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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch]

177 Was der Mund redt, dass muss gemeiniglich der Halss bezahlen. - Lehmann, 648, 95.

Dän.: Munden taler ofte det halsen maae betale (gielde). (Bohn I, 390; Prof. dan., 420.)

Schwed.: Munnen talar ofta, det halsen far betala. (Wensell, 55; Grubb, 534.)

178 Was der Mund verbrochen, wird am Arsch gerochen.

Holl.: De mond doet, waar voor de aars slagen krijgt. (Harrebomee, II, 97a.)

179 Was der Mund zu viel ausgibt, bekommt der Rücken wieder.

Die Finnen: Wer einen breiten Mund hat, muss auch einen breiten Rücken haben. (Bertram, 59.)

180 Was einmal zum Munde heraus ist, kann man nicht wieder hineinschlucken.

Gesprochen ist gesprochen, es kann durch kein Mittel wieder ungesprochen gemacht werden.

Böhm.: Co nekdy z ust vrabcem vyleti, zase toho nevtahnes etyrmi konmi. (Celakovsky, 79.)

Poln.: Slowko wyleci wroblem, a wroci sie wolem. (Celakovsky, 79.)

181 Was im Munde ist, das ist auch im Herzen.

182 Was in den andern Mund kommt, das kommt weiter.

183 Was kommt in den dritten Mund, wird aller Welt kund. - Eiselein, 477; Simrock, 7167; Körte, 4338; Braun, I, 2806; Massen, 121.

184 Was man mit dem Munde gelobt, muss man mit der Hand beweisen. - Graf, 243, 116.

Die mit dem Munde abgeschlossenen Verträge erhielten erst durch Handschlag ihre Bekräftigung. (S. Hand 192-193.)

Mhd.: Wenne eyn eynen gelabit mit dem munde, daz sal er bewisen mit der hant. (Daniels, 276, 34.)

185 Was merkt mein Mund davon, wenn dem Nachbar ein Zahn ausgerissen wird.

Die Russen: Der eigene Mund schmerzt nicht, wenn der fremde Zahn ausgezogen wird. (Altmann VI, 412.)

186 Was nicht durch den Mund hineingeht, verschlingen die Augen.

187 Was schmeckt dem Mund, ist nicht stets dem Beutel gesund.

Dän.: Det som smager vel for munden er ikke altid sundt for pungen. (Prov. dan., 420.)

188 Was zum Munde eingeht, verunreinigt den Menschen nicht (oder: sündigt nicht). - Matth. 15, 11; Schulze, 216.

Böhm.: Ne to hrich, co jde do ust, ale co z ust vychazi. (Celakovsky, 20.)

189 Wat de Mund mag, mutt1 de Mag verdauen.

1) Oder möt = muss.

190 Wat de Mund verschuldt, moet de Ners föhlen. (Ostfries.) - Bueren, 1262; Hauskalender, IV.

191 Wem es in den Mund regnen soll, der muss ihn aufmachen.

192 Wem stinkt der Mund, der ist nicht gesund.

"Ihr Leib war recht Safftig, weich vnd lind, wie die Nördlingische Bett; der Athem war recht Balsam, oder Specereykrefftig, wie Alexandri Magni Schweiss nach Bisam roch, denn er wusst das recht, cui os olet morbosa est, welcher stinckt der Mund, die ist im Leib nicht gesund." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 130.)

Lat.: Cui os olet, morbosa est.

193 Wenn auch der Mund von Trennung spricht, die Herzen scheiden nicht.

Die Finnen: Der Mund spricht vom Scheiden, die Herzen nähern sich. (Bertram, 67.)

194 Wenn der Mund (seine Noth) klagt, wird das Herz leicht.

Dän.: Det letter hiertet naar munden kand klage sin nöd. (Prov. dan., 519.)

195 Wenn der Mund trocken ist, klagt auch der Hals über Dürre.

196 Wenn der Mund will essen, was ihme gelust, so muss der Bauch zahlen, was es ihm kost. - Hainhof, 15.

197 Wenn dir der Mund gestopft wird, so schweig! - Lohrengel, I, 759.

198 Wenn du den Mund stopfst, so wird sich das Auge nicht schämen. - Burckhardt, 95.

Gib den Grossen und Vornehmen Geschenke, so werden sie sich nicht schämen, mit Freundlichkeit auf dich zu sehen.

