Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 2 Der ist nackt genug, der keine Kleider hat.

Dän.: Det er saa godt at ligge nögen som intet at have paa sig. (Bohn I, 361.)

3 Die selbst nackt gehen, nähen am emsigsten Gürtel für andere.

4 Nackt bin ich geboren, nackt bin ich jetzt; ich habe nichts gewonnen und nichts zugesetzt.

Span.: Desnudo naci, desnudo me hallo, ni pierdo ni gano. (Don Quixote.)

5 Nackt kommen wir, nackt gehen wir wieder.

Lat.: Nudi nascuntur, nudos quos terra receptat. (Binder II, 3272.)

6 Welche nacket zum Manne kompt, die bleibt wol nacket. - Petri, II, 620.

7 Wer nacket ist, kan leicht weit schwimmen. - Petri, II, 738.

8 Wer nackt absegelt, der kommt auch nackt an.

Wer hier keine Saat des Guten ausgestreut hat, der wird dort keine Ernte finden.

9 Wer nackt ist, soll nicht lachen über den, der ein Loch im Aermel hat.

Die Russen: Der Nackte lacht den Zerlumpten aus. (Altmann VI, 506.)

10 Wo alle nackt gehen, da lacht man über das Hemde.

Die Russen: Wo alle nackt gehen, da gelten die Brüste der Frauen für Auswüchse. (Altmann VI, 493.)

*11 Einen nackent und bloss zum Haus hinausstossen. - Luther's Tischr., 209b.

*12 Er ist halb nackt und trägt Manschetten.

In Aegypten sagt man von einem Lump, der den Wohlhabenden spielt: Er ist halb nackt und hat eine Wage im Aermel. (Burckhardt, 432.) Die Redensart ist von den reichen Kaufleuten in Kairo entlehnt, welche häufig eine kleine Wage in ihren breiten Aermeln tragen, um die Goldstücke zu wägen, welche sie einnehmen. Eine andere Redensart lautet: Er ist nackt am Hintern und hat doch Parfümerien daran. (Burckhardt, 413.) Zu arm, um sich Kleider anzuschaffen, ist er doch so eitel, seinen Hintern zu bedüften (parfümiren), während selbst reiche Leute diese Ehre nur ihrem Barte erweisen.

*13 Er ist nackt wie ein Steinpeizker.

*14 Er ist nackter als eine geschälte Bohne.

In demselben Sinne sagt man: Er ist nackter als eine gehäutete Schlange, als ein Zaunpfahl, als eine Mörserkeule. Von sehr Armen und Elenden.

*15 Er ist so nackt wie er vom Mutterleib gekommen ist.

In Warschau jüdisch-deutsch: Nackt, wie die Mame (Mutter) hot ihm gehot (gehabt, geboren). Blutarm. Zur Bezeichnung der verschiedenen Grade der Nacktheit oder zur malerischen Steigerung des Ausdrucks hat man verschiedene sprichwörtlich gewordene Redeformen, als: splitternackt, splitterfadennackt, hautnackig, du Nacktarsch, Fidlesblecker. In Schlesien sagt man: Stoabefingernackt. (Gomolcke, 1022.)

Holl.: Hij is zoo naakt als hij van zijn moeders ligchaam gekomen is. (Harrebomee, II, 112b.)

Lat.: Nudus, ut e bulga matris. (Apostol., VI; Binder II, 2276.)

*16 Hä ess esu nack wie 'ne Wurm.

Um Armuth, Mangel, Noth u. s. w. in ihren verschiedenen Formen, Graden u. s. w. zu schildern, sind mir ausser dem vorstehenden noch folgende sprichwörtliche Redensarten aus Bedburg zugegangen: Dä wat ( wartet) mem Mong (s. Mund) drop. Dä süht us, wie de Nuth Goddes. Dä ess esu ärm wie en Kirchenmus. Dä stipp der Monk m'em Hölzchen op. Et duet net lang, dat ärm Löck gott hant. Dä wat met de Zangen drob. Hä ess esu ren wie en Og.

*17 He is so nakt as en Laus. (Holst.) - Schütze, III, 128.

Er ist ganz vermögenslos.

Holl.: Hij is zoo kaal als eene luis. (Harrebomee, II, 41.)

*18 Nackt und blos wie eine Mörserkeule. - Körte, 4305a; Braun, I, 2730.

*19 So nackt wie e Pasternack1. - Frischbier2, 2710.

1) Pastinak (Pastinaca).

*20 Wenn er nackt käme, so würde er sich im Busen etwas mit zu Hause nehmen.


Nackter.

1 Bekümmere dich um keinen Nackten, er bekommt schon Federn. (Oberpfalz.)

2 Der Nackte ist übel zu berauben. - Simrock, 7287; Schottel, 1131b.

Bei Tunnicius (119): De nakede is quat to beroven. (Vestimenta potest a nudo tollere nemo.)

3 Ein Nackter ist schwer zu berupfen. - Körte, 4429.

[Spaltenumbruch] 4 Einem Nackten nehmen zehn Räuber nichts.

