Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] *2 Hei is nerens wiest os hinner Meumens Käulpotte.1 (Paderborn.) 1) Als hinter dem Kohltopfe der Mutter. Man sagt auch: hinner Maumens Fiüler, wie eine Erhöhung am Ofen genannt wird, worauf man sich stützen kann. (Firmenich, I, 362.) *3 Hei is nirgends weasen äs ächter Mäuers (Mutters) Mauspotte. (Büren.) Nirgendwo. * Das ist nirgendwo. Niseler. * Er isch en Niseler1. (S. Müggi.) - Sutermeister, 77. 1) Auch Nisser, Nissi, von nissen = die Nisse abkämmen, ein Mensch, der sich keines noch so verächtlichen Gewinns schämt. (Vgl. Stalder, II, 239.) Nisi. 1 Wenn das Nisi nicht wäre, so wäre jeder voll Ehre. *2 Das hat ein Nisi. - Fischer, Psalter, 79, 1. Anstand, Bedenken, Schwierigkeit. *3 Es steckt ein Nisi dahinter. Die Sache hat einen Haken (s. d.). Lat.: Omne quare habet suum quia. (Chaos, 806.) Nisse. 1 Die Nisse sind schlimmer als die Läuse. ( Posen.) 2 Mit de Neten is mehr to dohn as mit de Lusen. - Bueren, 862; Kern, 765; Hauskalender, III. Kleine Kinder machen mehr Mühe als grosse. 3 Wenn man die Nisse nicht vertreibt, bleiben die Läuse im Haar. - Simrock, 7549a. 4 Wo Nete sint, sint ak Lüse. - Schambach, II, 255. Holl.: Daar neten zijn, moeten luizen komen. (Harrebomee, II, 119a.) *5 Wottst eis uf d' Niss? - Sutermeister, 25. Nissen. Rosch-Chojdesch Nissen legt män dem Kantschek üntern Kischen; Rosch-Choidesch Ijr nemmt män ihm herfür. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Im Monat Nissen, dem ersten des Jahres, nimmt man den Kantscheck, eine aus Riemen geflochtene Geisel, womit in den Schulen die Kinder gezüchtigt werden, und legt sie unter das Kissen, bringt sie zur Ruhe, weil in diesen Monat die Schulferien treffen. Im folgenden Monat, Jjr, in dem der Unterricht wieder beginnt, wird auch sie wieder hervorgesucht. Nittel. Nittel mit Lieb'. - Tendlau, 976. Von dem lächerlichen Vermischen eigener und fremder religiöser Gebräuche. Auf einer Anekdote beruhend. Eine jüdische Frau, die am Weihnachtsabend entbunden worden war, antwortete auf die Frage, wie alt ihr Kind sei: "Nittel mit Lieb' wird mein Kind ein Jahr alt", "mit Lieb" ist aber ein Glückwunsch, den eine fromme jüdische Frau in dieser Verbindung mit Bezug aufs Christfest nicht wohl aussprechen konnte. Ueber "Nittel" von nittol, nithal, festum natale, vgl. Tendlau, 462 u. 976. Nix. * Der Nix hat ihn gesogen. - Eiselein, 494; Grimm, Myth., 281. Nixle, s. Nichtschen. Noaberskroch (s. Nobiskrug). *1 He wirt boall noa Noaberskroch goan. Von einem Sterbenskranken. Besonders heisst es von einem, der viel getrunken hat, er komme nach Noaberskroch, wobei man hinzufügt: He lett sik namal enen göwen. (Vgl. A. Kuhn, Altmärkische Sagen, Nr. 19; derselbe in Haupt, IV, 388, 2.) *2 In Noaberskroch kommen die Todten der Altmark zusammen. Noaberskroch ist der Beiname des Dorfs Neu- Fergau (Kreis Salzwedel). Noah. 1 Jeder Noah findet seine Arche. 2 Noah geht in den Kasten, ehe die Sintflut kommt. *3 Auch in Noah's Arche ist ein Rabe gewesen. In jeder Verbindung, Gesellschaft u. s. w. wird man ein unwürdiges Glied finden, aber man soll deshalb nicht alle verurtheilen. "Was kann Abel dafür, dass sein Bruder Kain nichts nutz gewesen; was Isaak, dass sein Bruder Ismael nicht mit Herzen sein u. s. w. Auch unter den zwölf himmlischen Zeichen gibt's einen Skorpion; in der Arche Noah ist ein Rabe gewesen." (Parömiakon, 309.) *4 Das ist aus Noah's Kasten. - Frischbier, 372; Hennig, 118. Was schon lange besteht, alten Ursprungs ist. Holl.: Het is van Maarten van Rossems tijd. (Harrebomee, II, 48b.) [Spaltenumbruch] *5 Er hat dem Noe Wein helffen bawen. - Eyering, II, 266. Ist schon sehr alt. *6 Er schreibt Nojech mit sieben Greisen. Von einem sehr unwissenden Menschen sagt diese jüdisch-deutsche Redensart: Er schreibt Noah mit sieben Fehlern (Greisen). (Vgl. darüber Zunz, Gottesdienstliche Vorträge, 447.) Es gehört in der That kein geringes Geschick dazu, den Namen "Noah", der im Hebräischen nur mit zwei Buchstaben ausgedrückt wird, mit sieben Fehlern zu schreiben; und doch gibt es Leute, die es fertig bringen. Besonders komisch ist daran, dass der einzige Buchstabe N, der wirklich vorkommen sollte, insofern nicht am richtigen Platze ist, als am Anfange des Worters ein Schlussbuchstabe steht. *7 Er wurde bei Noah in der Arche geboren. - Bücking, 688. *8 Seit Noah aus der Arche (Teewn) gegangen (ist dies oder jenes nicht geschehen, nicht gesehen worden). (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 2. Nobel. 1 Nobel muss die Welt zu Grunde gehn, sagt Leutner1. (Stettin.) - Frischbier2, 2794. 1) Einst ein beliebter Restaurateur in Stettin. 