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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 930 Einem Manne mit doppeltem Gesicht traue nicht.

Holl.: Wacht u voor een' man met twee aangezigten. (Harrebomee, II, 63b.)

931 Einem Manne passen keine Knabenschuhe mehr.

932 Einem Manne, so im Zorn, ist alles verworr'n.

Die Finnen sagen: Sogar die Milch schmeckt nicht dem erzürnten Mann. (Bertram, 40.)

933 Einem Manne wird oft verziehen, was beim Weibe unverzeihlich ist.

It.: Agli uomini ogni peccato mortale e veniale, alle donne ogni veniale e mortale. (Bohn I, 68.)

934 Einem nüchternen Manne geht kein Glück an. (Saulgau.) - Birlinger, 191; Eiselein, 496.

935 Einem reichen Mann fehlt es nie an Freunden.

Frz.: A riche homme ne chault qui amy lui est. (Leroux, I, 165.)

936 Einem Reichen Mann stehet es alles wohl an; gelobt sey, der da kompt mit secken Silber vnnd Gold. - Lehmann, 682, 19.

937 Einem schuldigen Mann geht das Grausen an. (Niederösterreich.)

938 Einem schwachen Mann nützt die schwere Rüstung nichts.

Holl.: Al heeft een zwak man een groot zwaard in de vuist, hij zal daarom niet te harder slaan. (Harrebomee, II, 52a.)

939 Einem tapfern Mann steht ein auffrechter (gerader) Leib wohl an.

Lat.: Est procerum vere procerum corpus habere. (Sutor, 548.)

940 Einem todten Mann darf man nicht trauen, nackte Mädchen zu beschauen.

Die Russen: Das Glied eines blinden Mannes wird zum Auge, wenn er am Bache steht, worin die nackten Mädchen plätschern. (Altmann VI, 469.)

941 Einem trunckenen Manne höret das zu, in dem Dreck liegen spat vnd fruh. - Limb. Chronik, 37.

942 Einem trunckenen (vollen) Mann soll ein geladener(s) Wagen (Fuder Heu) ausweichen. - Luther, 105; Latendorf II, 11; Lehmann, II, 132, 106; Chaos, 205; Mathesy, 214b; Eisenhart, 476; Pistor., VI, 56; Steiger, 42.

Betrunkenen soll man aus dem Wege gehen, sich aber ganz besonders hüten, sie zum Zorn zu reizen, weil man dann keinen Ersatz für den erlittenen Schaden erlangen, sondern jeden Verlust und jedes Uebel sich selbst zuzuschreiben hat.

Frz.: Homme yvre et pervers va de travers. (Leroux, I, 164.)

Lat.: In vino veritas. (Sutor, 244.)

943 Einem trunkenen Manne soll man aus dem Wege gehen.

Frz.: D'homme qui s'ennyvre tost t'en delivre. (Leroux, I, 166.)

944 Einem untreuen Mann ist man keine Treue schuldig.

Mhd.: Man ne sal dem untrauwen man neheine trauwe leisten. (Alexanderlied.) - Vür untriuwe ist niht so guot so der triuweleiche tuot. (Freidank.) (Zingerle, 158.)

945 Einem vernünftigen Manne sieht nichts ähnlicher als ein Narr, welcher das Maul hält. - Körte, 4498; Körte2, 5584.

946 Einem vnbekanden Mann trawen ist Thorheit. - Petri, II, 178.

947 Einem vollen Mann sol ein geladener Wagen weichen. - Schottel, 1136b.

948 Einem vollkommenen Manne kann man keinen bessern Namen finden als "Ritter". - Graf, 32, 41.

Mit dem Worte "Mann" verband man im Mittelalter die Vorstellung "Freiheit"; da das Mass derselben verschieden war, so war ein "vollkommener Mann" ein Vollfreier; diesen dachte man sich als weise, stark, tugendhaft. Und so erschien in der Vorstellung auch der Ritter. Solche Vorzüge mussten bürgerlich und staatsrechtlich auch ausgezeichnet sein, und sie waren es. Der Adliche erhob beim Schwure nur einen Finger. (Klingen, 19b, 2.) Der Eid des Ritters (s. d.) wog schwerer als der von Bauern und Bürgern; man glaubte sogar, dass kein Löwe einen edeln Mann verletze. (Vgl. Westphalen, III, 87.)

Mhd.: Auch sint man eim vollenkumen manne keinen bezzern namen konde finden, den ein ritter. (Endemann, III, 4.)

