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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 12 Das Maul ist ein theures Thor.

Lat.: Alvus homini plurimum negotii exhibet. (Binder I, 45; II, 143; Buchler, 374; Seybold, 21; Philippi, I, 23.)

13 Das Maul ist ein Verräther.

Holl.: De kwakkelen verraden zich zelven door hunnen bek. (Harrebomee, I, 44b.)

14 Das Maul ist eine Mühle, die selten steht.

Holl.: De mond is een gaande molen. (Harrebomee, II, 97a.)

15 Das Maul ist leicht verbrannt.

16 Das Maul ist schnell gefüllt, aber langsam (schwer) das Auge.

Holl.: De mond ist haast gevuld. (Harrebomee, II, 97a.)

17 Das Maul ist wie der Gaul, beide haben einen Zaum vonnöthen.

18 Das Maul kostet am meisten.

19 Das Maul lehrt Hände und Kopf viel Arbeit.

20 Das Maul macht die Küche warm.

Man kann durch Reden den Brotschrank füllen, aber auch die Küche kalt machen. Wer redet, wie es den Leuten angenehm ist, dessen Küche ist meist wohl versorgt.

It.: Per la bocca si scalda il forno. (Pazzaglia, 34, 7.)

21 Das Maul muss nehmen, wenn es was bekommt.

Böhm.: Kdyz nam, jen ham; nemam, hube nedam. (Celakovsky, 59.)

Wend.: Dyz mam, da ham; dyz nimam, da tradam. (Celakovsky, 69.)

22 Das Maul muss sich nach dem Beutel richten.

Frz.: Gouverne ta bouche selon ta bourse. (Leroux, I, 138.)

Schwed.: Man mäste ställa munnen efter matsäcken. (Grubb, 511.)

23 Das Maul spricht offt: Freund, Gott grüsse dich: aber das Hertz meint: Freund, hüte dich. - Pauli, 188a.

24 Das Maul thut einer leichter auf als den (Sack) Beutel.

25 Das Maul trägt die Füsse (Beine). - Winckler, XV, 68.

26 Das maul tregt den Fuss hinweg. - Franck, I, 162b.

27 Das vngezeumpte Maul nach vnglück ringt. - Eyering, I, 343.

28 Dat Maul is 'ne begänge (gangbare) Landstrate. (Hannover.) - Schambach, II, 238.

29 Dat Maul bringet den Deif an'n Galgen. - Schambach, II, 26, 100; hochdeutsch bei Graf, 445, 410.

Bezieht sich im Mittelalter auf das vom Diebe entweder freiwillig abgelegte oder durch Kerker und Folter erzwungene Geständniss; kann sich in neuerer Zeit aber auch auf belastende Zeugenaussagen beziehen.

30 Dat Maul is 'n Schelm, wenn man emm man wat butt (bietet), denn jahnt he upp. (Oldenburg.) - Goldschmidt, II, 73.

31 De mit'n Mule flötet, mutt mit'n Eerse bottern. - Eichwald, 1354.

32 De 'n grot Maul het, mutt ok 'n bred'n Rüch (Rücken) hebe. (Süderdithmarschen.)

33 Dem Maul abgedarbt, ist so gut wie der Pacht von einer Wiese. - Eiselein, 445; Simrock, 6877; Körte, 4143; Braun, I, 2626.

Die Franzosen: Wollt ihr reich sein, lernt nicht blos, wie man erwirbt, sondern auch, wie man erspart. Die Ersparniss, sagen die Italiener, ist der erste Verdienst. Die Serben: Besser ist Sparsamkeit als selbst gute Arbeit. (Reinsberg III, 18.)