2 Nur nobel, lieber kein Rand am Huet! (Ulm.) 3 Nur nobel, sagt Kobel, ist meine Marie. (Stettin.) Kobel, ein durch den Trank heruntergekommener Conditor, seine Tochter Marie eine liederliche Dirne, die Anfang der funfziger Jahre im Krankenhause starb. Das Sprichwort entstand in den vierziger Jahren. Nobishaus. * In Nobishaus kommen. (S. Nobiskrug.) "Vnd fuhr bald hin in Nobishauss, da schlegt der Flam zum Fenster auss." (Waldis, VI, 65.) "Wenn man kompt ins Nobishauss, da ist dem schimpff der boden auss, vnd schlegt das Fewer zum Fenster nauss, da man schmeckt Schweffel vnd Bech, vnd bezahlt mit der Haut die Zech." (Theatrum Diabolorum, 309.) Nobiskretscham. In Nobis-Kretscham, da man die Aepffel auff den Fensterrahmen zu braten pflegt. - Fischer, Psalter, 169, 2. Nobiskrug. *1 Er ist in Nobiskrug. *2 Fahr' in Nobiskrug. - Eiselein, 494. Nobiskrug, ungewöhnlicher Nobishaus, ist die eigenthümliche, ihrer Etymologie nach noch unerklärte Bezeichnung der Hölle oder der alten Unterwelt, deren Wirth der Teufel ist. (Vgl. darüber Kurz, Anmerkungen zu B. Waldis, III, 87, 42; IV, 77, 118.) Sandvoss (Sprichwörterlese, 78) hälf es für wahrscheinlich, dass das "N" sich durch die gewöhnliche Verbindung mit der Präposition "in" erst eingeschlichen und dass es also ursprünglich "in Obiskrug" geheissen habe, wie das Wort mundartlich auch noch vorkommt. So sagt Stürenburg (160): "Nobiskrog = Name einiger Dorfschenken; niedersächsisch Obiskrog, Obskrog, gehört der Fabel an und bedeutet Schenke (Krog) des Abgrunds der Hölle, mit vorgesetztem >N< wie Ners, Nost, nerstig." Eiselein (494) hält Nobiskrug aus Abyssus verdorben, und führt noch aus Musculus folgende Stelle an: "Der Teufel bauet allzeit seine Kapelle und Nobiskrug, wo Gott seine Kirche hat." Stalder (II, 240) hat Nobiskratten, von Nobis und Kratten (Korb). Er bemerkt: "Ein Doppelwort, dessen erste Hälfte vom holländischen Nobisse (Teufel) oder vom lateinischen abyssus abzustammen scheint, wo dann das >N< ein müssiger Vorschlag des Wohllauts wegen oder ein Ueberbleibsel des alten unbestimmten Artikels en, an ist." - Zur Hölle, zum Teufel fahren. (Vgl. darüber K. Goedeke in der Zeitschrift für Niedersachsen, 1865, S. 367.) In Holland sagt man auch von jemand, der trunken ist: Hij is nobis. Mhd.: Swaz dem himele obe und unde sei und in abisses grunde, daz lit uns ze swarem vunde, e wir daz gevinden. Aus einem Gedicht Hermann's der Damen (um die Zeit von 1310) bei Ettmüller, H. d. Frauenlobes Werke, S. XXI. Holl.: Eer en trouw is in nobiskroeg verzopen. - Hij zit in nobiskroeg, onder Lucifers staart. (Harrebomee, II, 128a.) Noch nicht, s. Nasten. Nocken. Nockerl, Nudeln, Kandel, Plenten (Polenta) sind dem Tiroler die vier Elementen. Nock'n = in Tirol eine Mehlspeise, in kleinen Mehlklössen bestehend; dann auch eine Art kleiner Knödeln. Die Nocken heissen nach ihren Bestandtheilen: Wassernocken, Butternöcklen, Milchnöcklen u. s. w. (Schmeller, II, 678; Frommann, III, 524, 7.) In Kärnten: Nockelein = Klösschen. (Frommann, IV, 38.) Nöderseiter. Die Nöderseiter haben sich einen Mond backen lassen. - Westermann, XXV, 616. Gehört zu den Sprichwörtern, durch welche sich das Volk gegenseitig neckt. In Ulten (Tirol) geschieht [Spaltenumbruch] *2 Hei is nêrens wiëst os hinner Meumens Käulpotte.1 (Paderborn.) 1) Als hinter dem Kohltopfe der Mutter. Man sagt auch: hinner Maumens Fiüler, wie eine Erhöhung am Ofen genannt wird, worauf man sich stützen kann. (Firmenich, I, 362.) *3 Hei is nirgends weasen äs ächter Mäuers (Mutters) Mauspotte. (Büren.) Nirgendwo. * Das ist nirgendwo. Niseler. * Er isch en Niseler1. (S. Müggi.) – Sutermeister, 77. 1) Auch Nisser, Nissi, von nissen = die Nisse abkämmen, ein Mensch, der sich keines noch so verächtlichen Gewinns schämt. (Vgl. Stalder, II, 239.) Nisi. 1 Wenn das Nisi nicht wäre, so wäre jeder voll Ehre. *2 Das hat ein Nisi. – Fischer, Psalter, 79, 1. Anstand, Bedenken, Schwierigkeit. *3 Es steckt ein Nisi dahinter. Die Sache hat einen Haken (s. d.). Lat.: Omne quare habet suum quia. (Chaos, 806.) Nisse. 1 Die Nisse sind schlimmer als die Läuse. ( Posen.) 2 Mit de Nêten is mehr to dohn as mit de Lusen. – Bueren, 862; Kern, 765; Hauskalender, III. Kleine Kinder machen mehr Mühe als grosse. 3 Wenn man die Nisse nicht vertreibt, bleiben die Läuse im Haar. – Simrock, 7549a. 4 Wo Nête sint, sint âk Lüse. – Schambach, II, 255. Holl.: Daar neten zijn, moeten luizen komen. (Harrebomée, II, 119a.) *5 Wottst eis uf d' Niss? – Sutermeister, 25. Nissen. Rosch-Chojdesch Nissen legt män dem Kantschek üntern Kischen; Rosch-Choidesch Ijr nemmt män ihm herfür. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Im Monat Nissen, dem ersten des Jahres, nimmt man den Kantscheck, eine aus Riemen geflochtene Geisel, womit in den Schulen die Kinder gezüchtigt werden, und legt sie unter das Kissen, bringt sie zur Ruhe, weil in diesen Monat die Schulferien treffen. Im folgenden Monat, Jjr, in dem der Unterricht wieder beginnt, wird auch sie wieder hervorgesucht. Nittel. Nittel mit Lieb'. – Tendlau, 976. Von dem lächerlichen Vermischen eigener und fremder religiöser Gebräuche. Auf einer Anekdote beruhend. Eine jüdische Frau, die am Weihnachtsabend entbunden worden war, antwortete auf die Frage, wie alt ihr Kind sei: „Nittel mit Lieb' wird mein Kind ein Jahr alt“, „mit Lieb“ ist aber ein Glückwunsch, den eine fromme jüdische Frau in dieser Verbindung mit Bezug aufs Christfest nicht wohl aussprechen konnte. Ueber „Nittel“ von nittol, nithal, festum natale, vgl. Tendlau, 462 u. 976. Nix. * Der Nix hat ihn gesogen. – Eiselein, 494; Grimm, Myth., 281. Nixle, s. Nichtschen. Noaberskrôch (s. Nobiskrug). *1 He wirt boall noa Noaberskrôch goan. Von einem Sterbenskranken. Besonders heisst es von einem, der viel getrunken hat, er komme nach Noaberskrôch, wobei man hinzufügt: Hê lett sik namål ênen göwen. (Vgl. A. Kuhn, Altmärkische Sagen, Nr. 19; derselbe in Haupt, IV, 388, 2.) *2 In Noaberskrôch kommen die Todten der Altmark zusammen. Noaberskrôch ist der Beiname des Dorfs Neu- Fergau (Kreis Salzwedel). Noah. 1 Jeder Noah findet seine Arche. 2 Noah geht in den Kasten, ehe die Sintflut kommt. *3 Auch in Noah's Arche ist ein Rabe gewesen. In jeder Verbindung, Gesellschaft u. s. w. wird man ein unwürdiges Glied finden, aber man soll deshalb nicht alle verurtheilen. „Was kann Abel dafür, dass sein Bruder Kain nichts nutz gewesen; was Isaak, dass sein Bruder Ismael nicht mit Herzen sein u. s. w. Auch unter den zwölf himmlischen Zeichen gibt's einen Skorpion; in der Arche Noah ist ein Rabe gewesen.“ (Parömiakon, 309.) *4 Das ist aus Noah's Kasten. – Frischbier, 372; Hennig, 118. Was schon lange besteht, alten Ursprungs ist. Holl.: Het is van Maarten van Rossems tijd. (Harrebomée, II, 48b.) [Spaltenumbruch] *5 Er hat dem Noe Wein helffen bawen. – Eyering, II, 266. Ist schon sehr alt. *6 Er schreibt Nojech mit sieben Greisen. Von einem sehr unwissenden Menschen sagt diese jüdisch-deutsche Redensart: Er schreibt Noah mit sieben Fehlern (Greisen). (Vgl. darüber Zunz, Gottesdienstliche Vorträge, 447.) Es gehört in der That kein geringes Geschick dazu, den Namen „Noah“, der im Hebräischen nur mit zwei Buchstaben ausgedrückt wird, mit sieben Fehlern zu schreiben; und doch gibt es Leute, die es fertig bringen. Besonders komisch ist daran, dass der einzige Buchstabe N, der wirklich vorkommen sollte, insofern nicht am richtigen Platze ist, als am Anfange des Worters ein Schlussbuchstabe steht. *7 Er wurde bei Noah in der Arche geboren. – Bücking, 688. *8 Seit Noah aus der Arche (Teewn) gegangen (ist dies oder jenes nicht geschehen, nicht gesehen worden). (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 2. Nobel. 1 Nobel muss die Welt zu Grunde gehn, sagt Leutner1. (Stettin.) – Frischbier2, 2794. 1) Einst ein beliebter Restaurateur in Stettin. 2 Nur nobel, lieber kein Rand am Huet! (Ulm.) 3 Nur nobel, sagt Kobel, ist meine Marie. (Stettin.) Kobel, ein durch den Trank heruntergekommener Conditor, seine Tochter Marie eine liederliche Dirne, die Anfang der funfziger Jahre im Krankenhause starb. Das Sprichwort entstand in den vierziger Jahren. Nobishaus. * In Nobishaus kommen. (S. Nobiskrug.) „Vnd fuhr bald hin in Nobishauss, da schlegt der Flam zum Fenster auss.“ (Waldis, VI, 65.) „Wenn man kompt ins Nobishauss, da ist dem schimpff der boden auss, vnd schlegt das Fewer zum Fenster nauss, da man schmeckt Schweffel vnd Bech, vnd bezahlt mit der Haut die Zech.“ (Theatrum Diabolorum, 309.) Nobiskretscham. In Nobis-Kretscham, da man die Aepffel auff den Fensterrahmen zu braten pflegt. – Fischer, Psalter, 169, 2. Nobiskrug. *1 Er ist in Nobiskrug. *2 Fahr' in Nobiskrug. – Eiselein, 494. Nobiskrug, ungewöhnlicher Nobishaus, ist die eigenthümliche, ihrer Etymologie nach noch unerklärte Bezeichnung der Hölle oder der alten Unterwelt, deren Wirth der Teufel ist. (Vgl. darüber Kurz, Anmerkungen zu B. Waldis, III, 87, 42; IV, 77, 118.) Sandvoss (Sprichwörterlese, 78) hälf es für wahrscheinlich, dass das „N“ sich durch die gewöhnliche Verbindung mit der Präposition „in“ erst eingeschlichen und dass es also ursprünglich „in Obiskrug“ geheissen habe, wie das Wort mundartlich auch noch vorkommt. So sagt Stürenburg (160): „Nobiskrôg = Name einiger Dorfschenken; niedersächsisch Obiskrôg, Obskrôg, gehört der Fabel an und bedeutet Schenke (Krôg) des Abgrunds der Hölle, mit vorgesetztem ›N‹ wie Nêrs, Nôst, nêrstig.“ Eiselein (494) hält Nobiskrug aus Abyssus verdorben, und führt noch aus Musculus folgende Stelle an: „Der Teufel bauet allzeit seine Kapelle und Nobiskrug, wo Gott seine Kirche hat.“ Stalder (II, 240) hat Nobiskratten, von Nobis und Kratten (Korb). Er bemerkt: „Ein Doppelwort, dessen erste Hälfte vom holländischen Nobisse (Teufel) oder vom lateinischen abyssus abzustammen scheint, wo dann das ›N‹ ein müssiger Vorschlag des Wohllauts wegen oder ein Ueberbleibsel des alten unbestimmten Artikels en, an ist.