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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] *174 He geit nich to Karke, noch to Warke. - Eichwald, 950; Schütze, II, 225.

Er kommt nicht aus dem Hause, lebt vollständig zurückgezogen.

*175 Hier ist's wie in der Kirche, man isst und trinkt nicht.

Von einem ungastlichen Hause, in dem nichts zur Erfrischung und Stärkung geboten wird.

Frz.: C'est la maison du bon Dieu, l'on n'y boit ni n'y. (Lendroy, 954.)

*176 Hinter die Kirche will ich mit meinem Lichte nicht. - Schles. Provinzialbl., 1862, 570.

*177 Ich will ihn lehren in der Kirche pfeifen.

Poln.: Naucze ja go po kosciele gwizdac. (Lompa, 23.)

*178 In d' Kirch froga. - Nefflen, 462.

Beim Geistlichen fragen, was für Lieder gesungen werden sollen.

*179 In die Kirche gehen wie die Eulen. - Parömiakon, 1935.

Aus unlautern Absichten. Die Eulen saufen des Nachts das Oel aus den Lampen, wodurch das Licht erlischt.

*180 In die Kirche gehen wie Esau in den Wald. - Parömiakon, 1078.

In Liebesangelegenheiten, uneigentlich auf die Jagd.

*181 In die Kirche hofiren. - Eiselein, 376.

Bayle erzählt, wie pfiffig sich ein Mohammedaner aus solcher Hofirlage zu ziehen gewusst habe.

Lat.: In Pythii templo cacare. (Eiselein, 377.)

*182 In die Kirche läuten und dann schlafen gehen.

Andere zur Frömmigkeit auffordern, selbst aber zu bequem, zu träge und zu genusssüchtig sein. Ein jüdisch-deutsches Sprichwort sagt: Der Schammes (Gemeindediener) von Winnek (Windecken?) klappt schulen (ruft zum Besuch der Synagoge) un legt sich schlafe. (Tendlau, 977.) Früher geschah in jüdischen Gemeinden die Einladung zum Besuch der Synagoge dadurch, dass der Gemeindediener herumging und an die Thüren der Gemeindemitglieder klopfte. (Tendlau, 917.)

*183 Man würde Kirchen auf ihn bauen.

Setzt grosses Vertrauen in ihn.

Holl.: Men zou kerken (huizens, torens) op hem gebouwd hebben. (Harrebomee, I, 394b.)

*184 Me könt Kile uf 'ne baue. (Luzern.)

Er ist worttreu und ehrenfest, dass er nicht weicht und wankt.

*185 Mit dem kann man eine Kirche bestehlen. - Grimm, V, 795.

Um jemand als besonders verschlagen zu bezeichnen.

*186 Mit der Kirche ums Dorf (auch: ums Kreuz) gehen. - Eiselein, 376.

Die Erreichung eines Zweckes auf dem verkehrtesten und schwierigsten Wege anstreben. Kirche ist hier so viel wie Kirchengemeinde, die bei ihren Processionen nicht immer den geradesten Weg einschlägt. Von allem verkehrten Treiben.

Frz.: Prendre le plus long.

*187 Neun Kirchen auf einmal sehen. - Frischbier2, 2025.

Sieht oder erlebt etwas Ausserordentliches, Angenehmes u. s. w. "Ich will dir eins geben, dass du neun Kirchen auf einmal sehen sollst." Von den goldapper Bergen aus soll man neun Kirchen auf einmal sehen können.

*188 Sö sann mid d'r Kirch'n um an Foahn goangan. (Steiermark.) - Firmenich, II, 765, 35.

Sie sind mit der Kirche um die Fahne gegangen, d. h. sie haben verkehrt gehandelt.

*189 To Kark un Markt führen. - Schütze, II, 225.

Die Heirath mit einer Frau wirklich vollziehen.

*190 Was man in der Kirche versäumt im Kruge nachholen. - Altmann VI, 519.


