Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] 15 Eine hungrige Laus beisst scharf. Z. B. Von armen, aber viel brauchenden und darum drückenden Beamten. 16 Eine hungrige Laus ist selten fett. Dän.: Sulten luus, sielden feed. (Prov. dan., 536.) 17 Eine Laus ist menschlich, ein Floh hündisch. 18 Eine Laus maket den Kol nich fet. - Schambach, II, 119. 19 En hungrige Laus bit't (beisst) scharp. (Ostfries.) - Bueren, 432; Eichwald, 1233; Frommann, IV, 287, 441. 20 Es sind glückliche Läuse, die in einer warmen Kappe (Mütze) begraben werden. 21 Es zeucht mancher eine Laus am Kleid, die ihm macht Leid. "Offt zewcht eyner an seynem kleyd, eyn lauss die ym thut leyd; eyn vndanckpar student in meynen mut vergleicht wirt eyner lauss di do vendriess thut." (Werdea, Bi.) 22 Et bitt kene Laus schärper osse de ut ener Lumpenkeipe sprungen es. (Lippe.) Um zu sagen, am schärfsten verfahren Leute, die aus drückenden Verhältnissen in eine gebietende Stellung gekommen sind. 23 Fremde Läuse beissen scharf. "Ein jeder warte das seine, das jm befohlen ist, mit Fleis vnd entschlage sich frembder hendel, denn fremde leuse beissen sehr." (Fischer, Psalter, 532, 2.) Dän.: Fremmede luus bider verst. (Prov. dan., 197.) 24 Hungerige (magere) Läuse beissen scharf (übel). (S. Mücke.) Dän.: Sulten luus bider vaerst. (Prov. dan., 398.) Holl.: Magere luizen bijten scherp. (Harrebomee, II, 41; Bohn II, 332.) 25 Hungrige Lühs de beisen ärg. (Köln.) - Weyden, III, 11. 26 Je hungriger de Laus, je düller se bitt. (Mecklenburg.) - Günther, III. 27 Je mehr leuss, je mehr grints und iuckens. - Nas, 174b. 28 Jede Laus mag ein Haar bewegen. 29 Jeder muss seine eigenen Läuse fangen. Holl.: Elk moet zijne eigene luizen vangen. (Harrebomee, II, 40.) 30 Laus, in dein Winterquartier (s. d.), sprach der Kapuziner, als er sie vom Barte in den Zipfel setzte. - Eiselein, 412; Hoefer, 1104a; Klosterspiegel, 33, 13. In der Schweiz: Marsch, Laus, i di Winterquartier, hat der Kapiziner gseit, wo-n er sie vom Bart in Zipfel gsetzt hät. (Sutermeister, 41.) 31 Läuse, Flöhe, Unflat, Grind, Faulert's beste Gäste sind. Gäste, die bei einem faulen und schmuzigen Menschen nicht ausbleiben. 32 Läuse und Flöhe, sagte der Kapuzinernovize, als man ihn fragte, was er unter Creaturen verstehe. - Klosterspiegel, 48, 10. 33 Läuse und Kinder gerathen alle Jahr. - Eiselein, 412; Simrock, 6236. "Komm' ich wieder zur Welt, so werd' ich ein Kampelmacher und heirathe eine Hebamme; denn Läus' und Kinder gerathen alle Jahre." In der Schweiz: Lüs und Kind g'rothe-n alli Johr. (Sutermeister, 116.) 34 Läuss vnd Hewschrecken sind Gottes Kriegsleut, die bösen zu straffen. - Petri, II, 846. In der Gegenwart betrachtet der katholische Pfarrer von Linde in Oberursel (Nassau) auch die Erdbeben als eine Züchtigung Gottes, um die Protestanten in Grossgerau und Umgegend aufzurütteln. Leider klirren auch die Scheiben der Katholiken, ebenso wie die Läuse in einen frommen Pelz kommen und die Heuschrecken auch den Gläubigen die Felder verwüsten. 35 Leise und Fleh äs das beste Veh. (Waldeck.) - Curtze, 364, 613. 36 Laus bi Laus. 37 Luse het en jeder. - Lohrengel, I, 480. 