Die Römer sagten: Der Arme kann ruhig auf der durch Räuber besetzten Strasse wandeln; und Juvenal bemerkt: Wer nichts im Beutel hat, kann dem Diebe unter die Nase pfeifen. Bei Tunnicius (242): Dusent en nemen nicht einem nakeden. (Mille nihil soli possunt subducere nudo.) Die Russen: Einen Nackten zieht Gott nicht aus. (Altmann VI, 400.)

Frz.: Home nu ne puet nus home despoillier. (Leroux, I, 164.)

Lat.: Cantabit vacuus coram latrone viator. (Juvenal.) (Froberg, 70; Philippi, I, 71.) - Pauperi pax est in obsessa via. (Faselius, 195.)

5 Einen Nackten friert nicht mehr, als wenn er Pelze sieht.

Die Russen: Den Nackten friert dann am meisten, wenn er die Nachbarn in Pelzen sieht. Dennoch heisst es: Die Reichen rühmen gern die Zahl ihrer Pelze vor denen, die nackt gehen. Ein anderes Sprichwort tadelt dies aber, indem es sagt: Einem Nackten soll man die Wärme seines Pelzes nicht rühmen. (Altmann VI, 461 u. 463.)

6 Einen Nackten kann man nicht ausziehen. - Simrock, 7288; Körte, 4403; Braun, I, 2885.

Dän.: Ti rövere kunne ei drage en nögen af klaederne. (Prov. dan., 48.)

Engl.: The beggar may sing before the thief. (Masson, 264.)

Frz.: On ne peut depouiller un homme nu.

Holl.: Den naecten is quaet te beroven. (Tunn., 4, 14; Harrebomee, II, 112b.)

It.: Dove non n'e, non ne taglie ne auche la piena. (Gaal, 1217.) - Un huomo nudo non si puo spogliare. (Pazzaglia, 160, 5.)

Lat.: Nudo detrahere vestimenta quis potest. (Masson, 264.) - Nudo nec a centum viris spoliatur. (Chrysost.) - Nudo vestimenta detrahere. (Plautus.) (Philippi, II, 49.) - Nudum privare grave fit re, vel spoliare. (Fallersleben, 172; Loci comm., 157.)

Poln.: Dziesiec zbrojnych u jednego nagiego nic nie wezma. (Masson, 263.)

Span.: A quien no tien nada, nada lo espanta. (Masson, 264.)

7 Einen Nackten können hundert Geharnischte nicht ausziehen.

Die Türken: Einen Nackten können tausend Geharnischte nicht berauben. (Nordmann.)

Böhm.: Deset zbrojnych u jednoho naheho nic nevezmoa. Holemu rozbroj nestrasen. - Naheho ani sto zbrojnikuv nemuz obrati. (Celakovsky, 172.)

Lat.: Cantabit vacuus coram latrone viator. (Juvenal.) (Froberg, 70; Philippi, I, 71.)

Poln.: Dziesiec zbrojnych u jednego nagiego nic niewezma. - Niestraszny nagiemu rozboj. (Celakovsky, 172.)

8 Es schilt mancher den Nackten und hat selber kein Hemd am Leibe.

Die Russen: Wer selbst keine Linnen hat, vor dem haben die Nackenden keine Gnade. (Altmann V, 128.)

9 Mit einem Nackten ist nicht gut ringen.

Holl.: Het is kwaad worstelen met den naakte of haar plukken met den kaalkop. (Harrebomee, II, 112b.)

10 Wenn du einen Nackten siehst, so glaube, es sei ein Loch in deinem Strumpfe. - Sailer, 239; Simrock, 7286.

In Habesch sagt man: Wenn du einen Nackten siehst, so schüttle dich, als wenn du Frost empfindest.

11 Wenn man dem Nackten ein Hemd gibt, so passt's ihm hinten und vorn nicht.

Von denen, die mit allem unzufrieden sind, denen nichts recht ist.

Böhm.: Dali nahemu kosili, a on pravi, ze tlusta. (Celakovsky, 47.)

12 Wer dem Nackten einen Rock gibt, dem gibt Gott einen Mantel.

Aehnlich russisch Altmann VI, 494.

13 Wer einen Nacketen herberget, der hat einen gewissen fewerborn. - Petri, II, 702.

"Gleichsam einen Born, aus dem man Feuer schöpft, d. h. eine reichhaltige Quelle der Leidenschaft." (Campe, Wb., II, 69.) "Aus dem Feuerborn der Liebe." (Overbeck.)

14 Zwei Nackte können einander nicht bekleiden.

Holl.: Twee naakte kunnen elkander niet dekken (kleeden). (Harrebomee, II, 112b.)

*15 Einen Nackten auf die Wache stellen.

Jemand ein Geschäft anvertrauen, wozu ihm die Kraft mangelt.

*16 Er will einem Nackten die Kleider ausziehen.

Von dem Vortheile erwarten, bei dem nichts zu holen ist. Auch russisch. Altmann VI, 515.

Holl.: Hij wil den naakte ontkleeden. - Wat ontjaagt gij den naakte. (Harrebomee, II, 83b.)