Kirchenamt.

1 Kirchenamt fühlt sich an wie Sammt.

2 Kirchenämter helfen gleich dem Märtyrerthum ins Himmelreich. - Eiselein, 377.


Kirchenaxt.

Die Kirchenaxt und der eiserne Spaten (des Todtengräbers) bezahlen die Schulden des armen Mannes.


Kirchenbann.

Vom Kirchenbann stirbt kein Mann.

Frz.: Excommunie mange bien pain. - Excommunie mange bien racte. (Leroux, I, 19.)


[Spaltenumbruch]
Kirchenbusse.

1 Kirchenbusse ist kein Staupbesen. - Hillebrand, 247, 373; Pistor., I, 52; Eisenhart, 674; Eiselein, 377; Sailer, 253; Simrock, 5679; Graf, 549, 103.

Mit dem Staupbesen ist gewöhnlich der Verlust der bürgerlichen Ehre verbunden. Der Sinn des Sprichworts ist daher der, dass die öffentliche Kirchenbusse nicht mit entehrenden Folgen verknüpft war. Sogar deutsche Könige nahmen keinen Anstand, sich ihr zu unterwerfen. Der Staupenschlag war nur auf entehrende weltliche Vergehungen gesetzt und galt als die Einweihung zum Galgen.

2 Kirchenbusse steht nicht über Jahr und Tag. - Graf, 549, 104.

Die für eine Uebertretung zu zahlende Geldstrafe verjährte in einem Jahr.


Kirchendiener.

Kirchendiener sollen sich drei Stücke angelegen sein lassen: Bibellesen, Gebet und stets Schüler zu bleiben.


Kirchendrang.

Kerkendrang dauert nich lang.

Der Kirchenbesuch ist anfangs, wenn die Gemeinde einen neuen Prediger bekommen hat, in der Regel ein starker, mässigt sich aber, wenn der Reiz der Neuheit vorüber ist.


Kirchengehen.

1 Karkengan sümt nit, Bibellesen hindert nig. (Holst.) - Schütze, II, 226.

It.: Non si perde il tempo a pregare colui, ch' e padrone del tempo. (Pazzaglia, 372, 13.)

2 Kerkengan sumet1 nicht, almissen geven armet2 nicht, unrecht gut diet3 nicht, godes wort drucht4 nich. - Ebstorf, 1.

1) Versäumet.

2) Macht arm.

3) Gedeihet.

4) Treugt, trügt.

3 Kiärkengoan suimet nit, Almäusengieven armet nit. (Soest.) - Firmenich, I, 349, 34; für Trier: Firmenich, III, 547, 40; Laven, 185, 67.

4 Kirchengehen bringt nicht in den Himmel, aber nicht gehen auch nicht. - Gutzkow, IV, 1, 373.

5 Kirchengehen (allein) macht nicht selig, aber das Nichtgehen macht verdammt (oder: macht nicht fromm). - Eiselein, 377; Simrock, 5677; Braun, I, 1855.

Das blosse Nichtgehen auch nicht, wenn hinreichende Gründe vorhanden sind und es nicht mit einem unsittlichen Leben verknüpft ist.

6 Kirchengehen seumet nicht, Almosengeben armet nicht. - Pauli, Postilla, II, 57b u. 154b; Blum, 82; Ramann, I, Pred., I, 7; Simrock, 5678; Körte, 3408; Braun, I, 1857.

In Rendsburg: Karkengahn symt nie.

Holl.: Kerkgang verzuimt niet. (Harrebomee, I, 394a.)

7 Kirchengehen säumet nicht, sagte die Bäuerin, ging in die Messe und liess die Kühe hungern.

8 Kirchengehen schändet nicht, sagte der Dieb, als er ging, um die silbernen Heiligen zu stehlen.

Die Russen: Kirchenraub ist kein frommer Diebstahl. (Altmann VI, 398.)

