Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] 9 Mit Göttern muss man nicht kämpfen. Streitigkeiten mit Vornehmen, Reichen. Mächtigen sind bedenklich. 10 Vil Götter, wenig Nothhelffer. - Henisch, 1684, 53; Petri, II, 572. 11 Wen die Götter verderben wollen, den schlagen sie mit Blindheit. Es ist das unbewegliche Gesetz der Geschichte, in einem gegebenen Momente bemächtigt sich ein Schwindel der alten Gewalten und führt sie ihrem Untergange entgegen. Die Alten sagten: Die Götter schlagen mit Blindheit, wen sie verderben wollen. (Westdeutsche Zeitung, Köln 1849, Nr. 128.) 12 Wenn die Götter je einer Logik bedürften, so müssten sie sich der des Chrysippos bedienen. Zur Bezeichnung der Vortrefflichkeit der Logik dieses Denkers. 13 Wer mit Göttern gesprochen, der kennt Menschen nicht mehr. *14 Das mögen die Götter wissen. - Lohrengel, II, 85. *15 Er bringt (opfert) den Göttern Strohgarben. *16 Mit den Göttern kämpfen. (Altröm.) Der Natur und dem Schicksal widerstreben. Von der Mythe des Gigantenkampfs entlehnt. *17 Wolten wir götter sein? - Tappius, 190a. Lat.: Deum esse. Deum facere. (Tappius, 190a.) Gotterbarm. Drei Stond hönder Gotterbarm1. - Tobler, 229. 1)Ein erdichteter, sehr ferner Ort des Elends. Gottesacker. Gottesacker hat Kreuze, aber keine Leiden. Gottesackerbelle. * Er hat die Gottesackerbelle oder -Pfeife. Kirhhofshusten. Frz.: Une toux de renard qui conduit au terrier. (Kritzinger, 600.) Gottesdienst. 1 Alles Gottesdienst stehet im gehorsam. - Henisch, 1440, 62; Petri, II, 7. Dän.: Ret Guds tieneste laeres ved troen, ei ved fornuften. (Prov. dan., 260.) 2 Der grösseste Gottesdienst ist gehorsam. - Petri, I, 16. 3 Der Polnisch gotsdienst, Ein Boemischer Mönch, Ein Schwäbische Nonn, Ein Osterreichischer kriegsmann, der welschen andacht vnd der Teutschen fasten gelten nit ein bonen. - Franck, I, 162b. So hiess es im Jahre 1541. Seit jener Zeit hat sich manches verändert, vieles verbessert; einiges möchte aber von diesem Satze immer noch wahr sein. 4 Der rechte Gottesdienst legt uns kein Holzhauen oder Steintragen auf. - Luther's Tischreden, 60a. 5 Es ist ein schlechter Gottesdienst, wenn man aus Blutgeld Klöster baut. - Klosterspiegel, 64, 23. So sagte der Eremit Strebel von Oftringen zu Agnes von Königsfelden. 6 Gottesdienst geht vor Herrendienst. - Simrock, 3955. 7 Gottesdienst ist kein Hofedienst. Lat.: Religio generis decus est et gloria nostri. (Seybold, 525.) Gottesfriede. Gottesfriede ist allervorzüglichster Friede. - Graf, 497, 91. Er ist noch heiliger als Haus- und Königsfriede. Unter ihm standen Kirchhöfe und Kirche, das Unverletzbarste darin war der Altar und der Priester an demselben. Die Kirche bot jedem flüchtigen Verbrecher eine Freistätte, nur dem nicht, der in und an ihr selbst frevelte, und nicht dem, der bereits verurtheilt war. Wer auch nur den Ring an der Kirche fassen oder seinen Hut zur Thür hineinwerfen konnte, den durfte kein Scherge mehr ergreifen. Gottesfurcht. 