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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Mistler.

Der Mistler1 schmeisst sich sein eigenes Verderben.

1) Auch Krammetsvogel, indem er sein eigenes Nest verunreinigt.


Miston.

1 Ein Miston hebt oft ein Duett, ein Fluch wird manchmal zum Gebet.

2 Ein Miston jagt die Musik davon.

3 Ein Miston verdirbt den ganzen Accord. - Sprichwörtergarten, 480.

Ein unpassendes Mitglied die ganze Gesellschaft, ein fremder Gedanke die heilige Stimmung der Seele.


Mistrauen.

1 Misstrawen kan nichts guts erbawen. - Lehmann, 518, 7.

Die Chinesen sagen: Die Erfahrung in der Welt führt zu Mistrauen, Mistrauen führt zu Argwohn, Argwohn zu List, List zu Bosheit und Bosheit zu allem. (Cahier, 2120.)

Lat.: Erroris mater fuit aequivocatio semper. (Gaal, 1580.)

2 Misstrawen sucht genaw vnd macht ein verworren spiel. - Lehmann, 518, 11.

3 Misstrawen, vnbarmhertzigkeit, Gottes vergiss vnd todte vergiss seindt vier Pferdte, die den geitzwagen führen durch die gantze Welt. - Henisch, 1702, 53; Petri, II, 414; Sailer, 383.

4 Misstrawen vnd Feindschafft sind nachbaren. - Lehmann, 519, 25.

Dän.: Mistro og fiendskab ere naboer. (Prov. dan., 416.)

5 Misstrawen vnd Neidhart geben böse Rete. - Petri, II, 474.

6 Misstrawen zertrennt Hertzen vnnd hendt. - Lehmann, 518, 8.

Die Russen: Mistrauen ist eine Axt an dem Baum der Liebe. (Altmann VI, 386.)

Dän.: Hvor mistanke gaaer ind, gaaer kjaerlighed ud. (Bohn I, 379.)

Schwed.: Misstroo giör oroo. - Wantroo gier ingen roo. (Grubb, 527 u. 843.)

7 Mistrauen bringt weiter als Vertrauen. - Simrock, 7032; Körte, 4260; Massen, 334; Braun, I, 2727.

Wer nicht zu viel traut, wird nicht betrogen.

8 Mistrauen gebiert Sicherheit.

9 Mistrauen ist der Liebe Tod. - Altmann VI, 511.

10 Mistrauen ist die Mutter der Sicherheit (oder: guter Absicht). - Winckler, VIII, 48.

"Denke man sich einen Mann, der einen einzigen Tag nach der Annahme handelte, dass alle seine Nachbarn das alles glaubten, was sie versicherten und nach dem allen handelten, was sie glaubten! . ...Ein solcher Charakter wäre ungereimt für die tollste Posse." (B. Macaulay's Kleine gesch. und biograph. Schriften, III, 380.)

Frz.: Defiance (la mefiance) est mere de saurete. (Leroux, II, 214; Gaal, 1557; Cahier, 1066.) - La defiance (engendre) est la mere de saurete. - La mefiance est la mere de la saurete. (Kritzinger, 209a u. 437b.)

11 Mistrauen macht fleissig schauen. - Körte, 4259; Simrock, 7032a.

12 Mistrauen untergräbt die Freundschaft.

Die Russen: Mistrauen erzeugt Hass. (Altmann VI, 502.)

Böhm.: Neduvera i verneho kazi. - Neduvera pratelstvi otrava. (Celakovsky, 232 u. 251.)

Frz.: De qui je me fie Dieu me garde. (Leroux, II, 213.) - Il est moins honteux d'etre trompe par ses amis, que de s'en defier. (Cahier, 84.)

Kroat.: Sumljivost priatelstva cemer. (Celakovsky, 232.)

Poln.: Niedowiarstwo wiernego zepsuje. (Celakovsky, 251.)


Mistritt.

