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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] glaubt doch den Werken. Das heisst verdolmetscht: Bis ihr schmeckt den Kern, mögt ihr euch an der Schale stärken." (Fr. von Sallet, Leipzig 1842, S. 55.)

6 Der Kern straft oft die Schale Lügen.

7 Diesem Kern gehört eine bessere Schale. - Parömiakon, 1953.

Schade, dass der kräftige Geist nicht in einem dauerhaftern Körper wohnt.

8 Ein guter Kern braucht keine dicke Schale.

Frz.: Biaux noiaux gist sos foible escorce (beau noyau git sous faible ecorce). (Leroux, I, 44.)

9 Gute Kerne haben oft viel Schalen.

10 Man muss die Kerne nicht wegwerfen wegen der Spreu.

11 Wann me den Kern hawwen will, mot me de Nutt upbeiten. (Waldeck.) - Curtze, 337, 290.

12 Wenn der Kern aus der Schale ist, fressen ihn die Mäuse. - Parömiakon, 2436.

Die Jungfrau sei keine Gassenläuferin, es ist sonst bald um ihre Tugend geschehen.

13 Wer den Kern essen will, der muss die Nuss auffbeissen (knacken). - Petri, II, 692; Simrock, 5560; Körte, 3343; Reinsberg III, 101; Braun, I, 1811.

Böhm.: Kdo chce jadro jisti, musi orech rozlousknouti. (Celakovsky, 126.)

Dän.: Hvo der vil aede kiaernen, faaer knaekke nöden eller bryde skallen. (Prov. dan., 7 u. 340.)

Engl.: He that will eat tho kernel, must crack the nut. (Celakovsky, 126; Bohn II, 89.) - Madam Parnel, crack the nut and eat the kernel. (Gaal, 998.) - No nut does lack it's shell to knack. - No pains, no gains. - No sweet without some sweat.

Frz.: Il faut casser le noyau pour en avoir l'amande, (Lendroy, 1089.)

Holl.: Die de kern wil hebben, moet de dop kraken. (Bohn I, 308.)

Krain.: Ce te jedro mika, lupin jo zgrizi. (Celakovsky, 126.)

Kroat.: Ki orehe hochi jeszti, pre lupine mora zgriszti.

Lat.: Frange nucis tegmen, si cupis esse nucem. - Qui nucleum esse vult, nucem frangat oportet. (Binder II, 1197; Gaal, 998; Seybold, 489; Eiselein, 497.)

14 Wer den Kern gegessen hat, dem schmeckt die Schale nicht.

15 Wer den Kern will, muss die Schale brechen. - Gaal, 998; Oec. rur., 216; Steiger, 308; Sailer, 184; Eiselein, 371 u. 497.

Dän.: Hvo der vil aede kjernen, faae bryde skallen. - Hvo kaeernen vil aede, skal nödden bryde. (Bohn I, 377 u. 378.)

Frz.: Nulle noix sans coque. (Leroux, I, 37.)

Lat.: Dulcia non meruit, qui non gustavit amara. (Altdorf, 22; Binder II, 854.)

16 Wer will den süssen Kern vermahlen, muss aufbeissen die bittern (harten) Schalen.

17 Wie der Kern, so der Keim.

Aehnlich russisch Altmann, VI, 405.

*18 Das ist der Kern vnd Stern davon. - Herberger, I, 2, 789.

*19 Das ist der rechte Kern.

"Was mennt (meint) ihr, is dos nich der rechte Karn?" (Keller, 166b.)

*20 Den Kern essen und Gott die Schale vorlegen. - Parömiakon, 1956.

Der Welt dienen mit der Kraft der Jugend und den schwachen, kraftlosen Rest des Lebens Gott weihen; Busse thun, wenn man nicht mehr sündigen kann.

*21 Den Kern verlieren und die Schale behalten.

Schon Plautus gebraucht die Redensart in den Gefangenen, wo der Herr, von dem man Nutzen hoffte, fort und an seiner Stelle der Sklave zurückgeblieben war.

*22 Die Kerne zerknicken, wenn die Kirsche schon gegessen ist.

Kommen, wenn das Beste weg ist, mit dem zufrieden sein müssen, was andere, als ihnen nicht zusagend, weggeworfen oder zurückgelassen haben.

*23 Du bist der Kernen, wenn man in die Nuss scheisst. (Weingarten.) - Birlinger, 296.

*24 Du bist der Kernen, wenn man Mausbollen gerbt. (Saulgau.) - Birlinger, 295.

