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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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Langenüchter.

* Er ist en Langenüechter. (S. Kümmichnüpfer.) - Sutermeister, 67.


Langer.

Muss sich der Lange bücken, so muss sich der Kurze strecken.


Langes.

*1 A wird a langes a breetes machen. - Robinson, 366.

*2 Ein Langes und Breites über etwas reden.


Langeweile.

1 Aus Langeweile fängt (frisst) die Katze die Maus.

Dän.: Af kaede skal kat muus aede. (Prov. dan., 330.)

2 Die Langeweile ist des Teufels Geschäftsträger.

Frz.: Ennuy nuit jour et nuit. (Leroux, II, 221.)

3 Hast du Langeweile, so drehe Seile.

4 Langeweile ist ein böses Kraut, aber auch eine Würze, die viel verdaut.

5 Langeweile macht aus der Secunde eine Stunde.

Lat.: Animi taedium diem protendit in annum. (Bovill, I, 78.)

6 Langeweile macht Langeweile.

Frz.: Qui ennuy fait ennuy requiert. (Leroux, II, 297.)

7 Wer über Langeweile klagt, der schaff' ein Schiff und Weib sich an, dann ist er vom frühen Morgen an bis zum Abend genug geplagt.

Lat.: Negotii sibi qui volet vim parare, navem et mulierem, haec duo comparato. (Plautus.) (Philippi, II, 13.)

*8 Er hat Langeweile wie ein Mops. - Frischbier, 439; Frischbier2, 2294.


Langfasten.

Um Langfasten ruhen alle Klagen. - Graf, 405, 33.

In der Fasten, der Zeit der hohen Feste und während der Ernte fanden keine Gerichtssitzungen (Klagen, Entscheidungen, Executionen) statt.

Dän.: Standa scolo soknir allar um langa faasto. (Galath, 487.)


Langmuth.

Zu viel Langmuth brütet böse Kinder.


Langmüthigkeit.

Man soll die Langmüthigkeit nicht misbrauchen. - Eyering, III, 216.


Langnüter.

* Er ist ein Langnüter. - Sutermeister, 63.

Von einem ungenügsamen Menschen. (S. Niegenug.)


Langrock.

Langröcke und Weiber streiten mit einerlei Waffen.


Langsam.

1 Alles werde langsam begangen, ausgenommen das Flöhefangen. - Gaal, 1069.

Engl.: Nothing must be done hastily, but killing of fleas. (Gaal, 1069.)

It.: Niuna cosa in fretta se non pigliar pulici. (Gaal, 1069.)

2 Besser langsam (spät) als nimmer. - Lehmann, 452, 31.

3 Das Langsam hat guten Nachdruck. - Gruter, I, 11; Petri, II, 67; Schottel, 1142a.

Dän.: Langsomhed har eftertryk. (Prov. dan., 377.)

4 De langsam geit, geit sicker. (Oldenburg.) - Weserzeitung, 4097.

5 De langsam geit, kummt am Enne uck weit. (Rastede.) - Firmenich, III, 27, 36.

Riehl in seiner Schrift: Die deutsche Arbeit (Stuttgart 1861), in dem Abschnitt Humor der Faulheit, sagt: "Der gemeine Mann ist fleissig aber nicht jäh; er liebt ein gewisses Behagen, langsamen Schritt in der Arbeit, einen Bauernschritt, der sich aus der Ferne manchmal wie ein etwas fauler Schritt ausnimmt. Das Lob dieses Masshaltens im Fleisse ist nach rechter Bauernart in gar vielen Sprüchen gesungen, denen man wenige zum Preise der raschen, feurigen Arbeit wird gegenüberstellen können. Denn rasch arbeiten ist städtisches und modernes Tempo; und die modernen Stadtbürger lassen die alten Sprichwörter absterben, geschweige dass sie neue machen. Die Bauern aber sagen: Nur langsam voran. Eile mit Weile. Schnell Spiel übersieht viel. Was bald wird, das bald verdirbt. Spätes Obst dauert am längsten. Die früh eilen, haben spät Feierabend. Eilte der Hund nicht, so gebärte er nicht blinde Junge. - Die mässige, gelassene Arbeit mag sich den heiligen Martin zum Schutzpatron nehmen. Als dem ein Fuhrmann begegnete und ihn fragte, ob er selbigen Abend noch [Spaltenumbruch] bis Paris fahren könne, antwortete Sanct-Martinus: >Ja, wenn du langsam fährst; eilest du aber, so kommst du nicht mehr hin.< Der Fuhrmann glaubte, der heilige Mann habe ein Glas über den Durst getrunken und liess die Pferde doppelt ausgreifen. Da zerbrach ein Rad und ehe es noch geflickt, kam die Thorsperre, und er musste draussen bleiben."

6 De langsam geit, kummt ok. - Hauskalender, I.

7 Der etwas langsam oder vnrichtig will haben, der sehe dahin, dass es vielen befohlen werde. - Lehmann, 807, 13.

8 Die langsam gehen (fahren), kommen auch zu Markte.

9 Immer langsam, sagte der Pfaff, und stiess sich mit der N. an die Kanzel. (Frankfurt a. O.)

10 Langsam aber wol (sicher). - Gruter, III, 61; Lehmann, II, 376, 6; Simrock, 6188.

Holl.: Langzaam gaat zeker. (Harrebomee, II, 8.)

11 Langsam hat bald feirabent. - Franck, II, 130a; Egenolff, 142b; Eyering, III, 162; Gruter, I, 54; Petri, II, 431; Schottel, 1120a; Körte, 3695; Lohrengel, I, 465; Braun, I, 2161.

12 Langsam kommt auch ans Ziel.

Böhm.: Pomalu dale ujdes. (Celakovsky, 259.)

Kroat.: Koi polekse ide, dalje zajde. (Celakovsky, 259.)

Lat.: Aquilam testudo vincit. (Binder II, 215; Seybold, 33; Lang, 174.)

Poln.: Kto najpomalej, ten zajdzie dalej. (Celakovsky, 259.) - Powoli (pomalu) jidac dalej zajdziesz.

Schwed.: Dhen sachta faar, kommer och til Herberget. (Grubb, 114.)

13 Langsam kommt auch, sagte die Schildkröte. - Schlechta, 333.

14 Langsam kommt auch zu Hause, ist's nicht heute, so ist's morgen.

15 Langsam nährt sich og garne. (Schles.) - Frommann, III, 245, 140; Gomolcke, 713; hochdeutsch bei Herberger, I, 436; Simrock, 6189; Reinsberg III, 13.

Der Langsame kommt endlich seinem Zwecke auch näher. Bei Keller (130b) sagt der Fleiss zum Verstande: "Ich setze mich an deine grüne Seite, ich bin's, die dem Verstande Nachdruck gibt. Denn welchen ich begleite, der wird gesucht, geehrt, geliebt, so kann er mit der Zeit beliebte Rosen brechen. Er denkt nicht: Langsam nehrt sich gern, ihm mangelt weder Glück noch Stern. Und endlich wird man von ihm sprechen: er habe seine Schaf' ins Trockne bracht, weil nichts so leicht sein Thun zu Wasser macht."

16 Langsam reich, thut wohl. - Lehmann, II, 370, 16.

17 Langsam rührt sich auch. - Frischbier2, 2296.

18 Langsam schadet sich selbst.

Böhm.: Kdo nespesne chodi, sam sobe skodi. (Celakovsky, 257.)

Poln.: Kto nie rychlo chodzi, sam sobie szkodzi. (Celakovsky, 257.)

19 Langsam und gewiss macht die Woch 'nen halben Thaler. (Danzig.) - Frischbier2, 2297.

20 Langsam vnd gut. (S. Gehgemach.) - Franck, I, 50a; Lehmann, II, 370, 15; Körte, 3693; Venedey, 69; Reinsberg III, 12.

21 Langsam voran, nützt auch wol dem Mann.

Lat.: Fabianae artes. (Livius.) (Binder II, 1057.)

22 Langsam zum Rath, aber rasch zur That.

Dän.: Vaer langsam til at raadslaae, men hastig til at fuldbyrde. (Prov. dan., 377.)

Engl.: Be slow of giving advice, ready to do a service. (Bohn II, 1.)

23 Langsam zum Seckel und hurtig zum Hut hilft manchem jungen Blut. - Lohrengel, I, 466.

24 Mit langsam gehen kompt man das fernest. - Henisch, 1435, 1.

Die Serben: Gehe langsam so wirst du weit kommen. Die Engländer: Reitet langsam, damit wir um so früher nach Hause kommen. (Reinsberg III, 12.) Auf Helgoland sagt man: Ein Wurm kriecht vor.

Frz.: Tout doucement va bien loin. (Kritzinger, 247a.)

Lat.: Placide bos subaudit, lente bos incedit. (Henisch, 1435, 2.)

25 Wai langsam gait un naiern (nirgend) stait, kümmet äuk wo. (Driburg.) - Firmenich, I, 362, 18.

26 Wär langsam geit, kämt ak. (Göttingen.) - Schambach, I, 211.

27 Was langsam ankompt, das kompt ja doch endlich auch einmal. - Petri, II, 601.

[Spaltenumbruch]
Langenüchter.

* Er ist en Langenüechter. (S. Kümmichnüpfer.) – Sutermeister, 67.


Langer.

Muss sich der Lange bücken, so muss sich der Kurze strecken.


Langes.

*1 A wird a langes a breetes machen.Robinson, 366.

*2 Ein Langes und Breites über etwas reden.


Langeweile.

1 Aus Langeweile fängt (frisst) die Katze die Maus.

Dän.: Af kæde skal kat muus æde. (Prov. dan., 330.)

2 Die Langeweile ist des Teufels Geschäftsträger.

Frz.: Ennuy nuit jour et nuit. (Leroux, II, 221.)

3 Hast du Langeweile, so drehe Seile.

4 Langeweile ist ein böses Kraut, aber auch eine Würze, die viel verdaut.

5 Langeweile macht aus der Secunde eine Stunde.

Lat.: Animi taedium diem protendit in annum. (Bovill, I, 78.)

6 Langeweile macht Langeweile.

Frz.: Qui ennuy fait ennuy requiert. (Leroux, II, 297.)

7 Wer über Langeweile klagt, der schaff' ein Schiff und Weib sich an, dann ist er vom frühen Morgen an bis zum Abend genug geplagt.

Lat.: Negotii sibi qui volet vim parare, navem et mulierem, haec duo comparato. (Plautus.) (Philippi, II, 13.)

*8 Er hat Langeweile wie ein Mops.Frischbier, 439; Frischbier2, 2294.


Langfasten.

Um Langfasten ruhen alle Klagen.Graf, 405, 33.

In der Fasten, der Zeit der hohen Feste und während der Ernte fanden keine Gerichtssitzungen (Klagen, Entscheidungen, Executionen) statt.

Dän.: Standa scolo soknir allar um langa faasto. (Galath, 487.)


Langmuth.

Zu viel Langmuth brütet böse Kinder.


Langmüthigkeit.

Man soll die Langmüthigkeit nicht misbrauchen.Eyering, III, 216.


Langnüter.

* Er ist ein Langnüter.Sutermeister, 63.

Von einem ungenügsamen Menschen. (S. Niegenug.)


Langrock.

Langröcke und Weiber streiten mit einerlei Waffen.


Langsam.

1 Alles werde langsam begangen, ausgenommen das Flöhefangen.Gaal, 1069.

Engl.: Nothing must be done hastily, but killing of fleas. (Gaal, 1069.)

It.: Niuna cosa in fretta se non pigliar pulici. (Gaal, 1069.)

2 Besser langsam (spät) als nimmer.Lehmann, 452, 31.

3 Das Langsam hat guten Nachdruck.Gruter, I, 11; Petri, II, 67; Schottel, 1142a.

Dän.: Langsomhed har eftertryk. (Prov. dan., 377.)

4 De langsam geit, geit sicker. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4097.

5 De langsam geit, kummt am Enne uck wît. (Rastede.) – Firmenich, III, 27, 36.

Riehl in seiner Schrift: Die deutsche Arbeit (Stuttgart 1861), in dem Abschnitt Humor der Faulheit, sagt: „Der gemeine Mann ist fleissig aber nicht jäh; er liebt ein gewisses Behagen, langsamen Schritt in der Arbeit, einen Bauernschritt, der sich aus der Ferne manchmal wie ein etwas fauler Schritt ausnimmt. Das Lob dieses Masshaltens im Fleisse ist nach rechter Bauernart in gar vielen Sprüchen gesungen, denen man wenige zum Preise der raschen, feurigen Arbeit wird gegenüberstellen können. Denn rasch arbeiten ist städtisches und modernes Tempo; und die modernen Stadtbürger lassen die alten Sprichwörter absterben, geschweige dass sie neue machen. Die Bauern aber sagen: Nur langsam voran. Eile mit Weile. Schnell Spiel übersieht viel. Was bald wird, das bald verdirbt. Spätes Obst dauert am längsten. Die früh eilen, haben spät Feierabend. Eilte der Hund nicht, so gebärte er nicht blinde Junge. – Die mässige, gelassene Arbeit mag sich den heiligen Martin zum Schutzpatron nehmen. Als dem ein Fuhrmann begegnete und ihn fragte, ob er selbigen Abend noch [Spaltenumbruch] bis Paris fahren könne, antwortete Sanct-Martinus: ›Ja, wenn du langsam fährst; eilest du aber, so kommst du nicht mehr hin.‹ Der Fuhrmann glaubte, der heilige Mann habe ein Glas über den Durst getrunken und liess die Pferde doppelt ausgreifen. Da zerbrach ein Rad und ehe es noch geflickt, kam die Thorsperre, und er musste draussen bleiben.“

6 De langsam geit, kummt ôk.Hauskalender, I.

7 Der etwas langsam oder vnrichtig will haben, der sehe dahin, dass es vielen befohlen werde.Lehmann, 807, 13.

8 Die langsam gehen (fahren), kommen auch zu Markte.

9 Immer langsam, sagte der Pfaff, und stiess sich mit der N. an die Kanzel. (Frankfurt a. O.)

10 Langsam aber wol (sicher).Gruter, III, 61; Lehmann, II, 376, 6; Simrock, 6188.

Holl.: Langzaam gaat zeker. (Harrebomée, II, 8.)

11 Langsam hat bald feirabent.Franck, II, 130a; Egenolff, 142b; Eyering, III, 162; Gruter, I, 54; Petri, II, 431; Schottel, 1120a; Körte, 3695; Lohrengel, I, 465; Braun, I, 2161.

12 Langsam kommt auch ans Ziel.

Böhm.: Pomalu dále ujdeš. (Čelakovsky, 259.)

Kroat.: Koi polekše ide, dalje zajde. (Čelakovsky, 259.)

Lat.: Aquilam testudo vincit. (Binder II, 215; Seybold, 33; Lang, 174.)

Poln.: Kto najpomaléj, ten zajdzie daléj. (Čelakovsky, 259.) – Powoli (pomału) jidąc daléj zajdziesz.

Schwed.: Dhen sachta faar, kommer och til Herberget. (Grubb, 114.)

13 Langsam kommt auch, sagte die Schildkröte.Schlechta, 333.

14 Langsam kommt auch zu Hause, ist's nicht heute, so ist's morgen.

15 Langsam nährt sich ôg garne. (Schles.) – Frommann, III, 245, 140; Gomolcke, 713; hochdeutsch bei Herberger, I, 436; Simrock, 6189; Reinsberg III, 13.

Der Langsame kommt endlich seinem Zwecke auch näher. Bei Keller (130b) sagt der Fleiss zum Verstande: „Ich setze mich an deine grüne Seite, ich bin's, die dem Verstande Nachdruck gibt. Denn welchen ich begleite, der wird gesucht, geehrt, geliebt, so kann er mit der Zeit beliebte Rosen brechen. Er denkt nicht: Langsam nehrt sich gern, ihm mangelt weder Glück noch Stern. Und endlich wird man von ihm sprechen: er habe seine Schaf' ins Trockne bracht, weil nichts so leicht sein Thun zu Wasser macht.“

16 Langsam reich, thut wohl.Lehmann, II, 370, 16.

17 Langsam rührt sich auch.Frischbier2, 2296.

18 Langsam schadet sich selbst.

Böhm.: Kdo nespĕšnĕ chodí, sám sobĕ škodí. (Čelakovsky, 257.)

Poln.: Kto nie rychło chodzi, sam sobie szkodzi. (Čelakovsky, 257.)

19 Langsam und gewiss macht die Woch 'nen halben Thaler. (Danzig.) – Frischbier2, 2297.

20 Langsam vnd gut. (S. Gehgemach.) – Franck, I, 50a; Lehmann, II, 370, 15; Körte, 3693; Venedey, 69; Reinsberg III, 12.

21 Langsam voran, nützt auch wol dem Mann.

Lat.: Fabianae artes. (Livius.) (Binder II, 1057.)

22 Langsam zum Rath, aber rasch zur That.

Dän.: Vær langsam til at raadslaae, men hastig til at fuldbyrde. (Prov. dan., 377.)

Engl.: Be slow of giving advice, ready to do a service. (Bohn II, 1.)

23 Langsam zum Seckel und hurtig zum Hut hilft manchem jungen Blut.Lohrengel, I, 466.

24 Mit langsam gehen kompt man das fernest.Henisch, 1435, 1.

Die Serben: Gehe langsam so wirst du weit kommen. Die Engländer: Reitet langsam, damit wir um so früher nach Hause kommen. (Reinsberg III, 12.) Auf Helgoland sagt man: Ein Wurm kriecht vor.

Frz.: Tout doucement va bien loin. (Kritzinger, 247a.)

Lat.: Placide bos subaudit, lente bos incedit. (Henisch, 1435, 2.)

25 Wai langsam gait un naiern (nirgend) stait, kümmet äuk wo. (Driburg.) – Firmenich, I, 362, 18.

26 Wär langsam geit, kämt âk. (Göttingen.) – Schambach, I, 211.

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[[894]/0900] Langenüchter. * Er ist en Langenüechter. (S. Kümmichnüpfer.) – Sutermeister, 67. Langer. Muss sich der Lange bücken, so muss sich der Kurze strecken. Langes. *1 A wird a langes a breetes machen. – Robinson, 366. *2 Ein Langes und Breites über etwas reden. Langeweile. 1 Aus Langeweile fängt (frisst) die Katze die Maus. Dän.: Af kæde skal kat muus æde. (Prov. dan., 330.) 2 Die Langeweile ist des Teufels Geschäftsträger. Frz.: Ennuy nuit jour et nuit. (Leroux, II, 221.) 3 Hast du Langeweile, so drehe Seile. 4 Langeweile ist ein böses Kraut, aber auch eine Würze, die viel verdaut. 5 Langeweile macht aus der Secunde eine Stunde. Lat.: Animi taedium diem protendit in annum. (Bovill, I, 78.) 6 Langeweile macht Langeweile. Frz.: Qui ennuy fait ennuy requiert. (Leroux, II, 297.) 7 Wer über Langeweile klagt, der schaff' ein Schiff und Weib sich an, dann ist er vom frühen Morgen an bis zum Abend genug geplagt. Lat.: Negotii sibi qui volet vim parare, navem et mulierem, haec duo comparato. (Plautus.) (Philippi, II, 13.) *8 Er hat Langeweile wie ein Mops. – Frischbier, 439; Frischbier2, 2294. Langfasten. Um Langfasten ruhen alle Klagen. – Graf, 405, 33. In der Fasten, der Zeit der hohen Feste und während der Ernte fanden keine Gerichtssitzungen (Klagen, Entscheidungen, Executionen) statt. Dän.: Standa scolo soknir allar um langa faasto. (Galath, 487.) Langmuth. Zu viel Langmuth brütet böse Kinder. Langmüthigkeit. Man soll die Langmüthigkeit nicht misbrauchen. – Eyering, III, 216. Langnüter. * Er ist ein Langnüter. – Sutermeister, 63. Von einem ungenügsamen Menschen. (S. Niegenug.) Langrock. Langröcke und Weiber streiten mit einerlei Waffen. Langsam. 1 Alles werde langsam begangen, ausgenommen das Flöhefangen. – Gaal, 1069. Engl.: Nothing must be done hastily, but killing of fleas. (Gaal, 1069.) It.: Niuna cosa in fretta se non pigliar pulici. (Gaal, 1069.) 2 Besser langsam (spät) als nimmer. – Lehmann, 452, 31. 3 Das Langsam hat guten Nachdruck. – Gruter, I, 11; Petri, II, 67; Schottel, 1142a. Dän.: Langsomhed har eftertryk. (Prov. dan., 377.) 4 De langsam geit, geit sicker. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4097. 5 De langsam geit, kummt am Enne uck wît. (Rastede.) – Firmenich, III, 27, 36. Riehl in seiner Schrift: Die deutsche Arbeit (Stuttgart 1861), in dem Abschnitt Humor der Faulheit, sagt: „Der gemeine Mann ist fleissig aber nicht jäh; er liebt ein gewisses Behagen, langsamen Schritt in der Arbeit, einen Bauernschritt, der sich aus der Ferne manchmal wie ein etwas fauler Schritt ausnimmt. Das Lob dieses Masshaltens im Fleisse ist nach rechter Bauernart in gar vielen Sprüchen gesungen, denen man wenige zum Preise der raschen, feurigen Arbeit wird gegenüberstellen können. Denn rasch arbeiten ist städtisches und modernes Tempo; und die modernen Stadtbürger lassen die alten Sprichwörter absterben, geschweige dass sie neue machen. Die Bauern aber sagen: Nur langsam voran. Eile mit Weile. Schnell Spiel übersieht viel. Was bald wird, das bald verdirbt. Spätes Obst dauert am längsten. Die früh eilen, haben spät Feierabend. Eilte der Hund nicht, so gebärte er nicht blinde Junge. – Die mässige, gelassene Arbeit mag sich den heiligen Martin zum Schutzpatron nehmen. Als dem ein Fuhrmann begegnete und ihn fragte, ob er selbigen Abend noch bis Paris fahren könne, antwortete Sanct-Martinus: ›Ja, wenn du langsam fährst; eilest du aber, so kommst du nicht mehr hin.‹ Der Fuhrmann glaubte, der heilige Mann habe ein Glas über den Durst getrunken und liess die Pferde doppelt ausgreifen. Da zerbrach ein Rad und ehe es noch geflickt, kam die Thorsperre, und er musste draussen bleiben.“ 6 De langsam geit, kummt ôk. – Hauskalender, I. 7 Der etwas langsam oder vnrichtig will haben, der sehe dahin, dass es vielen befohlen werde. – Lehmann, 807, 13. 8 Die langsam gehen (fahren), kommen auch zu Markte. 9 Immer langsam, sagte der Pfaff, und stiess sich mit der N. an die Kanzel. (Frankfurt a. O.) 10 Langsam aber wol (sicher). – Gruter, III, 61; Lehmann, II, 376, 6; Simrock, 6188. Holl.: Langzaam gaat zeker. (Harrebomée, II, 8.) 11 Langsam hat bald feirabent. – Franck, II, 130a; Egenolff, 142b; Eyering, III, 162; Gruter, I, 54; Petri, II, 431; Schottel, 1120a; Körte, 3695; Lohrengel, I, 465; Braun, I, 2161. 12 Langsam kommt auch ans Ziel. Böhm.: Pomalu dále ujdeš. (Čelakovsky, 259.) Kroat.: Koi polekše ide, dalje zajde. (Čelakovsky, 259.) Lat.: Aquilam testudo vincit. (Binder II, 215; Seybold, 33; Lang, 174.) Poln.: Kto najpomaléj, ten zajdzie daléj. (Čelakovsky, 259.) – Powoli (pomału) jidąc daléj zajdziesz. Schwed.: Dhen sachta faar, kommer och til Herberget. (Grubb, 114.) 13 Langsam kommt auch, sagte die Schildkröte. – Schlechta, 333. 14 Langsam kommt auch zu Hause, ist's nicht heute, so ist's morgen. 15 Langsam nährt sich ôg garne. (Schles.) – Frommann, III, 245, 140; Gomolcke, 713; hochdeutsch bei Herberger, I, 436; Simrock, 6189; Reinsberg III, 13. Der Langsame kommt endlich seinem Zwecke auch näher. Bei Keller (130b) sagt der Fleiss zum Verstande: „Ich setze mich an deine grüne Seite, ich bin's, die dem Verstande Nachdruck gibt. Denn welchen ich begleite, der wird gesucht, geehrt, geliebt, so kann er mit der Zeit beliebte Rosen brechen. Er denkt nicht: Langsam nehrt sich gern, ihm mangelt weder Glück noch Stern. Und endlich wird man von ihm sprechen: er habe seine Schaf' ins Trockne bracht, weil nichts so leicht sein Thun zu Wasser macht.“ 16 Langsam reich, thut wohl. – Lehmann, II, 370, 16. 17 Langsam rührt sich auch. – Frischbier2, 2296. 18 Langsam schadet sich selbst. Böhm.: Kdo nespĕšnĕ chodí, sám sobĕ škodí. (Čelakovsky, 257.) Poln.: Kto nie rychło chodzi, sam sobie szkodzi. (Čelakovsky, 257.) 19 Langsam und gewiss macht die Woch 'nen halben Thaler. (Danzig.) – Frischbier2, 2297. 20 Langsam vnd gut. (S. Gehgemach.) – Franck, I, 50a; Lehmann, II, 370, 15; Körte, 3693; Venedey, 69; Reinsberg III, 12. 21 Langsam voran, nützt auch wol dem Mann. Lat.: Fabianae artes. (Livius.) (Binder II, 1057.) 22 Langsam zum Rath, aber rasch zur That. Dän.: Vær langsam til at raadslaae, men hastig til at fuldbyrde. (Prov. dan., 377.) Engl.: Be slow of giving advice, ready to do a service. (Bohn II, 1.) 23 Langsam zum Seckel und hurtig zum Hut hilft manchem jungen Blut. – Lohrengel, I, 466. 24 Mit langsam gehen kompt man das fernest. – Henisch, 1435, 1. Die Serben: Gehe langsam so wirst du weit kommen. Die Engländer: Reitet langsam, damit wir um so früher nach Hause kommen. (Reinsberg III, 12.) Auf Helgoland sagt man: Ein Wurm kriecht vor. Frz.: Tout doucement va bien loin. (Kritzinger, 247a.) Lat.: Placide bos subaudit, lente bos incedit. (Henisch, 1435, 2.) 25 Wai langsam gait un naiern (nirgend) stait, kümmet äuk wo. (Driburg.) – Firmenich, I, 362, 18. 26 Wär langsam geit, kämt âk. (Göttingen.) – Schambach, I, 211. 27 Was langsam ankompt, das kompt ja doch endlich auch einmal. – Petri, II, 601.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [894]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/900>, abgerufen am 24.11.2024.