Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] *96 Dos is a Kerl wie a pulsch (polnisch) Dorf. (Bolkenhain in Schlesien.) Von einem Menschen, der über nichts Bescheid zu geben, in nichts sich zu finden weiss. *97 Dos is anderthalb tälsch Kerl. (Kreis Landeshut in Schlesien.) Er übertrifft die gewöhnlichen Durchschnittsnarren. *98 Du bist a Kerle wia mei A.. loch. (Schwaben.) *99 Du bist a Kerle wie David, nu kannst net Harpfa schla. (Wurmlingen.) - Birlinger, 104. *100 Du bist ein ganzer Kerl, wo du nicht zerrissen bist. (Meiningen.) Auch scherzhaft zu einem kleinen Knaben. *101 Du bist en ganssen Kerl bit up den Ars, dat annere sünd Bene. (Holst.) - Schütze, IV, 194. Spott auf einen Magern. *102 Du bist so en Karl wi min Sack, blos dat du nich bommelst. - Frischbier2, 1959. *103 Du böst so en Karl als min Arsch en Krüterkaste. (Pillau.) - Frischbier2, 1958. *104 Du mosst dem Kerl vör de Bost (Brust) springen. (Lippe.) Ihn dreist angreifen. *105 Ein confiscirter Kerl. Man hat darunter nach Büchmann (21) eigentlich einen Menschen zu verstehen, dessen Vermögen zur Staatskasse (Fiscus) eingezogen ist, also in weiterer Bedeutung einen bettelarmen Gesellen, ein Bild des Elends, eine "Bassermann'sche Gestalt". Die Redensart ist durch Schiller's Räuber im Volksmunde weiter verbreitet worden, aber jedenfalls schon vorher bekannt gewesen; denn nach K. Hoffmeister (Schiller's Leben) gebraucht Schiller die Redensart zu seinen Genossen in Bezug auf den sie überwachenden Aufseher. *106 Ein frischer Kerl acht's nicht. (Steiermark.) - Sonntag. *107 Ein Gott und den Menschen verhasster Kerl. - Eiselein, 248. *108 Ein Kerl wie ein Husar. (Rottenburg.) *109 Einen solchen Kerl fress' ich im Sauerkraut. (Rottenburg.) *110 En gescheut Kärel draf (darf) kein Narre sein. - Schambach, II, 141. Dadurch, dass einer nicht thöricht handelt, hat er eben zu zeigen, dass er gescheit ist. *111 En glatten Kerl. - Schütze, II, 37. Ein schöner Kerl. *112 En Kerl as ander Lü Jungens. - Eichwald, 990. *113 En Kerl as wenn he regent is. - Eichwald, 992. *114 En lüttge, kregel Kerl. - Eichwald, 991. *115 Er iss e Kärl wie e Blum'. (Ermland.) - Frischbier, 388; Frischbier2, 1960. *116 Er iss e Kärl wie e Gemäldniss. (Ermland.) - Frischbier, 387; Frischbier 2, 1960. *117 Er ist ein guter Kerl, was er abbeisst, isst er auch auf (oder: schluckt er auch 'nunter). - Frischbier2, 1952. *118 Er ist ein Kerl wie ein Ast. - Frischbier, 387; Frischbier2, 1954. *119 Er ist ein Kerl wie ein Eckerdaus (Trefle- As). - Frischbier, 388; Frischbier2, 1954; Hennig, 17. Von einem Menschen, der jung, gesund und stark ist. Wol daher, weil die Eiche ein Baum ist, der sehr festes und starkes Holz hat und vom Sturme nicht sobald zerbrochen wird. (Bock, Idiot. pruss.) *120 Er ist ein Kerl wie ein Hund für 'n Groschen. (Frankenwald.) *121 Er ist ein Kerl wie ein Nussbaum. Andere gedeihen neben ihm selten. *122 Er ist ein Kerl wie ein Propst. - Klosterspiegel, 38, 11. Der Volkswitz hat eine Anzahl sprichwörtliche Vergleiche vom Klosterleben