34 Dem Maul darf man nicht trauen.

35 Der all Mäuler verkleiben will, muss des Meels haben gar viel. - Eyering, I, 519.

36 Der muss das Maul weit aufmachen, der sich mit dem Backofen vergleichen will. - Winckler, XVII, 50.

37 Der muss ein gross Maul haben, der gegen den Backofen gähnen will. - Henisch, 171, 3.

In Mecklenburg: Wer kann gegen 'n Backaben hojanen. (Latendorf II, 223.) "Ein jeder seh sich für gar eben, thu keinem sterckern widerstreben; wer sich eim grössern widersetzt vnd auff jn seine zäne wetzt, derselb sich gar vnnützlich zerrt, gegen backofen das maul auffsperrt." "Die hoffart ist ein grosse sündt, vnd sonderlich, wenn man sie findt bei armen vnuermögnen leuten, wenn sie wöll'n wider d starken streiten; ein weites maul hat gnug zu schaffen, wenn's widern backofen will gaffen." "Für dem starken soltu dich krümmen: böss ist's, gegen das Wasser schwimmen, fall nicht dem grössern in die straff, vnd nicht [Spaltenumbruch] gegen backöfen gaff." (Waldis, I, 37, 9; II, 28, 45 u. 80, 43.) "Es dunket mich ein tumber sin, swer went den oven übergin." (Freidank.) Der Sinn des Sprichworts ist aus den angeführten Beispielen klar und geht dahin, es sei unklug oder unmöglich, gegen Mächtigere sich aufzulehnen oder in einen Kampf einzulassen. Sandvoss (Sprichwörterlese, 18) meint aber, der Vergleichungspunkt liege nicht sowol in der Grösse der Backofenöffnung dem Munde gegenüber, wie so ziemlich allgemein angenommen werde, und wie auch Kurz die obige Stelle aus B. Waldis (II, 28, 50) erklärt; sondern "gähnen" sei hier in dem Sinne von anhauchen zu fassen, es sei also an den geheizten Backofen zu denken. So verstanden, erhalte auch das "gegen" erst volle Bedeutung. Hätte Kurz recht, so wäre nicht einzusehen, warum eben ein Backofen und nicht eine noch grössere Oeffnung, z. B. ein Scheunthor gewählt sei, zumal man wirklich von einem ungenirt Gähnenden sagt: "Er reisst das Maul auf wie ein Scheunthor." Sandvoss sagt, es komme nicht auf die Grösse, sondern auf die Glut an, und er beruft sich dabei auf das im Deutschen Sprichwörter-Lexikon unter Backofen 7 aufgeführte Sprichwort aus Rendsburg: Man kan ni geg'n enn hädden Backawen anjappen, und auf 13 (aus Henisch, 171, 2): Es ist böss hauchen wider einen heissen backofen. (S. Backofen 5, 7, 11 u. 12.)

Holl.: Hij staat tegen een' oven te gapen. (Harrebomee, II, 157a.)

38 Det Mel vol nien kan e jeder. - Schuster, 945.

Das Maul vollnehmen kann ein jeder.

39 Deu met der Miulen schmännet, kann mit der Nesen bottern. (Lippe.) - Firmenich, I, 967.

Wer mit dem Munde den Rahm (Sahne, Schmant) von der Milch verzehrt, behält nichts zur Butterbereitung übrig.

40 Eim vngewaschen maul ist vnglück zum zil gsteckt. - Franck, II, 68a; Petri, II, 178.

41 Ein bös Maul kann kein Loch in den Rock reden.

Böhm.: Zla huba na siji neuvisne. (Celakovsky, 91.)

42 Ein böses Maul macht die Leute reich und arm.

43 Ein böses Maul redet niemals Gutes. - Chaos, 154.

44 Ein böses Maul verschont niemand.

Frz.: Mauvais chien n'epargne personne. (Kritzinger, 446a.)

45 Ein böses Maul verträgt sich nicht mit einem guten Herzen.

Dän.: En ond mund vidner om et ondt sind. (Prov. dan., 420.)

46 Ein böses Maul verwirrt das Land. - Pred. Sal. 28, 16; Schulze, 167.

47 Ein böss Maul hat kein glück sein Lebenlang. - Petri, II, 171.

48 Ein böss maul ist scherpffer dann ein schwert. - Franck, I, 86b; Petri, II, 442; Gruter, 24; Simrock, 6892; Körte, 4150; Masson, 390; Braun, I, 2583.

49 Ein böss maul läst die Rosen stehen vnnd bricht die Dornen. - Lehmann, 505, 25.

50 Ein böss Maul macht viel Leute vneins vnd zubricht feste Stetten. - Petri, II, 171.

51 Ein böss Maul reisst in Einer Stunde ein, wozu viel Arbeit dann und Zeit muss sein.

Lat.: Pessumdat petulans una delator in hora, quae possunt longi vix reparare dies. ( Binder II, 2565.)

