Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Geschlechter für nothwendig, was sie begehren, und für nützlich, was ihnen gefällt." (Loeper, Goethe's Sprüche, 303.) "Lesens commun est le genie de l'humanite." (Loeper, Goethe's Sprüche, 60.)

3 Mit Menschenverstand kommt man durch alle Land.

Leider kann man von diesem Pass nicht stets Gebrauch machen. "Wahn und Irsinn", sagt Jachmann (Reliquien, II, 56), "herrschen unter den europäischen Völkern noch so gewaltig, dass es lebensgefährlich ist, gesunden Menschenverstand blicken zu lassen."

Frz.: Avec du bon sens le reste vient. (Cahier, 1623.)

4 Wo Menschenverstand, aufhört, da fängt Gottes Weisheit an.

Goethe: "Des Menschenverstandes angewiesenes Gebiet und Erbtheil ist der Bezirk des Thuns und Handelns. Thätig, wird er sich selten verirren; das höhere Denken, Schliessen, Urtheilen jedoch ist nicht seine Sache." (Loeper, Sprüche, 955.)

Böhm.: Ne vse na rozum, ale vice na Bohu dati.


Menschenwerk.

Menschenwerk hat nicht Bestand.

Lat.: Mortalia facta peribunt. (Horaz.) (Binder I, 1010; II, 1897.)


Menschenwürde.

Menschenwürde ist keine Bürde.


Menschheit.

Wer an der Menschheit bricht, muss mit der Menschheit bessern. - Graf, 337, 318.

Wer ein Menschenleben vernichtet, muss sein eigenes zur Sühne, als Busse dafür geben.

Niederdeutsch: Wie den mensche bröcket, die sal mitter menscheit beteren. (Holl. Sachsenspiegel, 28, 32.)


Menschlein.

* Dos is a Menschla wie vu Wachse. (Landeshut in Schlesien.)

Von einer gesunden, wohlgebildeten, blühenden Jungfrau, die mit Wachs verglichen wird.


Menschlich.

1 Es ist nicht menschlich, alle Dinge denken. (S. Mensch 364.) - Graf, 414, 96.

2 Nichts ist menschlicher als irren. - Opel, 395.

3 'S is alles menschlich uff der Welt, ock der Moid Jacke ne, die hat der Schneider gemacht. (Oberlausitz.)


Menschliches.

1 Es ist viel Menschliches dabei.

Frz.: Il se mele toujours de l'homme dans nos actions. (Leroux, I, 167.) - Il y a toujours de l'homme partout. (Starschedel, 207.)

*2 Es läuft immer etwas Menschliches mit unter.

Die Hand des Menschen blickt überall hervor.

Holl.: Er loopt altijd wat menschelijks onder. (Harrebomee, II, 82b.)


Mensur.

* Er hat noch nicht auf der Mensur gestanden.

Hat sich noch nicht geschlagen.


Ment, s. Sakrament.

Menuett.

Wo man ein Menuett spielt, kann man nicht walzen. - Sprichwörtergarten, 205.

Der einzelne muss seine Wünsche dem Begehren aller unterordnen; es wäre lächerlich, wenn einer allein eine Menuett tanzen wollte, wo alles walzt.


Meraine.

* Er is nischt keine grosse Meraine1. (Jüd.-deutsch. Brody.)

1) Der Titel eines jüdischen Rabbiners, etwa dem deutschen Hochwürden entsprechend. - Um zu sagen, dass er keine grosse Persönlichkeit ist, vielleicht wie unser: kein grosses Kirchenlicht.


Mergel.

1 Der Mergel hält dreissig Jahr. (Köln.) - Boebel, 134.

2 Mergel macht den Vater reich und den Sohn arm. - Eiselein, 461; Pistor., I, 62; Simrock, 6997; Körte, 4241; Körte2, 5316; Braun, I, 2694.

Wenn der Vater dem Acker zu viel abfordert, ihn ausmergelt durch unmässige Mergeldüngung, deren Ergebnisse für den Augenblick günstig sind.

Frz.: Les terres engraissees avec la chaux ne peuvent enricher que les vieillards. (Leroux, I, 59.)

3 Mergel macht reiche Aeltern und arme Kinder. (Köln.) - Boebel, 134; Müller, Handbuch der Provinz Preussen (Königsberg 1866), S. 12.


Mergeln.

* Er mergelt sich selbst aus wie die Spinne. - Eiselein, 461.


[Spaltenumbruch]
Merk.

1 Marck und Melde wassen byd' im Velde. Pflücke Marck und lat Melde staen, so kanstu wol mit Luyden umgaen. - Bützower Ruhestunden, XXII, 76.