gebildet. Man sagt: Er hätte einen guten Prälaten abgegeben. Er hat einen Bauch (oder Kopf, Lende) wie ein Prälat. Er ist so feist wie ein Propst. *123 Er ist ein Kerl wie ein Scheit Holz. (Frankenwald.) *124 Er ist ein Kerl wie 'ne Wurzel. - Frischbier2, 1954. *125 Er ist ein tüchtiger Kerl auf der Nachtskanne. - Frischbier, 389; Frischbier2, 1955. In Natangen mit dem Zusatz: wenn ihn zwei (zehn) Mann halten. [Spaltenumbruch] *126 Er ist noch immer Kerl auf Deck. - Frischbier 2, 1953. *127 Es ist ein baumlanger Kerl. Holl.: Het is een kerel als een boom. (Harrebomee, I, 392b.) *128 Es ist ein guter Kerl, er frisst keine Talglichte. *129 Es ist ein guter Kerl, er schlägt keinem blinden Pferde ein Auge aus. *130 Es ist ein hagebuchner Kerl. *131 Es ist ein Kerl, den kein Hund anpisst. - Eiselein, 371. *132 Es ist ein Kerl, der allen Heiligen die Füsse abbeissen will. Frz.: Etre un buveur d'eau benite. (Kritzinger, 99b.) *133 Es ist ein Kerl, der frisst den Teufel mit sammt dem Stiel und seine Grossmutter als Dessert. - Jer. Gotthelf, Uli, 307. *134 Es ist ein Kerl, der nimmt mit einer Hand den Teufel bei den Hörnern und zieht ihm mit der andern die Zähne aus. - Jer. Gotthelf, Käserei, 436. *135 Es ist ein Kerl, der speculirt. Mephisto in Goethe's Faust sagt: "Ich sag' es dir: ein Kerl, der speculirt, ist wie ein Thier', auf dürrer Heide von einem bösen Geist im Kreis herumgeführt, und ringsumher liegt schöne grüne Weide." *136 Es ist ein Kerl, er hat noch nicht einmal Prügel bekommen. Aus einer Zeit oder einem Lande, wo es zur guten Erziehung gehört, geprügelt zu werden. So soll sich im Jahre 1820 bei einem Hauptmann im österreichischen Infanterieregiment Mariassy Nr. 37 ein Gemeiner gemeldet und um 25 Stockstreiche gebeten haben, weil er der einzige im Regiment sei, der noch keine bekommen habe und deshalb von seinen Kameraden verspottet werde. So erzählt nach der wiener Presse die Niederschlesische Zeitung, Görlitz vom 31. Oct. 1867. *137 Es ist ein Kerl für 'n Groschen. Von wenig Werth. *138 Es ist ein Kerl, halb Dreck, halb Butter. - Lucifer (Neuyork 1851). *139 Es ist ein Kerl mit Haut und Haar für einen rothen Heller zu theuer. Holl.: Het is een kerel, die met huid en haar voor een vijfje nog te duur is. (Harrebomee, I, 392b.) *140 Es ist ein Kerl so dick und feist, ein Tag langt nicht, ihn rundum abzuprügeln. *141 Es ist ein Kerl wie der Gotzig. - Eiselein, 255. Gotzig ist eine Zusammenziehung aus gotteseinzig. *142 Es ist ein Kerl wie ein Vogel. Lustig, ein lustiger Vogel. *143 Es ist ein Kerl wie ein Wiesele. (Nürtingen.) Flink. *144 Es ist ein Kerl wie eine Filzlaus, man wird ihn nicht los. (Nürtingen.) *145 Es ist ein Kerl wie eine teige Birne. (Schles.) *146 Es ist ein Kerl wie Gregel-Gregor. (Schles.) Gregel - Gregor, vermuthlich von seinem lahmen Gange so benannt, hiess eigentlich Hans Gregor Gronitz, ein geborener Pole, war anfangs Soldat, dann Bettler und einer der furchtbarsten Landesbeschädiger Schlesiens, der aus Bosheit wegen verweigerten Almosens an zwanzig