52 Ein böss maul schendt vnnd schmecht getrost, man wird das Schandflecks nicht bald loss. - Lehmann, 791, 8.

53 Ein faul Maul muss viel darben.

54 Ein furchtsames Maul und ein herzhafter Degen sind sicher vor Schlägen.

55 Ein gefrässig Maul ist nicht blöde (verschämt).

Holl.: Een gulzige mond is zelden verzadigd. (Harrebomee, II, 97b.)

56 Ein geneschig Maul, satter Bauch vnnd lediger Kasten vnd Kornboden stehen nicht fern von einander. - Petri, II, 189; Henisch, 208, 22.

57 Ein geschwetzig maul verwirrt ein gantz land. - Franck, I, 87b; Simrock, 6891; Körte, 4154; Braun, I, 2588.

58 Ein grosses Maul ist schwer zu stopfen.

59 Ein grosses Maul thut's nicht allein.

Lat.: Saepe minus faciunt homines, qui magna minantur. (Anon.) (Binder II, 2994.)

60 Ein grosses Maul, zum Handeln faul.

Die Neger in Surinam haben, um diesen oder verwandte Gedanken auszudrücken, um einen Grosssprecher zu charakterisiren, das Sprichwort: Der Lomp hat ein gross Maul, aber einen engen Schlund. (Wullschlägel.) Der Lomp ist ein dortiger Fisch.

[Spaltenumbruch] 12 Das Maul ist ein theures Thor.

Lat.: Alvus homini plurimum negotii exhibet. (Binder I, 45; II, 143; Buchler, 374; Seybold, 21; Philippi, I, 23.)

13 Das Maul ist ein Verräther.

Holl.: De kwakkelen verraden zich zelven door hunnen bek. (Harrebomée, I, 44b.)

14 Das Maul ist eine Mühle, die selten steht.

Holl.: De mond is een gaande molen. (Harrebomée, II, 97a.)

15 Das Maul ist leicht verbrannt.

16 Das Maul ist schnell gefüllt, aber langsam (schwer) das Auge.

Holl.: De mond ist haast gevuld. (Harrebomée, II, 97a.)

17 Das Maul ist wie der Gaul, beide haben einen Zaum vonnöthen.

18 Das Maul kostet am meisten.

19 Das Maul lehrt Hände und Kopf viel Arbeit.

20 Das Maul macht die Küche warm.

Man kann durch Reden den Brotschrank füllen, aber auch die Küche kalt machen. Wer redet, wie es den Leuten angenehm ist, dessen Küche ist meist wohl versorgt.

It.: Per la bocca si scalda il forno. (Pazzaglia, 34, 7.)

21 Das Maul muss nehmen, wenn es was bekommt.

Böhm.: Když nám, jen ham; nemám, hubĕ nedám. (Čelakovsky, 59.)

Wend.: Dyž mam, da ham; dyž nimam, da tradam. (Čelakovsky, 69.)

22 Das Maul muss sich nach dem Beutel richten.

Frz.: Gouverne ta bouche selon ta bourse. (Leroux, I, 138.)

Schwed.: Man mäste ställa munnen efter matsäcken. (Grubb, 511.)

23 Das Maul spricht offt: Freund, Gott grüsse dich: aber das Hertz meint: Freund, hüte dich.Pauli, 188a.

24 Das Maul thut einer leichter auf als den (Sack) Beutel.

25 Das Maul trägt die Füsse (Beine).Winckler, XV, 68.

26 Das maul tregt den Fuss hinweg.Franck, I, 162b.

27 Das vngezeumpte Maul nach vnglück ringt.Eyering, I, 343.

28 Dat Maul is 'ne begänge (gangbare) Landstrate. (Hannover.) – Schambach, II, 238.

29 Dat Mûl bringet den Deif an'n Galgen.Schambach, II, 26, 100; hochdeutsch bei Graf, 445, 410.

Bezieht sich im Mittelalter auf das vom Diebe entweder freiwillig abgelegte oder durch Kerker und Folter erzwungene Geständniss; kann sich in neuerer Zeit aber auch auf belastende Zeugenaussagen beziehen.