9 Kirchengehen vnd beten seumet nicht. - Henisch, 1793, 69.


Kirchengut.

1 Kirchengut bringt weder Blüte noch Früchte.

Es versteht sich, dass alle die Sprichwörter, welche Kirchen- und Pfaffengut als ein Rührmichnichtan betrachten, von Priestern in der Absicht erfunden worden sind, um von der Erwerbung von Kirchengütern abzuschrecken; was zwar im allgemeinen, aber nicht durchgehends gelungen ist. Die Geschichte beweist, dass schon sehr oft Kirchengüter eingezogen und für nützlichen Zweck verwandt worden sind und dass sie gerade erst dann, wenn sie in weltliche Hände gekommen sind, angefangen haben, Früchte zu bringen. Aus neuerer Zeit sei nur an den Verkauf derselben in Spanien (1856) erinnert.

2 Kirchengut faselt (gedeiht, wudelt) nicht. - Eiselein, 377.

Zu den verschiedenen Aussprüchen zum Schutz der Kirche haben gewiss die Geistlichen einen und den andern beigetragen oder sie alle hervorgerufen; denn sie betrachten ihre Güter stets als Kirchengüter mit. Ueber diejenigen, welche Kirchen- und Klostergüter veräussern würden, sprach man im Mittelalter gewöhnlich in der Schenkungsurkunde den Fluch aus: "Wer meinen Willen nicht halten wird, der soll verflucht sein,

[Spaltenumbruch] *174 He geit nich to Karke, noch to Warke.Eichwald, 950; Schütze, II, 225.

Er kommt nicht aus dem Hause, lebt vollständig zurückgezogen.

*175 Hier ist's wie in der Kirche, man isst und trinkt nicht.

Von einem ungastlichen Hause, in dem nichts zur Erfrischung und Stärkung geboten wird.

Frz.: C'est la maison du bon Dieu, l'on n'y boit ni n'y. (Lendroy, 954.)

*176 Hinter die Kirche will ich mit meinem Lichte nicht.Schles. Provinzialbl., 1862, 570.

*177 Ich will ihn lehren in der Kirche pfeifen.

Poln.: Nauczę ja go po kościele gwizdać. (Lompa, 23.)

*178 In d' Kirch froga.Nefflen, 462.

Beim Geistlichen fragen, was für Lieder gesungen werden sollen.

*179 In die Kirche gehen wie die Eulen.Parömiakon, 1935.

Aus unlautern Absichten. Die Eulen saufen des Nachts das Oel aus den Lampen, wodurch das Licht erlischt.

*180 In die Kirche gehen wie Esau in den Wald.Parömiakon, 1078.

In Liebesangelegenheiten, uneigentlich auf die Jagd.

*181 In die Kirche hofiren.Eiselein, 376.

Bayle erzählt, wie pfiffig sich ein Mohammedaner aus solcher Hofirlage zu ziehen gewusst habe.

Lat.: In Pythii templo cacare. (Eiselein, 377.)

*182 In die Kirche läuten und dann schlafen gehen.

Andere zur Frömmigkeit auffordern, selbst aber zu bequem, zu träge und zu genusssüchtig sein. Ein jüdisch-deutsches Sprichwort sagt: Der Schammes (Gemeindediener) von Winnek (Windecken?) klappt schulen (ruft zum Besuch der Synagoge) un legt sich schlafe. (Tendlau, 977.) Früher geschah in jüdischen Gemeinden die Einladung zum Besuch der Synagoge dadurch, dass der Gemeindediener herumging und an die Thüren der Gemeindemitglieder klopfte. (Tendlau, 917.)

*183 Man würde Kirchen auf ihn bauen.

Setzt grosses Vertrauen in ihn.

Holl.: Men zou kerken (huizens, torens) op hem gebouwd hebben. (Harrebomée, I, 394b.)

*184 Me könt Kile uf 'ne baue. (Luzern.)