Lat.: Audi audienda, vide videnda et tace tacenda. (Schiller, II, 30a.)

2 Marx vnd Melde wächst auff einem Felde, ropff Marx vnnd lass Melde stahn, so magst mit allen Leuten gahn. - Petri, II, 472; Lehmann, II, 405, 71; Simrock, 6998; Körte, 4242; Körte2, 4302; Braun, I, 2695.

Gar liebliche Einkleidung des Gedankens: Beobachte, merke, bemerke viel, aber rede wenig; sei besonders kein Zuträger. Dieser Spruch befindet sich auf dem Umschlage eines Registers der Curien auf dem Domhof zu Münster in folgender Form: Merck und melde wassen in dem velde; breck merck und laet melden staen, so machstu mit der werlt umbegaen. Das Manuscript rührt aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts her und befindet sich auf dem münsterschen Provinzial-Archiv. - In ähnlicher Fassung führt Pauli (213) den Spruch an mit der erklärenden Hinzufügung, d. i.: Audi audienda, vide videnda et tace tacenda. Der Grund aber, warum man Mark, alter Name für Sellerie (Apium graveolens) pflücken und Melde stehen lassen soll, wenn man mit Leuten wohl umgehen will, findet sich in Hort. San., C. 6, wo es heisst: "Merck, sa et genuttet, maket eynen wol rukenden munt. Darvmme we mit vörsten effte mit heren spreken wil, de schal to voren Merck bruken in der kost." Im Harze: Merck und Melle, die wasset im Felle; pflücke Merk, lat Melle stahn, sau magst' mit allen Lüden gahn. (Lohrengel, I, 510.)

*3 Dichter (näher) an das Merk kommen. (Pennsylvan.-deutsch.)

Die Sache genauer treffen, der Wahrheit näher kommen. Im Morgenstern (Doylestown, Pennsylvanien, vom 17. Juli 1850) heisst es: "Du hast nicht ganz die halbe Wahrheit gesagt; probir's noch einmal, vielleicht kommst du das nächste mal dichter an das Merk".


Merken.

1 Fex, Fex! merkste wat, de Paschtor den (der) stechelt. (Meurs.)

2 Ha, ha, merkst wat? Dat het ham, lat din Näs davon. - Diermissen, 261.

Mahnt zur Vorsicht.

3 Man merkt's schon von weitem, dass der Winter kalt ist. - Simrock, 11665; Körte, 6864.

4 Markst nich müh'? Rotten sünd noch 'n bet groter. (Pommern.)

5 Merk's, Marx, drei Batzen ist ein Ort.

Lat.: Ter tria sunt septem, bissex tantummodo sex sunt, sunt ter quinque decem, sunt semel octo. (Chaos, 189.)

6 Merkste wieder a Scheunel, sagte jener Bauer zum Gewitter? (Schles.)

Zu jemand, der uns Verlust zugefügt hat, und von dem wir glauben, dass er die Absicht zeigt, einen neuen zuzufügen. Jenem Bauer hatte der Blitz die Scheune angezündet; als er sie wieder aufgebaut, sagte er die obigen Worte, da wieder ein Gewitter am Himmel stand.

*7 A merkt a Broaten. (Schles.)

*8 Das merck dir zum Latein. - Mathesy, 383b.

*9 Das merkt a Pfard und hot 'n klen'n Kupp.

*10 Das merkt ein Kind.

Lat.: Et puero perspicuum. - Hoc et puero notum.

*11 E märkt, wat de Birre (Birnen) goalden. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 325, 255.

*12 Er het g'merkt, wo de Brönz uselauft. - Sutermeister, 80.

*13 Er merkt das Latein. - Frischbier2, 2623; Henneberger, 481.

Er merkt Unrath, die Sache erscheint ihm verdächtig.

*14 Er merkt, dass ein Schinken im Fasse faul ist.

*15 Er merkt den Butzen. (Rottenburg.)

*16 Er merkt, was die Glocke geschlagen hat. - Braun, I, 850.

*17 Er merkt, wo der faule Hund begraben liegt. - Eiselein, 329.

Hund steht hier für Schatz, weil man glaubte, dass der Höllenhund die in der Erde verborgenen Schätze hüte. (Vgl. Grimm, Myth., 543.) Lemnius (Monachopornomachia) sucht dies Sprichwort, natürlich mit aller poetischen Freiheit, aus einer sträflichen Handlung Luther's zu erklären.

*18 Er merkt, wo der Wind herweht. - Eiselein, 643; Braun, I, 5159.

