Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] 2 Kinderzeugen ist keine Zwangsarbeit. - Eiselein, 376; Simrock, 5637; Reinsberg VII, 8. Die Russen: Kinderzeugen ist keine Arbeit, aber Kindererziehen eine doppelte. (Altmann VI, 392.) Böhm.: Roditi ditky neni trhati kvitky. (Celakovsky, 406.) Lat.: Procreare liberos lepidum est onus. (Binder II, 2666; Eiselein, 376.) - Ultroneus dolor est procreare liberos. 3 Kinderzeugen ist leichter als Kinder gebären. Die Russen meinen: Kinder gebären ist nicht Blumen pflücken. Und behaupten: Zwei Kinder tragen ist leichter als eins gebären. Denn man schüttelt die Kinder nicht von sich ab, wie die Nüsslein von der Haselstaude. (Reinsberg VII, 13.) Kinderzucht. 1 Es ist eine leichte Kinderzucht, wenn 's Kind von selbst das Bessere sucht. Lat.: Hoc patrium est, potius consuefacere filium sua sponte recte facere quam alieno metu. (Terenz.) (Philippi, I, 178.) 2 Gute Kinderzucht bringt gute Kinderfrucht. 3 Kinderzucht ist die quell alles glücks vnd vnglücks im Lande vnd Städten. - Lehmann, 130, 32. 4 Schlaffe Kinderzucht trägt schlechte Frucht. Lat.: Blanda patrum segnes facit indulgentia natos. 5 Wie die Kinderzucht, so trägt sie Frucht. Dän.: Af börne tugt kommer all lykke og ulykke. (Prov. dan., 87.) Kindesbeine. * Von Kindesbeinen an. - Eiselein, 375; Braun, I, 1829. Vgl. über diese Redensart Grimm, V, 756. - Um zu sagen: von der frühesten Kindheit an hatten die Alten die Redensarten: Ab incunabulis. (Plautus.) (Erasm., 6.) - A teneris unguiculis. (Horaz.) (Hanzely, 14; Binder II, 721; Philippi, I, 46.) Holl.: Van kindsbeen af. (Harrebomee, I, 407a.) Kindesgut. Kindesgut stirbt auf die Mutter. - Graf, 194, 81. Vom Schosfallrecht. Im Budissiner Stadtrecht heisst es: "Hat eine Frau Kinder und verstirbt deren eins oder mehrere, deren ererbtes Gut soll der Mutter in den Schos fallen." Dies geschah aber nur dann, wenn das Kind selbst kinderlos starb; aber es fand kein Unterschied statt, ob das Kind ein eheliches oder uneheliches war. (S. Eltern 12, Erbe, das, 3, Erbgut 4, Gut 26 u. 31 und Mutter.) Mhd.: Kindesgut stirbit uff dy mutter. ( Daniels, 409, 4.) Kindeskind. 1 Die Kindskinder soll man nicht wissen lassen, wenn der Unbau nicht geräth. (Ergenzingen.) - Birlinger, 304. D. h. man soll sie nicht zur Trägheit reizen, was schon dadurch geschehen kann, dass man die Meinung in ihnen aufkommen lässt, auch unbebautes Land gebe hier und da oder zuweilen eine gute Ernte. 2 Es ist nichts lieber als Kindeskind. - Hertius, II, 3, 351; Pistor., II, 953; Graf, 194, 69; Sailer, 88; Reinsberg VII, 36. Von der besondern Liebe der Grossältern zu den Enkeln. 3 Kindeskind ist halbes Kind. - Graf, 216, 232. Sie erben nicht gleich mit den Kindern, sondern theilen nur unter sich, was auf die Aeltern vom Erbe kommt. Altfries.: Bernis bern is tuica bern. ( Richthofen, 167, 112.) 