*25 Ein goldener Kern in schlechter Schale.

*26 Einem den Kern stechen.

Ihm die Wahrheit sagen, ihm seinen Standpunkt klar machen.

*27 Er frisst die kern vnd lesset jm die Hülsen. - Mathesius, Sarepta, CLIIb.

*28 Ihr seid goar der klare Karn. - Gomolcke, 634.

[Spaltenumbruch] *29 Kern essen wollen, ehe die Hülsen drab sein. - Schottel, 1113a.


Kernen.

1 Hast den Kernen verkauft?

Kernen = männliches Dingwort, soviel als Früchte, Getreide.

2 Man muss den Kernen nach der Nothdurft schneiden. (Schweiz.)


Kerngesund.

* Er ist kerngesund. - Frischbier2, 89.

Gesund wie ein Kern.


Kerze.

1 Besser Eine Kerze vor mir, als zwei nach. - Simrock, 5562; Eiselein, 371.

Lat.: Praevia lucidior multo candela sequente. (Seybold, 455.)

Ruth.: Luczsza odna cwiczka przed sobou jak dwi za sobou.

2 Dem helpet nich Kassen (Kerzen) noch Brill, de dar nich seen will. - Strodtman, 32.

Dem ist nicht zu helfen, der sich nicht rathen lassen will.

3 Die Kerze, die vorgeht, leuchtet schön. - Simrock, 5561; Körte, 3344.

4 Die Kerze leuchtet nach oben.

Die Osmanen sagen: Der Raum unterhalb der Kerze ist dunkel. (Schlechta, 429.)

5 Die Kerze verbrennt sich selbst, um andern zu leuchten. (S. Licht.) - Parömiakon, 1459.

Edle Selbstaufopferung.

Mhd.: Sun, merke wie das kerzen licht die wile ez brinnet, swindet gar; geloube daz dir sam geschiht von tage ze tage; ich sage dir war. (Winsbeck.) - Des muge wir an der kerzen sehen ein warez bilde geschehen, daz si zeiner eschen wirt en mitten do si lieht birt. (Armer Heinrich.) - Diu kerze lieht den liuten birt unz daz si selbe zaschen wirt. (Freidank.) - Ein kerze ir selber ze nihte wirt, so sie den liuten lieht gebirt. (Renner.) (Zingerle, 103.)

6 Ein kertz anderen leuchtet dar vnd drüber sich verzehret gar. - Henisch, 756, 42.

7 Eine Kerze, die nicht gerade steht, muss man oft putzen.

8 Eine Kerze vorn ist besser als zwei hinten.

"Besser eine Kerze vor dir her, als deren zwei hinter dir drein. Sich selber leuchten, ist freilich schwer, sich heimleuchten lassen, weder klug noch fein."

9 Einer brennenden Kerze schadet es nicht, wenn ein anderer davon sieht.

Holl.: Het schaadt der kaarsen niet, dat een ander van haar licht ziet. (Harrebomee, I, 370b.)

10 Kerzen beim Klee, die Palme beim Schnee.

Wenn man zu Lichtmess die Kerzen beim Grünen weiht, so weiht man die Palmen beim Weissen.

Lat.: Timotheum autumnus, Clementem dat tibi brumas. (Sutor, 972.) - Ver Petrum profert, Urbanum nuntiat aestas.

11 Man muss die Kerze nicht an beiden Enden zugleich anzünden.

Nicht muthwillig verschwenden.

12 Sähnd mer de Kerzen öm Schnei, sänd mer de Pällem öm Klei; sänd mer de Kerzen öm Klei, sänd mer de Pällem im Schnei. (Trier.) - Firmenich, III, 547, 57; Laven, 191, 100.

Wenn es an Mariä Lichtmess (2. Febr.), wo man Kerzen segnet (weiht), wintert, so ist Frühlingswetter an dem Sonntag, wo man Palmen segnet (weiht), d. i. am Palmsonntag; wenn es aber an Lichtmess Frühlingswetter ist, so wintert es auf Palmsonntag.

13 Verborgen Kertzen, gelt vnd Kunst, die frommen nichts vnd sind vmsunst. - Petri, II, 566; Henisch, 1469, 7.

14 Von einer heiligen Kerze bewahrt man auch die Lichtschnuppe auf.

15 Von einer krummen Kerze kann kein gerader Schatten fallen. - Winckler, III, 12.

16 Was hilft Kerze, was hilft Brill', wenn man doch nicht sehen will.

17 Wenn eine Kerze auslischt, so stinkt's. - Parömiakon, 731.

Wirkung des übeln Beispiels hochgestellter oder geistlicher Personen.

