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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] dem Wind; der zwei müsser in einem Haffen kocht; der gute wort schleifft vnd falsche werk leist. - Um elastische Naturen der unter Heuken 1 geschilderten Art zu bezeichnen, hat wol jedes Volk seine verschiedenen Redensarten: Die Holländer sagen: Feuer in der einen und Wasser in der andern Hand tragen. Sein Messer schneidet auf beiden Seiten. Er spricht aus zwei Münden. Der Engländer: Mit jedem Winde mahlen. Der Italiener sagt: Er ist doppelter als eine Zwiebel. Die Deutschen lassen ihn auf beiden Achseln tragen, Schwarz und Weiss aus Einem Tiegel malen, Gott und den Teufel in ein Glas bannen. Bei den Neugriechen kommt zugleich Hitze und Kälte aus seinem Munde. Bei den Albanesen hat er zwei Gesichter. In Venetien, zwei Gesichter unter einer Mütze. Die englischen Neger auf Surinam sagen zu einem solchen: Du bist das Schneidgras, du schneidest auf beiden Seiten. (Reinsberg III, 119 u. IV, 119.) A. Ruge lässt diese Mantelträger sagen: "Ich bin weder Republikaner noch Royalist; ich fahre, wenn ich bezahlt werde, für beide Parteien den Mist."

Engl.: To carry two faces under a hood.

Frz.: Nager entre deux eaux.

It.: Star fra due acque.

Lat.: Duabus sellis sedere.

Schwed.: Bära kappan pa bada axlama. ( Marin, 6.)

*66 Den Mantel der christlichen Liebe darumhängen (darüberbreiten). - Klix, 40.

*67 Den mantel hencken, darnach der wind hergeht. - Franck, I, 84a; II, 17a; Lohrengel, II, 110; Braun, I, 2566; Törning, 54.

"Den Mantel nach dem Winde hengen vnd sich nach der Welt richten." (Mathesy, 60b.) Waldis (IV, 75, 149 fg.) dichtet von den Mantelträgern seiner Zeit und aller Zeit, unter Anwendung der sinnverwandten Sprichwörter: "Aber wer sich kan zur seiten lenken, gegen den Wind den Mantel henken, den stein auff beiden achsseln tragen, vnd was man gern hört, kan sagen, das böss loben, das gute sehenden, brillen verkauffen, schleiffen, wenden. Und kan vor beiden augen zilen, der schalckheit vnderm hütlein spielen, die warheit kan verschlahn mit liegen, dem recht ein wächssen nasen biegen, das schlechte krum, das krum schlecht machen vnd ja sagen zu bössen sachen, kan Pflaumen streichen, Federn klauben; den kleidt man jetzt mit Mardern schauben, vnd wird gesetzet oben an. Man sagt: Das ist ein trewer Mann! Bleiben so affen für vnd für, allein das mans nit sagen tür." G. Struve (Der Zuschauer, 1847, Nr. 42) schildert diese Leute so: "Heute Guelphen, morgen Ghibellinen, wie es eben des politischen Lebens Wechselfälle erheischen; des Morgens auf der linken, des Abends auf der rechten Seite, wissen sie, als kluge, windverständige Steuerleute, das Schifflein aus der Wogenbrandung zu bringen, wenn auch auf Kosten der Ehre."

*68 Den Mantel nach dem Winde hängen. - Agricola II, 89; Eyering, I, 145 u. 404; Schottel, 1114a; Sutor, 723; Mayer, II, 96; Hermann, I, 11; Eiselein, 450; Körte, 4119; Meinau, 4; Meisner, 97.