Er ist worttreu und ehrenfest, dass er nicht weicht und wankt.

*185 Mit dem kann man eine Kirche bestehlen.Grimm, V, 795.

Um jemand als besonders verschlagen zu bezeichnen.

*186 Mit der Kirche ums Dorf (auch: ums Kreuz) gehen.Eiselein, 376.

Die Erreichung eines Zweckes auf dem verkehrtesten und schwierigsten Wege anstreben. Kirche ist hier so viel wie Kirchengemeinde, die bei ihren Processionen nicht immer den geradesten Weg einschlägt. Von allem verkehrten Treiben.

Frz.: Prendre le plus long.

*187 Neun Kirchen auf einmal sehen.Frischbier2, 2025.

Sieht oder erlebt etwas Ausserordentliches, Angenehmes u. s. w. „Ich will dir eins geben, dass du neun Kirchen auf einmal sehen sollst.“ Von den goldapper Bergen aus soll man neun Kirchen auf einmal sehen können.

*188 Sö sann mid d'r Kirch'n um an Foahn goangan. (Steiermark.) – Firmenich, II, 765, 35.

Sie sind mit der Kirche um die Fahne gegangen, d. h. sie haben verkehrt gehandelt.

*189 To Kark un Markt führen.Schütze, II, 225.

Die Heirath mit einer Frau wirklich vollziehen.

*190 Was man in der Kirche versäumt im Kruge nachholen.Altmann VI, 519.


Kirchenamt.

1 Kirchenamt fühlt sich an wie Sammt.

2 Kirchenämter helfen gleich dem Märtyrerthum ins Himmelreich.Eiselein, 377.


Kirchenaxt.

Die Kirchenaxt und der eiserne Spaten (des Todtengräbers) bezahlen die Schulden des armen Mannes.


Kirchenbann.

Vom Kirchenbann stirbt kein Mann.

Frz.: Excommunié mange bien pain. – Excommunié mange bien racte. (Leroux, I, 19.)


[Spaltenumbruch]
Kirchenbusse.

1 Kirchenbusse ist kein Staupbesen.Hillebrand, 247, 373; Pistor., I, 52; Eisenhart, 674; Eiselein, 377; Sailer, 253; Simrock, 5679; Graf, 549, 103.

Mit dem Staupbesen ist gewöhnlich der Verlust der bürgerlichen Ehre verbunden. Der Sinn des Sprichworts ist daher der, dass die öffentliche Kirchenbusse nicht mit entehrenden Folgen verknüpft war. Sogar deutsche Könige nahmen keinen Anstand, sich ihr zu unterwerfen. Der Staupenschlag war nur auf entehrende weltliche Vergehungen gesetzt und galt als die Einweihung zum Galgen.

2 Kirchenbusse steht nicht über Jahr und Tag.Graf, 549, 104.

Die für eine Uebertretung zu zahlende Geldstrafe verjährte in einem Jahr.


Kirchendiener.

Kirchendiener sollen sich drei Stücke angelegen sein lassen: Bibellesen, Gebet und stets Schüler zu bleiben.


Kirchendrang.

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Der Kirchenbesuch ist anfangs, wenn die Gemeinde einen neuen Prediger bekommen hat, in der Regel ein starker, mässigt sich aber, wenn der Reiz der Neuheit vorüber ist.


Kirchengehen.

1 Karkengân sümt nit, Bibellesen hindert nig. (Holst.) – Schütze, II, 226.

It.: Non si perde il tempo à pregare colui, ch' è padrone del tempo. (Pazzaglia, 372, 13.)

2 Kerkengan sumet1 nicht, almissen geven armet2 nicht, unrecht gut diet3 nicht, godes wort drucht4 nich.Ebstorf, 1.

1) Versäumet.

2) Macht arm.

3) Gedeihet.

4) Treugt, trügt.

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4 Kirchengehen bringt nicht in den Himmel, aber nicht gehen auch nicht.Gutzkow, IV, 1, 373.

