Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] *5 Gurr als gaul, Vogel als nest. - Franck, I, 57b. Mhd.: Gurr als gul. (Fastnachtspiel.) Gurren. Bie ennem gurrt'e, hinger ennem knurrt'e. (Waldeck.) - Curtze, 348, 430. Gurt. 1 Mit einem Gurt ist schnell gesattelt. Dän.: Det er snart sadled med een giord. (Prov. dan., 486.) 2 Was hinter dem Gurt ist, heisst Busen, bei Jungen und Alten. - Altmann V, 92. Gürtel. 1 Die die Gürtel näht, trägt selbst ein loses Gewand. - Altmann V, 92. 2 Unter dem Gürtel ist kein Verstand. - Eiselein, 460. Engl.: There is no discretion below the girdle. *3 Er hat den gürtel verzert. - Franck, II, 23b. Um den Gedanken auszudrücken, dass jemand nichts besitzt oder mit dem Seinen fertig ist, hat Franck (II, 23b) der vorstehenden Redensart noch folgende beigefügt: Es ist jm die pestilentz in seckel kommen. Er hat gelt in eim wetzstein verneet. Er hat weder seckel noch gelt. Er ist vonn blinden beraubt worden zwischen zwo kanten. Er helt hauss im wetschger. Er hat nit einen hund auss dem ofen zu locken. Mehr leuss dann gelts bringen. *4 Er hat Gurttel vnd daschen dahinden gelassen. Eyering, II, 286. *5 Er hat sein gürtel verlohren. - Henisch, 1784, 46. "Er ist vmb hab vnd gut kommen." *6 Man kann's an seinem Gürtel sehen (was er ist, was an ihm ist). - Tendlau, 538. Gürten. 1 Ein ieder gürte sich, so schlodtert ihm nit. - Gruter, III, 27; Lehmann, II, 148, 35. 2 Wer jhm selbst gürtet, dem stehet der sattel steiff. - Henisch, 1785, 17. 3 Wer nicht gürtet eh er reit, sehr bald auf der Erde leit. - Brant, Nsch., 12. 4 Wer sich nicht gürtet, ehe er reitet, der felt leicht. - Petri, II, 761. 5 Zu hoch gürten zersprengt den Gurt, - Klosterspiegel, 68, 4. Zu tief aber auch nicht. Die Franzosen haben die Redensart: Ceint sur le cul comme Martin de Cambray. (Leroux, II, 46.) Martin und Martine sind die Namen, die man zwei Figuren gegeben hat, welche, mit einem Hammer versehen, in Cambray die Stunden schlagen, und von denen die männliche über der Jacke einen Gürtel trägt. Guschel. * Gib mer a Guschel, 'ch gah dersch wieder. (Oberlausitz.) Guss. 1 Der Guss geht nach dem Fluss. Das Geld fliesst immer den Reichen zu. Frz.: L'eau va toujours a la riviere. 2 Grosse Güsse bringen Flüsse. Von dem Folgenreichthum grosser Ereignisse. 3 Güsse bringen (machen) flüsse. - Henisch, 1618, 67; Petri, II, 363; Sailer, 158; Körte, 2448; Eiselein, 262; Simrock, 4093. Lat.: Gulosi morbosi. (Binder I, 632; II, 1262; Philippi, I, 172; Schonheim, G, 13; Seybold, 207.) - Multos morbos multa fercula fecerunt. (Binder II, 1937; Seybold, 331.) 4 Liessestu die Guss (Saufen), so liessen dich die Flüsse (Krankheit, Wassersucht). - Lehmann, II, 375, 101; Petri, II, 440; Schottel, 1126a; Coler, 808b; Körte, 2449; Simrock, 4094. Ein Wort zur Beherzigung für Trinker. "Man spricht vnnd ist war, auch yedermanlich offenbar, lyest du die vbrigen güss, so liessen dich die vbrigen flüss." (Werdea, Aiiij2.) Lat.: Cuius libet fluxus causa superfluitas. (Werdea, Aiiij2.) 5 Meid die Güss, so lassen dich die Flüss. - Lehmann, 51, 50. 6 Starke Güsse sind nicht von Dauer. It.: In picciol tempo pasa ogni gran pioggia. (Bohn I, 104.) 7 Wer nicht lässt die Güsse, den lassen auch nicht die Flüsse. 