[Spaltenumbruch] 199 Wenn ein Mund gar tieff ist ins Nein kommen, so kan er schwerlich wieder vmbkehren ins Ja. - Petri, II, 653.

200 Wenn man der Mund wat büt, sau nümt se Wat. (Göttingen.) - Schambach, I, 236.

Wenn man dem Munde etwas bietet, so nimmt er was. Wer zu gut isst, muss sich die daraus entspringenden Folgen gefallen lassen.

201 Wenn man einem den Mund voll gibt, so kann er nicht blasen.

Wirkung der Geschenke.

202 Wenn sich der Mund thut laben, muss (will) die Nase auch was haben.

Sagt der Schnupfer, wenn er zwischen oder nach dem Essen eine Prise nimmt.

203 Wer andern den Mund stopfen will, soll erst selber schweigen (lernen).

Schwed.: Den som wil tysta munnen pa en annan, han tilstoppe sin sielf först. - Tijg sielf, sa tijge andra med. (Törning, 17.)

204 Wer andern mit dem Munde vergiftet das Blut, dem wär' ein Mühlstein als Halsband gut.

Dän.: Den som vil draebe andre med sin mund, var bedre at have en tilsnöret hals. (Prov. dan., 117.)

205 Wer bewaret seinen Mund, der behelt seine Seel gesund. - Petri, II, 686.

206 Wer den Mund geschlossen hält, entgeht viel Aerger in der Welt.

Port.: Boca fechada, tira-me de baralha. (Bohn I, 269.)

207 Wer den Mund hält, dem fliegt keine Mücke hinein.

208 Wer den Mund nicht aufmacht, dem regnet es nicht hinein.

Holl.: Die zijnen mond gesloten houdt kan geene slokjes krijgen, als daar wat te lepperen komt. (Harrebomee, II, 97a.)

209 Wer den Mund nicht aufthut, muss den Beutel aufthun. - Gaal, 1166.

Frz.: Qui n'ouvre pas la bouche, doit ouvrir la bourse. (Gaal, 1166.)

210 Wer einen bittern Mund hat, kann nicht süss speien (reden). (Schweiz.)

In der italienischen Schweiz: Chi ha amar in bocca, pomiga spüda dule. (Schweiz, I, 234, 8.)

211 Wer einen Mund hat, der will essen.

Und auch sprechen, wie man in Apulien hinzufügt. (Ausland, 1870, S. 425, 4.)

212 Wer einen Mund hat, soll sich seine Suppe nicht vom Nachbar blasen lassen.

Span.: Quien tiene boca no diga a otro sopla. (Bohn I, 253.)

213 Wer einen Mund hat, wozu soll ein anderer ihm den Brei blasen.

214 Wer einmal in den Mund der Leute kommt, der kommt selten heraus.

215 Wer jedem den mund füllen will, der muss dess meeles haben vil.

Lat.: Cunctorum multis eget implens ora farinis. (Loci comm., 62.)

216 Wer mit dem Munde betet den Rosenkranz und mit den Gedanken ist zu Schenkenschanz, dess Gebet ist nur Affentanz. - Parömiakon, 4053.

217 Wer mit dem Munde schmandt1, muss mit der Nase buttern. - Simrock, 7157.

1) Schmand, in einigen Gegenden Deutschlands Ausdruck für Rahm, Sahne, verzehrt.

218 Wer mit fremdem Munde isst, stirbt nicht an Fett. - Körte2, 5450.

219 Wer mit seinem Munde todtschlägt, dem soll man den Hals zuschnüren.

Dän.: Den som vil draebe andre med sin mund, var bedre at have en tilsnöret hals. (Prov. dan., 117.)

220 Wer seinen Mund bewahrt, bewahrt sein Leben. - Gaal, 1162; Petri, II, 753; Lehmann, 713, 35.

"Wer seinen mund zur zeit kan sparn, der thut damit sein seel bewarn." (Waldis, II, 11, 73.)

Mhd.: Swer seines mundes hat gewalt, der weil mit eren werden alt. (Freidank.) (Zingerle, 104.)

Frz.: Qui garde bouche, se garde son ame. (Cahier, 247.)

