Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] wegen, der erhält, was bald verloren; um der Tugend willen, der hat, was bleibt in Ewigkeit.

205 Wer ein Mädchen kennen lernen will, muss es in der Arbeits(Wochen-)schürze sehen.

Dän.: Man skal skue en pige i et trug dei, og ikke i en springe-dands. (Bohn I, 389.)

206 Wer ein Mädchen will zur Närrin machen, darf ihr nur sagen, dass es schön sei. - Winckler, XV, 29.

207 Wer ein übersehenes Mädchen erkiest, bekommt eine auserlesene Frau. - Bertram, 65.

Die Finnen sagen: Man lässt oft die guten Mädchen sitzen und heirathet die schlechten. (Bertram, 57.)

208 Wer einem Mädchen sagt, dass es hübsch sei, gibt ihm Wein mit Kokelskörnern.

Span.: Dile que es hermosa, y tornastela loca. (Bohn I, 214.)

209 Wer enn Mäden schändt, de mutt er ok ehr'n. (Rendsburg.)

210 Wer um ein Mädchen freit, darf selten nur sich zeigen; wer um eine Witwe freit, muss spielen Tag und Nacht die Geigen.

Engl.: He that woos a maid, must come seldom in her sight; but he that woos a widow, must woo her day and night. (Bohn II, 43.)

211 Wer um ein Mädchen wirbt, muss lügen, kosen; wer um eine Witwe freit, herunter mit den Hosen. - Demokritos, I, 373.

Engl.: He that woos a maid, must feign, lie and flatter, but he, that woos a widow, must down with breeches and at her. (Bohn II, 43.)

212 Wie ein Mädchen erzogen, so wird es gewonnen (vom Manne genommen), wie der Flachs bereitet, so wird er gesponnen.

213 Wie ein Mädchen erzogen worden, so ist es.

Frz.: Fille telle comme elle est elevee et estoupe comme elle est filee. (Leroux, I, 153.)

Span.: La moca como es criada, la estopa como es hilada. (Bohn I, 227.)

214 Will ein Mädchen achtbar sein, so muss es sich der Arbeit freun.

Span.: La doncella honesta el hacer algo es su fiesta. (Cervantes, Don Quixote.)

215 Will ein Mädchen auch keinen Mann, so ist's doch gern unter dem Volk, das Frauen machen kann.

Holl.: Het meisje wil geen' man hebben; maar zij is gaarne bij het volk, dat haar eene vrouw kan maken. (Harrebomee, II, 76a.)

216 Will ein Mädchen ehrbar sein, hält es sich zu Hause fein.

217 Wo's verliebte Mädchen gibt, wird die Thür umsonst verschlossen. - Reinsberg I, 70.

218 Wu sich de Metcher äm Schpäjel besän, zärt der Teiwel det Uorschloch. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 340.

219 Zählt ein Mädchen sechzehn Summer, hat sie schon ums Freien Kummer.

*220 Das ist ein Mädchen wie ein Rädchen. - Klix, 40.

*221 Das Mädchen hat den Schneider. - Eiselein, 553.

Ist schläfrig wie ein Schneider, der tief in die Nacht gearbeitet hat.

*222 Das Mädchen hat ein Hufeisen (einen Absatz) verloren. (S. Hufeisen 9-11.)

*223 Das Mädchen hat mehr als man sieht. (Westf.)

Sie hat auch Geld.

*224 Das Mädchen ist just kein Hund.

In der Studentensprache: sie sieht nicht übel aus.

*225 Das Mädchen ist zu haben.

Frz.: Cette fille a le bouquet sur l'oreille. (Lendroy, 211.)

*226 Das Mädchen muss einen Mann haben. (Ostpreuss.)

Redensart beim Kartenspiel, wenn die Dame von dem König gestochen wird.

*227 Das Mädchen trägt die Nase hoch.

Ist eitel, hoffärtig, will hoch hinaus. Die Neugriechen sagen von eiteln Mädchen, die sich gern selbst loben: Ihr seid wie die calabresischen Mädchen. (Reinsberg VI, 121.)

*228 Dat hübscht Mäke hefft a Dröpke an de Näs'. - Frischbier, 485; Frischbier2, 2500.

Gewöhnlicher Ausruf des ersten Mähers, wenn er eine kleine Pause machen will, die von allen Mähenden, [Spaltenumbruch] namentlich den Mädchen, von denen jede die hübscheste sein möchte, zum Putzen der Nase verwandt wird.

