Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] 3 Es ist ein laur wie der ander. - Franck, II, 67b. 4 Tace, die Lauerer lauern. *5 Ein falscher laur. - Pauli, Schimpff, LXXXa. Lauerveit. Luur-Viet steit an de Wand on mott anhören sinn eigene Schand. (Meurs.) - Firmenich, I, 401, 63. Lauf. 1 Besser ein verdorbener Lauf als ein verdorbener Kauf. 2 Beter 'n quaden (schlimmen, übeln) Lop as 'n quaden Kop. - Frommann, II, 390, 68; Kern, 1568; Eichwald, 1207; Goldschmidt, 157; Körte, 87. In Bedburg: Besser 'ne kodde Lof, als 'na kodde Köf. Es ist besser einmal vergebens laufen, als einen schlechten Kauf zu machen. Holl.: Het is beter, zijn geld te behouden, dan slechten koop te doen. (Harrebomee, I, 220.) 3 Was im Lauf bleibt, ist des Müllers. - Graf, 110, 261. Bezieht sich auf das Recht, Fahrhabe oder bewegliches Eigenthum zu erwerben. Für den Soldaten besteht im Kriege das Beute-, und dessen Erweiterung, das Plünderungsrecht. Zu Gunsten der Müller ertheilt nun das Rechtsbuch des Kaisers Ludwig von 1346 (Artikel 341) die Bestimmung: wonach dasjenige Mehl, das noch im Laufe zurückbleibt, nachdem es vo'n dem sogenannten Sarge geschlagen wurde, dem Müller verbleiben solle. "Waz in dem lauff bleibt, daz ist des müllners." (Schreiber, IV, 496.) 4 Weite Läff, böse Käff. (Kinzigthal in Kurhessen.) 5 Wider den Lauf der Welt ist ein alter Jude (s. d. 26) ohne Geld. 6 Wohin man den Lauf richtet, dahin geht der Schuss. - Altmann IV, 414. *7 Er hat seinen Lauf vollendet. Ist gestorben. *8 Es ist im Lauf geblieben. - Eiselein, 411. Vom Lauf der Mühle entlehnt, womit grosser Betrug ausgeübt werden kann. (S. 3.) Lat.: Pro jactura seu amissione qualibet. (Eiselein, 411.) *9 Freien Lauf haben (lassen). Frz.: Donner champ libre. Laufamt. * Er nimmt das Laufamt an. Er läuft davon. (S. Laufenburg.) Laufen. 1 Also lauf, Rudi; lauf, die Stadt ist unsa. (Schweiz.) - Kirchhofer, 131. Die Entstehung dieses Sprichworts fällt in die Zeit von 1515, in welchem Jahre Franz I. von Frankreich in der Schlacht von Marignano viele tausend Schweizer getödtet hatte. Nach diesem Verluste enstand ein Auflauf der Landschaft Zürich. Zwar war der Rath der Stadt gewarnt, aber ehe er einen Beschluss gefasst hatte, waren die Seebauern am Thor. Die schläfrigen Anstalten, die sie bemerkten, erhöhten ihren Muth. Mit den obigen Worten riefen sie den Nacheilenden zu. Sie wurden in der Folge zum Sprichwort. 2 Bai löpet, hiät Schult. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 73, 190. 3 Beim Laufen Eile (eile), beim Rathen (Kaufen) Weile (weile). Dän.: Til löb vaer snart, til raad giv stunder. (Prov. dan., 393.) - Vaer snart i löb, betaenksom i kiöb, langsam i raad, og sparsom i öll og möd. (Prov. dan., 394.) 4 Besser da läuft er, als da liegt (hängt) er. - Simrock, 6219; Braun, I, 203. Dän.: Bedre er at sige: der löber han, end der ligger han. (Prov. dan., 54.) Frz.: Il vaut mieux qu'on dise: il court-la, que il geit ici. 5 Besser gelauffen, denn verfaulen. - Petri, III, 2; Henisch, 322, 18; Goethe, Reineke Fuchs, 11. Ges. 6 Besser hinder sich gelauffen, denn vnrecht fort gelauffen. - Petri, II, 37. 7 Besser laufen als mit Schlemmern saufen. Böhm.: Neslusi s ozralci piti, s bozboznymi spolku miti (Celakovsky, 138.) 8 Besser schlecht laufen als gut saufen, sagte Till, als er mit einem Krebs spazieren ging. Holl.: Het kan misselijk loopen, zei Jordan, en hij had eene krab aan een touwtje. (Harrebomee, I, 366b.) 9 Dar löpt ken Hund söven Jar dull. - Frommann, II, 535. 