Orten Feuer angelegt, ausserdem auch elf Menschen ermordet hat. Im Februar 1680 ward er gefangen und am 10. Mai desselben Jahres in Liegnitz hingerichtet und zwar derart, dass er nach den vorhergegangenen Gebräuchen an den vier Ecken des Ringes mit vier glühenden Zangen gerissen, dann mit zwei Pferden auf einer Schleife und daraufgelegter Kuhhaut zur Richtstätte geschleift, dort mit dem Bade an Arm und Bein zerstossen, endlich auf eine Säule gesetzt und so geschmaucht wurde. Seine Geschichte ward von dem Buchdrucker Vätzoldt in Liegnitz gedruckt und sein Bild auf dem Saale des dortigen Rathhauses aufbewahrt. (Vgl. Breslauer Erzähler, 1802, S. 309.) *147 Es ist ein Kerl wie Käsebier (oder: Lips1). - Eiselein, 329. 1) Beide berüchtigte Räuber am Rhein. *148 Es ist ein Kerl wie Schützenmelcher. (Schles.) Die Chronik Schlesiens nennt mehrere ungewöhnliche Bösewichter, einen Hans Liehmann, Schramhans, Wampe George. Der, von dem die obige Redensart herkommt, hiess eigentlich Melchior Hedloff und war ein Wildschütz, der über 180 Mordthaten mit eigener Hand verübt und noch dazu ruhig und kaltblütig Register darüber geführt hat. Er wurde im Jahre 1653 zu Oels auf eine ähnliche Weise wie Gregel-Gregor (s. 136) hingerichtet. (Fülleborn, Breslauer Erzähler, 1800, S. 546.)
[Spaltenumbruch] *96 Dos is a Kerl wie a pulsch (polnisch) Dorf. (Bolkenhain in Schlesien.) Von einem Menschen, der über nichts Bescheid zu geben, in nichts sich zu finden weiss. *97 Dos is anderthalb tälsch Kerl. (Kreis Landeshut in Schlesien.) Er übertrifft die gewöhnlichen Durchschnittsnarren. *98 Du bist a Kerle wia mei A.. loch. (Schwaben.) *99 Du bist a Kerle wie David, nu kannst net Harpfa schla. (Wurmlingen.) – Birlinger, 104. *100 Du bist ein ganzer Kerl, wo du nicht zerrissen bist. (Meiningen.) Auch scherzhaft zu einem kleinen Knaben. *101 Du bist en ganssen Kerl bit up den Ars, dat annere sünd Bêne. (Holst.) – Schütze, IV, 194. Spott auf einen Magern. *102 Du bist so en Kârl wi min Sack, blos dat du nich bommelst. – Frischbier2, 1959. *103 Du böst so en Kârl als min Arsch en Krüterkaste. (Pillau.) – Frischbier2, 1958. *104 Du mosst dem Kêrl vör de Bost (Brust) springen. (Lippe.) Ihn dreist angreifen. *105 Ein confiscirter Kerl. Man hat darunter nach Büchmann (21) eigentlich einen Menschen zu verstehen, dessen Vermögen zur Staatskasse (Fiscus) eingezogen ist, also in weiterer Bedeutung einen bettelarmen Gesellen, ein Bild des Elends, eine „Bassermann'sche Gestalt“. Die Redensart ist durch Schiller's Räuber im Volksmunde weiter verbreitet worden, aber jedenfalls schon vorher bekannt gewesen; denn nach K. Hoffmeister (Schiller's Leben) gebraucht Schiller die Redensart zu seinen Genossen in Bezug auf den sie überwachenden Aufseher. *106 Ein frischer Kerl acht's nicht. (Steiermark.) – Sonntag. *107 Ein Gott und den Menschen verhasster Kerl. – Eiselein, 248. *108 Ein Kerl wie ein Husar. (Rottenburg.) *109 Einen solchen Kerl fress' ich im Sauerkraut. (Rottenburg.) *110 En gescheut Kärel draf (darf) kein Narre sîn. – Schambach, II, 141. Dadurch, dass einer nicht thöricht handelt, hat er eben zu zeigen, dass er gescheit ist. *111 En glatten Kêrl. – Schütze, II, 37. 