38 Lusen, Lusen, sünt so dick as Musen, sünt so dick as Ossenknaken, m' kann der wol tein Pund Fett utkaken. - Kern, 786. Pflegt die Mutter zu sagen, wenn sie vom Kopf des Kindes ausgewachsene Exemplare kämmt. 39 Mager Lüs biesse schärp. (Aachen.) - Firmenich, I, 493, 93; hochdeutsch bei Blum, 457. Magere Läuse beissen übel. Auch russisch Altmann VI, 389. Es soll niemand die Verwaltung seines Eigenthums, die Erhebung seiner Einkünfte Hungerleidern anvertrauen. [Spaltenumbruch] 40 Man braucht die Läuse nicht in den Pelz zu setzen, sie kommen, wie die Jesuiten, von selbst. - Klosterspiegel, 10, 25. 41 Man darff nit leuss ann beltz (oder: in Grind) setzen, sie wachsen selbs drinn. - Franck, II, 103a; Gruter, I, 55; Waldis, III, 51; Petri, II, 444; Henisch, 1746, 59; Mathesy, I, 50b; Murner, Schelm., 19; Chemnitius, II, 380; Eiselein, 412; Körte, 3720 u. 4671; Blum, 400; Simrock, 7222; Wagner, 112; Birlinger, 336; Braun, I, 2180. "Auch (darf man) in den Beltz die leuss nit setzen." (Waldis, III, 61, 48.) "Es wer nit not, als ichs thu schetzen, geschiltet leuss in Peltz zu setzen; sie wachsen selb darin zu hand." "Darumb ichs für gross übel han, das du mer leuss wolst setzen dran. So der Peltz laufet also voll, das ich jn nimm kau seubern wol." (Kloster, I, 850.) Dän.: Saet ei luus i skind-kioel, hun kommer vel selv. (Prov. dan., 398.) Frz.: Il ne faut pas semer les poux en une vieille pelice. (Leroux, I, 128.) Lat.: Ignis non extinguitur igni. (Seybold, 227.) - Improbitas si laudetur, intolerabilis fit. (Binder I, 712; II, 1393; Seybold, 233.) Schwed.: Bjud icke lusen i skinnfällen, hon kommer nog objuden. (Wensell, 9; Grubb, 46 u. 582.) - Släpp intet Lwsen ir skinfällen. (Grubb, 471.) - Reetas intet wedh Paddan. (Grubb, 683.) 42 Man kann 'n Laus nich mehr nehmen as 't Leven. (Ostfries.) - Bueren, 866; Goldschmidt, 166; Hauskalender, III; hochdeutsch bei Simrock, 6235. In Westfriesland: Me kan ien Loes net mer nimme as 't Libben. In Nordfriesland: Nem an Lüs ans wot muar üs at Lewent. (Firmenich, III, 4, 30; Lappenkorb.) Nimm einer Laus einmal etwas mehr als das Leben. Holl.: Men kan eene luis niet meer benemen dan het leven. (Harrebomee, II, 41.) Lat.: Mors ultima poena est. (Lucan.) (Philippi, I, 257.) 43 Man wird die Läuse leichter los als die Nisse. Holl.: Men komt ligtere uit de luizen dan uit de neten. (Harrebomee, II, 41.) 44 Mancher kan einer lauss ein steltzen machen vud weist nicht zu rathen seinen eigenen sachen. - Henisch, 830, 53; Petri, II, 451. 45 Me mutt Nüms Lüse in'n Pelz sett'n, se kamt wol vun salfst derin. - Eichwald, 1238. Holl.: De luizen komen wel in den pels, al zaait men ze niet. (Harrebomee, II, 41.) 46 Mit der lateinischen Laus stellt man dummen Leuten auf. 47 'N magere Laus bitt scharp. - Hauskalender, I. 48 'Ne Laus öss herrsch, 'ne Fleh öss hundsch. (Elbing.) - Frischbier2, 2331. 49 Oan Laus varührt a Har und zwoi ziehn 's gar. (Oberösterreich.) - Baumgarten. Von gewissen ländlichen Arbeiten, wozu zwei, wenn auch physisch schwache Personen, nothwendig sind. 50 Sat man kian Lüüs (Nedden) uun a Sjist, je skel'r so naagh kem. (Amrum.) - Johansen, 73; Haupt, VII, 359, 132. Schist war der Schafpelz der Frauen. Sinn: Lege nicht den Grund zu Aergerlichkeiten. Auf der Insel Sylt: Saät man niin Lüs ön Sust. - Setze nur keine Läuse (Nuss) in den Pelz, sie werden schon kommen. 