10 Das Laufen hat ein kluger Mann erdacht, es hat viel' aus Noth und Schand' gebracht. - Zinkgref, III, 292. [Spaltenumbruch] 11 Dat het: Läup, läup, Junge! Wann ick miun eigen Beste nit wüsste, leip ick mi däut in einem Dage. (Sauerland.) 12 Dat löpt weit, set Vosberg. (Meurs.) - Firmenich, I, 407, 410. 13 De drade loppt, kann drade wedderkamn. - Eichwald, 359. 14 Dei licht löppt, is licht jagt. (Mecklenburg.) - Günther, III. Den Feigen hetzt jeder gern. 15 Der das Lauffen erdacht hat, der ist kein Narr gewesen. - Petri, II, 84. 16 Der das lauffen hat erdacht, hat viel auss noth vnd schanden bracht. - Lehmann, 199, 26. 17 Der lauft weit, der niemals wiederkommt. - Winckler, XI, 41. 18 Der wird schlecht laufen, der nicht gehen kann. Engl.: He may ill run. that cannot go. (Bohn II, 129.) 19 Die lange lauffen, müssen lang schlaffen. - Petri, II, 135. 20 Du lauffst, wo du wilt, du wirst alle Zeit den würdt daheime finden. - Tappius, 71b. 21 Es gilt nicht blos laufen, sondern auch verschnaufen. 22 Es gilt nit lauffen als kauffen oder rathen. - Franck, II, 18a; Gruter, I, 30; Körte, 3707. 23 Es hilfft nicht allweg lauffen. - Lehmann, II, 128, 34. 24 Es ist besser hinder sich, denn vbel für sich lauffen. - Lehmann, II, 128, 150. 25 Es laufen viele, aber nur wenige bekommen den Preis. Dän.: Mange löbe paa baner, men een faaer klenodiet. (Prov. dan., 36.) 26 Et is beätter en verdoerwen Läupen, ärr' en verdoerwen Käupen. (Arnsberg.) - Firmenich, I, 353; für Iserlohn: Woeste, 72, 169. Ein verdorbenes Laufen, ein vergeblicher Gang ist besser als ein verdorben Kaufen, d. i. ein schlechter Einkauf. Man muss sich einen Gang nicht verdriessen lassen, um gut einzukaufen. 27 Geschwind laufen thut's nicht, sondern wissen beizeiten abzulassen. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 297. 28 Hoffärtig laufe-n isch besser als g'mein fahre. (Solothurn.) - Schild, 15, 104. Besser beim Gehen Aufwand machen, als zu fahren, wo es die Vermögensumstände nicht erlauben. 29 Ich weil jö gäre laute, sot der Bäfel, awer ich gralen de Jert sainkt angder me'r zesummen. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 175; Firmenich, III, 425, 20. 30 Ik lat läupen, wat läupen kann, har de Junge mal segt. (Sauerland.) 31 Im Laufen Eil', im Rathen Weil'. 32 Im laufen man wol eilen muss, im Rathen geh' man Fuss für Fuss. - Gaal, 1280. 33 Im lauffen gilts eylen, aber im rathen mag man wol fuss vor fuss gehen. - Lehmann, 61, 9. 34 Im lauffen soll man schnell sein, im kauffen bedächtiglich vnd im rahten langsam. - Henisch, 230, 3; Petri, II, 400; Sutor, 156; Sailer, 95; Körte, 3708. Lat.: Cochlea consiliis, in factis esto volucris. (Gaal, 1280.) - Mature consueto opus est. (Sutor, 115.) 35 Laf ich, dann laft er auch, sagt Germis. (Köthen.) Ein kleiner buckeliger Jude, Namens Germis, wurde um das Jahr 1813 von einem Kosacken getrieben und dabei mit Hieben tractirt. Als ihm zugerufen wurde; so lauf doch, Germis, gab er die obige sprichwörtlich gewordene Antwort, welche in ähnlichen Fällen angewandt wird. 36 Lass laufen, was du nicht halten kannst. - Simrock, 6220. Und geschehen, was nicht rückgängig zu machen ist. 37 Lass lauffen, was nicht bleiben will. - Lehmann, II, 370, 24. 38 Lass mich mit dir lauffen, sagt jhene schneck zu einem botten. - Franck, II, 47a; Simrock, 9139; Körte, 3380; Körte2, 6727. Mhd.: Swen gaehes boten not geschiht dem bedarf des snecken niht. (Freidank.) (Zingerle, 133.)