“ – Zur Hölle, zum Teufel fahren. (Vgl. darüber K. Goedeke in der Zeitschrift für Niedersachsen, 1865, S. 367.) In Holland sagt man auch von jemand, der trunken ist: Hij is nobis. Mhd.: Swaz dem himele obe und unde sî und in abisses grunde, daz lit uns ze swarem vunde, ê wir daz gevinden. Aus einem Gedicht Hermann's der Damen (um die Zeit von 1310) bei Ettmüller, H. d. Frauenlobes Werke, S. XXI. Holl.: Eer en trouw is in nobiskroeg verzopen. – Hij zit in nobiskroeg, onder Lucifers staart. (Harrebomée, II, 128a.) Noch nicht, s. Nâsten. Nocken. Nockerl, Nudeln, Kandel, Plenten (Polenta) sind dem Tiroler die vier Elementen. Nock'n = in Tirol eine Mehlspeise, in kleinen Mehlklössen bestehend; dann auch eine Art kleiner Knödeln. Die Nocken heissen nach ihren Bestandtheilen: Wassernocken, Butternöcklen, Milchnöcklen u. s. w. (Schmeller, II, 678; Frommann, III, 524, 7.) In Kärnten: Nockelein = Klösschen. (Frommann, IV, 38.) Nöderseiter. Die Nöderseiter haben sich einen Mond backen lassen. – Westermann, XXV, 616. Gehört zu den Sprichwörtern, durch welche sich das Volk gegenseitig neckt. In Ulten (Tirol) geschieht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0533" n="[519]"/><cb n="1037"/> *2 Hei is nêrens wiëst os hinner Meumens Käulpotte.<hi rendition="#sup">1</hi></hi> (<hi rendition="#i">Paderborn.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Als hinter dem Kohltopfe der Mutter. Man sagt auch: hinner Maumens Fiüler, wie eine Erhöhung am Ofen genannt wird, worauf man sich stützen kann. (<hi rendition="#i">Firmenich, I, 362.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Hei is nirgends weasen äs ächter Mäuers (Mutters) Mauspotte.</hi> (<hi rendition="#i">Büren.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nirgendwo.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Das ist nirgendwo.</hi> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Niseler.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er isch en Niseler<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> (S. Müggi.) – <hi rendition="#i">Sutermeister, 77.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Auch Nisser, Nissi, von nissen = die Nisse abkämmen, ein Mensch, der sich keines noch so verächtlichen Gewinns schämt. (Vgl. <hi rendition="#i">Stalder, II, 239.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nisi.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Wenn das Nisi nicht wäre, so wäre jeder voll Ehre.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Das hat ein Nisi.</hi> – <hi rendition="#i">Fischer, Psalter, 79, 1.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Anstand, Bedenken, Schwierigkeit.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Es steckt ein Nisi dahinter.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Die Sache hat einen Haken (s. d.).</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Omne quare habet suum quia. (<hi rendition="#i">Chaos, 806.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nisse.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Die Nisse sind schlimmer als die Läuse.</hi> ( <hi rendition="#i">Posen.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Mit de Nêten is mehr to dohn as mit de Lusen.</hi> – <hi rendition="#i">Bueren, 862; Kern, 765; Hauskalender, III.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Kleine Kinder machen mehr Mühe als grosse.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wenn man die Nisse nicht vertreibt, bleiben die Läuse im Haar.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 7549<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wo Nête sint, sint âk Lüse.</hi> – <hi rendition="#i">Schambach, II, 255.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Daar neten zijn, moeten luizen komen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 119<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Wottst eis uf d' Niss?</hi> – <hi rendition="#i">Sutermeister, 25.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nissen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Rosch-Chojdesch Nissen legt män dem Kantschek üntern Kischen; Rosch-Choidesch Ijr nemmt män ihm herfür.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Im Monat Nissen, dem ersten des Jahres, nimmt man den Kantscheck, eine aus Riemen geflochtene Geisel, womit in den Schulen die Kinder gezüchtigt werden, und legt sie unter das Kissen, bringt sie zur Ruhe, weil in diesen Monat die Schulferien treffen. Im folgenden Monat, Jjr, in dem der Unterricht wieder beginnt, wird auch sie wieder hervorgesucht.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nittel.