51 Viel leuss, vil iuckens. - Nas, 166a. 52 Viel wollen ein Laus schinden vnnd wissen noch nicht, wie viel Füss sie hat. - Gruter, III, 88; Lehmann, II, 799, 65; Simrock, 6232. 53 Wann die Lauss inn grind kompt, so reckt sy den hindern in die höh vnd wird stoltz. - Agricola II, 212; Sailer, 386; Simrock, 6226. "Wenn man", sagt Sailer, "eine Preisfrage aufgäbe und dem, der den Stolz der neugeadelten Gemeinheit für das deutsche Volk malte, hundert Dukaten verspräche, ich denke, dies Sprichwort hätte den Preis verdient." Die Römer, um auszudrücken, dass niemand so anmassend sei, wie ein Mensch, der aus dem Staube in die Höhe gekrochen, bediente sich des folgenden sprichwörtlich gewordenen Verses des gegen das Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. lebenden Dichters Claudianus: Asperius nihil est humili, cum surgit in altum. (Faselius, 23; Gaal, 105.) It.: Non e alterezza all' alterezza eguale d'un uomo basso e vil, che in alto sale. (Gaal, 1205.) 54 Was besser ist als eine Laus, trägt ein guter Wirth nach Haus. (Posen.)
[Spaltenumbruch] 15 Eine hungrige Laus beisst scharf. Z. B. Von armen, aber viel brauchenden und darum drückenden Beamten. 16 Eine hungrige Laus ist selten fett. Dän.: Sulten luus, sielden feed. (Prov. dan., 536.) 17 Eine Laus ist menschlich, ein Floh hündisch. 18 Eine Lûs mâket den Kôl nich fet. – Schambach, II, 119. 19 Èn hungrige Lûs bit't (beisst) scharp. (Ostfries.) – Bueren, 432; Eichwald, 1233; Frommann, IV, 287, 441. 20 Es sind glückliche Läuse, die in einer warmen Kappe (Mütze) begraben werden. 21 Es zeucht mancher eine Laus am Kleid, die ihm macht Leid. „Offt zewcht eyner an seynem kleyd, eyn lauss die ym thut leyd; eyn vndanckpar student in meynen mut vergleicht wirt eyner lauss di do vendriess thut.“ (Werdea, Bi.) 22 Et bitt kêne Lûs schärper osse de ut êner Lumpenkîpe sprungen es. (Lippe.) 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15 Eine hungrige Laus beisst scharf.
Z. B. Von armen, aber viel brauchenden und darum drückenden Beamten.
16 Eine hungrige Laus ist selten fett.
Dän.: Sulten luus, sielden feed. (Prov. dan., 536.)
17 Eine Laus ist menschlich, ein Floh hündisch.
18 Eine Lûs mâket den Kôl nich fet. – Schambach, II, 119.
19 Èn hungrige Lûs bit't (beisst) scharp. (Ostfries.) – Bueren, 432; Eichwald, 1233; Frommann, IV, 287, 441.
20 Es sind glückliche Läuse, die in einer warmen Kappe (Mütze) begraben werden.
21 Es zeucht mancher eine Laus am Kleid, die ihm macht Leid.
„Offt zewcht eyner an seynem kleyd, eyn lauss die ym thut leyd; eyn vndanckpar student in meynen mut vergleicht wirt eyner lauss di do vendriess thut.“ (Werdea, Bi.)
22 Et bitt kêne Lûs schärper osse de ut êner Lumpenkîpe sprungen es. (Lippe.)
Um zu sagen, am schärfsten verfahren Leute, die aus drückenden Verhältnissen in eine gebietende Stellung gekommen sind.
23 Fremde Läuse beissen scharf.
„Ein jeder warte das seine, das jm befohlen ist, mit Fleis vnd entschlage sich frembder hendel, denn fremde leuse beissen sehr.“ (Fischer, Psalter, 532, 2.)
Dän.: Fremmede luus bider verst. (Prov. dan., 197.)
24 Hungerige (magere) Läuse beissen scharf (übel). (S. Mücke.)
Dän.: Sulten luus bider værst. (Prov. dan., 398.)
Holl.: Magere luizen bijten scherp. (Harrebomée, II, 41; Bohn II, 332.)
25 Hungrige Lühs de bîsen ärg. (Köln.) – Weyden, III, 11.
26 Je hungriger de Lûs, je düller se bitt. (Mecklenburg.) – Günther, III.
27 Je mehr leuss, je mehr grints und iuckens. – Nas, 174b.
28 Jede Laus mag ein Haar bewegen.
29 Jeder muss seine eigenen Läuse fangen.
Holl.: Elk moet zijne eigene luizen vangen. (Harrebomée, II, 40.)
30 Laus, in dein Winterquartier (s. d.), sprach der Kapuziner, als er sie vom Barte in den Zipfel setzte. – Eiselein, 412; Hoefer, 1104a; Klosterspiegel, 33, 13.
In der Schweiz: Marsch, Lûs, i di Winterquartier, hât der Kapiziner gseit, wo-n er sie vom Bart in Zipfel gsetzt hät. (Sutermeister, 41.)
31 Läuse, Flöhe, Unflat, Grind, Faulert's beste Gäste sind.
Gäste, die bei einem faulen und schmuzigen Menschen nicht ausbleiben.
32 Läuse und Flöhe, sagte der Kapuzinernovize, als man ihn fragte, was er unter Creaturen verstehe. – Klosterspiegel, 48, 10.
33 Läuse und Kinder gerathen alle Jahr. – Eiselein, 412; Simrock, 6236.
„Komm' ich wieder zur Welt, so werd' ich ein Kampelmacher und heirathe eine Hebamme; denn Läus' und Kinder gerathen alle Jahre.“ In der Schweiz: Lüs und Kind g'rothe-n alli Johr. (Sutermeister, 116.)
34 Läuss vnd Hewschrecken sind Gottes Kriegsleut, die bösen zu straffen. – Petri, II, 846.
In der Gegenwart betrachtet der katholische Pfarrer von Linde in Oberursel (Nassau) auch die Erdbeben als eine Züchtigung Gottes, um die Protestanten in Grossgerau und Umgegend aufzurütteln. Leider klirren auch die Scheiben der Katholiken, ebenso wie die Läuse in einen frommen Pelz kommen und die Heuschrecken auch den Gläubigen die Felder verwüsten.
35 Leise und Fleh äs das beste Veh. (Waldeck.) – Curtze, 364, 613.
36 Lûs bi Lûs.
37 Luse het en jeder. – Lohrengel, I, 480.
38 Lusen, Lusen, sünt so dick as Musen, sünt so dick as Ossenknaken, m' kann der wol tein Pund Fett utkâken. – Kern, 786.
Pflegt die Mutter zu sagen, wenn sie vom Kopf des Kindes ausgewachsene Exemplare kämmt.
39 Mager Lüs biesse schärp. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 93; hochdeutsch bei Blum, 457.
Magere Läuse beissen übel. Auch russisch Altmann VI, 389. Es soll niemand die Verwaltung seines Eigenthums, die Erhebung seiner Einkünfte Hungerleidern anvertrauen.
40 Man braucht die Läuse nicht in den Pelz zu setzen, sie kommen, wie die Jesuiten, von selbst. – Klosterspiegel, 10, 25.
41 Man darff nit leuss ann beltz (oder: in Grind) setzen, sie wachsen selbs drinn. – Franck, II, 103a; Gruter, I, 55; Waldis, III, 51; Petri, II, 444; Henisch, 1746, 59; Mathesy, I, 50b; Murner, Schelm., 19; Chemnitius, II, 380; Eiselein, 412; Körte, 3720 u. 4671; Blum, 400; Simrock, 7222; Wagner, 112; Birlinger, 336; Braun, I, 2180.
„Auch (darf man) in den Beltz die leuss nit setzen.“ (Waldis, III, 61, 48.) „Es wer nit not, als ichs thu schetzen, geschiltet leuss in Peltz zu setzen; sie wachsen selb darin zu hand.“ „Darumb ichs für gross übel han, das du mer leuss wolst setzen dran. So der Peltz laufet also voll, das ich jn nimm kau seubern wol.“ (Kloster, I, 850.)