[Spaltenumbruch] 2 Der ist nackt genug, der keine Kleider hat.

Dän.: Det er saa godt at ligge nøgen som intet at have paa sig. (Bohn I, 361.)

3 Die selbst nackt gehen, nähen am emsigsten Gürtel für andere.

4 Nackt bin ich geboren, nackt bin ich jetzt; ich habe nichts gewonnen und nichts zugesetzt.

Span.: Desnudo nací, desnudo me hallo, ni pierdo ni gano. (Don Quixote.)

5 Nackt kommen wir, nackt gehen wir wieder.

Lat.: Nudi nascuntur, nudos quos terra receptat. (Binder II, 3272.)

6 Welche nacket zum Manne kompt, die bleibt wol nacket.Petri, II, 620.

7 Wer nacket ist, kan leicht weit schwimmen.Petri, II, 738.

8 Wer nackt absegelt, der kommt auch nackt an.

Wer hier keine Saat des Guten ausgestreut hat, der wird dort keine Ernte finden.

9 Wer nackt ist, soll nicht lachen über den, der ein Loch im Aermel hat.

Die Russen: Der Nackte lacht den Zerlumpten aus. (Altmann VI, 506.)

10 Wo alle nackt gehen, da lacht man über das Hemde.

Die Russen: Wo alle nackt gehen, da gelten die Brüste der Frauen für Auswüchse. (Altmann VI, 493.)

*11 Einen nackent und bloss zum Haus hinausstossen.Luther's Tischr., 209b.

*12 Er ist halb nackt und trägt Manschetten.

In Aegypten sagt man von einem Lump, der den Wohlhabenden spielt: Er ist halb nackt und hat eine Wage im Aermel. (Burckhardt, 432.) Die Redensart ist von den reichen Kaufleuten in Kairo entlehnt, welche häufig eine kleine Wage in ihren breiten Aermeln tragen, um die Goldstücke zu wägen, welche sie einnehmen. Eine andere Redensart lautet: Er ist nackt am Hintern und hat doch Parfümerien daran. (Burckhardt, 413.) Zu arm, um sich Kleider anzuschaffen, ist er doch so eitel, seinen Hintern zu bedüften (parfümiren), während selbst reiche Leute diese Ehre nur ihrem Barte erweisen.

*13 Er ist nackt wie ein Steinpeizker.

*14 Er ist nackter als eine geschälte Bohne.

In demselben Sinne sagt man: Er ist nackter als eine gehäutete Schlange, als ein Zaunpfahl, als eine Mörserkeule. Von sehr Armen und Elenden.

*15 Er ist so nackt wie er vom Mutterleib gekommen ist.

In Warschau jüdisch-deutsch: Nackt, wie die Mame (Mutter) hot ihm gehot (gehabt, geboren). Blutarm. Zur Bezeichnung der verschiedenen Grade der Nacktheit oder zur malerischen Steigerung des Ausdrucks hat man verschiedene sprichwörtlich gewordene Redeformen, als: splitternackt, splitterfadennackt, hautnackig, du Nacktarsch, Fidlesblecker. In Schlesien sagt man: Stoabefingernackt. (Gomolcke, 1022.)

Holl.: Hij is zoo naakt als hij van zijn moeders ligchaam gekomen is. (Harrebomée, II, 112b.)

Lat.: Nudus, ut e bulga matris. (Apostol., VI; Binder II, 2276.)

*16 Hä ess esu nack wie 'ne Wurm.

Um Armuth, Mangel, Noth u. s. w. in ihren verschiedenen Formen, Graden u. s. w. zu schildern, sind mir ausser dem vorstehenden noch folgende sprichwörtliche Redensarten aus Bedburg zugegangen: Dä wât ( wartet) mem Mong (s. Mund) drop. Dä süht us, wie de Nuth Goddes. Dä ess esu ärm wie en Kirchenmus. Dä stipp der Monk m'em Hölzchen op. Et duet net lang, dat ärm Löck gott hant. Dä wât met de Zângen drob. Hä ess esu rên wie en Og.

*17 He is so nâkt as en Lûs. (Holst.) – Schütze, III, 128.

Er ist ganz vermögenslos.

Holl.: Hij is zoo kaal als eene luis. (Harrebomée, II, 41.)

*18 Nackt und blos wie eine Mörserkeule.Körte, 4305a; Braun, I, 2730.

*19 So nackt wie e Pasternack1.Frischbier2, 2710.

1) Pastinak (Pastinaca).

*20 Wenn er nackt käme, so würde er sich im Busen etwas mit zu Hause nehmen.


Nackter.

1 Bekümmere dich um keinen Nackten, er bekommt schon Federn. (Oberpfalz.)

2 Der Nackte ist übel zu berauben.Simrock, 7287; Schottel, 1131b.

Bei Tunnicius (119): De nakede is quât to beroven. (Vestimenta potest a nudo tollere nemo.)

3 Ein Nackter ist schwer zu berupfen.Körte, 4429.

[Spaltenumbruch] 4 Einem Nackten nehmen zehn Räuber nichts.