Die tegliche misstritt gehen all in den Sack. - Lehmann, 506, 46.


Mistus.

1 Boa nitt es mistus, da es ok nit Kristus. - Moltke, Sprachwart (Leipzig 1867), S. 101.

2 Mistus, Mistus, und dann ein Donnerwetter, das gibt Frucht. - Wittgenstein.

Gut Düngen und ein mit warmem Regen begleitetes Gewitter macht fruchtbar und befördert das Wachsthum.

3 Wo kein Mistus is, da is auk kein Christus. (Büren.)

Soll ein Wortspiel sein mit "kriegst du's".

4 Wo Mistus1, da Christus. - Oec. rur., 148; Simrock, 7034a; für Ostpreussen: Boebel, 131; Frischbier, 501; Frischbier2, 2635.

1) Aussen, d. h. wo Mist auf dem Feld, da ist Segen. - Mit diesem Worte soll einst ein aufgeklärter Bauer [Spaltenumbruch] seinem Pfarrer für eine beabsichtigte feierliche Procession auf seine Aecker behufs einer grössern Fruchtbarkeit gedankt haben. Er wollte sagen: Gute Düngung thut's, nicht das Crucifix.

Holl.: De drek is geen sant, maar waar hij valt, daar doet hij mirakelen. (Harrebomee, I, 153.)

Span.: El estiercol no es santo, mas do cae hace milagro. (Bohn I, 217.)


Mistwagen.

1 Ein Mistwagen nützt dem Bauer mehr als eine Kutsche.

2 Wann de Mistwagen im Februar stiuwet (staubt), dann der Erntewagen im August sickert. (Sauerland.)

3 Wo de Messwagen hergeit, da ist Gottes Segen. (Schöningen bei Braunschweig.)

4 Wo de Meswagen nich henkummt, hört de Segen Gods up. - Goldschmidt, 53; für Mecklenburg: Raabe, 135; für Göttingen: Schambach, II, 594.

Ohne gute Düngung kann man keine reiche Ernte erwarten.

5 Wo der Mistwagen nicht hingeht, kommt der Erntewagen nicht her. (Sachsen.) - Boebel, 132; Graf, 78; Simrock, 7042; Körte, 6396.

*6 He führt jümmer mit 'n Messwagen. (Mecklenburg.) - Mussäus, 121, 19.

Er fährt immer mit dem Mistwagen, d. h. führt stets Zoten im Munde. (S. Gelb 10.)


Misverstand.

1 Misverstand hat Aberwand.

Ein juridisches Sprichwort, vermittels dessen nach geschehener Uebereinkunft oder nach dem richterlichen Spruche Aberwand, d. h. Ersatz, Vergütigung gefordert wird, wenn ein Misverständniss obwaltete.

2 Misverstand verwirrt das Land.

Frz.: Les malentendus font les trois quarts des querelles. (Cahier, 1016.)


Misverständniss.

Wer Misverständnisse säet, wird Reue ernten.

Frz.: Qui seme la mesintelligence recoltera le repentir. (Cahier, 2435.)


Miswachs.

Kein Miswachs ist so gross (übel), die Pfaffen haben doch Wein und die Elstern Nüsse. - Eiselein, 467; Simrock, 7033; Klosterspiegel, 35, 6.

Die uranfänglichen Liebesgaben für die Kirche, aus denen die spätern Pflichtzehnten der mannichfachsten Art erwuchsen, bildeten eine unerschöpfliche, von Miswachs wenig berührte Einnahmequelle der Klerisei. (Vgl. Graf, 125.)


Mit.

1 All god mit, sä(de) de Maid, do kreg se 'n Sneider. - Frommann, II, 388, 15.

2 Eine mit, hot das Mädle g'sait, mei Mutter slät mi doch. - Hoefer, 682.

3 Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich. - Matth. 12, 30; Zaupser, 464; Schulze, 209; Simrock, 7013; Graf, 530, 359; Braun, I, 2720.

