Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 306 Ein Narr bleibt ein Narr, wenn man ihm auch die Kappe mit Weisheit füttert. Mhd.: Ein tor wirt dik geleret wol, doch is sein herze gouchheit vol. (Boner.) (Zingerle, 147.) 307 Ein Narr bleibt immer bei seiner Geige. 308 Ein Narr bleibt verkehrt, wenn man ihn hundert Jahre lehrt. - Masson, 11. Lat.: Stultum qui instruit, sibi ipsi contumeliam facit. (Chaos, 985.) 309 Ein Narr, den man zum Brüten setzt, verdirbt ein ganz Nest voll Eier. Schwed.: Narren skiämmer bort mycken wijsheet. (Grubb, 615.) 310 Ein Narr denkt, dass andere nichts denken. - Körte, 4478. 311 Ein Narr denkt mancherlei, aber es geschieht nicht alles. Dän.: Dat daaren taenker skeer sielden. (Prov. dan., 101.) 312 Ein Narr, der fragen darf, sieht gescheiter aus, als ein Gescheiter, der antworten muss. - Simrock, 7321; Körte, 4447; Braun, I, 2925. Bezieht sich auf Examinatoren, die oft in grosse Verlegenheit kommen würden, wenn ihre Prüflinge sie fragen dürften. 313 Ein Narr, der dem Doctor traut. 314 Ein Narr, der die Wahrheit redet, ist mehr werth als hundert Lügner. 315 Ein Narr, der einmal witzig ist, und ein Droschkenpferd, das durchgeht, erregen Lachen. 316 Ein Narr, der höret wachsen grass vnd der bey Hünern gsessen was, vnd jn die Eyer wachsen hört, dem schmeckt es wol, wird er geehrt von dem, der ist so klug als ich, vnd sonst ein vnuernünfftig Viech. - Büttner, P, 6. 317 Ein Narr, der nicht folgt trewem rath, der hab den schaden, wens jhm vbel gath. - Petri, II, 216. 318 Ein Narr, der nicht studirt, verachtet freye Künste. - Büttner, N, 4. 319 Ein Narr, der über eyern sitzt, der bläst vnd zischt vnd wird nichts drauss. - Lehmann, 750, 26. 320 Ein Narr düncket sich jederzeit klug vnd witzig zu seyn. - Lehmann, II, 424, 35. 321 Ein Narr dünckt sich klüger seyn, den sieben weise. - Petri, II, 216. 322 Ein Narr dünkt sich klüger als unser Herrgott. 323 Ein Narr ermahnt wol einen Weisen. Frz.: Un fou avise bien un sage. (Kritzinger, 46a.) 324 Ein Narr fährt den Karren so in Dreck, dass drei Kluge Mühe haben ihn herauszubringen. Engl.: Fools tie knots, and wise men loose them. (Bohn II, 8.) 325 Ein Narr fängt damit an, womit der Kluge aufhört. Span.: Lo que hace el loco a la derreria, hace el sabio a la primeria. (Bohn I, 229.) 326 Ein Narr fängt das Lied an, und die Klugen1 singen mit. 1) D. h. die, welche sehr gescheit oder klug sein wollen. "Es stünde noch ziemlich gut in der Menschenwelt, wenn nur die Thoren allein und nicht auch kluge Leute - dumme Streiche machten." 327 Ein Narr fragt viel, worauf ein Weiser nicht antwortet. "In den Hospitälern bemerkt man, dass die Narren vorzüglich gern Taback schnupfen; in der Gesellschaft erkennt man sie an den vielen Fragen." (Welt und Zeit, I, 119, 103.) Lat.: Saepe carent multa responsis verbula stulta. (Binder II, 2990; Gartner, 197.) - Stulto nullus quaerendi finis. (Binder II, 3212; Schreger, 21.) 328 Ein Narr fühlt nicht, wie krank er ist, und viel Deutsche merken nicht, wie nahe ihnen das spanische Joch am Halse ist. - Opel, 382. Wie die guten Deutschen im 17. Jahrhundert die Nähe des spanischen Jochs nicht gemerkt haben, so im 19. nicht das französische, bis es 1871, das Modenjoch ausgenommen, welches fortzutragen, deutsche Frauen sich zur Ehre machen, abgeschüttelt war. 329 Ein Narr gefällt dem andern. It.: Alli matti ogni matto par savio. (Pazzaglia, 216, 3.) [Spaltenumbruch] 330 Ein Narr gefellt jhm selber wol, maynet, jdermann jhn loben soll. - Gruter, III, 28; Lehmann, II, 149, 56. Die Russen: Es schaut sich kein Narr nach einem andern um, der ihn an Narrheit übertreffe. (Altmann VI, 450.) 