Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch]
Kalbsauge. 1 Kalbs Augen, Hasen Lung, Hecht Leber vnd Karpffen Zung, süsser Wein vnd barben Maul bringen manchen vmb seinen grawen Gaul. - Petri, II, 412. "Wie das gemeine Sprichwort sagt, vnd der verdorben reuter klagt; sprach: Kalbes aug vnd Hasen lung Hechts Lebern vnd karpffen Zung süsser wein vnd barben maul brachten mich vmb meinen grawen Gaul." (Waldis, IV, 51, 23.) *2 Er macht ein paar Kalbsaugen. "Er entschuldigte sein schlechtes Lesen, ein Compliment erwartend. Ich sagte, das Lesen würde gegangen sein, aber ich glaubte, es hätte am Buchstabiren gelegen, worauf er ein paar Kalbsaugen machte." (Zelter an Goethe, 241.) *3 Etwas mit Kalbsaugen ansehen. - Luther's Tischreden, 172b. Dumm, mit stierem, dummem Blick. (Grimm, V, 59.) *4 Mach deine Kalbsaugen auf. - Gotter, III, 494. Kalbsbrust. Eine Kalbsbrust und eine Löffelkeule kochen nicht in Einem Topfe weich. Kalbsfieber. * Er hat das Kalbsfieber, es schauert ihm, wenn er voll ist. Kalbsfüsse. *1 Er hat seine Kalbsfüsse abgelaufen. Holl.: Hij heeft zijne kalfsklaauwen afgeloopen. (Harrebomee, I, 375b.) *2 Noch auf Kalbsfüssen gehen. Kalbshaut. 1 Dar hanget mer Kalfs - as Kohüde (Kuhhäute) up'n Taun. Es sterben mehr Kinder als alte Leute. (Brem. Wb., II, 721.) 2 Dar kamt mer kalvs- as ko-hüde to markt. 3 Es komen eben so uil kelberheutte zum marckt als ochsenheutte. - Agricola I, 514; Eiselein, 358; Parömiakon, 2246. Man soll nicht auf seine Jugend trotzen. Engl.: As soon goes the young lamb's skin to the market as the old ewe's. (Gaal, 1531.) Frz.: De veaux comme de vaches vont les peaux a la place. (Leroux, I, 134.) Holl.: Also vele calver comen huden ter merct als older coeijen. (Tunn., 25, 4.) Lat.: Pelles quot pecorum venduntur tot vitulorum. (Fallersleben, 77; Loci comm., 129.) Poln.: Wiecej cielat na rzez idzie nizeli krow. (Lompa, 33.) 4 Es kommen auch viel Kälberhäute zu Kauf; es geht nicht blos über die Kühe. 5 Es werden eben so vil kalbsheut als küwheut ghen marckt tragen. - Franck, I, 82a. Holl.: Er komen meer (zooveel) kalfsvellen dan (als) ossenhuiden ter markt. (Harrebomee, I, 375a.) Lat.: Mista senum ac funerum densantur funera. (Horaz.) (Philippi, I, 253.) - Mors nisi mactaret juvenes, laniique juvencos, omnia stultorum plena, bovumque forent. (Sutor, 501.) - Quot pecorum pelles venduntur, tot vitulorum. (Seybold, 519.) 6 Man findet ebenso viel Kälberheute und mehr, denn Kuhhäute. - Eiselein, 359; Simrock, 5374. Eiselein bemerkt: Gegen die Erbschaftslauerer. Kalbskopf. 1 Der hat ein Kalbskopff, der an einem ein Verbrechen strafft, dass der Verbrecher nicht vermeiden könne. - Lehmann, 729, 56. 2 Ein Kalbskopf wird mit Zung' und Hirn servirt. 3 Einen Kalbskopff darff kein Armer fressen. - Simplic., I, 125. "Man pflegt zu sagen: Einen Kalbskopff darff kein Armer fressen." Engl.: A calf's-head will feast a hunter and his hounds. (Bohn II, 76.) 