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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Mandel (der).

1 A ieds Mandl hat sein Brandl. - Baumgarten, III, 38.

*2 Es steigt ihm (ihr) der Mandel1 auf. - Schöpf, 420.

1) Verkleinerungsform von Mann. - Er (sie) wird zornig.


Mandelkern.

Wo der mandelkern angebissen wirt, so wirt er bitter. - Henisch, 402, 9.


Mander.

Laufe de Mander över Dag auch de Kapellchere noh, des Ovvends könt (kommt) doch jedder ger (gern) en sing Pfarrkerch. (Aachen.) - Firmenich, I, 493, 92.


Manen.

Die sich manen1, wörfen sich mödd Stanen. (Trier.) - Firmenich, III, 546, 18; Laven, 179, 27.

1) Sich wohlwollend gesinnt sein, sich lieben, diese werfen sich mit Steinen, etwa mit Kirsch- und Pflaumensteinen, d. h. sie necken sich.


Mang.

Sanct Mang säet den ersten Strang; Mariä Geburt säet furt. (Wurmlingen.) - Birlinger, 628.


Mangel.

1 Angeborne mengel kan man nicht auss vnd ein setzen wie der Glaser die Fenster. - Lehmann, 542, 78.

"Gewisse Mängel sind nothwendig zum Dasein des einzelnen. Es würde uns unangenehm sein, wenn alte Freunde gewisse Eigenheiten ablegten." (Loeper, Goethe's Sprüche, 419.)

2 Aus Mangel an Tinte schreibt man mit Kohle.

3 Das ist ein geringer mangel, wenn ein floh auff ein weiss Tuch hustet. - Lehmann, 506, 47.

4 Der hat kein mangel, der mit seiner armuth gnug hat. - Lehmann, 349, 15.

5 Der wird bald Mangel an Oel haben, der am hellen Mittag herrliche Essenzen verbrennt.

6 Eigen mangel sehen wir nicht. - Henisch, 829, 50.

Lat.: Non videmus manticae quod in tergo est. (Henisch, 829, 51.)

7 Es ist niemand ohne Mängel, wir sind Menschen, keine Engel. - Gaal, 1131; Simrock, 6775.

Engl.: There is no man so perfect but hath his faults. (Gaal, 1131.)

Lat.: Nunquam sunt visi qui caruere nisi. (Gaal, 1131.)

8 Fremde Mängel sehen wir eher als die unsern.

9 Kommt der Mangel ins Haus, flieht die Liebe hinaus.

10 Könt jeder sein mangel verstehn, so würd keiner auff den andern sehen. - Gruter, III, 60; Lehmann, II, 323, 94.

11 Mancher ist mit mängeln behenckt, wie die Schwebischen Fuhrleuth mit Nestlen. - Lehmann, 505, 26.

"Aber wie sich hierüber niemand erzürnt, also soll man sich nicht wegen der mängel erzürnen."

12 Mangel an Glauben und an Geld macht einen traurig in der Welt.

Frz.: Faute de credit et d'argent rend l'homme toute triste et dolent. (Kritzinger, 305a.)

13 Mangel an Jahren ist ein Fehler, der sich mit jedem Tage bessert. - Sailer, 191.

14 Mängel, die im Blute sitzen, kann man nicht vertreiben durch Schwitzen.

15 Wer keinen Mangel leidet, hat genug.

16 Wer kleine Mängel nicht acht't, wird bald in grosse Laster gebracht. - Parömiakon, 442.

17 Wer kleine Mängel nicht acht't, wird bald zu grossem Fall gebracht. - Parömiakon, 3249.

18 Wer Mangel hat, zieht das Schamhütlein ab.

It.: Chi abbissogna, non abbia vergogna. (Bohn I, 78.)

19 Wer Mangel im Beutel hat, wird fremder Speise nicht satt.

Lat.: Si tibi deficit aes, miser es, et pinguis non es. (Sutor, 629.)

20 Wer nicht Mangel leidet, ist reich genug.

It.: Assai e ricco a chi non manca. (Bohn I, 73.)

