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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] nach sich, während ein links stehender scheinbar entkleideter Mann das zweite Rind auf gleiche Weise erfasst hat. Die Bedeutung des Reliefs ist auch, wie im Sachsengrün mitgetheilt wird, mit dem Bierstreite zwischen den Zittauern und Görlitzern (im Jahre 1491) in Verbindung gebracht worden, bei welchem die ersteren sich dadurch an den letztern rächten, dass sie deren Rinder aus den Vorwerken entführten, die aber später wie der zurückgegeben werden mussten; doch scheint die Volkssage, die an dem Relief haftet, mehr für die obige Erklärung als Gerichtssprichwort zu sprechen.

365 Wenig Kö, ringe Mö. (Lübeck.) - Deecke, 14.

366 Wenig küw, wenig müh. - Franck, I, 87b; Petri, II, 627; Gruter, I, 78; Lehmann, 371, 119; Latendorf II, 28; Blum, 186; Mayer, I, 34; Eiselein, 402; Simrock, 6046; Körte, 3605; Braun, I, 2061; Masson, 127.

"Wer nicht zu melken hat viel khü, der hat auch dester kleiner müh." (Waldis, I, 9, 109.) Weniger Wartung aber auch geringerer Vortheil.

Engl.: Little wealth, little sorrow. (Körte, 3605.)

Frz.: Peu de bien, peu de souci.

367 Wenn alte Kühe bisen, recken sie den Schwanz in die Höhe.

Holl.: Als oude koeijen bissen, steken zij den staart te hoogst. (Harrebomee, I, 422a.)

368 Wenn d' Kue de Kübel umgheit häd, so ghei si d' Gelte'n au no um. (S. Schlegel und Teufel.) - Sutermeister, 96.

369 Wenn de Kau ächteräs (rückwärts) döer Heiege (Hecke) löppet, dann stat er Hoar te Berge1. (Sauerland.)

1) Der gewöhnlichen Lage entgegen, gegen den Strich widerborstig, tweas = zwerch.

370 Wenn de Kau date is, so werd de Stal ebetert. - Schambach, II, 466; hochdeutsch bei Henisch, 318, 61; Petri, II, 644; Lohrengel, I, 756.

Wenn die Kuh todt (weg) ist, wird der Stall gebessert. Was längst hätte geschehen sollen, um ein mögliches Unglück zu verhüten, geschieht erst, nachdem dasselbe eingetreten ist. Die englischen Neger: Nachdem die Kuh Hungers gestorben ist, stopfst du ihr Bananenschalen ins Maul. (Reinsberg IV, 32.)

371 Wenn de Kau der Ledder (Leiter) heranstigt, segt me: He, Kau, fall nit. (Büren.)

372 Wenn de Kau in'n Kettel schitt, schast du ne' Wost hebben, segt de Knockenhauer. (Hildesheim.) - Hoefer, 620.

373 Wenn de Kö got staon un de Frauns got affgaon, kann de Baur bestaon. (Altmark.) - Danneil, 206.

374 Wenn de Ko kann Seide spinnen, sall König Erich unse Land gewinnen. - Schütze, IV, 171.

Mit diesem Spottspruch feuerten im Jahre 1419 die alten Fehmeraner ihren Muth gegen ihren Besieger, den König Erich an, der sie nicht ohne Mühe der Herrschaft der holsteinischen Grafen entriss.

375 Wenn de Koh dod is, mark (merkt) man ers, wat de Melk vor en Werd het. (Rendsburg.)

376 Wenn der Kuh der Schwanz steht, hat sie den Verstand im Arsche.

377 Wenn die alten Kühe tanzen, so klappern jhnen die Klawen. - Petri, II, 628; Simrock, 6042.

Holl.: Als die olde coeijen bissen, so clappen hem die clauwen. (Tunn., 2, 12; Harrebomee, I, 422a.)

Lat.: Dum trotant vacce veteres, sonat ungula queque. - Post sene cursante vacca sonat unguis et ante. (Fallersleben, 18.)