221 Wer seines mundes nicht hat acht, der hört auch offt, das ihn verschmacht.

Lat.: Os qui non claudit, quod non vult saepius audit. (Loci comm., 75.)

[Spaltenumbruch]

177 Was der Mund redt, dass muss gemeiniglich der Halss bezahlen.Lehmann, 648, 95.

Dän.: Munden taler ofte det halsen maae betale (gielde). (Bohn I, 390; Prof. dan., 420.)

Schwed.: Munnen talar ofta, det halsen får betala. (Wensell, 55; Grubb, 534.)

178 Was der Mund verbrochen, wird am Arsch gerochen.

Holl.: De mond doet, waar voor de aars slagen krijgt. (Harrebomée, II, 97a.)

179 Was der Mund zu viel ausgibt, bekommt der Rücken wieder.

Die Finnen: Wer einen breiten Mund hat, muss auch einen breiten Rücken haben. (Bertram, 59.)

180 Was einmal zum Munde heraus ist, kann man nicht wieder hineinschlucken.

Gesprochen ist gesprochen, es kann durch kein Mittel wieder ungesprochen gemacht werden.

Böhm.: Co nĕkdy z úst vrabcem vyletí, zase toho nevtáhneš ĕtyřmi koňmi. (Čelakovsky, 79.)

Poln.: Słówko wyleci wroblem, a wróci się wolem. (Čelakovsky, 79.)

181 Was im Munde ist, das ist auch im Herzen.

182 Was in den andern Mund kommt, das kommt weiter.

183 Was kommt in den dritten Mund, wird aller Welt kund.Eiselein, 477; Simrock, 7167; Körte, 4338; Braun, I, 2806; Massen, 121.

184 Was man mit dem Munde gelobt, muss man mit der Hand beweisen.Graf, 243, 116.

Die mit dem Munde abgeschlossenen Verträge erhielten erst durch Handschlag ihre Bekräftigung. (S. Hand 192-193.)

Mhd.: Wenne eyn eynen gelabit mit dem munde, daz sal er bewisen mit der hant. (Daniels, 276, 34.)

185 Was merkt mein Mund davon, wenn dem Nachbar ein Zahn ausgerissen wird.

Die Russen: Der eigene Mund schmerzt nicht, wenn der fremde Zahn ausgezogen wird. (Altmann VI, 412.)

186 Was nicht durch den Mund hineingeht, verschlingen die Augen.

187 Was schmeckt dem Mund, ist nicht stets dem Beutel gesund.

Dän.: Det som smager vel for munden er ikke altid sundt for pungen. (Prov. dan., 420.)

188 Was zum Munde eingeht, verunreinigt den Menschen nicht (oder: sündigt nicht).Matth. 15, 11; Schulze, 216.

Böhm.: Ne to hřích, co jde do úst, ale co z úst vycházi. (Čelakovsky, 20.)

189 Wat de Mund mag, mutt1 de Mâg verdauen.

1) Oder möt = muss.

190 Wat de Mund verschuldt, moet de Nêrs föhlen. (Ostfries.) – Bueren, 1262; Hauskalender, IV.

191 Wem es in den Mund regnen soll, der muss ihn aufmachen.

192 Wem stinkt der Mund, der ist nicht gesund.

„Ihr Leib war recht Safftig, weich vnd lind, wie die Nördlingische Bett; der Athem war recht Balsam, oder Specereykrefftig, wie Alexandri Magni Schweiss nach Bisam roch, denn er wusst das recht, cui os olet morbosa est, welcher stinckt der Mund, die ist im Leib nicht gesund.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 130.)

Lat.: Cui os olet, morbosa est.

193 Wenn auch der Mund von Trennung spricht, die Herzen scheiden nicht.

Die Finnen: Der Mund spricht vom Scheiden, die Herzen nähern sich. (Bertram, 67.)

194 Wenn der Mund (seine Noth) klagt, wird das Herz leicht.

Dän.: Det letter hiertet naar munden kand klage sin nød. (Prov. dan., 519.)

195 Wenn der Mund trocken ist, klagt auch der Hals über Dürre.

196 Wenn der Mund will essen, was ihme gelust, so muss der Bauch zahlen, was es ihm kost.Hainhof, 15.

197 Wenn dir der Mund gestopft wird, so schweig!Lohrengel, I, 759.

198 Wenn du den Mund stopfst, so wird sich das Auge nicht schämen.Burckhardt, 95.

Gib den Grossen und Vornehmen Geschenke, so werden sie sich nicht schämen, mit Freundlichkeit auf dich zu sehen.