*229 Dat is 'n Maisje van dre Sessjes. - Kern, 1286; Stürenburg, 244a; Hauskalender, III.

Also ein soeben mannbares Mädchen von 3 mal 6 = 18 Jahren.

*230 Dat Meken ess 'ne rechte Kratzeböste. (Lippe.)

1) Kratzbürste. Man sagt dafür auch Tange.

*231 Dem Mädchen passt bald der Mutter Hemde.

Frz.: Cette fille marche sur les talons de sa mere. (Lendroy, 1388.)

*232 Ein Mädchen anführen.

Demselben unter Vorspiegelung der Ehe die Jungfräulichkeit rauben.

*233 Ein Mädchen mit kurzer Seide (heirathen).

Um auf eine feine zierliche Weise ein solches zu bezeichnen, die ihr schönes langes Haar an einen Haarhändler verkauft hat. (Vgl. den Artikel Falsche Haare und Haarhandel in den Jahreszeiten, Hamburg 1864, Nr. 34, S. 543.)

*234 Einem Mädchen in die Haare wollen.

Frz.: Coucher en joue une fille. (Kritzinger, 401a.)

*235 Em sal det Medche nit ze Muort dron. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 341a.

*236 En Mäken dör knullen. - Eichwald, 1261.

*237 Es ist ein Mädchen comme il faut.

*238 Es ist ein Mädchen für alles.

Wol aus einer Anzeige in berliner Blättern entstanden, in denen oft Mädchen gesucht werden, welche sämmtliche Geschäfte in Haus und Küche zu besorgen haben. Der Volkswitz hat in die allgemeine Fassung die Bedeutung gebracht, welche in der Redensart liegt: Es ist ein Mädchen, das "seine Scham getrunken hat", oder das "sich ins Handwerk mischt", oder in Frankreich: Es ist eine Jungfer von Marolles, die bereits über die Brücke von Gournay, d. i. die Brücke von Grenet (in Abbeville) gezogen ist, wo sich ein Spital zur Aufnahme übelberüchtigter Frauen befindet. (Reinsberg V, 156.)

Holl.: Zoo wat entre deux als Jaar, die was maagd, vrouw noch moeder. (Harrebomee, II, 45.)

*239 Et äs en hiesch (hübsch) Medchen; won et än Hof geit, dinken de Hiener, et wer' Nocht en sprengen af de Stangen zem Schlofen. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 31, 11.

*240 Mädchen, wo willst du hin? (Ostpreuss.)

Redensart beim Bostonspiel, wenn die Dame von dem König gestochen wird.

*241 Schall dy de Metje mit dem langen Arm halen?

Es ist damit die Wassernixe, im Mecklenburg Watermöm, gemeint. Man sucht durch diese Frage Kinder vom Wasser fern zu halten.

*242 Se öss e reiket Mäke, se heft hinde e Windmähl, vere e Watermähl, ok e Puschke Wold derbi. - Frischbier2, 2503.

*243 Se öss e reiket Mäke, se heft hundertausend Gille: hinde varzig, vere sechzig. - Frischbier2, 2504.

*244 Unter uns Mädchen gesagt. - Simrock, 6730.

*245 Wir Mädchen unter uns. (S. Pfarrerstochter.)


Mädchenblick.

Ein Mädchenblick zieht mehr als ein Strick.

In Spanien: Ein junges Mädchen zieht mehr als ein Seil. (Reinsberg I, 36.)


Mädchenehre.

Mädchenehre ist eine zarte Waare.

In Finland sagt man: Das Brot duldet keinen Staub, Mädchenehre keine schlechten Worte. (Bertram, 41.)


Mädchenhaar.

Ein Mädchenhaar zieht stärker als ein Joch Ochsen.

Dän.: Eet jomfru haar drager staerkere end ti par öxen. (Bohn I, 365.)


Mädchenlust.

Mädchenlust sprengt die Brust.

Holl.: Maagdenlust gat voor al. (Harrebomee, II, 45a.)


Mädchenpuls.

Mädchenpuls schlägt früh und spat - Heirath.


Mädchenschwur.

Mädchenschwür' und Spreu sind Dinge einerlei.

Lat.: Verba puellarum foliis leviora caducis. (Ovid.) (Binder II, 3504; Philippi, II, 244.)


Maddern.

1 Maddern1 kost't Geld. - Frischbier2, 2503.

1) Versuchen, probiren.

*2 He maddert wie e Kranker an e Punz. (Angerburg.)


[Spaltenumbruch] wegen, der erhält, was bald verloren; um der Tugend willen, der hat, was bleibt in Ewigkeit.

205 Wer ein Mädchen kennen lernen will, muss es in der Arbeits(Wochen-)schürze sehen.

Dän.: Man skal skue en pige i et trug dei, og ikke i en springe-dands. (Bohn I, 389.)

206 Wer ein Mädchen will zur Närrin machen, darf ihr nur sagen, dass es schön sei.Winckler, XV, 29.

207 Wer ein übersehenes Mädchen erkiest, bekommt eine auserlesene Frau.Bertram, 65.

Die Finnen sagen: Man lässt oft die guten Mädchen sitzen und heirathet die schlechten. (Bertram, 57.)

208 Wer einem Mädchen sagt, dass es hübsch sei, gibt ihm Wein mit Kokelskörnern.

Span.: Díle que es hermosa, y tornástela loca. (Bohn I, 214.)

209 Wer enn Mäden schändt, de mutt er ok ehr'n. (Rendsburg.)

210 Wer um ein Mädchen freit, darf selten nur sich zeigen; wer um eine Witwe freit, muss spielen Tag und Nacht die Geigen.

Engl.: He that woos a maid, must come seldom in her sight; but he that woos a widow, must woo her day and night. (Bohn II, 43.)

211 Wer um ein Mädchen wirbt, muss lügen, kosen; wer um eine Witwe freit, herunter mit den Hosen.Demokritos, I, 373.

Engl.: He that woos a maid, must feign, lie and flatter, but he, that woos a widow, must down with breeches and at her. (Bohn II, 43.)

212 Wie ein Mädchen erzogen, so wird es gewonnen (vom Manne genommen), wie der Flachs bereitet, so wird er gesponnen.

213 Wie ein Mädchen erzogen worden, so ist es.

Frz.: Fille telle comme elle est élevée et estoupe comme elle est filée. (Leroux, I, 153.)

Span.: La moça como es criada, la estopa como es hilada. (Bohn I, 227.)

214 Will ein Mädchen achtbar sein, so muss es sich der Arbeit freun.

Span.: La doncella honesta el hacer algo es su fiesta. (Cervantes, Don Quixote.)

215 Will ein Mädchen auch keinen Mann, so ist's doch gern unter dem Volk, das Frauen machen kann.

Holl.: Het meisje wil geen' man hebben; maar zij is gaarne bij het volk, dat haar eene vrouw kan maken. (Harrebomée, II, 76a.)

216 Will ein Mädchen ehrbar sein, hält es sich zu Hause fein.

217 Wo's verliebte Mädchen gibt, wird die Thür umsonst verschlossen.Reinsberg I, 70.

218 Wu sich de Mêtcher äm Schpäjel besän, zärt der Teiwel det Uorschlôch. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 340.

219 Zählt ein Mädchen sechzehn Summer, hat sie schon ums Freien Kummer.

*220 Das ist ein Mädchen wie ein Rädchen.Klix, 40.

*221 Das Mädchen hat den Schneider.Eiselein, 553.

Ist schläfrig wie ein Schneider, der tief in die Nacht gearbeitet hat.

*222 Das Mädchen hat ein Hufeisen (einen Absatz) verloren. (S. Hufeisen 9-11.)

*223 Das Mädchen hat mehr als man sieht. (Westf.)

Sie hat auch Geld.

*224 Das Mädchen ist just kein Hund.

In der Studentensprache: sie sieht nicht übel aus.

*225 Das Mädchen ist zu haben.

Frz.: Cette fille a le bouquet sur l'oreille. (Lendroy, 211.)

*226 Das Mädchen muss einen Mann haben. (Ostpreuss.)

Redensart beim Kartenspiel, wenn die Dame von dem König gestochen wird.

*227 Das Mädchen trägt die Nase hoch.

Ist eitel, hoffärtig, will hoch hinaus. Die Neugriechen sagen von eiteln Mädchen, die sich gern selbst loben: Ihr seid wie die calabresischen Mädchen. (Reinsberg VI, 121.)

*228 Dat hübscht Mäke hefft a Dröpke an de Näs'.Frischbier, 485; Frischbier2, 2500.

Gewöhnlicher Ausruf des ersten Mähers, wenn er eine kleine Pause machen will, die von allen Mähenden, [Spaltenumbruch] namentlich den Mädchen, von denen jede die hübscheste sein möchte, zum Putzen der Nase verwandt wird.

*229 Dat is 'n Maisje van drê Sessjes.Kern, 1286; Stürenburg, 244a; Hauskalender, III.

Also ein soeben mannbares Mädchen von 3 mal 6 = 18 Jahren.

*230 Dat Mêken ess 'ne rechte Kratzeböste. (Lippe.)

1) Kratzbürste. Man sagt dafür auch Tange.

*231 Dem Mädchen passt bald der Mutter Hemde.

Frz.: Cette fille marche sur les talons de sa mère. (Lendroy, 1388.)

*232 Ein Mädchen anführen.

Demselben unter Vorspiegelung der Ehe die Jungfräulichkeit rauben.

*233 Ein Mädchen mit kurzer Seide (heirathen).

Um auf eine feine zierliche Weise ein solches zu bezeichnen, die ihr schönes langes Haar an einen Haarhändler verkauft hat. (Vgl. den Artikel Falsche Haare und Haarhandel in den Jahreszeiten, Hamburg 1864, Nr. 34, S. 543.)

*234 Einem Mädchen in die Haare wollen.

Frz.: Coucher en joué une fille. (Kritzinger, 401a.)

*235 Em sâl det Mêdche nit ze Muort drôn. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 341a.

*236 En Mäken dör knullen.Eichwald, 1261.

*237 Es ist ein Mädchen comme il faut.

*238 Es ist ein Mädchen für alles.

Wol aus einer Anzeige in berliner Blättern entstanden, in denen oft Mädchen gesucht werden, welche sämmtliche Geschäfte in Haus und Küche zu besorgen haben. Der Volkswitz hat in die allgemeine Fassung die Bedeutung gebracht, welche in der Redensart liegt: Es ist ein Mädchen, das „seine Scham getrunken hat“, oder das „sich ins Handwerk mischt“, oder in Frankreich: Es ist eine Jungfer von Marolles, die bereits über die Brücke von Gournay, d. i. die Brücke von Grenet (in Abbeville) gezogen ist, wo sich ein Spital zur Aufnahme übelberüchtigter Frauen befindet. (Reinsberg V, 156.)

Holl.: Zoo wat entre deux als Jaar, die was maagd, vrouw noch moeder. (Harrebomée, II, 45.)

*239 Et äs en hiesch (hübsch) Mêdchen; won et än Hof gît, dinken de Hiener, et wêr' Nôcht en sprengen af de Stangen zem Schlôfen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 31, 11.

*240 Mädchen, wo willst du hin? (Ostpreuss.)

Redensart beim Bostonspiel, wenn die Dame von dem König gestochen wird.

*241 Schall dy de Metje mit dem langen Arm halen?

Es ist damit die Wassernixe, im Mecklenburg Watermöm, gemeint. Man sucht durch diese Frage Kinder vom Wasser fern zu halten.

*242 Se öss e rîket Mäke, se heft hinde e Windmähl, vere e Watermähl, ok e Puschke Wold derbi.Frischbier2, 2503.

*243 Se öss e rîket Mäke, se heft hundertausend Gille: hinde varzig, vere sechzig.Frischbier2, 2504.

*244 Unter uns Mädchen gesagt.Simrock, 6730.

*245 Wir Mädchen unter uns. (S. Pfarrerstochter.)


Mädchenblick.

Ein Mädchenblick zieht mehr als ein Strick.

In Spanien: Ein junges Mädchen zieht mehr als ein Seil. (Reinsberg I, 36.)


Mädchenehre.

Mädchenehre ist eine zarte Waare.

In Finland sagt man: Das Brot duldet keinen Staub, Mädchenehre keine schlechten Worte. (Bertram, 41.)


Mädchenhaar.

Ein Mädchenhaar zieht stärker als ein Joch Ochsen.

Dän.: Eet jomfru haar drager stærkere end ti par øxen. (Bohn I, 365.)


Mädchenlust.

Mädchenlust sprengt die Brust.

Holl.: Maagdenlust gat voor al. (Harrebomée, II, 45a.)


Mädchenpuls.

Mädchenpuls schlägt früh und spat – Heirath.


Mädchenschwur.

Mädchenschwür' und Spreu sind Dinge einerlei.

Lat.: Verba puellarum foliis leviora caducis. (Ovid.) (Binder II, 3504; Philippi, II, 244.)


Maddern.

1 Maddern1 kost't Geld.Frischbier2, 2503.

1) Versuchen, probiren.

*2 He maddert wie e Kranker an e Punz. (Angerburg.)