378 Wenn die Kuh auch den Kübel umstösst, sie wird doch wieder gemelkt.

Aehnlich russisch Altmann VI, 464.

379 Wenn die Kuh auf dem Dache sitzt und nimmt den Bass zu Handen, dann ist's geschehen um alle Musikanten.

380 Wenn die Kuh aus dem Stall, schliesst man die Thür zu spät. - Schöpf, 339.

In der Schweiz: Wenn d' Kue dusse-n ist, so thuet me d' Thür zue. (Sutermeister, 132.) "Wenn die Kuw auss dem Stall ist, als denn kratzt er den Kopff vnd wil den Stall zuthun." (Franck, Zeitbuch, I.)

Lat.: Est tarde nimium, post bombum claudere culum. (Binder II, 996; Neander, 277.)

381 Wenn die Kuh das Maul nach oben hält im Lauf, so ziehen Gewitter auf. - Reinsberg VIII, 55.

[Spaltenumbruch] 382 Wenn die Kuh den Schwantz verlorn hat, merckt sie (erst), wozu er ist nutz gewesen. (S. Besen 42 und Brunnen 41.) - Lehmann, 793, 11; Eiselein, 401; Simrock, 6040; Körte, 3609; Braun, I, 2065; Reinsberg IV, 33.

Dän.: Naar koen har mist rumpen kiender hun förste hvortil hun var nyttig. (Prov. dan., 422.)

Engl.: The worth of a thing is best known by the want. (Bohn II, 145; Masson, 292.) - We never know the worth of water till the well is dry. (Marin, 20.)

Frz.: Bien perdu, bien connu. (Bohn II, 145; Masson, 291.) - Vache ne sait ce que vaut sa queue jusqu'a ce qu'elle l'ait perdue. (Bohn I, 63.)

Holl.: De koe weet niet waar haar de staart toe dient, voor dat zij die kwijt is.

It.: Ben perduto e conoscuto. (Masson, 292.) - L'asino non conosce la coda, se non quando non l'ha piu. (Marin, 20.)

Lat.: Tempus adhuc veniet, quo caudam vacca requiret. (Eiselein, 401.) - Quam cara sint bona homines carendo intelligunt.

Poln.: Dopiero znamy, co mamy, jak postradamy. (Lompa, 11.)

Schwed.: Man sakner inte det goda förrän det är borta. (Marin, 20.)

383 Wenn die Kuh des Bauern so fett ist als des Kaisers Kuh, geben beide gleich viel Milch.

384 Wenn die Kuh draussen ist, macht man den Stall zu. - Für Franken: Frommann, VI, 319, 244.

Man trifft Massregeln und Vorkehrungnn, wenn es zu spät ist. In Würzburg: Wenn die Kuah 'naus is, mecht m'r'n Stoll zua. (Sartorius, 171.) - "Er gelobte sich in seinem Leben keinen Würfel mehr anzurühren. Freilich, sagte er wieder, du hast gut schwören, wenn die Kuh draussen ist" u. s. w. (Auerbach, Dorfgeschichten, II, 47.)

385 Wenn die Kuh einen Batzen gilt! (S. Nimmerstag.)

386 Wenn die Kuh genug getrunken hat, so hört sie auf.

So leider nicht der Mensch.

387 Wenn die Kuh gestohlen ist, verwahrt man den Stall. - Ramann, Unterr. IV, 13a; Simrock, 6049.

Engl.: When the daughter is stolen, shut Peppergate. (Bohn II, 199.)

Peppergate war ein Pförtchen in der Stadt Chester, das der Bürgermeister schliessen liess, nachdem ihm ein kleines Mädchen, die dort gespielt hatte, geraubt worden war.

Frz.: Fermer l'etable quand les chevaux n'y sont plus. (Starschedel, 422.)

Lat.: Accepto damno januam claudere. (Faselius, 4.) - Maxima pars pecore amisso praesepia claudit. (Binder II, 1809.) - Nil juvat amissa claudere septa grege. (Gaal, 258.)