30 Dat Mûl is 'n Schelm, wenn man emm man wat butt (bietet), denn jahnt he upp. (Oldenburg.) – Goldschmidt, II, 73.

31 De mit'n Mule flötet, mutt mit'n Eerse bottern.Eichwald, 1354.

32 De 'n grôt Mûl het, mutt ôk 'n brêd'n Rüch (Rücken) hebe. (Süderdithmarschen.)

33 Dem Maul abgedarbt, ist so gut wie der Pacht von einer Wiese.Eiselein, 445; Simrock, 6877; Körte, 4143; Braun, I, 2626.

Die Franzosen: Wollt ihr reich sein, lernt nicht blos, wie man erwirbt, sondern auch, wie man erspart. Die Ersparniss, sagen die Italiener, ist der erste Verdienst. Die Serben: Besser ist Sparsamkeit als selbst gute Arbeit. (Reinsberg III, 18.)

34 Dem Maul darf man nicht trauen.

35 Der all Mäuler verkleiben will, muss des Meels haben gar viel.Eyering, I, 519.

36 Der muss das Maul weit aufmachen, der sich mit dem Backofen vergleichen will.Winckler, XVII, 50.

37 Der muss ein gross Maul haben, der gegen den Backofen gähnen will.Henisch, 171, 3.

In Mecklenburg: Wer kann gegen 'n Backâben hojanen. (Latendorf II, 223.) „Ein jeder seh sich für gar eben, thu keinem sterckern widerstreben; wer sich eim grössern widersetzt vnd auff jn seine zäne wetzt, derselb sich gar vnnützlich zerrt, gegen backofen das maul auffsperrt.“ „Die hoffart ist ein grosse sündt, vnd sonderlich, wenn man sie findt bei armen vnuermögnen leuten, wenn sie wöll'n wider d starken streiten; ein weites maul hat gnug zu schaffen, wenn's widern backofen will gaffen.“ „Für dem starken soltu dich krümmen: böss ist's, gegen das Wasser schwimmen, fall nicht dem grössern in die straff, vnd nicht [Spaltenumbruch] gegen backöfen gaff.“ (Waldis, I, 37, 9; II, 28, 45 u. 80, 43.) „Es dunket mich ein tumber sin, swer went den oven übergin.“ (Freidank.) Der Sinn des Sprichworts ist aus den angeführten Beispielen klar und geht dahin, es sei unklug oder unmöglich, gegen Mächtigere sich aufzulehnen oder in einen Kampf einzulassen. Sandvoss (Sprichwörterlese, 18) meint aber, der Vergleichungspunkt liege nicht sowol in der Grösse der Backofenöffnung dem Munde gegenüber, wie so ziemlich allgemein angenommen werde, und wie auch Kurz die obige Stelle aus B. Waldis (II, 28, 50) erklärt; sondern „gähnen“ sei hier in dem Sinne von anhauchen zu fassen, es sei also an den geheizten Backofen zu denken. So verstanden, erhalte auch das „gegen“ erst volle Bedeutung. Hätte Kurz recht, so wäre nicht einzusehen, warum eben ein Backofen und nicht eine noch grössere Oeffnung, z. B. ein Scheunthor gewählt sei, zumal man wirklich von einem ungenirt Gähnenden sagt: „Er reisst das Maul auf wie ein Scheunthor.“ Sandvoss sagt, es komme nicht auf die Grösse, sondern auf die Glut an, und er beruft sich dabei auf das im Deutschen Sprichwörter-Lexikon unter Backofen 7 aufgeführte Sprichwort aus Rendsburg: Man kan ni geg'n enn hädden Backawen anjappen, und auf 13 (aus Henisch, 171, 2): Es ist böss hauchen wider einen heissen backofen. (S. Backofen 5, 7, 11 u. 12.)

Holl.: Hij staat tegen een' oven te gapen. (Harrebomée, II, 157a.)

38 Det Mel vôl nien kân e jeder.Schuster, 945.

Das Maul vollnehmen kann ein jeder.

39 Deu met der Miulen schmännet, kann mit der Nesen bottern. (Lippe.) – Firmenich, I, 967.

Wer mit dem Munde den Rahm (Sahne, Schmant) von der Milch verzehrt, behält nichts zur Butterbereitung übrig.

40 Eim vngewaschen maul ist vnglück zum zil gsteckt.Franck, II, 68a; Petri, II, 178.

41 Ein bös Maul kann kein Loch in den Rock reden.

Böhm.: Zlá huba na šíji neuvisne. (Čelakovsky, 91.)

42 Ein böses Maul macht die Leute reich und arm.

43 Ein böses Maul redet niemals Gutes.Chaos, 154.

44 Ein böses Maul verschont niemand.

Frz.: Mauvais chien n'épargne personne. (Kritzinger, 446a.)

45 Ein böses Maul verträgt sich nicht mit einem guten Herzen.

Dän.: En ond mund vidner om et ondt sind. (Prov. dan., 420.)

46 Ein böses Maul verwirrt das Land.Pred. Sal. 28, 16; Schulze, 167.

47 Ein böss Maul hat kein glück sein Lebenlang.Petri, II, 171.

48 Ein böss maul ist scherpffer dann ein schwert.Franck, I, 86b; Petri, II, 442; Gruter, 24; Simrock, 6892; Körte, 4150; Masson, 390; Braun, I, 2583.

49 Ein böss maul läst die Rosen stehen vnnd bricht die Dornen.Lehmann, 505, 25.

50 Ein böss Maul macht viel Leute vneins vnd zubricht feste Stetten.Petri, II, 171.

51 Ein böss Maul reisst in Einer Stunde ein, wozu viel Arbeit dann und Zeit muss sein.

Lat.: Pessumdat petulans una delator in hora, quae possunt longi vix reparare dies. ( Binder II, 2565.)

52 Ein böss maul schendt vnnd schmecht getrost, man wird das Schandflecks nicht bald loss.Lehmann, 791, 8.

53 Ein faul Maul muss viel darben.

54 Ein furchtsames Maul und ein herzhafter Degen sind sicher vor Schlägen.

55 Ein gefrässig Maul ist nicht blöde (verschämt).

Holl.: Een gulzige mond is zelden verzadigd. (Harrebomée, II, 97b.)

56 Ein geneschig Maul, satter Bauch vnnd lediger Kasten vnd Kornboden stehen nicht fern von einander.Petri, II, 189; Henisch, 208, 22.

57 Ein geschwetzig maul verwirrt ein gantz land.Franck, I, 87b; Simrock, 6891; Körte, 4154; Braun, I, 2588.

58 Ein grosses Maul ist schwer zu stopfen.

59 Ein grosses Maul thut's nicht allein.

Lat.: Saepe minus faciunt homines, qui magna minantur. (Anon.) (Binder II, 2994.)

60 Ein grosses Maul, zum Handeln faul.

Die Neger in Surinam haben, um diesen oder verwandte Gedanken auszudrücken, um einen Grosssprecher zu charakterisiren, das Sprichwort: Der Lomp hat ein gross Maul, aber einen engen Schlund. (Wullschlägel.) Der Lomp ist ein dortiger Fisch.

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[[252]/0266] 12 Das Maul ist ein theures Thor. Lat.: Alvus homini plurimum negotii exhibet. (Binder I, 45; II, 143; Buchler, 374; Seybold, 21; Philippi, I, 23.) 13 Das Maul ist ein Verräther. Holl.: De kwakkelen verraden zich zelven door hunnen bek. (Harrebomée, I, 44b.) 14 Das Maul ist eine Mühle, die selten steht. Holl.: De mond is een gaande molen. (Harrebomée, II, 97a.) 15 Das Maul ist leicht verbrannt. 16 Das Maul ist schnell gefüllt, aber langsam (schwer) das Auge. Holl.: De mond ist haast gevuld. (Harrebomée, II, 97a.) 17 Das Maul ist wie der Gaul, beide haben einen Zaum vonnöthen. 18 Das Maul kostet am meisten. 19 Das Maul lehrt Hände und Kopf viel Arbeit. 20 Das Maul macht die Küche warm. Man kann durch Reden den Brotschrank füllen, aber auch die Küche kalt machen. Wer redet, wie es den Leuten angenehm ist, dessen Küche ist meist wohl versorgt. It.: Per la bocca si scalda il forno. (Pazzaglia, 34, 7.) 21 Das Maul muss nehmen, wenn es was bekommt. Böhm.: Když nám, jen ham; nemám, hubĕ nedám. (Čelakovsky, 59.) Wend.: Dyž mam, da ham; dyž nimam, da tradam. (Čelakovsky, 69.) 22 Das Maul muss sich nach dem Beutel richten. Frz.: Gouverne ta bouche selon ta bourse. (Leroux, I, 138.) Schwed.: Man mäste ställa munnen efter matsäcken. (Grubb, 511.) 23 Das Maul spricht offt: Freund, Gott grüsse dich: aber das Hertz meint: Freund, hüte dich. – Pauli, 188a. 24 Das Maul thut einer leichter auf als den (Sack) Beutel. 25 Das Maul trägt die Füsse (Beine). – Winckler, XV, 68. 26 Das maul tregt den Fuss hinweg. – Franck, I, 162b. 27 Das vngezeumpte Maul nach vnglück ringt. – Eyering, I, 343. 28 Dat Maul is 'ne begänge (gangbare) Landstrate. (Hannover.) – Schambach, II, 238. 29 Dat Mûl bringet den Deif an'n Galgen. – Schambach, II, 26, 100; hochdeutsch bei Graf, 445, 410. Bezieht sich im Mittelalter auf das vom Diebe entweder freiwillig abgelegte oder durch Kerker und Folter erzwungene Geständniss; kann sich in neuerer Zeit aber auch auf belastende Zeugenaussagen beziehen. 30 Dat Mûl is 'n Schelm, wenn man emm man wat butt (bietet), denn jahnt he upp. (Oldenburg.) – Goldschmidt, II, 73. 31 De mit'n Mule flötet, mutt mit'n Eerse bottern. – Eichwald, 1354. 32 De 'n grôt Mûl het, mutt ôk 'n brêd'n Rüch (Rücken) hebe. (Süderdithmarschen.) 33 Dem Maul abgedarbt, ist so gut wie der Pacht von einer Wiese. – Eiselein, 445; Simrock, 6877; Körte, 4143; Braun, I, 2626. Die Franzosen: Wollt ihr reich sein, lernt nicht blos, wie man erwirbt, sondern auch, wie man erspart. Die Ersparniss, sagen die Italiener, ist der erste Verdienst. Die Serben: Besser ist Sparsamkeit als selbst gute Arbeit. (Reinsberg III, 18.) 34 Dem Maul darf man nicht trauen. 35 Der all Mäuler verkleiben will, muss des Meels haben gar viel. – Eyering, I, 519. 36 Der muss das Maul weit aufmachen, der sich mit dem Backofen vergleichen will. – Winckler, XVII, 50. 37 Der muss ein gross Maul haben, der gegen den Backofen gähnen will. – Henisch, 171, 3. In Mecklenburg: Wer kann gegen 'n Backâben hojanen. (Latendorf II, 223.) „Ein jeder seh sich für gar eben, thu keinem sterckern widerstreben; wer sich eim grössern widersetzt vnd auff jn seine zäne wetzt, derselb sich gar vnnützlich zerrt, gegen backofen das maul auffsperrt.“ „Die hoffart ist ein grosse sündt, vnd sonderlich, wenn man sie findt bei armen vnuermögnen leuten, wenn sie wöll'n wider d starken streiten; ein weites maul hat gnug zu schaffen, wenn's widern backofen will gaffen.“ „Für dem starken soltu dich krümmen: böss ist's, gegen das Wasser schwimmen, fall nicht dem grössern in die straff, vnd nicht gegen backöfen gaff.“ (Waldis, I, 37, 9; II, 28, 45 u. 80, 43.) „Es dunket mich ein tumber sin, swer went den oven übergin.