[Spaltenumbruch] 199 Wenn ein Mund gar tieff ist ins Nein kommen, so kan er schwerlich wieder vmbkehren ins Ja.Petri, II, 653.

200 Wenn man der Mund wat büt, sau nümt se Wat. (Göttingen.) – Schambach, I, 236.

Wenn man dem Munde etwas bietet, so nimmt er was. Wer zu gut isst, muss sich die daraus entspringenden Folgen gefallen lassen.

201 Wenn man einem den Mund voll gibt, so kann er nicht blasen.

Wirkung der Geschenke.

202 Wenn sich der Mund thut laben, muss (will) die Nase auch was haben.

Sagt der Schnupfer, wenn er zwischen oder nach dem Essen eine Prise nimmt.

203 Wer andern den Mund stopfen will, soll erst selber schweigen (lernen).

Schwed.: Den som wil tysta munnen på en annan, han tilstoppe sin sielf först. – Tijg sielf, så tijge andra med. (Törning, 17.)

204 Wer andern mit dem Munde vergiftet das Blut, dem wär' ein Mühlstein als Halsband gut.

Dän.: Den som vil dræbe andre med sin mund, var bedre at have en tilsnøret hals. (Prov. dan., 117.)

205 Wer bewaret seinen Mund, der behelt seine Seel gesund.Petri, II, 686.

206 Wer den Mund geschlossen hält, entgeht viel Aerger in der Welt.

Port.: Boca fechada, tira-me de baralha. (Bohn I, 269.)

207 Wer den Mund hält, dem fliegt keine Mücke hinein.

208 Wer den Mund nicht aufmacht, dem regnet es nicht hinein.

Holl.: Die zijnen mond gesloten houdt kan geene slokjes krijgen, als daar wat te lepperen komt. (Harrebomée, II, 97a.)

209 Wer den Mund nicht aufthut, muss den Beutel aufthun.Gaal, 1166.

Frz.: Qui n'ouvre pas la bouche, doit ouvrir la bourse. (Gaal, 1166.)

210 Wer einen bittern Mund hat, kann nicht süss speien (reden). (Schweiz.)

In der italienischen Schweiz: Chi ha amar in bocca, pomiga spüda dule. (Schweiz, I, 234, 8.)

211 Wer einen Mund hat, der will essen.

Und auch sprechen, wie man in Apulien hinzufügt. (Ausland, 1870, S. 425, 4.)

212 Wer einen Mund hat, soll sich seine Suppe nicht vom Nachbar blasen lassen.

Span.: Quien tiene boca no diga á otro sopla. (Bohn I, 253.)

213 Wer einen Mund hat, wozu soll ein anderer ihm den Brei blasen.

214 Wer einmal in den Mund der Leute kommt, der kommt selten heraus.

215 Wer jedem den mund füllen will, der muss dess meeles haben vil.

Lat.: Cunctorum multis eget implens ora farinis. (Loci comm., 62.)

216 Wer mit dem Munde betet den Rosenkranz und mit den Gedanken ist zu Schenkenschanz, dess Gebet ist nur Affentanz.Parömiakon, 4053.

217 Wer mit dem Munde schmandt1, muss mit der Nase buttern.Simrock, 7157.

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218 Wer mit fremdem Munde isst, stirbt nicht an Fett.Körte2, 5450.

219 Wer mit seinem Munde todtschlägt, dem soll man den Hals zuschnüren.

Dän.: Den som vil dræbe andre med sin mund, var bedre at have en tilsnøret hals. (Prov. dan., 117.)

220 Wer seinen Mund bewahrt, bewahrt sein Leben.Gaal, 1162; Petri, II, 753; Lehmann, 713, 35.

„Wer seinen mund zur zeit kan sparn, der thut damit sein seel bewarn.“ (Waldis, II, 11, 73.)

Mhd.: Swer sînes mundes hat gewalt, der wîl mit eren werden alt. (Freidank.) (Zingerle, 104.)

Frz.: Qui garde bouche, se garde son âme. (Cahier, 247.)