21 Wer nie Mangel empfunden, weiss nicht, was ein guter Tag werth ist.

Frz.: Qui n'a pas senti le besoin, ne connaeit pas le bonheur. (Cahier, 1902.)

[Spaltenumbruch] 22 Willst du nicht haben (leiden) Mangel, so führe brav die Angel.

23 Wir seynd in unsern Mängeln blind und sehn doch andere geschwind! - Chaos, 1081.

24 Wu de Mangel, do de Krangel1. (Trier.) - Firmenich, III, 548, 80; Laven, 197, 142.

1) Streit, Hader, Verdruss. - In einem Hause, in dem es an den nöthtigsten Mitteln des Bestehens gebricht, da fehlt es auch nicht an Verdruss.

*25 Der Mangel guckt dort zu allen Fenstern heraus.

"So stutzen wir auch nicht in einem seidenen Kleide, der Mangel guckt bey uns zu allen Fenstern raus." (Keller, 173b.)

*26 He hett em dägt in de Mangel nahmen. (Mecklenburg.)

Er hat ihn tüchtig verarbeitet. (S. Schraubstock.)


Mangelholz.

Das Mangelholz hängt ihm über (vor) der Thür (oder: vor Küche und Keller). - Sailer, 74; Schottel, 1113a; Simrock, 6777; Braun, I, 551; Lohrengel, II, 84.

Bezeichnung der Dürftigkeit.


Mangeln.

1 Wer wol mangeln (entbehren) kan, der kan wol haben. - Petri, II, 782; Lehmann, II, 853, 375; Simrock, 6776.

*2 Das mangelt ihm so wenig wie dem Hund die Flöhe.

Frz.: Je ne manque non plus de cela qu'un chien de puces. (Kritzinger, 438a.)


Mangelt.

1 Mangelt und Chrut wachset gern i der Gertrud. (Bern.) - Schweiz, II, 248, 11.

2 Sanct Mangelt flickt Schuhe.


Manheim.

1 Manheim hat (vier Widersprüche): einen Brunnen ohne Sprung, einen Löwen ohne Zung', einen Bürgermeister ohne Sitz und einen Rathsthurm ohne Spitz'.

2 Manheim hat einen Brunnen ohne Sprung, einen Löwen ohne Zung', einen Mann ohne Mütz', einen Kirchthurm ohne Spitz', einen Bürgermeister ohne Witz.

Unter dem Brunnen ist derjenige gemeint, den der Bildhauer Crepello 1741 auf dem Paradeplatz errichtete, den er mit Brunnenschalen, mit Grotten, kurz mit allem versah, nur nicht mit Wasser. - Was den Löwen betrifft, so gehen die Ansichten auseinander. Die einen verstehen darunter die beiden jetzt am Löwenkeller stehenden Löwen, die ehemals ein Thor am alten Zeughaus bewachten und mit geschlossenem Munde dalagen, andere dagegen den Löwen am Veteranendenkmal auf dem Zeughausplatz, das 1848 den badischen Kriegern errichtet wurde. Diesem Löwen aber wurde 1849 muthwilligerweise die Schnauze abgeschlagen. - Auf dem 1610 erbauten, jetzt zerstörten Neckarthor, welches 1684 noch einmal umgebaut wurde, war ein Atlas entblössten Hauptes, der die Erdkugel auf der Schulter trug. Von diesem ging die Volkssage, er werde die Kugel abwerfen und eine Mütze aufsetzen, sobald er das erste Schiff den Neckar herabkommen sehe. - Unter dem Kirchthurm ohne Spitze soll der Thurm der jetzigen Concordienkirche gemeint sein, dessen Grundstein 1708 gelegt wurde und der statt einer Spitze eine abgestumpfte Pyramide als Dach hat. - Der Bürgermeister ohne Witz scheint sich auf keine bestimmte Person zu beziehen, sondern blos des Reims wegen hinzugekommen zu sein, wenigstens ist jetzt eine solche nicht nachweisbar. Der obige Spruch ist indess vom Volkswitz, etwa in den vierziger Jahren dieses Jahrhunderts, in folgender Form auf bestimmte Personen angewandt worden: "Ein Stadtdirector mit Schmerbauch, ein Bürgermeister mit einem Aug' (der Vater des Ministers Jolly), ein Mann ohne Mütz', ein Rathsdiener ohne Spitz'." Das letztere bezieht sich auf einen Rathsdiener, der um das Jahr 1848 sich die Pudenda abgeschnitten hat. Ich habe über den obigen Spruch und seine Mundform mehrere Nachfragen gethan. Prof. W. A. Fickler meint, dass nach der ganzen Fassung die Form: Ein Brunn' ohne Sprung, ein Löw' ohne Zung', ein Bürgermeister ohne Sitz und ein Rathsthurm ohne Spitz', die ursprüngliche, alle andern nur Accommodationen davon seien. Dann wäre die Zeit der Entstehung zwischen 1689 und 1701, da das jetzige Rathhaus gebaut wurde. In dieser Zeit befand sich der Bürgermeister ohne Sitz, bald in Heidelberg, bald in Weinheim, ein Theil der Bürger in Magdeburg, ein Theil in Neu-Manheim, ein letzter endlich da und dort zerstreut. Auch der alte Rathsbrunnen hatte keinen Sprung, wenn darunter fliessendes Wasser zu verstehen ist. Das alte Rathhaus, an der Stelle des jetzigen,