4 Kindeskind ist näher als Bruder- und Schwesterkind. - Graf, 194, 70. Die Enkelkinder haben ein Vorrecht im Erbe vor den Bruder- und Schwesterkindern, weil die Liebe der Grossältern zu den Enkeln eine steigende ist. "Kyndeskynt is negher erfname dan soster edder broderkynt." (Lappenberg, Hamburgerrecht.) 5 Kindeskind soll stehen an seiner Aeltern Statt. - Richthofen, 325, 7. 6 Kindeskinder machen Grossältern neue Sorge. Lat.: Seri nova cura nepotes. (Seybold, 552.) Kindheit. Von Kindheit auff. - Eyering, III, 366. Kindlein. 1 Dem Kindlein war nie bass, denn da es rotz vnd Geiffer frass. - Henisch, 1441, 57; Petri, II, 74. 2 Der Kindlein red trifft gemeiniglich ein. - Petri, II, 97. 3 Die Kindlein verdienen auch ihr Essen und Trinken mit scheissen, weinen und heulen, wie wir mit unsern guten Werken den Himmel. - Luther's Tischr., 199a. 4 Kindlein tragen ist nicht Hühnerbeinlein nagen. - Rochholz, 301. [Spaltenumbruch] 5 Wenn man noch kan die Kindlein mit Butterstücken weisen, so ists gülden. - Petri, II, 668. 6 Willst du ein Kindelein, so nimm dir ein Frauelein. - Eiselein, 374; Körte, 3363; Reinsberg VII, 8. Mhd.: Alse du begerest de kinderlin, also nim di ein Fröwelin. (Neocorus, I, 103.) Kindleinskirmes. Noag der Kindleskirm (Kindtaufschmaus) will jeder G'vatter sei'. (Franken.) - Frommann, VI, 318, 223. Kindsfasten. * Die Kindsfasten hängt ihr noh nah. (Oberösterreich.) Sein Betragen ist ein kindisches. (S. Kindskittel.) Kindskittel. * A is a rechta Kindskeidl1. (Oberösterreich.) 1) Gewand, wie ein kleines Kind es trägt. Von einem Menschen, der sich kindisch beträgt. Kindskopf. * Mit einem Kindskopf geworfen werden. - Geiler, Nsch., 33. Bei unehelichem Umgange mit einer unerwünschten Vaterschaft überrascht werden. Kindswehen. Die rechten Kindswehen kommen erst morgens nüchtern. - Eiselein, 376. Kindtaufe. 1 Bei Kindtauf, Hochzeit- und Leichenbitten, da kommen die Vettern und Basen geschritten, nächst diesen drei Lebens- und Sterbensehren haben sie vor eigener Thür zu kehren. - Bair. Hauskalender. 2 Kindtaufe bricht Ehestiftung. - Hillebrand, 164, 229; Hertius, I, 74; Pistor., I, 19; Runde, 568; Simrock, 5578; Halem in Nopitsch, 75. Hat die Bedeutung von Kinderzeugen (s. d.) bricht Ehestiftung. Nicht durch die Taufe des Kindes, sondern durch die Geburt desselben. (S. Kind 907.) Kinn. 1 Ein glattes Kinn ist den Weibern lieber als ein glatter Kopf. - Kotzebue, Gedanke (Berlin 1819), S. 4. Dieser Behauptung widersprechen andere Sprichwörter. 2 Im spitzen Kinn sitt de Düwel in. - Dähnert, 227b. 3 Jeder schürt (putzt) sein eigen Kinn. Böhm.: Kazdy svou bradu hladi. (Celakovsky, 57.) Kroat.: Vsaki svoju bradu gladi. (Celakovsky, 57.) 4 Spitzes Kinn, böser Sinn. - Eisenhart, VI, 2, 16; Pistor., I, 51; Simrock, 5661; Körte, 3401; Braun, I, 1848. "Spitze Nase un spitz Kinn, dar sitt de Düfel in." (Richey, 116.) Gehört zu den physiognomischen Sprichwörtern, die so wenig zuverlässig sind, wie es zur Zeit die Physiognomik und Schädellehre ist. (S. Bart 36-39, Haar 90-107 u. Hüten 33.) Böhm.: Brada jak u proroka, a ctnost jako u draba. (Celakovsky, 41.) - Bradicka apostolska, a fousky dabelske. Poln.: Broda jak a proroka, a cnota jak u draba. (Celakovsky, 41.) 