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Nittel mit Lieb'.</hi> – <hi rendition="#i">Tendlau, 976.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Von dem lächerlichen Vermischen eigener und fremder religiöser Gebräuche. Auf einer Anekdote beruhend. Eine jüdische Frau, die am Weihnachtsabend entbunden worden war, antwortete auf die Frage, wie alt ihr Kind sei: „Nittel mit Lieb' wird mein Kind ein Jahr alt“, „mit Lieb“ ist aber ein Glückwunsch, den eine fromme jüdische Frau in dieser Verbindung mit Bezug aufs Christfest nicht wohl aussprechen konnte. Ueber „Nittel“ von nittol, nithal, festum natale, vgl. <hi rendition="#i">Tendlau, 462 u. 976.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nix.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Der Nix hat ihn gesogen.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 494; Grimm, Myth., 281.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head><hi rendition="#b">Nixle,</hi> s. Nichtschen.</head><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head><hi rendition="#b">Noaberskrôch</hi> (s. Nobiskrug).</head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 He wirt boall noa Noaberskrôch goan.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Von einem Sterbenskranken. Besonders heisst es von einem, der viel getrunken hat, er komme nach Noaberskrôch, wobei man hinzufügt: Hê lett sik namål ênen göwen. (Vgl. <hi rendition="#i">A. Kuhn, Altmärkische Sagen, Nr. 19; derselbe</hi> in <hi rendition="#i">Haupt, IV, 388, 2.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 In Noaberskrôch kommen die Todten der Altmark zusammen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Noaberskrôch ist der Beiname des Dorfs Neu- Fergau (Kreis Salzwedel).</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Noah.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Jeder Noah findet seine Arche.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Noah geht in den Kasten, ehe die Sintflut kommt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Auch in Noah's Arche ist ein Rabe gewesen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">In jeder Verbindung, Gesellschaft u. s. w. wird man ein unwürdiges Glied finden, aber man soll deshalb nicht alle verurtheilen. „Was kann Abel dafür, dass sein Bruder Kain nichts nutz gewesen; was Isaak, dass sein Bruder Ismael nicht mit Herzen sein u. s. w. Auch unter den zwölf himmlischen Zeichen gibt's einen Skorpion; in der Arche Noah ist ein Rabe gewesen.“ (<hi rendition="#i">Parömiakon, 309.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Das ist aus Noah's Kasten.</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier, 372; Hennig, 118.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Was schon lange besteht, alten Ursprungs ist.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is van Maarten van Rossems tijd. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 48<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1038"/> *5 Er hat dem Noe Wein helffen bawen.</hi> – <hi rendition="#i">Eyering, II, 266.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ist schon sehr alt.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Er schreibt Nojech mit sieben Greisen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Von einem sehr unwissenden Menschen sagt diese jüdisch-deutsche Redensart: Er schreibt Noah mit sieben Fehlern (Greisen). (Vgl. darüber <hi rendition="#i">Zunz, Gottesdienstliche Vorträge, 447.</hi>) Es gehört in der That kein geringes Geschick dazu, den Namen „Noah“, der im Hebräischen nur mit zwei Buchstaben ausgedrückt wird, mit sieben Fehlern zu schreiben; und doch gibt es Leute, die es fertig bringen. Besonders komisch ist daran, dass der einzige Buchstabe N, der wirklich vorkommen sollte, insofern nicht am richtigen Platze ist, als am Anfange des Worters ein Schlussbuchstabe steht.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Er wurde bei Noah in der Arche geboren.</hi> – <hi rendition="#i">Bücking, 688.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 Seit Noah aus der Arche (Teewn) gegangen (ist dies oder jenes nicht geschehen, nicht gesehen worden).</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch.</hi>) – <hi rendition="#i">Tendlau, 2.</hi></p><lb/> <p/><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nobel.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Nobel muss die Welt zu Grunde gehn, sagt Leutner<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Stettin.</hi>) – <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2794.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Einst ein beliebter Restaurateur in Stettin.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Nur nobel, lieber kein Rand am Huet!</hi> (<hi rendition="#i">Ulm.