4 Man muss nicht zum Kalbskopf einladen, ehe die Kuh gekalbt hat. - Sutor, 421; Simrock, 5375; Reinsberg IV, 24. "Der Vnwitz ladet Gäst zum Kalbskopff, ehe die Kuh kälbert, gibt der Tochter ein Mann ehe sie geboren, bawt Häuser in Lufft." (Lehmann, 807, 5.) *5 Das redt er auss keinem Kalbskopff. - Theatrum Diabolorum, 411a. *6 Der Kalbskopf will begossen sein. Holl.: De kalfskop wil begoten zijn. (Harrebomee, I, 375a.) *7 Du Kalbskopf. Alberner, einfältiger, dummer Mensch. "Mit den Kalbsköpfen, seinen Brüdern." (Wieland, XVIII. 149.) [Spaltenumbruch] *8 Mit dem will ich keinen Kalbskopf essen. "Wer sich ainer solchen Sach vermäss und mit ainem Henker ain Kalbskopf äss ... dor bodorft wol ainer wolschmeckenden Nasen." (Keller, Alte Schwänke. 23.) Kalbsmaul. * Einem das Kalbsmaul vor die Thür werfen. Wie Kalbskopf u. s. w., ein Schimpfwort. - "Werf im das Kalbs maul bald für die Thür, dass er darbei prüf und spür, dass er kein Eppelein an ir (der Frau) hab, sonder aussthan und Schabab." (H. Sachs, V, 2228d.) Kalbsohr. * Einem ein Kalbsohr anhängen. Ihn schimpfen. "Und lass in alln die Pritschen schlagen und zu dem galgenthor ausjagen, und henk jedem ein Kalbsohr an." (H. Sachs, IV, 2, 50.) Kalbzeit. 1 Man muss der Kalbzeit ihr Recht lassen. - Estor, I, 488; Pistor., VII, 24; Eisenhart, 203; Hillebrand, 64, 93; Blum, 750; Eiselein, 359; Simrock, 5383; Braun, I, 1724; Reinsberg VII, 69. Unter der Kalbzeit vorstehen die. Jäger die sogenannte Brunft- und Satzzeit, während derselben alles Wild, Raubthiere ausgenommen, nach Bestimmung aller Jagdordnungen geschont werden muss, weil es sonst bald aufgerieben sein würde. Die Hegezeiten sind indess nach den Arten der Jagd und nach den Gattungen des Wildes verschieden. (Vgl. Allg. Preuss. Landrecht, II, 16, 45 fg.; Mittermaier, Grundsätze des gemeinen deutschen Privatrechts, 207; Maurenbrecher, Lehrbuch des deutschen Privatrechts, 278.) Uneigentlich nennt man die erste Jugendzeit die Kalbzeit. Das Sprichwort will nun, dass man der Jugend einigen Muthwillen, einige Ausbrüche fröhlicher Leidenschaften, einen, gewissen Grad des Leichtsinns zugute halte, wenigstens nicht zu hoch anrechne. (S. Kälbern.) *2 Er ist noch in der Kalbzeit. *3 Seine Kalbzeit ist vorüber. Holl.: De kalfsklaauwen zijn hem afgestooten. - Hij is de kalverliefde door. (Harrebomee, I, 375a u. 375b.) Kaldaune. 1 Hab' ich Kaldaunen1 auf dem Tisch, mein Nachbar wird nicht satt davon. 1) Hier die Gedärme vom Schlachtvieh als Gericht. Poln.: Kto jada flaki, mysli ze kazdy taki. (Lompa, 16.) *2 Wer Kaldaunen isst, muss nicht fragen (dran denken), was drin gewesen ist. (S. Kammerjungfer.) Engl.: Tripe's good meat, if it be well cleaned. (Bohn II, 37.) *3 Da möchte man aus der Galaune (Eingeweiden) fahren. (Meiningen.) *4 Die Kaldaunen aus dem Leibe speien. Sich sehr stark erbrechen. Frz.: Il a vomi tripes et boudins. (Kritzinger, 725b.) - Jetter tripes et boiaux. (Kritzinger, 693.) *5 Die Kaldaunen ausspülen. Stark trinken. Frz.: Se laver les