5 Unter einem kahlen Kinn steckt selten Witz und Sinn. - Simplic., I, 301. 6 Vnter (über?) einem kahlen Kinn wechset selten grosser Verstand. - Herberger, I, 814. *7 Er hat ein spitzes Kinn. Frz.: C'est un menton de galoche. (Lendroy, 807.) *8 Up 'n Kinn holen (halten). - Richey, 116. D. h. saufen. He holt (hält) gern up'n Kinn, er ist dem Soff ergeben. Kinnbacken. 1 Der Kinnbacken ist des Alten Stütze. - Simrock, 5662. 2 Seine Kinnbacken haben all das Seine (all sein Hab und Gut) erworben. Holl.: Hij heeft zijn goed door de kaken gejaagd. (Harrebomee, I, 369a.) *3 Die Kinnbacken rühren. Holl.: Hij kan zijne kaken goed roeren. (Harrebomee, I, 369a.) Keip. Em sigd äinjden frest en Keip rauchen. - Schuster, 322. Schuster fügt folgende Bemerkung bei: "Man erzählt sich von Schmarotzern, dass sie, Messer und Gabel bei sich tragend, schon früh morgens auf die Gasse herausgehen und sehen, wo die Schornsteine stark rauchen. An diesem Zeichen erkennen sie, in welchem Hause ein tüchtiges Frühstück bereitet wird und wenden sich dann dahin, um den Bewohnern einen guten Morgen zu wünschen." Aber über das Wort "Keip", das hier die Bedeutung von Schornstein hat, finde ich nirgends ein erklärendes Wort. [Spaltenumbruch] 2 Kinderzeugen ist keine Zwangsarbeit. – Eiselein, 376; Simrock, 5637; Reinsberg VII, 8. Die Russen: Kinderzeugen ist keine Arbeit, aber Kindererziehen eine doppelte. (Altmann VI, 392.) Böhm.: Roditi dítky není trhati kvitky. (Čelakovsky, 406.) Lat.: Procreare liberos lepidum est onus. 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2 Kinderzeugen ist keine Zwangsarbeit. – Eiselein, 376; Simrock, 5637; Reinsberg VII, 8.
Die Russen: Kinderzeugen ist keine Arbeit, aber Kindererziehen eine doppelte. (Altmann VI, 392.)
Böhm.: Roditi dítky není trhati kvitky. (Čelakovsky, 406.)
Lat.: Procreare liberos lepidum est onus. (Binder II, 2666; Eiselein, 376.) – Ultroneus dolor est procreare liberos.
3 Kinderzeugen ist leichter als Kinder gebären.
Die Russen meinen: Kinder gebären ist nicht Blumen pflücken. Und behaupten: Zwei Kinder tragen ist leichter als eins gebären. Denn man schüttelt die Kinder nicht von sich ab, wie die Nüsslein von der Haselstaude. (Reinsberg VII, 13.)
Kinderzucht.
1 Es ist eine leichte Kinderzucht, wenn 's Kind von selbst das Bessere sucht.
Lat.: Hoc patrium est, potius consuefacere filium sua sponte recte facere quam alieno metu. (Terenz.) (Philippi, I, 178.)
2 Gute Kinderzucht bringt gute Kinderfrucht.
3 Kinderzucht ist die quell alles glücks vnd vnglücks im Lande vnd Städten. – Lehmann, 130, 32.
4 Schlaffe Kinderzucht trägt schlechte Frucht.
Lat.: Blanda patrum segnes facit indulgentia natos.
5 Wie die Kinderzucht, so trägt sie Frucht.
Dän.: Af børne tugt kommer all lykke og ulykke. (Prov. dan., 87.)
Kindesbeine.
* Von Kindesbeinen an. – Eiselein, 375; Braun, I, 1829.