388 Wenn die Kuh gross wirdt, so wird der Stall klein. - Lehmann, 940, 22.

389 Wenn die Kuh in den Wald geht, muss sie nicht klagen, dass sie von Bären angefallen (zerrissen) wird.

390 Wenn die Kuh keine Milch will geben, so ist sie dem Metzger heimgefallen. - Lehmann, 237, 80 u. 834, 5.

391 Wenn die Kuh nicht brüllt, so blökt sie. - Altmann V, 88; Reinsberg IV, 129.

Wenn eins so schlimm ist, wie das andere.

392 Wenn die Kuh nicht mehr Milch gibt, gehört sie vnter den Schlegel. - Petri, II, 644; Eiselein, 401; Gaal, 292; Blum, 650; Sailer, 107; Simrock, 6024.

Dän.: Naar koen vil ei laenger give melk skal hun til slagteren. (Prov. dan., 351.)

Holl.: Als de koe geene melk meer geeft, dan raakt ze aan den slager. (Harrebomee, I, 422a.)

Lat.: Cessante commodo, cessat beneficentia.

393 Wenn die Kuh nicht Milch gibt, muss sie Stroh fressen.

394 Wenn die Kuh nicht mit dem Ochsen frisst, so hat sie entweder vorher gefressen oder wird nachher fressen. - Winckler, XIX, 60.

Im Friaul wird dies Sprichwort auf Mädchen angewandt, welche die Ziererei oder Verstellung so weit treiben, dass sie in Gegenwart von Männern, und namentlich eines Freiers, wenig oder nichts essen, um sich den Anschein zu geben, als wären sie mit sehr wenig zu ernähren. (Reinsberg I, 145.)

395 Wenn die Kuh todt ist, bringt man ihr Kleiensuppe.

[Spaltenumbruch] nach sich, während ein links stehender scheinbar entkleideter Mann das zweite Rind auf gleiche Weise erfasst hat. Die Bedeutung des Reliefs ist auch, wie im Sachsengrün mitgetheilt wird, mit dem Bierstreite zwischen den Zittauern und Görlitzern (im Jahre 1491) in Verbindung gebracht worden, bei welchem die ersteren sich dadurch an den letztern rächten, dass sie deren Rinder aus den Vorwerken entführten, die aber später wie der zurückgegeben werden mussten; doch scheint die Volkssage, die an dem Relief haftet, mehr für die obige Erklärung als Gerichtssprichwort zu sprechen.

365 Wenig Kö, ringe Mö. (Lübeck.) – Deecke, 14.

366 Wenig küw, wenig müh.Franck, I, 87b; Petri, II, 627; Gruter, I, 78; Lehmann, 371, 119; Latendorf II, 28; Blum, 186; Mayer, I, 34; Eiselein, 402; Simrock, 6046; Körte, 3605; Braun, I, 2061; Masson, 127.

„Wer nicht zu melken hat viel khü, der hat auch dester kleiner müh.“ (Waldis, I, 9, 109.) Weniger Wartung aber auch geringerer Vortheil.

Engl.: Little wealth, little sorrow. (Körte, 3605.)

Frz.: Peu de bien, peu de souci.

367 Wenn alte Kühe bisen, recken sie den Schwanz in die Höhe.

Holl.: Als oude koeijen bissen, steken zij den staart te hoogst. (Harrebomée, I, 422a.)

368 Wenn d' Kue de Kübel umgheit häd, so ghei si d' Gelte'n au no um. (S. Schlegel und Teufel.) – Sutermeister, 96.

369 Wenn de Kau ächteräs (rückwärts) döer Hîege (Hecke) löppet, dann stat er Hôar te Berge1. (Sauerland.)

1) Der gewöhnlichen Lage entgegen, gegen den Strich widerborstig, tweas = zwerch.

370 Wenn de Kau dâte is, so werd de Stal ebetert.Schambach, II, 466; hochdeutsch bei Henisch, 318, 61; Petri, II, 644; Lohrengel, I, 756.

Wenn die Kuh todt (weg) ist, wird der Stall gebessert. Was längst hätte geschehen sollen, um ein mögliches Unglück zu verhüten, geschieht erst, nachdem dasselbe eingetreten ist. Die englischen Neger: Nachdem die Kuh Hungers gestorben ist, stopfst du ihr Bananenschalen ins Maul. (Reinsberg IV, 32.)

371 Wenn de Kau der Ledder (Leiter) heranstigt, segt me: He, Kau, fall nit. (Büren.)

372 Wenn de Kau in'n Kettel schitt, schast du ne' Wost hebben, segt de Knockenhauer. (Hildesheim.) – Hoefer, 620.

373 Wenn de Kö gôt staon un de Frûns gôt affgaon, kann de Bûr bestaon. (Altmark.) – Danneil, 206.

374 Wenn de Kô kann Sîde spinnen, sall König Erich unse Land gewinnen.Schütze, IV, 171.

Mit diesem Spottspruch feuerten im Jahre 1419 die alten Fehmeraner ihren Muth gegen ihren Besieger, den König Erich an, der sie nicht ohne Mühe der Herrschaft der holsteinischen Grafen entriss.

375 Wenn de Koh dod is, mark (merkt) man ers, wat de Melk vor ên Wêrd het. (Rendsburg.)

376 Wenn der Kuh der Schwanz steht, hat sie den Verstand im Arsche.

377 Wenn die alten Kühe tanzen, so klappern jhnen die Klawen.Petri, II, 628; Simrock, 6042.

Holl.: Als die olde coeijen bissen, so clappen hem die clauwen. (Tunn., 2, 12; Harrebomée, I, 422a.)

Lat.: Dum trotant vacce veteres, sonat ungula queque. – Post sene cursante vacca sonat unguis et ante. (Fallersleben, 18.)

378 Wenn die Kuh auch den Kübel umstösst, sie wird doch wieder gemelkt.

Aehnlich russisch Altmann VI, 464.

379 Wenn die Kuh auf dem Dache sitzt und nimmt den Bass zu Handen, dann ist's geschehen um alle Musikanten.

380 Wenn die Kuh aus dem Stall, schliesst man die Thür zu spät.Schöpf, 339.

In der Schweiz: Wenn d' Kue dusse-n ist, so thuet me d' Thür zue. (Sutermeister, 132.) „Wenn die Kuw auss dem Stall ist, als denn kratzt er den Kopff vnd wil den Stall zuthun.“ (Franck, Zeitbuch, I.)

Lat.: Est tarde nimium, post bombum claudere culum. (Binder II, 996; Neander, 277.)

381 Wenn die Kuh das Maul nach oben hält im Lauf, so ziehen Gewitter auf.Reinsberg VIII, 55.

[Spaltenumbruch] 382 Wenn die Kuh den Schwantz verlorn hat, merckt sie (erst), wozu er ist nutz gewesen. (S. Besen 42 und Brunnen 41.) – Lehmann, 793, 11; Eiselein, 401; Simrock, 6040; Körte, 3609; Braun, I, 2065; Reinsberg IV, 33.

Dän.: Naar koen har mist rumpen kiender hun første hvortil hun var nyttig. (Prov. dan., 422.)

Engl.: The worth of a thing is best known by the want. (Bohn II, 145; Masson, 292.) – We never know the worth of water till the well is dry. (Marin, 20.)

Frz.: Bien perdu, bien connu. (Bohn II, 145; Masson, 291.) – Vache ne sait ce que vaut sa queue jusqu'à ce qu'elle l'ait perdue. (Bohn I, 63.)

Holl.: De koe weet niet waar haar de staart toe dient, voor dat zij die kwijt is.

It.: Ben perduto è conoscuto. (Masson, 292.) – L'asino non conosce la coda, se non quando non l'ha più. (Marin, 20.)

Lat.: Tempus adhuc veniet, quo caudam vacca requiret. (Eiselein, 401.) – Quam cara sint bona homines carendo intelligunt.

Poln.: Dopiéro znamy, co mamy, jak postradamy. (Lompa, 11.)

Schwed.: Man sakner inte det goda förrän det är borta. (Marin, 20.)

383 Wenn die Kuh des Bauern so fett ist als des Kaisers Kuh, geben beide gleich viel Milch.

384 Wenn die Kuh draussen ist, macht man den Stall zu. – Für Franken: Frommann, VI, 319, 244.

Man trifft Massregeln und Vorkehrungnn, wenn es zu spät ist. In Würzburg: Wenn die Kuah 'naus is, mecht m'r'n Stoll zua. (Sartorius, 171.) – „Er gelobte sich in seinem Leben keinen Würfel mehr anzurühren. Freilich, sagte er wieder, du hast gut schwören, wenn die Kuh draussen ist“ u. s. w. (Auerbach, Dorfgeschichten, II, 47.)

385 Wenn die Kuh einen Batzen gilt! (S. Nimmerstag.)

386 Wenn die Kuh genug getrunken hat, so hört sie auf.

So leider nicht der Mensch.

387 Wenn die Kuh gestohlen ist, verwahrt man den Stall.Ramann, Unterr. IV, 13a; Simrock, 6049.

Engl.: When the daughter is stolen, shut Peppergate. (Bohn II, 199.)

Peppergate war ein Pförtchen in der Stadt Chester, das der Bürgermeister schliessen liess, nachdem ihm ein kleines Mädchen, die dort gespielt hatte, geraubt worden war.

Frz.: Fermer l'étable quand les chevaux n'y sont plus. (Starschedel, 422.)

Lat.: Accepto damno januam claudere. (Faselius, 4.) – Maxima pars pecore amisso praesepia claudit. (Binder II, 1809.) – Nil juvat amissa claudere septa grege. (Gaal, 258.)

388 Wenn die Kuh gross wirdt, so wird der Stall klein.Lehmann, 940, 22.

389 Wenn die Kuh in den Wald geht, muss sie nicht klagen, dass sie von Bären angefallen (zerrissen) wird.

390 Wenn die Kuh keine Milch will geben, so ist sie dem Metzger heimgefallen.Lehmann, 237, 80 u. 834, 5.

391 Wenn die Kuh nicht brüllt, so blökt sie.Altmann V, 88; Reinsberg IV, 129.

Wenn eins so schlimm ist, wie das andere.

392 Wenn die Kuh nicht mehr Milch gibt, gehört sie vnter den Schlegel.Petri, II, 644; Eiselein, 401; Gaal, 292; Blum, 650; Sailer, 107; Simrock, 6024.

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Lat.: Cessante commodo, cessat beneficentia.

393 Wenn die Kuh nicht Milch gibt, muss sie Stroh fressen.

394 Wenn die Kuh nicht mit dem Ochsen frisst, so hat sie entweder vorher gefressen oder wird nachher fressen.Winckler, XIX, 60.

Im Friaul wird dies Sprichwort auf Mädchen angewandt, welche die Ziererei oder Verstellung so weit treiben, dass sie in Gegenwart von Männern, und namentlich eines Freiers, wenig oder nichts essen, um sich den Anschein zu geben, als wären sie mit sehr wenig zu ernähren. (Reinsberg I, 145.)

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[[841]/0847] nach sich, während ein links stehender scheinbar entkleideter Mann das zweite Rind auf gleiche Weise erfasst hat. Die Bedeutung des Reliefs ist auch, wie im Sachsengrün mitgetheilt wird, mit dem Bierstreite zwischen den Zittauern und Görlitzern (im Jahre 1491) in Verbindung gebracht worden, bei welchem die ersteren sich dadurch an den letztern rächten, dass sie deren Rinder aus den Vorwerken entführten, die aber später wie der zurückgegeben werden mussten; doch scheint die Volkssage, die an dem Relief haftet, mehr für die obige Erklärung als Gerichtssprichwort zu sprechen. 365 Wenig Kö, ringe Mö. (Lübeck.) – Deecke, 14. 366 Wenig küw, wenig müh. – Franck, I, 87b; Petri, II, 627; Gruter, I, 78; Lehmann, 371, 119; Latendorf II, 28; Blum, 186; Mayer, I, 34; Eiselein, 402; Simrock, 6046; Körte, 3605; Braun, I, 2061; Masson, 127. „Wer nicht zu melken hat viel khü, der hat auch dester kleiner müh.“ (Waldis, I, 9, 109.) Weniger Wartung aber auch geringerer Vortheil. Engl.: Little wealth, little sorrow. (Körte, 3605.) Frz.: Peu de bien, peu de souci. 367 Wenn alte Kühe bisen, recken sie den Schwanz in die Höhe. Holl.: Als oude koeijen bissen, steken zij den staart te hoogst. (Harrebomée, I, 422a.) 368 Wenn d' Kue de Kübel umgheit häd, so ghei si d' Gelte'n au no um. (S. Schlegel und Teufel.) – Sutermeister, 96. 369 Wenn de Kau ächteräs (rückwärts) döer Hîege (Hecke) löppet, dann stat er Hôar te Berge1. (Sauerland.) 1) Der gewöhnlichen Lage entgegen, gegen den Strich widerborstig, tweas = zwerch. 370 Wenn de Kau dâte is, so werd de Stal ebetert. – Schambach, II, 466; hochdeutsch bei Henisch, 318, 61; Petri, II, 644; Lohrengel, I, 756. Wenn die Kuh todt (weg) ist, wird der Stall gebessert. Was längst hätte geschehen sollen, um ein mögliches Unglück zu verhüten, geschieht erst, nachdem dasselbe eingetreten ist. Die englischen Neger: Nachdem die Kuh Hungers gestorben ist, stopfst du ihr Bananenschalen ins Maul. (Reinsberg IV, 32.) 371 Wenn de Kau der Ledder (Leiter) heranstigt, segt me: He, Kau, fall nit. (Büren.) 372 Wenn de Kau in'n Kettel schitt, schast du ne' Wost hebben, segt de Knockenhauer. (Hildesheim.) – Hoefer, 620. 373 Wenn de Kö gôt staon un de Frûns gôt affgaon, kann de Bûr bestaon. (Altmark.) – Danneil, 206. 374 Wenn de Kô kann Sîde spinnen, sall König Erich unse Land gewinnen. – Schütze, IV, 171. Mit diesem Spottspruch feuerten im Jahre 1419 die alten Fehmeraner ihren Muth gegen ihren Besieger, den König Erich an, der sie nicht ohne Mühe der Herrschaft der holsteinischen Grafen entriss. 375 Wenn de Koh dod is, mark (merkt) man ers, wat de Melk vor ên Wêrd het. (Rendsburg.) 376 Wenn der Kuh der Schwanz steht, hat sie den Verstand im Arsche. 377 Wenn die alten Kühe tanzen, so klappern jhnen die Klawen. – Petri, II, 628; Simrock, 6042. Holl.: Als die olde coeijen bissen, so clappen hem die clauwen. (Tunn., 2, 12; Harrebomée, I, 422a.) Lat.: Dum trotant vacce veteres, sonat ungula queque. – Post sene cursante vacca sonat unguis et ante. (Fallersleben, 18.) 378 Wenn die Kuh auch den Kübel umstösst, sie wird doch wieder gemelkt. Aehnlich russisch Altmann VI, 464. 379 Wenn die Kuh auf dem Dache sitzt und nimmt den Bass zu Handen, dann ist's geschehen um alle Musikanten. 380 Wenn die Kuh aus dem Stall, schliesst man die Thür zu spät. – Schöpf, 339. In der Schweiz: Wenn d' Kue dusse-n ist, so thuet me d' Thür zue. (Sutermeister, 132.) „Wenn die Kuw auss dem Stall ist, als denn kratzt er den Kopff vnd wil den Stall zuthun.