tripes. (Kritzinger, 414.) *6 Eent op de Kaldaun, ent op em Taun. (Danzig.) - Frischbier2, 1865. Von dem, der nur wenig Leibwäsche besitzt, buchstäblich nur zwei Hemden hat, eins am Leibe und das andere auf dem Zaune zum Trocknen. *7 Es ist ihm in die Kaldaunen gefahren. "Wenn ihm die Bosheit so geschwind in die Kaldaunen fährt." (Chr. Weise, Erzählungen, 294.) *8 Sich die Kaldaunen im Leibe verstauchen. (Ostpreuss.) - Frischbier2, 1864. *9 Sich die Kaldaunen voll ärgern. - Frischbier2, 1864. *10 Sich die Kaldaunen voll fressen (voll schlagen). Kaldaunen - das Eingeweide, auch Fleck genannt. Gekochte Rinderflecke ist ein Lieblingsessen der Königsberger. Ein starker Esser "schlägt sich die Kaldaunen voll". Kaldaunenfresser. * Es ist ein Kaldaunenfresser. Ein armer Schlucker, der sich von Küchenabfällen nährt, einst ein Spottname armer Studenten, Convictoristen. (Grimm, V, 62.) Kaldaunensack. * Du vollgestopfter Kaldaunensack. In Heinrich IV. (I, 2, 4) wird Falstaff so genannt. Kaldaunenschlucker. * Es ist ein Kaldaunenschlucker. (Berlin.) Da zu den stehenden Gerichten im berliner Cadettenhause früher sauere Kaldaunen gehörten, so nannte man die Cadetten ziemlich allgemein Kaldaunenschlucker und pflegte ihnen ein besonderes Liedchen nachzusingen: "Cadett, Cadett, Kaldaunenschlucker, Cichorienkaffee ohne Zucker, rother Kragen nichts im Magen, goldne Tressen nichts zu fressen, nichts zu [Spaltenumbruch]
Kalbsauge. 1 Kalbs Augen, Hasen Lung, Hecht Leber vnd Karpffen Zung, süsser Wein vnd barben Maul bringen manchen vmb seinen grawen Gaul. – Petri, II, 412. „Wie das gemeine Sprichwort sagt, vnd der verdorben reuter klagt; sprach: Kalbes aug vnd Hasen lung Hechts Lebern vnd karpffen Zung süsser wein vnd barben maul brachten mich vmb meinen grawen Gaul.“ (Waldis, IV, 51, 23.) *2 Er macht ein paar Kalbsaugen. „Er entschuldigte sein schlechtes Lesen, ein Compliment erwartend. Ich sagte, das Lesen würde gegangen sein, aber ich glaubte, es hätte am Buchstabiren gelegen, worauf er ein paar Kalbsaugen machte.“ (Zelter an Goethe, 241.) *3 Etwas mit Kalbsaugen ansehen. – Luther's Tischreden, 172b. Dumm, mit stierem, dummem Blick. (Grimm, V, 59.) *4 Mach deine Kalbsaugen auf. – Gotter, III, 494. Kalbsbrust. Eine Kalbsbrust und eine Löffelkeule kochen nicht in Einem Topfe weich. Kalbsfieber. * Er hat das Kalbsfieber, es schauert ihm, wenn er voll ist. Kalbsfüsse. *1 Er hat seine Kalbsfüsse abgelaufen. Holl.: Hij heeft zijne kalfsklaauwen afgeloopen. (Harrebomée, I, 375b.) *2 Noch auf Kalbsfüssen gehen. Kalbshaut. 1 Dâr hanget mêr Kalfs – as Kôhüde (Kuhhäute) up'n Tûn. Es sterben mehr Kinder als alte Leute. (Brem. Wb., II, 721.) 2 Dar kâmt mer kalvs- as kô-hüde to markt. 