1 Der Gottesfurcht für Augen hat, dem folgt all ding früh vnd Spat. - Gruter, III, 17; Lehmann, II, 79, 78. 2 Gotsforcht ist der weissheit anfang. - Franck, I, 129a; Gruter, I, 45; Eiselein, 255; Schulze, 265; Simrock, 3977; Körte, 2394; Braun, I, 968; Zaupser, 30. Mhd.: Gote dienen ane wanc deist weisheit anevanc. (Freidank.) - Wan der rehte weistuom ist got dienen zaller vrist. (Welscher Gast.) - Aller weisheit anevanc ist gotes vorhte sunder wanc. (Helbing.) - Ein anvanch aller wiczen ist gottes forcht mit sälger list. (Ring.) (Zingerle, 195.) [Spaltenumbruch] Dän.: Gudsfrygtighed er alle dyders dronning. (Prov. dan., 260.) Frz.: Dieu soit avoue de tout. (Leroux, I, 11.) It.: Chi ha il timor di Dio, ha la vera sapienza. (Pazzaglia, 136, 2.) Lat.: Timor domini ipsa est sapientia. 3 Gottesforcht ist zu allen dingen nutz. - Stettler, I, 64a. Frz.: La crainte de Dieu est bonne en tout lieu. (Kritzinger, 188a.) Lat.: Deum colenti sat sua merces. (Fischer, 43, 37.) 4 Gottesforcht macht edel. - Henisch, 1692, 19; Petri, II, 352. "Menschenfurcht aber die Säugamme der Erbärmlichkeit und Niedertracht." Lat.: Pietati summa tribuenda laus est. (Seybold, 441.) 5 Gottesfurcht ist die Quelle aller Tugend. Lat.: Pietas fundamentum est omnium virtutum. (Seybold, 441; Philippi, II, 95.) - Pietas tutissima virtus. (Seybold, 441.) - Regula virtutum pietas. (Seybold, 525.) - Virtutes pietas in se complectitur omnes. (Seybold, 639.) 6 Gottesfurcht liegt im Stroh, Demuth schreit Mordio. 7 Gottsforcht ist eben die weissheyt. - Franck, I, 50d; Gruter, I, 45; Körte, 2394 u. 2963. 8 Gottsforcht lebt lange. - Franck, I, 50d; Henisch, 1694, 20; Lehmann, II, 231, 164; Sailer, 217; Simrock, 3978. Dän.: Gudsfrygt giver fred og helse (al velstand). (Prov. dan., 260.) Holl.: Vreugt in den Heer duurt immermeer. (Harrebomee, I, 293.) 9 Gottsforcht sündt nit. - Franck, I, 50d; Körte, 2396; Simrock, 3979. Böhm.: Kde bozi bazen, tu i stud. (Celakovsky, 120.) 10 Kein Gottesfurcht ist jetzt in der Welt; jeder spricht: Hätt' ich nur Geld! 11 Ohn Gottesfurcht taugt kein Lehr. - Petri, I, 77. 12 Wer Gottesfurcht im Herzen, wird mit dem Teufel niemals scherzen. 13 Wer nicht Gottesfurcht im Herzen hat, mag täglich Honig und Milch zu essen haben, er kann doch nicht ruhig leben. - Ephräm, 232. 14 Wo Gottesfurcht wohnt, muss Sklavenfurcht sterben. Gottesfürchtig. *1 Godsfürchtag an damdristagh. - Johansen, 31. Gottesfürchtig und dummdreist (musst du sein um durch die Welt zu kommen). *2 He is gottsfürchtig un dreist. (Altmark.) - Danneil, 275; Frischbier2, 1355. Das soll hier sagen: unverschämt dreist. Gottesfürchtiger. Ein Gottesfürchtiger isst sein Brot nur halb, die andere Hälfte bewahrt er für die Armen. Gottesgewalt. Der Gotsg'walt. In Kärnten für Schlagfluss. (S. Ueberfelder.) Gotteshaus. 