[Spaltenumbruch] 3 Es ist ein laur wie der ander. – Franck, II, 67b. 4 Tace, die Lauerer lauern. *5 Ein falscher laur. – Pauli, Schimpff, LXXXa. Lauerveit. Luur-Viet steit an de Wand on mott anhören sinn eigene Schand. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 63. Lauf. 1 Besser ein verdorbener Lauf als ein verdorbener Kauf. 2 Beter 'n quaden (schlimmen, übeln) Lôp as 'n quaden Kôp. – Frommann, II, 390, 68; Kern, 1568; Eichwald, 1207; Goldschmidt, 157; Körte, 87. In Bedburg: Besser 'ne kodde Lôf, als 'na kodde Köf. Es ist besser einmal vergebens laufen, als einen schlechten Kauf zu machen. Holl.: Het is beter, zijn geld te behouden, dan slechten koop te doen. (Harrebomée, I, 220.) 3 Was im Lauf bleibt, ist des Müllers. – Graf, 110, 261. Bezieht sich auf das Recht, Fahrhabe oder bewegliches Eigenthum zu erwerben. Für den Soldaten besteht im Kriege das Beute-, und dessen Erweiterung, das Plünderungsrecht. Zu Gunsten der Müller ertheilt nun das Rechtsbuch des Kaisers Ludwig von 1346 (Artikel 341) die Bestimmung: wonach dasjenige Mehl, das noch im Laufe zurückbleibt, nachdem es vo'n dem sogenannten Sarge geschlagen wurde, dem Müller verbleiben solle. „Waz in dem lauff bleibt, daz ist des müllners.“ (Schreiber, IV, 496.) 4 Weite Läff, böse Käff. (Kinzigthal in Kurhessen.) 5 Wider den Lauf der Welt ist ein alter Jude (s. d. 26) ohne Geld. 6 Wohin man den Lauf richtet, dahin geht der Schuss. – Altmann IV, 414. *7 Er hat seinen Lauf vollendet. Ist gestorben. *8 Es ist im Lauf geblieben. – Eiselein, 411. Vom Lauf der Mühle entlehnt, womit grosser Betrug ausgeübt werden kann. (S. 3.) Lat.: Pro jactura seu amissione qualibet. (Eiselein, 411.) *9 Freien Lauf haben (lassen). Frz.: Donner champ libre. Laufamt. * Er nimmt das Laufamt an. Er läuft davon. (S. Laufenburg.) Laufen. 1 Also lauf, Rudi; lauf, die Stadt ist unsa. (Schweiz.) – Kirchhofer, 131. Die Entstehung dieses Sprichworts fällt in die Zeit von 1515, in welchem Jahre Franz I. von Frankreich in der Schlacht von Marignano viele tausend Schweizer getödtet hatte. Nach diesem Verluste enstand ein Auflauf der Landschaft Zürich. Zwar war der Rath der Stadt gewarnt, aber ehe er einen Beschluss gefasst hatte, waren die Seebauern am Thor. Die schläfrigen Anstalten, die sie bemerkten, erhöhten ihren Muth. Mit den obigen Worten riefen sie den Nacheilenden zu. Sie wurden in der Folge zum Sprichwort. 2 Bai löpet, hiät Schult. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 73, 190. 3 Beim Laufen Eile (eile), beim Rathen (Kaufen) Weile (weile). Dän.: Til løb vær snart, til raad giv stunder. (Prov. dan., 393.) – Vær snart i løb, betænksom i kiøb, langsam i raad, og sparsom i øll og mød. (Prov. dan., 394.) 4 Besser da läuft er, als da liegt (hängt) er. – Simrock, 6219; Braun, I, 203. Dän.: Bedre er at sige: der løber han, end der ligger han. (Prov. dan., 54.) Frz.: Il vaut mieux qu'on dise: il court-là, que il gît ici. 5 Besser gelauffen, denn verfaulen. – Petri, III, 2; Henisch, 322, 18; Goethe, Reineke Fuchs, 11. Ges. 6 Besser hinder sich gelauffen, denn vnrecht fort gelauffen. – Petri, II, 37. 7 Besser laufen als mit Schlemmern saufen. Böhm.: Nesluší s ožralci píti, s bozbožnými spolku míti (Čelakovsky, 138.) 8 Besser schlecht laufen als gut saufen, sagte Till, als er mit einem Krebs spazieren ging. Holl.: Het kan misselijk loopen, zei Jordan, en hij had eene krab aan een touwtje. (Harrebomée, I, 366b.) 9 Dar löpt kên Hund söven Jâr dull. – Frommann, II, 535. 