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Mandel (der).

1 A ieds Mandl hat sein Brandl.Baumgarten, III, 38.

*2 Es steigt ihm (ihr) der Mandel1 auf.Schöpf, 420.

1) Verkleinerungsform von Mann. – Er (sie) wird zornig.


Mandelkern.

Wo der mandelkern angebissen wirt, so wirt er bitter.Henisch, 402, 9.


Mander.

Laufe de Mander över Dag auch de Kapellchere noh, des Ovvends könt (kommt) doch jedder gêr (gern) ên sing Pfarrkerch. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 92.


Mânen.

Die sich mânen1, wörfen sich mödd Stânen. (Trier.) – Firmenich, III, 546, 18; Laven, 179, 27.

1) Sich wohlwollend gesinnt sein, sich lieben, diese werfen sich mit Steinen, etwa mit Kirsch- und Pflaumensteinen, d. h. sie necken sich.


Mang.

Sanct Mang säet den ersten Strang; Mariä Geburt säet furt. (Wurmlingen.) – Birlinger, 628.


Mangel.

1 Angeborne mengel kan man nicht auss vnd ein setzen wie der Glaser die Fenster.Lehmann, 542, 78.

„Gewisse Mängel sind nothwendig zum Dasein des einzelnen. Es würde uns unangenehm sein, wenn alte Freunde gewisse Eigenheiten ablegten.“ (Loeper, Goethe's Sprüche, 419.)

2 Aus Mangel an Tinte schreibt man mit Kohle.

3 Das ist ein geringer mangel, wenn ein floh auff ein weiss Tuch hustet.Lehmann, 506, 47.

4 Der hat kein mangel, der mit seiner armuth gnug hat.Lehmann, 349, 15.

5 Der wird bald Mangel an Oel haben, der am hellen Mittag herrliche Essenzen verbrennt.

6 Eigen mangel sehen wir nicht.Henisch, 829, 50.

Lat.: Non videmus manticae quod in tergo est. (Henisch, 829, 51.)

7 Es ist niemand ohne Mängel, wir sind Menschen, keine Engel.Gaal, 1131; Simrock, 6775.

Engl.: There is no man so perfect but hath his faults. (Gaal, 1131.)

Lat.: Nunquam sunt visi qui caruere nisi. (Gaal, 1131.)

8 Fremde Mängel sehen wir eher als die unsern.

9 Kommt der Mangel ins Haus, flieht die Liebe hinaus.

10 Könt jeder sein mangel verstehn, so würd keiner auff den andern sehen.Gruter, III, 60; Lehmann, II, 323, 94.

11 Mancher ist mit mängeln behenckt, wie die Schwebischen Fuhrleuth mit Nestlen.Lehmann, 505, 26.

„Aber wie sich hierüber niemand erzürnt, also soll man sich nicht wegen der mängel erzürnen.“

12 Mangel an Glauben und an Geld macht einen traurig in der Welt.

Frz.: Faute de crédit et d'argent rend l'homme toute triste et dolent. (Kritzinger, 305a.)

13 Mangel an Jahren ist ein Fehler, der sich mit jedem Tage bessert.Sailer, 191.

14 Mängel, die im Blute sitzen, kann man nicht vertreiben durch Schwitzen.

15 Wer keinen Mangel leidet, hat genug.

16 Wer kleine Mängel nicht acht't, wird bald in grosse Laster gebracht.Parömiakon, 442.

17 Wer kleine Mängel nicht acht't, wird bald zu grossem Fall gebracht.Parömiakon, 3249.

18 Wer Mangel hat, zieht das Schamhütlein ab.

It.: Chi abbissogna, non abbia vergogna. (Bohn I, 78.)

19 Wer Mangel im Beutel hat, wird fremder Speise nicht satt.

Lat.: Si tibi deficit aes, miser es, et pinguis non es. (Sutor, 629.)

20 Wer nicht Mangel leidet, ist reich genug.

It.: Assai è ricco à chi non manca. (Bohn I, 73.)

21 Wer nie Mangel empfunden, weiss nicht, was ein guter Tag werth ist.

Frz.: Qui n'a pas senti le besoin, ne connaît pas le bonheur. (Cahier, 1902.)

[Spaltenumbruch] 22 Willst du nicht haben (leiden) Mangel, so führe brav die Angel.

23 Wir seynd in unsern Mängeln blind und sehn doch andere geschwind!Chaos, 1081.

24 Wu de Mangel, do de Krangel1. (Trier.) – Firmenich, III, 548, 80; Laven, 197, 142.

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*25 Der Mangel guckt dort zu allen Fenstern heraus.

„So stutzen wir auch nicht in einem seidenen Kleide, der Mangel guckt bey uns zu allen Fenstern raus.“ (Keller, 173b.)

*26 He hett em dägt in de Mangel nahmen. (Mecklenburg.)

Er hat ihn tüchtig verarbeitet. (S. Schraubstock.)


Mangelholz.

Das Mangelholz hängt ihm über (vor) der Thür (oder: vor Küche und Keller).Sailer, 74; Schottel, 1113a; Simrock, 6777; Braun, I, 551; Lohrengel, II, 84.

Bezeichnung der Dürftigkeit.


Mangeln.

1 Wer wol mangeln (entbehren) kan, der kan wol haben.Petri, II, 782; Lehmann, II, 853, 375; Simrock, 6776.

*2 Das mangelt ihm so wenig wie dem Hund die Flöhe.

Frz.: Je ne manque non plus de cela qu'un chien de puces. (Kritzinger, 438a.)


Mangelt.

1 Mangelt und Chrut wachset gern i der Gertrud. (Bern.) – Schweiz, II, 248, 11.

2 Sanct Mangelt flickt Schuhe.


Manheim.

1 Manheim hat (vier Widersprüche): einen Brunnen ohne Sprung, einen Löwen ohne Zung', einen Bürgermeister ohne Sitz und einen Rathsthurm ohne Spitz'.

2 Manheim hat einen Brunnen ohne Sprung, einen Löwen ohne Zung', einen Mann ohne Mütz', einen Kirchthurm ohne Spitz', einen Bürgermeister ohne Witz.