[Spaltenumbruch] Geschlechter für nothwendig, was sie begehren, und für nützlich, was ihnen gefällt.“ (Loeper, Goethe's Sprüche, 303.) „Lesens commun est le génie de l'humanité.“ (Loeper, Goethe's Sprüche, 60.)

3 Mit Menschenverstand kommt man durch alle Land.

Leider kann man von diesem Pass nicht stets Gebrauch machen. „Wahn und Irsinn“, sagt Jachmann (Reliquien, II, 56), „herrschen unter den europäischen Völkern noch so gewaltig, dass es lebensgefährlich ist, gesunden Menschenverstand blicken zu lassen.“

Frz.: Avec du bon sens le reste vient. (Cahier, 1623.)

4 Wo Menschenverstand, aufhört, da fängt Gottes Weisheit an.

Goethe: „Des Menschenverstandes angewiesenes Gebiet und Erbtheil ist der Bezirk des Thuns und Handelns. Thätig, wird er sich selten verirren; das höhere Denken, Schliessen, Urtheilen jedoch ist nicht seine Sache.“ (Loeper, Sprüche, 955.)

Böhm.: Ne vše na rozum, ale více na Bohu dátí.


Menschenwerk.

Menschenwerk hat nicht Bestand.

Lat.: Mortalia facta peribunt. (Horaz.) (Binder I, 1010; II, 1897.)


Menschenwürde.

Menschenwürde ist keine Bürde.


Menschheit.

Wer an der Menschheit bricht, muss mit der Menschheit bessern.Graf, 337, 318.

Wer ein Menschenleben vernichtet, muss sein eigenes zur Sühne, als Busse dafür geben.

Niederdeutsch: Wie den mensche bröcket, die sal mitter menscheit beteren. (Holl. Sachsenspiegel, 28, 32.)


Menschlein.

* Dos is a Menschla wie vu Wachse. (Landeshut in Schlesien.)

Von einer gesunden, wohlgebildeten, blühenden Jungfrau, die mit Wachs verglichen wird.


Menschlich.

1 Es ist nicht menschlich, alle Dinge denken. (S. Mensch 364.) – Graf, 414, 96.

2 Nichts ist menschlicher als irren.Opel, 395.

3 'S is alles menschlich uff der Welt, ock der Moid Jacke ne, die hat der Schneider gemacht. (Oberlausitz.)


Menschliches.

1 Es ist viel Menschliches dabei.

Frz.: Il se mêle toujours de l'homme dans nos actions. (Leroux, I, 167.) – Il y a toujours de l'homme partout. (Starschedel, 207.)

*2 Es läuft immer etwas Menschliches mit unter.

Die Hand des Menschen blickt überall hervor.

Holl.: Er loopt altijd wat menschelijks onder. (Harrebomée, II, 82b.)


Mensur.

* Er hat noch nicht auf der Mensur gestanden.

Hat sich noch nicht geschlagen.


Ment, s. Sakrament.

Menuett.

Wo man ein Menuett spielt, kann man nicht walzen.Sprichwörtergarten, 205.

Der einzelne muss seine Wünsche dem Begehren aller unterordnen; es wäre lächerlich, wenn einer allein eine Menuett tanzen wollte, wo alles walzt.


Meraine.

* Er is nischt keine grosse Meraine1. (Jüd.-deutsch. Brody.)

1) Der Titel eines jüdischen Rabbiners, etwa dem deutschen Hochwürden entsprechend. – Um zu sagen, dass er keine grosse Persönlichkeit ist, vielleicht wie unser: kein grosses Kirchenlicht.


Mergel.

1 Der Mergel hält dreissig Jahr. (Köln.) – Boebel, 134.

2 Mergel macht den Vater reich und den Sohn arm.Eiselein, 461; Pistor., I, 62; Simrock, 6997; Körte, 4241; Körte2, 5316; Braun, I, 2694.

Wenn der Vater dem Acker zu viel abfordert, ihn ausmergelt durch unmässige Mergeldüngung, deren Ergebnisse für den Augenblick günstig sind.

Frz.: Les terres engraissées avec la chaux ne peuvent enricher que les vieillards. (Leroux, I, 59.)

3 Mergel macht reiche Aeltern und arme Kinder. (Köln.) – Boebel, 134; Müller, Handbuch der Provinz Preussen (Königsberg 1866), S. 12.


Mergeln.

* Er mergelt sich selbst aus wie die Spinne.Eiselein, 461.


[Spaltenumbruch]
Merk.

1 Marck und Melde wassen byd' im Velde. Pflücke Marck und lat Melde staen, so kanstu wol mit Luyden umgaen.Bützower Ruhestunden, XXII, 76.

Lat.: Audi audienda, vide videnda et tace tacenda. (Schiller, II, 30a.)

