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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 19 Frisch vom Leder ist halb gewonnen (gefochten). - Lehmann, II, 173, 33; Körte, 3733; Simrock, 6277; Braun, I, 2200.

20 Gut Leder dehnt sich.

Engl.: Raw leather will stretch. (Bohn II, 127.)

21 Gut Leder dehnt sich, sagte die Dirne, als sie morgens vom Tanz kam.

22 Je dicker das Leder, je leichter es bricht.

23 Leder fressen lernt Hündchen am Riemen. - Lohrengel, I, 469.

24 Leder will gegerbt sein.

25 Man flicke ein altes leder wie man wil, so bleibt's doch alt leder. - Petri, II, 446; Gaal, 1080.

26 Man soll nicht das Leder stehlen und die Schuhe um Gottes willen vergeben. - Pistor., VI, 16; Graf, 286, 30.

27 Niemand kann auss bösem Leder gute Schuh machen. - Petri, II, 495.

28 'S Läder wird wolfel, d' Kälber strecket si. - Sutermeister, 70.

Von denen, die sich auf unziemliche Art und Weise dehnen und strecken, sich's gar zu bequem machen und den Anstand in ihren Stellungen ganz vergessen.

Frz.: Le cuir sera a, bon marche, les veaux s'etendent. (Kritzinger, 290a.)

Holl.: Het leer zal goedkoop worden, de kalveren rekken zich uit. (Harrebomee, II, 12.)

29 Schlechtes Leder, schlechte Schuhe. - Körte, 3734; Gaal, 1079; Simrock, 6273; Braun, I, 2199; Reinsberg III, 62.

Dän.: Af ondt leder giöres slemme skoe. - Af grovt garn, grovt laerret. (Prov. dan., 378.)

It.: Di mal erba non si fa buon fieno. (Gaal, 1079.)

30 AUt Andermanns Leer es gud Riemen schnien. (Meurs.) - Firmenich, I, 401, 57; für Ovelgönne: Firmenich, III, 25, 26; für Gladbach, III, 516, 42; ostfriesisch bei Bueren, 1188; Eichwald, 1161.

In Pommern: Ut andrer Lüde Ledder is god Reme sniden. (Dähnert, 270a.)

31 AUt fremmen Leder is gaud Reimen sneien. - Schambach, II, 385.

Aus anderer Leute Kasten ist es leicht mildthätig und freigebig zu sein. (S. Beutel 6-9.)

32 Von eins andern leder ist gut schuch schneiden. - Tappius, 104b.

33 Von geschmirtem leder scheidt der hundt nit gern. - Franck, II, 70a; Gruter, I, 70; Petri, II, 580; Lehmann, II, 793, 138; Tappius, 84a; Sutor, 151; Eiselein, 329; Simrock, 6276.

34 Von hartem Leder kann man keine weichen Schuhe machen. - Altmann VI, 479.

35 Vth (van) eins anderen leder is gut breide riemen snyden. - Tappius, 104b.

36 Wäre das Leder breit genug, so dürft's der Schuster nicht zwicken.

"Wäre das Leder bereit genug, so dörffts der Schuster nicht in Zänen vmbziehen." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 64.)

37 Wei dat Leer hält, is säu schüllig äs de Deiw. (Sauerland.)

38 Wenn das Leder nicht zu Pantoffeln reicht, so schneide keine Stiefeln zu.

39 Wenn man vom Leder spricht, so erschrickt das Kalb.

Die Russen: Wenn man vom Leder spricht, läuft es dem Kalbe kalt über den Rücken. (Altmann, V, 92.)

40 Wer Leder gerbt, der soll nicht Schuhe machen. - Graf, 503, 132.

Seitdem sich die einzelnen Innungen und Zünfte abgeschlossen, war die Vereinigung mehrerer Gewerbe in Einer Hand regelmässig untersagt. Wer braut, darf nicht backen, wer gerbt, nicht schustern, wer schustert, nicht gerben.