“ (Franck, Zeitbuch, I.) Lat.: Est tarde nimium, post bombum claudere culum. (Binder II, 996; Neander, 277.) 381 Wenn die Kuh das Maul nach oben hält im Lauf, so ziehen Gewitter auf. – Reinsberg VIII, 55. 382 Wenn die Kuh den Schwantz verlorn hat, merckt sie (erst), wozu er ist nutz gewesen. (S. Besen 42 und Brunnen 41.) – Lehmann, 793, 11; Eiselein, 401; Simrock, 6040; Körte, 3609; Braun, I, 2065; Reinsberg IV, 33. Dän.: Naar koen har mist rumpen kiender hun første hvortil hun var nyttig. (Prov. dan., 422.) Engl.: The worth of a thing is best known by the want. (Bohn II, 145; Masson, 292.) – We never know the worth of water till the well is dry. (Marin, 20.) Frz.: Bien perdu, bien connu. (Bohn II, 145; Masson, 291.) – Vache ne sait ce que vaut sa queue jusqu'à ce qu'elle l'ait perdue. (Bohn I, 63.) Holl.: De koe weet niet waar haar de staart toe dient, voor dat zij die kwijt is. It.: Ben perduto è conoscuto. (Masson, 292.) – L'asino non conosce la coda, se non quando non l'ha più. (Marin, 20.) Lat.: Tempus adhuc veniet, quo caudam vacca requiret. (Eiselein, 401.) – Quam cara sint bona homines carendo intelligunt. Poln.: Dopiéro znamy, co mamy, jak postradamy. (Lompa, 11.) Schwed.: Man sakner inte det goda förrän det är borta. (Marin, 20.) 383 Wenn die Kuh des Bauern so fett ist als des Kaisers Kuh, geben beide gleich viel Milch. 384 Wenn die Kuh draussen ist, macht man den Stall zu. – Für Franken: Frommann, VI, 319, 244. Man trifft Massregeln und Vorkehrungnn, wenn es zu spät ist. In Würzburg: Wenn die Kuah 'naus is, mecht m'r'n Stoll zua. (Sartorius, 171.) – „Er gelobte sich in seinem Leben keinen Würfel mehr anzurühren. Freilich, sagte er wieder, du hast gut schwören, wenn die Kuh draussen ist“ u. s. w. (Auerbach, Dorfgeschichten, II, 47.) 385 Wenn die Kuh einen Batzen gilt! (S. Nimmerstag.) 386 Wenn die Kuh genug getrunken hat, so hört sie auf. So leider nicht der Mensch. 387 Wenn die Kuh gestohlen ist, verwahrt man den Stall. – Ramann, Unterr. IV, 13a; Simrock, 6049. Engl.: When the daughter is stolen, shut Peppergate. (Bohn II, 199.) Peppergate war ein Pförtchen in der Stadt Chester, das der Bürgermeister schliessen liess, nachdem ihm ein kleines Mädchen, die dort gespielt hatte, geraubt worden war. Frz.: Fermer l'étable quand les chevaux n'y sont plus. (Starschedel, 422.) Lat.: Accepto damno januam claudere. (Faselius, 4.) – Maxima pars pecore amisso praesepia claudit. (Binder II, 1809.) – Nil juvat amissa claudere septa grege. (Gaal, 258.) 388 Wenn die Kuh gross wirdt, so wird der Stall klein. – Lehmann, 940, 22. 389 Wenn die Kuh in den Wald geht, muss sie nicht klagen, dass sie von Bären angefallen (zerrissen) wird. 390 Wenn die Kuh keine Milch will geben, so ist sie dem Metzger heimgefallen. – Lehmann, 237, 80 u. 834, 5. 391 Wenn die Kuh nicht brüllt, so blökt sie. – Altmann V, 88; Reinsberg IV, 129. Wenn eins so schlimm ist, wie das andere. 392 Wenn die Kuh nicht mehr Milch gibt, gehört sie vnter den Schlegel. – Petri, II, 644; Eiselein, 401; Gaal, 292; Blum, 650; Sailer, 107; Simrock, 6024. Dän.: Naar koen vil ei længer give melk skal hun til slagteren. (Prov. dan., 351.) Holl.: Als de koe geene melk meer geeft, dan raakt ze aan den slager. (Harrebomée, I, 422a.) 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [841]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/847>, abgerufen am 24.11.2024.