Die Römer sagten: Der Arme kann ruhig auf der durch Räuber besetzten Strasse wandeln; und Juvenal bemerkt: Wer nichts im Beutel hat, kann dem Diebe unter die Nase pfeifen. Bei Tunnicius (242): Dusent en nemen nicht einem nakeden. (Mille nihil soli possunt subducere nudo.) Die Russen: Einen Nackten zieht Gott nicht aus. (Altmann VI, 400.)

Frz.: Home nu ne puet nus home despoillier. (Leroux, I, 164.)

Lat.: Cantabit vacuus coram latrone viator. (Juvenal.) (Froberg, 70; Philippi, I, 71.) – Pauperi pax est in obsessa via. (Faselius, 195.)

5 Einen Nackten friert nicht mehr, als wenn er Pelze sieht.

Die Russen: Den Nackten friert dann am meisten, wenn er die Nachbarn in Pelzen sieht. Dennoch heisst es: Die Reichen rühmen gern die Zahl ihrer Pelze vor denen, die nackt gehen. Ein anderes Sprichwort tadelt dies aber, indem es sagt: Einem Nackten soll man die Wärme seines Pelzes nicht rühmen. (Altmann VI, 461 u. 463.)

6 Einen Nackten kann man nicht ausziehen.Simrock, 7288; Körte, 4403; Braun, I, 2885.

Dän.: Ti røvere kunne ei drage en nøgen af klæderne. (Prov. dan., 48.)

Engl.: The beggar may sing before the thief. (Masson, 264.)

Frz.: On ne peut dépouiller un homme nu.

Holl.: Den naecten is quaet te beroven. (Tunn., 4, 14; Harrebomée, II, 112b.)

It.: Dove non n'è, non ne taglie nè auche la piena. (Gaal, 1217.) – Un huomo nudo non si può spogliare. (Pazzaglia, 160, 5.)

Lat.: Nudo detrahere vestimenta quis potest. (Masson, 264.) – Nudo nec a centum viris spoliatur. (Chrysost.) – Nudo vestimenta detrahere. (Plautus.) (Philippi, II, 49.) – Nudum privare grave fit re, vel spoliare. (Fallersleben, 172; Loci comm., 157.)

Poln.: Dziesięć zbrojnych u jednego nagiego nic nie wezma. (Masson, 263.)

Span.: A quien no tien nada, nada lo espanta. (Masson, 264.)

7 Einen Nackten können hundert Geharnischte nicht ausziehen.

Die Türken: Einen Nackten können tausend Geharnischte nicht berauben. (Nordmann.)

Böhm.: Deset zbrojných u jednoho nahého nic nevezmoą. Holému rozbroj nestrašen. – Nahého ani sto zbrojníkův nemůž obrati. (Čelakovský, 172.)

Lat.: Cantabit vacuus coram latrone viator. (Juvenal.) (Froberg, 70; Philippi, I, 71.)

Poln.: Dziesięć zbrojných u jednego nagiego nic niewezmą. – Niestraszny nagiemu rozbój. (Čelakovský, 172.)

8 Es schilt mancher den Nackten und hat selber kein Hemd am Leibe.

Die Russen: Wer selbst keine Linnen hat, vor dem haben die Nackenden keine Gnade. (Altmann V, 128.)

9 Mit einem Nackten ist nicht gut ringen.

Holl.: Het is kwaad worstelen met den naakte of haar plukken met den kaalkop. (Harrebomée, II, 112b.)

10 Wenn du einen Nackten siehst, so glaube, es sei ein Loch in deinem Strumpfe.Sailer, 239; Simrock, 7286.

In Habesch sagt man: Wenn du einen Nackten siehst, so schüttle dich, als wenn du Frost empfindest.

11 Wenn man dem Nackten ein Hemd gibt, so passt's ihm hinten und vorn nicht.

Von denen, die mit allem unzufrieden sind, denen nichts recht ist.

Böhm.: Dali nahému košili, a on praví, že tlusta. (Čelakovský, 47.)

12 Wer dem Nackten einen Rock gibt, dem gibt Gott einen Mantel.

Aehnlich russisch Altmann VI, 494.

13 Wer einen Nacketen herberget, der hat einen gewissen fewerborn.Petri, II, 702.

„Gleichsam einen Born, aus dem man Feuer schöpft, d. h. eine reichhaltige Quelle der Leidenschaft.“ (Campe, Wb., II, 69.) „Aus dem Feuerborn der Liebe.“ (Overbeck.)

14 Zwei Nackte können einander nicht bekleiden.

Holl.: Twee naakte kunnen elkander niet dekken (kleeden). (Harrebomée, II, 112b.)

*15 Einen Nackten auf die Wache stellen.

Jemand ein Geschäft anvertrauen, wozu ihm die Kraft mangelt.

*16 Er will einem Nackten die Kleider ausziehen.

Von dem Vortheile erwarten, bei dem nichts zu holen ist. Auch russisch. Altmann VI, 515.

Holl.: Hij wil den naakte ontkleeden. – Wat ontjaagt gij den naakte. (Harrebomée, II, 83b.)