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[[387]/0401] 177 Was der Mund redt, dass muss gemeiniglich der Halss bezahlen. – Lehmann, 648, 95. Dän.: Munden taler ofte det halsen maae betale (gielde). (Bohn I, 390; Prof. dan., 420.) Schwed.: Munnen talar ofta, det halsen får betala. (Wensell, 55; Grubb, 534.) 178 Was der Mund verbrochen, wird am Arsch gerochen. Holl.: De mond doet, waar voor de aars slagen krijgt. (Harrebomée, II, 97a.) 179 Was der Mund zu viel ausgibt, bekommt der Rücken wieder. Die Finnen: Wer einen breiten Mund hat, muss auch einen breiten Rücken haben. (Bertram, 59.) 180 Was einmal zum Munde heraus ist, kann man nicht wieder hineinschlucken. Gesprochen ist gesprochen, es kann durch kein Mittel wieder ungesprochen gemacht werden. Böhm.: Co nĕkdy z úst vrabcem vyletí, zase toho nevtáhneš ĕtyřmi koňmi. (Čelakovsky, 79.) Poln.: Słówko wyleci wroblem, a wróci się wolem. (Čelakovsky, 79.) 181 Was im Munde ist, das ist auch im Herzen. 182 Was in den andern Mund kommt, das kommt weiter. 183 Was kommt in den dritten Mund, wird aller Welt kund. – Eiselein, 477; Simrock, 7167; Körte, 4338; Braun, I, 2806; Massen, 121. 184 Was man mit dem Munde gelobt, muss man mit der Hand beweisen. – Graf, 243, 116. Die mit dem Munde abgeschlossenen Verträge erhielten erst durch Handschlag ihre Bekräftigung. (S. Hand 192-193.) Mhd.: Wenne eyn eynen gelabit mit dem munde, daz sal er bewisen mit der hant. (Daniels, 276, 34.) 185 Was merkt mein Mund davon, wenn dem Nachbar ein Zahn ausgerissen wird. Die Russen: Der eigene Mund schmerzt nicht, wenn der fremde Zahn ausgezogen wird. (Altmann VI, 412.) 186 Was nicht durch den Mund hineingeht, verschlingen die Augen. 187 Was schmeckt dem Mund, ist nicht stets dem Beutel gesund. Dän.: Det som smager vel for munden er ikke altid sundt for pungen. (Prov. dan., 420.) 188 Was zum Munde eingeht, verunreinigt den Menschen nicht (oder: sündigt nicht). – Matth. 15, 11; Schulze, 216. Böhm.: Ne to hřích, co jde do úst, ale co z úst vycházi. (Čelakovsky, 20.) 189 Wat de Mund mag, mutt1 de Mâg verdauen. 1) Oder möt = muss. 190 Wat de Mund verschuldt, moet de Nêrs föhlen. (Ostfries.) – Bueren, 1262; Hauskalender, IV. 191 Wem es in den Mund regnen soll, der muss ihn aufmachen. 192 Wem stinkt der Mund, der ist nicht gesund. „Ihr Leib war recht Safftig, weich vnd lind, wie die Nördlingische Bett; der Athem war recht Balsam, oder Specereykrefftig, wie Alexandri Magni Schweiss nach Bisam roch, denn er wusst das recht, cui os olet morbosa est, welcher stinckt der Mund, die ist im Leib nicht gesund.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 130.) Lat.: Cui os olet, morbosa est. 193 Wenn auch der Mund von Trennung spricht, die Herzen scheiden nicht. Die Finnen: Der Mund spricht vom Scheiden, die Herzen nähern sich. (Bertram, 67.) 194 Wenn der Mund (seine Noth) klagt, wird das Herz leicht. Dän.: Det letter hiertet naar munden kand klage sin nød. (Prov. dan., 519.) 195 Wenn der Mund trocken ist, klagt auch der Hals über Dürre. 196 Wenn der Mund will essen, was ihme gelust, so muss der Bauch zahlen, was es ihm kost. – Hainhof, 15. 197 Wenn dir der Mund gestopft wird, so schweig! – Lohrengel, I, 759. 198 Wenn du den Mund stopfst, so wird sich das Auge nicht schämen. – Burckhardt, 95. Gib den Grossen und Vornehmen Geschenke, so werden sie sich nicht schämen, mit Freundlichkeit auf dich zu sehen. 