In Schlesien: A koan a Mantel trafflich nochm Winde drähn. (Gomolcke, 141.) In Würtemberg: Da Mantel nochem Wiena hänga. (Nefflen, 453.) Sich in Zeit und Umstände schicken, wär's auch mit Aufopferung des geraden Charakters eines Biedermanns. (S. Politikus.) "Hat nicht selbst die Natur zweiunddreissig Winde? Hängt nicht selbst der erste Mann den Mantel nach dem Winde, wenn er nur weiss, wo er herkommt?" (Weber, Demokritos.) "Hetst den Mantel nachem Windt gehenkt." (Waldis, IV, 7.) Drehte doch auch Diogenes seine Tonne nach der Sonne; und C. F. von Schweitzer dichtet: "Diogenes in seinem Fass war eben nicht so dumm; er dreht es ohne Unterlass stets nach der Sonne um." (L. Schücking, Welt und Zeit, Nr. 508.) "Musst den Mantel nehmen, wie der Wind just kommt, brauchst dich nicht zu schämen, wenn's nur dem Beutel frommt." Vgl. auch die Mantelrede über dies Sprichwort in den Osterländischen Blättern, Grimma 1834, Nr. 85. In dem Sinne von: Auf beiden Achseln (s. d. 9) tragen, Gott (s. d. 2593) und den Teufel in ein Glas bannen wollen, Lachen (s. d. 113) und Weinen in einem Sacke haben; schwarz und weiss aus einem Tiegel malen; warm und kalt aus einem Munde blasen. Zur Ergänzung von Heuken 1. "Ein Wandersmann sein Kleid verkehrt, wie das Wetter und Wind lehrt." (Froschm., P. p. v.)

Mhd.: Wil er den mantel hencken da mi der wint sein ganc her nimt, so ist sein kunst verhoenet. (Colm.) - Na dem penynge so habent ir den mantel und wenig na reht. (Muscatblüt.) (Zingerle, 98.)

Engl.: He holds with the hounds and rans with the hare. (Masson, 248.) - He turns as the wind turns. (Kritzinger, 335b.) - To be Jack on both sides. - To grind with every wind. (Masson, 248.)

Frz.: Avoir deux poids et deux mesures. - Clocher des deux cotes. - Homme de deux mains, a deux visages. - Menager le chevre et le chou. - Naviger selon le vent qu'il fait. (Kritzinger, 475b.) - Porter un habit de deux paroisses. - S'accommoder aux circonstances (temps). - Se conformer au tems. (Kritzinger, 165b.) - Signer pour les deux parties. - Tendre les voiles du [Spaltenumbruch] cote que vient le vent. (Masson, 248.) - Tourner a tout vent comme une girouette.

It.: Essere come una girandola.

Lat.: Ad id, unde aliquis flatus ostenditur, vela dare. - Duabus se venditat partibus. - Duabus sellis sedet. - Ex eodem ore calidum et frigidum efflare. (Masson, 248.)

Poln.: Zimno i cieplo z jednej geby chuchoc. (Masson, 248.)

Schwed.: Wända kappan efter winden. (Marin, 28.)

*69 Den Mantel verlieren, wenn das Wetter am schlechtesten ist.

Frz.: Perdre son habit en jour de froid.

Lat.: Amittere pallium, in die frigoris. (Bovill, I, 73.)

*70 Den spanischen Mantel anlegen.

*71 Der Mantel passt mir nicht.

Holl.: Die mantel past mij best.

*72 Der Sache einen Mantel umhängen. - Hermann, II, 8; Körte, 4123b; Braun, I, 2565.

Ihre Blössen, das Verwerfliche an derselben beschönigen oder verbergen.

*73 Die Mäntel hüten.

Müssig sein, während andere sich schlagen. Oder: an der Lustbarkeit der andern keinen Theil nehmen.

*74 Du kanst wol den mantel nach dem Winde halten. - Tappius, 20a; Eyering, II, 379.

Bei Tappius findet sich hier auch die holländische Redensart angeführt: Du bist häcks, noch kabbeliawes. (S. Kabeljau.)

Mhd.: Du hengkst den mantel nach dem wint. (Morzkeim.) - Ach ir gesellen jhr könt wol wenden den mantel nach dem wind. (Ambras. Liederb.)

*75 Einem den Mantel über den Kopf werfen. - Körte, 4123a.

Ihn berücken; die Spanier verfahren mit dem Stiere bei den Stiergefechten auf diese Weise.

*76 Er hat den Mantel an den Nagel gehängt. - Mayer, II, 122.

Er hat aufgehört zu studiren, die Schulen zu besuchen. Der Mantel war nämlich früher ein wesentliches Kleidungsstück eines jungen Menschen, der die öffentlichen Schulen besuchte.

*77 Er hat einen bösen Mantel für den Winter.

Ironisch. Das vierttägige Fieber im Herbste.

*78 Er hat einen wächsernen Mantel an, lässt alles über sich herunterlaufen.

*79 Er lässt sich den Mantel (Aermel) nicht zerreissen.

Er bleibt gern zu Gaste, ohne sich stark nöthigen zu lassen.

Lat.: Scindere penulam.

*80 Er weiss es unter dem Mantel zu behalten. - Parömiakon, 1583.

*81 Er weiss seinen Mantel zu hängen (tragen).

Mhd.: Ir andern wüssent auch den sitt zu warten hinder diesem man, der sein mantel henken kan. (Morszheim.) (Zingerle, 98.)

*82 Es ist ein abgetragener Mantel.

*83 Etwas mit dem Mantel der christlichen Liebe zudecken. - Hermann, II, 4; Eiselein, 449; Braun, I, 2562.

Holl.: Iets met den mantel der liefde bedekken. (Harrebomee, II, 65b.)

Lat.: Strumam dibapho tegere. (Cicero.) (Hanzely, 126; Philippi, II, 4779.)

*84 Etwas unter dem Mantel halten (machen). - Parömiakon, 2133.

Geheim.

*85 Hi dreid di Mandtel ned'er di Win'. (Sylt.) - Haupt, VIII, 361, 158.

Er trägt den Mantel nach dem Winde.

*86 Ich will ihm den Mantel ausklopfen.

Holl.: Iemand den mantel uitvegen. (Harrebomee, II, 65b.)

*87 Sein Mantel ist gut gegen Stickluft.

Ist voller Löcher. Die Engländer sagen von denen, die in Plymouth so mittellos landen, dass sie in abgetragenen, schadhaften Kleidern heimkehren müssen, sie gehen im Mantel von Plymouth. Diese Leute pflegen sich im nächsten Gehölz einen Stock zu schneiden und wandern zu Fuss weiter; denn wer einen Mantel hat, pflegt keinen Stock zu tragen. (Reinsberg V, 122.)

*88 Sein Mantel ist mit Kreuzkraut gefüttert.

Sein Leben ist voll Ungemach.

Frz.: Manteau double de vinaigre. (Leroux, II, 126.)

*89 Seinen Mantel im Sommer zerreissen.

Von denen, die ihre Güter und Sachen zur Unzeit verbrauchen. So verschwenden oft junge Leute das väterliche Vermögen in der Jugend, während es ihnen im Alter eine Stütze sein könnte.

[Spaltenumbruch] dem Wind; der zwei müsser in einem Haffen kocht; der gute wort schleifft vnd falsche werk leist. – Um elastische Naturen der unter Heuken 1 geschilderten Art zu bezeichnen, hat wol jedes Volk seine verschiedenen Redensarten: Die Holländer sagen: Feuer in der einen und Wasser in der andern Hand tragen. Sein Messer schneidet auf beiden Seiten. Er spricht aus zwei Münden. Der Engländer: Mit jedem Winde mahlen. Der Italiener sagt: Er ist doppelter als eine Zwiebel. Die Deutschen lassen ihn auf beiden Achseln tragen, Schwarz und Weiss aus Einem Tiegel malen, Gott und den Teufel in ein Glas bannen. Bei den Neugriechen kommt zugleich Hitze und Kälte aus seinem Munde. Bei den Albanesen hat er zwei Gesichter. In Venetien, zwei Gesichter unter einer Mütze. Die englischen Neger auf Surinam sagen zu einem solchen: Du bist das Schneidgras, du schneidest auf beiden Seiten. (Reinsberg III, 119 u. IV, 119.) A. Ruge lässt diese Mantelträger sagen: „Ich bin weder Republikaner noch Royalist; ich fahre, wenn ich bezahlt werde, für beide Parteien den Mist.“

Engl.: To carry two faces under a hood.

Frz.: Nager entre deux eaux.

It.: Star fra due acque.

Lat.: Duabus sellis sedere.

Schwed.: Bära kappan på båda axlama. ( Marin, 6.)

*66 Den Mantel der christlichen Liebe darumhängen (darüberbreiten).Klix, 40.

*67 Den mantel hencken, darnach der wind hergeht.Franck, I, 84a; II, 17a; Lohrengel, II, 110; Braun, I, 2566; Törning, 54.

„Den Mantel nach dem Winde hengen vnd sich nach der Welt richten.“ (Mathesy, 60b.) Waldis (IV, 75, 149 fg.) dichtet von den Mantelträgern seiner Zeit und aller Zeit, unter Anwendung der sinnverwandten Sprichwörter: „Aber wer sich kan zur seiten lenken, gegen den Wind den Mantel henken, den stein auff beiden achsseln tragen, vnd was man gern hört, kan sagen, das böss loben, das gute sehenden, brillen verkauffen, schleiffen, wenden. Und kan vor beiden augen zilen, der schalckheit vnderm hütlein spielen, die warheit kan verschlahn mit liegen, dem recht ein wächssen nasen biegen, das schlechte krum, das krum schlecht machen vnd ja sagen zu bössen sachen, kan Pflaumen streichen, Federn klauben; den kleidt man jetzt mit Mardern schauben, vnd wird gesetzet oben an. Man sagt: Das ist ein trewer Mann! Bleiben so affen für vnd für, allein das mans nit sagen tür.“ G. Struve (Der Zuschauer, 1847, Nr. 42) schildert diese Leute so: „Heute Guelphen, morgen Ghibellinen, wie es eben des politischen Lebens Wechselfälle erheischen; des Morgens auf der linken, des Abends auf der rechten Seite, wissen sie, als kluge, windverständige Steuerleute, das Schifflein aus der Wogenbrandung zu bringen, wenn auch auf Kosten der Ehre.“

*68 Den Mantel nach dem Winde hängen.Agricola II, 89; Eyering, I, 145 u. 404; Schottel, 1114a; Sutor, 723; Mayer, II, 96; Hermann, I, 11; Eiselein, 450; Körte, 4119; Meinau, 4; Meisner, 97.

In Schlesien: A koan a Mantel trafflich nochm Winde drähn. (Gomolcke, 141.) In Würtemberg: Da Mantel nôchem Wiena hänga. (Nefflen, 453.) Sich in Zeit und Umstände schicken, wär's auch mit Aufopferung des geraden Charakters eines Biedermanns. (S. Politikus.) „Hat nicht selbst die Natur zweiunddreissig Winde? Hängt nicht selbst der erste Mann den Mantel nach dem Winde, wenn er nur weiss, wo er herkommt?“ (Weber, Demokritos.) „Hetst den Mantel nachem Windt gehenkt.“ (Waldis, IV, 7.) Drehte doch auch Diogenes seine Tonne nach der Sonne; und C. F. von Schweitzer dichtet: „Diogenes in seinem Fass war eben nicht so dumm; er dreht es ohne Unterlass stets nach der Sonne um.“ (L. Schücking, Welt und Zeit, Nr. 508.) „Musst den Mantel nehmen, wie der Wind just kommt, brauchst dich nicht zu schämen, wenn's nur dem Beutel frommt.“ Vgl. auch die Mantelrede über dies Sprichwort in den Osterländischen Blättern, Grimma 1834, Nr. 85. In dem Sinne von: Auf beiden Achseln (s. d. 9) tragen, Gott (s. d. 2593) und den Teufel in ein Glas bannen wollen, Lachen (s. d. 113) und Weinen in einem Sacke haben; schwarz und weiss aus einem Tiegel malen; warm und kalt aus einem Munde blasen. Zur Ergänzung von Heuken 1. „Ein Wandersmann sein Kleid verkehrt, wie das Wetter und Wind lehrt.“ (Froschm., P. p. v.)

Mhd.: Wil er den mantel hencken dâ mi der wint sîn ganc her nimt, sô ist sîn kunst verhoenet. (Colm.) – Na dem penynge so habent ir den mantel und wenig na reht. (Muscatblüt.) (Zingerle, 98.)

Engl.: He holds with the hounds and rans with the hare. (Masson, 248.) – He turns as the wind turns. (Kritzinger, 335b.) – To be Jack on both sides. – To grind with every wind. (Masson, 248.)

Frz.: Avoir deux poids et deux mesures. – Clocher des deux côtés. – Homme de deux mains, á deux visages. – Ménager le chèvre et le chou. – Naviger selon le vent qu'il fait. (Kritzinger, 475b.) – Porter un habit de deux paroisses. – S'accommoder aux circonstances (temps). – Se conformer au tems. (Kritzinger, 165b.) – Signer pour les deux parties. – Tendre les voiles du [Spaltenumbruch] côté que vient le vent. (Masson, 248.) – Tourner à tout vent comme une girouette.

It.: Essere come una girandola.

Lat.: Ad id, unde aliquis flatus ostenditur, vela dare. – Duabus se venditat partibus. – Duabus sellis sedet. – Ex eodem ore calidum et frigidum efflare. (Masson, 248.)

Poln.: Zimno i ciepło z jednej gęby chuchoć. (Masson, 248.)

Schwed.: Wända kappan efter winden. (Marin, 28.)

*69 Den Mantel verlieren, wenn das Wetter am schlechtesten ist.

Frz.: Perdre son habit en jour de froid.

Lat.: Amittere pallium, in die frigoris. (Bovill, I, 73.)

*70 Den spanischen Mantel anlegen.

*71 Der Mantel passt mir nicht.

Holl.: Die mantel past mij best.

*72 Der Sache einen Mantel umhängen.Hermann, II, 8; Körte, 4123b; Braun, I, 2565.

Ihre Blössen, das Verwerfliche an derselben beschönigen oder verbergen.

*73 Die Mäntel hüten.

Müssig sein, während andere sich schlagen. Oder: an der Lustbarkeit der andern keinen Theil nehmen.

*74 Du kanst wol den mantel nach dem Winde halten.Tappius, 20a; Eyering, II, 379.

Bei Tappius findet sich hier auch die holländische Redensart angeführt: Du bist häcks, noch kabbeliawes. (S. Kabeljau.)

Mhd.: Du hengkst den mantel nach dem wint. (Morzkeim.) – Ach ir gesellen jhr könt wol wenden den mantel nach dem wind. (Ambras. Liederb.)

*75 Einem den Mantel über den Kopf werfen.Körte, 4123a.

Ihn berücken; die Spanier verfahren mit dem Stiere bei den Stiergefechten auf diese Weise.

*76 Er hat den Mantel an den Nagel gehängt.Mayer, II, 122.

Er hat aufgehört zu studiren, die Schulen zu besuchen. Der Mantel war nämlich früher ein wesentliches Kleidungsstück eines jungen Menschen, der die öffentlichen Schulen besuchte.

*77 Er hat einen bösen Mantel für den Winter.

Ironisch. Das vierttägige Fieber im Herbste.

*78 Er hat einen wächsernen Mantel an, lässt alles über sich herunterlaufen.

*79 Er lässt sich den Mantel (Aermel) nicht zerreissen.

Er bleibt gern zu Gaste, ohne sich stark nöthigen zu lassen.

Lat.: Scindere penulam.

*80 Er weiss es unter dem Mantel zu behalten.Parömiakon, 1583.

*81 Er weiss seinen Mantel zu hängen (tragen).

Mhd.: Ir andern wüssent auch den sitt zu warten hinder diesem man, der sein mantel henken kan. (Morszheim.) (Zingerle, 98.)

*82 Es ist ein abgetragener Mantel.

*83 Etwas mit dem Mantel der christlichen Liebe zudecken.Hermann, II, 4; Eiselein, 449; Braun, I, 2562.

Holl.: Iets met den mantel der liefde bedekken. (Harrebomée, II, 65b.)

Lat.: Strumam dibapho tegere. (Cicero.) (Hanzely, 126; Philippi, II, 4779.)

*84 Etwas unter dem Mantel halten (machen).Parömiakon, 2133.

Geheim.

*85 Hi dreid di Mandtel ned'er di Win'. (Sylt.) – Haupt, VIII, 361, 158.

Er trägt den Mantel nach dem Winde.

*86 Ich will ihm den Mantel ausklopfen.

Holl.: Iemand den mantel uitvegen. (Harrebomée, II, 65b.)

*87 Sein Mantel ist gut gegen Stickluft.

Ist voller Löcher. Die Engländer sagen von denen, die in Plymouth so mittellos landen, dass sie in abgetragenen, schadhaften Kleidern heimkehren müssen, sie gehen im Mantel von Plymouth. Diese Leute pflegen sich im nächsten Gehölz einen Stock zu schneiden und wandern zu Fuss weiter; denn wer einen Mantel hat, pflegt keinen Stock zu tragen. (Reinsberg V, 122.)

*88 Sein Mantel ist mit Kreuzkraut gefüttert.

Sein Leben ist voll Ungemach.

Frz.: Manteau double de vinaigre. (Leroux, II, 126.)

*89 Seinen Mantel im Sommer zerreissen.

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[[227]/0241] dem Wind; der zwei müsser in einem Haffen kocht; der gute wort schleifft vnd falsche werk leist. – Um elastische Naturen der unter Heuken 1 geschilderten Art zu bezeichnen, hat wol jedes Volk seine verschiedenen Redensarten: Die Holländer sagen: Feuer in der einen und Wasser in der andern Hand tragen. Sein Messer schneidet auf beiden Seiten. Er spricht aus zwei Münden. Der Engländer: Mit jedem Winde mahlen. Der Italiener sagt: Er ist doppelter als eine Zwiebel. Die Deutschen lassen ihn auf beiden Achseln tragen, Schwarz und Weiss aus Einem Tiegel malen, Gott und den Teufel in ein Glas bannen. Bei den Neugriechen kommt zugleich Hitze und Kälte aus seinem Munde. Bei den Albanesen hat er zwei Gesichter. In Venetien, zwei Gesichter unter einer Mütze. Die englischen Neger auf Surinam sagen zu einem solchen: Du bist das Schneidgras, du schneidest auf beiden Seiten. (Reinsberg III, 119 u. IV, 119.) A. Ruge lässt diese Mantelträger sagen: „Ich bin weder Republikaner noch Royalist; ich fahre, wenn ich bezahlt werde, für beide Parteien den Mist.“ Engl.: To carry two faces under a hood. Frz.: Nager entre deux eaux. It.: Star fra due acque. Lat.: Duabus sellis sedere. Schwed.: Bära kappan på båda axlama. ( Marin, 6.) *66 Den Mantel der christlichen Liebe darumhängen (darüberbreiten). – Klix, 40. *67 Den mantel hencken, darnach der wind hergeht. – Franck, I, 84a; II, 17a; Lohrengel, II, 110; Braun, I, 2566; Törning, 54. „Den Mantel nach dem Winde hengen vnd sich nach der Welt richten.“ (Mathesy, 60b.) Waldis (IV, 75, 149 fg.) dichtet von den Mantelträgern seiner Zeit und aller Zeit, unter Anwendung der sinnverwandten Sprichwörter: „Aber wer sich kan zur seiten lenken, gegen den Wind den Mantel henken, den stein auff beiden achsseln tragen, vnd was man gern hört, kan sagen, das böss loben, das gute sehenden, brillen verkauffen, schleiffen, wenden. Und kan vor beiden augen zilen, der schalckheit vnderm hütlein spielen, die warheit kan verschlahn mit liegen, dem recht ein wächssen nasen biegen, das schlechte krum, das krum schlecht machen vnd ja sagen zu bössen sachen, kan Pflaumen streichen, Federn klauben; den kleidt man jetzt mit Mardern schauben, vnd wird gesetzet oben an. Man sagt: Das ist ein trewer Mann! Bleiben so affen für vnd für, allein das mans nit sagen tür.“ G. Struve (Der Zuschauer, 1847, Nr. 42) schildert diese Leute so: „Heute Guelphen, morgen Ghibellinen, wie es eben des politischen Lebens Wechselfälle erheischen; des Morgens auf der linken, des Abends auf der rechten Seite, wissen sie, als kluge, windverständige Steuerleute, das Schifflein aus der Wogenbrandung zu bringen, wenn auch auf Kosten der Ehre.“ *68 Den Mantel nach dem Winde hängen. – Agricola II, 89; Eyering, I, 145 u. 404; Schottel, 1114a; Sutor, 723; Mayer, II, 96; Hermann, I, 11; Eiselein, 450; Körte, 4119; Meinau, 4; Meisner, 97. In Schlesien: A koan a Mantel trafflich nochm Winde drähn. (Gomolcke, 141.) In Würtemberg: Da Mantel nôchem Wiena hänga. (Nefflen, 453.) Sich in Zeit und Umstände schicken, wär's auch mit Aufopferung des geraden Charakters eines Biedermanns. (S. Politikus.) „Hat nicht selbst die Natur zweiunddreissig Winde? Hängt nicht selbst der erste Mann den Mantel nach dem Winde, wenn er nur weiss, wo er herkommt?“ (Weber, Demokritos.) „Hetst den Mantel nachem Windt gehenkt.“ (Waldis, IV, 7.) Drehte doch auch Diogenes seine Tonne nach der Sonne; und C. F. von Schweitzer dichtet: „Diogenes in seinem Fass war eben nicht so dumm; er dreht es ohne Unterlass stets nach der Sonne um.“ (L. Schücking, Welt und Zeit, Nr. 508.) „Musst den Mantel nehmen, wie der Wind just kommt, brauchst dich nicht zu schämen, wenn's nur dem Beutel frommt.“ Vgl. auch die Mantelrede über dies Sprichwort in den Osterländischen Blättern, Grimma 1834, Nr. 85. In dem Sinne von: Auf beiden Achseln (s. d. 9) tragen, Gott (s. d. 2593) und den Teufel in ein Glas bannen wollen, Lachen (s. d. 113) und Weinen in einem Sacke haben; schwarz und weiss aus einem Tiegel malen; warm und kalt aus einem Munde blasen. Zur Ergänzung von Heuken 1. „Ein Wandersmann sein Kleid verkehrt, wie das Wetter und Wind lehrt.“ (Froschm., P. p. v.) Mhd.: Wil er den mantel hencken dâ mi der wint sîn ganc her nimt, sô ist sîn kunst verhoenet. (Colm.) – Na dem penynge so habent ir den mantel und wenig na reht. (Muscatblüt.) (Zingerle, 98.) Engl.: He holds with the hounds and rans with the hare. (Masson, 248.) – He turns as the wind turns. (Kritzinger, 335b.) – To be Jack on both sides. – To grind with every wind. (Masson, 248.) Frz.: Avoir deux poids et deux mesures. – Clocher des deux côtés. – Homme de deux mains, á deux visages. – Ménager le chèvre et le chou. – Naviger selon le vent qu'il fait. (Kritzinger, 475b.) – Porter un habit de deux paroisses. – S'accommoder aux circonstances (temps). – Se conformer au tems. (Kritzinger, 165b.) – Signer pour les deux parties. – Tendre les voiles du côté que vient le vent. (Masson, 248.) – Tourner à tout vent comme une girouette. It.: Essere come una girandola. Lat.: Ad id, unde aliquis flatus ostenditur, vela dare. – Duabus se venditat partibus. – Duabus sellis sedet. – Ex eodem ore calidum et frigidum efflare. (Masson, 248.) Poln.: Zimno i ciepło z jednej gęby chuchoć. (Masson, 248.) Schwed.: Wända kappan efter winden. (Marin, 28.) *69 Den Mantel verlieren, wenn das Wetter am schlechtesten ist. Frz.: Perdre son habit en jour de froid. Lat.: Amittere pallium, in die frigoris. (Bovill, I, 73.) *70 Den spanischen Mantel anlegen. *71 Der Mantel passt mir nicht. Holl.: Die mantel past mij best. *72 Der Sache einen Mantel umhängen. – Hermann, II, 8; Körte, 4123b; Braun, I, 2565. Ihre Blössen, das Verwerfliche an derselben beschönigen oder verbergen. *73 Die Mäntel hüten. Müssig sein, während andere sich schlagen. Oder: an der Lustbarkeit der andern keinen Theil nehmen. *74 Du kanst wol den mantel nach dem Winde halten. – Tappius, 20a; Eyering, II, 379. Bei Tappius findet sich hier auch die holländische Redensart angeführt: Du bist häcks, noch kabbeliawes. (S. Kabeljau.) Mhd.: Du hengkst den mantel nach dem wint. (Morzkeim.) – Ach ir gesellen jhr könt wol wenden den mantel nach dem wind. (Ambras. Liederb.) *75 Einem den Mantel über den Kopf werfen. – Körte, 4123a. Ihn berücken; die Spanier verfahren mit dem Stiere bei den Stiergefechten auf diese Weise. *76 Er hat den Mantel an den Nagel gehängt. – Mayer, II, 122. Er hat aufgehört zu studiren, die Schulen zu besuchen. Der Mantel war nämlich früher ein wesentliches Kleidungsstück eines jungen Menschen, der die öffentlichen Schulen besuchte. *77 Er hat einen bösen Mantel für den Winter. Ironisch. Das vierttägige Fieber im Herbste. *78 Er hat einen wächsernen Mantel an, lässt alles über sich herunterlaufen. *79 Er lässt sich den Mantel (Aermel) nicht zerreissen. Er bleibt gern zu Gaste, ohne sich stark nöthigen zu lassen. Lat.: Scindere penulam. *80 Er weiss es unter dem Mantel zu behalten. – Parömiakon, 1583. *81 Er weiss seinen Mantel zu hängen (tragen). Mhd.: Ir andern wüssent auch den sitt zu warten hinder diesem man, der sein mantel henken kan. (Morszheim.) (Zingerle, 98.) *82 Es ist ein abgetragener Mantel. *83 Etwas mit dem Mantel der christlichen Liebe zudecken. – Hermann, II, 4; Eiselein, 449; Braun, I, 2562. Holl.: Iets met den mantel der liefde bedekken. (Harrebomée, II, 65b.) Lat.: Strumam dibapho tegere. (Cicero.) (Hanzely, 126; Philippi, II, 4779.) *84 Etwas unter dem Mantel halten (machen). – Parömiakon, 2133. Geheim. *85 Hi dreid di Mandtel ned'er di Win'. (Sylt.) – Haupt, VIII, 361, 158. Er trägt den Mantel nach dem Winde. *86 Ich will ihm den Mantel ausklopfen. Holl.: Iemand den mantel uitvegen. (Harrebomée, II, 65b.) *87 Sein Mantel ist gut gegen Stickluft. Ist voller Löcher. Die Engländer sagen von denen, die in Plymouth so mittellos landen, dass sie in abgetragenen, schadhaften Kleidern heimkehren müssen, sie gehen im Mantel von Plymouth. Diese Leute pflegen sich im nächsten Gehölz einen Stock zu schneiden und wandern zu Fuss weiter; denn wer einen Mantel hat, pflegt keinen Stock zu tragen. (Reinsberg V, 122.) *88 Sein Mantel ist mit Kreuzkraut gefüttert. Sein Leben ist voll Ungemach. Frz.: Manteau double de vinaigre. (Leroux, II, 126.) *89 Seinen Mantel im Sommer zerreissen. Von denen, die ihre Güter und Sachen zur Unzeit verbrauchen. So verschwenden oft junge Leute das väterliche Vermögen in der Jugend, während es ihnen im Alter eine Stütze sein könnte.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [227]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/241>, abgerufen am 24.11.2024.