1 Das Gotteshaus verliert sein Recht in hundert Jahren nicht. - Graf, 95, 186. Die Rechtsansprüche können selbst in solchem Zeitraum nicht verjähren. Mhd.: So verliert daz gotzhus nit sin recht in hundert iaren. (Grimm, Weisth., I, 576.) 2 Des Gotteshauses Gut ist männiglich Genoss. - Graf, 50, 168. Jeder, der nicht leibeigen ist, kann es erwerben. Personen, die solch Gut besassen, wurden Gotteshausleute genannt; sie waren nicht eigen im strengen Sinn, aber auch nicht frei. Ihr Dienst ruhte auf dem Gute und ihr Schutzherr musste ihnen die Freiheit bewahren. Er musste um jeden der Seinen ein Pferd zu Tode reiten und darüber noch eins (vgl. Bodmann, Rheingauische Alterthümer, Mainz 1819, S. 531), bis ihm der Bügel unter den Füssen schlitzt. (Grimm, Weisth., I, 313.) Mhd.: Des gotzhus gut is menglich genoss. (Grimm, Weisth., I, 815.) 3 Es ist kein Gotteshaus, der Teufel baut auch eine Kapelle daneben. - Kirchhofer, 131. 4 In solchem Gottes Hauss theilet man solchen Ablass auss. - Petri, II, 406. Gotteshausgut. 1 Gotteshausgut ist vom Tod fällig, vom Verkauf drittheilig und vom Empfangen ehrschätzig. - Graf, 50, 172. Das will sagen, ein solches Gut komme nicht in den freien Erbgang, wie echtes Eigen (S. Eigen 7). Nach [Spaltenumbruch] 9 Mit Göttern muss man nicht kämpfen. Streitigkeiten mit Vornehmen, Reichen. Mächtigen sind bedenklich. 10 Vil Götter, wenig Nothhelffer. – Henisch, 1684, 53; Petri, II, 572. 11 Wen die Götter verderben wollen, den schlagen sie mit Blindheit. Es ist das unbewegliche Gesetz der Geschichte, in einem gegebenen Momente bemächtigt sich ein Schwindel der alten Gewalten und führt sie ihrem Untergange entgegen. Die Alten sagten: Die Götter schlagen mit Blindheit, wen sie verderben wollen. 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9 Mit Göttern muss man nicht kämpfen.
Streitigkeiten mit Vornehmen, Reichen. Mächtigen sind bedenklich.
10 Vil Götter, wenig Nothhelffer. – Henisch, 1684, 53; Petri, II, 572.
11 Wen die Götter verderben wollen, den schlagen sie mit Blindheit.
Es ist das unbewegliche Gesetz der Geschichte, in einem gegebenen Momente bemächtigt sich ein Schwindel der alten Gewalten und führt sie ihrem Untergange entgegen. Die Alten sagten: Die Götter schlagen mit Blindheit, wen sie verderben wollen. (Westdeutsche Zeitung, Köln 1849, Nr. 128.)
12 Wenn die Götter je einer Logik bedürften, so müssten sie sich der des Chrysippos bedienen.
Zur Bezeichnung der Vortrefflichkeit der Logik dieses Denkers.
13 Wer mit Göttern gesprochen, der kennt Menschen nicht mehr.
*14 Das mögen die Götter wissen. – Lohrengel, II, 85.
*15 Er bringt (opfert) den Göttern Strohgarben.
*16 Mit den Göttern kämpfen. (Altröm.)
Der Natur und dem Schicksal widerstreben. Von der Mythe des Gigantenkampfs entlehnt.
*17 Wolten wir götter sein? – Tappius, 190a.
Lat.: Deum esse. Deum facere. (Tappius, 190a.)
Gotterbarm.
Drei Stond hönder Gotterbarm1. – Tobler, 229.
1)Ein erdichteter, sehr ferner Ort des Elends.
Gottesacker.
Gottesacker hat Kreuze, aber keine Leiden.
Gottesackerbelle.
