Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch]
*69 Solche Knochen kann ich wol sachte benagen. - Simrock, 5788a. Knöchen. * He knöch wie en alt Perd. (Meurs.) - Firmenich, I, 400, 7. Knochenbeissen. * He geht geren up dat Knakenbiten aut. - Dähnert, 239b. Er küsst sich gern mit den Mädchen herum. Knochenbeisser. * De olle Knakenbiter. - Dähnert, 240a. Ein Mädchenjäger; ein Verliebter, der gern küsst. Knochenfrass. Ich leide am Knochenfrass, sagte der Bediente zum Doctor, meine Herrschaft füttert mich nur mit Knochen. Knochenmehl. Eine Tonne Knochenmehl aus Deutschland erspart zehn Tonnen Getreide aus Deutschland. Die Einführung des Gipses und der Kartoffel, welche der grössern und völligen Ausnutzung des Bodens, d. i. dem Raubbau dienen, liess den deutschen Landmann viele Jahrzehnte die Knochen als Düngemittel gering achten, während sie der intelligentere englische Landwirth zu Millionen von Centnern aus Deutschland bezog. Mit jedem Centner Knochenmehl wird aber den Feldern eine Hauptbedingung zur Wiedergewinnung von mehr als 2500 Pfund Weizen, Korn oder Getreidewerth entzogen. Ueber den Werth der Knochen vgl. Allgemeiner Anzeiger, Gotha im Januar 1836, Nr. 5, und Der landwirthschaftliche Raubbau, in Unsere Tage, Braunschweig 1864, Hft. 59, S. 438. Knödel. 1 Knödel, Nud'l, Mues und Blente1 sind die vier tiroler Elemente. - Schöpf, 329. 1) Buchweizen. (Vgl. Schiller, III, 27b.) *2 Er hat ein Knödel im Hals. (Oberösterreich.) Umschreibung für Kropf. *3 Er hat zu wenig Knöd'l gesse. (Oberösterreich.) Scherzhaft um zu sagen, dass jemandes physische Kraft zu irgendeiner Arbeit oder Verrichtung nicht ausreiche. Knödelweib. Das Knödelweib1 darf bei der Hochzeit nicht fehlen. 1) Bei den Hochzeiten in Oberösterreich eine Frau aus der Freundschaft eines der Brautleute, welche nach dem Gottesdienst auf dem Platze vor der Kirche "Knödl", Krapfen, auswarf. (Baumgarten.) Knolle. 1 Greossö Knoln, greossö Stuk Breod. - Baumgarten, 52. So sagt man in Oberösterreich, wenn beim Kornsäen grosse Knollen entstehen. 2 Grosse Knollen gehen nicht in kleine Töpfe. Grosse Gedanken nicht in kleine Köpfe. 3 Wenn Knollen en Worteln gut gerohen, söllen die Jonkere van Heiere soden en broden. (Westf.) Wenn Rüben und Mühren gut gerathen, mögen die Junker von Heier im Ueberfluss leben. Allgemein: Ich habe eine gute Ernte und brauche mir nichts abgehen zu lassen. *4 Den es ok met de Knollen gar. (Deutz.) Er ist verarmt. *5 Der grobe Knolle. - Moscherosch, Alamode Kehraus, 5, 123. *6 Een graven Knulle. - Brem. Wb., II, 830. Zur Bezeichnung eines groben Menschen. Lauremberg (III, 408) hat Buerknulle; dänisch: knold. Knollfink. * Wie Knollfink und Plochheinz. Wiederholt bei Grimmelshausen, Der stolze Melcher. Knopf. 1 Aus Knöpffen werden Rosen. - Lehmann, 349, 4. 2 Der Knopf ist leicht gelüpft, den Gott nicht hat geknüpft. 3 Einen harten Knopf aufzulösen, erfordert einen spitzigen Löser. 4 Wann man nicht ein Knopff an Faden macht, ist der erst Stich verloren. (s. Knoten 6 und Knüll.) - Lehmann, 17, 9; Eiselein, 385; Simrock, 5790. Was für alle Geschäfte wohl zu merken ist. 5 Was der Knopf siegelt, soll die Spitze vertheidigen. - Pistor., VI, 100; Simrock, 5789; Graf, 625, 327. Der Kaiser Karl der Grosse hatte auf seinem Degenknopfe, womit er seine Befehle zu siegeln pflegte, die Buchstaben D. P. C. A. D. C. (Decem Praeceptorum [Spaltenumbruch] Custos A Deos Constitutus, d. h. zum Wächter der zehn Gebote von Gott verordnet) eingraben lassen und pflegte zu sagen: "Was der Knopf siegelt, soll die Spitze vertheidigen", welcher Ausspruch des Kaisers sehr oft wiederholt und zu seiner Zeit sprichwörtlich wurde; aus Mangel an Veranlassung aber, ihn zu wiederholen, in Vergessenheit gerieth. 6 Was kein Knopff ist gewesen, das wird zu keiner Rosen. - Lehmann, 459, 72. 7 Was soll ein Knopf in der Höhe, wo nicht drüber eine Spitze geht. - Parömiakon, 823. "Gelehrte sollen allweg den Vorzug haben." 8 Wenn der knopff gemacht ist, so ist alles zu spät. - Lehmann, 272, 4. 9 Wer einen Knopf annähen kann, ist noch kein Schneidersmann. (Nordböhmen.) 10 Wer Knöpff will brechen, find bald viel Hut voll. - Lehmann, 821, 32. 11 Wer nicht einen Knopf annähen kann, ist wol ein ungeschickter Mann. *12 Alles in einem knopff haben (uno verbo). - Geiler, Der seelen Paradiss (Strasburg 1510), XXIIa, 1. *13 Dä hät Knöf op de Oge. (Bedburg.) Ist sehr unaufmerksam, beobachtet nicht. *14 Dar kamen noch'n heele Bült1 Knopen un Kameelsgarn bi. - Kern, 1048. 1) Eine grosse Menge. - Die Zuthaten machen die Sache theuer. *15 Das hat einen harten Knopf. "Wiewol es auch ein harten Knopff hat, ob Serubabel und Josua umb diese Zeit noch haben leben können, d. h. fast unglaublich ist." (Gottfr., 130a.) *16 Den Knop up den Büdel hebben. (Holst.) - Schütze, I, 174. *17 Den Knopf auf dem Beutel haben. - Lohrengel, II, 106; Körte, 3455a; Braun, I, 1907. Die eigene oder fremde Kasse beherrschen; auch die Mittel besitzen, sich gegen einen schlechten Zahler sicherzustellen. *18 Den Knopf auflösen. - Parömiakon, 1778. *19 Den knopf hat noch keiner auffgelöst. (S. Nuss.) - Lehmann, 275, 17. Der Ton liegt auf den. Von einem schweren Geschäft. Lehmann fügt als verwandt bei: "Die Nuss hat noch niemand auffgebissen; die Nuss ist zu hart, man kan sie nicht auffbeissen." *20 Den Knopf machen. - Birlinger, 877. Birlinger erklärt es nur durch: copuliren. *21 Den letzten Knopf springen lassen. Den letzten Pfennig ausgeben. *22 Der Knopf geht auf. - Birlinger, 878. Der Kleine wächst. *23 Der Knopf is iem afganga. (Oberösterreich.) D. h. er erkennt nun klar, er fängt an zu verstehen, zu begreifen. Baumgarten sagt: Ich denke beim Knopf an die sich eben entfaltende Blumenknospe. *24 Diesen Knopf muss ein jeder auflösen. - Parömiakon, 1842. Davon ist keiner ausgenommen. *25 Eenen den Knop up den Büdel holen. (Holst.) - Schütze, II, 306. *26 Es wirdt jm ein knopff dafür gelegt. - Mathesius Postilla, I, XVIIb. *27 Einem den Knopf auf den Beutel halten. Ihn von Geldausgaben abzuhalten vermögen. Stammt wahrscheinlich von alten Geldbeuteln oder Geldtaschen her, die, mit einer Klappe versehen waren, um zugeknüpft zu werden. *28 Einem einen Knopf an die Nase machen. *29 Einen Knopf springen lassen. - Frischbier, 406; Frischbier2, 2083; Hennig, 128. Etwas draufgehen lassen; aber auch, wenn man zu viel gegessen hat, durch Oeffnen eines Knopfes sich Luft machen. *30 Enem den Knop herunder slan. - Brem. Wb., II, 829. In dieser und einigen andern, besonders niederdeutschen Redensarten steht Knopf für Kopf; auch in der Fluchformel: "Gottes Knopf" steht es wol verhüllend für: Gottes Kopf. "Gots knopf, las dem wirt sein ru." (Fastnachtspiel.) (Vgl. darüber Grimm, II, 1, c; V, 1471.) *31 Er hat der Chnopf uf'tho. (Solothurn.) - Schild, 75, 205. Er fängt auf einmal an, stark zu wachsen.