Vgl. über diese Redensart Grimm, V, 756. – Um zu sagen: von der frühesten Kindheit an hatten die Alten die Redensarten: Ab incunabulis. (Plautus.) (Erasm., 6.) – A teneris unguiculis. (Horaz.) (Hanzely, 14; Binder II, 721; Philippi, I, 46.)
Holl.: Van kindsbeen af. (Harrebomée, I, 407a.)
Kindesgut.
Kindesgut stirbt auf die Mutter. – Graf, 194, 81.
Vom Schosfallrecht. Im Budissiner Stadtrecht heisst es: „Hat eine Frau Kinder und verstirbt deren eins oder mehrere, deren ererbtes Gut soll der Mutter in den Schos fallen.“ Dies geschah aber nur dann, wenn das Kind selbst kinderlos starb; aber es fand kein Unterschied statt, ob das Kind ein eheliches oder uneheliches war. (S. Eltern 12, Erbe, das, 3, Erbgut 4, Gut 26 u. 31 und Mutter.)
Mhd.: Kindesgut stirbit uff dy mutter. ( Daniels, 409, 4.)
Kindeskind.
1 Die Kindskinder soll man nicht wissen lassen, wenn der Unbau nicht geräth. (Ergenzingen.) – Birlinger, 304.
D. h. man soll sie nicht zur Trägheit reizen, was schon dadurch geschehen kann, dass man die Meinung in ihnen aufkommen lässt, auch unbebautes Land gebe hier und da oder zuweilen eine gute Ernte.
2 Es ist nichts lieber als Kindeskind. – Hertius, II, 3, 351; Pistor., II, 953; Graf, 194, 69; Sailer, 88; Reinsberg VII, 36.
Von der besondern Liebe der Grossältern zu den Enkeln.
3 Kindeskind ist halbes Kind. – Graf, 216, 232.
Sie erben nicht gleich mit den Kindern, sondern theilen nur unter sich, was auf die Aeltern vom Erbe kommt.
Altfries.: Bernis bern is tuica bern. ( Richthofen, 167, 112.)
4 Kindeskind ist näher als Bruder- und Schwesterkind. – Graf, 194, 70.
Die Enkelkinder haben ein Vorrecht im Erbe vor den Bruder- und Schwesterkindern, weil die Liebe der Grossältern zu den Enkeln eine steigende ist. „Kyndeskynt is negher erfname dan soster edder broderkynt.“ (Lappenberg, Hamburgerrecht.)
5 Kindeskind soll stehen an seiner Aeltern Statt. – Richthofen, 325, 7.
6 Kindeskinder machen Grossältern neue Sorge.
Lat.: Seri nova cura nepotes. (Seybold, 552.)
Kindheit.
Von Kindheit auff. – Eyering, III, 366.
Kindlein.
1 Dem Kindlein war nie bass, denn da es rotz vnd Geiffer frass. – Henisch, 1441, 57; Petri, II, 74.
2 Der Kindlein red trifft gemeiniglich ein. – Petri, II, 97.
3 Die Kindlein verdienen auch ihr Essen und Trinken mit scheissen, weinen und heulen, wie wir mit unsern guten Werken den Himmel. – Luther's Tischr., 199a.
4 Kindlein tragen ist nicht Hühnerbeinlein nagen. – Rochholz, 301.
5 Wenn man noch kan die Kindlein mit Butterstücken weisen, so ists gülden. – Petri, II, 668.
6 Willst du ein Kindelein, so nimm dir ein Frauelein. – Eiselein, 374; Körte, 3363; Reinsberg VII, 8.
Mhd.: Alse du begerest de kinderlin, also nim di ein Fröwelin. (Neocorus, I, 103.)
Kindleinskirmes.
Noag der Kindleskirm (Kindtaufschmaus) will jeder G'vatter sei'. (Franken.) – Frommann, VI, 318, 223.
Kindsfasten.
* Die Kindsfasten hängt ihr noh nah. (Oberösterreich.)
Sein Betragen ist ein kindisches. (S. Kindskittel.)
Kindskittel.
* A is a rechta Kindskîdl1. (Oberösterreich.)