Dän.: Sæt ei luus i skind-kioel, hun kommer vel selv. (Prov. dan., 398.)
Frz.: Il ne faut pas semer les poux en une vieille pelice. (Leroux, I, 128.)
Lat.: Ignis non extinguitur igni. (Seybold, 227.) – Improbitas si laudetur, intolerabilis fit. (Binder I, 712; II, 1393; Seybold, 233.)
Schwed.: Bjud icke lusen i skinnfällen, hon kommer nog objuden. (Wensełl, 9; Grubb, 46 u. 582.) – Släpp intet Lwsen ir skinfällen. (Grubb, 471.) – Reetas intet wedh Paddan. (Grubb, 683.)
42 Man kann 'n Lûs nich mehr nehmen as 't Lêven. (Ostfries.) – Bueren, 866; Goldschmidt, 166; Hauskalender, III; hochdeutsch bei Simrock, 6235.
In Westfriesland: Me kan ien Loes net mer nimme as 't Libben. In Nordfriesland: Nem an Lüs ans wot muar üs at Lewent. (Firmenich, III, 4, 30; Lappenkorb.) Nimm einer Laus einmal etwas mehr als das Leben.
Holl.: Men kan eene luis niet meer benemen dan het leven. (Harrebomée, II, 41.)
Lat.: Mors ultima poena est. (Lucan.) (Philippi, I, 257.)
43 Man wird die Läuse leichter los als die Nisse.
Holl.: Men komt ligtere uit de luizen dan uit de neten. (Harrebomée, II, 41.)
44 Mancher kan einer lauss ein steltzen machen vud weist nicht zu rathen seinen eigenen sachen. – Henisch, 830, 53; Petri, II, 451.
45 Me mutt Nüms Lüse in'n Pelz sett'n, se kamt wol vun sâlfst derin. – Eichwald, 1238.
Holl.: De luizen komen wel in den pels, al zaait men ze niet. (Harrebomée, II, 41.)
46 Mit der lateinischen Laus stellt man dummen Leuten auf.
47 'N magere Lûs bitt scharp. – Hauskalender, I.
48 'Ne Lûs öss herrsch, 'ne Fleh öss hundsch. (Elbing.) – Frischbier2, 2331.
49 Oan Laus varührt a Har und zwoi ziehn 's gar. (Oberösterreich.) – Baumgarten.
Von gewissen ländlichen Arbeiten, wozu zwei, wenn auch physisch schwache Personen, nothwendig sind.
50 Sât man kian Lüüs (Nedden) uun a Sjist, je skel'r so naagh kem. (Amrum.) – Johansen, 73; Haupt, VII, 359, 132.
Schist war der Schafpelz der Frauen. Sinn: Lege nicht den Grund zu Aergerlichkeiten. Auf der Insel Sylt: Saät man niin Lüs ön Sust. – Setze nur keine Läuse (Nuss) in den Pelz, sie werden schon kommen.
51 Viel leuss, vil iuckens. – Nas, 166a.
52 Viel wollen ein Laus schinden vnnd wissen noch nicht, wie viel Füss sie hat. – Gruter, III, 88; Lehmann, II, 799, 65; Simrock, 6232.
53 Wann die Lauss inn grind kompt, so reckt sy den hindern in die höh vnd wird stoltz. – Agricola II, 212; Sailer, 386; Simrock, 6226.
„Wenn man“, sagt Sailer, „eine Preisfrage aufgäbe und dem, der den Stolz der neugeadelten Gemeinheit für das deutsche Volk malte, hundert Dukaten verspräche, ich denke, dies Sprichwort hätte den Preis verdient.“ Die Römer, um auszudrücken, dass niemand so anmassend sei, wie ein Mensch, der aus dem Staube in die Höhe gekrochen, bediente sich des folgenden sprichwörtlich gewordenen Verses des gegen das Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. lebenden Dichters Claudianus: Asperius nihil est humili, cum surgit in altum. (Faselius, 23; Gaal, 105.)
It.: Non è alterezza all' alterezza eguale d'un uomo basso e vil, che in alto sale. (Gaal, 1205.)
54 Was besser ist als eine Laus, trägt ein guter Wirth nach Haus. (Posen.)
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