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Andere gedeihen neben ihm selten. *122 Er ist ein Kerl wie ein Propst. – Klosterspiegel, 38, 11. Der Volkswitz hat eine Anzahl sprichwörtliche Vergleiche vom Klosterleben gebildet. Man sagt: Er hätte einen guten Prälaten abgegeben. Er hat einen Bauch (oder Kopf, Lende) wie ein Prälat. Er ist so feist wie ein Propst. *123 Er ist ein Kerl wie ein Scheit Holz. (Frankenwald.) *124 Er ist ein Kerl wie 'ne Wurzel. – Frischbier2, 1954. *125 Er ist ein tüchtiger Kerl auf der Nachtskanne. – Frischbier, 389; Frischbier2, 1955. In Natangen mit dem Zusatz: wenn ihn zwei (zehn) Mann halten. [Spaltenumbruch] *126 Er ist noch immer Kerl auf Deck. – Frischbier 2, 1953. *127 Es ist ein baumlanger Kerl. Holl.: Het is een kerel als een boom. 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Im Februar 1680 ward er gefangen und am 10. Mai desselben Jahres in Liegnitz hingerichtet und zwar derart, dass er nach den vorhergegangenen Gebräuchen an den vier Ecken des Ringes mit vier glühenden Zangen gerissen, dann mit zwei Pferden auf einer Schleife und daraufgelegter Kuhhaut zur Richtstätte geschleift, dort mit dem Bade an Arm und Bein zerstossen, endlich auf eine Säule gesetzt und so geschmaucht wurde. Seine Geschichte ward von dem Buchdrucker Vätzoldt in Liegnitz gedruckt und sein Bild auf dem Saale des dortigen Rathhauses aufbewahrt. 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*96 Dos is a Kerl wie a pulsch (polnisch) Dorf. (Bolkenhain in Schlesien.)
Von einem Menschen, der über nichts Bescheid zu geben, in nichts sich zu finden weiss.
*97 Dos is anderthalb tälsch Kerl. (Kreis Landeshut in Schlesien.)
Er übertrifft die gewöhnlichen Durchschnittsnarren.
*98 Du bist a Kerle wia mei A.. loch. (Schwaben.)
*99 Du bist a Kerle wie David, nu kannst net Harpfa schla. (Wurmlingen.) – Birlinger, 104.
*100 Du bist ein ganzer Kerl, wo du nicht zerrissen bist. (Meiningen.)
Auch scherzhaft zu einem kleinen Knaben.
*101 Du bist en ganssen Kerl bit up den Ars, dat annere sünd Bêne. (Holst.) – Schütze, IV, 194.
Spott auf einen Magern.
*102 Du bist so en Kârl wi min Sack, blos dat du nich bommelst. – Frischbier2, 1959.
*103 Du böst so en Kârl als min Arsch en Krüterkaste. (Pillau.) – Frischbier2, 1958.
*104 Du mosst dem Kêrl vör de Bost (Brust) springen. (Lippe.)
Ihn dreist angreifen.
*105 Ein confiscirter Kerl.
Man hat darunter nach Büchmann (21) eigentlich einen Menschen zu verstehen, dessen Vermögen zur Staatskasse (Fiscus) eingezogen ist, also in weiterer Bedeutung einen bettelarmen Gesellen, ein Bild des Elends, eine „Bassermann'sche Gestalt“. Die Redensart ist durch Schiller's Räuber im Volksmunde weiter verbreitet worden, aber jedenfalls schon vorher bekannt gewesen; denn nach K. Hoffmeister (Schiller's Leben) gebraucht Schiller die Redensart zu seinen Genossen in Bezug auf den sie überwachenden Aufseher.