18 Wenn man die Kerzen segnet im Schnee (2. Febr.), weiht man die Palmen im Klee. (S. Lichtmess.) - Reinsberg VIII, 88.

[Spaltenumbruch] glaubt doch den Werken. Das heisst verdolmetscht: Bis ihr schmeckt den Kern, mögt ihr euch an der Schale stärken.“ (Fr. von Sallet, Leipzig 1842, S. 55.)

6 Der Kern straft oft die Schale Lügen.

7 Diesem Kern gehört eine bessere Schale.Parömiakon, 1953.

Schade, dass der kräftige Geist nicht in einem dauerhaftern Körper wohnt.

8 Ein guter Kern braucht keine dicke Schale.

Frz.: Biaux noiaux gist sos foible escorce (beau noyau git sous faible écorce). (Leroux, I, 44.)

9 Gute Kerne haben oft viel Schalen.

10 Man muss die Kerne nicht wegwerfen wegen der Spreu.

11 Wann me den Kêrn hawwen will, mot me de Nutt upbîten. (Waldeck.) – Curtze, 337, 290.

12 Wenn der Kern aus der Schale ist, fressen ihn die Mäuse.Parömiakon, 2436.

Die Jungfrau sei keine Gassenläuferin, es ist sonst bald um ihre Tugend geschehen.

13 Wer den Kern essen will, der muss die Nuss auffbeissen (knacken).Petri, II, 692; Simrock, 5560; Körte, 3343; Reinsberg III, 101; Braun, I, 1811.

Böhm.: Kdo chce jádro jísti, musí ořech rozlousknouti. (Čelakovsky, 126.)

Dän.: Hvo der vil æde kiærnen, faaer knække nøden eller bryde skallen. (Prov. dan., 7 u. 340.)

Engl.: He that will eat tho kernel, must crack the nut. (Čelakovsky, 126; Bohn II, 89.) – Madam Parnel, crack the nut and eat the kernel. (Gaal, 998.) – No nut does lack it's shell to knack. – No pains, no gains. – No sweet without some sweat.

Frz.: Il faut casser le noyau pour en avoir l'amande, (Lendroy, 1089.)

Holl.: Die de kern wil hebben, moet de dop kraken. (Bohn I, 308.)

Krain.: Ce te jedro mika, lupin jo zgrizi. (Čelakovsky, 126.)

Kroat.: Ki orehe hochi jeszti, pre lupine mora zgriszti.

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Dän.: Hvo der vil æde kjernen, faae bryde skallen. – Hvo kæernen vil æde, skal nødden bryde. (Bohn I, 377 u. 378.)

Frz.: Nulle noix sans coque. (Leroux, I, 37.)

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16 Wer will den süssen Kern vermahlen, muss aufbeissen die bittern (harten) Schalen.

17 Wie der Kern, so der Keim.

Aehnlich russisch Altmann, VI, 405.

*18 Das ist der Kern vnd Stern davon.Herberger, I, 2, 789.

*19 Das ist der rechte Kern.

„Was mennt (meint) ihr, is dos nich der rechte Karn?“ (Keller, 166b.)

*20 Den Kern essen und Gott die Schale vorlegen.Parömiakon, 1956.

Der Welt dienen mit der Kraft der Jugend und den schwachen, kraftlosen Rest des Lebens Gott weihen; Busse thun, wenn man nicht mehr sündigen kann.

*21 Den Kern verlieren und die Schale behalten.

Schon Plautus gebraucht die Redensart in den Gefangenen, wo der Herr, von dem man Nutzen hoffte, fort und an seiner Stelle der Sklave zurückgeblieben war.

*22 Die Kerne zerknicken, wenn die Kirsche schon gegessen ist.

Kommen, wenn das Beste weg ist, mit dem zufrieden sein müssen, was andere, als ihnen nicht zusagend, weggeworfen oder zurückgelassen haben.

*23 Du bist der Kernen, wenn man in die Nuss scheisst. (Weingarten.) – Birlinger, 296.

*24 Du bist der Kernen, wenn man Mausbollen gerbt. (Saulgau.) – Birlinger, 295.

*25 Ein goldener Kern in schlechter Schale.

*26 Einem den Kern stechen.

Ihm die Wahrheit sagen, ihm seinen Standpunkt klar machen.

*27 Er frisst die kern vnd lesset jm die Hülsen.Mathesius, Sarepta, CLIIb.