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0174" n="[160]"/><cb n="319"/>
wegen, der erhält, was bald verloren; um der Tugend willen, der hat, was bleibt in Ewigkeit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">205 Wer ein Mädchen kennen lernen will, muss es in der Arbeits(Wochen-)schürze sehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Man skal skue en pige i et trug dei, og ikke i en springe-dands. (<hi rendition="#i">Bohn I, 389.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">206 Wer ein Mädchen will zur Närrin machen, darf ihr nur sagen, dass es schön sei.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, XV, 29.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">207 Wer ein übersehenes Mädchen erkiest, bekommt eine auserlesene Frau.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bertram, 65.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Finnen sagen: Man lässt oft die guten Mädchen sitzen und heirathet die schlechten. (<hi rendition="#i">Bertram, 57.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">208 Wer einem Mädchen sagt, dass es hübsch sei, gibt ihm Wein mit Kokelskörnern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Díle que es hermosa, y tornástela loca. (<hi rendition="#i">Bohn I, 214.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">209 Wer enn Mäden schändt, de mutt er ok ehr'n.</hi> (<hi rendition="#i">Rendsburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">210 Wer um ein Mädchen freit, darf selten nur sich zeigen; wer um eine Witwe freit, muss spielen Tag und Nacht die Geigen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: He that woos a maid, must come seldom in her sight; but he that woos a widow, must woo her day and night. (<hi rendition="#i">Bohn II, 43.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">211 Wer um ein Mädchen wirbt, muss lügen, kosen; wer um eine Witwe freit, herunter mit den Hosen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Demokritos, I, 373.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: He that woos a maid, must feign, lie and flatter, but he, that woos a widow, must down with breeches and at her. (<hi rendition="#i">Bohn II, 43.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">212 Wie ein Mädchen erzogen, so wird es gewonnen (vom Manne genommen), wie der Flachs bereitet, so wird er gesponnen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">213 Wie ein Mädchen erzogen worden, so ist es.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Fille telle comme elle est élevée et estoupe comme elle est filée. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 153.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: La moça como es criada, la estopa como es hilada. (<hi rendition="#i">Bohn I, 227.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">214 Will ein Mädchen achtbar sein, so muss es sich der Arbeit freun.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: La doncella honesta el hacer algo es su fiesta. (<hi rendition="#i">Cervantes, Don Quixote.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">215 Will ein Mädchen auch keinen Mann, so ist's doch gern unter dem Volk, das Frauen machen kann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het meisje wil geen' man hebben; maar zij is gaarne bij het volk, dat haar eene vrouw kan maken. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 76<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">216 Will ein Mädchen ehrbar sein, hält es sich zu Hause fein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">217 Wo's verliebte Mädchen gibt, wird die Thür umsonst verschlossen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Reinsberg I, 70.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">218 Wu sich de Mêtcher äm Schpäjel besän, zärt der Teiwel det Uorschlôch.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schuster, 340.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">219 Zählt ein Mädchen sechzehn Summer, hat sie schon ums Freien Kummer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*220 Das ist ein Mädchen wie ein Rädchen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klix, 40.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*221 Das Mädchen hat den Schneider.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 553.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist schläfrig wie ein Schneider, der tief in die Nacht gearbeitet hat.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*222 Das Mädchen hat ein Hufeisen (einen Absatz) verloren.</hi> (S.  Hufeisen 9-11.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*223 Das Mädchen hat mehr als man sieht.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Sie hat auch Geld.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*224 Das Mädchen ist just kein Hund.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In der Studentensprache: sie sieht nicht übel aus.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*225 Das Mädchen ist zu haben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Cette fille a le bouquet sur l'oreille. (<hi rendition="#i">Lendroy, 211.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*226 Das Mädchen muss einen Mann haben.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Redensart beim Kartenspiel, wenn die Dame von dem König gestochen wird.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*227 Das Mädchen trägt die Nase hoch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist eitel, hoffärtig, will hoch hinaus. Die Neugriechen sagen von eiteln Mädchen, die sich gern selbst loben: Ihr seid wie die calabresischen Mädchen. (<hi rendition="#i">Reinsberg VI, 121.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*228 Dat hübscht Mäke hefft a Dröpke an de Näs'.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, 485; Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2500.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Gewöhnlicher Ausruf des ersten Mähers, wenn er eine kleine Pause machen will, die von allen Mähenden, <cb n="320"/>
namentlich den Mädchen, von denen jede die hübscheste sein möchte, zum Putzen der Nase verwandt wird.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*229 Dat is 'n Maisje van drê Sessjes.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kern, 1286; Stürenburg, 244<hi rendition="#sup">a</hi>; Hauskalender, III.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Also ein soeben mannbares Mädchen von 3 mal 6 = 18 Jahren.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*230 Dat Mêken ess 'ne rechte Kratzeböste.</hi> (<hi rendition="#i">Lippe.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Kratzbürste. Man sagt dafür auch Tange.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*231 Dem Mädchen passt bald der Mutter Hemde.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Cette fille marche sur les talons de sa mère. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1388.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*232 Ein Mädchen anführen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Demselben unter Vorspiegelung der Ehe die Jungfräulichkeit rauben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*233 Ein Mädchen mit kurzer Seide (heirathen).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Um auf eine feine zierliche Weise ein solches zu bezeichnen, die ihr schönes langes Haar an einen Haarhändler verkauft hat. (Vgl. den Artikel <hi rendition="#i">Falsche Haare und Haarhandel in den Jahreszeiten, Hamburg 1864, Nr. 34, S. 543.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*234 Einem Mädchen in die Haare wollen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Coucher en joué une fille. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 401<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*235 Em sâl det Mêdche nit ze Muort drôn.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schuster, 341<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*236 En Mäken dör knullen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 1261.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*237 Es ist ein Mädchen comme il faut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*238 Es ist ein Mädchen für alles.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wol aus einer Anzeige in berliner Blättern entstanden, in denen oft Mädchen gesucht werden, welche sämmtliche Geschäfte in Haus und Küche zu besorgen haben. Der Volkswitz hat in die allgemeine Fassung die Bedeutung gebracht, welche in der Redensart liegt: Es ist ein Mädchen, das &#x201E;seine Scham getrunken hat&#x201C;, oder das &#x201E;sich ins Handwerk mischt&#x201C;, oder in Frankreich: Es ist eine Jungfer von Marolles, die bereits über die Brücke von Gournay, d. i. die Brücke von Grenet (in Abbeville) gezogen ist, wo sich ein Spital zur Aufnahme übelberüchtigter Frauen befindet. (<hi rendition="#i">Reinsberg V, 156.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Zoo wat entre deux als Jaar, die was maagd, vrouw noch moeder. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 45.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*239 Et äs en hiesch (hübsch) Mêdchen; won et än Hof gît, dinken de Hiener, et wêr' Nôcht en sprengen af de Stangen zem Schlôfen.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 31, 11.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*240 Mädchen, wo willst du hin?</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Redensart beim Bostonspiel, wenn die Dame von dem König gestochen wird.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*241 Schall dy de Metje mit dem langen Arm halen?</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist damit die Wassernixe, im Mecklenburg Watermöm, gemeint. Man sucht durch diese Frage Kinder vom Wasser fern zu halten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*242 Se öss e rîket Mäke, se heft hinde e Windmähl, vere e Watermähl, ok e Puschke Wold derbi.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2503.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*243 Se öss e rîket Mäke, se heft hundertausend Gille: hinde varzig, vere sechzig.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2504.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*244 Unter uns Mädchen gesagt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 6730.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*245 Wir Mädchen unter uns.</hi> (S.  Pfarrerstochter.)</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mädchenblick.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Ein Mädchenblick zieht mehr als ein Strick.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Spanien: Ein junges Mädchen zieht mehr als ein Seil. (<hi rendition="#i">Reinsberg I, 36.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mädchenehre.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Mädchenehre ist eine zarte Waare.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Finland sagt man: Das Brot duldet keinen Staub, Mädchenehre keine schlechten Worte. (<hi rendition="#i">Bertram, 41.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mädchenhaar.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Ein Mädchenhaar zieht stärker als ein Joch Ochsen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Eet jomfru haar drager stærkere end ti par øxen. (<hi rendition="#i">Bohn I, 365.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mädchenlust.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Mädchenlust sprengt die Brust.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Maagdenlust gat voor al. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 45<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mädchenpuls.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Mädchenpuls schlägt früh und spat &#x2013; Heirath.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mädchenschwur.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Mädchenschwür' und Spreu sind Dinge einerlei.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Verba puellarum foliis leviora caducis. (<hi rendition="#i">Ovid.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder II, 3504; Philippi, II, 244.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Maddern.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Maddern<hi rendition="#sup">1</hi> kost't Geld.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2503.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Versuchen, probiren.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 He maddert wie e Kranker an e Punz.</hi> (<hi rendition="#i">Angerburg.</hi>)</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[160]/0174] wegen, der erhält, was bald verloren; um der Tugend willen, der hat, was bleibt in Ewigkeit. 205 Wer ein Mädchen kennen lernen will, muss es in der Arbeits(Wochen-)schürze sehen. Dän.: Man skal skue en pige i et trug dei, og ikke i en springe-dands. (Bohn I, 389.) 206 Wer ein Mädchen will zur Närrin machen, darf ihr nur sagen, dass es schön sei. – Winckler, XV, 29. 207 Wer ein übersehenes Mädchen erkiest, bekommt eine auserlesene Frau. – Bertram, 65. Die Finnen sagen: Man lässt oft die guten Mädchen sitzen und heirathet die schlechten. (Bertram, 57.) 208 Wer einem Mädchen sagt, dass es hübsch sei, gibt ihm Wein mit Kokelskörnern. Span.: Díle que es hermosa, y tornástela loca. (Bohn I, 214.) 209 Wer enn Mäden schändt, de mutt er ok ehr'n. (Rendsburg.) 210 Wer um ein Mädchen freit, darf selten nur sich zeigen; wer um eine Witwe freit, muss spielen Tag und Nacht die Geigen. Engl.: He that woos a maid, must come seldom in her sight; but he that woos a widow, must woo her day and night. (Bohn II, 43.) 211 Wer um ein Mädchen wirbt, muss lügen, kosen; wer um eine Witwe freit, herunter mit den Hosen. – Demokritos, I, 373. Engl.: He that woos a maid, must feign, lie and flatter, but he, that woos a widow, must down with breeches and at her. (Bohn II, 43.) 212 Wie ein Mädchen erzogen, so wird es gewonnen (vom Manne genommen), wie der Flachs bereitet, so wird er gesponnen. 213 Wie ein Mädchen erzogen worden, so ist es. Frz.: Fille telle comme elle est élevée et estoupe comme elle est filée. (Leroux, I, 153.) Span.: La moça como es criada, la estopa como es hilada. (Bohn I, 227.) 214 Will ein Mädchen achtbar sein, so muss es sich der Arbeit freun. Span.: La doncella honesta el hacer algo es su fiesta. (Cervantes, Don Quixote.) 215 Will ein Mädchen auch keinen Mann, so ist's doch gern unter dem Volk, das Frauen machen kann. Holl.: Het meisje wil geen' man hebben; maar zij is gaarne bij het volk, dat haar eene vrouw kan maken. (Harrebomée, II, 76a.) 216 Will ein Mädchen ehrbar sein, hält es sich zu Hause fein. 217 Wo's verliebte Mädchen gibt, wird die Thür umsonst verschlossen. – Reinsberg I, 70. 218 Wu sich de Mêtcher äm Schpäjel besän, zärt der Teiwel det Uorschlôch. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 340. 219 Zählt ein Mädchen sechzehn Summer, hat sie schon ums Freien Kummer. *220 Das ist ein Mädchen wie ein Rädchen. – Klix, 40. *221 Das Mädchen hat den Schneider. – Eiselein, 553. Ist schläfrig wie ein Schneider, der tief in die Nacht gearbeitet hat. *222 Das Mädchen hat ein Hufeisen (einen Absatz) verloren. (S. Hufeisen 9-11.) *223 Das Mädchen hat mehr als man sieht. (Westf.) Sie hat auch Geld. *224 Das Mädchen ist just kein Hund. In der Studentensprache: sie sieht nicht übel aus. *225 Das Mädchen ist zu haben. Frz.: Cette fille a le bouquet sur l'oreille. (Lendroy, 211.) *226 Das Mädchen muss einen Mann haben. (Ostpreuss.) Redensart beim Kartenspiel, wenn die Dame von dem König gestochen wird. *227 Das Mädchen trägt die Nase hoch. Ist eitel, hoffärtig, will hoch hinaus. Die Neugriechen sagen von eiteln Mädchen, die sich gern selbst loben: Ihr seid wie die calabresischen Mädchen. (Reinsberg VI, 121.) *228 Dat hübscht Mäke hefft a Dröpke an de Näs'. – Frischbier, 485; Frischbier2, 2500. Gewöhnlicher Ausruf des ersten Mähers, wenn er eine kleine Pause machen will, die von allen Mähenden, namentlich den Mädchen, von denen jede die hübscheste sein möchte, zum Putzen der Nase verwandt wird. *229 Dat is 'n Maisje van drê Sessjes. – Kern, 1286; Stürenburg, 244a; Hauskalender, III. Also ein soeben mannbares Mädchen von 3 mal 6 = 18 Jahren. *230 Dat Mêken ess 'ne rechte Kratzeböste. (Lippe.) 1) Kratzbürste. Man sagt dafür auch Tange. *231 Dem Mädchen passt bald der Mutter Hemde. Frz.: Cette fille marche sur les talons de sa mère. (Lendroy, 1388.) *232 Ein Mädchen anführen. Demselben unter Vorspiegelung der Ehe die Jungfräulichkeit rauben. *233 Ein Mädchen mit kurzer Seide (heirathen). Um auf eine feine zierliche Weise ein solches zu bezeichnen, die ihr schönes langes Haar an einen Haarhändler verkauft hat. (Vgl. den Artikel Falsche Haare und Haarhandel in den Jahreszeiten, Hamburg 1864, Nr. 34, S. 543.) *234 Einem Mädchen in die Haare wollen. Frz.: Coucher en joué une fille. (Kritzinger, 401a.) *235 Em sâl det Mêdche nit ze Muort drôn. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 341a. *236 En Mäken dör knullen. – Eichwald, 1261. *237 Es ist ein Mädchen comme il faut. *238 Es ist ein Mädchen für alles. Wol aus einer Anzeige in berliner Blättern entstanden, in denen oft Mädchen gesucht werden, welche sämmtliche Geschäfte in Haus und Küche zu besorgen haben. Der Volkswitz hat in die allgemeine Fassung die Bedeutung gebracht, welche in der Redensart liegt: Es ist ein Mädchen, das „seine Scham getrunken hat“, oder das „sich ins Handwerk mischt“, oder in Frankreich: Es ist eine Jungfer von Marolles, die bereits über die Brücke von Gournay, d. i. die Brücke von Grenet (in Abbeville) gezogen ist, wo sich ein Spital zur Aufnahme übelberüchtigter Frauen befindet. (Reinsberg V, 156.) Holl.: Zoo wat entre deux als Jaar, die was maagd, vrouw noch moeder. (Harrebomée, II, 45.) *239 Et äs en hiesch (hübsch) Mêdchen; won et än Hof gît, dinken de Hiener, et wêr' Nôcht en sprengen af de Stangen zem Schlôfen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 31, 11. *240 Mädchen, wo willst du hin? (Ostpreuss.) Redensart beim Bostonspiel, wenn die Dame von dem König gestochen wird. *241 Schall dy de Metje mit dem langen Arm halen? Es ist damit die Wassernixe, im Mecklenburg Watermöm, gemeint. Man sucht durch diese Frage Kinder vom Wasser fern zu halten. *242 Se öss e rîket Mäke, se heft hinde e Windmähl, vere e Watermähl, ok e Puschke Wold derbi. – Frischbier2, 2503. *243 Se öss e rîket Mäke, se heft hundertausend Gille: hinde varzig, vere sechzig. – Frischbier2, 2504. *244 Unter uns Mädchen gesagt. – Simrock, 6730. *245 Wir Mädchen unter uns. (S. Pfarrerstochter.) Mädchenblick. Ein Mädchenblick zieht mehr als ein Strick. In Spanien: Ein junges Mädchen zieht mehr als ein Seil. (Reinsberg I, 36.) Mädchenehre. Mädchenehre ist eine zarte Waare. In Finland sagt man: Das Brot duldet keinen Staub, Mädchenehre keine schlechten Worte. (Bertram, 41.) Mädchenhaar. Ein Mädchenhaar zieht stärker als ein Joch Ochsen. Dän.: Eet jomfru haar drager stærkere end ti par øxen. (Bohn I, 365.) Mädchenlust. Mädchenlust sprengt die Brust. Holl.: Maagdenlust gat voor al. (Harrebomée, II, 45a.) Mädchenpuls. Mädchenpuls schlägt früh und spat – Heirath. Mädchenschwur. Mädchenschwür' und Spreu sind Dinge einerlei. Lat.: Verba puellarum foliis leviora caducis. (Ovid.) (Binder II, 3504; Philippi, II, 244.) Maddern. 1 Maddern1 kost't Geld. – Frischbier2, 2503. 1) Versuchen, probiren. *2 He maddert wie e Kranker an e Punz. (Angerburg.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/174
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [160]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/174>, abgerufen am 22.12.2024.