*106 Ein frischer Kerl acht's nicht. (Steiermark.) – Sonntag.
*107 Ein Gott und den Menschen verhasster Kerl. – Eiselein, 248.
*108 Ein Kerl wie ein Husar. (Rottenburg.)
*109 Einen solchen Kerl fress' ich im Sauerkraut. (Rottenburg.)
*110 En gescheut Kärel draf (darf) kein Narre sîn. – Schambach, II, 141.
Dadurch, dass einer nicht thöricht handelt, hat er eben zu zeigen, dass er gescheit ist.
*111 En glatten Kêrl. – Schütze, II, 37.
Ein schöner Kerl.
*112 En Kerl as ander Lü Jungens. – Eichwald, 990.
*113 En Kerl as wenn he regent is. – Eichwald, 992.
*114 En lüttge, kregel Kerl. – Eichwald, 991.
*115 Er iss e Kärl wie e Blum'. (Ermland.) – Frischbier, 388; Frischbier2, 1960.
*116 Er iss e Kärl wie e Gemäldniss. (Ermland.) – Frischbier, 387; Frischbier 2, 1960.
*117 Er ist ein guter Kerl, was er abbeisst, isst er auch auf (oder: schluckt er auch 'nunter). – Frischbier2, 1952.
*118 Er ist ein Kerl wie ein Ast. – Frischbier, 387; Frischbier2, 1954.
*119 Er ist ein Kerl wie ein Eckerdaus (Trefle- As). – Frischbier, 388; Frischbier2, 1954; Hennig, 17.
Von einem Menschen, der jung, gesund und stark ist. Wol daher, weil die Eiche ein Baum ist, der sehr festes und starkes Holz hat und vom Sturme nicht sobald zerbrochen wird. (Bock, Idiot. pruss.)
*120 Er ist ein Kerl wie ein Hund für 'n Groschen. (Frankenwald.)
*121 Er ist ein Kerl wie ein Nussbaum.
Andere gedeihen neben ihm selten.
*122 Er ist ein Kerl wie ein Propst. – Klosterspiegel, 38, 11.
Der Volkswitz hat eine Anzahl sprichwörtliche Vergleiche vom Klosterleben gebildet. Man sagt: Er hätte einen guten Prälaten abgegeben. Er hat einen Bauch (oder Kopf, Lende) wie ein Prälat. Er ist so feist wie ein Propst.
*123 Er ist ein Kerl wie ein Scheit Holz. (Frankenwald.)
*124 Er ist ein Kerl wie 'ne Wurzel. – Frischbier2, 1954.
*125 Er ist ein tüchtiger Kerl auf der Nachtskanne. – Frischbier, 389; Frischbier2, 1955.
In Natangen mit dem Zusatz: wenn ihn zwei (zehn) Mann halten.
*126 Er ist noch immer Kerl auf Deck. – Frischbier 2, 1953.
*127 Es ist ein baumlanger Kerl.
Holl.: Het is een kerel als een boom. (Harrebomée, I, 392b.)
*128 Es ist ein guter Kerl, er frisst keine Talglichte.
*129 Es ist ein guter Kerl, er schlägt keinem blinden Pferde ein Auge aus.
*130 Es ist ein hagebuchner Kerl.
*131 Es ist ein Kerl, den kein Hund anpisst. – Eiselein, 371.
*132 Es ist ein Kerl, der allen Heiligen die Füsse abbeissen will.
Frz.: Étre un buveur d'eau bénite. (Kritzinger, 99b.)
*133 Es ist ein Kerl, der frisst den Teufel mit sammt dem Stiel und seine Grossmutter als Dessert. – Jer. Gotthelf, Uli, 307.
*134 Es ist ein Kerl, der nimmt mit einer Hand den Teufel bei den Hörnern und zieht ihm mit der andern die Zähne aus. – Jer. Gotthelf, Käserei, 436.
*135 Es ist ein Kerl, der speculirt.