*28 Ihr seid goar der klare Karn.Gomolcke, 634.

[Spaltenumbruch] *29 Kern essen wollen, ehe die Hülsen drab sein.Schottel, 1113a.


Kernen.

1 Hast den Kernen verkauft?

Kernen = männliches Dingwort, soviel als Früchte, Getreide.

2 Man muss den Kernen nach der Nothdurft schneiden. (Schweiz.)


Kerngesund.

* Er ist kerngesund.Frischbier2, 89.

Gesund wie ein Kern.


Kerze.

1 Besser Eine Kerze vor mir, als zwei nach.Simrock, 5562; Eiselein, 371.

Lat.: Praevia lucidior multo candela sequente. (Seybold, 455.)

Ruth.: Luczsza odna ćwiczka przed sobou jak dwi za sobou.

2 Dem helpet nich Kassen (Kerzen) noch Brill, de dar nich seen will.Strodtman, 32.

Dem ist nicht zu helfen, der sich nicht rathen lassen will.

3 Die Kerze, die vorgeht, leuchtet schön.Simrock, 5561; Körte, 3344.

4 Die Kerze leuchtet nach oben.

Die Osmanen sagen: Der Raum unterhalb der Kerze ist dunkel. (Schlechta, 429.)

5 Die Kerze verbrennt sich selbst, um andern zu leuchten. (S. Licht.) – Parömiakon, 1459.

Edle Selbstaufopferung.

Mhd.: Sun, merke wie das kerzen licht die wile ez brinnet, swindet gar; geloube daz dir sam geschiht von tage ze tage; ich sage dir wâr. (Winsbeck.) – Des muge wir an der kerzen sehen ein wârez bilde geschehen, daz si zeiner eschen wirt en mitten dô si lieht birt. (Armer Heinrich.) – Diu kerze lieht den liuten birt unz daz si selbe zaschen wirt. (Freidank.) – Ein kerze ir selber ze nihte wirt, sô sie den liuten lieht gebirt. (Renner.) (Zingerle, 103.)

6 Ein kertz anderen leuchtet dar vnd drüber sich verzehret gar.Henisch, 756, 42.

7 Eine Kerze, die nicht gerade steht, muss man oft putzen.

8 Eine Kerze vorn ist besser als zwei hinten.

„Besser eine Kerze vor dir her, als deren zwei hinter dir drein. Sich selber leuchten, ist freilich schwer, sich heimleuchten lassen, weder klug noch fein.“

9 Einer brennenden Kerze schadet es nicht, wenn ein anderer davon sieht.

Holl.: Het schaadt der kaarsen niet, dat een ander van haar licht ziet. (Harrebomée, I, 370b.)

10 Kerzen beim Klee, die Palme beim Schnee.

Wenn man zu Lichtmess die Kerzen beim Grünen weiht, so weiht man die Palmen beim Weissen.

Lat.: Timotheum autumnus, Clementem dat tibi brumas. (Sutor, 972.) – Ver Petrum profert, Urbanum nuntiat aestas.

11 Man muss die Kerze nicht an beiden Enden zugleich anzünden.

Nicht muthwillig verschwenden.

12 Sähnd mer de Kêrzen öm Schnî, sänd mer de Pällem öm Klî; sänd mer de Kêrzen öm Klî, sänd mer de Pällem im Schnî. (Trier.) – Firmenich, III, 547, 57; Laven, 191, 100.

Wenn es an Mariä Lichtmess (2. Febr.), wo man Kerzen segnet (weiht), wintert, so ist Frühlingswetter an dem Sonntag, wo man Palmen segnet (weiht), d. i. am Palmsonntag; wenn es aber an Lichtmess Frühlingswetter ist, so wintert es auf Palmsonntag.

13 Verborgen Kertzen, gelt vnd Kunst, die frommen nichts vnd sind vmsunst.Petri, II, 566; Henisch, 1469, 7.

14 Von einer heiligen Kerze bewahrt man auch die Lichtschnuppe auf.

15 Von einer krummen Kerze kann kein gerader Schatten fallen.Winckler, III, 12.

16 Was hilft Kerze, was hilft Brill', wenn man doch nicht sehen will.

17 Wenn eine Kerze auslischt, so stinkt's.Parömiakon, 731.

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[[627]/0633] glaubt doch den Werken. Das heisst verdolmetscht: Bis ihr schmeckt den Kern, mögt ihr euch an der Schale stärken.“ (Fr. von Sallet, Leipzig 1842, S. 55.) 6 Der Kern straft oft die Schale Lügen. 7 Diesem Kern gehört eine bessere Schale. – Parömiakon, 1953. Schade, dass der kräftige Geist nicht in einem dauerhaftern Körper wohnt. 8 Ein guter Kern braucht keine dicke Schale. Frz.: Biaux noiaux gist sos foible escorce (beau noyau git sous faible écorce). (Leroux, I, 44.) 9 Gute Kerne haben oft viel Schalen. 10 Man muss die Kerne nicht wegwerfen wegen der Spreu. 11 Wann me den Kêrn hawwen will, mot me de Nutt upbîten. (Waldeck.) – Curtze, 337, 290. 12 Wenn der Kern aus der Schale ist, fressen ihn die Mäuse. – Parömiakon, 2436. Die Jungfrau sei keine Gassenläuferin, es ist sonst bald um ihre Tugend geschehen. 13 Wer den Kern essen will, der muss die Nuss auffbeissen (knacken). – Petri, II, 692; Simrock, 5560; Körte, 3343; Reinsberg III, 101; Braun, I, 1811. Böhm.: Kdo chce jádro jísti, musí ořech rozlousknouti. (Čelakovsky, 126.) Dän.: Hvo der vil æde kiærnen, faaer knække nøden eller bryde skallen. (Prov. dan., 7 u. 340.) Engl.: He that will eat tho kernel, must crack the nut. (Čelakovsky, 126; Bohn II, 89.) – Madam Parnel, crack the nut and eat the kernel. (Gaal, 998.) – No nut does lack it's shell to knack. – No pains, no gains. – No sweet without some sweat. Frz.: Il faut casser le noyau pour en avoir l'amande, (Lendroy, 1089.) Holl.: Die de kern wil hebben, moet de dop kraken. (Bohn I, 308.) Krain.: Ce te jedro mika, lupin jo zgrizi. (Čelakovsky, 126.) Kroat.: Ki orehe hochi jeszti, pre lupine mora zgriszti. Lat.: Frange nucis tegmen, si cupis esse nucem. – Qui nucleum esse vult, nucem frangat oportet. (Binder II, 1197; Gaal, 998; Seybold, 489; Eiselein, 497.) 14 Wer den Kern gegessen hat, dem schmeckt die Schale nicht. 15 Wer den Kern will, muss die Schale brechen. – Gaal, 998; Oec. rur., 216; Steiger, 308; Sailer, 184; Eiselein, 371 u. 497. Dän.: Hvo der vil æde kjernen, faae bryde skallen. – Hvo kæernen vil æde, skal nødden bryde. (Bohn I, 377 u. 378.) Frz.: Nulle noix sans coque. (Leroux, I, 37.) Lat.: Dulcia non meruit, qui non gustavit amara. (Altdorf, 22; Binder II, 854.) 16 Wer will den süssen Kern vermahlen, muss aufbeissen die bittern (harten) Schalen. 17 Wie der Kern, so der Keim. Aehnlich russisch Altmann, VI, 405. *18 Das ist der Kern vnd Stern davon. – Herberger, I, 2, 789. *19 Das ist der rechte Kern. „Was mennt (meint) ihr, is dos nich der rechte Karn?“ (Keller, 166b.) *20 Den Kern essen und Gott die Schale vorlegen. – Parömiakon, 1956. Der Welt dienen mit der Kraft der Jugend und den schwachen, kraftlosen Rest des Lebens Gott weihen; Busse thun, wenn man nicht mehr sündigen kann. *21 Den Kern verlieren und die Schale behalten. Schon Plautus gebraucht die Redensart in den Gefangenen, wo der Herr, von dem man Nutzen hoffte, fort und an seiner Stelle der Sklave zurückgeblieben war. *22 Die Kerne zerknicken, wenn die Kirsche schon gegessen ist. Kommen, wenn das Beste weg ist, mit dem zufrieden sein müssen, was andere, als ihnen nicht zusagend, weggeworfen oder zurückgelassen haben. *23 Du bist der Kernen, wenn man in die Nuss scheisst. (Weingarten.) – Birlinger, 296. *24 Du bist der Kernen, wenn man Mausbollen gerbt. (Saulgau.) – Birlinger, 295. *25 Ein goldener Kern in schlechter Schale. *26 Einem den Kern stechen. Ihm die Wahrheit sagen, ihm seinen Standpunkt klar machen. *27 Er frisst die kern vnd lesset jm die Hülsen. – Mathesius, Sarepta, CLIIb. *28 Ihr seid goar der klare Karn. – Gomolcke, 634. *29 Kern essen wollen, ehe die Hülsen drab sein. – Schottel, 1113a. Kernen. 1 Hast den Kernen verkauft? Kernen = männliches Dingwort, soviel als Früchte, Getreide. 2 Man muss den Kernen nach der Nothdurft schneiden. (Schweiz.) Kerngesund. * Er ist kerngesund. – Frischbier2, 89. Gesund wie ein Kern. Kerze. 1 Besser Eine Kerze vor mir, als zwei nach. – Simrock, 5562; Eiselein, 371. Lat.: Praevia lucidior multo candela sequente. (Seybold, 455.) Ruth.: Luczsza odna ćwiczka przed sobou jak dwi za sobou. 2 Dem helpet nich Kassen (Kerzen) noch Brill, de dar nich seen will. – Strodtman, 32. Dem ist nicht zu helfen, der sich nicht rathen lassen will. 3 Die Kerze, die vorgeht, leuchtet schön. – Simrock, 5561; Körte, 3344. 4 Die Kerze leuchtet nach oben. Die Osmanen sagen: Der Raum unterhalb der Kerze ist dunkel. (Schlechta, 429.) 5 Die Kerze verbrennt sich selbst, um andern zu leuchten. (S. Licht.) – Parömiakon, 1459. Edle Selbstaufopferung. Mhd.: Sun, merke wie das kerzen licht die wile ez brinnet, swindet gar; geloube daz dir sam geschiht von tage ze tage; ich sage dir wâr. (Winsbeck.) – Des muge wir an der kerzen sehen ein wârez bilde geschehen, daz si zeiner eschen wirt en mitten dô si lieht birt. (Armer Heinrich.) – Diu kerze lieht den liuten birt unz daz si selbe zaschen wirt. (Freidank.) – Ein kerze ir selber ze nihte wirt, sô sie den liuten lieht gebirt. (Renner.) (Zingerle, 103.) 6 Ein kertz anderen leuchtet dar vnd drüber sich verzehret gar. – Henisch, 756, 42. 7 Eine Kerze, die nicht gerade steht, muss man oft putzen. 8 Eine Kerze vorn ist besser als zwei hinten. „Besser eine Kerze vor dir her, als deren zwei hinter dir drein. Sich selber leuchten, ist freilich schwer, sich heimleuchten lassen, weder klug noch fein.“ 9 Einer brennenden Kerze schadet es nicht, wenn ein anderer davon sieht. Holl.: Het schaadt der kaarsen niet, dat een ander van haar licht ziet. (Harrebomée, I, 370b.) 10 Kerzen beim Klee, die Palme beim Schnee. Wenn man zu Lichtmess die Kerzen beim Grünen weiht, so weiht man die Palmen beim Weissen. Lat.: Timotheum autumnus, Clementem dat tibi brumas. (Sutor, 972.) – Ver Petrum profert, Urbanum nuntiat aestas. 11 Man muss die Kerze nicht an beiden Enden zugleich anzünden. Nicht muthwillig verschwenden. 12 Sähnd mer de Kêrzen öm Schnî, sänd mer de Pällem öm Klî; sänd mer de Kêrzen öm Klî, sänd mer de Pällem im Schnî. (Trier.) – Firmenich, III, 547, 57; Laven, 191, 100. Wenn es an Mariä Lichtmess (2. Febr.), wo man Kerzen segnet (weiht), wintert, so ist Frühlingswetter an dem Sonntag, wo man Palmen segnet (weiht), d. i. am Palmsonntag; wenn es aber an Lichtmess Frühlingswetter ist, so wintert es auf Palmsonntag. 13 Verborgen Kertzen, gelt vnd Kunst, die frommen nichts vnd sind vmsunst. – Petri, II, 566; Henisch, 1469, 7. 14 Von einer heiligen Kerze bewahrt man auch die Lichtschnuppe auf. 15 Von einer krummen Kerze kann kein gerader Schatten fallen. – Winckler, III, 12. 16 Was hilft Kerze, was hilft Brill', wenn man doch nicht sehen will. 17 Wenn eine Kerze auslischt, so stinkt's. – Parömiakon, 731. Wirkung des übeln Beispiels hochgestellter oder geistlicher Personen. 18 Wenn man die Kerzen segnet im Schnee (2. Febr.), weiht man die Palmen im Klee. (S. Lichtmess.) – Reinsberg VIII, 88.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [627]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/633>, abgerufen am 23.11.2024.