8 Wo viel Güsse sind, da folgen viel flüsse. - Petri, II, 817. *9 Sie sind von gleichem Guss und Zeuge. Güst. So lang güst1, so lang melk. (Ostfries.) - Bueren, 1026; Hauskalender, III. 1)Vom Vieh: nicht trächtig, unfruchtbar, auch von trächtigen Kühen, wenn sie nicht Milch geben; vom Acker: unbebaut, brach Güstweide = Weide für güst Vieh. (Vgl. Stürenburg, 78a; Richey, 82; Bremer Wb., II, 558; Dähnert, 164; Schambach, 70; Schütze, II, 55; Frommann, V, 146.) Gustus. 1 De gustibus non est disputandum, sagte die Kuh und leckte die andern im Ars. - Hoefer, 656; Simrock, 6059; niederdeutsch bei Eichwald, 1074. 2 Elk zyn Goeste, zei der Boer, en h' en oat ze Kin 's Papschuttel. (Franz. Flandern.) - Firmenich, III, 698, 19. Jeder nach seinem Geschmack, sagte der Bauer, und er ass seines Kindes Breischüssel. 3 Gusti und Maulschöln senn verschid'n. (Steiermark.) - Firmenich, II, 764, 125. Geschmäcke und Maulschellen sind verschieden. 4 Wenn alle Leut' Ein Gusten hätten, brauchte der Krämer nur Ein Waar'. (Oberösterreich.) *5 Up sin Just stan. - Eichwald, 930. Gut (Adj.). 1 Ai, wor gat äss de Rat. - Schuster, 596b. Ei, wie gut ist die Ruth'. 2 All god mit, see de Maid, do kreg se 'n Sneider. (Ostfries.) - Hoefer, 709; Havukalender, III; Eichwald, 1252; Bueren, 35. 3 Allaman gud, man ham sallaw dach bast. (Amrum.) - Johansen, 151; Haupt, VIII, 365, 236. Jedem gut, aber sich selbst am besten. 4 Alles ist gut, was Gott thut. - Schottel, 1133b. 5 Alles wäre gut, wäre kein Aber dabei. - Bohn I, 133. 6 Alltau gaud hat ok keinen Smack. (Schöningen in Braunschweig.) 7 Allte guet es jedermanns Hunsfuet. (Iserlohn.) - Woeste, 68, 91; für Waldeck: Firmenich, I, 326, 43. Darum gibt der Sarde die Lehre: Seid niemals allzu gut. Und der Baske sagt: Wer zu gut gegen andere ist, ist nicht gut genug gegen sich. (Reinsberg III, 143.) Holl.: Veel te goed is half zot. (Harrebomee, I, 249; Bohn I, 299.) 8 Allto god döcht ok nig. - Hauskalender, I. 9 Allto god is Andermann's Narr. - Bueren, 11; Eichwald, 1383; Frommann, II, 388, 21; hochdeutsch bei Simrock, 4099. Frz.: Deux fois bon, c'est une fois bete. (Cahier, 236.) Holl.: Al te goed is buurmans (allemans, andermans) gek. (Harrebomee, I, 104.) 10 Allto god is ungesund. (Holst.) - Schütze, II, 50. Der Mensch kann zu viel gute Tage nicht ertragen. Lat.: Nihil minus expedit, quam agrum optime colere. (Plinius.) (Binder II, 2078; Faselius, 166; Wiegand, 243.) 11 Allto gut is deäm andern sein Hunsfuot. (Sauerland.) 12 Allzu gut fördert Armuth. - Simrock, 4100. 13 Allzu gut ist dumm. Die französischen Neger sagen: Güte ist nicht Dummheit (Reinsberg II, 28), und die wahre ist's auch nicht; aber es gibt eine Güte, die der Dummheit sehr ähnlich sieht, wenn sie keine ist. 14 Allzu gut ist liederlich. - Simrock, 4098. 15 Allzu gut kommt dumm heraus, sagte der Abt, als der Pater Johann den Räubern nachlief, um ihnen das Geld zu bringen, das sie in seinem Mantel nicht gefunden hatten. - Klosterspiegel, 56, 14. 16 Allzu gut verderbts gar. - Henisch, 1790, 5; Petri, II, 9. 17 Aet es got, dat kot1 Köh stuppe Höere2 hant. (Düren.) - Firmenich, I, 483, 52. 1)Böse. 2)Stumpfe Hörner. 18 Auch gut mit, sagte der Junge, als er ein Stück Kuchen haben wollte und eine Ohrfeige bekam. 19 Auch gut, sagte der Bauer, da hatte er einen Floh gefangen, er war aber auf der Läusejagd. - Simrock, 2567; Hoefer, 167.