1) Gewand, wie ein kleines Kind es trägt. Von einem Menschen, der sich kindisch beträgt.
Kindskopf.
* Mit einem Kindskopf geworfen werden. – Geiler, Nsch., 33.
Bei unehelichem Umgange mit einer unerwünschten Vaterschaft überrascht werden.
Kindswehen.
Die rechten Kindswehen kommen erst morgens nüchtern. – Eiselein, 376.
Kindtaufe.
1 Bei Kindtauf, Hochzeit- und Leichenbitten, da kommen die Vettern und Basen geschritten, nächst diesen drei Lebens- und Sterbensehren haben sie vor eigener Thür zu kehren. – Bair. Hauskalender.
2 Kindtaufe bricht Ehestiftung. – Hillebrand, 164, 229; Hertius, I, 74; Pistor., I, 19; Runde, 568; Simrock, 5578; Halem in Nopitsch, 75.
Hat die Bedeutung von Kinderzeugen (s. d.) bricht Ehestiftung. Nicht durch die Taufe des Kindes, sondern durch die Geburt desselben. (S. Kind 907.)
Kinn.
1 Ein glattes Kinn ist den Weibern lieber als ein glatter Kopf. – Kotzebue, Gedanke (Berlin 1819), S. 4.
Dieser Behauptung widersprechen andere Sprichwörter.
2 Im spitzen Kinn sitt de Düwel in. – Dähnert, 227b.
3 Jeder schürt (putzt) sein eigen Kinn.
Böhm.: Každý svou bradu hladí. (Čelakovsky, 57.)
Kroat.: Vsaki svoju bradu gladi. (Čelakovsky, 57.)
4 Spitzes Kinn, böser Sinn. – Eisenhart, VI, 2, 16; Pistor., I, 51; Simrock, 5661; Körte, 3401; Braun, I, 1848.
„Spitze Nase un spitz Kinn, dar sitt de Düfel in.“ (Richey, 116.) Gehört zu den physiognomischen Sprichwörtern, die so wenig zuverlässig sind, wie es zur Zeit die Physiognomik und Schädellehre ist. (S. Bart 36-39, Haar 90-107 u. Hüten 33.)
Böhm.: Brada jak u proroka, a ctnosṫ jako u drába. (Čelakovsky, 41.) – Bradička apoštolska, a fousky ḋabelské.
Poln.: Broda jak a proroka, a cnota jak u draba. (Čelakovsky, 41.)
5 Unter einem kahlen Kinn steckt selten Witz und Sinn. – Simplic., I, 301.
6 Vnter (über?) einem kahlen Kinn wechset selten grosser Verstand. – Herberger, I, 814.
*7 Er hat ein spitzes Kinn.
Frz.: C'est un menton de galoche. (Lendroy, 807.)
*8 Up 'n Kinn holen (halten). – Richey, 116.
D. h. saufen. He holt (hält) gern up'n Kinn, er ist dem Soff ergeben.
Kinnbacken.
1 Der Kinnbacken ist des Alten Stütze. – Simrock, 5662.
2 Seine Kinnbacken haben all das Seine (all sein Hab und Gut) erworben.
Holl.: Hij heeft zijn goed door de kaken gejaagd. (Harrebomée, I, 369a.)
*3 Die Kinnbacken rühren.
Holl.: Hij kan zijne kaken goed roeren. (Harrebomée, I, 369a.)
Kîp.
Em sigd äinjden frest en Kîp rûchen. – Schuster, 322.
Schuster fügt folgende Bemerkung bei: „Man erzählt sich von Schmarotzern, dass sie, Messer und Gabel bei sich tragend, schon früh morgens auf die Gasse herausgehen und sehen, wo die Schornsteine stark rauchen. An diesem Zeichen erkennen sie, in welchem Hause ein tüchtiges Frühstück bereitet wird und wenden sich dann dahin, um den Bewohnern einen guten Morgen zu wünschen.“ Aber über das Wort „Kîp“, das hier die Bedeutung von Schornstein hat, finde ich nirgends ein erklärendes Wort.
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