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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Nasentüchlein.

Nasstüchlein geben auch gute Arsstüchlein. - Gruter, III, 71; Lehmann, II, 432, 33.


Nasenvertheilung.

* Der ist zweimal zur Nasenvertheilung gekommen. (Salzburg.)


Naseweis.

1 Der ist zu sehr Naseweiss, der allein in seinem Sack ist. - Petri, II, 241.

Niederd.: He is to ser nesewys, de alleine in synen sak is. (Nasutus multum tantum sibi commoda quaerens.) (Tunn., 290.)

2 Näsewis is ken brägenwis. - Eichwald, 1315.

Eingebildete Weisheit ist keine wahre Weisheit. Brägen, englisch: brain = Gehirn.

*3 Er ist ein Naseweis.

Holl.: Het is een neuswijs. (Harrebomee, II, 126a.)


Naseweiser.

Der Naseweise taxirt die Eier, ehe sie gelegt sind.

Die Aegypter sagen von einem solchen Ueberklugen, mit seinem Urtheil voreiligen Menschen: Er ist der Gesellschaft der Pilger einen Tag voraus. (Burckhardt, 332.) Die Redensart ist von den Wallfahrten entlehnt.


Nashorn.

Was versteht ein Nashorn vom Generalbass.

In Surinam sagt man: Was versteht ein Feldneger vom Ochsen. (Wullschlägel.)


Nass (Subst.).

1 Das schwarze Nass (Tinte) auf dem trockenen Blass versteht keinen Spass.

2 Viel Nass, wenig ins Fass. - Nass. Schulbl., XIV, 5.

Viel Nässe schadet der Weinernte.

*3 He büd en nig Natt nog Drög. - Schütze, I, 78.

Er bietet einem weder etwas Nasses noch etwas Trockenes, weder zu trinken noch zu essen.

*4 Ik heff nig Natt, nig Drög. (Holst.) - Schütze, III, 136.

Ich habe nichts zu leben, weder etwas zu essen noch zu trinken.


Nass (Adj.).

1 Besser nass werden als ertrinken.

Böhm.: Lepe zmoknouti, nezli utonouti. (Celakovsky, 157.)

Poln.: Lepiej zmoknac, nizeli utonac. (Celakovsky, 157.)

2 Der nass macht, kann auch wieder trocknen. - Petri, II, 102.

3 Nicht zu nass und nicht zu kühl; nicht zu trocken, nicht zu schwül; warm und nass und kühl und trocken, dann gibt der Brachmond in die Milch zu brocken.

4 Wenn einer nicht will nass werden, der soll nicht ins Bad kommen (gehen). - Lehmann, 276, 38 u. 694, 52.

5 Wenn nass und kalt der Juni war, verdirbt er meist das ganze Jahr.

6 Wenn nass war der April, der Juni selten regnen will.

7 Wer mek nat maket, maket mek ak weer drüge. - Schambach, II, 549.

Trost des vom Regen Durchnässten; aber auch um zu sagen, dass nach dem Regen die Sonne wieder scheine.

8 Wer nass ist, fürchtet den Regen nicht.

Auch russisch Altmann V, 70.

9 Wer weiss, wer nass wird, wenn's Glück regnet. - Simrock, 3801; Körte, 2212; Braun, I, 857.

10 Wo es nass, da tropfet was. - Eiselein, 490.

Lat.: Aut pluit aut ningit, aut nostra pedissequa mingit. (Binder II, 304; Eiselein, 490.)

11 Wo es vor bereit nass ist, da mag es leicht genug (zu viel) regnen. - Petri, II, 803.

12 Wo es zuvor nass ist, da mag man leichtlich giessen, dass es gar schlüpfrig werde. - Luther's Tischr., 226a; Silvula, 18.

Wenn jemand schon bösen Gedanken nachhängt, so reicht der geringste Anlass hin, ihn weiter sinken zu machen.

*13 Du bist sehr nass auf dem Rücken. (Breslau.)

Du bildest dir viel ein.