[Spaltenumbruch] *5 Gurr als gaul, Vogel als nest. – Franck, I, 57b. Mhd.: Gurr als gul. (Fastnachtspiel.) Gurren. Bie ennem gurrt'e, hinger ennem knurrt'e. (Waldeck.) – Curtze, 348, 430. Gurt. 1 Mit einem Gurt ist schnell gesattelt. Dän.: Det er snart sadled med een giord. (Prov. dan., 486.) 2 Was hinter dem Gurt ist, heisst Busen, bei Jungen und Alten. – Altmann V, 92. Gürtel. 1 Die die Gürtel näht, trägt selbst ein loses Gewand. – Altmann V, 92. 2 Unter dem Gürtel ist kein Verstand. – Eiselein, 460. Engl.: There is no discretion below the girdle. *3 Er hat den gürtel verzert. – Franck, II, 23b. Um den Gedanken auszudrücken, dass jemand nichts besitzt oder mit dem Seinen fertig ist, hat Franck (II, 23b) der vorstehenden Redensart noch folgende beigefügt: Es ist jm die pestilentz in seckel kommen. Er hat gelt in eim wetzstein verneet. Er hat weder seckel noch gelt. Er ist vonn blinden beraubt worden zwischen zwo kanten. Er helt hauss im wetschger. Er hat nit einen hund auss dem ofen zu locken. Mehr leuss dann gelts bringen. *4 Er hat Gurttel vnd daschen dahinden gelassen. Eyering, II, 286. *5 Er hat sein gürtel verlohren. – Henisch, 1784, 46. „Er ist vmb hab vnd gut kommen.“ *6 Man kann's an seinem Gürtel sehen (was er ist, was an ihm ist). – Tendlau, 538. Gürten. 1 Ein ieder gürte sich, so schlodtert ihm nit. – Gruter, III, 27; Lehmann, II, 148, 35. 2 Wer jhm selbst gürtet, dem stehet der sattel steiff. – Henisch, 1785, 17. 3 Wer nicht gürtet eh er reit, sehr bald auf der Erde leit. – Brant, Nsch., 12. 4 Wer sich nicht gürtet, ehe er reitet, der felt leicht. – Petri, II, 761. 5 Zu hoch gürten zersprengt den Gurt, – Klosterspiegel, 68, 4. Zu tief aber auch nicht. Die Franzosen haben die Redensart: Ceint sur le cul comme Martin de Cambray. (Leroux, II, 46.) Martin und Martine sind die Namen, die man zwei Figuren gegeben hat, welche, mit einem Hammer versehen, in Cambray die Stunden schlagen, und von denen die männliche über der Jacke einen Gürtel trägt. Guschel. * Gib mer a Guschel, 'ch gah dersch wieder. (Oberlausitz.) Guss. 1 Der Guss geht nach dem Fluss. Das Geld fliesst immer den Reichen zu. Frz.: L'eau va toujours à la rivière. 2 Grosse Güsse bringen Flüsse. Von dem Folgenreichthum grosser Ereignisse. 3 Güsse bringen (machen) flüsse. – Henisch, 1618, 67; Petri, II, 363; Sailer, 158; Körte, 2448; Eiselein, 262; Simrock, 4093. Lat.: Gulosi morbosi. (Binder I, 632; II, 1262; Philippi, I, 172; Schonheim, G, 13; Seybold, 207.) – Multos morbos multa fercula fecerunt. (Binder II, 1937; Seybold, 331.) 4 Liessestu die Guss (Saufen), so liessen dich die Flüsse (Krankheit, Wassersucht). – Lehmann, II, 375, 101; Petri, II, 440; Schottel, 1126a; Coler, 808b; Körte, 2449; Simrock, 4094. 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*5 Gurr als gaul, Vogel als nest. – Franck, I, 57b.
Mhd.: Gurr als gul. (Fastnachtspiel.)
Gurren.
Bie ennem gurrt'e, hinger ennem knurrt'e. (Waldeck.) – Curtze, 348, 430.
Gurt.
1 Mit einem Gurt ist schnell gesattelt.
Dän.: Det er snart sadled med een giord. (Prov. dan., 486.)
2 Was hinter dem Gurt ist, heisst Busen, bei Jungen und Alten. – Altmann V, 92.
Gürtel.
1 Die die Gürtel näht, trägt selbst ein loses Gewand. – Altmann V, 92.
2 Unter dem Gürtel ist kein Verstand. – Eiselein, 460.
Engl.: There is no discretion below the girdle.
*3 Er hat den gürtel verzert. – Franck, II, 23b.
Um den Gedanken auszudrücken, dass jemand nichts besitzt oder mit dem Seinen fertig ist, hat Franck (II, 23b) der vorstehenden Redensart noch folgende beigefügt: Es ist jm die pestilentz in seckel kommen. Er hat gelt in eim wetzstein verneet. Er hat weder seckel noch gelt. Er ist vonn blinden beraubt worden zwischen zwo kanten. Er helt hauss im wetschger. Er hat nit einen hund auss dem ofen zu locken. Mehr leuss dann gelts bringen.
*4 Er hat Gurttel vnd daschen dahinden gelassen. Eyering, II, 286.
*5 Er hat sein gürtel verlohren. – Henisch, 1784, 46.
„Er ist vmb hab vnd gut kommen.“
*6 Man kann's an seinem Gürtel sehen (was er ist, was an ihm ist). – Tendlau, 538.
Gürten.
1 Ein ieder gürte sich, so schlodtert ihm nit. – Gruter, III, 27; Lehmann, II, 148, 35.
2 Wer jhm selbst gürtet, dem stehet der sattel steiff. – Henisch, 1785, 17.
3 Wer nicht gürtet eh er reit, sehr bald auf der Erde leit. – Brant, Nsch., 12.
4 Wer sich nicht gürtet, ehe er reitet, der felt leicht. – Petri, II, 761.
5 Zu hoch gürten zersprengt den Gurt, – Klosterspiegel, 68, 4.
Zu tief aber auch nicht. Die Franzosen haben die Redensart: Ceint sur le cul comme Martin de Cambray. (Leroux, II, 46.) Martin und Martine sind die Namen, die man zwei Figuren gegeben hat, welche, mit einem Hammer versehen, in Cambray die Stunden schlagen, und von denen die männliche über der Jacke einen Gürtel trägt.
Guschel.
* Gib mer a Guschel, 'ch gah dersch wieder. (Oberlausitz.)
Guss.
1 Der Guss geht nach dem Fluss.
Das Geld fliesst immer den Reichen zu.
Frz.: L'eau va toujours à la rivière.
2 Grosse Güsse bringen Flüsse.
Von dem Folgenreichthum grosser Ereignisse.
3 Güsse bringen (machen) flüsse. – Henisch, 1618, 67; Petri, II, 363; Sailer, 158; Körte, 2448; Eiselein, 262; Simrock, 4093.
Lat.: Gulosi morbosi. (Binder I, 632; II, 1262; Philippi, I, 172; Schonheim, G, 13; Seybold, 207.) – Multos morbos multa fercula fecerunt. (Binder II, 1937; Seybold, 331.)
4 Liessestu die Guss (Saufen), so liessen dich die Flüsse (Krankheit, Wassersucht). – Lehmann, II, 375, 101; Petri, II, 440; Schottel, 1126a; Coler, 808b; Körte, 2449; Simrock, 4094.
Ein Wort zur Beherzigung für Trinker. „Man spricht vnnd ist war, auch yedermanlich offenbar, lyest du die vbrigen güss, so liessen dich die vbrigen flüss.“ (Werdea, Aiiij2.)
Lat.: Cuius libet fluxus causa superfluitas. (Werdea, Aiiij2.)
5 Meid die Güss, so lassen dich die Flüss. – Lehmann, 51, 50.
6 Starke Güsse sind nicht von Dauer.
It.: In picciol tempo pasa ogni gran pioggia. (Bohn I, 104.)
7 Wer nicht lässt die Güsse, den lassen auch nicht die Flüsse.
8 Wo viel Güsse sind, da folgen viel flüsse. – Petri, II, 817.
*9 Sie sind von gleichem Guss und Zeuge.
Güst.
So lang güst1, so lang melk. (Ostfries.) – Bueren, 1026; Hauskalender, III.
1)Vom Vieh: nicht trächtig, unfruchtbar, auch von trächtigen Kühen, wenn sie nicht Milch geben; vom Acker: unbebaut, brach Güstweide = Weide für güst Vieh. (Vgl. Stürenburg, 78a; Richey, 82; Bremer Wb., II, 558; Dähnert, 164; Schambach, 70; Schütze, II, 55; Frommann, V, 146.)
Gustus.
1 De gustibus non est disputandum, sagte die Kuh und leckte die andern im Ars. – Hoefer, 656; Simrock, 6059; niederdeutsch bei Eichwald, 1074.
2 Elk zyn Goeste, zei der Boer, en h' en oat ze Kin 's Papschuttel. (Franz. Flandern.) – Firmenich, III, 698, 19.
Jeder nach seinem Geschmack, sagte der Bauer, und er ass seines Kindes Breischüssel.
3 Gusti und Maulschöln senn verschid'n. (Steiermark.) – Firmenich, II, 764, 125.
Geschmäcke und Maulschellen sind verschieden.
4 Wenn alle Leut' Ein Gusten hätten, brauchte der Krämer nur Ein Waar'. (Oberösterreich.)
*5 Up sin Just stân. – Eichwald, 930.
Gut (Adj.).
1 Ai, wor gât äss de Rât. – Schuster, 596b.
Ei, wie gut ist die Ruth'.
2 All gôd mit, see de Maid, dô kreg se 'n Snîder. (Ostfries.) – Hoefer, 709; Havukalender, III; Eichwald, 1252; Bueren, 35.
3 Allamân gud, man ham sallaw dâch bâst. (Amrum.) – Johansen, 151; Haupt, VIII, 365, 236.
Jedem gut, aber sich selbst am besten.
4 Alles ist gut, was Gott thut. – Schottel, 1133b.
5 Alles wäre gut, wäre kein Aber dabei. – Bohn I, 133.
6 Alltau gaud hat ôk keinen Smack. (Schöningen in Braunschweig.)
7 Allte guet es jedermanns Hunsfuet. (Iserlohn.) – Woeste, 68, 91; für Waldeck: Firmenich, I, 326, 43.
Darum gibt der Sarde die Lehre: Seid niemals allzu gut. Und der Baske sagt: Wer zu gut gegen andere ist, ist nicht gut genug gegen sich. (Reinsberg III, 143.)
Holl.: Veel te goed is half zot. (Harrebomée, I, 249; Bohn I, 299.)
8 Allto gôd döcht ok nig. – Hauskalender, I.
9 Allto gôd is Andermann's Narr. – Bueren, 11; Eichwald, 1383; Frommann, II, 388, 21; hochdeutsch bei Simrock, 4099.
Frz.: Deux fois bon, c'est une fois bête. (Cahier, 236.)
Holl.: Al te goed is buurmans (allemans, andermans) gek. (Harrebomée, I, 104.)
10 Allto gôd is ungesund. (Holst.) – Schütze, II, 50.
Der Mensch kann zu viel gute Tage nicht ertragen.
Lat.: Nihil minus expedit, quam agrum optime colere. (Plinius.) (Binder II, 2078; Faselius, 166; Wiegand, 243.)
11 Allto gut is deäm andern sein Hunsfuot. (Sauerland.)
12 Allzu gut fördert Armuth. – Simrock, 4100.
13 Allzu gut ist dumm.
Die französischen Neger sagen: Güte ist nicht Dummheit (Reinsberg II, 28), und die wahre ist's auch nicht; aber es gibt eine Güte, die der Dummheit sehr ähnlich sieht, wenn sie keine ist.
14 Allzu gut ist liederlich. – Simrock, 4098.
15 Allzu gut kommt dumm heraus, sagte der Abt, als der Pater Johann den Räubern nachlief, um ihnen das Geld zu bringen, das sie in seinem Mantel nicht gefunden hatten. – Klosterspiegel, 56, 14.
16 Allzu gut verderbts gar. – Henisch, 1790, 5; Petri, II, 9.
17 Aet es gôt, dat kot1 Köh stuppe Höere2 hant. (Düren.) – Firmenich, I, 483, 52.
1)Böse.
2)Stumpfe Hörner.
18 Auch gut mit, sagte der Junge, als er ein Stück Kuchen haben wollte und eine Ohrfeige bekam.
19 Auch gut, sagte der Bauer, da hatte er einen Floh gefangen, er war aber auf der Läusejagd. – Simrock, 2567; Hoefer, 167.
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