Lat.: Qui non est mecum, contra me est.


Mitbacken.

Er backt mit und hat nicht mit angeteigt. - Frischbier, 46; Frischbier2, 223.


Mitbegehen.

Mitbegangen - mitgefangen; mitgestohlen - mitgehangen. - Pistor., I, 35.


Mitbezahlen.

Soll ich mitbezahlen, so will ich auch mitbestellen.

Einmal: ich will keine gemeinschaftliche Zeche, wenn die Bestellung nicht mit meiner Uebereinstimmung erfolgt. Und dann: Wenn ich Steuern zahlen soll, so muss ich auch über ihre Verwendung ein Recht haben.


Mitbringen.

1 Bringe mit, willst du mit mir leben. (Czech.)

Das Mädchen zum Bewerber.

2 Es bringt der eine so viel mit sich auf die Welt als der ander. - Henisch, 514, 61.

3 Wer etwas mitbringt, ist allzeit angenehm.

Lat.: Veniat hospes, quisquis profuturus est. (Philippi, II, 243; Seybold, 622.)

4 Wer nichts mitbringt, kann wieder seiner Wege gehen.

Dän.: Man tager ei reent vand i möddinge-pölen. (Prov. dan., 418.)

Lat.: Si nihil attuleris, ibis, Homere, foras. (Philippi, II, 188.)

[Spaltenumbruch]
Mistler.

Der Mistler1 schmeisst sich sein eigenes Verderben.

1) Auch Krammetsvogel, indem er sein eigenes Nest verunreinigt.


Miston.

1 Ein Miston hebt oft ein Duett, ein Fluch wird manchmal zum Gebet.

2 Ein Miston jagt die Musik davon.

3 Ein Miston verdirbt den ganzen Accord.Sprichwörtergarten, 480.

Ein unpassendes Mitglied die ganze Gesellschaft, ein fremder Gedanke die heilige Stimmung der Seele.


Mistrauen.

1 Misstrawen kan nichts guts erbawen.Lehmann, 518, 7.

Die Chinesen sagen: Die Erfahrung in der Welt führt zu Mistrauen, Mistrauen führt zu Argwohn, Argwohn zu List, List zu Bosheit und Bosheit zu allem. (Cahier, 2120.)

Lat.: Erroris mater fuit aequivocatio semper. (Gaal, 1580.)

2 Misstrawen sucht genaw vnd macht ein verworren spiel.Lehmann, 518, 11.

3 Misstrawen, vnbarmhertzigkeit, Gottes vergiss vnd todte vergiss seindt vier Pferdte, die den geitzwagen führen durch die gantze Welt.Henisch, 1702, 53; Petri, II, 414; Sailer, 383.

4 Misstrawen vnd Feindschafft sind nachbaren.Lehmann, 519, 25.

Dän.: Mistro og fiendskab ere naboer. (Prov. dan., 416.)

5 Misstrawen vnd Neidhart geben böse Rete.Petri, II, 474.

6 Misstrawen zertrennt Hertzen vnnd hendt.Lehmann, 518, 8.

Die Russen: Mistrauen ist eine Axt an dem Baum der Liebe. (Altmann VI, 386.)

Dän.: Hvor mistanke gaaer ind, gaaer kjærlighed ud. (Bohn I, 379.)

Schwed.: Misstroo giör oroo. – Wantroo gier ingen roo. (Grubb, 527 u. 843.)

7 Mistrauen bringt weiter als Vertrauen.Simrock, 7032; Körte, 4260; Massen, 334; Braun, I, 2727.

Wer nicht zu viel traut, wird nicht betrogen.