“ (Freidank.) Der Sinn des Sprichworts ist aus den angeführten Beispielen klar und geht dahin, es sei unklug oder unmöglich, gegen Mächtigere sich aufzulehnen oder in einen Kampf einzulassen. Sandvoss (Sprichwörterlese, 18) meint aber, der Vergleichungspunkt liege nicht sowol in der Grösse der Backofenöffnung dem Munde gegenüber, wie so ziemlich allgemein angenommen werde, und wie auch Kurz die obige Stelle aus B. Waldis (II, 28, 50) erklärt; sondern „gähnen“ sei hier in dem Sinne von anhauchen zu fassen, es sei also an den geheizten Backofen zu denken. So verstanden, erhalte auch das „gegen“ erst volle Bedeutung. Hätte Kurz recht, so wäre nicht einzusehen, warum eben ein Backofen und nicht eine noch grössere Oeffnung, z. B. ein Scheunthor gewählt sei, zumal man wirklich von einem ungenirt Gähnenden sagt: „Er reisst das Maul auf wie ein Scheunthor.“ Sandvoss sagt, es komme nicht auf die Grösse, sondern auf die Glut an, und er beruft sich dabei auf das im Deutschen Sprichwörter-Lexikon unter Backofen 7 aufgeführte Sprichwort aus Rendsburg: Man kan ni geg'n enn hädden Backawen anjappen, und auf 13 (aus Henisch, 171, 2): Es ist böss hauchen wider einen heissen backofen. (S. Backofen 5, 7, 11 u. 12.) Holl.: Hij staat tegen een' oven te gapen. (Harrebomée, II, 157a.) 38 Det Mel vôl nien kân e jeder. – Schuster, 945. Das Maul vollnehmen kann ein jeder. 39 Deu met der Miulen schmännet, kann mit der Nesen bottern. (Lippe.) – Firmenich, I, 967. Wer mit dem Munde den Rahm (Sahne, Schmant) von der Milch verzehrt, behält nichts zur Butterbereitung übrig. 40 Eim vngewaschen maul ist vnglück zum zil gsteckt. – Franck, II, 68a; Petri, II, 178. 41 Ein bös Maul kann kein Loch in den Rock reden. Böhm.: Zlá huba na šíji neuvisne. (Čelakovsky, 91.) 42 Ein böses Maul macht die Leute reich und arm. 43 Ein böses Maul redet niemals Gutes. – Chaos, 154. 44 Ein böses Maul verschont niemand. Frz.: Mauvais chien n'épargne personne. (Kritzinger, 446a.) 45 Ein böses Maul verträgt sich nicht mit einem guten Herzen. Dän.: En ond mund vidner om et ondt sind. (Prov. dan., 420.) 46 Ein böses Maul verwirrt das Land. – Pred. Sal. 28, 16; Schulze, 167. 47 Ein böss Maul hat kein glück sein Lebenlang. – Petri, II, 171. 48 Ein böss maul ist scherpffer dann ein schwert. – Franck, I, 86b; Petri, II, 442; Gruter, 24; Simrock, 6892; Körte, 4150; Masson, 390; Braun, I, 2583. 49 Ein böss maul läst die Rosen stehen vnnd bricht die Dornen. – Lehmann, 505, 25. 50 Ein böss Maul macht viel Leute vneins vnd zubricht feste Stetten. – Petri, II, 171. 51 Ein böss Maul reisst in Einer Stunde ein, wozu viel Arbeit dann und Zeit muss sein. Lat.: Pessumdat petulans una delator in hora, quae possunt longi vix reparare dies. ( Binder II, 2565.) 52 Ein böss maul schendt vnnd schmecht getrost, man wird das Schandflecks nicht bald loss. – Lehmann, 791, 8. 53 Ein faul Maul muss viel darben. 54 Ein furchtsames Maul und ein herzhafter Degen sind sicher vor Schlägen. 55 Ein gefrässig Maul ist nicht blöde (verschämt). Holl.: Een gulzige mond is zelden verzadigd. (Harrebomée, II, 97b.) 56 Ein geneschig Maul, satter Bauch vnnd lediger Kasten vnd Kornboden stehen nicht fern von einander. – Petri, II, 189; Henisch, 208, 22. 57 Ein geschwetzig maul verwirrt ein gantz land. – Franck, I, 87b; Simrock, 6891; Körte, 4154; Braun, I, 2588. 58 Ein grosses Maul ist schwer zu stopfen. 59 Ein grosses Maul thut's nicht allein. Lat.: Saepe minus faciunt homines, qui magna minantur. (Anon.) (Binder II, 2994.) 60 Ein grosses Maul, zum Handeln faul. Die Neger in Surinam haben, um diesen oder verwandte Gedanken auszudrücken, um einen Grosssprecher zu charakterisiren, das Sprichwort: Der Lomp hat ein gross Maul, aber einen engen Schlund. (Wullschlägel.) Der Lomp ist ein dortiger Fisch.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [252]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/266>, abgerufen am 24.11.2024.