Mhd.: Wer ledder gerwert, der sal nicht schu machen unde der schumacher sal nicht gerwen. (Ortloff, V, 7, 1.)

41 Wer Leder schneiden sieht, möchte auch gern einen Riemen haben.

Holl.: Die leder ziet znijden, vraagt naar eenen riem. (Harrebomee, II, 11.)

42 Wer vom Leder einer Mönchsnase Winterstiefeln hätte; der möcht' getrost nach Austern fischen, denn sie würden kein Wasser fangen. - Klosterspiegel, 44, 15.

[Spaltenumbruch] 43 Willst du weich Leder, so gerbe die Häute brav.

44 Wo kein Leder ist, da gibt's keine Schuhe. - Sutor, 416.

Lat.: Causa debet praecedere effectum. (Sutor, 416.)

45 Wo man Leder schneidet, da will jeder einen Riemen haben.

Frz.: Qui cuir voit tailler, courroye en demande. (Bohn II, 49; Leroux, II, 294.)

*46 Das Leder beim Schuster, das Tuch beim Schneider kaufen.

Der Morgenländer sagt: Vom Kamel Disteln fordern. Die Perser: Einen Witwer um einen Ehemann bitten. Eisen vom Nadler kaufen. Die Russen: Beim Hunde nach den Kolatschen fragen. Rosen von der Brennnessel verlangen. Die Kahlen um eine Locke bitten. Die Böhmen: Talg am Sauerampfer suchen. (Reinsberg IV, 70.)

*47 Das Leder stehlen und die Schuhe um Gottes willen vergeben. - Simrock, 6274; Körte, 3735.

So wurde 1825 in Paris der grösste Theil der Pacht für die Spielbanken zur Unterstützung der Kirchen und Hospitäler verwandt. (Zeitung für die elegante Welt, Leipzig 1825, S. 1558.) Die Spanier: Das Schwein stehlen und die Füsse um Gottes willen geben. Sie stehlen das Schwein und geben die Füsse als Almosen. Die Basken: Unxo ist ein Almosengeber, er gibt den Armen die Füsse des gestohlenen Schweins. Die Czechen: Du bist freigebig wie der heilige Manota, welcher die Eier hart kochte und den Armen die Brühe (davon) gab. (Reinsberg IV, 100.)

Engl.: To steal the goose and give the giblets in alms.

Holl.: Ik stal het leer, en geef de shoenen om Godswil (Harrebomee, II, 12.)

Span.: Hurtar el puerco y dar los pies por Dios. (Masson, 44.)

*48 Dat Ledder stelen un armen Lüden Scho davan maken. - Dähnert, 270a.

Mit gestohlenem Gute mildthätig sein.

*49 Einem auf dem Leder sitzen.

Holl.: Hij zal hem wel op 't leer zitten. (Harrebomee, II, 12.)

*50 Einem das Leder gerben (versohlen, über das Leder kommen).

Ihn derb durchprügeln.

*51 Einem das Leder über die Ohren ziehen. - Frischbier2, 2382.

*52 Einem dat Leader wasken. (Westf.)

Ihn derb prügeln.

*53 En Stück Ledder vun Minsch, wie en leddern Herrgott. - Schütze, III, 17.)

Ein elender Mensch.

*54 Er hat sehr ungeschmeidig Leder zu schaben. - Waldis, IV, 67.

*55 Er ist nicht das Leder werth. - Frischbier2, 2383.

*56 Er ist nicht vom Leder, sondern von der Feder.

*57 Er schneidet aus jedem Leder Riemen.

*58 Er würde gern das Leder fressen, weil er die Leplein so gierig verschlinget. - Schottel, 1119b.

*59 Er zieht gleich (leicht) vom Leder.

Ist immer schlagfertig, kurz angebunden, geräth leicht in Zorn.

Frz.: La soutane de cet homme ne tient qu'a un bouton. - Son epee ne tient point dans son fourreau. (Kritzinger, 88 u. 281b.)

*60 Gut Leder zum Maule haben.

Frz.: Avoir bon bec. - Avoir le bec bien affile. (Kritzinger, 13a u. 65b.)

*61 Ich werde dir 's Leder lüften. (Nordböhmen.)

Androhung von Prügeln. (S. Kopf 592 u. 762.)

*62 Ick war di dat Ledder garwen. - Dähnert, 270a.

Ich werde dich durchprügeln.

*63 Ick war di up't Ledder kamen. - Dähnert, 270a.

*64 Is he von gaudem Ledder, su kummet he wol wedder. (Holst.) - Richey, 149; Schütze, III, 17; Körte, 3736; für Pommern: Dähnert, 270a.

Ist der Schuldner ehrlich, so entläuft er mir nicht.

*65 Leder gerben. - Agricola II, 136.

*66 Man muss ihm hinder's Leder wischen.

"Daher komts, dass man sagt: ...es juckt jhm die Haut, man muss sie jhm gerben, man muss jhm mit eim Eychenen Flederwisch die Läus absträlen, man muss jhm hinders Leder wischen." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 360.)

Lat.: Luditur de ipsius corio. (Fischart, Gesch.)

*67 Man muss ihm 's Leder gerben. (Rottenburg.)

*68 Na, ön dinem Ledder micht ök ok nig stöcke. - Frischbier2, 2385.

Zu einem, der viel Sorge hat oder von Strafe bedroht ist.

[Spaltenumbruch] 19 Frisch vom Leder ist halb gewonnen (gefochten).Lehmann, II, 173, 33; Körte, 3733; Simrock, 6277; Braun, I, 2200.

20 Gut Leder dehnt sich.

Engl.: Raw leather will stretch. (Bohn II, 127.)

21 Gut Leder dehnt sich, sagte die Dirne, als sie morgens vom Tanz kam.

22 Je dicker das Leder, je leichter es bricht.

23 Leder fressen lernt Hündchen am Riemen.Lohrengel, I, 469.

24 Leder will gegerbt sein.

25 Man flicke ein altes leder wie man wil, so bleibt's doch alt leder.Petri, II, 446; Gaal, 1080.

26 Man soll nicht das Leder stehlen und die Schuhe um Gottes willen vergeben.Pistor., VI, 16; Graf, 286, 30.

27 Niemand kann auss bösem Leder gute Schuh machen.Petri, II, 495.

28 'S Läder wird wolfel, d' Kälber strecket si.Sutermeister, 70.

Von denen, die sich auf unziemliche Art und Weise dehnen und strecken, sich's gar zu bequem machen und den Anstand in ihren Stellungen ganz vergessen.

Frz.: Le cuir sera à, bon marché, les veaux s'étendent. (Kritzinger, 290a.)

Holl.: Het leêr zal goedkoop worden, de kalveren rekken zich uit. (Harrebomée, II, 12.)

29 Schlechtes Leder, schlechte Schuhe.Körte, 3734; Gaal, 1079; Simrock, 6273; Braun, I, 2199; Reinsberg III, 62.

Dän.: Af ondt leder giøres slemme skoe. – Af grovt garn, grovt lærret. (Prov. dan., 378.)

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In Pommern: Ut andrer Lüde Ledder is gôd Reme sniden. (Dähnert, 270a.)

31 Ût fremmen Leder is gaud Reimen snîen.Schambach, II, 385.

Aus anderer Leute Kasten ist es leicht mildthätig und freigebig zu sein. (S. Beutel 6-9.)

32 Von eins andern leder ist gut schuch schneiden.Tappius, 104b.

33 Von geschmirtem leder scheidt der hundt nit gern.Franck, II, 70a; Gruter, I, 70; Petri, II, 580; Lehmann, II, 793, 138; Tappius, 84a; Sutor, 151; Eiselein, 329; Simrock, 6276.

34 Von hartem Leder kann man keine weichen Schuhe machen.Altmann VI, 479.

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36 Wäre das Leder breit genug, so dürft's der Schuster nicht zwicken.

„Wäre das Leder bereit genug, so dörffts der Schuster nicht in Zänen vmbziehen.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 64.)

37 Wéi dat Lêer hält, is säu schüllig äs de Déiw. (Sauerland.)

38 Wenn das Leder nicht zu Pantoffeln reicht, so schneide keine Stiefeln zu.

39 Wenn man vom Leder spricht, so erschrickt das Kalb.

Die Russen: Wenn man vom Leder spricht, läuft es dem Kalbe kalt über den Rücken. (Altmann, V, 92.)

40 Wer Leder gerbt, der soll nicht Schuhe machen.Graf, 503, 132.

Seitdem sich die einzelnen Innungen und Zünfte abgeschlossen, war die Vereinigung mehrerer Gewerbe in Einer Hand regelmässig untersagt. Wer braut, darf nicht backen, wer gerbt, nicht schustern, wer schustert, nicht gerben.

Mhd.: Wer ledder gerwert, der sal nicht schu machen unde der schumacher sal nicht gerwen. (Ortloff, V, 7, 1.)

41 Wer Leder schneiden sieht, möchte auch gern einen Riemen haben.

Holl.: Die leder ziet znijden, vraagt naar eenen riem. (Harrebomée, II, 11.)

42 Wer vom Leder einer Mönchsnase Winterstiefeln hätte; der möcht' getrost nach Austern fischen, denn sie würden kein Wasser fangen.Klosterspiegel, 44, 15.

[Spaltenumbruch] 43 Willst du weich Leder, so gerbe die Häute brav.

44 Wo kein Leder ist, da gibt's keine Schuhe.Sutor, 416.

Lat.: Causa debet praecedere effectum. (Sutor, 416.)

45 Wo man Leder schneidet, da will jeder einen Riemen haben.

Frz.: Qui cuir voit tailler, courroye en demande. (Bohn II, 49; Leroux, II, 294.)

*46 Das Leder beim Schuster, das Tuch beim Schneider kaufen.

Der Morgenländer sagt: Vom Kamel Disteln fordern. Die Perser: Einen Witwer um einen Ehemann bitten. Eisen vom Nadler kaufen. Die Russen: Beim Hunde nach den Kolatschen fragen. Rosen von der Brennnessel verlangen. Die Kahlen um eine Locke bitten. Die Böhmen: Talg am Sauerampfer suchen. (Reinsberg IV, 70.)

*47 Das Leder stehlen und die Schuhe um Gottes willen vergeben.Simrock, 6274; Körte, 3735.

So wurde 1825 in Paris der grösste Theil der Pacht für die Spielbanken zur Unterstützung der Kirchen und Hospitäler verwandt. (Zeitung für die elegante Welt, Leipzig 1825, S. 1558.) Die Spanier: Das Schwein stehlen und die Füsse um Gottes willen geben. Sie stehlen das Schwein und geben die Füsse als Almosen. Die Basken: Unxo ist ein Almosengeber, er gibt den Armen die Füsse des gestohlenen Schweins. Die Czechen: Du bist freigebig wie der heilige Manota, welcher die Eier hart kochte und den Armen die Brühe (davon) gab. (Reinsberg IV, 100.)

Engl.: To steal the goose and give the giblets in alms.

Holl.: Ik stal het leêr, en geef de shoenen om Godswil (Harrebomée, II, 12.)

Span.: Hurtar el puerco y dar los piés por Dios. (Masson, 44.)

*48 Dat Ledder stelen un armen Lüden Schô davan maken.Dähnert, 270a.

Mit gestohlenem Gute mildthätig sein.

*49 Einem auf dem Leder sitzen.

Holl.: Hij zal hem wel op 't leêr zitten. (Harrebomée, II, 12.)

*50 Einem das Leder gerben (versohlen, über das Leder kommen).

Ihn derb durchprügeln.

*51 Einem das Leder über die Ohren ziehen.Frischbier2, 2382.

*52 Einem dat Leader wasken. (Westf.)

Ihn derb prügeln.

*53 En Stück Ledder vun Minsch, wie en leddern Herrgott.Schütze, III, 17.)

Ein elender Mensch.

*54 Er hat sehr ungeschmeidig Leder zu schaben.Waldis, IV, 67.

*55 Er ist nicht das Leder werth.Frischbier2, 2383.

*56 Er ist nicht vom Leder, sondern von der Feder.

*57 Er schneidet aus jedem Leder Riemen.

*58 Er würde gern das Leder fressen, weil er die Leplein so gierig verschlinget.Schottel, 1119b.

*59 Er zieht gleich (leicht) vom Leder.

Ist immer schlagfertig, kurz angebunden, geräth leicht in Zorn.

Frz.: La soutane de cet homme ne tient qu'à un bouton. – Son épée ne tient point dans son fourreau. (Kritzinger, 88 u. 281b.)

*60 Gut Leder zum Maule haben.

Frz.: Avoir bon bec. – Avoir le bec bien affilé. (Kritzinger, 13a u. 65b.)

*61 Ich werde dir 's Leder lüften. (Nordböhmen.)

Androhung von Prügeln. (S. Kopf 592 u. 762.)

*62 Ick war di dat Ledder garwen.Dähnert, 270a.

Ich werde dich durchprügeln.

*63 Ick war di up't Ledder kamen.Dähnert, 270a.

*64 Is he von gûdem Ledder, su kummet he wol wedder. (Holst.) – Richey, 149; Schütze, III, 17; Körte, 3736; für Pommern: Dähnert, 270a.

Ist der Schuldner ehrlich, so entläuft er mir nicht.

*65 Leder gerben.Agricola II, 136.

*66 Man muss ihm hinder's Leder wischen.

„Daher komts, dass man sagt: ...es juckt jhm die Haut, man muss sie jhm gerben, man muss jhm mit eim Eychenen Flederwisch die Läus absträlen, man muss jhm hinders Leder wischen.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 360.)

Lat.: Luditur de ipsius corio. (Fischart, Gesch.)

*67 Man muss ihm 's Leder gerben. (Rottenburg.)

*68 Na, ön dinem Ledder micht ök ok nig stöcke.Frischbier2, 2385.

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[[937]/0943] 19 Frisch vom Leder ist halb gewonnen (gefochten). – Lehmann, II, 173, 33; Körte, 3733; Simrock, 6277; Braun, I, 2200. 20 Gut Leder dehnt sich. Engl.: Raw leather will stretch. (Bohn II, 127.) 21 Gut Leder dehnt sich, sagte die Dirne, als sie morgens vom Tanz kam. 22 Je dicker das Leder, je leichter es bricht. 23 Leder fressen lernt Hündchen am Riemen. – Lohrengel, I, 469. 24 Leder will gegerbt sein. 25 Man flicke ein altes leder wie man wil, so bleibt's doch alt leder. – Petri, II, 446; Gaal, 1080. 26 Man soll nicht das Leder stehlen und die Schuhe um Gottes willen vergeben. – Pistor., VI, 16; Graf, 286, 30. 27 Niemand kann auss bösem Leder gute Schuh machen. – Petri, II, 495. 28 'S Läder wird wolfel, d' Kälber strecket si. – Sutermeister, 70. Von denen, die sich auf unziemliche Art und Weise dehnen und strecken, sich's gar zu bequem machen und den Anstand in ihren Stellungen ganz vergessen. Frz.: Le cuir sera à, bon marché, les veaux s'étendent. (Kritzinger, 290a.) Holl.: Het leêr zal goedkoop worden, de kalveren rekken zich uit. (Harrebomée, II, 12.) 29 Schlechtes Leder, schlechte Schuhe. – Körte, 3734; Gaal, 1079; Simrock, 6273; Braun, I, 2199; Reinsberg III, 62. Dän.: Af ondt leder giøres slemme skoe. – Af grovt garn, grovt lærret. (Prov. dan., 378.) It.: Di mal erba non si fa buon fieno. (Gaal, 1079.) 30 Ût Andermanns Lêer es gud Riemen schniën. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 57; für Ovelgönne: Firmenich, III, 25, 26; für Gladbach, III, 516, 42; ostfriesisch bei Bueren, 1188; Eichwald, 1161. In Pommern: Ut andrer Lüde Ledder is gôd Reme sniden. (Dähnert, 270a.) 31 Ût fremmen Leder is gaud Reimen snîen. – Schambach, II, 385. Aus anderer Leute Kasten ist es leicht mildthätig und freigebig zu sein. (S. Beutel 6-9.) 32 Von eins andern leder ist gut schuch schneiden. – Tappius, 104b. 33 Von geschmirtem leder scheidt der hundt nit gern. – Franck, II, 70a; Gruter, I, 70; Petri, II, 580; Lehmann, II, 793, 138; Tappius, 84a; Sutor, 151; Eiselein, 329; Simrock, 6276. 34 Von hartem Leder kann man keine weichen Schuhe machen. – Altmann VI, 479. 35 Vth (van) eins anderen leder is gut breide riemen snyden. – Tappius, 104b. 36 Wäre das Leder breit genug, so dürft's der Schuster nicht zwicken. „Wäre das Leder bereit genug, so dörffts der Schuster nicht in Zänen vmbziehen.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 64.) 37 Wéi dat Lêer hält, is säu schüllig äs de Déiw. (Sauerland.) 38 Wenn das Leder nicht zu Pantoffeln reicht, so schneide keine Stiefeln zu. 39 Wenn man vom Leder spricht, so erschrickt das Kalb. Die Russen: Wenn man vom Leder spricht, läuft es dem Kalbe kalt über den Rücken. (Altmann, V, 92.) 40 Wer Leder gerbt, der soll nicht Schuhe machen. – Graf, 503, 132. Seitdem sich die einzelnen Innungen und Zünfte abgeschlossen, war die Vereinigung mehrerer Gewerbe in Einer Hand regelmässig untersagt. Wer braut, darf nicht backen, wer gerbt, nicht schustern, wer schustert, nicht gerben. Mhd.: Wer ledder gerwert, der sal nicht schu machen unde der schumacher sal nicht gerwen. (Ortloff, V, 7, 1.) 41 Wer Leder schneiden sieht, möchte auch gern einen Riemen haben. Holl.: Die leder ziet znijden, vraagt naar eenen riem. (Harrebomée, II, 11.) 42 Wer vom Leder einer Mönchsnase Winterstiefeln hätte; der möcht' getrost nach Austern fischen, denn sie würden kein Wasser fangen. – Klosterspiegel, 44, 15. 43 Willst du weich Leder, so gerbe die Häute brav. 44 Wo kein Leder ist, da gibt's keine Schuhe. – Sutor, 416. Lat.: Causa debet praecedere effectum. (Sutor, 416.) 45 Wo man Leder schneidet, da will jeder einen Riemen haben. Frz.: Qui cuir voit tailler, courroye en demande. (Bohn II, 49; Leroux, II, 294.) *46 Das Leder beim Schuster, das Tuch beim Schneider kaufen. Der Morgenländer sagt: Vom Kamel Disteln fordern. Die Perser: Einen Witwer um einen Ehemann bitten. Eisen vom Nadler kaufen. Die Russen: Beim Hunde nach den Kolatschen fragen. Rosen von der Brennnessel verlangen. Die Kahlen um eine Locke bitten. Die Böhmen: Talg am Sauerampfer suchen. (Reinsberg IV, 70.) *47 Das Leder stehlen und die Schuhe um Gottes willen vergeben. – Simrock, 6274; Körte, 3735. So wurde 1825 in Paris der grösste Theil der Pacht für die Spielbanken zur Unterstützung der Kirchen und Hospitäler verwandt. (Zeitung für die elegante Welt, Leipzig 1825, S. 1558.) Die Spanier: Das Schwein stehlen und die Füsse um Gottes willen geben. Sie stehlen das Schwein und geben die Füsse als Almosen. Die Basken: Unxo ist ein Almosengeber, er gibt den Armen die Füsse des gestohlenen Schweins. Die Czechen: Du bist freigebig wie der heilige Manota, welcher die Eier hart kochte und den Armen die Brühe (davon) gab. (Reinsberg IV, 100.) Engl.: To steal the goose and give the giblets in alms. Holl.: Ik stal het leêr, en geef de shoenen om Godswil (Harrebomée, II, 12.) Span.: Hurtar el puerco y dar los piés por Dios. (Masson, 44.) *48 Dat Ledder stelen un armen Lüden Schô davan maken. – Dähnert, 270a. Mit gestohlenem Gute mildthätig sein. *49 Einem auf dem Leder sitzen. Holl.: Hij zal hem wel op 't leêr zitten. (Harrebomée, II, 12.) *50 Einem das Leder gerben (versohlen, über das Leder kommen). Ihn derb durchprügeln. *51 Einem das Leder über die Ohren ziehen. – Frischbier2, 2382. *52 Einem dat Leader wasken. (Westf.) Ihn derb prügeln. *53 En Stück Ledder vun Minsch, wie en leddern Herrgott. – Schütze, III, 17.) Ein elender Mensch. *54 Er hat sehr ungeschmeidig Leder zu schaben. – Waldis, IV, 67. *55 Er ist nicht das Leder werth. – Frischbier2, 2383. *56 Er ist nicht vom Leder, sondern von der Feder. *57 Er schneidet aus jedem Leder Riemen. *58 Er würde gern das Leder fressen, weil er die Leplein so gierig verschlinget. – Schottel, 1119b. *59 Er zieht gleich (leicht) vom Leder. Ist immer schlagfertig, kurz angebunden, geräth leicht in Zorn. Frz.: La soutane de cet homme ne tient qu'à un bouton. – Son épée ne tient point dans son fourreau. (Kritzinger, 88 u. 281b.) *60 Gut Leder zum Maule haben. Frz.: Avoir bon bec. – Avoir le bec bien affilé. (Kritzinger, 13a u. 65b.) *61 Ich werde dir 's Leder lüften. (Nordböhmen.) Androhung von Prügeln. (S. Kopf 592 u. 762.) *62 Ick war di dat Ledder garwen. – Dähnert, 270a. Ich werde dich durchprügeln. *63 Ick war di up't Ledder kamen. – Dähnert, 270a. *64 Is he von gûdem Ledder, su kummet he wol wedder. (Holst.) – Richey, 149; Schütze, III, 17; Körte, 3736; für Pommern: Dähnert, 270a. Ist der Schuldner ehrlich, so entläuft er mir nicht. *65 Leder gerben. – Agricola II, 136. *66 Man muss ihm hinder's Leder wischen. „Daher komts, dass man sagt: ...es juckt jhm die Haut, man muss sie jhm gerben, man muss jhm mit eim Eychenen Flederwisch die Läus absträlen, man muss jhm hinders Leder wischen.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 360.) Lat.: Luditur de ipsius corio. (Fischart, Gesch.) *67 Man muss ihm 's Leder gerben. (Rottenburg.) *68 Na, ön dinem Ledder micht ök ok nig stöcke. – Frischbier2, 2385. Zu einem, der viel Sorge hat oder von Strafe bedroht ist.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [937]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/943>, abgerufen am 28.11.2024.