* Er hat die Gottesackerbelle oder -Pfeife.
Kirhhofshusten.
Frz.: Une toux de renard qui conduit au terrier. (Kritzinger, 600.)
Gottesdienst.
1 Alles Gottesdienst stehet im gehorsam. – Henisch, 1440, 62; Petri, II, 7.
Dän.: Ret Guds tieneste læres ved troen, ei ved fornuften. (Prov. dan., 260.)
2 Der grösseste Gottesdienst ist gehorsam. – Petri, I, 16.
3 Der Polnisch gotsdienst, Ein Boemischer Mönch, Ein Schwäbische Nonn, Ein Osterreichischer kriegsmann, der welschen andacht vnd der Teutschen fasten gelten nit ein bonen. – Franck, I, 162b.
So hiess es im Jahre 1541. Seit jener Zeit hat sich manches verändert, vieles verbessert; einiges möchte aber von diesem Satze immer noch wahr sein.
4 Der rechte Gottesdienst legt uns kein Holzhauen oder Steintragen auf. – Luther's Tischreden, 60a.
5 Es ist ein schlechter Gottesdienst, wenn man aus Blutgeld Klöster baut. – Klosterspiegel, 64, 23.
So sagte der Eremit Strebel von Oftringen zu Agnes von Königsfelden.
6 Gottesdienst geht vor Herrendienst. – Simrock, 3955.
7 Gottesdienst ist kein Hofedienst.
Lat.: Religio generis decus est et gloria nostri. (Seybold, 525.)
Gottesfriede.
Gottesfriede ist allervorzüglichster Friede. – Graf, 497, 91.
Er ist noch heiliger als Haus- und Königsfriede. Unter ihm standen Kirchhöfe und Kirche, das Unverletzbarste darin war der Altar und der Priester an demselben. Die Kirche bot jedem flüchtigen Verbrecher eine Freistätte, nur dem nicht, der in und an ihr selbst frevelte, und nicht dem, der bereits verurtheilt war. Wer auch nur den Ring an der Kirche fassen oder seinen Hut zur Thür hineinwerfen konnte, den durfte kein Scherge mehr ergreifen.
Gottesfurcht.
1 Der Gottesfurcht für Augen hat, dem folgt all ding früh vnd Spat. – Gruter, III, 17; Lehmann, II, 79, 78.
2 Gotsforcht ist der weissheit anfang. – Franck, I, 129a; Gruter, I, 45; Eiselein, 255; Schulze, 265; Simrock, 3977; Körte, 2394; Braun, I, 968; Zaupser, 30.
Mhd.: Gote dienen âne wanc deist wîsheit ânevanc. (Freidank.) – Wan der rehte wîstuom ist got dienen zaller vrist. (Welscher Gast.) – Aller wîsheit ânevanc ist gotes vorhte sunder wanc. (Helbing.) – Ein anvanch aller wiczen ist gottes forcht mit sälger list. (Ring.) (Zingerle, 195.)
Dän.: Gudsfrygtighed er alle dyders dronning. (Prov. dan., 260.)
Frz.: Dieu soit avoué de tout. (Leroux, I, 11.)
It.: Chi hà il timor di Dio, hà la vera sapienza. (Pazzaglia, 136, 2.)
Lat.: Timor domini ipsa est sapientia.
3 Gottesforcht ist zu allen dingen nutz. – Stettler, I, 64a.
Frz.: La crainte de Dieu est bonne en tout lieu. (Kritzinger, 188a.)
Lat.: Deum colenti sat sua merces. (Fischer, 43, 37.)
4 Gottesforcht macht edel. – Henisch, 1692, 19; Petri, II, 352.
„Menschenfurcht aber die Säugamme der Erbärmlichkeit und Niedertracht.“
Lat.: Pietati summa tribuenda laus est. (Seybold, 441.)