10 Das Laufen hat ein kluger Mann erdacht, es hat viel' aus Noth und Schand' gebracht. – Zinkgref, III, 292. [Spaltenumbruch] 11 Dat het: Läup, läup, Junge! Wann ick miun eigen Beste nit wüsste, leip ick mi däut in einem Dage. (Sauerland.) 12 Dat löpt wît, set Vosberg. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 410. 13 De drade loppt, kann drade wedderkamn. – Eichwald, 359. 14 Dei licht löppt, is licht jagt. (Mecklenburg.) – Günther, III. Den Feigen hetzt jeder gern. 15 Der das Lauffen erdacht hat, der ist kein Narr gewesen. – Petri, II, 84. 16 Der das lauffen hat erdacht, hat viel auss noth vnd schanden bracht. – Lehmann, 199, 26. 17 Der lauft weit, der niemals wiederkommt. – Winckler, XI, 41. 18 Der wird schlecht laufen, der nicht gehen kann. Engl.: He may ill run. that cannot go. (Bohn II, 129.) 19 Die lange lauffen, müssen lang schlaffen. – Petri, II, 135. 20 Du lauffst, wo du wilt, du wirst alle Zeit den würdt daheime finden. – Tappius, 71b. 21 Es gilt nicht blos laufen, sondern auch verschnaufen. 22 Es gilt nit lauffen als kauffen oder rathen. – Franck, II, 18a; Gruter, I, 30; Körte, 3707. 23 Es hilfft nicht allweg lauffen. – Lehmann, II, 128, 34. 24 Es ist besser hinder sich, denn vbel für sich lauffen. – Lehmann, II, 128, 150. 25 Es laufen viele, aber nur wenige bekommen den Preis. Dän.: Mange løbe paa baner, men een faaer klenodiet. (Prov. dan., 36.) 26 Et is beätter en verdoerwen Läupen, ärr' en verdoerwen Käupen. (Arnsberg.) – Firmenich, I, 353; für Iserlohn: Woeste, 72, 169. Ein verdorbenes Laufen, ein vergeblicher Gang ist besser als ein verdorben Kaufen, d. i. ein schlechter Einkauf. Man muss sich einen Gang nicht verdriessen lassen, um gut einzukaufen. 27 Geschwind laufen thut's nicht, sondern wissen beizeiten abzulassen. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 297. 28 Hoffärtig laufe-n isch besser als g'mein fahre. (Solothurn.) – Schild, 15, 104. Besser beim Gehen Aufwand machen, als zu fahren, wo es die Vermögensumstände nicht erlauben. 29 Ich wîl jö gäre lûte, sôt der Bäfel, awer ich grâlen de Jért sâinkt angder me'r zesummen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 175; Firmenich, III, 425, 20. 30 Ik lat läupen, wat läupen kann, har de Junge mal segt. (Sauerland.) 31 Im Laufen Eil', im Rathen Weil'. 32 Im laufen man wol eilen muss, im Rathen geh' man Fuss für Fuss. – Gaal, 1280. 33 Im lauffen gilts eylen, aber im rathen mag man wol fuss vor fuss gehen. – Lehmann, 61, 9. 34 Im lauffen soll man schnell sein, im kauffen bedächtiglich vnd im rahten langsam. – Henisch, 230, 3; Petri, II, 400; Sutor, 156; Sailer, 95; Körte, 3708. Lat.: Cochlea consiliis, in factis esto volucris. (Gaal, 1280.) – Mature consueto opus est. (Sutor, 115.) 35 Lâf ich, dann lâft er auch, sagt Germis. (Köthen.) Ein kleiner buckeliger Jude, Namens Germis, wurde um das Jahr 1813 von einem Kosacken getrieben und dabei mit Hieben tractirt. Als ihm zugerufen wurde; so lauf doch, Germis, gab er die obige sprichwörtlich gewordene Antwort, welche in ähnlichen Fällen angewandt wird. 36 Lass laufen, was du nicht halten kannst. – Simrock, 6220. Und geschehen, was nicht rückgängig zu machen ist. 37 Lass lauffen, was nicht bleiben will. – Lehmann, II, 370, 24. 38 Lass mich mit dir lauffen, sagt jhene schneck zu einem botten. – Franck, II, 47a; Simrock, 9139; Körte, 3380; Körte2, 6727. Mhd.: Swen gaehes boten nôt geschiht dem bedarf des snecken niht. (Freidank.) (Zingerle, 133.)
