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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 64 Eine arme Mutter kann eher sieben Kinder ernähren, als sieben Kinder eine Mutter.

Diese Ansicht ist weit verbreitet; nur ist man über die Zahl der Kinder uneins und wechselt häufig zwischen Vater und Mutter. In der Eifel ist es die Mutter, welche, wie in Litauen, neun Kinder ernährt; im übrigen Deutschland, in Dänemark und Polen der Vater, der für zehn Kinder sorgt; und auf der Insel Sardinien kann eine Mutter sogar hundert Söhne ernähren, und hundert Söhne nicht sie. (Reinsberg I, 189.)

65 Eine barmherzige Mutter zieht kratzige (rotzige) Kinder. - Mayer, I, 104; Gaal, 1176.

Engl.: A child may have too much of his mothers blessing.

Frz.: Qui bien aime, bien chatie.

It.: La madre pietosa fa la figliuola tignosa. (Gaal, 1176.)

Lat.: Blanda facit segnes matrum indulgentia natos. (Gaal, 1176.)

66 Eine blinde Mutter sieht ihr eigenes Antlitz in dem des Sohnes. (Hind.)

67 Ein böse muter kan nicht wol ihr kind zu ehren ziehen als sie sol.

Lat.: Filia moechatur, quae moecha matre creatur. (Loci comm., 212.)

68 Eine faule Mutter, eine faule tochter. - Henisch, 1020, 55; Petri, II, 183.

69 Eine fromme (gute, brave) Mutter zieht oft eine böse Tochter.

Schwed.: From moder föder ofta en elak dotter. (Grubb, 220.)

70 Eine gute Mutter hört das Walzerspiel nicht, wenn ihr Kind schreit.

71 Eine gute Mutter und ein gut Ende lobt jedermann.

Holl.: Beide is goet, god ende sijn moeder. (Tunn., 4b, 3.)

Lat.: Ambo boni deus et sua mater quos homo laudet. (Fallersleben, III.)

72 Eine Mutter, die das Kind nicht geboren, ist nur eine halbe Mutter.

Die Spanier: Es gibt keine solche Mutter, wie die, welche das Kind geboren hat.

Böhm.: Co matka to matka, co macecha to macecha. (Celakovsky, 400.)

Poln.: Mamka za matke niestoji. (Celakovsky, 400.)

73 Eine Mutter, die jhrem Kind den Brunn der nahrung verstopfft vnd entwend, die soll man zu den wilden Thieren weisen, dass sie von jhnen das natürliche Recht lerne. - Lehmann, 168, 9.

Dagegen sagt ein lombardisches Sprichwort: Eine Mutter, die selbst tränkt, man weiss nicht, ist sie gescheit oder beschränkt. (Reinsberg I, 175.)

74 Eine Mutter ist wie ein Mehlsack: so lange man daran klopft, so staubt er auch. (Oderbruch.) - Engelien, 223, 164.

75 Eine Mutter kann eher neun Kinder, als neun Kinder eine Mutter ernähren. (Eifel.) - Schmitz, 180, 34.

In Litauen heisst es: Eine Mutter kann neun Kinder mit der Nadel ernähren, und der Vater mit sechs Rossen auch nicht eins. In Apulien sagt man: Eine Krähe kann neun junge Krähen, aber neun junge Krähen können nicht eine alte Krähe füttern. (Ausland, 1870, S. 425, 19.) Eine ähnliche Erfahrung hat man in Indien gemacht. Benares ist der Hauptwallfahrtsort der Hindus, und den Söhnen liegt die Verpflichtung ob, ihre Aeltern dahin zu geleiten. Daher sagt man dort sprichwörtlich: Einer Mutter von vielen Kindern wird nicht der Segen des Ganges zutheil, weil immer ein Sohn die mit grossen Kosten verbundene Verpflichtung auf einen Bruder schiebt und so die Reise zuletzt ganz unterbleibt. (Reinsberg VI, 106.)

76 Eine Mutter kann man verlieren, aber nicht wiederfinden.

Span.: No hay tal madre come la que pare. (Bohn I, 236.)

77 Eine Mutter kann viel Kinder ernähren, aber viel Kinder nicht Eine Mutter. - Frischbier2, 2688.

78 Eine Mutter liebt sehr, aber Gott liebt noch viel mehr.

Engl.: Not God above gets man's love. (Gaal, 115.)