199 Wenn ein Mund gar tieff ist ins Nein kommen, so kan er schwerlich wieder vmbkehren ins Ja. – Petri, II, 653. 200 Wenn man der Mund wat büt, sau nümt se Wat. (Göttingen.) – Schambach, I, 236. Wenn man dem Munde etwas bietet, so nimmt er was. Wer zu gut isst, muss sich die daraus entspringenden Folgen gefallen lassen. 201 Wenn man einem den Mund voll gibt, so kann er nicht blasen. Wirkung der Geschenke. 202 Wenn sich der Mund thut laben, muss (will) die Nase auch was haben. Sagt der Schnupfer, wenn er zwischen oder nach dem Essen eine Prise nimmt. 203 Wer andern den Mund stopfen will, soll erst selber schweigen (lernen). Schwed.: Den som wil tysta munnen på en annan, han tilstoppe sin sielf först. – Tijg sielf, så tijge andra med. (Törning, 17.) 204 Wer andern mit dem Munde vergiftet das Blut, dem wär' ein Mühlstein als Halsband gut. Dän.: Den som vil dræbe andre med sin mund, var bedre at have en tilsnøret hals. (Prov. dan., 117.) 205 Wer bewaret seinen Mund, der behelt seine Seel gesund. – Petri, II, 686. 206 Wer den Mund geschlossen hält, entgeht viel Aerger in der Welt. Port.: Boca fechada, tira-me de baralha. (Bohn I, 269.) 207 Wer den Mund hält, dem fliegt keine Mücke hinein. 208 Wer den Mund nicht aufmacht, dem regnet es nicht hinein. Holl.: Die zijnen mond gesloten houdt kan geene slokjes krijgen, als daar wat te lepperen komt. (Harrebomée, II, 97a.) 209 Wer den Mund nicht aufthut, muss den Beutel aufthun. – Gaal, 1166. Frz.: Qui n'ouvre pas la bouche, doit ouvrir la bourse. (Gaal, 1166.) 210 Wer einen bittern Mund hat, kann nicht süss speien (reden). (Schweiz.) In der italienischen Schweiz: Chi ha amar in bocca, pomiga spüda dule. (Schweiz, I, 234, 8.) 211 Wer einen Mund hat, der will essen. Und auch sprechen, wie man in Apulien hinzufügt. (Ausland, 1870, S. 425, 4.) 212 Wer einen Mund hat, soll sich seine Suppe nicht vom Nachbar blasen lassen. Span.: Quien tiene boca no diga á otro sopla. (Bohn I, 253.) 213 Wer einen Mund hat, wozu soll ein anderer ihm den Brei blasen. 214 Wer einmal in den Mund der Leute kommt, der kommt selten heraus. 215 Wer jedem den mund füllen will, der muss dess meeles haben vil. Lat.: Cunctorum multis eget implens ora farinis. (Loci comm., 62.) 216 Wer mit dem Munde betet den Rosenkranz und mit den Gedanken ist zu Schenkenschanz, dess Gebet ist nur Affentanz. – Parömiakon, 4053. 217 Wer mit dem Munde schmandt1, muss mit der Nase buttern. – Simrock, 7157. 1) Schmand, in einigen Gegenden Deutschlands Ausdruck für Rahm, Sahne, verzehrt. 218 Wer mit fremdem Munde isst, stirbt nicht an Fett. – Körte2, 5450. 219 Wer mit seinem Munde todtschlägt, dem soll man den Hals zuschnüren. Dän.: Den som vil dræbe andre med sin mund, var bedre at have en tilsnøret hals. (Prov. dan., 117.) 220 Wer seinen Mund bewahrt, bewahrt sein Leben. – Gaal, 1162; Petri, II, 753; Lehmann, 713, 35. „Wer seinen mund zur zeit kan sparn, der thut damit sein seel bewarn.“ (Waldis, II, 11, 73.) Mhd.: Swer sînes mundes hat gewalt, der wîl mit eren werden alt. (Freidank.) (Zingerle, 104.) Frz.: Qui garde bouche, se garde son âme. (Cahier, 247.) 221 Wer seines mundes nicht hat acht, der hört auch offt, das ihn verschmacht. Lat.: Os qui non claudit, quod non vult saepius audit. (Loci comm., 75.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [387]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/401>, abgerufen am 25.11.2024.