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0911" n="[905]"/><cb n="1809"/> 3 Es ist ein laur wie der ander.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, II, 67<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Tace, die Lauerer lauern.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Ein falscher laur.</hi> – <hi rendition="#i">Pauli, Schimpff, LXXX<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Lauerveit.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Luur-Viet steit an de Wand on mott anhören sinn eigene Schand.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, I, 401, 63.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Lauf.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Besser ein verdorbener Lauf als ein verdorbener Kauf.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Beter 'n quaden (schlimmen, übeln) Lôp as 'n quaden Kôp.</hi> – <hi rendition="#i">Frommann, II, 390, 68; Kern, 1568; Eichwald, 1207; Goldschmidt, 157; Körte, 87.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">In Bedburg: Besser 'ne kodde Lôf, als 'na kodde Köf. Es ist besser einmal vergebens laufen, als einen schlechten Kauf zu machen.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is beter, zijn geld te behouden, dan slechten koop te doen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 220.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Was im Lauf bleibt, ist des Müllers.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 110, 261.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Bezieht sich auf das Recht, Fahrhabe oder bewegliches Eigenthum zu erwerben. Für den Soldaten besteht im Kriege das Beute-, und dessen Erweiterung, das Plünderungsrecht. Zu Gunsten der Müller ertheilt nun das Rechtsbuch des Kaisers Ludwig von 1346 (Artikel 341) die Bestimmung: wonach dasjenige Mehl, das noch im Laufe zurückbleibt, nachdem es vo'n dem sogenannten Sarge geschlagen wurde, dem Müller verbleiben solle. „Waz in dem lauff bleibt, daz ist des müllners.“ (<hi rendition="#i">Schreiber, IV, 496.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Weite Läff, böse Käff.</hi> (<hi rendition="#i">Kinzigthal in Kurhessen.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Wider den Lauf der Welt ist ein alter Jude (s. d. 26) ohne Geld.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Wohin man den Lauf richtet, dahin geht der Schuss.</hi> – <hi rendition="#i">Altmann IV, 414.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*7 Er hat seinen Lauf vollendet.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Ist gestorben.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 Es ist im Lauf geblieben.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 411.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Vom Lauf der Mühle entlehnt, womit grosser Betrug ausgeübt werden kann. (S. 3.)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Pro jactura seu amissione qualibet. (<hi rendition="#i">Eiselein, 411.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*9 Freien Lauf haben (lassen).</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Donner champ libre.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Laufamt.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er nimmt das Laufamt an.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Er läuft davon. (S. Laufenburg.)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Laufen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Also lauf, Rudi; lauf, die Stadt ist unsa.</hi> (<hi rendition="#i">Schweiz.</hi>) – <hi rendition="#i">Kirchhofer, 131.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Die Entstehung dieses Sprichworts fällt in die Zeit von 1515, in welchem Jahre Franz I. von Frankreich in der Schlacht von Marignano viele tausend Schweizer getödtet hatte. Nach diesem Verluste enstand ein Auflauf der Landschaft Zürich. Zwar war der Rath der Stadt gewarnt, aber ehe er einen Beschluss gefasst hatte, waren die Seebauern am Thor. Die schläfrigen Anstalten, die sie bemerkten, erhöhten ihren Muth. Mit den obigen Worten riefen sie den Nacheilenden zu. Sie wurden in der Folge zum Sprichwort.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Bai löpet, hiät Schult.</hi> (<hi rendition="#i">Grafschaft Mark.</hi>) – <hi rendition="#i">Woeste, 73, 190.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Beim Laufen Eile (eile), beim Rathen (Kaufen) Weile (weile).</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Til løb vær snart, til raad giv stunder. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 393.</hi>) – Vær snart i løb, betænksom i kiøb, langsam i raad, og sparsom i øll og mød. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 394.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Besser da läuft er, als da liegt (hängt) er.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 6219; Braun, I, 203.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Bedre er at sige: der løber han, end der ligger han. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 54.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il vaut mieux qu'on dise: il court-là, que il gît ici.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Besser gelauffen, denn verfaulen.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, III, 2; Henisch, 322, 18; Goethe, Reineke Fuchs, 11. Ges.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Besser hinder sich gelauffen, denn vnrecht fort gelauffen.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 37.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Besser laufen als mit Schlemmern saufen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Nesluší s ožralci píti, s bozbožnými spolku míti (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 138.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Besser schlecht laufen als gut saufen, sagte Till, als er mit einem Krebs spazieren ging.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het kan misselijk loopen, zei Jordan, en hij had eene krab aan een touwtje. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 366<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Dar löpt kên Hund söven Jâr dull.</hi> – <hi rendition="#i">Frommann, II, 535.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Das Laufen hat ein kluger Mann erdacht, es hat viel' aus Noth und Schand' gebracht.</hi> – <hi rendition="#i">Zinkgref, III, 292.