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0442" n="[428]"/><cb n="855"/>
2 Der ist nackt genug, der keine Kleider hat.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Det er saa godt at ligge nøgen som intet at have paa sig. (<hi rendition="#i">Bohn I, 361.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Die selbst nackt gehen, nähen am emsigsten Gürtel für andere.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Nackt bin ich geboren, nackt bin ich jetzt; ich habe nichts gewonnen und nichts zugesetzt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Desnudo nací, desnudo me hallo, ni pierdo ni gano. (<hi rendition="#i">Don Quixote.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Nackt kommen wir, nackt gehen wir wieder.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nudi nascuntur, nudos quos terra receptat. (<hi rendition="#i">Binder II, 3272.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Welche nacket zum Manne kompt, die bleibt wol nacket.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 620.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Wer nacket ist, kan leicht weit schwimmen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 738.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Wer nackt absegelt, der kommt auch nackt an.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer hier keine Saat des Guten ausgestreut hat, der wird dort keine Ernte finden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Wer nackt ist, soll nicht lachen über den, der ein Loch im Aermel hat.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Der Nackte lacht den Zerlumpten aus. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 506.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Wo alle nackt gehen, da lacht man über das Hemde.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Wo alle nackt gehen, da gelten die Brüste der Frauen für Auswüchse. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 493.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Einen nackent und bloss zum Haus hinausstossen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther's Tischr., 209<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*12 Er ist halb nackt und trägt Manschetten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Aegypten sagt man von einem Lump, der den Wohlhabenden spielt: Er ist halb nackt und hat eine Wage im Aermel. (<hi rendition="#i">Burckhardt, 432.</hi>) Die Redensart ist von den reichen Kaufleuten in Kairo entlehnt, welche häufig eine kleine Wage in ihren breiten Aermeln tragen, um die Goldstücke zu wägen, welche sie einnehmen. Eine andere Redensart lautet: Er ist nackt am Hintern und hat doch Parfümerien daran. (<hi rendition="#i">Burckhardt, 413.</hi>) Zu arm, um sich Kleider anzuschaffen, ist er doch so eitel, seinen Hintern zu bedüften (parfümiren), während selbst reiche Leute diese Ehre nur ihrem Barte erweisen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*13 Er ist nackt wie ein Steinpeizker.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*14 Er ist nackter als eine geschälte Bohne.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In demselben Sinne sagt man: Er ist nackter als eine gehäutete Schlange, als ein Zaunpfahl, als eine Mörserkeule. Von sehr Armen und Elenden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*15 Er ist so nackt wie er vom Mutterleib gekommen ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Warschau jüdisch-deutsch: Nackt, wie die Mame (Mutter) hot ihm gehot (gehabt, geboren). Blutarm. Zur Bezeichnung der verschiedenen Grade der Nacktheit oder zur malerischen Steigerung des Ausdrucks hat man verschiedene sprichwörtlich gewordene Redeformen, als: splitternackt, splitterfadennackt, hautnackig, du Nacktarsch, Fidlesblecker. In Schlesien sagt man: Stoabefingernackt. (<hi rendition="#i">Gomolcke, 1022.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij is zoo naakt als hij van zijn moeders ligchaam gekomen is. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 112<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nudus, ut e bulga matris. (<hi rendition="#i">Apostol., VI; Binder II, 2276.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*16 Hä ess esu nack wie 'ne Wurm.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Um Armuth, Mangel, Noth u. s. w. in ihren verschiedenen Formen, Graden u. s. w. zu schildern, sind mir ausser dem vorstehenden noch folgende sprichwörtliche Redensarten aus Bedburg zugegangen: Dä wât ( wartet) mem Mong (s.  Mund) drop. Dä süht us, wie de Nuth Goddes. Dä ess esu ärm wie en Kirchenmus. Dä stipp der Monk m'em Hölzchen op. Et duet net lang, dat ärm Löck gott hant. Dä wât met de Zângen drob. Hä ess esu rên wie en Og.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 He is so nâkt as en Lûs.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, III, 128.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er ist ganz vermögenslos.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij is zoo kaal als eene luis. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 41.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*18 Nackt und blos wie eine Mörserkeule.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 4305<hi rendition="#sup">a</hi>; Braun, I, 2730.