5 Kirchengehen (allein) macht nicht selig, aber das Nichtgehen macht verdammt (oder: macht nicht fromm).Eiselein, 377; Simrock, 5677; Braun, I, 1855.

Das blosse Nichtgehen auch nicht, wenn hinreichende Gründe vorhanden sind und es nicht mit einem unsittlichen Leben verknüpft ist.

6 Kirchengehen seumet nicht, Almosengeben armet nicht.Pauli, Postilla, II, 57b u. 154b; Blum, 82; Ramann, I, Pred., I, 7; Simrock, 5678; Körte, 3408; Braun, I, 1857.

In Rendsburg: Karkengahn symt nie.

Holl.: Kerkgang verzuimt niet. (Harrebomée, I, 394a.)

7 Kirchengehen säumet nicht, sagte die Bäuerin, ging in die Messe und liess die Kühe hungern.

8 Kirchengehen schändet nicht, sagte der Dieb, als er ging, um die silbernen Heiligen zu stehlen.

Die Russen: Kirchenraub ist kein frommer Diebstahl. (Altmann VI, 398.)

9 Kirchengehen vnd beten seumet nicht.Henisch, 1793, 69.


Kirchengut.

1 Kirchengut bringt weder Blüte noch Früchte.

Es versteht sich, dass alle die Sprichwörter, welche Kirchen- und Pfaffengut als ein Rührmichnichtan betrachten, von Priestern in der Absicht erfunden worden sind, um von der Erwerbung von Kirchengütern abzuschrecken; was zwar im allgemeinen, aber nicht durchgehends gelungen ist. Die Geschichte beweist, dass schon sehr oft Kirchengüter eingezogen und für nützlichen Zweck verwandt worden sind und dass sie gerade erst dann, wenn sie in weltliche Hände gekommen sind, angefangen haben, Früchte zu bringen. Aus neuerer Zeit sei nur an den Verkauf derselben in Spanien (1856) erinnert.

2 Kirchengut faselt (gedeiht, wudelt) nicht.Eiselein, 377.

Zu den verschiedenen Aussprüchen zum Schutz der Kirche haben gewiss die Geistlichen einen und den andern beigetragen oder sie alle hervorgerufen; denn sie betrachten ihre Güter stets als Kirchengüter mit. Ueber diejenigen, welche Kirchen- und Klostergüter veräussern würden, sprach man im Mittelalter gewöhnlich in der Schenkungsurkunde den Fluch aus: „Wer meinen Willen nicht halten wird, der soll verflucht sein,

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[[673]/0679] *174 He geit nich to Karke, noch to Warke. – Eichwald, 950; Schütze, II, 225. Er kommt nicht aus dem Hause, lebt vollständig zurückgezogen. *175 Hier ist's wie in der Kirche, man isst und trinkt nicht. Von einem ungastlichen Hause, in dem nichts zur Erfrischung und Stärkung geboten wird. Frz.: C'est la maison du bon Dieu, l'on n'y boit ni n'y. (Lendroy, 954.) *176 Hinter die Kirche will ich mit meinem Lichte nicht. – Schles. Provinzialbl., 1862, 570. *177 Ich will ihn lehren in der Kirche pfeifen. Poln.: Nauczę ja go po kościele gwizdać. (Lompa, 23.) *178 In d' Kirch froga. – Nefflen, 462. Beim Geistlichen fragen, was für Lieder gesungen werden sollen. *179 In die Kirche gehen wie die Eulen. – Parömiakon, 1935. Aus unlautern Absichten. Die Eulen saufen des Nachts das Oel aus den Lampen, wodurch das Licht erlischt. *180 In die Kirche gehen wie Esau in den Wald. – Parömiakon, 1078. In Liebesangelegenheiten, uneigentlich auf die Jagd. *181 In die Kirche hofiren. – Eiselein, 376. Bayle erzählt, wie pfiffig sich ein Mohammedaner aus solcher Hofirlage zu ziehen gewusst habe. Lat.: In Pythii templo cacare. (Eiselein, 377.) *182 In die Kirche läuten und dann schlafen gehen. Andere zur Frömmigkeit auffordern, selbst aber zu bequem, zu träge und zu genusssüchtig sein. Ein jüdisch-deutsches Sprichwort sagt: Der Schammes (Gemeindediener) von Winnek (Windecken?) klappt schulen (ruft zum Besuch der Synagoge) un legt sich schlafe. (Tendlau, 977.) Früher geschah in jüdischen Gemeinden die Einladung zum Besuch der Synagoge dadurch, dass der Gemeindediener herumging und an die Thüren der Gemeindemitglieder klopfte. (Tendlau, 917.) *183 Man würde Kirchen auf ihn bauen. Setzt grosses Vertrauen in ihn. Holl.: Men zou kerken (huizens, torens) op hem gebouwd hebben. (Harrebomée, I, 394b.) *184 Me könt Kile uf 'ne baue. (Luzern.) Er ist worttreu und ehrenfest, dass er nicht weicht und wankt. *185 Mit dem kann man eine Kirche bestehlen. – Grimm, V, 795. Um jemand als besonders verschlagen zu bezeichnen. *186 Mit der Kirche ums Dorf (auch: ums Kreuz) gehen. – Eiselein, 376. Die Erreichung eines Zweckes auf dem verkehrtesten und schwierigsten Wege anstreben. Kirche ist hier so viel wie Kirchengemeinde, die bei ihren Processionen nicht immer den geradesten Weg einschlägt. Von allem verkehrten Treiben. Frz.: Prendre le plus long. *187 Neun Kirchen auf einmal sehen. – Frischbier2, 2025. Sieht oder erlebt etwas Ausserordentliches, Angenehmes u. s. w. „Ich will dir eins geben, dass du neun Kirchen auf einmal sehen sollst.“ Von den goldapper Bergen aus soll man neun Kirchen auf einmal sehen können. *188 Sö sann mid d'r Kirch'n um an Foahn goangan. (Steiermark.) – Firmenich, II, 765, 35. Sie sind mit der Kirche um die Fahne gegangen, d. h. sie haben verkehrt gehandelt. *189 To Kark un Markt führen. – Schütze, II, 225. Die Heirath mit einer Frau wirklich vollziehen. *190 Was man in der Kirche versäumt im Kruge nachholen. – Altmann VI, 519. Kirchenamt. 1 Kirchenamt fühlt sich an wie Sammt. 2 Kirchenämter helfen gleich dem Märtyrerthum ins Himmelreich. – Eiselein, 377. Kirchenaxt. Die Kirchenaxt und der eiserne Spaten (des Todtengräbers) bezahlen die Schulden des armen Mannes. Kirchenbann. Vom Kirchenbann stirbt kein Mann. Frz.: Excommunié mange bien pain. – Excommunié mange bien racte. (Leroux, I, 19.) Kirchenbusse. 