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Nur nobel, sagt Kobel, ist meine Marie.</hi> (<hi rendition="#i">Stettin.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Kobel, ein durch den Trank heruntergekommener Conditor, seine Tochter Marie eine liederliche Dirne, die Anfang der funfziger Jahre im Krankenhause starb. Das Sprichwort entstand in den vierziger Jahren.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nobishaus.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* In Nobishaus kommen.</hi> (S. Nobiskrug.)</p><lb/> <p rendition="#et">„Vnd fuhr bald hin in Nobishauss, da schlegt der Flam zum Fenster auss.“ (<hi rendition="#i">Waldis, VI, 65.</hi>) „Wenn man kompt ins Nobishauss, da ist dem schimpff der boden auss, vnd schlegt das Fewer zum Fenster nauss, da man schmeckt Schweffel vnd Bech, vnd bezahlt mit der Haut die Zech.“ (<hi rendition="#i">Theatrum Diabolorum, 309.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nobiskretscham.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">In Nobis-Kretscham, da man die Aepffel auff den Fensterrahmen zu braten pflegt.</hi> – <hi rendition="#i">Fischer, Psalter, 169, 2.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nobiskrug.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Er ist in Nobiskrug.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Fahr' in Nobiskrug.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 494.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Nobiskrug, ungewöhnlicher Nobishaus, ist die eigenthümliche, ihrer Etymologie nach noch unerklärte Bezeichnung der Hölle oder der alten Unterwelt, deren Wirth der Teufel ist. (Vgl. darüber <hi rendition="#i">Kurz, Anmerkungen zu B. Waldis, III, 87, 42; IV, 77, 118.</hi>) <hi rendition="#i">Sandvoss</hi> (<hi rendition="#i">Sprichwörterlese, 78</hi>) hälf es für wahrscheinlich, dass das „N“ sich durch die gewöhnliche Verbindung mit der Präposition „in“ erst eingeschlichen und dass es also ursprünglich „in Obiskrug“ geheissen habe, wie das Wort mundartlich auch noch vorkommt. So sagt <hi rendition="#i">Stürenburg (160)</hi>: „Nobiskrôg = Name einiger Dorfschenken; niedersächsisch Obiskrôg, Obskrôg, gehört der Fabel an und bedeutet Schenke (Krôg) des Abgrunds der Hölle, mit vorgesetztem ›N‹ wie Nêrs, Nôst, nêrstig.“ <hi rendition="#i">Eiselein (494)</hi> hält Nobiskrug aus Abyssus verdorben, und führt noch aus <hi rendition="#i">Musculus</hi> folgende Stelle an: „Der Teufel bauet allzeit seine Kapelle und Nobiskrug, wo Gott seine Kirche hat.“ <hi rendition="#i">Stalder (II, 240)</hi> hat Nobiskratten, von Nobis und Kratten (Korb). Er bemerkt: „Ein Doppelwort, dessen erste Hälfte vom holländischen Nobisse (Teufel) oder vom lateinischen abyssus abzustammen scheint, wo dann das ›N‹ ein müssiger Vorschlag des Wohllauts wegen oder ein Ueberbleibsel des alten unbestimmten Artikels en, an ist.“ – Zur Hölle, zum Teufel fahren. (Vgl. darüber <hi rendition="#i">K. Goedeke in der Zeitschrift für Niedersachsen, 1865, S. 367.</hi>) In Holland sagt man auch von jemand, der trunken ist: Hij is nobis.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Swaz dem himele obe und unde sî und in abisses grunde, daz lit uns ze swarem vunde, ê wir daz gevinden. Aus einem Gedicht Hermann's der Damen (um die Zeit von 1310) bei Ettmüller, H. d. Frauenlobes Werke, S. XXI.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Eer en trouw is in nobiskroeg verzopen. – Hij zit in nobiskroeg, onder Lucifers staart. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 128<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p/><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head><hi rendition="#b">Noch nicht,</hi> s. Nâsten.</head><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nocken.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Nockerl, Nudeln, Kandel, Plenten (Polenta) sind dem Tiroler die vier Elementen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Nock'n = in Tirol eine Mehlspeise, in kleinen Mehlklössen bestehend; dann auch eine Art kleiner Knödeln. Die Nocken heissen nach ihren Bestandtheilen: Wassernocken, Butternöcklen, Milchnöcklen u. s. w. (<hi rendition="#i">Schmeller, II, 678; Frommann, III, 524, 7.</hi>) In Kärnten: Nockelein = Klösschen. (<hi rendition="#i">Frommann, IV, 38.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nöderseiter.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Die Nöderseiter haben sich einen Mond backen lassen.</hi> – <hi rendition="#i">Westermann, XXV, 616.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Gehört zu den Sprichwörtern, durch welche sich das Volk gegenseitig neckt. In Ulten (Tirol) geschieht </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[519]/0533]
*2 Hei is nêrens wiëst os hinner Meumens Käulpotte.1 (Paderborn.)