*14 Er ist noch nass hinter den Ohren. - Eiselein, 580; Körte, 4660b; Braun, I, 3155.

"Hatt die Windeln am Gesäss kleben, war nass hinder den Ohren." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 234.)

[Spaltenumbruch] Engl.: He is just out of his shell. (Marin, 15.)

Frz.: Il ne fait que sortir de la coque. (Marin, 15.)

It.: E appena uscito dall' uovo.

Schwed.: Han är ännu knappt torr bakom öronen. (Marin, 15.)

*15 Er ist so nass wie eine gebadete (getaufte, ersäufte) Maus. - Braun, I, 2643; Frischbier2, 2761.

In Nordfriesland: Wiat aushan drenkat Kat. (Johansen, 30.)

Lat.: Uvidi tanquam mures. (Binder II, 3464; Eiselein, 457.)

*16 Es ist nass. - Agricola I, 149.

"Wenn man keinen rechten Bescheid gibt, wie Wein oder Bier schmeckt, so sagt man: Es ist nass. Es netzt Zunge und Hals, mehr kann ich darüber nicht sagen."

*17 He is so natt as ene Klatterkatt. - Richey, 120.

Hochdeutsch: so nass wie eine gebadete Katze, ein gebadeter Hahn.

*18 Ich bin so nass, als ich werden mag. - Tappius, 233a; Lehmann, II, 277, 18.

Je weiter nach Süden, desto mehr nimmt die Steigerung zu. Der Deutsche wird nass bis auf die Haut, der Franzose bis auf die Knochen, der Spanier bis aufs Mark, der Araber bis auf die Gedärme. In sehr vieler Beziehung gehen die Anschauungen der Völker und damit ihre Ausdrucksweise auseinander. So trinkt sich der Germane schwarz (Frommann, V, 69), der Franzmann greis (se grise); der Germane erröthet über und über, der Franzose bis an die Augen. Zur weitern Charakterisirung des Nassseins hat man im Schwäbischen die Ausdrücke: patsch-, pudel-, saich-, tropfnass; österreichisch: watschelnass; norddeutsch: mist-, pitsche-, quatschnass. In Schlesien: Klatsche noass, pfitsche- oder pfitzenoas. (Gomolcke, 707 u. 858.)

Holl.: Hij is van binnen en buiten nat. (Harrebomee, II, 117b.)

Lat.: Asinus compluitur. (Binder II, 357; Lang, 253; Philippi, I, 44; Seybold, 40.)

*19 Nass wie die Mäuse. - Eiselein, 457.

*20 Nass wie ein begossener Pudel.

*21 Si isch so nass heicho wie-n e Wäschludere. - Sutermeister, 97.

*22 So natt as en Pudelhund. (Holst.) - Schütze, III, 239.

Von den Pudeln, die Gegenstände aus dem Wasser herausholen.

*23 So natt as Mist. (Grafschaft Mark.) - Frommann, V, 162, 119.

Man sagt auch drüppelnat, mistnat.

*24 So natt as 'n Katt. - Schiller, III, 6b; Eichwald, 973.


Nassauer.

* Das ist ein Nassauer.

So nennt man in Berlin jeden, der auf anderer Leute Kosten lebt, wenn er damit ein argloses fröhliches Wesen, Leichtsinn und Keckheit eines geweckten Jungen verbindet. Der " Potsdamer" (s. d.) steht zwar dem Berliner aus praktischen Gründen höher als der "Nassauer;" wenn er aber lediglich seinem Naturell folgte, so würde er sich umgekehrt entscheiden, da seinem Herzen der lustige und frivole "Nassauer" mehr zusagt, als der ehrbare "Potsdamer," den er sich mehr oder weniger als ein unangenehmes, rüpelhaftes Wesen denkt. Der berliner Nassauer nimmt übrigens einen viel höhern Standpunkt ein als der gemeine Schmarotzer. In dem Bewusstsein, dass er selbst, wenn er nur erst etwas besässe, stets bereit sein würde, mit Bedürftigen zu theilen, betrachtet er es als selbstverständlich, dass die mit Gütern gesegneten Mitmenschen in gleicher Bereitwilligkeit ihm entgegenkommen. Bei Landpartien, Gesellschaftsbowlen und andern in Gesellschaft genossenen Freuden übernimmt es der "Nassauer," die Kosten auf die einzelnen Theilnehmer zu repartiren und legt der Berechnung die sogenannte Radtheilung für seine Person zu Grunde, was in der Regel stillschweigend gutgeheissen wird. Der Nassauer gibt auch Feste; es sind aber stets nur Pickenicks, zu welchen jeder der Geladenen ein so reichliches Quantum mitbringt, dass der Gastgeber noch eine Woche nachher an den Resten zu zehren hat. Die Berliner Börsenzeitung (1864) enthält eine ausführliche Schilderung der beiden erwähnten berliner Gestalten und nach ihr die Allgemeine Modezeitung, Leipzig 1864, Nr. 26, S. 206. "Nein, billig muss der Schacher bleiben, Nassauer ist er aus Princip." (Kladderadatsch, 1871, Nr. 12, Beibl. 1.)


Nasse (der).

Zwei Nasse können einander nicht trocknen.


Nässe.

Was durch Nässe verdirbt, ist verloren, was durch Dürre verkommen, wird durch Wasser neu geboren.

Holl.: Wat door groote droogte vergaat, kan met nat weer te regt komen; maar wat door nat vergaat, is verloren. (Harrebomee, II, 117b.)


[Spaltenumbruch]
Nasentüchlein.

Nasstüchlein geben auch gute Arsstüchlein.Gruter, III, 71; Lehmann, II, 432, 33.


Nasenvertheilung.

* Der ist zweimal zur Nasenvertheilung gekommen. (Salzburg.)


Naseweis.

1 Der ist zu sehr Naseweiss, der allein in seinem Sack ist.Petri, II, 241.

Niederd.: He is to sêr nesewys, de alleine in synen sak is. (Nasutus multum tantum sibi commoda quaerens.) (Tunn., 290.)

2 Näsewis is kên brägenwis.Eichwald, 1315.

Eingebildete Weisheit ist keine wahre Weisheit. Brägen, englisch: brain = Gehirn.

*3 Er ist ein Naseweis.

Holl.: Het is een neuswijs. (Harrebomée, II, 126a.)


Naseweiser.

Der Naseweise taxirt die Eier, ehe sie gelegt sind.

Die Aegypter sagen von einem solchen Ueberklugen, mit seinem Urtheil voreiligen Menschen: Er ist der Gesellschaft der Pilger einen Tag voraus. (Burckhardt, 332.) Die Redensart ist von den Wallfahrten entlehnt.


Nashorn.

Was versteht ein Nashorn vom Generalbass.

In Surinam sagt man: Was versteht ein Feldneger vom Ochsen. (Wullschlägel.)


Nass (Subst.).

1 Das schwarze Nass (Tinte) auf dem trockenen Blass versteht keinen Spass.

2 Viel Nass, wenig ins Fass.Nass. Schulbl., XIV, 5.

Viel Nässe schadet der Weinernte.

*3 He büd ên nig Natt nog Drög.Schütze, I, 78.

Er bietet einem weder etwas Nasses noch etwas Trockenes, weder zu trinken noch zu essen.

*4 Ik heff nig Natt, nig Drög. (Holst.) – Schütze, III, 136.

Ich habe nichts zu leben, weder etwas zu essen noch zu trinken.


Nass (Adj.).

1 Besser nass werden als ertrinken.

Böhm.: Lépe zmoknouti, nežli utonouti. (Čelakovský, 157.)

Poln.: Lepiéj zmoknać, niźeli utonąć. (Čelakovský, 157.)

2 Der nass macht, kann auch wieder trocknen.Petri, II, 102.

3 Nicht zu nass und nicht zu kühl; nicht zu trocken, nicht zu schwül; warm und nass und kühl und trocken, dann gibt der Brachmond in die Milch zu brocken.

4 Wenn einer nicht will nass werden, der soll nicht ins Bad kommen (gehen).Lehmann, 276, 38 u. 694, 52.

5 Wenn nass und kalt der Juni war, verdirbt er meist das ganze Jahr.

6 Wenn nass war der April, der Juni selten regnen will.

7 Wer mek nat mâket, mâket mek ak wêer drüge.Schambach, II, 549.

Trost des vom Regen Durchnässten; aber auch um zu sagen, dass nach dem Regen die Sonne wieder scheine.

8 Wer nass ist, fürchtet den Regen nicht.

Auch russisch Altmann V, 70.

9 Wer weiss, wer nass wird, wenn's Glück regnet.Simrock, 3801; Körte, 2212; Braun, I, 857.

10 Wo es nass, da tropfet was.Eiselein, 490.

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11 Wo es vor bereit nass ist, da mag es leicht genug (zu viel) regnen.Petri, II, 803.

12 Wo es zuvor nass ist, da mag man leichtlich giessen, dass es gar schlüpfrig werde.Luther's Tischr., 226a; Silvula, 18.

Wenn jemand schon bösen Gedanken nachhängt, so reicht der geringste Anlass hin, ihn weiter sinken zu machen.

*13 Du bist sehr nass auf dem Rücken. (Breslau.)

Du bildest dir viel ein.

*14 Er ist noch nass hinter den Ohren.Eiselein, 580; Körte, 4660b; Braun, I, 3155.

„Hatt die Windeln am Gesäss kleben, war nass hinder den Ohren.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 234.)

[Spaltenumbruch] Engl.: He is just out of his shell. (Marin, 15.)

Frz.: Il ne fait que sortir de la coque. (Marin, 15.)

It.: È appena uscito dall' uovo.

Schwed.: Han är ännu knappt torr bakom öronen. (Marin, 15.)

*15 Er ist so nass wie eine gebadete (getaufte, ersäufte) Maus.Braun, I, 2643; Frischbier2, 2761.

In Nordfriesland: Wiat ûshan drênkat Kât. (Johansen, 30.)

Lat.: Uvidi tanquam mures. (Binder II, 3464; Eiselein, 457.)

*16 Es ist nass.Agricola I, 149.

„Wenn man keinen rechten Bescheid gibt, wie Wein oder Bier schmeckt, so sagt man: Es ist nass. Es netzt Zunge und Hals, mehr kann ich darüber nicht sagen.“

*17 He is so natt as êne Klatterkatt.Richey, 120.

Hochdeutsch: so nass wie eine gebadete Katze, ein gebadeter Hahn.

*18 Ich bin so nass, als ich werden mag.Tappius, 233a; Lehmann, II, 277, 18.

Je weiter nach Süden, desto mehr nimmt die Steigerung zu. Der Deutsche wird nass bis auf die Haut, der Franzose bis auf die Knochen, der Spanier bis aufs Mark, der Araber bis auf die Gedärme. In sehr vieler Beziehung gehen die Anschauungen der Völker und damit ihre Ausdrucksweise auseinander. So trinkt sich der Germane schwarz (Frommann, V, 69), der Franzmann greis (se grise); der Germane erröthet über und über, der Franzose bis an die Augen. Zur weitern Charakterisirung des Nassseins hat man im Schwäbischen die Ausdrücke: patsch-, pudel-, saich-, tropfnass; österreichisch: watschelnass; norddeutsch: mist-, pitsche-, quatschnass. In Schlesien: Klatsche noass, pfitsche- oder pfitzenoas. (Gomolcke, 707 u. 858.)

Holl.: Hij is van binnen en buiten nat. (Harrebomée, II, 117b.)

Lat.: Asinus compluitur. (Binder II, 357; Lang, 253; Philippi, I, 44; Seybold, 40.)

*19 Nass wie die Mäuse.Eiselein, 457.

*20 Nass wie ein begossener Pudel.

*21 Si isch so nass heicho wie-n e Wäschludere.Sutermeister, 97.

*22 So natt as en Pudelhund. (Holst.) – Schütze, III, 239.

Von den Pudeln, die Gegenstände aus dem Wasser herausholen.

*23 So natt as Mist. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 162, 119.

Man sagt auch drüppelnat, mistnat.

*24 So natt as 'n Katt.Schiller, III, 6b; Eichwald, 973.


Nassauer.

* Das ist ein Nassauer.

So nennt man in Berlin jeden, der auf anderer Leute Kosten lebt, wenn er damit ein argloses fröhliches Wesen, Leichtsinn und Keckheit eines geweckten Jungen verbindet. Der „ Potsdamer“ (s. d.) steht zwar dem Berliner aus praktischen Gründen höher als der „Nassauer;“ wenn er aber lediglich seinem Naturell folgte, so würde er sich umgekehrt entscheiden, da seinem Herzen der lustige und frivole „Nassauer“ mehr zusagt, als der ehrbare „Potsdamer,“ den er sich mehr oder weniger als ein unangenehmes, rüpelhaftes Wesen denkt. Der berliner Nassauer nimmt übrigens einen viel höhern Standpunkt ein als der gemeine Schmarotzer. In dem Bewusstsein, dass er selbst, wenn er nur erst etwas besässe, stets bereit sein würde, mit Bedürftigen zu theilen, betrachtet er es als selbstverständlich, dass die mit Gütern gesegneten Mitmenschen in gleicher Bereitwilligkeit ihm entgegenkommen. Bei Landpartien, Gesellschaftsbowlen und andern in Gesellschaft genossenen Freuden übernimmt es der „Nassauer,“ die Kosten auf die einzelnen Theilnehmer zu repartiren und legt der Berechnung die sogenannte Radtheilung für seine Person zu Grunde, was in der Regel stillschweigend gutgeheissen wird. Der Nassauer gibt auch Feste; es sind aber stets nur Pickenicks, zu welchen jeder der Geladenen ein so reichliches Quantum mitbringt, dass der Gastgeber noch eine Woche nachher an den Resten zu zehren hat. Die Berliner Börsenzeitung (1864) enthält eine ausführliche Schilderung der beiden erwähnten berliner Gestalten und nach ihr die Allgemeine Modezeitung, Leipzig 1864, Nr. 26, S. 206. „Nein, billig muss der Schacher bleiben, Nassauer ist er aus Princip.“ (Kladderadatsch, 1871, Nr. 12, Beibl. 1.)


Nasse (der).

Zwei Nasse können einander nicht trocknen.


Nässe.

Was durch Nässe verdirbt, ist verloren, was durch Dürre verkommen, wird durch Wasser neu geboren.

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[[483]/0497] Nasentüchlein. Nasstüchlein geben auch gute Arsstüchlein. – Gruter, III, 71; Lehmann, II, 432, 33. Nasenvertheilung. * Der ist zweimal zur Nasenvertheilung gekommen. (Salzburg.) Naseweis. 1 Der ist zu sehr Naseweiss, der allein in seinem Sack ist. – Petri, II, 241. Niederd.: He is to sêr nesewys, de alleine in synen sak is. (Nasutus multum tantum sibi commoda quaerens.) (Tunn., 290.) 2 Näsewis is kên brägenwis. – Eichwald, 1315. Eingebildete Weisheit ist keine wahre Weisheit. Brägen, englisch: brain = Gehirn. *3 Er ist ein Naseweis. Holl.: Het is een neuswijs. (Harrebomée, II, 126a.) Naseweiser. Der Naseweise taxirt die Eier, ehe sie gelegt sind. Die Aegypter sagen von einem solchen Ueberklugen, mit seinem Urtheil voreiligen Menschen: Er ist der Gesellschaft der Pilger einen Tag voraus. (Burckhardt, 332.) Die Redensart ist von den Wallfahrten entlehnt. Nashorn. Was versteht ein Nashorn vom Generalbass. In Surinam sagt man: Was versteht ein Feldneger vom Ochsen. (Wullschlägel.) Nass (Subst.). 1 Das schwarze Nass (Tinte) auf dem trockenen Blass versteht keinen Spass. 2 Viel Nass, wenig ins Fass. – Nass. Schulbl., XIV, 5. Viel Nässe schadet der Weinernte. *3 He büd ên nig Natt nog Drög. – Schütze, I, 78. Er bietet einem weder etwas Nasses noch etwas Trockenes, weder zu trinken noch zu essen. *4 Ik heff nig Natt, nig Drög. (Holst.) – Schütze, III, 136. Ich habe nichts zu leben, weder etwas zu essen noch zu trinken. Nass (Adj.). 1 Besser nass werden als ertrinken. Böhm.: Lépe zmoknouti, nežli utonouti. (Čelakovský, 157.) Poln.: Lepiéj zmoknać, niźeli utonąć. (Čelakovský, 157.) 2 Der nass macht, kann auch wieder trocknen. – Petri, II, 102. 3 Nicht zu nass und nicht zu kühl; nicht zu trocken, nicht zu schwül; warm und nass und kühl und trocken, dann gibt der Brachmond in die Milch zu brocken. 4 Wenn einer nicht will nass werden, der soll nicht ins Bad kommen (gehen). – Lehmann, 276, 38 u. 694, 52. 5 Wenn nass und kalt der Juni war, verdirbt er meist das ganze Jahr. 6 Wenn nass war der April, der Juni selten regnen will. 7 Wer mek nat mâket, mâket mek ak wêer drüge. – Schambach, II, 549. Trost des vom Regen Durchnässten; aber auch um zu sagen, dass nach dem Regen die Sonne wieder scheine. 8 Wer nass ist, fürchtet den Regen nicht. Auch russisch Altmann V, 70. 9 Wer weiss, wer nass wird, wenn's Glück regnet. – Simrock, 3801; Körte, 2212; Braun, I, 857. 10 Wo es nass, da tropfet was. – Eiselein, 490. Lat.: Aut pluit aut ningit, aut nostra pedissequa mingit. (Binder II, 304; Eiselein, 490.) 11 Wo es vor bereit nass ist, da mag es leicht genug (zu viel) regnen. – Petri, II, 803. 12 Wo es zuvor nass ist, da mag man leichtlich giessen, dass es gar schlüpfrig werde. – Luther's Tischr., 226a; Silvula, 18. Wenn jemand schon bösen Gedanken nachhängt, so reicht der geringste Anlass hin, ihn weiter sinken zu machen. *13 Du bist sehr nass auf dem Rücken. (Breslau.) Du bildest dir viel ein. *14 Er ist noch nass hinter den Ohren. – Eiselein, 580; Körte, 4660b; Braun, I, 3155. „Hatt die Windeln am Gesäss kleben, war nass hinder den Ohren.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 234.) Engl.: He is just out of his shell. (Marin, 15.) Frz.: Il ne fait que sortir de la coque. (Marin, 15.) It.: È appena uscito dall' uovo. Schwed.: Han är ännu knappt torr bakom öronen. (Marin, 15.) *15 Er ist so nass wie eine gebadete (getaufte, ersäufte) Maus. – Braun, I, 2643; Frischbier2, 2761. In Nordfriesland: Wiat ûshan drênkat Kât. (Johansen, 30.) Lat.: Uvidi tanquam mures. (Binder II, 3464; Eiselein, 457.) *16 Es ist nass. – Agricola I, 149. „Wenn man keinen rechten Bescheid gibt, wie Wein oder Bier schmeckt, so sagt man: Es ist nass. Es netzt Zunge und Hals, mehr kann ich darüber nicht sagen.