagen würde ihn jeder Kanzlist annehmen.“ (Welt und Zeit, II, 117, 85.) 8 Je weniger Orden, desto mehr Ordnung. – Klosterspiegel, 59, 13. 9 Jeder Orden ist gut, in dem man den Willen Gottes thut. 10 Orden sind Spielzeug für grosse Kinder. Berthier nannte gegen Napoleon I. die Orden Kinderklappern der Monarchie. Der erste Consul erwiderte: „Mit Kinderklappern leitet man die Menschen.“ (Messenhauser, Polit. Hausschatz, Leipzig 1849, S. 95.) 11 Orden und Ratten fressen einander, wenn man sie zusammensperrt. – Klosterspiegel, 64, 22. 12 Vor Orden und vor jähem Tod bewahr' uns, lieber Herre Gott. „Ein Orden ist nur Spielerei, ein buntes Bändchen, eine Kette, ein Zeichen ist's der Sklaverei; doch wünscht' ich, dass ich einen hätte.“ (Schücking, Welt und Zeit, 71, 279.) 13 Wer einen Orden hat, versteckt ihn nicht unter dem Rocke. Die Ordenssucht ist eine gar seltsame Passion. Wie mancher wirft Ehre weg, um das Zeichen der Ehre. Wie mancher klettert an einem Schandpfahl empor, um ein buntes Bändchen zu erhaschen, das da oben herumflattert. (Friedrich, Satir. Zeitspiegel, Hft. 8.) Im Gegentheil, die Russen sagen: Wer einen Orden hat, möchte ihn am liebsten an die Stirn hängen; wer zehn hat, knöpft den Rock darüber. (Altmann V, 121.) Chamford sagte zu dem Dichter Ducis: „Wenn Sie den Sanct-Michelsorden erhalten, so folgt das Aergste hinterdrein – Sie müssen ihn auch tragen.“ (Jachmann, Reliquien, I, 211.) 14 Wer nur erst Einen Orden hat, bekommt bald den ganzen Rock voll. It.: Le grandezze più agevolmente crescono di quello che cominciano. (Pazzaglia, 159, 3.) 15 Wer nur erst im Orden ist, dem ist alles (reden und thun) erlaubt. – Klosterspiegel, 25, 11. 16 Wer ohne Orden, ist nur ein halber Mensch. Wenn auch nicht unter Menschen, doch unter Höflingen; und auch nur dann, wenn er ohne denselben ein halber ist. „Er geht mit seinem Stern zu Bette; was wär' er, wenn er ihn nicht hätte. Er gliche einem Blumenstiel von dem zu Staub die Blume fiel.“ (Schücking, Welt und Zeit, 59, 230.) Das blaue Band, sagen die Russen, ist nur ein Streifen Seide für die, so keinen Orden besitzen. *17 An Order vün a Borek1. (Jüd.-deutsch. Warschau.) 1) Burak, polnisch = rothe Rübe. – Ein Orden von einer Rübe. Scherzhafte Belohnung. Man wird dafür zum Eselsritter geschlagen. *18 Das wäre ein harter Orden, darin man jede Buhle meiden müsste. – Klosterspiegel, 72, 11. *19 Er gehört in den Barfüsser Orden. Holl.: Ga in de orde der Barrevoeters, dan hebt gij geene kousen noodig. – Hij behoort tot te orde der Barrevoeters. (Harrebomée, II, 153a.) *20 Er muss den schwarzen Orden tragen. „Sagten die Alten von einem, der nach allem lange Finger macht.“ (Klosterspiegel, 37, 19.) *21 In den Orden des heiligen Joseph gehören, wo vier Pantoffeln vor dem Bett stehen. Verheirathet sein, dem Ehestand angehören. Ordensleute. 1 Die meisten Ordensleute gehen nach Maulbronn ins Kloster. – Klosterspiegel, 61, 6. 2 Die Ordensleute fangen die Frühmette an mit Husten und das Nachtessen mit Trinken. – Klosterspiegel, 70, 5. 3 Ordensleute fangen an im Geist und enden im Fleisch. „Der Zettel ist Geist, der Intrag Fleisch, ist Dirdendes, halb linnen halb wullen.“ (Klosterspiegel, 28, 5.) 4 Ordensleute sollen Engel sein; wenn aber ein Engel zum Teufel wird, so gibt's einen bösen Teufel. – Klosterspiegel, 57, 10. 5 Wer Ordensleuten den Puls will greifen, der muss subtile Finger haben, sagte der Mönch, als er sollte Abt im Kloster Sanct- Florenzen sein. – Klosterspiegel, 76, 12. 6 Wie gern würden wir Ordensleute die Pflichten der Männer erfüllen, predigte der Augustiner. – Klosterspiegel, 47, 21. 7 Wo Ordensleute und Blattläuse am Kraut sitzen, da hilft der Segen Gottes nichts. – Klosterspiegel, 80, 9. 8 Zwei Ordensleut' in einer Zell', zwei Narren unter einem Dach und zwei Töpfer in einem Dorf vertragen sich nicht. – Klosterspiegel, 12, 6. Ordensmann. 1 Dass ein Ordensmann muss lügen können, Herr Abt, das hab' ich nicht gewusst, sagte der Ritter. – Klosterspiegel, 43, 22. 2 Ein abtrünniger Ordensmann ist in der Welt zu wenig nütz. – Klosterspiegel, 35, 18. Ordentlich. 1 Ordentlich oder gar nicht. Frz.: Il faut faire ce qu'on fait. *2 Er ist ordentlich, er ist alle Tage früh betrunken. „Sehr ordentlich lebt Stax. Denn mit dem Glockenschlage vier Uhr, betrinkt er sich schier alle Nachmittage.“ (Witzfunken, Vb, 172.) *3 Er ist ordentlich wie die Säw. – Gruter, III, 74; Lehmann, II, 490, 24. In Frankreich sagt man: Man ist überall ordentlich, aber nirgends so wie in Pomacle. (Reinsberg V, 60.) Ordnung. 1 Alles nach der Ordnung, sagte der Amtmann Schlosser zum Itzik, da lebt' er noch. (Emmerdingen in Baden.) – Willkomm, 138. 2 Auss guten Ordnungen werden gemeiniglich Lasstafeln. – Petri, II, 29. 3 Die Ordnung herrscht in Warschau. Nach der blutigen Besiegung des polnischen Aufstandes im Jahre 1831 theilte dies der Minister Sebastiani der französischen Deputirtenkammer mit den Worten mit: „L'ordre règne à Varsovie.“ Der Ausspruch gehört zu den „geflügelten“ Ministerreden, und ist auch in Deutschland sprichwörtlich geworden, um zu sagen, dass die Ruhe eines Kirchhofs durch Gewalt geschaffen worden ist. Es erinnert an die Kanonen, welche sich einmal an dem Strassenende Lyons mit der Aufschrift befanden: Liberté et ordre public. (Neuyorker Abendzeitung vom 30. Sept. 1850.) 4 Ein Ordnung hand der Kettenring; wer will, mag drauss verstehn vil ding. – Beeren, 197. 5 Eine Ordnung, die nicht soll veralten, muss man stets in frischem Salz erhalten. 6 Eine Ordnung, die nur ist für die Geringsten, dauert so lange wie der Schnee zu Pfingsten. 7 Fangt man ein new ordnung an, so spant betrug gleich dran, das Obrigkeit nicht straffen kan. – Lehmann, 226, 23. 8 Gute Ordnung in der Haushaltung ist ein vergnügtes Einkommen. 9 Gute ordnung ist eines Landes hertz vnd das best in der Statt. – Henisch, 325, 64; Petri, II, 364. 10 Keine Ordnung ist oft die beste. Dän.: Den beste orden undertiden ikke agter orden. (Prov. dan., 442.) 11 Lieber eiserne Ordnung als goldenes Drunter und Drüber. – Frost, 109. 12 Man soll Ordnung machen, wann die Vnderthanen selbst darumb anhalten, sonst ists vmbsonst. – Lehmann, 582, 21. 13 Ohne Ordnung keine Schönheit. Auch: Ordnung ist Schönheit. Wird der Mensch alt, so hört er z. B. auf schön zu sein. „Die Röthe der Lippen werden die zährenden Augen erlangen; den weissen Glanz der Stirn wird alsdann der Mund besitzen; die schwarze Farbe der Augenbrauen wird an den Zähnen zu sehen seyn, die Wangen werden unter das Kinn hangen u. s. w.“ (Chaos, 865.) 14 Ordnung erhält die Welt. – Binder, II, 375; Simrock, 7685; Müller, 47, 2; Braun, I, 3169. Holl.: Goede regel houdt den staat. (Harrebomée, II, 212b.) 15 Ordnung erleichtert die Arbeit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/588
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [574]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/588>, abgerufen am 24.11.2024.