2 Marx vnd Melde wächst auff einem Felde, ropff Marx vnnd lass Melde stahn, so magst mit allen Leuten gahn.Petri, II, 472; Lehmann, II, 405, 71; Simrock, 6998; Körte, 4242; Körte2, 4302; Braun, I, 2695.

Gar liebliche Einkleidung des Gedankens: Beobachte, merke, bemerke viel, aber rede wenig; sei besonders kein Zuträger. Dieser Spruch befindet sich auf dem Umschlage eines Registers der Curien auf dem Domhof zu Münster in folgender Form: Merck und melde wassen in dem velde; breck merck und laet melden staen, so machstu mit der werlt umbegaen. Das Manuscript rührt aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts her und befindet sich auf dem münsterschen Provinzial-Archiv. – In ähnlicher Fassung führt Pauli (213) den Spruch an mit der erklärenden Hinzufügung, d. i.: Audi audienda, vide videnda et tace tacenda. Der Grund aber, warum man Mark, alter Name für Sellerie (Apium graveolens) pflücken und Melde stehen lassen soll, wenn man mit Leuten wohl umgehen will, findet sich in Hort. San., C. 6, wo es heisst: „Merck, sa et genuttet, maket eynen wol rukenden munt. Darvmme we mit vörsten effte mit heren spreken wil, de schal to voren Merck bruken in der kost.“ Im Harze: Merck und Melle, die wasset im Felle; pflücke Merk, lât Melle stahn, sau magst' mit allen Lüden gahn. (Lohrengel, I, 510.)

*3 Dichter (näher) an das Merk kommen. (Pennsylvan.-deutsch.)

Die Sache genauer treffen, der Wahrheit näher kommen. Im Morgenstern (Doylestown, Pennsylvanien, vom 17. Juli 1850) heisst es: „Du hast nicht ganz die halbe Wahrheit gesagt; probir's noch einmal, vielleicht kommst du das nächste mal dichter an das Merk“.


Merken.

1 Fex, Fex! merkste wat, de Paschtôr den (der) stechelt. (Meurs.)

2 Ha, ha, merkst wat? Dat hêt ham, lat din Näs davon.Diermissen, 261.

Mahnt zur Vorsicht.

3 Man merkt's schon von weitem, dass der Winter kalt ist.Simrock, 11665; Körte, 6864.

4 Markst nich müh'? Rotten sünd noch 'n bêt grôter. (Pommern.)

5 Merk's, Marx, drei Batzen ist ein Ort.

Lat.: Ter tria sunt septem, bissex tantummodo sex sunt, sunt ter quinque decem, sunt semel octo. (Chaos, 189.)

6 Merkste wieder a Scheunel, sagte jener Bauer zum Gewitter? (Schles.)

Zu jemand, der uns Verlust zugefügt hat, und von dem wir glauben, dass er die Absicht zeigt, einen neuen zuzufügen. Jenem Bauer hatte der Blitz die Scheune angezündet; als er sie wieder aufgebaut, sagte er die obigen Worte, da wieder ein Gewitter am Himmel stand.

*7 A merkt a Broaten. (Schles.)

*8 Das merck dir zum Latein.Mathesy, 383b.

*9 Das merkt a Pfard und hot 'n klên'n Kupp.

*10 Das merkt ein Kind.

Lat.: Et puero perspicuum. – Hoc et puero notum.

*11 E märkt, wat de Birre (Birnen) goalden. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 325, 255.

*12 Er het g'merkt, wo de Brönz uselauft.Sutermeister, 80.

*13 Er merkt das Latein.Frischbier2, 2623; Henneberger, 481.

Er merkt Unrath, die Sache erscheint ihm verdächtig.

*14 Er merkt, dass ein Schinken im Fasse faul ist.

*15 Er merkt den Butzen. (Rottenburg.)

*16 Er merkt, was die Glocke geschlagen hat.Braun, I, 850.

*17 Er merkt, wo der faule Hund begraben liegt.Eiselein, 329.

Hund steht hier für Schatz, weil man glaubte, dass der Höllenhund die in der Erde verborgenen Schätze hüte. (Vgl. Grimm, Myth., 543.) Lemnius (Monachopornomachia) sucht dies Sprichwort, natürlich mit aller poetischen Freiheit, aus einer sträflichen Handlung Luther's zu erklären.