79 Eine Mutter trägt keinen Bastard.

80 Eine Mutter, wie arm, gibt doch einem Kinde warm. (Rothenburg.) - Birlinger, 298.

81 Einer Mutter Gebet kein Heiliger widersteht.

Böhm.: Matcina modlitba s morskeho dna vynima. (Celakovsky, 399.)

82 Einer Mutter ist das kränckst Kind am liebsten. - Lehmann, 740, 26.

83 En ful Motter macht fleissige Döeter. (Bedburg.)

[Spaltenumbruch] 84 Es gilt nicht gleich, wes Mutter die war. - Lehmann, II, 127, 126.

85 Es ist kein so böss mutter, sie züh gern ein fromm kind. - Franck, II, 56a; Egenolff, 56b; Guttenstein, 28, 17; Gruter, I, 34; Petri, II, 269; Henisch, 1253, 27; Eiselein, 480; Simrock, 7225; Körte, 4376; Braun, I, 2842.

Bei Tunnicius (1012): It is neine so bose moder, se en hedde gerne ein gaut kint. (Omnis amat genitrix, proprios bene vivere natos.)

Holl.: Geene moeder zoo kwaad, of zij heeft nog gaarne eene goede dochter. (Harrebomee, II, 91a.) - Ten was nie so quaden moeder, si en had gaarne een goede dochter. (Tunn., 24, 11.)

Lat.: Pessima filiolam genitrix deposcit honestam. (Binder I, 1358; II, 2563; Buchler, 210.) - Quod bona sit nata sua vult mater violata. (Fallersleben, 718.) - Terra saluti feras herbas eademque nocentes nutrit et urticae proxima saepe rosa est. (Ovid.) (Philippi, I, 218.)

86 Es sind nicht alle Einer Mutter Kinder.

87 Es war nie eine so böse Mutter, sie hette gern ein fromme Tochter. - Lehmann, II, 145, 207.

Lat.: Quod bona fit nata, sua vult mater violata. (Sutor, 593.)

88 Et is keine Mutter so arm, se decket doch no warm. (Westf.)

89 Et is nig all eins, wess Modder dat was. - Körte, 4370.

90 Faule Mutter macht die Tochter zur Buhlin.

91 Fleissige Mutter hat faule Töchter.

Schwed.: En snäl moor föder ofta en laat dotter. (Grubb. 191.)

92 Fleidige Müdder gift faule Döchter. (Bremen.) - Köster, 252.

93 Für meine Mutter auch 'n Klex, sagte der Junge.

Er meinte einen Klex Reisbrei, den die armen Kinder in Niedersachsen bei Begräbnissen aufs Brot bekommen.

94 Für seine kranke Mutter bitten.

Wer für andere etwas begehrt und es für sich behalten will.

95 Geile Mütter, feile Töchter.

Holl.: Van geile moeders veile dochters. (Harrebomee, II, 92a.)

96 Gelinde Mütter ziehen böse Kinder. - Petri, II, 317.

97 Hat die Mutter guten Flachs, so kriegt die Tochter auch einen Zopf davon.

98 Hätte die Mutter nicht hinter dem Ofen gesteckt, sie würde die Tochter nicht dort suchen.

Engl.: If the mother had never been in the oven, she would not have looked for her daughter there. (Bohn II, 47.)

99 Hett de Moder en Knocken Flass, se gift de Dochter en Rissen af. - Eichwald, 1316.

In Westfalen: Hewt de Möme gued Flass, de Dochter kriegt der en Risten aw.

100 Hoald moal hyr, kennstu din Mäur nit? sach de Biur, as hä ächter dem Buske sat un dräit, un 'n Hasen 'riut sprank. (Hemer in der Grafschaft Mark.) - Frommann, III, 260, 22.

Halte, warte einmal hier, rief der Bauer dem Hasen zu, dessen Mutter er sich nennt, weil er meint, derselbe sei ein Product seiner Ausleerungsfunction. Dräit von Drieten = cacare.

101 Hör Mor, wat slubbert (schlürft) uns' Klas in't Latin, sä de Var; do satt de Jung achter de Döre un att Karmelksbre (Buttermilchsbrei). - Kern, 177.