949 Einem wegfertigen Manne kann man kein Gras verweigern. - Graf, 389, 584.

Bei aller Strenge auf der einen Seite geht durch die altdeutschen Gesetze ein schöner Zug von Humanität. [Spaltenumbruch] So streng die Achtung vor dem Eigenthum gehegt wurde; so waren doch, wo es Beistand und Unterstützung galt, gewisse Eingriffe gestattet, worauf sich das obige Sprichwort bezieht. Der Reisende durfte auf fremdem Grund und Boden sein Nachtlager nehmen und sich einrichten, Holz fällen, um ein Feuer anzumachen, um Wagen, Schlitten wieder in den Stand zu setzen; er durfte sein ermüdetes u. s. w. Pferd selbst auf fremder Wiese grasen lassen. (S. Drei 34.)

Jüt.: Waegh faraen man oc gest mughae men aec graes synae. (Thorsen, Jüt. Lov., I, 172, 261; Gulath, 545, 11.)

950 Einem weisen Mann folgt (dient) das Glück.

Schwed.: Wis man binder lyckan wid hjulet. (Grubb, 861; Wensell, 80.)

951 Einem weisen Mann widerfehrt kein schlechte Torheit. - Petri, II, 178.

952 Einem witzigen Manne begegnet keine kleine Thorheit. - Opel, 373.

953 Einen berühmten Mann muss man nicht zu nahe ansehen.

Holl.: Beroemde mannen moet men niet al te nabij beschouwen. (Harrebomee, II, 52b.)

954 Einen blinden Mann zu führen, schlagen sich zehn Weiber.

955 Einen braven Mann kennt man wohl.

956 Einen ehrlichen Mann erkennt man am Gesicht.

It.: Dalla ciera, si conoscono li galanthuomini. (Pazzaglia, 147, 2.)

957 Einen frommen Mann bescharret man ebenso wie einen Schalck; ein fromb Weib stirbt eben sowol als ein Hur, aber vngleich ist jhr haimfart. - Petri, II, 175; Henisch, 1255, 25.

958 Einen gefangen Mann sol man nicht schlagen. - Petri, II, 179.

959 Einen geschlagenen Mann haut ein jeder in die Pfann'.

Dän.: Slagen mand bliver snarest slagen of foragtet fiende. - Slagen mand giör ingen modstand.

960 Einen hungrigen Mann kann eine Fliege aufregen.

961 Einen Mann, der was kann, sagte die Tochter, als die Mutter sie fragte, was sie ihr zum Jahrmarkt mitbringen solle.

Span.: Madre, casar, casar, que carrafico me quiere llevar. (Bohn I, 230.)

962 Einen Mann erkennt man am Gange.

963 Einen Mann hungerte manche Stund'; er ging und kaufte sich einen Hund. - Simrock, 5069.

Mhd.: Einen man hungerte manche stunt, der gieng und koufte einen hunt. (Morolf.) (Zingerle, 74.)

964 Einen Mann kennt man nicht eh'r, bis dass er kommt zur Ehr'.

Holl.: Men kent een' man niet eer, voor dat hij komt tot eer. - Men kent eens mans wijsheid, als hij en hoofd is. - Men kent geen' man, als eer hij magt krijgt. (Harrebomee, II, 62a.)

965 Einen Mann lernt man kennen im Spiel, auf der Buhlschaft und auf der Jagd. - Eiselein, 448.

966 Einen Mann misst man nicht nach der Elle.

Böhm.: Chlap se jako oves korcem nemeri. (Celakovsky, 268.)

Poln.: Korcem chlopa niemierz. - Niemierza chlopa w korza jako owies. (Celakovsky, 268.)

967 Einen Mann muss man nicht eher beim Bart nehmen, bis man ihm den Kopf abgeschlagen hat.

968 Einen Mann von Flaum jagt der Wind über den Zaun.

It.: L'huomo di piuma vola. (Pazzaglia, 172, 2.)

969 Einen tapfern Mann das Unglück nicht besiegen kann.

Lat.: Quemcunque fortem videris, miserum neges. (Seneca.) (Philippi, II, 123.)

970 Einen verdrossenen Mann kein Gott befriedigen kann.

971 Einen weisen Mann fürcht jederman. - Petri, II, 150.

972 Eines alten Mannes Platz ist hinter dem Ofen.

973 Eines alten Mannes Tanz und der Märzensonne Glanz sind von kurzer Dauer.

Holl.: Eens ouds mans vreugd en de Maartsche zon dienen tijdelijk waargenomen. (Harrebomee, II, 56.)

[Spaltenumbruch] 930 Einem Manne mit doppeltem Gesicht traue nicht.

Holl.: Wacht u voor een' man met twee aangezigten. (Harrebomée, II, 63b.)

931 Einem Manne passen keine Knabenschuhe mehr.

932 Einem Manne, so im Zorn, ist alles verworr'n.

Die Finnen sagen: Sogar die Milch schmeckt nicht dem erzürnten Mann. (Bertram, 40.)

933 Einem Manne wird oft verziehen, was beim Weibe unverzeihlich ist.

It.: Agli uomini ogni peccato mortale è veniale, alle donne ogni veniale è mortale. (Bohn I, 68.)

934 Einem nüchternen Manne geht kein Glück an. (Saulgau.) – Birlinger, 191; Eiselein, 496.

935 Einem reichen Mann fehlt es nie an Freunden.

Frz.: A riche homme ne chault qui amy lui est. (Leroux, I, 165.)

936 Einem Reichen Mann stehet es alles wohl an; gelobt sey, der da kompt mit secken Silber vnnd Gold.Lehmann, 682, 19.

937 Einem schuldigen Mann geht das Grausen an. (Niederösterreich.)

938 Einem schwachen Mann nützt die schwere Rüstung nichts.

Holl.: Al heeft een zwak man een groot zwaard in de vuist, hij zal daarom niet te harder slaan. (Harrebomée, II, 52a.)

939 Einem tapfern Mann steht ein auffrechter (gerader) Leib wohl an.

Lat.: Est procerum vere procerum corpus habere. (Sutor, 548.)

940 Einem todten Mann darf man nicht trauen, nackte Mädchen zu beschauen.

Die Russen: Das Glied eines blinden Mannes wird zum Auge, wenn er am Bache steht, worin die nackten Mädchen plätschern. (Altmann VI, 469.)

941 Einem trunckenen Manne höret das zu, in dem Dreck liegen spat vnd fruh.Limb. Chronik, 37.

942 Einem trunckenen (vollen) Mann soll ein geladener(s) Wagen (Fuder Heu) ausweichen.Luther, 105; Latendorf II, 11; Lehmann, II, 132, 106; Chaos, 205; Mathesy, 214b; Eisenhart, 476; Pistor., VI, 56; Steiger, 42.

Betrunkenen soll man aus dem Wege gehen, sich aber ganz besonders hüten, sie zum Zorn zu reizen, weil man dann keinen Ersatz für den erlittenen Schaden erlangen, sondern jeden Verlust und jedes Uebel sich selbst zuzuschreiben hat.

Frz.: Homme yvre et pervers va de travers. (Leroux, I, 164.)

Lat.: In vino veritas. (Sutor, 244.)

943 Einem trunkenen Manne soll man aus dem Wege gehen.

Frz.: D'homme qui s'ennyvre tost t'en délivre. (Leroux, I, 166.)

944 Einem untreuen Mann ist man keine Treue schuldig.

Mhd.: Man ne sal dem untrûwen man neheine trûwe leisten. (Alexanderlied.) – Vür untriuwe ist niht sô guot sô der triuwelîche tuot. (Freidank.) (Zingerle, 158.)

945 Einem vernünftigen Manne sieht nichts ähnlicher als ein Narr, welcher das Maul hält.Körte, 4498; Körte2, 5584.

946 Einem vnbekanden Mann trawen ist Thorheit.Petri, II, 178.

947 Einem vollen Mann sol ein geladener Wagen weichen.Schottel, 1136b.

948 Einem vollkommenen Manne kann man keinen bessern Namen finden als „Ritter“.Graf, 32, 41.

Mit dem Worte „Mann“ verband man im Mittelalter die Vorstellung „Freiheit“; da das Mass derselben verschieden war, so war ein „vollkommener Mann“ ein Vollfreier; diesen dachte man sich als weise, stark, tugendhaft. Und so erschien in der Vorstellung auch der Ritter. Solche Vorzüge mussten bürgerlich und staatsrechtlich auch ausgezeichnet sein, und sie waren es. Der Adliche erhob beim Schwure nur einen Finger. (Klingen, 19b, 2.) Der Eid des Ritters (s. d.) wog schwerer als der von Bauern und Bürgern; man glaubte sogar, dass kein Löwe einen edeln Mann verletze. (Vgl. Westphalen, III, 87.)

Mhd.: Auch sint man eim vollenkumen manne keinen bezzern namen konde finden, den ein ritter. (Endemann, III, 4.)

949 Einem wegfertigen Manne kann man kein Gras verweigern.Graf, 389, 584.

Bei aller Strenge auf der einen Seite geht durch die altdeutschen Gesetze ein schöner Zug von Humanität. [Spaltenumbruch] So streng die Achtung vor dem Eigenthum gehegt wurde; so waren doch, wo es Beistand und Unterstützung galt, gewisse Eingriffe gestattet, worauf sich das obige Sprichwort bezieht. Der Reisende durfte auf fremdem Grund und Boden sein Nachtlager nehmen und sich einrichten, Holz fällen, um ein Feuer anzumachen, um Wagen, Schlitten wieder in den Stand zu setzen; er durfte sein ermüdetes u. s. w. Pferd selbst auf fremder Wiese grasen lassen. (S. Drei 34.)

Jüt.: Waegh faraen man oc gest mughae men aec graes synae. (Thorsen, Jüt. Lov., I, 172, 261; Gulath, 545, 11.)

950 Einem weisen Mann folgt (dient) das Glück.

Schwed.: Wis man binder lyckan wid hjulet. (Grubb, 861; Wensell, 80.)

951 Einem weisen Mann widerfehrt kein schlechte Torheit.Petri, II, 178.

952 Einem witzigen Manne begegnet keine kleine Thorheit.Opel, 373.

953 Einen berühmten Mann muss man nicht zu nahe ansehen.

Holl.: Beroemde mannen moet men niet al te nabij beschouwen. (Harrebomée, II, 52b.)

954 Einen blinden Mann zu führen, schlagen sich zehn Weiber.

955 Einen braven Mann kennt man wohl.

956 Einen ehrlichen Mann erkennt man am Gesicht.

It.: Dalla ciera, si conoscono li galanthuomini. (Pazzaglia, 147, 2.)

957 Einen frommen Mann bescharret man ebenso wie einen Schalck; ein fromb Weib stirbt eben sowol als ein Hur, aber vngleich ist jhr haimfart.Petri, II, 175; Henisch, 1255, 25.

958 Einen gefangen Mann sol man nicht schlagen.Petri, II, 179.

959 Einen geschlagenen Mann haut ein jeder in die Pfann'.

Dän.: Slagen mand bliver snarest slagen of foragtet fiende. – Slagen mand giør ingen modstand.

960 Einen hungrigen Mann kann eine Fliege aufregen.

961 Einen Mann, der was kann, sagte die Tochter, als die Mutter sie fragte, was sie ihr zum Jahrmarkt mitbringen solle.

Span.: Madre, casar, casar, que carrafico me quiere llevar. (Bohn I, 230.)

962 Einen Mann erkennt man am Gange.

963 Einen Mann hungerte manche Stund'; er ging und kaufte sich einen Hund.Simrock, 5069.

Mhd.: Einen man hungerte manche stunt, der gieng und koufte einen hunt. (Morolf.) (Zingerle, 74.)

964 Einen Mann kennt man nicht eh'r, bis dass er kommt zur Ehr'.

Holl.: Men kent een' man niet eer, voor dat hij komt tot eer. – Men kent eens mans wijsheid, als hij en hoofd is. – Men kent geen' man, als eer hij magt krijgt. (Harrebomée, II, 62a.)

965 Einen Mann lernt man kennen im Spiel, auf der Buhlschaft und auf der Jagd.Eiselein, 448.

966 Einen Mann misst man nicht nach der Elle.

Böhm.: Chlap se jako oves korcem nemĕří. (Čelakovsky, 268.)

Poln.: Korcem chłopa niemierz. – Niemierzą chłopa w korza jako owies. (Čelakovsky, 268.)

967 Einen Mann muss man nicht eher beim Bart nehmen, bis man ihm den Kopf abgeschlagen hat.

968 Einen Mann von Flaum jagt der Wind über den Zaun.

It.: L'huomo di piuma vola. (Pazzaglia, 172, 2.)

969 Einen tapfern Mann das Unglück nicht besiegen kann.

Lat.: Quemcunque fortem videris, miserum neges. (Seneca.) (Philippi, II, 123.)

970 Einen verdrossenen Mann kein Gott befriedigen kann.

971 Einen weisen Mann fürcht jederman.Petri, II, 150.

972 Eines alten Mannes Platz ist hinter dem Ofen.

973 Eines alten Mannes Tanz und der Märzensonne Glanz sind von kurzer Dauer.

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[[202]/0216] 930 Einem Manne mit doppeltem Gesicht traue nicht. Holl.: Wacht u voor een' man met twee aangezigten. (Harrebomée, II, 63b.) 931 Einem Manne passen keine Knabenschuhe mehr. 932 Einem Manne, so im Zorn, ist alles verworr'n. Die Finnen sagen: Sogar die Milch schmeckt nicht dem erzürnten Mann. (Bertram, 40.) 933 Einem Manne wird oft verziehen, was beim Weibe unverzeihlich ist. It.: Agli uomini ogni peccato mortale è veniale, alle donne ogni veniale è mortale. (Bohn I, 68.) 934 Einem nüchternen Manne geht kein Glück an. (Saulgau.) – Birlinger, 191; Eiselein, 496. 935 Einem reichen Mann fehlt es nie an Freunden. Frz.: A riche homme ne chault qui amy lui est. (Leroux, I, 165.) 936 Einem Reichen Mann stehet es alles wohl an; gelobt sey, der da kompt mit secken Silber vnnd Gold. – Lehmann, 682, 19. 937 Einem schuldigen Mann geht das Grausen an. (Niederösterreich.) 938 Einem schwachen Mann nützt die schwere Rüstung nichts. Holl.: Al heeft een zwak man een groot zwaard in de vuist, hij zal daarom niet te harder slaan. (Harrebomée, II, 52a.) 939 Einem tapfern Mann steht ein auffrechter (gerader) Leib wohl an. Lat.: Est procerum vere procerum corpus habere. (Sutor, 548.) 940 Einem todten Mann darf man nicht trauen, nackte Mädchen zu beschauen. Die Russen: Das Glied eines blinden Mannes wird zum Auge, wenn er am Bache steht, worin die nackten Mädchen plätschern. (Altmann VI, 469.) 941 Einem trunckenen Manne höret das zu, in dem Dreck liegen spat vnd fruh. – Limb. Chronik, 37. 942 Einem trunckenen (vollen) Mann soll ein geladener(s) Wagen (Fuder Heu) ausweichen. – Luther, 105; Latendorf II, 11; Lehmann, II, 132, 106; Chaos, 205; Mathesy, 214b; Eisenhart, 476; Pistor., VI, 56; Steiger, 42. Betrunkenen soll man aus dem Wege gehen, sich aber ganz besonders hüten, sie zum Zorn zu reizen, weil man dann keinen Ersatz für den erlittenen Schaden erlangen, sondern jeden Verlust und jedes Uebel sich selbst zuzuschreiben hat. Frz.: Homme yvre et pervers va de travers. (Leroux, I, 164.) Lat.: In vino veritas. (Sutor, 244.) 943 Einem trunkenen Manne soll man aus dem Wege gehen. Frz.: D'homme qui s'ennyvre tost t'en délivre. (Leroux, I, 166.) 944 Einem untreuen Mann ist man keine Treue schuldig. Mhd.: Man ne sal dem untrûwen man neheine trûwe leisten. (Alexanderlied.) – Vür untriuwe ist niht sô guot sô der triuwelîche tuot. (Freidank.) (Zingerle, 158.) 945 Einem vernünftigen Manne sieht nichts ähnlicher als ein Narr, welcher das Maul hält. – Körte, 4498; Körte2, 5584. 946 Einem vnbekanden Mann trawen ist Thorheit. – Petri, II, 178. 947 Einem vollen Mann sol ein geladener Wagen weichen. – Schottel, 1136b. 948 Einem vollkommenen Manne kann man keinen bessern Namen finden als „Ritter“. – Graf, 32, 41. Mit dem Worte „Mann“ verband man im Mittelalter die Vorstellung „Freiheit“; da das Mass derselben verschieden war, so war ein „vollkommener Mann“ ein Vollfreier; diesen dachte man sich als weise, stark, tugendhaft. Und so erschien in der Vorstellung auch der Ritter. Solche Vorzüge mussten bürgerlich und staatsrechtlich auch ausgezeichnet sein, und sie waren es. Der Adliche erhob beim Schwure nur einen Finger. (Klingen, 19b, 2.) Der Eid des Ritters (s. d.) wog schwerer als der von Bauern und Bürgern; man glaubte sogar, dass kein Löwe einen edeln Mann verletze. (Vgl. Westphalen, III, 87.) Mhd.: Auch sint man eim vollenkumen manne keinen bezzern namen konde finden, den ein ritter. (Endemann, III, 4.) 949 Einem wegfertigen Manne kann man kein Gras verweigern. – Graf, 389, 584. Bei aller Strenge auf der einen Seite geht durch die altdeutschen Gesetze ein schöner Zug von Humanität. So streng die Achtung vor dem Eigenthum gehegt wurde; so waren doch, wo es Beistand und Unterstützung galt, gewisse Eingriffe gestattet, worauf sich das obige Sprichwort bezieht. Der Reisende durfte auf fremdem Grund und Boden sein Nachtlager nehmen und sich einrichten, Holz fällen, um ein Feuer anzumachen, um Wagen, Schlitten wieder in den Stand zu setzen; er durfte sein ermüdetes u. s. w. Pferd selbst auf fremder Wiese grasen lassen. (S. Drei 34.) Jüt.: Waegh faraen man oc gest mughae men aec graes synae. (Thorsen, Jüt. Lov., I, 172, 261; Gulath, 545, 11.) 950 Einem weisen Mann folgt (dient) das Glück. Schwed.: Wis man binder lyckan wid hjulet. (Grubb, 861; Wensell, 80.) 951 Einem weisen Mann widerfehrt kein schlechte Torheit. – Petri, II, 178. 952 Einem witzigen Manne begegnet keine kleine Thorheit. – Opel, 373. 953 Einen berühmten Mann muss man nicht zu nahe ansehen. Holl.: Beroemde mannen moet men niet al te nabij beschouwen. (Harrebomée, II, 52b.) 954 Einen blinden Mann zu führen, schlagen sich zehn Weiber. 955 Einen braven Mann kennt man wohl. 956 Einen ehrlichen Mann erkennt man am Gesicht. It.: Dalla ciera, si conoscono li galanthuomini. (Pazzaglia, 147, 2.) 957 Einen frommen Mann bescharret man ebenso wie einen Schalck; ein fromb Weib stirbt eben sowol als ein Hur, aber vngleich ist jhr haimfart. – Petri, II, 175; Henisch, 1255, 25. 958 Einen gefangen Mann sol man nicht schlagen. – Petri, II, 179. 959 Einen geschlagenen Mann haut ein jeder in die Pfann'. Dän.: Slagen mand bliver snarest slagen of foragtet fiende. – Slagen mand giør ingen modstand. 960 Einen hungrigen Mann kann eine Fliege aufregen. 961 Einen Mann, der was kann, sagte die Tochter, als die Mutter sie fragte, was sie ihr zum Jahrmarkt mitbringen solle. Span.: Madre, casar, casar, que carrafico me quiere llevar. (Bohn I, 230.) 962 Einen Mann erkennt man am Gange. 963 Einen Mann hungerte manche Stund'; er ging und kaufte sich einen Hund. – Simrock, 5069. Mhd.: Einen man hungerte manche stunt, der gieng und koufte einen hunt. (Morolf.) (Zingerle, 74.) 964 Einen Mann kennt man nicht eh'r, bis dass er kommt zur Ehr'. Holl.: Men kent een' man niet eer, voor dat hij komt tot eer. – Men kent eens mans wijsheid, als hij en hoofd is. – Men kent geen' man, als eer hij magt krijgt. (Harrebomée, II, 62a.) 965 Einen Mann lernt man kennen im Spiel, auf der Buhlschaft und auf der Jagd. – Eiselein, 448. 966 Einen Mann misst man nicht nach der Elle. Böhm.: Chlap se jako oves korcem nemĕří. (Čelakovsky, 268.) Poln.: Korcem chłopa niemierz. – Niemierzą chłopa w korza jako owies. (Čelakovsky, 268.) 967 Einen Mann muss man nicht eher beim Bart nehmen, bis man ihm den Kopf abgeschlagen hat. 968 Einen Mann von Flaum jagt der Wind über den Zaun. It.: L'huomo di piuma vola. (Pazzaglia, 172, 2.) 969 Einen tapfern Mann das Unglück nicht besiegen kann. Lat.: Quemcunque fortem videris, miserum neges. (Seneca.) (Philippi, II, 123.) 970 Einen verdrossenen Mann kein Gott befriedigen kann. 971 Einen weisen Mann fürcht jederman. – Petri, II, 150. 972 Eines alten Mannes Platz ist hinter dem Ofen. 973 Eines alten Mannes Tanz und der Märzensonne Glanz sind von kurzer Dauer. Holl.: Eens ouds mans vreugd en de Maartsche zon dienen tijdelijk waargenomen. (Harrebomée, II, 56.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [202]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/216>, abgerufen am 22.11.2024.