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*19 So nackt wie e Pasternack<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2710.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Pastinak (Pastinaca).</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*20 Wenn er nackt käme, so würde er sich im Busen etwas mit zu Hause nehmen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Nackter.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Bekümmere dich um keinen Nackten, er bekommt schon Federn.</hi> (<hi rendition="#i">Oberpfalz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Der Nackte ist übel zu berauben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 7287; Schottel, 1131<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Tunnicius (119)</hi>: De nakede is quât to beroven. (Vestimenta potest a nudo tollere nemo.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Ein Nackter ist schwer zu berupfen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 4429.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="856"/>
4 Einem Nackten nehmen zehn Räuber nichts.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Römer sagten: Der Arme kann ruhig auf der durch Räuber besetzten Strasse wandeln; und <hi rendition="#i">Juvenal</hi> bemerkt: Wer nichts im Beutel hat, kann dem Diebe unter die Nase pfeifen. Bei <hi rendition="#i">Tunnicius (242)</hi>: Dusent en nemen nicht einem nakeden. (Mille nihil soli possunt subducere nudo.) Die Russen: Einen Nackten zieht Gott nicht aus. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 400.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Home nu ne puet nus home despoillier. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 164.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Cantabit vacuus coram latrone viator. (<hi rendition="#i">Juvenal.</hi>) (<hi rendition="#i">Froberg, 70; Philippi, I, 71.</hi>) &#x2013; Pauperi pax est in obsessa via. (<hi rendition="#i">Faselius, 195.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Einen Nackten friert nicht mehr, als wenn er Pelze sieht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Den Nackten friert dann am meisten, wenn er die Nachbarn in Pelzen sieht. Dennoch heisst es: Die Reichen rühmen gern die Zahl ihrer Pelze vor denen, die nackt gehen. Ein anderes Sprichwort tadelt dies aber, indem es sagt: Einem Nackten soll man die Wärme seines Pelzes nicht rühmen. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 461 u. 463.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Einen Nackten kann man nicht ausziehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 7288; Körte, 4403; Braun, I, 2885.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Ti røvere kunne ei drage en nøgen af klæderne. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 48.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: The beggar may sing before the thief. (<hi rendition="#i">Masson, 264.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: On ne peut dépouiller un homme nu.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Den naecten is quaet te beroven. (<hi rendition="#i">Tunn., 4, 14; Harrebomée, II, 112<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Dove non n'è, non ne taglie nè auche la piena. (<hi rendition="#i">Gaal, 1217.</hi>) &#x2013; Un huomo nudo non si può spogliare. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 160, 5.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nudo detrahere vestimenta quis potest. (<hi rendition="#i">Masson, 264.</hi>) &#x2013; Nudo nec a centum viris spoliatur. (<hi rendition="#i">Chrysost.</hi>) &#x2013; Nudo vestimenta detrahere. (<hi rendition="#i">Plautus.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, II, 49.</hi>) &#x2013; Nudum privare grave fit re, vel spoliare. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 172; Loci comm., 157.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Dziesi&#x0119;&#x0107; zbrojnych u jednego nagiego nic nie wezma. (<hi rendition="#i">Masson, 263.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: A quien no tien nada, nada lo espanta. (<hi rendition="#i">Masson, 264.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Einen Nackten können hundert Geharnischte nicht ausziehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Türken: Einen Nackten können tausend Geharnischte nicht berauben. (<hi rendition="#i">Nordmann.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Deset zbrojných u jednoho nahého nic nevezmo&#x0105;. Holému rozbroj nestra&#x0161;en. &#x2013; Nahého ani sto zbrojník&#x016F;v nem&#x016F;&#x017E; obrati. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 172.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Cantabit vacuus coram latrone viator. (<hi rendition="#i">Juvenal.</hi>) (<hi rendition="#i">Froberg, 70; Philippi, I, 71.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Dziesi&#x0119;&#x0107; zbrojných u jednego nagiego nic niewezm&#x0105;. &#x2013; Niestraszny nagiemu rozbój. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 172.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Es schilt mancher den Nackten und hat selber kein Hemd am Leibe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Wer selbst keine Linnen hat, vor dem haben die Nackenden keine Gnade. (<hi rendition="#i">Altmann V, 128.