Mephisto in Goethe's Faust sagt: „Ich sag' es dir: ein Kerl, der speculirt, ist wie ein Thier', auf dürrer Heide von einem bösen Geist im Kreis herumgeführt, und ringsumher liegt schöne grüne Weide.“
*136 Es ist ein Kerl, er hat noch nicht einmal Prügel bekommen.
Aus einer Zeit oder einem Lande, wo es zur guten Erziehung gehört, geprügelt zu werden. So soll sich im Jahre 1820 bei einem Hauptmann im österreichischen Infanterieregiment Mariassy Nr. 37 ein Gemeiner gemeldet und um 25 Stockstreiche gebeten haben, weil er der einzige im Regiment sei, der noch keine bekommen habe und deshalb von seinen Kameraden verspottet werde. So erzählt nach der wiener Presse die Niederschlesische Zeitung, Görlitz vom 31. Oct. 1867.
*137 Es ist ein Kerl für 'n Groschen.
Von wenig Werth.
*138 Es ist ein Kerl, halb Dreck, halb Butter. – Lucifer (Neuyork 1851).
*139 Es ist ein Kerl mit Haut und Haar für einen rothen Heller zu theuer.
Holl.: Het is een kerel, die met huid en haar voor een vijfje nog te duur is. (Harrebomée, I, 392b.)
*140 Es ist ein Kerl so dick und feist, ein Tag langt nicht, ihn rundum abzuprügeln.
*141 Es ist ein Kerl wie der Gotzig. – Eiselein, 255.
Gotzig ist eine Zusammenziehung aus gotteseinzig.
*142 Es ist ein Kerl wie ein Vogel.
Lustig, ein lustiger Vogel.
*143 Es ist ein Kerl wie ein Wiesele. (Nürtingen.)
Flink.
*144 Es ist ein Kerl wie eine Filzlaus, man wird ihn nicht los. (Nürtingen.)
*145 Es ist ein Kerl wie eine teige Birne. (Schles.)
*146 Es ist ein Kerl wie Gregel-Gregor. (Schles.)
Gregel – Gregor, vermuthlich von seinem lahmen Gange so benannt, hiess eigentlich Hans Gregor Gronitz, ein geborener Pole, war anfangs Soldat, dann Bettler und einer der furchtbarsten Landesbeschädiger Schlesiens, der aus Bosheit wegen verweigerten Almosens an zwanzig Orten Feuer angelegt, ausserdem auch elf Menschen ermordet hat. Im Februar 1680 ward er gefangen und am 10. Mai desselben Jahres in Liegnitz hingerichtet und zwar derart, dass er nach den vorhergegangenen Gebräuchen an den vier Ecken des Ringes mit vier glühenden Zangen gerissen, dann mit zwei Pferden auf einer Schleife und daraufgelegter Kuhhaut zur Richtstätte geschleift, dort mit dem Bade an Arm und Bein zerstossen, endlich auf eine Säule gesetzt und so geschmaucht wurde. Seine Geschichte ward von dem Buchdrucker Vätzoldt in Liegnitz gedruckt und sein Bild auf dem Saale des dortigen Rathhauses aufbewahrt. (Vgl. Breslauer Erzähler, 1802, S. 309.)
*147 Es ist ein Kerl wie Käsebier (oder: Lips1). – Eiselein, 329.
1) Beide berüchtigte Räuber am Rhein.
*148 Es ist ein Kerl wie Schützenmelcher. (Schles.)
Die Chronik Schlesiens nennt mehrere ungewöhnliche Bösewichter, einen Hans Liehmann, Schramhans, Wampe George. Der, von dem die obige Redensart herkommt, hiess eigentlich Melchior Hedloff und war ein Wildschütz, der über 180 Mordthaten mit eigener Hand verübt und noch dazu ruhig und kaltblütig Register darüber geführt hat. Er wurde im Jahre 1653 zu Oels auf eine ähnliche Weise wie Gregel-Gregor (s. 136) hingerichtet. (Fülleborn, Breslauer Erzähler, 1800, S. 546.)
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