</hi></p><lb/> <cb n="1810"/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Dat het: Läup, läup, Junge! Wann ick miun eigen Beste nit wüsste, leip ick mi däut in einem Dage.</hi> (<hi rendition="#i">Sauerland.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Dat löpt wît, set Vosberg.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, I, 407, 410.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 De drade loppt, kann drade wedderkamn.</hi> – <hi rendition="#i">Eichwald, 359.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Dei licht löppt, is licht jagt.</hi> (<hi rendition="#i">Mecklenburg.</hi>) – <hi rendition="#i">Günther, III.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Den Feigen hetzt jeder gern.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Der das Lauffen erdacht hat, der ist kein Narr gewesen.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 84.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Der das lauffen hat erdacht, hat viel auss noth vnd schanden bracht.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 199, 26.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Der lauft weit, der niemals wiederkommt.</hi> – <hi rendition="#i">Winckler, XI, 41.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Der wird schlecht laufen, der nicht gehen kann.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: He may ill run. that cannot go. (<hi rendition="#i">Bohn II, 129.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Die lange lauffen, müssen lang schlaffen.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 135.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Du lauffst, wo du wilt, du wirst alle Zeit den würdt daheime finden.</hi> – <hi rendition="#i">Tappius, 71<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">21 Es gilt nicht blos laufen, sondern auch verschnaufen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Es gilt nit lauffen als kauffen oder rathen.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, II, 18<hi rendition="#sup">a</hi>; Gruter, I, 30; Körte, 3707.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 Es hilfft nicht allweg lauffen.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, II, 128, 34.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">24 Es ist besser hinder sich, denn vbel für sich lauffen.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, II, 128, 150.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">25 Es laufen viele, aber nur wenige bekommen den Preis.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Mange løbe paa baner, men een faaer klenodiet. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 36.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">26 Et is beätter en verdoerwen Läupen, ärr' en verdoerwen Käupen.</hi> (<hi rendition="#i">Arnsberg.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, I, 353;</hi> für Iserlohn: <hi rendition="#i">Woeste, 72, 169.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ein verdorbenes Laufen, ein vergeblicher Gang ist besser als ein verdorben Kaufen, d. i. ein schlechter Einkauf. Man muss sich einen Gang nicht verdriessen lassen, um gut einzukaufen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">27 Geschwind laufen thut's nicht, sondern wissen beizeiten abzulassen.</hi> – <hi rendition="#i">Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 297.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">28 Hoffärtig laufe-n isch besser als g'mein fahre.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) – <hi rendition="#i">Schild, 15, 104.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Besser beim Gehen Aufwand machen, als zu fahren, wo es die Vermögensumstände nicht erlauben.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">29 Ich wîl jö gäre lûte, sôt der Bäfel, awer ich grâlen de Jért sâinkt angder me'r zesummen.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) – <hi rendition="#i">Schuster, 175; Firmenich, III, 425, 20.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">30 Ik lat läupen, wat läupen kann, har de Junge mal segt.</hi> (<hi rendition="#i">Sauerland.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">31 Im Laufen Eil', im Rathen Weil'.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">32 Im laufen man wol eilen muss, im Rathen geh' man Fuss für Fuss.</hi> – <hi rendition="#i">Gaal, 1280.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">33 Im lauffen gilts eylen, aber im rathen mag man wol fuss vor fuss gehen.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 61, 9.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">34 Im lauffen soll man schnell sein, im kauffen bedächtiglich vnd im rahten langsam.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 230, 3; Petri, II, 400; Sutor, 156; Sailer, 95; Körte, 3708.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Cochlea consiliis, in factis esto volucris. (<hi rendition="#i">Gaal, 1280.</hi>) – Mature consueto opus est. (<hi rendition="#i">Sutor, 115.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">35 Lâf ich, dann lâft er auch, sagt Germis.</hi> (<hi rendition="#i">Köthen.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Ein kleiner buckeliger Jude, Namens Germis, wurde um das Jahr 1813 von einem Kosacken getrieben und dabei mit Hieben tractirt. Als ihm zugerufen wurde; so lauf doch, Germis, gab er die obige sprichwörtlich gewordene Antwort, welche in ähnlichen Fällen angewandt wird.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">36 Lass laufen, was du nicht halten kannst.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 6220.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Und geschehen, was nicht rückgängig zu machen ist.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">37 Lass lauffen, was nicht bleiben will.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, II, 370, 24.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">38 Lass mich mit dir lauffen, sagt jhene schneck zu einem botten.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, II, 47<hi rendition="#sup">a</hi>; Simrock, 9139; Körte, 3380; Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 6727.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Swen gaehes boten nôt geschiht dem bedarf des snecken niht. (<hi rendition="#i">Freidank.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 133.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[905]/0911]
3 Es ist ein laur wie der ander. – Franck, II, 67b.
4 Tace, die Lauerer lauern.
*5 Ein falscher laur. – Pauli, Schimpff, LXXXa.