*18 Er merkt, wo der Wind herweht.Eiselein, 643; Braun, I, 5159.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><pb facs="#f0332" n="[318]"/><cb n="635"/>
Geschlechter für nothwendig, was sie begehren, und für nützlich, was ihnen gefällt.&#x201C; (<hi rendition="#i">Loeper, Goethe's Sprüche, 303.</hi>) &#x201E;Lesens commun est le génie de l'humanité.&#x201C; (<hi rendition="#i">Loeper, Goethe's Sprüche, 60.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Mit Menschenverstand kommt man durch alle Land.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Leider kann man von diesem Pass nicht stets Gebrauch machen. &#x201E;Wahn und Irsinn&#x201C;, sagt <hi rendition="#i">Jachmann</hi> (<hi rendition="#i">Reliquien, II, 56</hi>), &#x201E;herrschen unter den europäischen Völkern noch so gewaltig, dass es lebensgefährlich ist, gesunden Menschenverstand blicken zu lassen.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Avec du bon sens le reste vient. (<hi rendition="#i">Cahier, 1623.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Wo Menschenverstand, aufhört, da fängt Gottes Weisheit an.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Goethe:</hi> &#x201E;Des Menschenverstandes angewiesenes Gebiet und Erbtheil ist der Bezirk des Thuns und Handelns. Thätig, wird er sich selten verirren; das höhere Denken, Schliessen, Urtheilen jedoch ist nicht seine Sache.&#x201C; (<hi rendition="#i">Loeper, Sprüche, 955.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Ne v&#x0161;e na rozum, ale více na Bohu dátí.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Menschenwerk.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Menschenwerk hat nicht Bestand.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Mortalia facta peribunt. (<hi rendition="#i">Horaz.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder I, 1010; II, 1897.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Menschenwürde.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Menschenwürde ist keine Bürde.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Menschheit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wer an der Menschheit bricht, muss mit der Menschheit bessern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 337, 318.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer ein Menschenleben vernichtet, muss sein eigenes zur Sühne, als Busse dafür geben.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Niederdeutsch</hi>: Wie den mensche bröcket, die sal mitter menscheit beteren. (<hi rendition="#i">Holl. Sachsenspiegel, 28, 32.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Menschlein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Dos is a Menschla wie vu Wachse.</hi> (<hi rendition="#i">Landeshut in Schlesien.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einer gesunden, wohlgebildeten, blühenden Jungfrau, die mit Wachs verglichen wird.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Menschlich.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Es ist nicht menschlich, alle Dinge denken.</hi> (S.  Mensch 364.) &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 414, 96.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Nichts ist menschlicher als irren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Opel, 395.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 'S is alles menschlich uff der Welt, ock der Moid Jacke ne, die hat der Schneider gemacht.</hi> (<hi rendition="#i">Oberlausitz.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Menschliches.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Es ist viel Menschliches dabei.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il se mêle toujours de l'homme dans nos actions. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 167.</hi>) &#x2013; Il y a toujours de l'homme partout. (<hi rendition="#i">Starschedel, 207.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Es läuft immer etwas Menschliches mit unter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Hand des Menschen blickt überall hervor.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Er loopt altijd wat menschelijks onder. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 82<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mensur.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er hat noch nicht auf der Mensur gestanden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Hat sich noch nicht geschlagen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Ment,</hi> s.  Sakrament.</head><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Menuett.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wo man ein Menuett spielt, kann man nicht walzen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sprichwörtergarten, 205.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der einzelne muss seine Wünsche dem Begehren aller unterordnen; es wäre lächerlich, wenn einer allein eine Menuett tanzen wollte, wo alles walzt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Meraine.