Unter dem Brunnen ist derjenige gemeint, den der Bildhauer Crepello 1741 auf dem Paradeplatz errichtete, den er mit Brunnenschalen, mit Grotten, kurz mit allem versah, nur nicht mit Wasser. – Was den Löwen betrifft, so gehen die Ansichten auseinander. Die einen verstehen darunter die beiden jetzt am Löwenkeller stehenden Löwen, die ehemals ein Thor am alten Zeughaus bewachten und mit geschlossenem Munde dalagen, andere dagegen den Löwen am Veteranendenkmal auf dem Zeughausplatz, das 1848 den badischen Kriegern errichtet wurde. Diesem Löwen aber wurde 1849 muthwilligerweise die Schnauze abgeschlagen. – Auf dem 1610 erbauten, jetzt zerstörten Neckarthor, welches 1684 noch einmal umgebaut wurde, war ein Atlas entblössten Hauptes, der die Erdkugel auf der Schulter trug. Von diesem ging die Volkssage, er werde die Kugel abwerfen und eine Mütze aufsetzen, sobald er das erste Schiff den Neckar herabkommen sehe. – Unter dem Kirchthurm ohne Spitze soll der Thurm der jetzigen Concordienkirche gemeint sein, dessen Grundstein 1708 gelegt wurde und der statt einer Spitze eine abgestumpfte Pyramide als Dach hat. – Der Bürgermeister ohne Witz scheint sich auf keine bestimmte Person zu beziehen, sondern blos des Reims wegen hinzugekommen zu sein, wenigstens ist jetzt eine solche nicht nachweisbar. Der obige Spruch ist indess vom Volkswitz, etwa in den vierziger Jahren dieses Jahrhunderts, in folgender Form auf bestimmte Personen angewandt worden: „Ein Stadtdirector mit Schmerbauch, ein Bürgermeister mit einem Aug' (der Vater des Ministers Jolly), ein Mann ohne Mütz', ein Rathsdiener ohne Spitz'.“ Das letztere bezieht sich auf einen Rathsdiener, der um das Jahr 1848 sich die Pudenda abgeschnitten hat. Ich habe über den obigen Spruch und seine Mundform mehrere Nachfragen gethan. Prof. W. A. Fickler meint, dass nach der ganzen Fassung die Form: Ein Brunn' ohne Sprung, ein Löw' ohne Zung', ein Bürgermeister ohne Sitz und ein Rathsthurm ohne Spitz', die ursprüngliche, alle andern nur Accommodationen davon seien. Dann wäre die Zeit der Entstehung zwischen 1689 und 1701, da das jetzige Rathhaus gebaut wurde. In dieser Zeit befand sich der Bürgermeister ohne Sitz, bald in Heidelberg, bald in Weinheim, ein Theil der Bürger in Magdeburg, ein Theil in Neu-Manheim, ein letzter endlich da und dort zerstreut. Auch der alte Rathsbrunnen hatte keinen Sprung, wenn darunter fliessendes Wasser zu verstehen ist. Das alte Rathhaus, an der Stelle des jetzigen,

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[[180]/0194] Mandel (der). 1 A ieds Mandl hat sein Brandl. – Baumgarten, III, 38. *2 Es steigt ihm (ihr) der Mandel1 auf. – Schöpf, 420. 1) Verkleinerungsform von Mann. – Er (sie) wird zornig. Mandelkern. Wo der mandelkern angebissen wirt, so wirt er bitter. – Henisch, 402, 9. Mander. Laufe de Mander över Dag auch de Kapellchere noh, des Ovvends könt (kommt) doch jedder gêr (gern) ên sing Pfarrkerch. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 92. Mânen. Die sich mânen1, wörfen sich mödd Stânen. (Trier.) – Firmenich, III, 546, 18; Laven, 179, 27. 1) Sich wohlwollend gesinnt sein, sich lieben, diese werfen sich mit Steinen, etwa mit Kirsch- und Pflaumensteinen, d. h. sie necken sich. Mang. Sanct Mang säet den ersten Strang; Mariä Geburt säet furt. (Wurmlingen.) – Birlinger, 628. Mangel. 1 Angeborne mengel kan man nicht auss vnd ein setzen wie der Glaser die Fenster. – Lehmann, 542, 78. „Gewisse Mängel sind nothwendig zum Dasein des einzelnen. Es würde uns unangenehm sein, wenn alte Freunde gewisse Eigenheiten ablegten.“ (Loeper, Goethe's Sprüche, 419.) 2 Aus Mangel an Tinte schreibt man mit Kohle. 3 Das ist ein geringer mangel, wenn ein floh auff ein weiss Tuch hustet. – Lehmann, 506, 47. 4 Der hat kein mangel, der mit seiner armuth gnug hat. – Lehmann, 349, 15. 5 Der wird bald Mangel an Oel haben, der am hellen Mittag herrliche Essenzen verbrennt. 6 Eigen mangel sehen wir nicht. – Henisch, 829, 50. Lat.: Non videmus manticae quod in tergo est. (Henisch, 829, 51.) 7 Es ist niemand ohne Mängel, wir sind Menschen, keine Engel. – Gaal, 1131; Simrock, 6775. Engl.: There is no man so perfect but hath his faults. (Gaal, 1131.) Lat.: Nunquam sunt visi qui caruere nisi. (Gaal, 1131.) 8 Fremde Mängel sehen wir eher als die unsern. 9 Kommt der Mangel ins Haus, flieht die Liebe hinaus. 10 Könt jeder sein mangel verstehn, so würd keiner auff den andern sehen. – Gruter, III, 60; Lehmann, II, 323, 94. 11 Mancher ist mit mängeln behenckt, wie die Schwebischen Fuhrleuth mit Nestlen. – Lehmann, 505, 26. „Aber wie sich hierüber niemand erzürnt, also soll man sich nicht wegen der mängel erzürnen.“ 12 Mangel an Glauben und an Geld macht einen traurig in der Welt. Frz.: Faute de crédit et d'argent rend l'homme toute triste et dolent. (Kritzinger, 305a.) 13 Mangel an Jahren ist ein Fehler, der sich mit jedem Tage bessert. – Sailer, 191. 14 Mängel, die im Blute sitzen, kann man nicht vertreiben durch Schwitzen. 15 Wer keinen Mangel leidet, hat genug. 16 Wer kleine Mängel nicht acht't, wird bald in grosse Laster gebracht. – Parömiakon, 442. 17 Wer kleine Mängel nicht acht't, wird bald zu grossem Fall gebracht. – Parömiakon, 3249. 18 Wer Mangel hat, zieht das Schamhütlein ab. It.: Chi abbissogna, non abbia vergogna. (Bohn I, 78.) 19 Wer Mangel im Beutel hat, wird fremder Speise nicht satt. Lat.: Si tibi deficit aes, miser es, et pinguis non es. (Sutor, 629.) 20 Wer nicht Mangel leidet, ist reich genug. It.: Assai è ricco à chi non manca. (Bohn I, 73.) 21 Wer nie Mangel empfunden, weiss nicht, was ein guter Tag werth ist. Frz.: Qui n'a pas senti le besoin, ne connaît pas le bonheur. (Cahier, 1902.) 22 Willst du nicht haben (leiden) Mangel, so führe brav die Angel. 23 Wir seynd in unsern Mängeln blind und sehn doch andere geschwind! – Chaos, 1081. 24 Wu de Mangel, do de Krangel1. (Trier.) – Firmenich, III, 548, 80; Laven, 197, 142. 1) Streit, Hader, Verdruss. – In einem Hause, in dem es an den nöthtigsten Mitteln des Bestehens gebricht, da fehlt es auch nicht an Verdruss. *25 Der Mangel guckt dort zu allen Fenstern heraus. „So stutzen wir auch nicht in einem seidenen Kleide, der Mangel guckt bey uns zu allen Fenstern raus.“ (Keller, 173b.) *26 He hett em dägt in de Mangel nahmen. (Mecklenburg.) Er hat ihn tüchtig verarbeitet. (S. Schraubstock.) Mangelholz. Das Mangelholz hängt ihm über (vor) der Thür (oder: vor Küche und Keller). – Sailer, 74; Schottel, 1113a; Simrock, 6777; Braun, I, 551; Lohrengel, II, 84. Bezeichnung der Dürftigkeit. Mangeln. 1 Wer wol mangeln (entbehren) kan, der kan wol haben. – Petri, II, 782; Lehmann, II, 853, 375; Simrock, 6776. *2 Das mangelt ihm so wenig wie dem Hund die Flöhe. Frz.: Je ne manque non plus de cela qu'un chien de puces. (Kritzinger, 438a.) Mangelt. 1 Mangelt und Chrut wachset gern i der Gertrud. (Bern.) – Schweiz, II, 248, 11. 2 Sanct Mangelt flickt Schuhe. Manheim. 1 Manheim hat (vier Widersprüche): einen Brunnen ohne Sprung, einen Löwen ohne Zung', einen Bürgermeister ohne Sitz und einen Rathsthurm ohne Spitz'. 2 Manheim hat einen Brunnen ohne Sprung, einen Löwen ohne Zung', einen Mann ohne Mütz', einen Kirchthurm ohne Spitz', einen Bürgermeister ohne Witz. Unter dem Brunnen ist derjenige gemeint, den der Bildhauer Crepello 1741 auf dem Paradeplatz errichtete, den er mit Brunnenschalen, mit Grotten, kurz mit allem versah, nur nicht mit Wasser. – Was den Löwen betrifft, so gehen die Ansichten auseinander. Die einen verstehen darunter die beiden jetzt am Löwenkeller stehenden Löwen, die ehemals ein Thor am alten Zeughaus bewachten und mit geschlossenem Munde dalagen, andere dagegen den Löwen am Veteranendenkmal auf dem Zeughausplatz, das 1848 den badischen Kriegern errichtet wurde. Diesem Löwen aber wurde 1849 muthwilligerweise die Schnauze abgeschlagen. – Auf dem 1610 erbauten, jetzt zerstörten Neckarthor, welches 1684 noch einmal umgebaut wurde, war ein Atlas entblössten Hauptes, der die Erdkugel auf der Schulter trug. Von diesem ging die Volkssage, er werde die Kugel abwerfen und eine Mütze aufsetzen, sobald er das erste Schiff den Neckar herabkommen sehe. – Unter dem Kirchthurm ohne Spitze soll der Thurm der jetzigen Concordienkirche gemeint sein, dessen Grundstein 1708 gelegt wurde und der statt einer Spitze eine abgestumpfte Pyramide als Dach hat. – Der Bürgermeister ohne Witz scheint sich auf keine bestimmte Person zu beziehen, sondern blos des Reims wegen hinzugekommen zu sein, wenigstens ist jetzt eine solche nicht nachweisbar. Der obige Spruch ist indess vom Volkswitz, etwa in den vierziger Jahren dieses Jahrhunderts, in folgender Form auf bestimmte Personen angewandt worden: „Ein Stadtdirector mit Schmerbauch, ein Bürgermeister mit einem Aug' (der Vater des Ministers Jolly), ein Mann ohne Mütz', ein Rathsdiener ohne Spitz'.“ Das letztere bezieht sich auf einen Rathsdiener, der um das Jahr 1848 sich die Pudenda abgeschnitten hat. Ich habe über den obigen Spruch und seine Mundform mehrere Nachfragen gethan. Prof. W. A. Fickler meint, dass nach der ganzen Fassung die Form: Ein Brunn' ohne Sprung, ein Löw' ohne Zung', ein Bürgermeister ohne Sitz und ein Rathsthurm ohne Spitz', die ursprüngliche, alle andern nur Accommodationen davon seien. Dann wäre die Zeit der Entstehung zwischen 1689 und 1701, da das jetzige Rathhaus gebaut wurde. In dieser Zeit befand sich der Bürgermeister ohne Sitz, bald in Heidelberg, bald in Weinheim, ein Theil der Bürger in Magdeburg, ein Theil in Neu-Manheim, ein letzter endlich da und dort zerstreut. Auch der alte Rathsbrunnen hatte keinen Sprung, wenn darunter fliessendes Wasser zu verstehen ist. Das alte Rathhaus, an der Stelle des jetzigen,

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [180]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/194>, abgerufen am 24.11.2024.