3 Es komen eben so uil kelberheutte zum marckt als ochsenheutte. – Agricola I, 514; Eiselein, 358; Parömiakon, 2246. Man soll nicht auf seine Jugend trotzen. Engl.: As soon goes the young lamb's skin to the market as the old ewe's. (Gaal, 1531.) Frz.: De veaux comme de vaches vont les peaux à la place. (Leroux, I, 134.) Holl.: Also vele calver comen huden ter merct als older coeijen. (Tunn., 25, 4.) Lat.: Pelles quot pecorum venduntur tot vitulorum. (Fallersleben, 77; Loci comm., 129.) Poln.: Więcéj cieląt na rzeź idzie niżeli krow. (Lompa, 33.) 4 Es kommen auch viel Kälberhäute zu Kauf; es geht nicht blos über die Kühe. 5 Es werden eben so vil kalbsheut als küwheut ghen marckt tragen. – Franck, I, 82a. Holl.: Er komen meer (zooveel) kalfsvellen dan (als) ossenhuiden ter markt. (Harrebomée, I, 375a.) Lat.: Mista senum ac funerum densantur funera. (Horaz.) (Philippi, I, 253.) – Mors nisi mactaret juvenes, laniique juvencos, omnia stultorum plena, bovumque forent. (Sutor, 501.) – Quot pecorum pelles venduntur, tot vitulorum. (Seybold, 519.) 6 Man findet ebenso viel Kälberheute und mehr, denn Kuhhäute. – Eiselein, 359; Simrock, 5374. Eiselein bemerkt: Gegen die Erbschaftslauerer. Kalbskopf. 1 Der hat ein Kalbskopff, der an einem ein Verbrechen strafft, dass der Verbrecher nicht vermeiden könne. – Lehmann, 729, 56. 2 Ein Kalbskopf wird mit Zung' und Hirn servirt. 3 Einen Kalbskopff darff kein Armer fressen. – Simplic., I, 125. „Man pflegt zu sagen: Einen Kalbskopff darff kein Armer fressen.“ Engl.: A calf's-head will feast a hunter and his hounds. (Bohn II, 76.) 4 Man muss nicht zum Kalbskopf einladen, ehe die Kuh gekalbt hat. – Sutor, 421; Simrock, 5375; Reinsberg IV, 24. „Der Vnwitz ladet Gäst zum Kalbskopff, ehe die Kuh kälbert, gibt der Tochter ein Mann ehe sie geboren, bawt Häuser in Lufft.“ (Lehmann, 807, 5.) *5 Das redt er auss keinem Kalbskopff. – Theatrum Diabolorum, 411a. *6 Der Kalbskopf will begossen sein. Holl.: De kalfskop wil begoten zijn. (Harrebomée, I, 375a.) *7 Du Kalbskopf. Alberner, einfältiger, dummer Mensch. „Mit den Kalbsköpfen, seinen Brüdern.“ (Wieland, XVIII. 149.) [Spaltenumbruch] *8 Mit dem will ich keinen Kalbskopf essen. „Wer sich ainer solchen Sach vermäss und mit ainem Henker ain Kalbskopf äss ... dor bodorft wol ainer wolschmeckenden Nasen.“ (Keller, Alte Schwänke. 23.) Kalbsmaul. * Einem das Kalbsmaul vor die Thür werfen. Wie Kalbskopf u. s. w., ein Schimpfwort. – „Werf im das Kalbs maul bald für die Thür, dass er darbei prüf und spür, dass er kein Eppelein an ir (der Frau) hab, sonder aussthan und Schabab.“ (H. Sachs, V, 2228d.) Kalbsohr. * Einem ein Kalbsohr anhängen. Ihn schimpfen. „Und lass in alln die Pritschen schlagen und zu dem galgenthor ausjagen, und henk jedem ein Kalbsohr an.“ (H. Sachs, IV, 2, 50.) Kalbzeit. 