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er is nischt keine grosse Meraine<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Brody.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Der Titel eines jüdischen Rabbiners, etwa dem deutschen Hochwürden entsprechend. &#x2013; Um zu sagen, dass er keine grosse Persönlichkeit ist, vielleicht wie unser: kein grosses Kirchenlicht.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mergel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der Mergel hält dreissig Jahr.</hi> (<hi rendition="#i">Köln.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 134.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Mergel macht den Vater reich und den Sohn arm.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 461; Pistor., I, 62; Simrock, 6997; Körte, 4241; Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 5316; Braun, I, 2694.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn der Vater dem Acker zu viel abfordert, ihn ausmergelt durch unmässige Mergeldüngung, deren Ergebnisse für den Augenblick günstig sind.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Les terres engraissées avec la chaux ne peuvent enricher que les vieillards. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 59.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Mergel macht reiche Aeltern und arme Kinder.</hi> (<hi rendition="#i">Köln.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 134; Müller, Handbuch der Provinz Preussen (Königsberg 1866), S. 12.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mergeln.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er mergelt sich selbst aus wie die Spinne.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 461.</hi></p><lb/>
        </div>
        <cb n="636"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Merk.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Marck und Melde wassen byd' im Velde. Pflücke Marck und lat Melde staen, so kanstu wol mit Luyden umgaen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bützower Ruhestunden, XXII, 76.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Audi audienda, vide videnda et tace tacenda. (<hi rendition="#i">Schiller, II, 30<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Marx vnd Melde wächst auff einem Felde, ropff Marx vnnd lass Melde stahn, so magst mit allen Leuten gahn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 472; Lehmann, II, 405, 71; Simrock, 6998; Körte, 4242; Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 4302; Braun, I, 2695.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Gar liebliche Einkleidung des Gedankens: Beobachte, merke, bemerke viel, aber rede wenig; sei besonders kein Zuträger. Dieser Spruch befindet sich auf dem Umschlage eines Registers der Curien auf dem Domhof zu Münster in folgender Form: Merck und melde wassen in dem velde; breck merck und laet melden staen, so machstu mit der werlt umbegaen. Das Manuscript rührt aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts her und befindet sich auf dem münsterschen Provinzial-Archiv. &#x2013; In ähnlicher Fassung führt <hi rendition="#i">Pauli (213)</hi> den Spruch an mit der erklärenden Hinzufügung, d. i.: Audi audienda, vide videnda et tace tacenda. Der Grund aber, warum man Mark, alter Name für Sellerie (Apium graveolens) pflücken und Melde stehen lassen soll, wenn man mit Leuten wohl umgehen will, findet sich in <hi rendition="#i">Hort. San.,</hi> C. 6, wo es heisst: &#x201E;Merck, sa et genuttet, maket eynen wol rukenden munt. Darvmme we mit vörsten effte mit heren spreken wil, de schal to voren Merck bruken in der kost.&#x201C; Im Harze: Merck und Melle, die wasset im Felle; pflücke Merk, lât Melle stahn, sau magst' mit allen Lüden gahn. (<hi rendition="#i">Lohrengel, I, 510.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Dichter (näher) an das Merk kommen.</hi> (<hi rendition="#i">Pennsylvan.-deutsch.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Sache genauer treffen, der Wahrheit näher kommen. Im <hi rendition="#i">Morgenstern (Doylestown, Pennsylvanien, vom 17. Juli 1850)</hi> heisst es: &#x201E;Du hast nicht ganz die halbe Wahrheit gesagt; probir's noch einmal, vielleicht kommst du das nächste mal dichter an das Merk&#x201C;.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Merken.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Fex, Fex! merkste wat, de Paschtôr den (der) stechelt.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Ha, ha, merkst wat? Dat hêt ham, lat din Näs davon.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Diermissen, 261.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Mahnt zur Vorsicht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Man merkt's schon von weitem, dass der Winter kalt ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 11665; Körte, 6864.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Markst nich müh'? Rotten sünd noch 'n bêt grôter.</hi> (<hi rendition="#i">Pommern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Merk's, Marx, drei Batzen ist ein Ort.