“ *17 He is so natt as êne Klatterkatt. – Richey, 120. Hochdeutsch: so nass wie eine gebadete Katze, ein gebadeter Hahn. *18 Ich bin so nass, als ich werden mag. – Tappius, 233a; Lehmann, II, 277, 18. Je weiter nach Süden, desto mehr nimmt die Steigerung zu. Der Deutsche wird nass bis auf die Haut, der Franzose bis auf die Knochen, der Spanier bis aufs Mark, der Araber bis auf die Gedärme. In sehr vieler Beziehung gehen die Anschauungen der Völker und damit ihre Ausdrucksweise auseinander. So trinkt sich der Germane schwarz (Frommann, V, 69), der Franzmann greis (se grise); der Germane erröthet über und über, der Franzose bis an die Augen. Zur weitern Charakterisirung des Nassseins hat man im Schwäbischen die Ausdrücke: patsch-, pudel-, saich-, tropfnass; österreichisch: watschelnass; norddeutsch: mist-, pitsche-, quatschnass. In Schlesien: Klatsche noass, pfitsche- oder pfitzenoas. (Gomolcke, 707 u. 858.) Holl.: Hij is van binnen en buiten nat. (Harrebomée, II, 117b.) Lat.: Asinus compluitur. (Binder II, 357; Lang, 253; Philippi, I, 44; Seybold, 40.) *19 Nass wie die Mäuse. – Eiselein, 457. *20 Nass wie ein begossener Pudel. *21 Si isch so nass heicho wie-n e Wäschludere. – Sutermeister, 97. *22 So natt as en Pudelhund. (Holst.) – Schütze, III, 239. Von den Pudeln, die Gegenstände aus dem Wasser herausholen. *23 So natt as Mist. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 162, 119. Man sagt auch drüppelnat, mistnat. *24 So natt as 'n Katt. – Schiller, III, 6b; Eichwald, 973. Nassauer. * Das ist ein Nassauer. So nennt man in Berlin jeden, der auf anderer Leute Kosten lebt, wenn er damit ein argloses fröhliches Wesen, Leichtsinn und Keckheit eines geweckten Jungen verbindet. Der „ Potsdamer“ (s. d.) steht zwar dem Berliner aus praktischen Gründen höher als der „Nassauer;“ wenn er aber lediglich seinem Naturell folgte, so würde er sich umgekehrt entscheiden, da seinem Herzen der lustige und frivole „Nassauer“ mehr zusagt, als der ehrbare „Potsdamer,“ den er sich mehr oder weniger als ein unangenehmes, rüpelhaftes Wesen denkt. Der berliner Nassauer nimmt übrigens einen viel höhern Standpunkt ein als der gemeine Schmarotzer. In dem Bewusstsein, dass er selbst, wenn er nur erst etwas besässe, stets bereit sein würde, mit Bedürftigen zu theilen, betrachtet er es als selbstverständlich, dass die mit Gütern gesegneten Mitmenschen in gleicher Bereitwilligkeit ihm entgegenkommen. Bei Landpartien, Gesellschaftsbowlen und andern in Gesellschaft genossenen Freuden übernimmt es der „Nassauer,“ die Kosten auf die einzelnen Theilnehmer zu repartiren und legt der Berechnung die sogenannte Radtheilung für seine Person zu Grunde, was in der Regel stillschweigend gutgeheissen wird. Der Nassauer gibt auch Feste; es sind aber stets nur Pickenicks, zu welchen jeder der Geladenen ein so reichliches Quantum mitbringt, dass der Gastgeber noch eine Woche nachher an den Resten zu zehren hat. Die Berliner Börsenzeitung (1864) enthält eine ausführliche Schilderung der beiden erwähnten berliner Gestalten und nach ihr die Allgemeine Modezeitung, Leipzig 1864, Nr. 26, S. 206. „Nein, billig muss der Schacher bleiben, Nassauer ist er aus Princip.“ (Kladderadatsch, 1871, Nr. 12, Beibl. 1.) Nasse (der). Zwei Nasse können einander nicht trocknen. Nässe. Was durch Nässe verdirbt, ist verloren, was durch Dürre verkommen, wird durch Wasser neu geboren. Holl.: Wat door groote droogte vergaat, kan met nat weêr te regt komen; maar wat door nat vergaat, is verloren. (Harrebomée, II, 117b.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [483]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/497>, abgerufen am 22.11.2024.