331 Ein Narr geht schlafen und ein Narr steht auf. Dadurch unterscheidet sich der Narr vom Betrunkenen, der seinen Rausch ausschläft. Böhm.: Opily se prospi, ale blaze n nikdy. (Celakovsky, 209.) 332 Ein Narr gewinnt gern das erste Spiel, doch hat er am Ende selten viel. Dän.: End vinder folsk mand förste leg. (Bohn II, 365.) 333 Ein Narr gewinnt wol auch ein Spiel. 334 Ein Narr gibt auch zuweilen einen guten Rath. Port.: Homem nescio da as vezes bom conselho. (Bohn I, 279.) Span.: De un hombre necio a vezes buen consejo. (Bohn I, 213.) 335 Ein Narr gibt dem andern Unterricht, aber beide verstehen sich nicht. 336 Ein Narr gibt und ein Gescheiter nimmt. 337 Ein Narr gibt Worte gegen Prügel aus. Dän.: Daare giver ord ud og tager hug igien. (Prov. dan., 99.) 338 Ein Narr greift nach mehr als er halten kann. Frz.: Les sots veulent tout embrasser. (Kritzinger, 655b.) 339 Ein Narr hält jeden Menschen für närrisch. It.: Il matto crede, che tutti gli altri sien matti perch' egli e matto. 340 Ein Narr hat die Ohren auf dem Rücken. Er hört nicht eher, bis er fühlt. 341 Ein Narr hat immer Festtag. Engl.: The mad-man always feasts. 342 Ein Narr hat mehr Schalen als Nüsse. 343 Ein Narr hat oft zu End' gesponnen, was ein kluger Mann begonnen. 344 Ein Narr hat viel Brüder. 345 Ein Narr ist bald fertig mit seinem Gut, der Weise behält seinen Muth. Die Russen: Der Narr und seine Habe sind leicht geschieden; der Weise und seine Armuth bleiben immer verbunden. (Altmann VI, 468.) 346 Ein Narr ist der, der stillen Wassern traut. 347 Ein Narr ist, der ein Messer hat und braucht's nicht. 348 Ein Narr ist der im ganzen Land, der wählen kann und nimmt statt Körner (Ehre) Sand (Schand'). Frs.: Foau est celui partout l'empire, qui a le choix, et prend le pire. (Kritzinger, 327a.) 349 Ein Narr ist, der seine Feinde veracht. - Froschm., DVI; Petri, II, 216. 350 Ein Narr ist ein Narr vnd bleibt ein Narr, er komme wohin (sei, wo) er wolle. - Petri, II, 216; Lehmann, II, 125, 82; Lohrengel, I, 236. Engl.: A fool is fulsome. (Bohn II, 8.) Holl.: Een zot is een zot, al ware het paaschlag. (Harrebomee, II, 510b.) Lat.: Mori morantur, quacunque sub axe morantur. (Sutor, 923.) 351 Ein Narr ist ein Narr, wenn er gleich einen Boden voll Gold hätte. - Philippi, II, 185. 352 Ein Narr ist ein übler Reisekumpan. Die Türken sagen: Mit einem Narren (Thoren) mache dich nicht auf den Weg; bricht sein Wagen, so weint er; bricht dein Wagen, so lacht er. (Nordmann.) 353 Ein Narr ist genug im Haus, sonst muss der Kluge hinaus. - Simrock, 7377; Körte, 2435; Wurzbach I, 273; Braun, I, 2910. It.: Basta un matto per casa. (Bohn I, 74.) 354 Ein Narr ist nicht weit zu suchen. 355 Ein Narr ist nie ruhig. Er gibt sich durch sein unruhiges Treiben zu erkennen; sitzt er so sitzt er oder schleudert mit den Beinen. It.: Pazzo in banca o mena i piedi o egli canta. 356 Ein Narr ist unter den Leuten, was ein Fastnachtsbutz unter den Bräuten. Dän.: Saa er folsk mand blant folk, som ugle blant krager. (Prov. dan., 173.) 357 Ein Narr ist, wo er goht und stoht, wer si vo Schuene und vo Weibere drucke lot. - Sutermeister, 111. 358 Ein Narr ists, der dem Glück trawet. - Petri, II, 216; Henisch, 1661, 47.
[Spaltenumbruch] 306 Ein Narr bleibt ein Narr, wenn man ihm auch die Kappe mit Weisheit füttert. Mhd.: Ein tôr wirt dik gelêret wol, doch is sîn herze gouchheit vol. (Boner.) (Zingerle, 147.) 307 Ein Narr bleibt immer bei seiner Geige. 308 Ein Narr bleibt verkehrt, wenn man ihn hundert Jahre lehrt. – Masson, 11. Lat.: Stultum qui instruit, sibi ipsi contumeliam facit. (Chaos, 985.) 309 Ein Narr, den man zum Brüten setzt, verdirbt ein ganz Nest voll Eier. Schwed.: Narren skiämmer bort mycken wijsheet. (Grubb, 615.) 310 Ein Narr denkt, dass andere nichts denken. – Körte, 4478. 311 Ein Narr denkt mancherlei, aber es geschieht nicht alles. Dän.: Dat daaren tænker skeer sielden. (Prov. dan., 101.) 312 Ein Narr, der fragen darf, sieht gescheiter aus, als ein Gescheiter, der antworten muss. – Simrock, 7321; Körte, 4447; Braun, I, 2925. 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306 Ein Narr bleibt ein Narr, wenn man ihm auch die Kappe mit Weisheit füttert.
Mhd.: Ein tôr wirt dik gelêret wol, doch is sîn herze gouchheit vol. (Boner.) (Zingerle, 147.)
307 Ein Narr bleibt immer bei seiner Geige.
308 Ein Narr bleibt verkehrt, wenn man ihn hundert Jahre lehrt. – Masson, 11.
Lat.: Stultum qui instruit, sibi ipsi contumeliam facit. (Chaos, 985.)
309 Ein Narr, den man zum Brüten setzt, verdirbt ein ganz Nest voll Eier.
Schwed.: Narren skiämmer bort mycken wijsheet. (Grubb, 615.)
310 Ein Narr denkt, dass andere nichts denken. – Körte, 4478.
311 Ein Narr denkt mancherlei, aber es geschieht nicht alles.
Dän.: Dat daaren tænker skeer sielden. (Prov. dan., 101.)
312 Ein Narr, der fragen darf, sieht gescheiter aus, als ein Gescheiter, der antworten muss. – Simrock, 7321; Körte, 4447; Braun, I, 2925.
Bezieht sich auf Examinatoren, die oft in grosse Verlegenheit kommen würden, wenn ihre Prüflinge sie fragen dürften.
313 Ein Narr, der dem Doctor traut.
314 Ein Narr, der die Wahrheit redet, ist mehr werth als hundert Lügner.
315 Ein Narr, der einmal witzig ist, und ein Droschkenpferd, das durchgeht, erregen Lachen.
316 Ein Narr, der höret wachsen grass vnd der bey Hünern gsessen was, vnd jn die Eyer wachsen hört, dem schmeckt es wol, wird er geehrt von dem, der ist so klug als ich, vnd sonst ein vnuernünfftig Viech. – Büttner, P, 6.
317 Ein Narr, der nicht folgt trewem rath, der hab den schaden, wens jhm vbel gath. – Petri, II, 216.
318 Ein Narr, der nicht studirt, verachtet freye Künste. – Büttner, N, 4.
319 Ein Narr, der über eyern sitzt, der bläst vnd zischt vnd wird nichts drauss. – Lehmann, 750, 26.
320 Ein Narr düncket sich jederzeit klug vnd witzig zu seyn. – Lehmann, II, 424, 35.
321 Ein Narr dünckt sich klüger seyn, den sieben weise. – Petri, II, 216.
322 Ein Narr dünkt sich klüger als unser Herrgott.
323 Ein Narr ermahnt wol einen Weisen.
Frz.: Un fou avise bien un sage. (Kritzinger, 46a.)
324 Ein Narr fährt den Karren so in Dreck, dass drei Kluge Mühe haben ihn herauszubringen.
Engl.: Fools tie knots, and wise men loose them. (Bohn II, 8.)
325 Ein Narr fängt damit an, womit der Kluge aufhört.
Span.: Lo que hace el loco á la derreria, hace el sabio á la primeria. (Bohn I, 229.)
326 Ein Narr fängt das Lied an, und die Klugen1 singen mit.
1) D. h. die, welche sehr gescheit oder klug sein wollen. „Es stünde noch ziemlich gut in der Menschenwelt, wenn nur die Thoren allein und nicht auch kluge Leute – dumme Streiche machten.“
327 Ein Narr fragt viel, worauf ein Weiser nicht antwortet.
„In den Hospitälern bemerkt man, dass die Narren vorzüglich gern Taback schnupfen; in der Gesellschaft erkennt man sie an den vielen Fragen.“ (Welt und Zeit, I, 119, 103.)
Lat.: Saepe carent multa responsis verbula stulta. (Binder II, 2990; Gartner, 197.) – Stulto nullus quaerendi finis. (Binder II, 3212; Schreger, 21.)
328 Ein Narr fühlt nicht, wie krank er ist, und viel Deutsche merken nicht, wie nahe ihnen das spanische Joch am Halse ist. – Opel, 382.
Wie die guten Deutschen im 17. Jahrhundert die Nähe des spanischen Jochs nicht gemerkt haben, so im 19. nicht das französische, bis es 1871, das Modenjoch ausgenommen, welches fortzutragen, deutsche Frauen sich zur Ehre machen, abgeschüttelt war.
329 Ein Narr gefällt dem andern.
It.: Alli matti ogni matto par savio. (Pazzaglia, 216, 3.)
330 Ein Narr gefellt jhm selber wol, maynet, jdermann jhn loben soll. – Gruter, III, 28; Lehmann, II, 149, 56.
Die Russen: Es schaut sich kein Narr nach einem andern um, der ihn an Narrheit übertreffe. (Altmann VI, 450.)
331 Ein Narr geht schlafen und ein Narr steht auf.
Dadurch unterscheidet sich der Narr vom Betrunkenen, der seinen Rausch ausschläft.
Böhm.: Opilý se prospí, ale bláze n nikdy. (Čelakovský, 209.)
332 Ein Narr gewinnt gern das erste Spiel, doch hat er am Ende selten viel.
Dän.: End vinder folsk mand første leg. (Bohn II, 365.)
333 Ein Narr gewinnt wol auch ein Spiel.
334 Ein Narr gibt auch zuweilen einen guten Rath.
Port.: Homem nescio dá ás vezes bom conselho. (Bohn I, 279.)
Span.: De un hombre necio á vezes buen consejo. (Bohn I, 213.)
335 Ein Narr gibt dem andern Unterricht, aber beide verstehen sich nicht.
336 Ein Narr gibt und ein Gescheiter nimmt.
337 Ein Narr gibt Worte gegen Prügel aus.
Dän.: Daare giver ord ud og tager hug igien. (Prov. dan., 99.)
338 Ein Narr greift nach mehr als er halten kann.
Frz.: Les sots veulent tout embrasser. (Kritzinger, 655b.)
339 Ein Narr hält jeden Menschen für närrisch.
It.: Il matto crede, che tutti gli altri sien matti perch' egli è matto.
340 Ein Narr hat die Ohren auf dem Rücken.
Er hört nicht eher, bis er fühlt.
341 Ein Narr hat immer Festtag.
Engl.: The mad-man always feasts.
342 Ein Narr hat mehr Schalen als Nüsse.
343 Ein Narr hat oft zu End' gesponnen, was ein kluger Mann begonnen.
344 Ein Narr hat viel Brüder.
345 Ein Narr ist bald fertig mit seinem Gut, der Weise behält seinen Muth.
Die Russen: Der Narr und seine Habe sind leicht geschieden; der Weise und seine Armuth bleiben immer verbunden. (Altmann VI, 468.)
346 Ein Narr ist der, der stillen Wassern traut.
347 Ein Narr ist, der ein Messer hat und braucht's nicht.
348 Ein Narr ist der im ganzen Land, der wählen kann und nimmt statt Körner (Ehre) Sand (Schand').
Frs.: Foû est celui partout l'empire, qui a le choix, et prend le pire. (Kritzinger, 327a.)
349 Ein Narr ist, der seine Feinde veracht. – Froschm., DVI; Petri, II, 216.
350 Ein Narr ist ein Narr vnd bleibt ein Narr, er komme wohin (sei, wo) er wolle. – Petri, II, 216; Lehmann, II, 125, 82; Lohrengel, I, 236.
Engl.: A fool is fulsome. (Bohn II, 8.)
Holl.: Een zot is een zot, al ware het paaschlag. (Harrebomée, II, 510b.)
Lat.: Mori morantur, quacunque sub axe morantur. (Sutor, 923.)
351 Ein Narr ist ein Narr, wenn er gleich einen Boden voll Gold hätte. – Philippi, II, 185.
352 Ein Narr ist ein übler Reisekumpan.
Die Türken sagen: Mit einem Narren (Thoren) mache dich nicht auf den Weg; bricht sein Wagen, so weint er; bricht dein Wagen, so lacht er. (Nordmann.)
353 Ein Narr ist genug im Haus, sonst muss der Kluge hinaus. – Simrock, 7377; Körte, 2435; Wurzbach I, 273; Braun, I, 2910.
It.: Basta un matto per casa. (Bohn I, 74.)
354 Ein Narr ist nicht weit zu suchen.
355 Ein Narr ist nie ruhig.
Er gibt sich durch sein unruhiges Treiben zu erkennen; sitzt er so sitzt er oder schleudert mit den Beinen.
It.: Pazzo in banca o mena i piedi o egli canta.
356 Ein Narr ist unter den Leuten, was ein Fastnachtsbutz unter den Bräuten.
Dän.: Saa er folsk mand blant folk, som ugle blant krager. (Prov. dan., 173.)
357 Ein Narr ist, wo er goht und stoht, wer si vo Schuene und vo Wîbere drucke lot. – Sutermeister, 111.
358 Ein Narr ists, der dem Glück trawet. – Petri, II, 216; Henisch, 1661, 47.
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