Spott auf die Aeltern, die sich einen Narren an ihren studirenden Söhnen gefressen haben und wunder glauben, welchen Eifer sie zeigen, um in einer Wissenschaft fortzuschreiten. Es ist freilich eine starke Täuschung, wenn der Vater glaubt, sein Klaus treibe Latein, während er Buttermilchbrei isst. Aber Hunderte von Söhnen treiben noch ganz andere Dinge auf der Universität, als Buttermilch zu suppen, während die Väter daheim meinen, sie studiren.

102 In der (braven) Mutter Fussstapfen reift die Tochter lieblich.

103 In der Mutter Leib kann niemand zurückkehren.

Frz.: C'est le ventre de ma mere, on n'y retourne plus. (Leroux, II, 194.)

104 Ist die Mutter eine Hur, so ist die Tochter nicht fromm. - Henisch, 1256, 36; Petri, II, 408.

[Spaltenumbruch] 64 Eine arme Mutter kann eher sieben Kinder ernähren, als sieben Kinder eine Mutter.

Diese Ansicht ist weit verbreitet; nur ist man über die Zahl der Kinder uneins und wechselt häufig zwischen Vater und Mutter. In der Eifel ist es die Mutter, welche, wie in Litauen, neun Kinder ernährt; im übrigen Deutschland, in Dänemark und Polen der Vater, der für zehn Kinder sorgt; und auf der Insel Sardinien kann eine Mutter sogar hundert Söhne ernähren, und hundert Söhne nicht sie. (Reinsberg I, 189.)

65 Eine barmherzige Mutter zieht kratzige (rotzige) Kinder.Mayer, I, 104; Gaal, 1176.

Engl.: A child may have too much of his mothers blessing.

Frz.: Qui bien aime, bien châtie.

It.: La madre pietosa fa la figliuola tignosa. (Gaal, 1176.)

Lat.: Blanda facit segnes matrum indulgentia natos. (Gaal, 1176.)

66 Eine blinde Mutter sieht ihr eigenes Antlitz in dem des Sohnes. (Hind.)

67 Ein böse muter kan nicht wol ihr kind zu ehren ziehen als sie sol.

Lat.: Filia moechatur, quae moecha matre creatur. (Loci comm., 212.)

68 Eine faule Mutter, eine faule tochter.Henisch, 1020, 55; Petri, II, 183.

69 Eine fromme (gute, brave) Mutter zieht oft eine böse Tochter.

Schwed.: From moder föder ofta en elak dotter. (Grubb, 220.)

70 Eine gute Mutter hört das Walzerspiel nicht, wenn ihr Kind schreit.

71 Eine gute Mutter und ein gut Ende lobt jedermann.

Holl.: Beide is goet, god ende sijn moeder. (Tunn., 4b, 3.)

Lat.: Ambo boni deus et sua mater quos homo laudet. (Fallersleben, III.)

72 Eine Mutter, die das Kind nicht geboren, ist nur eine halbe Mutter.

Die Spanier: Es gibt keine solche Mutter, wie die, welche das Kind geboren hat.

Böhm.: Co matka to matka, co macecha to macecha. (Čelakovský, 400.)

Poln.: Mamka za matkę niestoji. (Čelakovský, 400.)

73 Eine Mutter, die jhrem Kind den Brunn der nahrung verstopfft vnd entwend, die soll man zu den wilden Thieren weisen, dass sie von jhnen das natürliche Recht lerne.Lehmann, 168, 9.

Dagegen sagt ein lombardisches Sprichwort: Eine Mutter, die selbst tränkt, man weiss nicht, ist sie gescheit oder beschränkt. (Reinsberg I, 175.)

74 Eine Mutter ist wie ein Mehlsack: so lange man daran klopft, so staubt er auch. (Oderbruch.) – Engelien, 223, 164.

75 Eine Mutter kann eher neun Kinder, als neun Kinder eine Mutter ernähren. (Eifel.) – Schmitz, 180, 34.

In Litauen heisst es: Eine Mutter kann neun Kinder mit der Nadel ernähren, und der Vater mit sechs Rossen auch nicht eins. In Apulien sagt man: Eine Krähe kann neun junge Krähen, aber neun junge Krähen können nicht eine alte Krähe füttern. (Ausland, 1870, S. 425, 19.) Eine ähnliche Erfahrung hat man in Indien gemacht. Benares ist der Hauptwallfahrtsort der Hindus, und den Söhnen liegt die Verpflichtung ob, ihre Aeltern dahin zu geleiten. Daher sagt man dort sprichwörtlich: Einer Mutter von vielen Kindern wird nicht der Segen des Ganges zutheil, weil immer ein Sohn die mit grossen Kosten verbundene Verpflichtung auf einen Bruder schiebt und so die Reise zuletzt ganz unterbleibt. (Reinsberg VI, 106.)

76 Eine Mutter kann man verlieren, aber nicht wiederfinden.

Span.: No hay tal madre come la que pare. (Bohn I, 236.)

77 Eine Mutter kann viel Kinder ernähren, aber viel Kinder nicht Eine Mutter.Frischbier2, 2688.

78 Eine Mutter liebt sehr, aber Gott liebt noch viel mehr.

Engl.: Not God above gets man's love. (Gaal, 115.)

79 Eine Mutter trägt keinen Bastard.

80 Eine Mutter, wie arm, gibt doch einem Kinde warm. (Rothenburg.) – Birlinger, 298.

81 Einer Mutter Gebet kein Heiliger widersteht.

Böhm.: Matčina modlitba s mořského dna vynímá. (Čelakovský, 399.)

82 Einer Mutter ist das kränckst Kind am liebsten.Lehmann, 740, 26.

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[Spaltenumbruch] 84 Es gilt nicht gleich, wes Mutter die war.Lehmann, II, 127, 126.

85 Es ist kein so böss mutter, sie züh gern ein fromm kind.Franck, II, 56a; Egenolff, 56b; Guttenstein, 28, 17; Gruter, I, 34; Petri, II, 269; Henisch, 1253, 27; Eiselein, 480; Simrock, 7225; Körte, 4376; Braun, I, 2842.

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87 Es war nie eine so böse Mutter, sie hette gern ein fromme Tochter.Lehmann, II, 145, 207.

Lat.: Quod bona fit nata, sua vult mater violata. (Sutor, 593.)

88 Et is keine Mutter so ârm, se decket doch no wârm. (Westf.)

89 Et is nig all eins, wess Modder dat was.Körte, 4370.

90 Faule Mutter macht die Tochter zur Buhlin.

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93 Für meine Mutter auch 'n Klex, sagte der Junge.

Er meinte einen Klex Reisbrei, den die armen Kinder in Niedersachsen bei Begräbnissen aufs Brot bekommen.

94 Für seine kranke Mutter bitten.

Wer für andere etwas begehrt und es für sich behalten will.

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97 Hat die Mutter guten Flachs, so kriegt die Tochter auch einen Zopf davon.

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Engl.: If the mother had never been in the oven, she would not have looked for her daughter there. (Bohn II, 47.)

99 Hett de Moder ên Knocken Flass, se gift de Dochter ên Rissen af.Eichwald, 1316.

In Westfalen: Hewt de Möme gued Flass, de Dochter kriegt der en Risten aw.

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102 In der (braven) Mutter Fussstapfen reift die Tochter lieblich.

103 In der Mutter Leib kann niemand zurückkehren.

Frz.: C'est le ventre de ma mère, on n'y retourne plus. (Leroux, II, 194.)

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[[404]/0418] 64 Eine arme Mutter kann eher sieben Kinder ernähren, als sieben Kinder eine Mutter. Diese Ansicht ist weit verbreitet; nur ist man über die Zahl der Kinder uneins und wechselt häufig zwischen Vater und Mutter. In der Eifel ist es die Mutter, welche, wie in Litauen, neun Kinder ernährt; im übrigen Deutschland, in Dänemark und Polen der Vater, der für zehn Kinder sorgt; und auf der Insel Sardinien kann eine Mutter sogar hundert Söhne ernähren, und hundert Söhne nicht sie. (Reinsberg I, 189.) 65 Eine barmherzige Mutter zieht kratzige (rotzige) Kinder. – Mayer, I, 104; Gaal, 1176. Engl.: A child may have too much of his mothers blessing. Frz.: Qui bien aime, bien châtie. It.: La madre pietosa fa la figliuola tignosa. (Gaal, 1176.) Lat.: Blanda facit segnes matrum indulgentia natos. (Gaal, 1176.) 66 Eine blinde Mutter sieht ihr eigenes Antlitz in dem des Sohnes. (Hind.) 67 Ein böse muter kan nicht wol ihr kind zu ehren ziehen als sie sol. Lat.: Filia moechatur, quae moecha matre creatur. (Loci comm., 212.) 68 Eine faule Mutter, eine faule tochter. – Henisch, 1020, 55; Petri, II, 183. 69 Eine fromme (gute, brave) Mutter zieht oft eine böse Tochter. Schwed.: From moder föder ofta en elak dotter. (Grubb, 220.) 70 Eine gute Mutter hört das Walzerspiel nicht, wenn ihr Kind schreit. 71 Eine gute Mutter und ein gut Ende lobt jedermann. Holl.: Beide is goet, god ende sijn moeder. (Tunn., 4b, 3.) Lat.: Ambo boni deus et sua mater quos homo laudet. (Fallersleben, III.) 72 Eine Mutter, die das Kind nicht geboren, ist nur eine halbe Mutter. Die Spanier: Es gibt keine solche Mutter, wie die, welche das Kind geboren hat. Böhm.: Co matka to matka, co macecha to macecha. (Čelakovský, 400.) Poln.: Mamka za matkę niestoji. (Čelakovský, 400.) 73 Eine Mutter, die jhrem Kind den Brunn der nahrung verstopfft vnd entwend, die soll man zu den wilden Thieren weisen, dass sie von jhnen das natürliche Recht lerne. – Lehmann, 168, 9. Dagegen sagt ein lombardisches Sprichwort: Eine Mutter, die selbst tränkt, man weiss nicht, ist sie gescheit oder beschränkt. (Reinsberg I, 175.) 74 Eine Mutter ist wie ein Mehlsack: so lange man daran klopft, so staubt er auch. (Oderbruch.) – Engelien, 223, 164. 75 Eine Mutter kann eher neun Kinder, als neun Kinder eine Mutter ernähren. (Eifel.) – Schmitz, 180, 34. In Litauen heisst es: Eine Mutter kann neun Kinder mit der Nadel ernähren, und der Vater mit sechs Rossen auch nicht eins. In Apulien sagt man: Eine Krähe kann neun junge Krähen, aber neun junge Krähen können nicht eine alte Krähe füttern. (Ausland, 1870, S. 425, 19.) Eine ähnliche Erfahrung hat man in Indien gemacht. Benares ist der Hauptwallfahrtsort der Hindus, und den Söhnen liegt die Verpflichtung ob, ihre Aeltern dahin zu geleiten. Daher sagt man dort sprichwörtlich: Einer Mutter von vielen Kindern wird nicht der Segen des Ganges zutheil, weil immer ein Sohn die mit grossen Kosten verbundene Verpflichtung auf einen Bruder schiebt und so die Reise zuletzt ganz unterbleibt. (Reinsberg VI, 106.) 76 Eine Mutter kann man verlieren, aber nicht wiederfinden. Span.: No hay tal madre come la que pare. (Bohn I, 236.) 77 Eine Mutter kann viel Kinder ernähren, aber viel Kinder nicht Eine Mutter. – Frischbier2, 2688. 78 Eine Mutter liebt sehr, aber Gott liebt noch viel mehr. Engl.: Not God above gets man's love. (Gaal, 115.) 79 Eine Mutter trägt keinen Bastard. 80 Eine Mutter, wie arm, gibt doch einem Kinde warm. (Rothenburg.) – Birlinger, 298. 81 Einer Mutter Gebet kein Heiliger widersteht. Böhm.: Matčina modlitba s mořského dna vynímá. (Čelakovský, 399.) 82 Einer Mutter ist das kränckst Kind am liebsten. – Lehmann, 740, 26. 83 En ful Motter macht flîssige Döeter. (Bedburg.) 84 Es gilt nicht gleich, wes Mutter die war. – Lehmann, II, 127, 126. 85 Es ist kein so böss mutter, sie züh gern ein fromm kind. – Franck, II, 56a; Egenolff, 56b; Guttenstein, 28, 17; Gruter, I, 34; Petri, II, 269; Henisch, 1253, 27; Eiselein, 480; Simrock, 7225; Körte, 4376; Braun, I, 2842. Bei Tunnicius (1012): It is neine so bose moder, se en hedde gêrne ein gût kint. (Omnis amat genitrix, proprios bene vivere natos.) Holl.: Geene moeder zoo kwaad, of zij heeft nog gaarne eene goede dochter. (Harrebomée, II, 91a.) – Ten was nie so quaden moeder, si en had gaarne een goede dochter. (Tunn., 24, 11.) Lat.: Pessima filiolam genitrix deposcit honestam. (Binder I, 1358; II, 2563; Buchler, 210.) – Quod bona sit nata sua vult mater violata. (Fallersleben, 718.) – Terra saluti feras herbas eademque nocentes nutrit et urticae proxima saepe rosa est. (Ovid.) (Philippi, I, 218.) 86 Es sind nicht alle Einer Mutter Kinder. 87 Es war nie eine so böse Mutter, sie hette gern ein fromme Tochter. – Lehmann, II, 145, 207. Lat.: Quod bona fit nata, sua vult mater violata. (Sutor, 593.) 88 Et is keine Mutter so ârm, se decket doch no wârm. (Westf.) 89 Et is nig all eins, wess Modder dat was. – Körte, 4370. 90 Faule Mutter macht die Tochter zur Buhlin. 91 Fleissige Mutter hat faule Töchter. Schwed.: En snäl moor föder ofta en laat dotter. (Grubb. 191.) 92 Flîdige Müdder gift fûle Döchter. (Bremen.) – Köster, 252. 93 Für meine Mutter auch 'n Klex, sagte der Junge. Er meinte einen Klex Reisbrei, den die armen Kinder in Niedersachsen bei Begräbnissen aufs Brot bekommen. 94 Für seine kranke Mutter bitten. Wer für andere etwas begehrt und es für sich behalten will. 95 Geile Mütter, feile Töchter. Holl.: Van geile moeders veile dochters. (Harrebomée, II, 92a.) 96 Gelinde Mütter ziehen böse Kinder. – Petri, II, 317. 97 Hat die Mutter guten Flachs, so kriegt die Tochter auch einen Zopf davon. 98 Hätte die Mutter nicht hinter dem Ofen gesteckt, sie würde die Tochter nicht dort suchen. Engl.: If the mother had never been in the oven, she would not have looked for her daughter there. (Bohn II, 47.) 99 Hett de Moder ên Knocken Flass, se gift de Dochter ên Rissen af. – Eichwald, 1316. In Westfalen: Hewt de Möme gued Flass, de Dochter kriegt der en Risten aw. 100 Hoald moal hyr, kennstu din Mäur nit? sach de Biur, as hä ächter dem Buske sât un dräit, un 'n Hâsen 'riut sprank. (Hemer in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 260, 22. Halte, warte einmal hier, rief der Bauer dem Hasen zu, dessen Mutter er sich nennt, weil er meint, derselbe sei ein Product seiner Ausleerungsfunction. Dräit von Drieten = cacare. 101 Hör Môr, wat slubbert (schlürft) uns' Klâs in't Latin, sä de Vâr; do satt de Jung achter de Döre un att Karmelksbrê (Buttermilchsbrei). – Kern, 177. Spott auf die Aeltern, die sich einen Narren an ihren studirenden Söhnen gefressen haben und wunder glauben, welchen Eifer sie zeigen, um in einer Wissenschaft fortzuschreiten. Es ist freilich eine starke Täuschung, wenn der Vater glaubt, sein Klaus treibe Latein, während er Buttermilchbrei isst. Aber Hunderte von Söhnen treiben noch ganz andere Dinge auf der Universität, als Buttermilch zu suppen, während die Väter daheim meinen, sie studiren. 102 In der (braven) Mutter Fussstapfen reift die Tochter lieblich. 103 In der Mutter Leib kann niemand zurückkehren. Frz.: C'est le ventre de ma mère, on n'y retourne plus. (Leroux, II, 194.) 104 Ist die Mutter eine Hur, so ist die Tochter nicht fromm. – Henisch, 1256, 36; Petri, II, 408.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [404]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/418>, abgerufen am 25.11.2024.