1) Als hinter dem Kohltopfe der Mutter. Man sagt auch: hinner Maumens Fiüler, wie eine Erhöhung am Ofen genannt wird, worauf man sich stützen kann. (Firmenich, I, 362.)
*3 Hei is nirgends weasen äs ächter Mäuers (Mutters) Mauspotte. (Büren.)
Nirgendwo.
* Das ist nirgendwo.
Niseler.
* Er isch en Niseler1. (S. Müggi.) – Sutermeister, 77.
1) Auch Nisser, Nissi, von nissen = die Nisse abkämmen, ein Mensch, der sich keines noch so verächtlichen Gewinns schämt. (Vgl. Stalder, II, 239.)
Nisi.
1 Wenn das Nisi nicht wäre, so wäre jeder voll Ehre.
*2 Das hat ein Nisi. – Fischer, Psalter, 79, 1.
Anstand, Bedenken, Schwierigkeit.
*3 Es steckt ein Nisi dahinter.
Die Sache hat einen Haken (s. d.).
Lat.: Omne quare habet suum quia. (Chaos, 806.)
Nisse.
1 Die Nisse sind schlimmer als die Läuse. ( Posen.)
2 Mit de Nêten is mehr to dohn as mit de Lusen. – Bueren, 862; Kern, 765; Hauskalender, III.
Kleine Kinder machen mehr Mühe als grosse.
3 Wenn man die Nisse nicht vertreibt, bleiben die Läuse im Haar. – Simrock, 7549a.
4 Wo Nête sint, sint âk Lüse. – Schambach, II, 255.
Holl.: Daar neten zijn, moeten luizen komen. (Harrebomée, II, 119a.)
*5 Wottst eis uf d' Niss? – Sutermeister, 25.
Nissen.
Rosch-Chojdesch Nissen legt män dem Kantschek üntern Kischen; Rosch-Choidesch Ijr nemmt män ihm herfür. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Im Monat Nissen, dem ersten des Jahres, nimmt man den Kantscheck, eine aus Riemen geflochtene Geisel, womit in den Schulen die Kinder gezüchtigt werden, und legt sie unter das Kissen, bringt sie zur Ruhe, weil in diesen Monat die Schulferien treffen. Im folgenden Monat, Jjr, in dem der Unterricht wieder beginnt, wird auch sie wieder hervorgesucht.
Nittel.
Nittel mit Lieb'. – Tendlau, 976.
Von dem lächerlichen Vermischen eigener und fremder religiöser Gebräuche. Auf einer Anekdote beruhend. Eine jüdische Frau, die am Weihnachtsabend entbunden worden war, antwortete auf die Frage, wie alt ihr Kind sei: „Nittel mit Lieb' wird mein Kind ein Jahr alt“, „mit Lieb“ ist aber ein Glückwunsch, den eine fromme jüdische Frau in dieser Verbindung mit Bezug aufs Christfest nicht wohl aussprechen konnte. Ueber „Nittel“ von nittol, nithal, festum natale, vgl. Tendlau, 462 u. 976.
Nix.
* Der Nix hat ihn gesogen. – Eiselein, 494; Grimm, Myth., 281.
Nixle, s. Nichtschen.
Noaberskrôch (s. Nobiskrug).
*1 He wirt boall noa Noaberskrôch goan.
Von einem Sterbenskranken. Besonders heisst es von einem, der viel getrunken hat, er komme nach Noaberskrôch, wobei man hinzufügt: Hê lett sik namål ênen göwen. (Vgl. A. Kuhn, Altmärkische Sagen, Nr. 19; derselbe in Haupt, IV, 388, 2.)
*2 In Noaberskrôch kommen die Todten der Altmark zusammen.
Noaberskrôch ist der Beiname des Dorfs Neu- Fergau (Kreis Salzwedel).
Noah.
1 Jeder Noah findet seine Arche.
2 Noah geht in den Kasten, ehe die Sintflut kommt.
*3 Auch in Noah's Arche ist ein Rabe gewesen.
In jeder Verbindung, Gesellschaft u. s. w. wird man ein unwürdiges Glied finden, aber man soll deshalb nicht alle verurtheilen. „Was kann Abel dafür, dass sein Bruder Kain nichts nutz gewesen; was Isaak, dass sein Bruder Ismael nicht mit Herzen sein u. s. w. Auch unter den zwölf himmlischen Zeichen gibt's einen Skorpion; in der Arche Noah ist ein Rabe gewesen.“ (Parömiakon, 309.)
*4 Das ist aus Noah's Kasten. – Frischbier, 372; Hennig, 118.
Was schon lange besteht, alten Ursprungs ist.
Holl.: Het is van Maarten van Rossems tijd. (Harrebomée, II, 48b.)
*5 Er hat dem Noe Wein helffen bawen. – Eyering, II, 266.
Ist schon sehr alt.
*6 Er schreibt Nojech mit sieben Greisen.