5 Gottesfurcht ist die Quelle aller Tugend.
Lat.: Pietas fundamentum est omnium virtutum. (Seybold, 441; Philippi, II, 95.) – Pietas tutissima virtus. (Seybold, 441.) – Regula virtutum pietas. (Seybold, 525.) – Virtutes pietas in se complectitur omnes. (Seybold, 639.)
6 Gottesfurcht liegt im Stroh, Demuth schreit Mordio.
7 Gottsforcht ist eben die weissheyt. – Franck, I, 50d; Gruter, I, 45; Körte, 2394 u. 2963.
8 Gottsforcht lebt lange. – Franck, I, 50d; Henisch, 1694, 20; Lehmann, II, 231, 164; Sailer, 217; Simrock, 3978.
Dän.: Gudsfrygt giver fred og helse (al velstand). (Prov. dan., 260.)
Holl.: Vreugt in den Heer duurt immermeer. (Harrebomée, I, 293.)
9 Gottsforcht sündt nit. – Franck, I, 50d; Körte, 2396; Simrock, 3979.
Böhm.: Kde boží bázeň, tu i stud. (Čelakovsky, 120.)
10 Kein Gottesfurcht ist jetzt in der Welt; jeder spricht: Hätt' ich nur Geld!
11 Ohn Gottesfurcht taugt kein Lehr. – Petri, I, 77.
12 Wer Gottesfurcht im Herzen, wird mit dem Teufel niemals scherzen.
13 Wer nicht Gottesfurcht im Herzen hat, mag täglich Honig und Milch zu essen haben, er kann doch nicht ruhig leben. – Ephräm, 232.
14 Wo Gottesfurcht wohnt, muss Sklavenfurcht sterben.
Gottesfürchtig.
*1 Godsfürchtag an dámdristagh. – Johansen, 31.
Gottesfürchtig und dummdreist (musst du sein um durch die Welt zu kommen).
*2 Hê is gottsfürchtig un drîst. (Altmark.) – Danneil, 275; Frischbier2, 1355.
Das soll hier sagen: unverschämt dreist.
Gottesfürchtiger.
Ein Gottesfürchtiger isst sein Brot nur halb, die andere Hälfte bewahrt er für die Armen.
Gottesgewalt.
Der Gotsg'walt.
In Kärnten für Schlagfluss. (S. Ueberfelder.)
Gotteshaus.
1 Das Gotteshaus verliert sein Recht in hundert Jahren nicht. – Graf, 95, 186.
Die Rechtsansprüche können selbst in solchem Zeitraum nicht verjähren.
Mhd.: So verliert daz gotzhus nit sin recht in hundert iaren. (Grimm, Weisth., I, 576.)
2 Des Gotteshauses Gut ist männiglich Genoss. – Graf, 50, 168.
Jeder, der nicht leibeigen ist, kann es erwerben. Personen, die solch Gut besassen, wurden Gotteshausleute genannt; sie waren nicht eigen im strengen Sinn, aber auch nicht frei. Ihr Dienst ruhte auf dem Gute und ihr Schutzherr musste ihnen die Freiheit bewahren. Er musste um jeden der Seinen ein Pferd zu Tode reiten und darüber noch eins (vgl. Bodmann, Rheingauische Alterthümer, Mainz 1819, S. 531), bis ihm der Bügel unter den Füssen schlitzt. (Grimm, Weisth., I, 313.)
Mhd.: Des gotzhus gut is menglich genoss. (Grimm, Weisth., I, 815.)
3 Es ist kein Gotteshaus, der Teufel baut auch eine Kapelle daneben. – Kirchhofer, 131.
4 In solchem Gottes Hauss theilet man solchen Ablass auss. – Petri, II, 406.
Gotteshausgut.
1 Gotteshausgut ist vom Tod fällig, vom Verkauf drittheilig und vom Empfangen ehrschätzig. – Graf, 50, 172.
Das will sagen, ein solches Gut komme nicht in den freien Erbgang, wie echtes Eigen (S. Eigen 7). Nach
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