8 Mistrauen gebiert Sicherheit.

9 Mistrauen ist der Liebe Tod.Altmann VI, 511.

10 Mistrauen ist die Mutter der Sicherheit (oder: guter Absicht).Winckler, VIII, 48.

„Denke man sich einen Mann, der einen einzigen Tag nach der Annahme handelte, dass alle seine Nachbarn das alles glaubten, was sie versicherten und nach dem allen handelten, was sie glaubten! . ...Ein solcher Charakter wäre ungereimt für die tollste Posse.“ (B. Macaulay's Kleine gesch. und biograph. Schriften, III, 380.)

Frz.: Défiance (la méfiance) est mère de sûreté. (Leroux, II, 214; Gaal, 1557; Cahier, 1066.) – La défiance (engendre) est la mère de sûreté. – La méfiance est la mère de la sûreté. (Kritzinger, 209a u. 437b.)

11 Mistrauen macht fleissig schauen.Körte, 4259; Simrock, 7032a.

12 Mistrauen untergräbt die Freundschaft.

Die Russen: Mistrauen erzeugt Hass. (Altmann VI, 502.)

Böhm.: Nedůvĕra i vĕrného kazí. – Nedůvĕra přátelství otrava. (Čelakovsky, 232 u. 251.)

Frz.: De qui je me fie Dieu me garde. (Leroux, II, 213.) – Il est moins honteux d'être trompé par ses amis, que de s'en défier. (Cahier, 84.)

Kroat.: Sumljivost priatelstva čemer. (Čelakovsky, 232.)

Poln.: Niedowiarstwo wiernego zepsuje. (Čelakovsky, 251.)


Mistritt.

Die tegliche misstritt gehen all in den Sack.Lehmann, 506, 46.


Mistus.

1 Boa nitt es mistus, da es ok nit Kristus.Moltke, Sprachwart (Leipzig 1867), S. 101.

2 Mistus, Mistus, und dann ein Donnerwetter, das gibt Frucht.Wittgenstein.

Gut Düngen und ein mit warmem Regen begleitetes Gewitter macht fruchtbar und befördert das Wachsthum.

3 Wo kein Mistus is, da is auk kein Christus. (Büren.)

Soll ein Wortspiel sein mit „kriegst du's“.

4 Wo Mistus1, da Christus.Oec. rur., 148; Simrock, 7034a; für Ostpreussen: Boebel, 131; Frischbier, 501; Frischbier2, 2635.

1) Aussen, d. h. wo Mist auf dem Feld, da ist Segen. – Mit diesem Worte soll einst ein aufgeklärter Bauer [Spaltenumbruch] seinem Pfarrer für eine beabsichtigte feierliche Procession auf seine Aecker behufs einer grössern Fruchtbarkeit gedankt haben. Er wollte sagen: Gute Düngung thut's, nicht das Crucifix.

Holl.: De drek is geen sant, maar waar hij valt, daar doet hij mirakelen. (Harrebomée, I, 153.)

Span.: El estiércol no es santo, mas do cae hace milagro. (Bohn I, 217.)


Mistwagen.

1 Ein Mistwagen nützt dem Bauer mehr als eine Kutsche.

2 Wann de Mistwagen im Februar stiuwet (staubt), dann der Erntewagen im August sickert. (Sauerland.)

3 Wo de Messwagen hergeit, da ist Gottes Segen. (Schöningen bei Braunschweig.)

4 Wo de Meswagen nich henkummt, hört de Segen Gods up.Goldschmidt, 53; für Mecklenburg: Raabe, 135; für Göttingen: Schambach, II, 594.

Ohne gute Düngung kann man keine reiche Ernte erwarten.

5 Wo der Mistwagen nicht hingeht, kommt der Erntewagen nicht her. (Sachsen.) – Boebel, 132; Graf, 78; Simrock, 7042; Körte, 6396.

*6 He führt jümmer mit 'n Messwagen. (Mecklenburg.) – Mussäus, 121, 19.

Er fährt immer mit dem Mistwagen, d. h. führt stets Zoten im Munde. (S. Gelb 10.)


Misverstand.

1 Misverstand hat Aberwand.

Ein juridisches Sprichwort, vermittels dessen nach geschehener Uebereinkunft oder nach dem richterlichen Spruche Aberwand, d. h. Ersatz, Vergütigung gefordert wird, wenn ein Misverständniss obwaltete.

2 Misverstand verwirrt das Land.

Frz.: Les malentendus font les trois quarts des querelles. (Cahier, 1016.)


Misverständniss.

Wer Misverständnisse säet, wird Reue ernten.

Frz.: Qui sème la mésintelligence récoltera le repentir. (Cahier, 2435.)


Miswachs.

Kein Miswachs ist so gross (übel), die Pfaffen haben doch Wein und die Elstern Nüsse.Eiselein, 467; Simrock, 7033; Klosterspiegel, 35, 6.

Die uranfänglichen Liebesgaben für die Kirche, aus denen die spätern Pflichtzehnten der mannichfachsten Art erwuchsen, bildeten eine unerschöpfliche, von Miswachs wenig berührte Einnahmequelle der Klerisei. (Vgl. Graf, 125.)


Mit.

1 All gôd mit, sä(de) de Maid, do krêg se 'n Snîder.Frommann, II, 388, 15.

2 Eine mit, hot das Mädle g'sait, mei Mutter slät mi doch.Hoefer, 682.

3 Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich.Matth. 12, 30; Zaupser, 464; Schulze, 209; Simrock, 7013; Graf, 530, 359; Braun, I, 2720.

Lat.: Qui non est mecum, contra me est.


Mitbacken.

Er backt mit und hat nicht mit angeteigt.Frischbier, 46; Frischbier2, 223.


Mitbegehen.

Mitbegangen – mitgefangen; mitgestohlen – mitgehangen.Pistor., I, 35.


Mitbezahlen.

Soll ich mitbezahlen, so will ich auch mitbestellen.

Einmal: ich will keine gemeinschaftliche Zeche, wenn die Bestellung nicht mit meiner Uebereinstimmung erfolgt. Und dann: Wenn ich Steuern zahlen soll, so muss ich auch über ihre Verwendung ein Recht haben.


Mitbringen.

1 Bringe mit, willst du mit mir leben. (Czech.)

Das Mädchen zum Bewerber.

2 Es bringt der eine so viel mit sich auf die Welt als der ander.Henisch, 514, 61.

3 Wer etwas mitbringt, ist allzeit angenehm.

Lat.: Veniat hospes, quisquis profuturus est. (Philippi, II, 243; Seybold, 622.)

4 Wer nichts mitbringt, kann wieder seiner Wege gehen.

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[[338]/0352] Mistler. Der Mistler1 schmeisst sich sein eigenes Verderben. 1) Auch Krammetsvogel, indem er sein eigenes Nest verunreinigt. Miston. 1 Ein Miston hebt oft ein Duett, ein Fluch wird manchmal zum Gebet. 2 Ein Miston jagt die Musik davon. 3 Ein Miston verdirbt den ganzen Accord. – Sprichwörtergarten, 480. Ein unpassendes Mitglied die ganze Gesellschaft, ein fremder Gedanke die heilige Stimmung der Seele. Mistrauen. 1 Misstrawen kan nichts guts erbawen. – Lehmann, 518, 7. Die Chinesen sagen: Die Erfahrung in der Welt führt zu Mistrauen, Mistrauen führt zu Argwohn, Argwohn zu List, List zu Bosheit und Bosheit zu allem. (Cahier, 2120.) Lat.: Erroris mater fuit aequivocatio semper. (Gaal, 1580.) 2 Misstrawen sucht genaw vnd macht ein verworren spiel. – Lehmann, 518, 11. 3 Misstrawen, vnbarmhertzigkeit, Gottes vergiss vnd todte vergiss seindt vier Pferdte, die den geitzwagen führen durch die gantze Welt. – Henisch, 1702, 53; Petri, II, 414; Sailer, 383. 4 Misstrawen vnd Feindschafft sind nachbaren. – Lehmann, 519, 25. Dän.: Mistro og fiendskab ere naboer. (Prov. dan., 416.) 5 Misstrawen vnd Neidhart geben böse Rete. – Petri, II, 474. 6 Misstrawen zertrennt Hertzen vnnd hendt. – Lehmann, 518, 8. Die Russen: Mistrauen ist eine Axt an dem Baum der Liebe. (Altmann VI, 386.) Dän.: Hvor mistanke gaaer ind, gaaer kjærlighed ud. (Bohn I, 379.) Schwed.: Misstroo giör oroo. – Wantroo gier ingen roo. (Grubb, 527 u. 843.) 7 Mistrauen bringt weiter als Vertrauen. – Simrock, 7032; Körte, 4260; Massen, 334; Braun, I, 2727. Wer nicht zu viel traut, wird nicht betrogen. 8 Mistrauen gebiert Sicherheit. 9 Mistrauen ist der Liebe Tod. – Altmann VI, 511. 10 Mistrauen ist die Mutter der Sicherheit (oder: guter Absicht). – Winckler, VIII, 48. „Denke man sich einen Mann, der einen einzigen Tag nach der Annahme handelte, dass alle seine Nachbarn das alles glaubten, was sie versicherten und nach dem allen handelten, was sie glaubten! . ...Ein solcher Charakter wäre ungereimt für die tollste Posse.“ (B. Macaulay's Kleine gesch. und biograph. Schriften, III, 380.) Frz.: Défiance (la méfiance) est mère de sûreté. (Leroux, II, 214; Gaal, 1557; Cahier, 1066.) – La défiance (engendre) est la mère de sûreté. – La méfiance est la mère de la sûreté. (Kritzinger, 209a u. 437b.) 11 Mistrauen macht fleissig schauen. – Körte, 4259; Simrock, 7032a. 12 Mistrauen untergräbt die Freundschaft. Die Russen: Mistrauen erzeugt Hass. (Altmann VI, 502.) Böhm.: Nedůvĕra i vĕrného kazí. – Nedůvĕra přátelství otrava. (Čelakovsky, 232 u. 251.) Frz.: De qui je me fie Dieu me garde. (Leroux, II, 213.) – Il est moins honteux d'être trompé par ses amis, que de s'en défier. (Cahier, 84.) Kroat.: Sumljivost priatelstva čemer. (Čelakovsky, 232.) Poln.: Niedowiarstwo wiernego zepsuje. (Čelakovsky, 251.) Mistritt. Die tegliche misstritt gehen all in den Sack. – Lehmann, 506, 46. Mistus. 1 Boa nitt es mistus, da es ok nit Kristus. – Moltke, Sprachwart (Leipzig 1867), S. 101. 2 Mistus, Mistus, und dann ein Donnerwetter, das gibt Frucht. – Wittgenstein. Gut Düngen und ein mit warmem Regen begleitetes Gewitter macht fruchtbar und befördert das Wachsthum. 3 Wo kein Mistus is, da is auk kein Christus. (Büren.) Soll ein Wortspiel sein mit „kriegst du's“. 4 Wo Mistus1, da Christus. – Oec. rur., 148; Simrock, 7034a; für Ostpreussen: Boebel, 131; Frischbier, 501; Frischbier2, 2635. 1) Aussen, d. h. wo Mist auf dem Feld, da ist Segen. – Mit diesem Worte soll einst ein aufgeklärter Bauer seinem Pfarrer für eine beabsichtigte feierliche Procession auf seine Aecker behufs einer grössern Fruchtbarkeit gedankt haben. Er wollte sagen: Gute Düngung thut's, nicht das Crucifix. Holl.: De drek is geen sant, maar waar hij valt, daar doet hij mirakelen. (Harrebomée, I, 153.) Span.: El estiércol no es santo, mas do cae hace milagro. (Bohn I, 217.) Mistwagen. 1 Ein Mistwagen nützt dem Bauer mehr als eine Kutsche. 2 Wann de Mistwagen im Februar stiuwet (staubt), dann der Erntewagen im August sickert. (Sauerland.) 3 Wo de Messwagen hergeit, da ist Gottes Segen. (Schöningen bei Braunschweig.) 4 Wo de Meswagen nich henkummt, hört de Segen Gods up. – Goldschmidt, 53; für Mecklenburg: Raabe, 135; für Göttingen: Schambach, II, 594. Ohne gute Düngung kann man keine reiche Ernte erwarten. 5 Wo der Mistwagen nicht hingeht, kommt der Erntewagen nicht her. (Sachsen.) – Boebel, 132; Graf, 78; Simrock, 7042; Körte, 6396. *6 He führt jümmer mit 'n Messwagen. (Mecklenburg.) – Mussäus, 121, 19. Er fährt immer mit dem Mistwagen, d. h. führt stets Zoten im Munde. (S. Gelb 10.) Misverstand. 1 Misverstand hat Aberwand. Ein juridisches Sprichwort, vermittels dessen nach geschehener Uebereinkunft oder nach dem richterlichen Spruche Aberwand, d. h. Ersatz, Vergütigung gefordert wird, wenn ein Misverständniss obwaltete. 2 Misverstand verwirrt das Land. Frz.: Les malentendus font les trois quarts des querelles. (Cahier, 1016.) Misverständniss. Wer Misverständnisse säet, wird Reue ernten. Frz.: Qui sème la mésintelligence récoltera le repentir. (Cahier, 2435.) Miswachs. Kein Miswachs ist so gross (übel), die Pfaffen haben doch Wein und die Elstern Nüsse. – Eiselein, 467; Simrock, 7033; Klosterspiegel, 35, 6. Die uranfänglichen Liebesgaben für die Kirche, aus denen die spätern Pflichtzehnten der mannichfachsten Art erwuchsen, bildeten eine unerschöpfliche, von Miswachs wenig berührte Einnahmequelle der Klerisei. (Vgl. Graf, 125.) Mit. 1 All gôd mit, sä(de) de Maid, do krêg se 'n Snîder. – Frommann, II, 388, 15. 2 Eine mit, hot das Mädle g'sait, mei Mutter slät mi doch. – Hoefer, 682. 3 Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich. – Matth. 12, 30; Zaupser, 464; Schulze, 209; Simrock, 7013; Graf, 530, 359; Braun, I, 2720. Lat.: Qui non est mecum, contra me est. Mitbacken. Er backt mit und hat nicht mit angeteigt. – Frischbier, 46; Frischbier2, 223. Mitbegehen. Mitbegangen – mitgefangen; mitgestohlen – mitgehangen. – Pistor., I, 35. Mitbezahlen. Soll ich mitbezahlen, so will ich auch mitbestellen. Einmal: ich will keine gemeinschaftliche Zeche, wenn die Bestellung nicht mit meiner Uebereinstimmung erfolgt. Und dann: Wenn ich Steuern zahlen soll, so muss ich auch über ihre Verwendung ein Recht haben. Mitbringen. 1 Bringe mit, willst du mit mir leben. (Czech.) Das Mädchen zum Bewerber. 2 Es bringt der eine so viel mit sich auf die Welt als der ander. – Henisch, 514, 61. 3 Wer etwas mitbringt, ist allzeit angenehm. Lat.: Veniat hospes, quisquis profuturus est. (Philippi, II, 243; Seybold, 622.) 4 Wer nichts mitbringt, kann wieder seiner Wege gehen. Dän.: Man tager ei reent vand i møddinge-pølen. (Prov. dan., 418.) Lat.: Si nihil attuleris, ibis, Homere, foras. (Philippi, II, 188.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [338]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/352>, abgerufen am 23.11.2024.