Lauerveit.
Luur-Viet steit an de Wand on mott anhören sinn eigene Schand. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 63.
Lauf.
1 Besser ein verdorbener Lauf als ein verdorbener Kauf.
2 Beter 'n quaden (schlimmen, übeln) Lôp as 'n quaden Kôp. – Frommann, II, 390, 68; Kern, 1568; Eichwald, 1207; Goldschmidt, 157; Körte, 87.
In Bedburg: Besser 'ne kodde Lôf, als 'na kodde Köf. Es ist besser einmal vergebens laufen, als einen schlechten Kauf zu machen.
Holl.: Het is beter, zijn geld te behouden, dan slechten koop te doen. (Harrebomée, I, 220.)
3 Was im Lauf bleibt, ist des Müllers. – Graf, 110, 261.
Bezieht sich auf das Recht, Fahrhabe oder bewegliches Eigenthum zu erwerben. Für den Soldaten besteht im Kriege das Beute-, und dessen Erweiterung, das Plünderungsrecht. Zu Gunsten der Müller ertheilt nun das Rechtsbuch des Kaisers Ludwig von 1346 (Artikel 341) die Bestimmung: wonach dasjenige Mehl, das noch im Laufe zurückbleibt, nachdem es vo'n dem sogenannten Sarge geschlagen wurde, dem Müller verbleiben solle. „Waz in dem lauff bleibt, daz ist des müllners.“ (Schreiber, IV, 496.)
4 Weite Läff, böse Käff. (Kinzigthal in Kurhessen.)
5 Wider den Lauf der Welt ist ein alter Jude (s. d. 26) ohne Geld.
6 Wohin man den Lauf richtet, dahin geht der Schuss. – Altmann IV, 414.
*7 Er hat seinen Lauf vollendet.
Ist gestorben.
*8 Es ist im Lauf geblieben. – Eiselein, 411.
Vom Lauf der Mühle entlehnt, womit grosser Betrug ausgeübt werden kann. (S. 3.)
Lat.: Pro jactura seu amissione qualibet. (Eiselein, 411.)
*9 Freien Lauf haben (lassen).
Frz.: Donner champ libre.
Laufamt.
* Er nimmt das Laufamt an.
Er läuft davon. (S. Laufenburg.)
Laufen.
1 Also lauf, Rudi; lauf, die Stadt ist unsa. (Schweiz.) – Kirchhofer, 131.
Die Entstehung dieses Sprichworts fällt in die Zeit von 1515, in welchem Jahre Franz I. von Frankreich in der Schlacht von Marignano viele tausend Schweizer getödtet hatte. Nach diesem Verluste enstand ein Auflauf der Landschaft Zürich. Zwar war der Rath der Stadt gewarnt, aber ehe er einen Beschluss gefasst hatte, waren die Seebauern am Thor. Die schläfrigen Anstalten, die sie bemerkten, erhöhten ihren Muth. Mit den obigen Worten riefen sie den Nacheilenden zu. Sie wurden in der Folge zum Sprichwort.
2 Bai löpet, hiät Schult. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 73, 190.
3 Beim Laufen Eile (eile), beim Rathen (Kaufen) Weile (weile).
Dän.: Til løb vær snart, til raad giv stunder. (Prov. dan., 393.) – Vær snart i løb, betænksom i kiøb, langsam i raad, og sparsom i øll og mød. (Prov. dan., 394.)
4 Besser da läuft er, als da liegt (hängt) er. – Simrock, 6219; Braun, I, 203.
Dän.: Bedre er at sige: der løber han, end der ligger han. (Prov. dan., 54.)
Frz.: Il vaut mieux qu'on dise: il court-là, que il gît ici.
5 Besser gelauffen, denn verfaulen. – Petri, III, 2; Henisch, 322, 18; Goethe, Reineke Fuchs, 11. Ges.
6 Besser hinder sich gelauffen, denn vnrecht fort gelauffen. – Petri, II, 37.
7 Besser laufen als mit Schlemmern saufen.
Böhm.: Nesluší s ožralci píti, s bozbožnými spolku míti (Čelakovsky, 138.)
8 Besser schlecht laufen als gut saufen, sagte Till, als er mit einem Krebs spazieren ging.
Holl.: Het kan misselijk loopen, zei Jordan, en hij had eene krab aan een touwtje. (Harrebomée, I, 366b.)
9 Dar löpt kên Hund söven Jâr dull. – Frommann, II, 535.
10 Das Laufen hat ein kluger Mann erdacht, es hat viel' aus Noth und Schand' gebracht. – Zinkgref, III, 292.
11 Dat het: Läup, läup, Junge! Wann ick miun eigen Beste nit wüsste, leip ick mi däut in einem Dage. (Sauerland.)
12 Dat löpt wît, set Vosberg. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 410.
13 De drade loppt, kann drade wedderkamn. – Eichwald, 359.
14 Dei licht löppt, is licht jagt. (Mecklenburg.) – Günther, III.
Den Feigen hetzt jeder gern.
15 Der das Lauffen erdacht hat, der ist kein Narr gewesen. – Petri, II, 84.
16 Der das lauffen hat erdacht, hat viel auss noth vnd schanden bracht. – Lehmann, 199, 26.
17 Der lauft weit, der niemals wiederkommt. – Winckler, XI, 41.
18 Der wird schlecht laufen, der nicht gehen kann.
Engl.: He may ill run. that cannot go. (Bohn II, 129.)
19 Die lange lauffen, müssen lang schlaffen. – Petri, II, 135.
20 Du lauffst, wo du wilt, du wirst alle Zeit den würdt daheime finden. – Tappius, 71b.
21 Es gilt nicht blos laufen, sondern auch verschnaufen.
22 Es gilt nit lauffen als kauffen oder rathen. – Franck, II, 18a; Gruter, I, 30; Körte, 3707.
23 Es hilfft nicht allweg lauffen. – Lehmann, II, 128, 34.
24 Es ist besser hinder sich, denn vbel für sich lauffen. – Lehmann, II, 128, 150.
25 Es laufen viele, aber nur wenige bekommen den Preis.
Dän.: Mange løbe paa baner, men een faaer klenodiet. (Prov. dan., 36.)
26 Et is beätter en verdoerwen Läupen, ärr' en verdoerwen Käupen. (Arnsberg.) – Firmenich, I, 353; für Iserlohn: Woeste, 72, 169.
Ein verdorbenes Laufen, ein vergeblicher Gang ist besser als ein verdorben Kaufen, d. i. ein schlechter Einkauf. Man muss sich einen Gang nicht verdriessen lassen, um gut einzukaufen.
27 Geschwind laufen thut's nicht, sondern wissen beizeiten abzulassen. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 297.
28 Hoffärtig laufe-n isch besser als g'mein fahre. (Solothurn.) – Schild, 15, 104.
Besser beim Gehen Aufwand machen, als zu fahren, wo es die Vermögensumstände nicht erlauben.
29 Ich wîl jö gäre lûte, sôt der Bäfel, awer ich grâlen de Jért sâinkt angder me'r zesummen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 175; Firmenich, III, 425, 20.
30 Ik lat läupen, wat läupen kann, har de Junge mal segt. (Sauerland.)
31 Im Laufen Eil', im Rathen Weil'.
32 Im laufen man wol eilen muss, im Rathen geh' man Fuss für Fuss. – Gaal, 1280.
33 Im lauffen gilts eylen, aber im rathen mag man wol fuss vor fuss gehen. – Lehmann, 61, 9.
34 Im lauffen soll man schnell sein, im kauffen bedächtiglich vnd im rahten langsam. – Henisch, 230, 3; Petri, II, 400; Sutor, 156; Sailer, 95; Körte, 3708.
Lat.: Cochlea consiliis, in factis esto volucris. (Gaal, 1280.) – Mature consueto opus est. (Sutor, 115.)
35 Lâf ich, dann lâft er auch, sagt Germis. (Köthen.)
Ein kleiner buckeliger Jude, Namens Germis, wurde um das Jahr 1813 von einem Kosacken getrieben und dabei mit Hieben tractirt. Als ihm zugerufen wurde; so lauf doch, Germis, gab er die obige sprichwörtlich gewordene Antwort, welche in ähnlichen Fällen angewandt wird.
36 Lass laufen, was du nicht halten kannst. – Simrock, 6220.
Und geschehen, was nicht rückgängig zu machen ist.
37 Lass lauffen, was nicht bleiben will. – Lehmann, II, 370, 24.
38 Lass mich mit dir lauffen, sagt jhene schneck zu einem botten. – Franck, II, 47a; Simrock, 9139; Körte, 3380; Körte2, 6727.
Mhd.: Swen gaehes boten nôt geschiht dem bedarf des snecken niht. (Freidank.) (Zingerle, 133.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:54:47Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:54:47Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |