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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] erscheint es, wenn der Niedere den Höhern grüsst. In der Egenolff'schen Sammlung von 1560 heisst es in der Erklärung dieses Sprichworts: "Es ist eine Höflichkeit, die leuth grüssen, sonderlich wenn ein grosser einen geringern grüsst. Denn gruss sol von hoff kommen, d. i. die hohen sollen sich hernieder lassen zu den geringen vnd sich demütigen. Ein vnzucht ist's vnnd baurenstuck, dass ich einen grüssen sol der mer were, denn ich." Und Herberger (I, 2, 91 u. 413): "Grosse ehrliche Herren pflegen den Anfang zu machen, sich um uns zu bekümmern."

Lat.: Ab aula procedit salutatio. (Seybold, 1.)

6 Gruss kompt von grossen Leuten. - Henisch, 1772, 14.

7 Gruss soll man mit Gruss gelten.

8 Grus vmb grus. - Petri, II, 363; Henisch, 1772, 15.

9 Gut grus gibt gut antwort. - Agricola I, 157; Franck, II, 112a; Tappius, 175b u. 121b; Petri, II, 367; Henisch, 1772, 18; Lehmann, II, 293, 191; Sailer, 150; Schottel, 1133a; Eisenhart, 487; Estor, II, 986; Pistor., IX, 59; Hillebrand, 215, 310; Hertius, I, 99; Tunn., 14, 6; Seybold, 390; Siebenkees, 120; Steiger, 355; Körte, 2434; Eiselein, 260; Simrock, 4073; Graf, 313, 200; Ramann, II, Pred., IV, 8.

Der Sinn dieses Sprichworts geht dahin, dass sich niemand für beleidigt halten könne, wenn ihm ebenso begegnet wird, wie er andern zu thun pflegt. Denn derjenige, welcher sein Vergnügen daran findet, alles zu sagen, was ihm einfällt, soll auch das gelassen anhören, was ihm misfällt.

Böhm.: Jake pozdraveni, takove odtuseni. (Celakovsky, 87.)

Frz.: Comme vous saluez, salue vous serez. (Gaal, 810.)

Holl.: Goede groete maect goe antwoort. (Tunn., 14, 6; Harrebomee, I, 260.)

It.: Come saluterai, salutato sarai. (Gaal, 310.)

Lat.: Dices talia: reddentur tibi dicta vicissim. - Qui gratum dat ave, responsum datque suave. (Fallersleben, 368.) - Saepe vel insanum placata oratio mulcet. (Seybold, 536.) - Ut salutas, ita resalutaberis. (Gaal, 810.)

10 Guter Gruss, guter Dank. - Braun, I, 990.

11 Guter gruss ist halbe speiss. - Franck, II, 57b; Lehmann, II, 234, 207; Körte, 2435; Simrock, 4077; Braun, I, 991.

12 Guter gruss ist viler kranckheyt buss. - Franck, I, 112b; Henisch, 572, 18; Gruter, I, 46; Petri, II, 365; Latendorf II, 14; Körte, 2435; Simrock, 4076.

13 Joab's Gruss und Judas' Kuss ist der Welt Meisterstück.

14 Leerer Gruss geht barfuss. - Eiselein, 260; Simrock, 4079; Körte, 2436; Braun, I, 993.

15 Scheine Gross, fräinjtlichen Doank. - Schuster, 370.

16 Wer den rechten grus zu Hof nicht weisst, der kan leicht vbel anlauffen. - Henisch, 1772, 20; Petri, II, 692.

17 Wer Grüsse begehrt, muss den Hut zuerst abnehmen.

18 Wie der Gruss, so der Dank.

Die Sachsen in Siebenbürgen: Wä der Gross, esi der Doank. (Schuster, 1098.) Wie das Gotthelf, sagen die Czechen, so das Gottvergelts. Die Engländer: Wie das Willkommen, so das Fahrewohl. Die Neugriechen: Wie du den Ton anstimmst, so werden sie dir singen. Die Serben. Wie du einem zutrinkst, so wird er dir auch zutrinken. Die Araber: Wer schöne Worte vorbringt, der hört schöne Worte. (Reinsberg III, 57.)

Holl.: Zoo groet, zoo antwoord. (Harrebomee, I, 260.)

*19 Einem einen Gruss schicken. - Schöpf, 217.

D. i. Geschenk mit Gruss. (S. 2 u. 14.)

*20 Er versteht den Gruss nicht.

Die Handwerker haben ihre gewissen Formeln beim Grüssen, durch die sie von den Zunftgenossen erkannt werden.


Grüssen.

1 Freundlich grüssen kostet nicht viel. - Petri, II, 363.

2 Gröte de Höner, vergitt den Haan nig. (Holst.)

Ein Spottcompliment, an Abreisende, Weggehende gerichtet.

3 Grüss dich Gott, Täuflein, ich komm' nicht allein.

4 Grüss jeden gern vnd wol, so wirstu günsten voll. - Petri, II, 363.

5 Grüsseu ist eine schöne Sitt', aber für die Hüte nit.

6 Man grüsst den Garten oft des Gärtners wegen.

[Spaltenumbruch] 7 Man grüsst oft den Zaun des Gartens wegen. - Mayer, I, 9; Simrock, 11990.

Ung.: A' kinek szarnya alatt nyugszol, azt tisztellyed. (Gaal, 167.)

8 Man muss nicht zu oft grüssen, sonst wird man alt.

9 'S Grüssen ist Höflichkeit, 's Danken ist Schuldigkeit. (Oberösterreich.)

Die Sachsen in Siebenbürgen: Grissen äs en Hefliget, dänken äs en Schäldeget. (Schuster, 369.)

10 Wer alle grüsst, dem dankt niemand.

11 Wer viel grüsset vor der Schwelle, findet selten im Hause seine Stelle.

12 Wie du grüssest, so dankt man dir. - Eyering, III, 558; Hillebrand, 215, 309; Körte, 2437 u. 3018; Graf, 313, 199; Simrock, 4074; Reinsberg III, 57.

Diderot sagt: "Ich kannte einen Mann, der alles wusste und verstand, aber nicht mit Anstand "guten Tag" sagen konnte; er war sein ganzes Leben lang arm und verachtet."

13 Wie du mich grüssest, also will ich dir dancken. - Henisch, 1772, 25; Lehmann, 854, 394.

Böhm.: Jake cestovani, take dekovani. (Celakovsky, 87.)

Poln.: Jakie czestowanie, takie dziekowanie. - Jakie raczenie takie placenie. (Celakovsky, 87.)

Wend.: Kajz sym powitany, tak so dzakuju. (Celakovsky, 87.)

14 Wie man dich grüsst, also antwort. - Franck, II, 100b; Henisch, 1772, 26.

Böhm.: Jaky "panbuhdej", taky "bohdejzdrav". (Celakovsky, 87.)

Wend.: Kajkjez je pomhaj boh, tajkje je wjers pomozi. (Celakovsky, 87.)

15 Wie man dich grüsst, so sollst du danken. - Gaal, 810; Sailer, 380; Simrock, 4075.

Es gibt Sprichwörter, die weder als Klugheitsregeln, noch als Sittengesetze allgemein anwendbar sind und doch eine Allgemeinheit aussprechen. Diese wollen nur von der Seite aufgefasst werden, von der sie Wahrheit und Anwendbarkeit haben. Dazu gehört das vorstehende Sprichwort, das, nach strenger Allgemeinheit aufgefasst, weder wahr noch anwendbar ist. Denn es ist weder sittlich gut noch klug, grobe stolze Anreden mit groben stolzen Antworten zu erwidern. Aber es liegt doch Wahrheit darin, die ein edles Gemüth leicht finden wird, die: man soll Ernst mit Ernst, Freundlichkeit mit Freundlichkeit, Güte mit Güte, Klugheit mit Klugheit, Anstand mit Anstand erwidern. (Sailer.)

16 Wie man grüsset, so wird auch gedankt. - Siebenkees, 121.

Bei den Russen empfängt silberner Gruss goldenen Dank. (Altmann VI, 474.)

17 Wie man mich grüsset, so dank' ich ihm. - Hermann, I, 1.

*18 Einen grüesse und umpfaha.

Einen grüssen und umfangen. Der Bauer (in Oberösterreich) thut dies nur Bekannten gegenüber, obwol er es gewissermassen für Menschenpflicht hält, auch ganz fremden Personen auf dem Wege einen Gruss zu bieten. Er grüsst und umfängt, indem er mit den Worten: Grüss dich Gott, Freund, Nachbaur, Gvada (Gevatter) u. s. w. ihnen die rechte Hand reicht, die ihrige drückt und schüttelt. Der Kuss ist den Bauern fremd; nur im Augenblicke der höchsten Freude kommt das "Hals'n" (halsan) vor, indem jeder von beiden seinen Arm um den Hals des andern schlingt und Haupt und Antlitz an seine Brust zieht. (Baumgarten.)

*19 Er grüsst gern, wo unser Herrgott einen Arm ausreckt. - Eiselein, 305; Simrock, 4675.

*20 Gröss die Mutter Schmedsche (Schmidt). - Frischbier, 283; Frischbier2, 1386.

Als kurze Abfertigung in Königsberg sehr üblich.

*21 Gröss dine Fru un mine Kinder. - Frischbier2, 1387.

Scherzhafte Abschiedsrede.

*22 He grötet ken Perd, dar ken Kerl upsitt. - Schütze, II, 75.

So sagt man in Hamburg von einem Hochmüthigen.

*23 He grötet kenen Hund (oder: kenen Düvel). - Schütze, II, 76.

D. h. niemand.

*24 Jemand grüssen wie ein Spanier einen Franzosen. - Parömiakon, 1530.

D. i. sehr unfreundlich. Wol aus der Zeit des Spanischen Erbfolgekriegs.

*25 Mo dorf nich ze ufte grissen, mo mechte sunst alt warden. (Schles.) - Frommann, III, 414, 529.

*26 Sie grüssen einander wie Stintköppe und Plunderköppe.

Wenn sich ehedem Boote aus Wollin, Kammin oder

[Spaltenumbruch] erscheint es, wenn der Niedere den Höhern grüsst. In der Egenolff'schen Sammlung von 1560 heisst es in der Erklärung dieses Sprichworts: „Es ist eine Höflichkeit, die leuth grüssen, sonderlich wenn ein grosser einen geringern grüsst. Denn gruss sol von hoff kommen, d. i. die hohen sollen sich hernieder lassen zu den geringen vnd sich demütigen. Ein vnzucht ist's vnnd baurenstuck, dass ich einen grüssen sol der mer were, denn ich.“ Und Herberger (I, 2, 91 u. 413): „Grosse ehrliche Herren pflegen den Anfang zu machen, sich um uns zu bekümmern.“

Lat.: Ab aula procedit salutatio. (Seybold, 1.)

6 Gruss kompt von grossen Leuten.Henisch, 1772, 14.

7 Gruss soll man mit Gruss gelten.

8 Grus vmb grus.Petri, II, 363; Henisch, 1772, 15.

9 Gut grus gibt gut antwort.Agricola I, 157; Franck, II, 112a; Tappius, 175b u. 121b; Petri, II, 367; Henisch, 1772, 18; Lehmann, II, 293, 191; Sailer, 150; Schottel, 1133a; Eisenhart, 487; Estor, II, 986; Pistor., IX, 59; Hillebrand, 215, 310; Hertius, I, 99; Tunn., 14, 6; Seybold, 390; Siebenkees, 120; Steiger, 355; Körte, 2434; Eiselein, 260; Simrock, 4073; Graf, 313, 200; Ramann, II, Pred., IV, 8.

Der Sinn dieses Sprichworts geht dahin, dass sich niemand für beleidigt halten könne, wenn ihm ebenso begegnet wird, wie er andern zu thun pflegt. Denn derjenige, welcher sein Vergnügen daran findet, alles zu sagen, was ihm einfällt, soll auch das gelassen anhören, was ihm misfällt.

Böhm.: Jaké pozdravení, takové odtušeni. (Čelakovsky, 87.)

Frz.: Comme vous saluez, salué vous serez. (Gaal, 810.)

Holl.: Goede groete maect goe antwoort. (Tunn., 14, 6; Harrebomée, I, 260.)

It.: Come saluterai, salutato sarai. (Gaal, 310.)

Lat.: Dices talia: reddentur tibi dicta vicissim. – Qui gratum dat ave, responsum datque suave. (Fallersleben, 368.) – Saepe vel insanum placata oratio mulcet. (Seybold, 536.) – Ut salutas, ita resalutaberis. (Gaal, 810.)

10 Guter Gruss, guter Dank.Braun, I, 990.

11 Guter gruss ist halbe speiss.Franck, II, 57b; Lehmann, II, 234, 207; Körte, 2435; Simrock, 4077; Braun, I, 991.

12 Guter gruss ist viler kranckheyt buss.Franck, I, 112b; Henisch, 572, 18; Gruter, I, 46; Petri, II, 365; Latendorf II, 14; Körte, 2435; Simrock, 4076.

13 Joab's Gruss und Judas' Kuss ist der Welt Meisterstück.

14 Leerer Gruss geht barfuss.Eiselein, 260; Simrock, 4079; Körte, 2436; Braun, I, 993.

15 Schîne Gross, fräinjtlichen Doank.Schuster, 370.

16 Wer den rechten grus zu Hof nicht weisst, der kan leicht vbel anlauffen.Henisch, 1772, 20; Petri, II, 692.

17 Wer Grüsse begehrt, muss den Hut zuerst abnehmen.

18 Wie der Gruss, so der Dank.

Die Sachsen in Siebenbürgen: Wä der Gross, esi der Doank. (Schuster, 1098.) Wie das Gotthelf, sagen die Czechen, so das Gottvergelts. Die Engländer: Wie das Willkommen, so das Fahrewohl. Die Neugriechen: Wie du den Ton anstimmst, so werden sie dir singen. Die Serben. Wie du einem zutrinkst, so wird er dir auch zutrinken. Die Araber: Wer schöne Worte vorbringt, der hört schöne Worte. (Reinsberg III, 57.)

Holl.: Zoo groet, zoo antwoord. (Harrebomée, I, 260.)

*19 Einem einen Gruss schicken.Schöpf, 217.

D. i. Geschenk mit Gruss. (S. 2 u. 14.)

*20 Er versteht den Gruss nicht.

Die Handwerker haben ihre gewissen Formeln beim Grüssen, durch die sie von den Zunftgenossen erkannt werden.


Grüssen.

1 Freundlich grüssen kostet nicht viel.Petri, II, 363.

2 Gröte de Höner, vergitt den Haan nig. (Holst.)

Ein Spottcompliment, an Abreisende, Weggehende gerichtet.

3 Grüss dich Gott, Täuflein, ich komm' nicht allein.

4 Grüss jeden gern vnd wol, so wirstu günsten voll.Petri, II, 363.

5 Grüsseu ist eine schöne Sitt', aber für die Hüte nit.

6 Man grüsst den Garten oft des Gärtners wegen.

[Spaltenumbruch] 7 Man grüsst oft den Zaun des Gartens wegen.Mayer, I, 9; Simrock, 11990.

Ung.: A' kinek szárnya alatt nyugszol, azt tisztellyed. (Gaal, 167.)

8 Man muss nicht zu oft grüssen, sonst wird man alt.

9 'S Grüssen ist Höflichkeit, 's Danken ist Schuldigkeit. (Oberösterreich.)

Die Sachsen in Siebenbürgen: Grissen äs en Hefliget, dänken äs en Schäldeget. (Schuster, 369.)

10 Wer alle grüsst, dem dankt niemand.

11 Wer viel grüsset vor der Schwelle, findet selten im Hause seine Stelle.

12 Wie du grüssest, so dankt man dir.Eyering, III, 558; Hillebrand, 215, 309; Körte, 2437 u. 3018; Graf, 313, 199; Simrock, 4074; Reinsberg III, 57.

Diderot sagt: „Ich kannte einen Mann, der alles wusste und verstand, aber nicht mit Anstand “guten Tag„ sagen konnte; er war sein ganzes Leben lang arm und verachtet.“

13 Wie du mich grüssest, also will ich dir dancken.Henisch, 1772, 25; Lehmann, 854, 394.

Böhm.: Jaké čestování, také dĕkování. (Čelakovsky, 87.)

Poln.: Jakie częstowanie, takie dziękowanie. – Jakie raczenie takie płacenie. (Čelakovsky, 87.)

Wend.: Kajž sym powitany, tak so dzakuju. (Čelakovsky, 87.)

14 Wie man dich grüsst, also antwort.Franck, II, 100b; Henisch, 1772, 26.

Böhm.: Jaký „panbůhdej“, taký „bohdejzdráv“. (Čelakovsky, 87.)

Wend.: Kajkjež je pomhaj bóh, tajkje je wjerš pomozi. (Čelakovsky, 87.)

15 Wie man dich grüsst, so sollst du danken.Gaal, 810; Sailer, 380; Simrock, 4075.

Es gibt Sprichwörter, die weder als Klugheitsregeln, noch als Sittengesetze allgemein anwendbar sind und doch eine Allgemeinheit aussprechen. Diese wollen nur von der Seite aufgefasst werden, von der sie Wahrheit und Anwendbarkeit haben. Dazu gehört das vorstehende Sprichwort, das, nach strenger Allgemeinheit aufgefasst, weder wahr noch anwendbar ist. Denn es ist weder sittlich gut noch klug, grobe stolze Anreden mit groben stolzen Antworten zu erwidern. Aber es liegt doch Wahrheit darin, die ein edles Gemüth leicht finden wird, die: man soll Ernst mit Ernst, Freundlichkeit mit Freundlichkeit, Güte mit Güte, Klugheit mit Klugheit, Anstand mit Anstand erwidern. (Sailer.)

16 Wie man grüsset, so wird auch gedankt.Siebenkees, 121.

Bei den Russen empfängt silberner Gruss goldenen Dank. (Altmann VI, 474.)

17 Wie man mich grüsset, so dank' ich ihm.Hermann, I, 1.

*18 Einen grüesse und umpfaha.

Einen grüssen und umfangen. Der Bauer (in Oberösterreich) thut dies nur Bekannten gegenüber, obwol er es gewissermassen für Menschenpflicht hält, auch ganz fremden Personen auf dem Wege einen Gruss zu bieten. Er grüsst und umfängt, indem er mit den Worten: Grüss dich Gott, Freund, Nachbaur, Gvada (Gevatter) u. s. w. ihnen die rechte Hand reicht, die ihrige drückt und schüttelt. Der Kuss ist den Bauern fremd; nur im Augenblicke der höchsten Freude kommt das „Hals'n“ (halsan) vor, indem jeder von beiden seinen Arm um den Hals des andern schlingt und Haupt und Antlitz an seine Brust zieht. (Baumgarten.)

*19 Er grüsst gern, wo unser Herrgott einen Arm ausreckt.Eiselein, 305; Simrock, 4675.

*20 Gröss die Mutter Schmedsche (Schmidt).Frischbier, 283; Frischbier2, 1386.

Als kurze Abfertigung in Königsberg sehr üblich.

*21 Gröss dine Fru un mine Kinder.Frischbier2, 1387.

Scherzhafte Abschiedsrede.

*22 He grötet kên Pêrd, dar kên Kêrl upsitt.Schütze, II, 75.

So sagt man in Hamburg von einem Hochmüthigen.

*23 He grötet kênen Hund (oder: kênen Düvel).Schütze, II, 76.

D. h. niemand.

*24 Jemand grüssen wie ein Spanier einen Franzosen.Parömiakon, 1530.

D. i. sehr unfreundlich. Wol aus der Zeit des Spanischen Erbfolgekriegs.

*25 Mo dorf nich ze ufte grissen, mo mechte sunst alt wârden. (Schles.) – Frommann, III, 414, 529.

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          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Freundlich grüssen kostet nicht viel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 363.</hi></p><lb/>
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          <p rendition="#et">Ein Spottcompliment, an Abreisende, Weggehende gerichtet.</p><lb/>
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[[81]/0087] erscheint es, wenn der Niedere den Höhern grüsst. In der Egenolff'schen Sammlung von 1560 heisst es in der Erklärung dieses Sprichworts: „Es ist eine Höflichkeit, die leuth grüssen, sonderlich wenn ein grosser einen geringern grüsst. Denn gruss sol von hoff kommen, d. i. die hohen sollen sich hernieder lassen zu den geringen vnd sich demütigen. Ein vnzucht ist's vnnd baurenstuck, dass ich einen grüssen sol der mer were, denn ich.“ Und Herberger (I, 2, 91 u. 413): „Grosse ehrliche Herren pflegen den Anfang zu machen, sich um uns zu bekümmern.“ Lat.: Ab aula procedit salutatio. (Seybold, 1.) 6 Gruss kompt von grossen Leuten. – Henisch, 1772, 14. 7 Gruss soll man mit Gruss gelten. 8 Grus vmb grus. – Petri, II, 363; Henisch, 1772, 15. 9 Gut grus gibt gut antwort. – Agricola I, 157; Franck, II, 112a; Tappius, 175b u. 121b; Petri, II, 367; Henisch, 1772, 18; Lehmann, II, 293, 191; Sailer, 150; Schottel, 1133a; Eisenhart, 487; Estor, II, 986; Pistor., IX, 59; Hillebrand, 215, 310; Hertius, I, 99; Tunn., 14, 6; Seybold, 390; Siebenkees, 120; Steiger, 355; Körte, 2434; Eiselein, 260; Simrock, 4073; Graf, 313, 200; Ramann, II, Pred., IV, 8. Der Sinn dieses Sprichworts geht dahin, dass sich niemand für beleidigt halten könne, wenn ihm ebenso begegnet wird, wie er andern zu thun pflegt. Denn derjenige, welcher sein Vergnügen daran findet, alles zu sagen, was ihm einfällt, soll auch das gelassen anhören, was ihm misfällt. Böhm.: Jaké pozdravení, takové odtušeni. (Čelakovsky, 87.) Frz.: Comme vous saluez, salué vous serez. (Gaal, 810.) Holl.: Goede groete maect goe antwoort. (Tunn., 14, 6; Harrebomée, I, 260.) It.: Come saluterai, salutato sarai. (Gaal, 310.) Lat.: Dices talia: reddentur tibi dicta vicissim. – Qui gratum dat ave, responsum datque suave. (Fallersleben, 368.) – Saepe vel insanum placata oratio mulcet. (Seybold, 536.) – Ut salutas, ita resalutaberis. (Gaal, 810.) 10 Guter Gruss, guter Dank. – Braun, I, 990. 11 Guter gruss ist halbe speiss. – Franck, II, 57b; Lehmann, II, 234, 207; Körte, 2435; Simrock, 4077; Braun, I, 991. 12 Guter gruss ist viler kranckheyt buss. – Franck, I, 112b; Henisch, 572, 18; Gruter, I, 46; Petri, II, 365; Latendorf II, 14; Körte, 2435; Simrock, 4076. 13 Joab's Gruss und Judas' Kuss ist der Welt Meisterstück. 14 Leerer Gruss geht barfuss. – Eiselein, 260; Simrock, 4079; Körte, 2436; Braun, I, 993. 15 Schîne Gross, fräinjtlichen Doank. – Schuster, 370. 16 Wer den rechten grus zu Hof nicht weisst, der kan leicht vbel anlauffen. – Henisch, 1772, 20; Petri, II, 692. 17 Wer Grüsse begehrt, muss den Hut zuerst abnehmen. 18 Wie der Gruss, so der Dank. Die Sachsen in Siebenbürgen: Wä der Gross, esi der Doank. (Schuster, 1098.) Wie das Gotthelf, sagen die Czechen, so das Gottvergelts. Die Engländer: Wie das Willkommen, so das Fahrewohl. Die Neugriechen: Wie du den Ton anstimmst, so werden sie dir singen. Die Serben. Wie du einem zutrinkst, so wird er dir auch zutrinken. Die Araber: Wer schöne Worte vorbringt, der hört schöne Worte. (Reinsberg III, 57.) Holl.: Zoo groet, zoo antwoord. (Harrebomée, I, 260.) *19 Einem einen Gruss schicken. – Schöpf, 217. D. i. Geschenk mit Gruss. (S. 2 u. 14.) *20 Er versteht den Gruss nicht. Die Handwerker haben ihre gewissen Formeln beim Grüssen, durch die sie von den Zunftgenossen erkannt werden. Grüssen. 1 Freundlich grüssen kostet nicht viel. – Petri, II, 363. 2 Gröte de Höner, vergitt den Haan nig. (Holst.) Ein Spottcompliment, an Abreisende, Weggehende gerichtet. 3 Grüss dich Gott, Täuflein, ich komm' nicht allein. 4 Grüss jeden gern vnd wol, so wirstu günsten voll. – Petri, II, 363. 5 Grüsseu ist eine schöne Sitt', aber für die Hüte nit. 6 Man grüsst den Garten oft des Gärtners wegen. 7 Man grüsst oft den Zaun des Gartens wegen. – Mayer, I, 9; Simrock, 11990. Ung.: A' kinek szárnya alatt nyugszol, azt tisztellyed. (Gaal, 167.) 8 Man muss nicht zu oft grüssen, sonst wird man alt. 9 'S Grüssen ist Höflichkeit, 's Danken ist Schuldigkeit. (Oberösterreich.) Die Sachsen in Siebenbürgen: Grissen äs en Hefliget, dänken äs en Schäldeget. (Schuster, 369.) 10 Wer alle grüsst, dem dankt niemand. 11 Wer viel grüsset vor der Schwelle, findet selten im Hause seine Stelle. 12 Wie du grüssest, so dankt man dir. – Eyering, III, 558; Hillebrand, 215, 309; Körte, 2437 u. 3018; Graf, 313, 199; Simrock, 4074; Reinsberg III, 57. Diderot sagt: „Ich kannte einen Mann, der alles wusste und verstand, aber nicht mit Anstand “guten Tag„ sagen konnte; er war sein ganzes Leben lang arm und verachtet.“ 13 Wie du mich grüssest, also will ich dir dancken. – Henisch, 1772, 25; Lehmann, 854, 394. Böhm.: Jaké čestování, také dĕkování. (Čelakovsky, 87.) Poln.: Jakie częstowanie, takie dziękowanie. – Jakie raczenie takie płacenie. (Čelakovsky, 87.) Wend.: Kajž sym powitany, tak so dzakuju. (Čelakovsky, 87.) 14 Wie man dich grüsst, also antwort. – Franck, II, 100b; Henisch, 1772, 26. Böhm.: Jaký „panbůhdej“, taký „bohdejzdráv“. (Čelakovsky, 87.) Wend.: Kajkjež je pomhaj bóh, tajkje je wjerš pomozi. (Čelakovsky, 87.) 15 Wie man dich grüsst, so sollst du danken. – Gaal, 810; Sailer, 380; Simrock, 4075. Es gibt Sprichwörter, die weder als Klugheitsregeln, noch als Sittengesetze allgemein anwendbar sind und doch eine Allgemeinheit aussprechen. Diese wollen nur von der Seite aufgefasst werden, von der sie Wahrheit und Anwendbarkeit haben. Dazu gehört das vorstehende Sprichwort, das, nach strenger Allgemeinheit aufgefasst, weder wahr noch anwendbar ist. Denn es ist weder sittlich gut noch klug, grobe stolze Anreden mit groben stolzen Antworten zu erwidern. Aber es liegt doch Wahrheit darin, die ein edles Gemüth leicht finden wird, die: man soll Ernst mit Ernst, Freundlichkeit mit Freundlichkeit, Güte mit Güte, Klugheit mit Klugheit, Anstand mit Anstand erwidern. (Sailer.) 16 Wie man grüsset, so wird auch gedankt. – Siebenkees, 121. Bei den Russen empfängt silberner Gruss goldenen Dank. (Altmann VI, 474.) 17 Wie man mich grüsset, so dank' ich ihm. – Hermann, I, 1. *18 Einen grüesse und umpfaha. Einen grüssen und umfangen. Der Bauer (in Oberösterreich) thut dies nur Bekannten gegenüber, obwol er es gewissermassen für Menschenpflicht hält, auch ganz fremden Personen auf dem Wege einen Gruss zu bieten. Er grüsst und umfängt, indem er mit den Worten: Grüss dich Gott, Freund, Nachbaur, Gvada (Gevatter) u. s. w. ihnen die rechte Hand reicht, die ihrige drückt und schüttelt. Der Kuss ist den Bauern fremd; nur im Augenblicke der höchsten Freude kommt das „Hals'n“ (halsan) vor, indem jeder von beiden seinen Arm um den Hals des andern schlingt und Haupt und Antlitz an seine Brust zieht. (Baumgarten.) *19 Er grüsst gern, wo unser Herrgott einen Arm ausreckt. – Eiselein, 305; Simrock, 4675. *20 Gröss die Mutter Schmedsche (Schmidt). – Frischbier, 283; Frischbier2, 1386. Als kurze Abfertigung in Königsberg sehr üblich. *21 Gröss dine Fru un mine Kinder. – Frischbier2, 1387. Scherzhafte Abschiedsrede. *22 He grötet kên Pêrd, dar kên Kêrl upsitt. – Schütze, II, 75. So sagt man in Hamburg von einem Hochmüthigen. *23 He grötet kênen Hund (oder: kênen Düvel). – Schütze, II, 76. D. h. niemand. *24 Jemand grüssen wie ein Spanier einen Franzosen. – Parömiakon, 1530. D. i. sehr unfreundlich. Wol aus der Zeit des Spanischen Erbfolgekriegs. *25 Mo dorf nich ze ufte grissen, mo mechte sunst alt wârden. (Schles.) – Frommann, III, 414, 529. *26 Sie grüssen einander wie Stintköppe und Plunderköppe. Wenn sich ehedem Boote aus Wollin, Kammin oder

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [81]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/87>, abgerufen am 27.11.2024.