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ter tria sunt septem, bissex tantummodo sex sunt, sunt ter quinque decem, sunt semel octo. (<hi rendition="#i">Chaos, 189.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Merkste wieder a Scheunel, sagte jener Bauer zum Gewitter?</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Zu jemand, der uns Verlust zugefügt hat, und von dem wir glauben, dass er die Absicht zeigt, einen neuen zuzufügen. Jenem Bauer hatte der Blitz die Scheune angezündet; als er sie wieder aufgebaut, sagte er die obigen Worte, da wieder ein Gewitter am Himmel stand.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 A merkt a Broaten.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 Das merck dir zum Latein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesy, 383<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*9 Das merkt a Pfard und hot 'n klên'n Kupp.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*10 Das merkt ein Kind.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Et puero perspicuum. &#x2013; Hoc et puero notum.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 E märkt, wat de Birre (Birnen) goalden.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 325, 255.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*12 Er het g'merkt, wo de Brönz uselauft.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 80.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*13 Er merkt das Latein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2623; Henneberger, 481.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er merkt Unrath, die Sache erscheint ihm verdächtig.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*14 Er merkt, dass ein Schinken im Fasse faul ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*15 Er merkt den Butzen.</hi> (<hi rendition="#i">Rottenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*16 Er merkt, was die Glocke geschlagen hat.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Braun, I, 850.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Er merkt, wo der faule Hund begraben liegt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 329.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Hund steht hier für Schatz, weil man glaubte, dass der Höllenhund die in der Erde verborgenen Schätze hüte. (Vgl. <hi rendition="#i">Grimm, Myth., 543.</hi>) <hi rendition="#i">Lemnius</hi> (<hi rendition="#i">Monachopornomachia</hi>) sucht dies Sprichwort, natürlich mit aller poetischen Freiheit, aus einer sträflichen Handlung Luther's zu erklären.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*18 Er merkt, wo der Wind herweht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 643; Braun, I, 5159.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[318]/0332] Geschlechter für nothwendig, was sie begehren, und für nützlich, was ihnen gefällt.“ (Loeper, Goethe's Sprüche, 303.) „Lesens commun est le génie de l'humanité.“ (Loeper, Goethe's Sprüche, 60.) 3 Mit Menschenverstand kommt man durch alle Land. Leider kann man von diesem Pass nicht stets Gebrauch machen. „Wahn und Irsinn“, sagt Jachmann (Reliquien, II, 56), „herrschen unter den europäischen Völkern noch so gewaltig, dass es lebensgefährlich ist, gesunden Menschenverstand blicken zu lassen.“ Frz.: Avec du bon sens le reste vient. (Cahier, 1623.) 4 Wo Menschenverstand, aufhört, da fängt Gottes Weisheit an. Goethe: „Des Menschenverstandes angewiesenes Gebiet und Erbtheil ist der Bezirk des Thuns und Handelns. Thätig, wird er sich selten verirren; das höhere Denken, Schliessen, Urtheilen jedoch ist nicht seine Sache.“ (Loeper, Sprüche, 955.) Böhm.: Ne vše na rozum, ale více na Bohu dátí. Menschenwerk. Menschenwerk hat nicht Bestand. Lat.: Mortalia facta peribunt. (Horaz.) (Binder I, 1010; II, 1897.) Menschenwürde. Menschenwürde ist keine Bürde. Menschheit. Wer an der Menschheit bricht, muss mit der Menschheit bessern. – Graf, 337, 318. Wer ein Menschenleben vernichtet, muss sein eigenes zur Sühne, als Busse dafür geben. Niederdeutsch: Wie den mensche bröcket, die sal mitter menscheit beteren. (Holl. Sachsenspiegel, 28, 32.) Menschlein. * Dos is a Menschla wie vu Wachse. (Landeshut in Schlesien.) Von einer gesunden, wohlgebildeten, blühenden Jungfrau, die mit Wachs verglichen wird. Menschlich. 1 Es ist nicht menschlich, alle Dinge denken. (S. Mensch 364.) – Graf, 414, 96. 2 Nichts ist menschlicher als irren. – Opel, 395. 3 'S is alles menschlich uff der Welt, ock der Moid Jacke ne, die hat der Schneider gemacht. (Oberlausitz.) Menschliches. 1 Es ist viel Menschliches dabei. Frz.: Il se mêle toujours de l'homme dans nos actions. (Leroux, I, 167.) – Il y a toujours de l'homme partout. (Starschedel, 207.) *2 Es läuft immer etwas Menschliches mit unter. Die Hand des Menschen blickt überall hervor. Holl.: Er loopt altijd wat menschelijks onder. (Harrebomée, II, 82b.) Mensur. * Er hat noch nicht auf der Mensur gestanden. Hat sich noch nicht geschlagen. Ment, s. Sakrament. Menuett. Wo man ein Menuett spielt, kann man nicht walzen. – Sprichwörtergarten, 205. Der einzelne muss seine Wünsche dem Begehren aller unterordnen; es wäre lächerlich, wenn einer allein eine Menuett tanzen wollte, wo alles walzt. Meraine. * Er is nischt keine grosse Meraine1. (Jüd.-deutsch. Brody.) 1) Der Titel eines jüdischen Rabbiners, etwa dem deutschen Hochwürden entsprechend. – Um zu sagen, dass er keine grosse Persönlichkeit ist, vielleicht wie unser: kein grosses Kirchenlicht. Mergel. 1 Der Mergel hält dreissig Jahr. (Köln.) – Boebel, 134. 2 Mergel macht den Vater reich und den Sohn arm. – Eiselein, 461; Pistor., I, 62; Simrock, 6997; Körte, 4241; Körte2, 5316; Braun, I, 2694. Wenn der Vater dem Acker zu viel abfordert, ihn ausmergelt durch unmässige Mergeldüngung, deren Ergebnisse für den Augenblick günstig sind. Frz.: Les terres engraissées avec la chaux ne peuvent enricher que les vieillards. (Leroux, I, 59.) 3 Mergel macht reiche Aeltern und arme Kinder. (Köln.) – Boebel, 134; Müller, Handbuch der Provinz Preussen (Königsberg 1866), S. 12. Mergeln. * Er mergelt sich selbst aus wie die Spinne. – Eiselein, 461. Merk. 1 Marck und Melde wassen byd' im Velde. Pflücke Marck und lat Melde staen, so kanstu wol mit Luyden umgaen. – Bützower Ruhestunden, XXII, 76. Lat.: Audi audienda, vide videnda et tace tacenda. (Schiller, II, 30a.) 2 Marx vnd Melde wächst auff einem Felde, ropff Marx vnnd lass Melde stahn, so magst mit allen Leuten gahn. – Petri, II, 472; Lehmann, II, 405, 71; Simrock, 6998; Körte, 4242; Körte2, 4302; Braun, I, 2695. Gar liebliche Einkleidung des Gedankens: Beobachte, merke, bemerke viel, aber rede wenig; sei besonders kein Zuträger. Dieser Spruch befindet sich auf dem Umschlage eines Registers der Curien auf dem Domhof zu Münster in folgender Form: Merck und melde wassen in dem velde; breck merck und laet melden staen, so machstu mit der werlt umbegaen. Das Manuscript rührt aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts her und befindet sich auf dem münsterschen Provinzial-Archiv. – In ähnlicher Fassung führt Pauli (213) den Spruch an mit der erklärenden Hinzufügung, d. i.: Audi audienda, vide videnda et tace tacenda. Der Grund aber, warum man Mark, alter Name für Sellerie (Apium graveolens) pflücken und Melde stehen lassen soll, wenn man mit Leuten wohl umgehen will, findet sich in Hort. San., C. 6, wo es heisst: „Merck, sa et genuttet, maket eynen wol rukenden munt. Darvmme we mit vörsten effte mit heren spreken wil, de schal to voren Merck bruken in der kost.“ Im Harze: Merck und Melle, die wasset im Felle; pflücke Merk, lât Melle stahn, sau magst' mit allen Lüden gahn. (Lohrengel, I, 510.) *3 Dichter (näher) an das Merk kommen. (Pennsylvan.-deutsch.) Die Sache genauer treffen, der Wahrheit näher kommen. Im Morgenstern (Doylestown, Pennsylvanien, vom 17. Juli 1850) heisst es: „Du hast nicht ganz die halbe Wahrheit gesagt; probir's noch einmal, vielleicht kommst du das nächste mal dichter an das Merk“. Merken. 1 Fex, Fex! merkste wat, de Paschtôr den (der) stechelt. (Meurs.) 2 Ha, ha, merkst wat? Dat hêt ham, lat din Näs davon. – Diermissen, 261. Mahnt zur Vorsicht. 3 Man merkt's schon von weitem, dass der Winter kalt ist. – Simrock, 11665; Körte, 6864. 4 Markst nich müh'? Rotten sünd noch 'n bêt grôter. (Pommern.) 5 Merk's, Marx, drei Batzen ist ein Ort. Lat.: Ter tria sunt septem, bissex tantummodo sex sunt, sunt ter quinque decem, sunt semel octo. (Chaos, 189.) 6 Merkste wieder a Scheunel, sagte jener Bauer zum Gewitter? (Schles.) Zu jemand, der uns Verlust zugefügt hat, und von dem wir glauben, dass er die Absicht zeigt, einen neuen zuzufügen. Jenem Bauer hatte der Blitz die Scheune angezündet; als er sie wieder aufgebaut, sagte er die obigen Worte, da wieder ein Gewitter am Himmel stand. *7 A merkt a Broaten. (Schles.) *8 Das merck dir zum Latein. – Mathesy, 383b. *9 Das merkt a Pfard und hot 'n klên'n Kupp. *10 Das merkt ein Kind. Lat.: Et puero perspicuum. – Hoc et puero notum. *11 E märkt, wat de Birre (Birnen) goalden. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 325, 255. *12 Er het g'merkt, wo de Brönz uselauft. – Sutermeister, 80. *13 Er merkt das Latein. – Frischbier2, 2623; Henneberger, 481. Er merkt Unrath, die Sache erscheint ihm verdächtig. *14 Er merkt, dass ein Schinken im Fasse faul ist. *15 Er merkt den Butzen. (Rottenburg.) *16 Er merkt, was die Glocke geschlagen hat. – Braun, I, 850. *17 Er merkt, wo der faule Hund begraben liegt. – Eiselein, 329. Hund steht hier für Schatz, weil man glaubte, dass der Höllenhund die in der Erde verborgenen Schätze hüte. (Vgl. Grimm, Myth., 543.) Lemnius (Monachopornomachia) sucht dies Sprichwort, natürlich mit aller poetischen Freiheit, aus einer sträflichen Handlung Luther's zu erklären. *18 Er merkt, wo der Wind herweht. – Eiselein, 643; Braun, I, 5159.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/332
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [318]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/332>, abgerufen am 23.11.2024.