1 Kirchenbusse ist kein Staupbesen. – Hillebrand, 247, 373; Pistor., I, 52; Eisenhart, 674; Eiselein, 377; Sailer, 253; Simrock, 5679; Graf, 549, 103. Mit dem Staupbesen ist gewöhnlich der Verlust der bürgerlichen Ehre verbunden. Der Sinn des Sprichworts ist daher der, dass die öffentliche Kirchenbusse nicht mit entehrenden Folgen verknüpft war. Sogar deutsche Könige nahmen keinen Anstand, sich ihr zu unterwerfen. Der Staupenschlag war nur auf entehrende weltliche Vergehungen gesetzt und galt als die Einweihung zum Galgen. 2 Kirchenbusse steht nicht über Jahr und Tag. – Graf, 549, 104. Die für eine Uebertretung zu zahlende Geldstrafe verjährte in einem Jahr. Kirchendiener. Kirchendiener sollen sich drei Stücke angelegen sein lassen: Bibellesen, Gebet und stets Schüler zu bleiben. Kirchendrang. Kerkendrang dûert nich lang. Der Kirchenbesuch ist anfangs, wenn die Gemeinde einen neuen Prediger bekommen hat, in der Regel ein starker, mässigt sich aber, wenn der Reiz der Neuheit vorüber ist. Kirchengehen. 1 Karkengân sümt nit, Bibellesen hindert nig. (Holst.) – Schütze, II, 226. It.: Non si perde il tempo à pregare colui, ch' è padrone del tempo. (Pazzaglia, 372, 13.) 2 Kerkengan sumet1 nicht, almissen geven armet2 nicht, unrecht gut diet3 nicht, godes wort drucht4 nich. – Ebstorf, 1. 1) Versäumet. 2) Macht arm. 3) Gedeihet. 4) Treugt, trügt. 3 Kiärkengoan suimet nit, Almäusengieven ârmet nit. (Soest.) – Firmenich, I, 349, 34; für Trier: Firmenich, III, 547, 40; Laven, 185, 67. 4 Kirchengehen bringt nicht in den Himmel, aber nicht gehen auch nicht. – Gutzkow, IV, 1, 373. 5 Kirchengehen (allein) macht nicht selig, aber das Nichtgehen macht verdammt (oder: macht nicht fromm). – Eiselein, 377; Simrock, 5677; Braun, I, 1855. Das blosse Nichtgehen auch nicht, wenn hinreichende Gründe vorhanden sind und es nicht mit einem unsittlichen Leben verknüpft ist. 6 Kirchengehen seumet nicht, Almosengeben armet nicht. – Pauli, Postilla, II, 57b u. 154b; Blum, 82; Ramann, I, Pred., I, 7; Simrock, 5678; Körte, 3408; Braun, I, 1857. In Rendsburg: Karkengahn symt nie. Holl.: Kerkgang verzuimt niet. (Harrebomée, I, 394a.) 7 Kirchengehen säumet nicht, sagte die Bäuerin, ging in die Messe und liess die Kühe hungern. 8 Kirchengehen schändet nicht, sagte der Dieb, als er ging, um die silbernen Heiligen zu stehlen. Die Russen: Kirchenraub ist kein frommer Diebstahl. (Altmann VI, 398.) 9 Kirchengehen vnd beten seumet nicht. – Henisch, 1793, 69. Kirchengut. 1 Kirchengut bringt weder Blüte noch Früchte. Es versteht sich, dass alle die Sprichwörter, welche Kirchen- und Pfaffengut als ein Rührmichnichtan betrachten, von Priestern in der Absicht erfunden worden sind, um von der Erwerbung von Kirchengütern abzuschrecken; was zwar im allgemeinen, aber nicht durchgehends gelungen ist. Die Geschichte beweist, dass schon sehr oft Kirchengüter eingezogen und für nützlichen Zweck verwandt worden sind und dass sie gerade erst dann, wenn sie in weltliche Hände gekommen sind, angefangen haben, Früchte zu bringen. Aus neuerer Zeit sei nur an den Verkauf derselben in Spanien (1856) erinnert. 2 Kirchengut faselt (gedeiht, wudelt) nicht. – Eiselein, 377. Zu den verschiedenen Aussprüchen zum Schutz der Kirche haben gewiss die Geistlichen einen und den andern beigetragen oder sie alle hervorgerufen; denn sie betrachten ihre Güter stets als Kirchengüter mit. Ueber diejenigen, welche Kirchen- und Klostergüter veräussern würden, sprach man im Mittelalter gewöhnlich in der Schenkungsurkunde den Fluch aus: „Wer meinen Willen nicht halten wird, der soll verflucht sein,

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [673]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/679>, abgerufen am 24.11.2024.