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Mit einem Nackten ist nicht gut ringen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is kwaad worstelen met den naakte of haar plukken met den kaalkop. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 112<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Wenn du einen Nackten siehst, so glaube, es sei ein Loch in deinem Strumpfe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sailer, 239; Simrock, 7286.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Habesch sagt man: Wenn du einen Nackten siehst, so schüttle dich, als wenn du Frost empfindest.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Wenn man dem Nackten ein Hemd gibt, so passt's ihm hinten und vorn nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von denen, die mit allem unzufrieden sind, denen nichts recht ist.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Dali nahému ko&#x0161;ili, a on praví, &#x017E;e tlusta. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 47.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Wer dem Nackten einen Rock gibt, dem gibt Gott einen Mantel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Aehnlich russisch <hi rendition="#i">Altmann VI, 494.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Wer einen Nacketen herberget, der hat einen gewissen fewerborn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 702.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Gleichsam einen Born, aus dem man Feuer schöpft, d. h. eine reichhaltige Quelle der Leidenschaft.&#x201C; (<hi rendition="#i">Campe, Wb., II, 69.</hi>) &#x201E;Aus dem Feuerborn der Liebe.&#x201C; (<hi rendition="#i">Overbeck.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Zwei Nackte können einander nicht bekleiden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Twee naakte kunnen elkander niet dekken (kleeden). (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 112<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*15 Einen Nackten auf die Wache stellen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Jemand ein Geschäft anvertrauen, wozu ihm die Kraft mangelt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*16 Er will einem Nackten die Kleider ausziehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von dem Vortheile erwarten, bei dem nichts zu holen ist. Auch russisch. <hi rendition="#i">Altmann VI, 515.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij wil den naakte ontkleeden. &#x2013; Wat ontjaagt gij den naakte. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 83<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[428]/0442] 2 Der ist nackt genug, der keine Kleider hat. Dän.: Det er saa godt at ligge nøgen som intet at have paa sig. (Bohn I, 361.) 3 Die selbst nackt gehen, nähen am emsigsten Gürtel für andere. 4 Nackt bin ich geboren, nackt bin ich jetzt; ich habe nichts gewonnen und nichts zugesetzt. Span.: Desnudo nací, desnudo me hallo, ni pierdo ni gano. (Don Quixote.) 5 Nackt kommen wir, nackt gehen wir wieder. Lat.: Nudi nascuntur, nudos quos terra receptat. (Binder II, 3272.) 6 Welche nacket zum Manne kompt, die bleibt wol nacket. – Petri, II, 620. 7 Wer nacket ist, kan leicht weit schwimmen. – Petri, II, 738. 8 Wer nackt absegelt, der kommt auch nackt an. Wer hier keine Saat des Guten ausgestreut hat, der wird dort keine Ernte finden. 9 Wer nackt ist, soll nicht lachen über den, der ein Loch im Aermel hat. Die Russen: Der Nackte lacht den Zerlumpten aus. (Altmann VI, 506.) 10 Wo alle nackt gehen, da lacht man über das Hemde. Die Russen: Wo alle nackt gehen, da gelten die Brüste der Frauen für Auswüchse. (Altmann VI, 493.) *11 Einen nackent und bloss zum Haus hinausstossen. – Luther's Tischr., 209b. *12 Er ist halb nackt und trägt Manschetten. In Aegypten sagt man von einem Lump, der den Wohlhabenden spielt: Er ist halb nackt und hat eine Wage im Aermel. (Burckhardt, 432.) Die Redensart ist von den reichen Kaufleuten in Kairo entlehnt, welche häufig eine kleine Wage in ihren breiten Aermeln tragen, um die Goldstücke zu wägen, welche sie einnehmen. Eine andere Redensart lautet: Er ist nackt am Hintern und hat doch Parfümerien daran. (Burckhardt, 413.) Zu arm, um sich Kleider anzuschaffen, ist er doch so eitel, seinen Hintern zu bedüften (parfümiren), während selbst reiche Leute diese Ehre nur ihrem Barte erweisen. *13 Er ist nackt wie ein Steinpeizker. *14 Er ist nackter als eine geschälte Bohne. In demselben Sinne sagt man: Er ist nackter als eine gehäutete Schlange, als ein Zaunpfahl, als eine Mörserkeule. Von sehr Armen und Elenden. *15 Er ist so nackt wie er vom Mutterleib gekommen ist. In Warschau jüdisch-deutsch: Nackt, wie die Mame (Mutter) hot ihm gehot (gehabt, geboren). Blutarm. Zur Bezeichnung der verschiedenen Grade der Nacktheit oder zur malerischen Steigerung des Ausdrucks hat man verschiedene sprichwörtlich gewordene Redeformen, als: splitternackt, splitterfadennackt, hautnackig, du Nacktarsch, Fidlesblecker. In Schlesien sagt man: Stoabefingernackt. (Gomolcke, 1022.) Holl.: Hij is zoo naakt als hij van zijn moeders ligchaam gekomen is. (Harrebomée, II, 112b.) Lat.: Nudus, ut e bulga matris. (Apostol., VI; Binder II, 2276.) *16 Hä ess esu nack wie 'ne Wurm. Um Armuth, Mangel, Noth u. s. w. in ihren verschiedenen Formen, Graden u. s. w. zu schildern, sind mir ausser dem vorstehenden noch folgende sprichwörtliche Redensarten aus Bedburg zugegangen: Dä wât ( wartet) mem Mong (s. Mund) drop. Dä süht us, wie de Nuth Goddes. Dä ess esu ärm wie en Kirchenmus. Dä stipp der Monk m'em Hölzchen op. Et duet net lang, dat ärm Löck gott hant. Dä wât met de Zângen drob. Hä ess esu rên wie en Og. *17 He is so nâkt as en Lûs. (Holst.) – Schütze, III, 128. Er ist ganz vermögenslos. Holl.: Hij is zoo kaal als eene luis. (Harrebomée, II, 41.) *18 Nackt und blos wie eine Mörserkeule. – Körte, 4305a; Braun, I, 2730. *19 So nackt wie e Pasternack1. – Frischbier2, 2710. 1) Pastinak (Pastinaca). *20 Wenn er nackt käme, so würde er sich im Busen etwas mit zu Hause nehmen. Nackter. 1 Bekümmere dich um keinen Nackten, er bekommt schon Federn. (Oberpfalz.) 2 Der Nackte ist übel zu berauben. – Simrock, 7287; Schottel, 1131b. Bei Tunnicius (119): De nakede is quât to beroven. (Vestimenta potest a nudo tollere nemo.) 3 Ein Nackter ist schwer zu berupfen. – Körte, 4429. 4 Einem Nackten nehmen zehn Räuber nichts. Die Römer sagten: Der Arme kann ruhig auf der durch Räuber besetzten Strasse wandeln; und Juvenal bemerkt: Wer nichts im Beutel hat, kann dem Diebe unter die Nase pfeifen. Bei Tunnicius (242): Dusent en nemen nicht einem nakeden. (Mille nihil soli possunt subducere nudo.) Die Russen: Einen Nackten zieht Gott nicht aus. (Altmann VI, 400.) Frz.: Home nu ne puet nus home despoillier. (Leroux, I, 164.) Lat.: Cantabit vacuus coram latrone viator. (Juvenal.) (Froberg, 70; Philippi, I, 71.) – Pauperi pax est in obsessa via. (Faselius, 195.) 5 Einen Nackten friert nicht mehr, als wenn er Pelze sieht. Die Russen: Den Nackten friert dann am meisten, wenn er die Nachbarn in Pelzen sieht. Dennoch heisst es: Die Reichen rühmen gern die Zahl ihrer Pelze vor denen, die nackt gehen. Ein anderes Sprichwort tadelt dies aber, indem es sagt: Einem Nackten soll man die Wärme seines Pelzes nicht rühmen. (Altmann VI, 461 u. 463.) 6 Einen Nackten kann man nicht ausziehen. – Simrock, 7288; Körte, 4403; Braun, I, 2885. Dän.: Ti røvere kunne ei drage en nøgen af klæderne. (Prov. dan., 48.) Engl.: The beggar may sing before the thief. (Masson, 264.) Frz.: On ne peut dépouiller un homme nu. Holl.: Den naecten is quaet te beroven. (Tunn., 4, 14; Harrebomée, II, 112b.) It.: Dove non n'è, non ne taglie nè auche la piena. (Gaal, 1217.) – Un huomo nudo non si può spogliare. (Pazzaglia, 160, 5.) Lat.: Nudo detrahere vestimenta quis potest. (Masson, 264.) – Nudo nec a centum viris spoliatur. (Chrysost.) – Nudo vestimenta detrahere. (Plautus.) (Philippi, II, 49.) – Nudum privare grave fit re, vel spoliare. (Fallersleben, 172; Loci comm., 157.) Poln.: Dziesięć zbrojnych u jednego nagiego nic nie wezma. (Masson, 263.) Span.: A quien no tien nada, nada lo espanta. (Masson, 264.) 7 Einen Nackten können hundert Geharnischte nicht ausziehen. Die Türken: Einen Nackten können tausend Geharnischte nicht berauben. (Nordmann.) Böhm.: Deset zbrojných u jednoho nahého nic nevezmoą. Holému rozbroj nestrašen. – Nahého ani sto zbrojníkův nemůž obrati. (Čelakovský, 172.) Lat.: Cantabit vacuus coram latrone viator. (Juvenal.) (Froberg, 70; Philippi, I, 71.) Poln.: Dziesięć zbrojných u jednego nagiego nic niewezmą. – Niestraszny nagiemu rozbój. (Čelakovský, 172.) 8 Es schilt mancher den Nackten und hat selber kein Hemd am Leibe. Die Russen: Wer selbst keine Linnen hat, vor dem haben die Nackenden keine Gnade. (Altmann V, 128.) 9 Mit einem Nackten ist nicht gut ringen. Holl.: Het is kwaad worstelen met den naakte of haar plukken met den kaalkop. (Harrebomée, II, 112b.) 10 Wenn du einen Nackten siehst, so glaube, es sei ein Loch in deinem Strumpfe. – Sailer, 239; Simrock, 7286. In Habesch sagt man: Wenn du einen Nackten siehst, so schüttle dich, als wenn du Frost empfindest. 11 Wenn man dem Nackten ein Hemd gibt, so passt's ihm hinten und vorn nicht. Von denen, die mit allem unzufrieden sind, denen nichts recht ist. Böhm.: Dali nahému košili, a on praví, že tlusta. (Čelakovský, 47.) 12 Wer dem Nackten einen Rock gibt, dem gibt Gott einen Mantel. Aehnlich russisch Altmann VI, 494. 13 Wer einen Nacketen herberget, der hat einen gewissen fewerborn. – Petri, II, 702. „Gleichsam einen Born, aus dem man Feuer schöpft, d. h. eine reichhaltige Quelle der Leidenschaft.“ (Campe, Wb., II, 69.) „Aus dem Feuerborn der Liebe.“ (Overbeck.) 14 Zwei Nackte können einander nicht bekleiden. Holl.: Twee naakte kunnen elkander niet dekken (kleeden). (Harrebomée, II, 112b.) *15 Einen Nackten auf die Wache stellen. Jemand ein Geschäft anvertrauen, wozu ihm die Kraft mangelt. *16 Er will einem Nackten die Kleider ausziehen. Von dem Vortheile erwarten, bei dem nichts zu holen ist. Auch russisch. Altmann VI, 515. Holl.: Hij wil den naakte ontkleeden. – Wat ontjaagt gij den naakte. (Harrebomée, II, 83b.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/442
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [428]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/442>, abgerufen am 22.12.2024.