Von einem sehr unwissenden Menschen sagt diese jüdisch-deutsche Redensart: Er schreibt Noah mit sieben Fehlern (Greisen). (Vgl. darüber Zunz, Gottesdienstliche Vorträge, 447.) Es gehört in der That kein geringes Geschick dazu, den Namen „Noah“, der im Hebräischen nur mit zwei Buchstaben ausgedrückt wird, mit sieben Fehlern zu schreiben; und doch gibt es Leute, die es fertig bringen. Besonders komisch ist daran, dass der einzige Buchstabe N, der wirklich vorkommen sollte, insofern nicht am richtigen Platze ist, als am Anfange des Worters ein Schlussbuchstabe steht.
*7 Er wurde bei Noah in der Arche geboren. – Bücking, 688.
*8 Seit Noah aus der Arche (Teewn) gegangen (ist dies oder jenes nicht geschehen, nicht gesehen worden). (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 2.
Nobel.
1 Nobel muss die Welt zu Grunde gehn, sagt Leutner1. (Stettin.) – Frischbier2, 2794.
1) Einst ein beliebter Restaurateur in Stettin.
2 Nur nobel, lieber kein Rand am Huet! (Ulm.)
3 Nur nobel, sagt Kobel, ist meine Marie. (Stettin.)
Kobel, ein durch den Trank heruntergekommener Conditor, seine Tochter Marie eine liederliche Dirne, die Anfang der funfziger Jahre im Krankenhause starb. Das Sprichwort entstand in den vierziger Jahren.
Nobishaus.
* In Nobishaus kommen. (S. Nobiskrug.)
„Vnd fuhr bald hin in Nobishauss, da schlegt der Flam zum Fenster auss.“ (Waldis, VI, 65.) „Wenn man kompt ins Nobishauss, da ist dem schimpff der boden auss, vnd schlegt das Fewer zum Fenster nauss, da man schmeckt Schweffel vnd Bech, vnd bezahlt mit der Haut die Zech.“ (Theatrum Diabolorum, 309.)
Nobiskretscham.
In Nobis-Kretscham, da man die Aepffel auff den Fensterrahmen zu braten pflegt. – Fischer, Psalter, 169, 2.
Nobiskrug.
*1 Er ist in Nobiskrug.
*2 Fahr' in Nobiskrug. – Eiselein, 494.
Nobiskrug, ungewöhnlicher Nobishaus, ist die eigenthümliche, ihrer Etymologie nach noch unerklärte Bezeichnung der Hölle oder der alten Unterwelt, deren Wirth der Teufel ist. (Vgl. darüber Kurz, Anmerkungen zu B. Waldis, III, 87, 42; IV, 77, 118.) Sandvoss (Sprichwörterlese, 78) hälf es für wahrscheinlich, dass das „N“ sich durch die gewöhnliche Verbindung mit der Präposition „in“ erst eingeschlichen und dass es also ursprünglich „in Obiskrug“ geheissen habe, wie das Wort mundartlich auch noch vorkommt. So sagt Stürenburg (160): „Nobiskrôg = Name einiger Dorfschenken; niedersächsisch Obiskrôg, Obskrôg, gehört der Fabel an und bedeutet Schenke (Krôg) des Abgrunds der Hölle, mit vorgesetztem ›N‹ wie Nêrs, Nôst, nêrstig.“ Eiselein (494) hält Nobiskrug aus Abyssus verdorben, und führt noch aus Musculus folgende Stelle an: „Der Teufel bauet allzeit seine Kapelle und Nobiskrug, wo Gott seine Kirche hat.“ Stalder (II, 240) hat Nobiskratten, von Nobis und Kratten (Korb). Er bemerkt: „Ein Doppelwort, dessen erste Hälfte vom holländischen Nobisse (Teufel) oder vom lateinischen abyssus abzustammen scheint, wo dann das ›N‹ ein müssiger Vorschlag des Wohllauts wegen oder ein Ueberbleibsel des alten unbestimmten Artikels en, an ist.“ – Zur Hölle, zum Teufel fahren. (Vgl. darüber K. Goedeke in der Zeitschrift für Niedersachsen, 1865, S. 367.) In Holland sagt man auch von jemand, der trunken ist: Hij is nobis.
Mhd.: Swaz dem himele obe und unde sî und in abisses grunde, daz lit uns ze swarem vunde, ê wir daz gevinden. Aus einem Gedicht Hermann's der Damen (um die Zeit von 1310) bei Ettmüller, H. d. Frauenlobes Werke, S. XXI.
Holl.: Eer en trouw is in nobiskroeg verzopen. – Hij zit in nobiskroeg, onder Lucifers staart. (Harrebomée, II, 128a.)
Noch nicht, s. Nâsten.
Nocken.
Nockerl, Nudeln, Kandel, Plenten (Polenta) sind dem Tiroler die vier Elementen.
Nock'n = in Tirol eine Mehlspeise, in kleinen Mehlklössen bestehend; dann auch eine Art kleiner Knödeln. Die Nocken heissen nach ihren Bestandtheilen: Wassernocken, Butternöcklen, Milchnöcklen u. s. w. (Schmeller, II, 678; Frommann, III, 524, 7.) In Kärnten: Nockelein = Klösschen. (Frommann, IV, 38.)
Nöderseiter.
Die Nöderseiter haben sich einen Mond backen lassen. – Westermann, XXV, 616.
Gehört zu den Sprichwörtern, durch welche sich das Volk gegenseitig neckt. In Ulten (Tirol) geschieht
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |