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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] *38 Da möchte einer Oel geben (oder: seichen).

" ... Dergestalt abprügeln, dass sie hätten Oel geben mögen." (Simplic., 645.)

*39 Das ist Oel ins Feuer.

Holl.: Het is olie in het vuur. (Harrebomee, II, 133b.)

*40 Der hat mehr Oel in der Lampe verbrannt, als Wein getrunken.

Holl.: Hij heeft meer olie in de lamp verbrand, dan wijn gedronken. (Harrebomee, II, 133b.)

*41 Du hast das Oel verschüttet.

*42 Ein Tropfen demokratischen Oels.

Diese Redensart hat ihre Quelle in der deutschen Nationalversammlung zu Frankfurt a. M. Uhland schloss dort am 22. Jan. 1849 seine Rede gegen die Erblichkeit der Kaiserwürde und den Ausschluss Oesterreichs mit den Worten: "Glauben Sie, meine Herren, es wird kein Haupt über Deutschland leuchten, das nicht mit einem vollen Tropfen demokratischen Oels gesalbt ist." (Büchmann, 241.) "Viele (Deutsche) hatten sich an die Weissagung Uhland's gewöhnt von dem >vollen Tropfen demokratischen Oels<, ohne dessen Salbung das Haupt des künftigen Kaisers nicht über Deutschland leuchten werde." (Grenzboten, 1871, Nr. 5, S. 163.)

*43 Er hat kein Oel und kein Docht.

Jüdisch-deutsch: Mi Komooche, kaan Oel kaan Zooche. (Tendlau, 210.)

*44 Er hat nicht mehr viel Oel in der Lampe.

Es geht mit seinen Kräften zu Ende.

Frz.: Il n'y a plus d'huile dans la lampe. (Lendroy, 875.)

Holl.: Er is geene (weinig) olie in de lamp. (Harrebomee, II, 133a.)

*45 Er hed Oel1 em Huet. - Sutermeister, 65.

1) Vom dänischen Öl = Bier. - Ist betrunken. - Zur Bezeichnung dieses Zustandes sind a. a. O. noch folgende schweizer sprichwörtlichen Ausdrücke und Redensarten aufgeführt: Er het en Chäib, e Chapp, en Dampf, en Dampis, en Dips, en Fahne, es Fueder, en Glanz, a Haarseckel, e Hirmuetstheil (Schwyz), e Hirnmuethschaib, en Hops, en Kätzer, en Sabel, en Sibehätzer, en Spitz, en Stüber, en Trümmel, en Tümmel, en Tüfel, en Wälsch. (S. Ansehen 29, Boden 38, Laden 10 und Oberstübchen.)

*46 Er hed 's Oel verschüttet. (Luzern.)

Ist verblüfft.

*47 Er het au scho vo dem Oel gha und wird iez nümme gsund. - Sutermeister, 69.

*48 Er het wenig Oel im Kopf. - Sutermeister, 60.

Es fehlt ihm an Ausdauer.

*49 Er ist wie Oel, das sich überall durchfrisst.

"Der Samuel ist ein Kind, wie Oleum, was sich überall durchfrisst." (Salon, Leipzig 1870, VI, 614.)

*50 Er möchte Oel aus Steinen pressen.

Die Russen: Oel aus Rietgras, Fett aus Oliven pressen, ist die rechte Kunst. (Altmann VI, 408.)

*51 Er würde Oel aus einem Kieselsteine pressen.

Frz.: Il tirerait de l'huile d'un mur.

*52 Es ist kein Oel in seiner Lampe mehr.

Seine Kräfte sind erschöpft.

*53 Es ist noch Oel im Fass.

Holl.: Er is nog olie in de kan. (Harrebomee, II, 133a.)

*54 Hai, Oel am Hut und Schnaps an der Kappe. (Wurmlingen.) - Birlinger, 954.

*55 Ich möchte in diesem Oel nicht baden.

*56 Jemand mit haslenem Oel einschmieren. (Oberösterreich.) - Baumgarten.

Ihn mit einem Haselstecken prügeln.

*57 Man würde leichter Oel aus einem Kieselstein pressen.

Als nämlich etwas von ihm herauskriegen, besonders Geld.

*58 Mit Oel will er das fewer leschn. - Eyering, II, 401.

*59 Nach Oel greifen, ums Feuer zu löschen.

*60 Oel (und Wein) durch ein stinkend Rohr (Gefäss) giessen. - Luther's Tischr., 186b.

*61 Oel ins Feuer giessen. - Eiselein, 50; Körte, 4646; Sutor, 37; Mathesy, 45b; Lohrengel, II, 409; Braun, I, 3129.

In Pommern: Oelje to'm Für geten. (Dähnert, 334a.) Das Uebel ärger machn. Die Gemüther noch heftiger erbittern; die Leidenschaften noch mehr erhitzen, aufreizen. "Ihr ölet, die nun in der Hölle braten sollen, heisst das nicht, Oel ins Feuer giessen wollen." "Etliche, welche Oel ins Feuer, wie man zu sagen pflegt, zu schütten sich unterstunden." (Gottfried, 770b.) "Wo man mit öl wil leschen fewer, da ist fürwar das Wasser thewer." (Waldis, III, 61, 460.) Die Russen: Einen Ofen mit Pulver heizen. (Altmann VI, 512.)

Engl.: He takes oil to extinguish the fire. (Bohn II, 65.) - To add fewel to the fire.

[Spaltenumbruch] Frz.: Jeter de l'huile dans le feu. (Cahier, 875.) - Mettre le feu aux etoupes, aux poudres. (Masson, 260.)

Holl.: Olie in het vuur werpen. (Bohn I, 336.)

It.: Aggiunger legna al fuoco.

Lat.: Frigidam aquam suffundere. (Plautus.) (Philippi, I, 103.) - Ignem igni addere. (Binder II, 1365; Germberg, XII, 224; Hanzely, 171.) - In flammam flammas, in mare fundis aquas. (Ovid.) (Binder I, 736; II, 1431.) - Oleo incendium restinguere. (Binder I, 1269; II, 2360; Hanzely, 171; Tappius, 49b.) - Oleum addere camino. (Horaz.) (Binder I, 1270; II, 2361; Eiselein, 500; Hanzely, 171.)

*62 Oel zum fewr werffen. - Franck, Zeytbuch, XXIXa.


Oelbaum.

Ein Oelbaum, der das Fett nur für sich hat, kann nicht der Bäume König werden.


Oelberg.

1 Der ölberg ist grewlicher (hefftiger) dann das creutz. - Franck, II, 172b; Henisch, 622, 24; Simrock, 7679; Körte, 4684; Braun, I, 3131.

2 Wer vom ölberg komt, hat den tod vberwunden. - Franck, II, 173a; Simrock, 7678.


Oelbruder.

* Er ist ein rechter Oelbruder. - Parömiakon, 2602.

Er ist ehrgeizig, sein Fett soll immer oben schwimmen (s. d.)


Olem.

1 Mach dem Olem kein Maulspiel.

D. h. gib der Welt nichts zu reden.

*2 Was thut mer nit von Olem's wegen. - Tendlau, 234.

Der Welt (olam) wegen thut man viel.


Oelen.

Einen ölen, binden und schinden, wenn der Todte nichts mehr kann empfinden. - Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 589.

Etwas thun, wenn es zu spät ist.


Oleum.

Non semper datur oleum, sagte Michael1, und schiss in die Lampen. (S. Oel 14.) - Hoefer, 753; Schaltjahr, III, 157.

1) In einem alten Anekdotenbuch von Petrus de Memel (Lustige Gesellschaft) steht dafür Balthasar.


Oelfleck.

1 Den Oelfleck spielen.

Immer weiter um sich greifen, weiter Boden fassen. In einem Bericht aus Frankreich (October 1870) heisst es: "Die Preussen spielen den Oelfleck in Frankreich sie fressen immer weiter um sich, sie sind überall." (Bresl. Morgenzeitung, Nr. 280, S. 4.)

*2 Es ist ein Oelfleck, der bleibt.

Ein Schandfleck, der sich nicht austilgen lässt, ein Uebel, das immer weiter um sich greift.


Oelgarten.

Wer einen Oelgarten ackert, fragt; wer ihn düngt, bittet; wer ihn behaut, fordert.

Der grosse Einfluss des Beschneidens der Oelbäume auf ihre Fruchtbarkeit.


Oelgetränkt.

* Er ist ölgetränkt.


Oelgötze.

*1 Der ehrt ein Oelgötzen, der den gemeinen wahn in ehren helt. - Lehmann, 356, 2.

*2 Er muss den Oelgötzen tragen. - Eyering, II, 500.

Die schmuzigsten Dienste verrichten. "Er muss den ölgötzen tragn, wir wöll'n jn mit Narrenlaug'n zwag'n." (Ayrer, IV, 2369, 28.) "Den ölgötzen jr (der Frau) hindn nachtragen." (H. Sachs, IV, XCIX, 1.) "Sie aber thut, was sie selbst wil vnd gibt vmb den Mann nicht gar vil; der muss dann den Oelgötzen tragen." (H. Sachs, III, XCIX, 1.)

Lat.: Nos illum misere discruci abimus.

*3 Es ist ein rechter ölgötze. - Agricola I, 186; Franck, II, 35a; Egenolff, 46b; Gruter, I, 27; Schottel, 1131b; Eiselein, 580; für Solothurn: Schild, 73, 237; Dähnert, 334a.

Dummer, läppischer Mensch. "Ein stock vnd ein holtz, das geferbt ist, vnd öl getränkt, auff das die farbe bleibt vnd vom regen nicht abgewaschen werde, ist", sagt Agricola, "ein Oelgötze". Die Redensart wird von einem dummen, langweiligen Menschen gebraucht. So sagt Franck (I, 160a): "Die reichtum bleibet dumm, vnd ein ölgötz darneben." Sie mag wol auch als Schimpf auf Priester angewandt worden sein, weil diese mit geweihtem Oel salbten und gesalbt wurden. (S. Dasitzen 9.) (Vgl. Baltische Studien, XVIII, 1, 168.) "Es hat die Welt müssen voll Oelgötzen werden. - Wir stehen in der Kirche wie die Oelgötzen." (Luther's Werke, I, 76b u. 273.) "Im Grunde (sagt Hamann) hat der hamburger Oelgötze (in seinen Angriffen auf Lessing) bei all seiner Dummheit Recht." (A. Ruge's Werke, I, 23.)

Lat.: Corpus sine pectore. (Sutor, 925.)


[Spaltenumbruch] *38 Da möchte einer Oel geben (oder: seichen).

„ ... Dergestalt abprügeln, dass sie hätten Oel geben mögen.“ (Simplic., 645.)

*39 Das ist Oel ins Feuer.

Holl.: Het is olie in het vuur. (Harrebomée, II, 133b.)

*40 Der hat mehr Oel in der Lampe verbrannt, als Wein getrunken.

Holl.: Hij heeft meer olie in de lamp verbrand, dan wijn gedronken. (Harrebomée, II, 133b.)

*41 Du hast das Oel verschüttet.

*42 Ein Tropfen demokratischen Oels.

Diese Redensart hat ihre Quelle in der deutschen Nationalversammlung zu Frankfurt a. M. Uhland schloss dort am 22. Jan. 1849 seine Rede gegen die Erblichkeit der Kaiserwürde und den Ausschluss Oesterreichs mit den Worten: „Glauben Sie, meine Herren, es wird kein Haupt über Deutschland leuchten, das nicht mit einem vollen Tropfen demokratischen Oels gesalbt ist.“ (Büchmann, 241.) „Viele (Deutsche) hatten sich an die Weissagung Uhland's gewöhnt von dem ›vollen Tropfen demokratischen Oels‹, ohne dessen Salbung das Haupt des künftigen Kaisers nicht über Deutschland leuchten werde.“ (Grenzboten, 1871, Nr. 5, S. 163.)

*43 Er hat kein Oel und kein Docht.

Jüdisch-deutsch: Mi Komooche, kaan Oel kaan Zooche. (Tendlau, 210.)

*44 Er hat nicht mehr viel Oel in der Lampe.

Es geht mit seinen Kräften zu Ende.

Frz.: Il n'y a plus d'huile dans la lampe. (Lendroy, 875.)

Holl.: Er is geene (weinig) olie in de lamp. (Harrebomée, II, 133a.)

*45 Er hed Oel1 em Huet.Sutermeister, 65.

1) Vom dänischen Øl = Bier. – Ist betrunken. – Zur Bezeichnung dieses Zustandes sind a. a. O. noch folgende schweizer sprichwörtlichen Ausdrücke und Redensarten aufgeführt: Er het en Chäib, e Chapp, en Dampf, en Dampis, en Dips, en Fahne, es Fueder, en Glanz, a Haarseckel, e Hirmuetstheil (Schwyz), e Hirnmuethschaib, en Hops, en Kätzer, en Sabel, en Sibehätzer, en Spitz, en Stüber, en Trümmel, en Tümmel, en Tüfel, en Wälsch. (S. Ansehen 29, Boden 38, Laden 10 und Oberstübchen.)

*46 Er hed 's Oel verschüttet. (Luzern.)

Ist verblüfft.

*47 Er het au scho vo dem Oel gha und wird iez nümme gsund.Sutermeister, 69.

*48 Er het wenig Oel im Kopf.Sutermeister, 60.

Es fehlt ihm an Ausdauer.

*49 Er ist wie Oel, das sich überall durchfrisst.

„Der Samuel ist ein Kind, wie Oleum, was sich überall durchfrisst.“ (Salon, Leipzig 1870, VI, 614.)

*50 Er möchte Oel aus Steinen pressen.

Die Russen: Oel aus Rietgras, Fett aus Oliven pressen, ist die rechte Kunst. (Altmann VI, 408.)

*51 Er würde Oel aus einem Kieselsteine pressen.

Frz.: Il tirerait de l'huile d'un mur.

*52 Es ist kein Oel in seiner Lampe mehr.

Seine Kräfte sind erschöpft.

*53 Es ist noch Oel im Fass.

Holl.: Er is nog olie in de kan. (Harrebomée, II, 133a.)

*54 Hai, Oel am Hut und Schnaps an der Kappe. (Wurmlingen.) – Birlinger, 954.

*55 Ich möchte in diesem Oel nicht baden.

*56 Jemand mit haslenem Oel einschmieren. (Oberösterreich.) – Baumgarten.

Ihn mit einem Haselstecken prügeln.

*57 Man würde leichter Oel aus einem Kieselstein pressen.

Als nämlich etwas von ihm herauskriegen, besonders Geld.

*58 Mit Oel will er das fewer leschn.Eyering, II, 401.

*59 Nach Oel greifen, ums Feuer zu löschen.

*60 Oel (und Wein) durch ein stinkend Rohr (Gefäss) giessen.Luther's Tischr., 186b.

*61 Oel ins Feuer giessen.Eiselein, 50; Körte, 4646; Sutor, 37; Mathesy, 45b; Lohrengel, II, 409; Braun, I, 3129.

In Pommern: Oelje to'm Für geten. (Dähnert, 334a.) Das Uebel ärger machn. Die Gemüther noch heftiger erbittern; die Leidenschaften noch mehr erhitzen, aufreizen. „Ihr ölet, die nun in der Hölle braten sollen, heisst das nicht, Oel ins Feuer giessen wollen.“ „Etliche, welche Oel ins Feuer, wie man zu sagen pflegt, zu schütten sich unterstunden.“ (Gottfried, 770b.) „Wo man mit öl wil leschen fewer, da ist fürwar das Wasser thewer.“ (Waldis, III, 61, 460.) Die Russen: Einen Ofen mit Pulver heizen. (Altmann VI, 512.)

Engl.: He takes oil to extinguish the fire. (Bohn II, 65.) – To add fewel to the fire.

[Spaltenumbruch] Frz.: Jeter de l'huile dans le feu. (Cahier, 875.) – Mettre le feu aux étoupes, aux poudres. (Masson, 260.)

Holl.: Olie in het vuur werpen. (Bohn I, 336.)

It.: Aggiunger legna al fuoco.

Lat.: Frigidam aquam suffundere. (Plautus.) (Philippi, I, 103.) – Ignem igni addere. (Binder II, 1365; Germberg, XII, 224; Hanzely, 171.) – In flammam flammas, in mare fundis aquas. (Ovid.) (Binder I, 736; II, 1431.) – Oleo incendium restinguere. (Binder I, 1269; II, 2360; Hanzely, 171; Tappius, 49b.) – Oleum addere camino. (Horaz.) (Binder I, 1270; II, 2361; Eiselein, 500; Hanzely, 171.)

*62 Oel zum fewr werffen.Franck, Zeytbuch, XXIXa.


Oelbaum.

Ein Oelbaum, der das Fett nur für sich hat, kann nicht der Bäume König werden.


Oelberg.

1 Der ölberg ist grewlicher (hefftiger) dann das creutz.Franck, II, 172b; Henisch, 622, 24; Simrock, 7679; Körte, 4684; Braun, I, 3131.

2 Wer vom ölberg komt, hat den tod vberwunden.Franck, II, 173a; Simrock, 7678.


Oelbruder.

* Er ist ein rechter Oelbruder.Parömiakon, 2602.

Er ist ehrgeizig, sein Fett soll immer oben schwimmen (s. d.)


Olem.

1 Mach dem Olem kein Maulspiel.

D. h. gib der Welt nichts zu reden.

*2 Was thut mer nit von Olem's wegen.Tendlau, 234.

Der Welt (olam) wegen thut man viel.


Oelen.

Einen ölen, binden und schinden, wenn der Todte nichts mehr kann empfinden.Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 589.

Etwas thun, wenn es zu spät ist.


Oleum.

Non semper datur oleum, sagte Michael1, und schiss in die Lampen. (S. Oel 14.) – Hoefer, 753; Schaltjahr, III, 157.

1) In einem alten Anekdotenbuch von Petrus de Memel (Lustige Gesellschaft) steht dafür Balthasar.


Oelfleck.

1 Den Oelfleck spielen.

Immer weiter um sich greifen, weiter Boden fassen. In einem Bericht aus Frankreich (October 1870) heisst es: „Die Preussen spielen den Oelfleck in Frankreich sie fressen immer weiter um sich, sie sind überall.“ (Bresl. Morgenzeitung, Nr. 280, S. 4.)

*2 Es ist ein Oelfleck, der bleibt.

Ein Schandfleck, der sich nicht austilgen lässt, ein Uebel, das immer weiter um sich greift.


Oelgarten.

Wer einen Oelgarten ackert, fragt; wer ihn düngt, bittet; wer ihn behaut, fordert.

Der grosse Einfluss des Beschneidens der Oelbäume auf ihre Fruchtbarkeit.


Oelgetränkt.

* Er ist ölgetränkt.


Oelgötze.

*1 Der ehrt ein Oelgötzen, der den gemeinen wahn in ehren helt.Lehmann, 356, 2.

*2 Er muss den Oelgötzen tragen.Eyering, II, 500.

Die schmuzigsten Dienste verrichten. „Er muss den ölgötzen tragn, wir wöll'n jn mit Narrenlaug'n zwag'n.“ (Ayrer, IV, 2369, 28.) „Den ölgötzen jr (der Frau) hindn nachtragen.“ (H. Sachs, IV, XCIX, 1.) „Sie aber thut, was sie selbst wil vnd gibt vmb den Mann nicht gar vil; der muss dann den Oelgötzen tragen.“ (H. Sachs, III, XCIX, 1.)

Lat.: Nos illum misere discruci abimus.

*3 Es ist ein rechter ölgötze.Agricola I, 186; Franck, II, 35a; Egenolff, 46b; Gruter, I, 27; Schottel, 1131b; Eiselein, 580; für Solothurn: Schild, 73, 237; Dähnert, 334a.

Dummer, läppischer Mensch. „Ein stock vnd ein holtz, das geferbt ist, vnd öl getränkt, auff das die farbe bleibt vnd vom regen nicht abgewaschen werde, ist“, sagt Agricola, „ein Oelgötze“. Die Redensart wird von einem dummen, langweiligen Menschen gebraucht. So sagt Franck (I, 160a): „Die reichtum bleibet dumm, vnd ein ölgötz darneben.“ Sie mag wol auch als Schimpf auf Priester angewandt worden sein, weil diese mit geweihtem Oel salbten und gesalbt wurden. (S. Dasitzen 9.) (Vgl. Baltische Studien, XVIII, 1, 168.) „Es hat die Welt müssen voll Oelgötzen werden. – Wir stehen in der Kirche wie die Oelgötzen.“ (Luther's Werke, I, 76b u. 273.) „Im Grunde (sagt Hamann) hat der hamburger Oelgötze (in seinen Angriffen auf Lessing) bei all seiner Dummheit Recht.“ (A. Ruge's Werke, I, 23.)

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[[571]/0585] *38 Da möchte einer Oel geben (oder: seichen). „ ... Dergestalt abprügeln, dass sie hätten Oel geben mögen.“ (Simplic., 645.) *39 Das ist Oel ins Feuer. Holl.: Het is olie in het vuur. (Harrebomée, II, 133b.) *40 Der hat mehr Oel in der Lampe verbrannt, als Wein getrunken. Holl.: Hij heeft meer olie in de lamp verbrand, dan wijn gedronken. (Harrebomée, II, 133b.) *41 Du hast das Oel verschüttet. *42 Ein Tropfen demokratischen Oels. Diese Redensart hat ihre Quelle in der deutschen Nationalversammlung zu Frankfurt a. M. Uhland schloss dort am 22. Jan. 1849 seine Rede gegen die Erblichkeit der Kaiserwürde und den Ausschluss Oesterreichs mit den Worten: „Glauben Sie, meine Herren, es wird kein Haupt über Deutschland leuchten, das nicht mit einem vollen Tropfen demokratischen Oels gesalbt ist.“ (Büchmann, 241.) „Viele (Deutsche) hatten sich an die Weissagung Uhland's gewöhnt von dem ›vollen Tropfen demokratischen Oels‹, ohne dessen Salbung das Haupt des künftigen Kaisers nicht über Deutschland leuchten werde.“ (Grenzboten, 1871, Nr. 5, S. 163.) *43 Er hat kein Oel und kein Docht. Jüdisch-deutsch: Mi Komooche, kaan Oel kaan Zooche. (Tendlau, 210.) *44 Er hat nicht mehr viel Oel in der Lampe. Es geht mit seinen Kräften zu Ende. Frz.: Il n'y a plus d'huile dans la lampe. (Lendroy, 875.) Holl.: Er is geene (weinig) olie in de lamp. (Harrebomée, II, 133a.) *45 Er hed Oel1 em Huet. – Sutermeister, 65. 1) Vom dänischen Øl = Bier. – Ist betrunken. – Zur Bezeichnung dieses Zustandes sind a. a. O. noch folgende schweizer sprichwörtlichen Ausdrücke und Redensarten aufgeführt: Er het en Chäib, e Chapp, en Dampf, en Dampis, en Dips, en Fahne, es Fueder, en Glanz, a Haarseckel, e Hirmuetstheil (Schwyz), e Hirnmuethschaib, en Hops, en Kätzer, en Sabel, en Sibehätzer, en Spitz, en Stüber, en Trümmel, en Tümmel, en Tüfel, en Wälsch. (S. Ansehen 29, Boden 38, Laden 10 und Oberstübchen.) *46 Er hed 's Oel verschüttet. (Luzern.) Ist verblüfft. *47 Er het au scho vo dem Oel gha und wird iez nümme gsund. – Sutermeister, 69. *48 Er het wenig Oel im Kopf. – Sutermeister, 60. Es fehlt ihm an Ausdauer. *49 Er ist wie Oel, das sich überall durchfrisst. „Der Samuel ist ein Kind, wie Oleum, was sich überall durchfrisst.“ (Salon, Leipzig 1870, VI, 614.) *50 Er möchte Oel aus Steinen pressen. Die Russen: Oel aus Rietgras, Fett aus Oliven pressen, ist die rechte Kunst. (Altmann VI, 408.) *51 Er würde Oel aus einem Kieselsteine pressen. Frz.: Il tirerait de l'huile d'un mur. *52 Es ist kein Oel in seiner Lampe mehr. Seine Kräfte sind erschöpft. *53 Es ist noch Oel im Fass. Holl.: Er is nog olie in de kan. (Harrebomée, II, 133a.) *54 Hai, Oel am Hut und Schnaps an der Kappe. (Wurmlingen.) – Birlinger, 954. *55 Ich möchte in diesem Oel nicht baden. *56 Jemand mit haslenem Oel einschmieren. (Oberösterreich.) – Baumgarten. Ihn mit einem Haselstecken prügeln. *57 Man würde leichter Oel aus einem Kieselstein pressen. Als nämlich etwas von ihm herauskriegen, besonders Geld. *58 Mit Oel will er das fewer leschn. – Eyering, II, 401. *59 Nach Oel greifen, ums Feuer zu löschen. *60 Oel (und Wein) durch ein stinkend Rohr (Gefäss) giessen. – Luther's Tischr., 186b. *61 Oel ins Feuer giessen. – Eiselein, 50; Körte, 4646; Sutor, 37; Mathesy, 45b; Lohrengel, II, 409; Braun, I, 3129. In Pommern: Oelje to'm Für geten. (Dähnert, 334a.) Das Uebel ärger machn. Die Gemüther noch heftiger erbittern; die Leidenschaften noch mehr erhitzen, aufreizen. „Ihr ölet, die nun in der Hölle braten sollen, heisst das nicht, Oel ins Feuer giessen wollen.