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*69 Solche Knochen kann ich wol sachte benagen. – Simrock, 5788a. Knöchen. * He knöch wie en alt Perd. (Meurs.) – Firmenich, I, 400, 7. Knochenbeissen. * He geht geren up dat Knakenbiten ût. – Dähnert, 239b. Er küsst sich gern mit den Mädchen herum. Knochenbeisser. * De olle Knakenbiter. – Dähnert, 240a. Ein Mädchenjäger; ein Verliebter, der gern küsst. Knochenfrass. Ich leide am Knochenfrass, sagte der Bediente zum Doctor, meine Herrschaft füttert mich nur mit Knochen. Knochenmehl. Eine Tonne Knochenmehl aus Deutschland erspart zehn Tonnen Getreide aus Deutschland. Die Einführung des Gipses und der Kartoffel, welche der grössern und völligen Ausnutzung des Bodens, d. i. dem Raubbau dienen, liess den deutschen Landmann viele Jahrzehnte die Knochen als Düngemittel gering achten, während sie der intelligentere englische Landwirth zu Millionen von Centnern aus Deutschland bezog. Mit jedem Centner Knochenmehl wird aber den Feldern eine Hauptbedingung zur Wiedergewinnung von mehr als 2500 Pfund Weizen, Korn oder Getreidewerth entzogen. Ueber den Werth der Knochen vgl. Allgemeiner Anzeiger, Gotha im Januar 1836, Nr. 5, und Der landwirthschaftliche Raubbau, in Unsere Tage, Braunschweig 1864, Hft. 59, S. 438. Knödel. 1 Knödel, Nud'l, Mues und Blente1 sind die vier tiroler Elemente. – Schöpf, 329. 1) Buchweizen. (Vgl. Schiller, III, 27b.) *2 Er hat ein Knödel im Hals. (Oberösterreich.) Umschreibung für Kropf. *3 Er hat zu wenig Knöd'l gesse. (Oberösterreich.) Scherzhaft um zu sagen, dass jemandes physische Kraft zu irgendeiner Arbeit oder Verrichtung nicht ausreiche. Knödelweib. Das Knödelweib1 darf bei der Hochzeit nicht fehlen. 1) Bei den Hochzeiten in Oberösterreich eine Frau aus der Freundschaft eines der Brautleute, welche nach dem Gottesdienst auf dem Platze vor der Kirche „Knödl“, Krapfen, auswarf. (Baumgarten.) Knolle. 1 Greossö Knoln, greossö Stuk Breod. – Baumgarten, 52. So sagt man in Oberösterreich, wenn beim Kornsäen grosse Knollen entstehen. 2 Grosse Knollen gehen nicht in kleine Töpfe. Grosse Gedanken nicht in kleine Köpfe. 3 Wenn Knollen en Worteln gut gerohen, söllen die Jonkere van Heiere soden en broden. (Westf.) Wenn Rüben und Mühren gut gerathen, mögen die Junker von Heier im Ueberfluss leben. Allgemein: Ich habe eine gute Ernte und brauche mir nichts abgehen zu lassen. *4 Den es ôk met de Knollen gar. (Deutz.) Er ist verarmt. *5 Der grobe Knolle. – Moscherosch, Alamode Kehraus, 5, 123. *6 Een graven Knulle. – Brem. Wb., II, 830. Zur Bezeichnung eines groben Menschen. Lauremberg (III, 408) hat Buerknulle; dänisch: knold. Knollfink. * Wie Knollfink und Plochheinz. Wiederholt bei Grimmelshausen, Der stolze Melcher. 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(Nordböhmen.) 10 Wer Knöpff will brechen, find bald viel Hut voll. – Lehmann, 821, 32. 11 Wer nicht einen Knopf annähen kann, ist wol ein ungeschickter Mann. *12 Alles in einem knopff haben (uno verbo). – Geiler, Der seelen Paradiss (Strasburg 1510), XXIIa, 1. *13 Dä hät Knöf op de Oge. (Bedburg.) Ist sehr unaufmerksam, beobachtet nicht. *14 Dar kamen noch'n heele Bült1 Knopen un Kameelsgarn bi. – Kern, 1048. 1) Eine grosse Menge. – Die Zuthaten machen die Sache theuer. *15 Das hat einen harten Knopf. „Wiewol es auch ein harten Knopff hat, ob Serubabel und Josua umb diese Zeit noch haben leben können, d. h. fast unglaublich ist.“ (Gottfr., 130a.) *16 Den Knôp up den Büdel hebben. (Holst.) – Schütze, I, 174. *17 Den Knopf auf dem Beutel haben. – Lohrengel, II, 106; Körte, 3455a; Braun, I, 1907. 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*69 Solche Knochen kann ich wol sachte benagen. – Simrock, 5788a.
Knöchen.
* He knöch wie en alt Perd. (Meurs.) – Firmenich, I, 400, 7.
Knochenbeissen.
* He geht geren up dat Knakenbiten ût. – Dähnert, 239b.
Er küsst sich gern mit den Mädchen herum.
Knochenbeisser.
* De olle Knakenbiter. – Dähnert, 240a.
Ein Mädchenjäger; ein Verliebter, der gern küsst.
Knochenfrass.
Ich leide am Knochenfrass, sagte der Bediente zum Doctor, meine Herrschaft füttert mich nur mit Knochen.
Knochenmehl.
Eine Tonne Knochenmehl aus Deutschland erspart zehn Tonnen Getreide aus Deutschland.
Die Einführung des Gipses und der Kartoffel, welche der grössern und völligen Ausnutzung des Bodens, d. i. dem Raubbau dienen, liess den deutschen Landmann viele Jahrzehnte die Knochen als Düngemittel gering achten, während sie der intelligentere englische Landwirth zu Millionen von Centnern aus Deutschland bezog. Mit jedem Centner Knochenmehl wird aber den Feldern eine Hauptbedingung zur Wiedergewinnung von mehr als 2500 Pfund Weizen, Korn oder Getreidewerth entzogen. Ueber den Werth der Knochen vgl. Allgemeiner Anzeiger, Gotha im Januar 1836, Nr. 5, und Der landwirthschaftliche Raubbau, in Unsere Tage, Braunschweig 1864, Hft. 59, S. 438.
Knödel.
1 Knödel, Nud'l, Mues und Blente1 sind die vier tiroler Elemente. – Schöpf, 329.
1) Buchweizen. (Vgl. Schiller, III, 27b.)
*2 Er hat ein Knödel im Hals. (Oberösterreich.)
Umschreibung für Kropf.
*3 Er hat zu wenig Knöd'l gesse. (Oberösterreich.)
Scherzhaft um zu sagen, dass jemandes physische Kraft zu irgendeiner Arbeit oder Verrichtung nicht ausreiche.
Knödelweib.
Das Knödelweib1 darf bei der Hochzeit nicht fehlen.
1) Bei den Hochzeiten in Oberösterreich eine Frau aus der Freundschaft eines der Brautleute, welche nach dem Gottesdienst auf dem Platze vor der Kirche „Knödl“, Krapfen, auswarf. (Baumgarten.)
Knolle.
1 Greossö Knoln, greossö Stuk Breod. – Baumgarten, 52.
So sagt man in Oberösterreich, wenn beim Kornsäen grosse Knollen entstehen.
2 Grosse Knollen gehen nicht in kleine Töpfe.
Grosse Gedanken nicht in kleine Köpfe.
3 Wenn Knollen en Worteln gut gerohen, söllen die Jonkere van Heiere soden en broden. (Westf.)
Wenn Rüben und Mühren gut gerathen, mögen die Junker von Heier im Ueberfluss leben. Allgemein: Ich habe eine gute Ernte und brauche mir nichts abgehen zu lassen.
*4 Den es ôk met de Knollen gar. (Deutz.)
Er ist verarmt.
*5 Der grobe Knolle. – Moscherosch, Alamode Kehraus, 5, 123.
*6 Een graven Knulle. – Brem. Wb., II, 830.
Zur Bezeichnung eines groben Menschen. Lauremberg (III, 408) hat Buerknulle; dänisch: knold.
Knollfink.
* Wie Knollfink und Plochheinz.
Wiederholt bei Grimmelshausen, Der stolze Melcher.
Knopf.
1 Aus Knöpffen werden Rosen. – Lehmann, 349, 4.
2 Der Knopf ist leicht gelüpft, den Gott nicht hat geknüpft.
3 Einen harten Knopf aufzulösen, erfordert einen spitzigen Löser.
4 Wann man nicht ein Knopff an Faden macht, ist der erst Stich verloren. (s. Knoten 6 und Knüll.) – Lehmann, 17, 9; Eiselein, 385; Simrock, 5790.
Was für alle Geschäfte wohl zu merken ist.
5 Was der Knopf siegelt, soll die Spitze vertheidigen. – Pistor., VI, 100; Simrock, 5789; Graf, 625, 327.
Der Kaiser Karl der Grosse hatte auf seinem Degenknopfe, womit er seine Befehle zu siegeln pflegte, die Buchstaben D. P. C. A. D. C. (Decem Praeceptorum
Custos A Deos Constitutus, d. h. zum Wächter der zehn Gebote von Gott verordnet) eingraben lassen und pflegte zu sagen: „Was der Knopf siegelt, soll die Spitze vertheidigen“, welcher Ausspruch des Kaisers sehr oft wiederholt und zu seiner Zeit sprichwörtlich wurde; aus Mangel an Veranlassung aber, ihn zu wiederholen, in Vergessenheit gerieth.