“ „Etliche, welche Oel ins Feuer, wie man zu sagen pflegt, zu schütten sich unterstunden.“ (Gottfried, 770b.) „Wo man mit öl wil leschen fewer, da ist fürwar das Wasser thewer.“ (Waldis, III, 61, 460.) Die Russen: Einen Ofen mit Pulver heizen. (Altmann VI, 512.) Engl.: He takes oil to extinguish the fire. (Bohn II, 65.) – To add fewel to the fire. Frz.: Jeter de l'huile dans le feu. (Cahier, 875.) – Mettre le feu aux étoupes, aux poudres. (Masson, 260.) Holl.: Olie in het vuur werpen. (Bohn I, 336.) It.: Aggiunger legna al fuoco. Lat.: Frigidam aquam suffundere. (Plautus.) (Philippi, I, 103.) – Ignem igni addere. (Binder II, 1365; Germberg, XII, 224; Hanzely, 171.) – In flammam flammas, in mare fundis aquas. (Ovid.) (Binder I, 736; II, 1431.) – Oleo incendium restinguere. (Binder I, 1269; II, 2360; Hanzely, 171; Tappius, 49b.) – Oleum addere camino. (Horaz.) (Binder I, 1270; II, 2361; Eiselein, 500; Hanzely, 171.) *62 Oel zum fewr werffen. – Franck, Zeytbuch, XXIXa. Oelbaum. Ein Oelbaum, der das Fett nur für sich hat, kann nicht der Bäume König werden. Oelberg. 1 Der ölberg ist grewlicher (hefftiger) dann das creutz. – Franck, II, 172b; Henisch, 622, 24; Simrock, 7679; Körte, 4684; Braun, I, 3131. 2 Wer vom ölberg komt, hat den tod vberwunden. – Franck, II, 173a; Simrock, 7678. Oelbruder. * Er ist ein rechter Oelbruder. – Parömiakon, 2602. Er ist ehrgeizig, sein Fett soll immer oben schwimmen (s. d.) Olem. 1 Mach dem Olem kein Maulspiel. D. h. gib der Welt nichts zu reden. *2 Was thut mer nit von Olem's wegen. – Tendlau, 234. Der Welt (olam) wegen thut man viel. Oelen. Einen ölen, binden und schinden, wenn der Todte nichts mehr kann empfinden. – Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 589. Etwas thun, wenn es zu spät ist. Oleum. Non semper datur oleum, sagte Michael1, und schiss in die Lampen. (S. Oel 14.) – Hoefer, 753; Schaltjahr, III, 157. 1) In einem alten Anekdotenbuch von Petrus de Memel (Lustige Gesellschaft) steht dafür Balthasar. Oelfleck. 1 Den Oelfleck spielen. Immer weiter um sich greifen, weiter Boden fassen. In einem Bericht aus Frankreich (October 1870) heisst es: „Die Preussen spielen den Oelfleck in Frankreich sie fressen immer weiter um sich, sie sind überall.“ (Bresl. Morgenzeitung, Nr. 280, S. 4.) *2 Es ist ein Oelfleck, der bleibt. Ein Schandfleck, der sich nicht austilgen lässt, ein Uebel, das immer weiter um sich greift. Oelgarten. Wer einen Oelgarten ackert, fragt; wer ihn düngt, bittet; wer ihn behaut, fordert. Der grosse Einfluss des Beschneidens der Oelbäume auf ihre Fruchtbarkeit. Oelgetränkt. * Er ist ölgetränkt. Oelgötze. *1 Der ehrt ein Oelgötzen, der den gemeinen wahn in ehren helt. – Lehmann, 356, 2. *2 Er muss den Oelgötzen tragen. – Eyering, II, 500. Die schmuzigsten Dienste verrichten. „Er muss den ölgötzen tragn, wir wöll'n jn mit Narrenlaug'n zwag'n.“ (Ayrer, IV, 2369, 28.) „Den ölgötzen jr (der Frau) hindn nachtragen.“ (H. Sachs, IV, XCIX, 1.) „Sie aber thut, was sie selbst wil vnd gibt vmb den Mann nicht gar vil; der muss dann den Oelgötzen tragen.“ (H. Sachs, III, XCIX, 1.) Lat.: Nos illum misere discruci abimus. *3 Es ist ein rechter ölgötze. – Agricola I, 186; Franck, II, 35a; Egenolff, 46b; Gruter, I, 27; Schottel, 1131b; Eiselein, 580; für Solothurn: Schild, 73, 237; Dähnert, 334a. Dummer, läppischer Mensch. „Ein stock vnd ein holtz, das geferbt ist, vnd öl getränkt, auff das die farbe bleibt vnd vom regen nicht abgewaschen werde, ist“, sagt Agricola, „ein Oelgötze“. Die Redensart wird von einem dummen, langweiligen Menschen gebraucht. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [571]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/585>, abgerufen am 22.11.2024.