6 Was kein Knopff ist gewesen, das wird zu keiner Rosen. – Lehmann, 459, 72.
7 Was soll ein Knopf in der Höhe, wo nicht drüber eine Spitze geht. – Parömiakon, 823.
„Gelehrte sollen allweg den Vorzug haben.“
8 Wenn der knopff gemacht ist, so ist alles zu spät. – Lehmann, 272, 4.
9 Wer einen Knopf annähen kann, ist noch kein Schneidersmann. (Nordböhmen.)
10 Wer Knöpff will brechen, find bald viel Hut voll. – Lehmann, 821, 32.
11 Wer nicht einen Knopf annähen kann, ist wol ein ungeschickter Mann.
*12 Alles in einem knopff haben (uno verbo). – Geiler, Der seelen Paradiss (Strasburg 1510), XXIIa, 1.
*13 Dä hät Knöf op de Oge. (Bedburg.)
Ist sehr unaufmerksam, beobachtet nicht.
*14 Dar kamen noch'n heele Bült1 Knopen un Kameelsgarn bi. – Kern, 1048.
1) Eine grosse Menge. – Die Zuthaten machen die Sache theuer.
*15 Das hat einen harten Knopf.
„Wiewol es auch ein harten Knopff hat, ob Serubabel und Josua umb diese Zeit noch haben leben können, d. h. fast unglaublich ist.“ (Gottfr., 130a.)
*16 Den Knôp up den Büdel hebben. (Holst.) – Schütze, I, 174.
*17 Den Knopf auf dem Beutel haben. – Lohrengel, II, 106; Körte, 3455a; Braun, I, 1907.
Die eigene oder fremde Kasse beherrschen; auch die Mittel besitzen, sich gegen einen schlechten Zahler sicherzustellen.
*18 Den Knopf auflösen. – Parömiakon, 1778.
*19 Den knopf hat noch keiner auffgelöst. (S. Nuss.) – Lehmann, 275, 17.
Der Ton liegt auf den. Von einem schweren Geschäft. Lehmann fügt als verwandt bei: „Die Nuss hat noch niemand auffgebissen; die Nuss ist zu hart, man kan sie nicht auffbeissen.“
*20 Den Knopf machen. – Birlinger, 877.
Birlinger erklärt es nur durch: copuliren.
*21 Den letzten Knopf springen lassen.
Den letzten Pfennig ausgeben.
*22 Der Knopf geht auf. – Birlinger, 878.
Der Kleine wächst.
*23 Der Knopf is iem afganga. (Oberösterreich.)
D. h. er erkennt nun klar, er fängt an zu verstehen, zu begreifen. Baumgarten sagt: Ich denke beim Knopf an die sich eben entfaltende Blumenknospe.
*24 Diesen Knopf muss ein jeder auflösen. – Parömiakon, 1842.
Davon ist keiner ausgenommen.
*25 Eenen den Knôp up den Büdel holen. (Holst.) – Schütze, II, 306.
*26 Es wirdt jm ein knopff dafür gelegt. – Mathesius Postilla, I, XVIIb.
*27 Einem den Knopf auf den Beutel halten.
Ihn von Geldausgaben abzuhalten vermögen. Stammt wahrscheinlich von alten Geldbeuteln oder Geldtaschen her, die, mit einer Klappe versehen waren, um zugeknüpft zu werden.
*28 Einem einen Knopf an die Nase machen.
*29 Einen Knopf springen lassen. – Frischbier, 406; Frischbier2, 2083; Hennig, 128.
Etwas draufgehen lassen; aber auch, wenn man zu viel gegessen hat, durch Oeffnen eines Knopfes sich Luft machen.
*30 Enem den Knôp herunder slan. – Brem. Wb., II, 829.
In dieser und einigen andern, besonders niederdeutschen Redensarten steht Knopf für Kopf; auch in der Fluchformel: „Gottes Knopf“ steht es wol verhüllend für: Gottes Kopf. „Gots knopf, las dem wirt sein ru.“ (Fastnachtspiel.) (Vgl. darüber Grimm, II, 1, c; V, 1471.)
*31 Er hat der Chnopf uf'tho. (Solothurn.) – Schild, 75, 205.
Er fängt auf einmal an, stark zu wachsen.
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