1 Man muss der Kalbzeit ihr Recht lassen. – Estor, I, 488; Pistor., VII, 24; Eisenhart, 203; Hillebrand, 64, 93; Blum, 750; Eiselein, 359; Simrock, 5383; Braun, I, 1724; Reinsberg VII, 69. Unter der Kalbzeit vorstehen die. Jäger die sogenannte Brunft- und Satzzeit, während derselben alles Wild, Raubthiere ausgenommen, nach Bestimmung aller Jagdordnungen geschont werden muss, weil es sonst bald aufgerieben sein würde. Die Hegezeiten sind indess nach den Arten der Jagd und nach den Gattungen des Wildes verschieden. (Vgl. Allg. Preuss. Landrecht, II, 16, 45 fg.; Mittermaier, Grundsätze des gemeinen deutschen Privatrechts, 207; Maurenbrecher, Lehrbuch des deutschen Privatrechts, 278.) Uneigentlich nennt man die erste Jugendzeit die Kalbzeit. Das Sprichwort will nun, dass man der Jugend einigen Muthwillen, einige Ausbrüche fröhlicher Leidenschaften, einen, gewissen Grad des Leichtsinns zugute halte, wenigstens nicht zu hoch anrechne. (S. Kälbern.) *2 Er ist noch in der Kalbzeit. *3 Seine Kalbzeit ist vorüber. Holl.: De kalfsklaauwen zijn hem afgestooten. – Hij is de kalverliefde door. (Harrebomée, I, 375a u. 375b.) Kaldaune. 1 Hab' ich Kaldaunen1 auf dem Tisch, mein Nachbar wird nicht satt davon. 1) Hier die Gedärme vom Schlachtvieh als Gericht. Poln.: Kto jada flaki, myśli że każdy taki. (Lompa, 16.) *2 Wer Kaldaunen isst, muss nicht fragen (dran denken), was drin gewesen ist. (S. Kammerjungfer.) Engl.: Tripe's good meat, if it be well cleaned. (Bohn II, 37.) *3 Da möchte man aus der Galaune (Eingeweiden) fahren. (Meiningen.) *4 Die Kaldaunen aus dem Leibe speien. Sich sehr stark erbrechen. Frz.: Il a vomi tripes et boudins. (Kritzinger, 725b.) – Jetter tripes et boïaux. (Kritzinger, 693.) *5 Die Kaldaunen ausspülen. Stark trinken. Frz.: Se laver les tripes. (Kritzinger, 414.) *6 Eent op de Kaldûn, ênt op êm Tûn. (Danzig.) – Frischbier2, 1865. Von dem, der nur wenig Leibwäsche besitzt, buchstäblich nur zwei Hemden hat, eins am Leibe und das andere auf dem Zaune zum Trocknen. *7 Es ist ihm in die Kaldaunen gefahren. „Wenn ihm die Bosheit so geschwind in die Kaldaunen fährt.“ (Chr. 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Kalbsauge.
1 Kalbs Augen, Hasen Lung, Hecht Leber vnd Karpffen Zung, süsser Wein vnd barben Maul bringen manchen vmb seinen grawen Gaul. – Petri, II, 412.
„Wie das gemeine Sprichwort sagt, vnd der verdorben reuter klagt; sprach: Kalbes aug vnd Hasen lung Hechts Lebern vnd karpffen Zung süsser wein vnd barben maul brachten mich vmb meinen grawen Gaul.“ (Waldis, IV, 51, 23.)
*2 Er macht ein paar Kalbsaugen.
„Er entschuldigte sein schlechtes Lesen, ein Compliment erwartend. Ich sagte, das Lesen würde gegangen sein, aber ich glaubte, es hätte am Buchstabiren gelegen, worauf er ein paar Kalbsaugen machte.“ (Zelter an Goethe, 241.)
*3 Etwas mit Kalbsaugen ansehen. – Luther's Tischreden, 172b.
Dumm, mit stierem, dummem Blick. (Grimm, V, 59.)
*4 Mach deine Kalbsaugen auf. – Gotter, III, 494.
Kalbsbrust.
Eine Kalbsbrust und eine Löffelkeule kochen nicht in Einem Topfe weich.
Kalbsfieber.
* Er hat das Kalbsfieber, es schauert ihm, wenn er voll ist.
Kalbsfüsse.
*1 Er hat seine Kalbsfüsse abgelaufen.
Holl.: Hij heeft zijne kalfsklaauwen afgeloopen. (Harrebomée, I, 375b.)
*2 Noch auf Kalbsfüssen gehen.
Kalbshaut.
1 Dâr hanget mêr Kalfs – as Kôhüde (Kuhhäute) up'n Tûn.
Es sterben mehr Kinder als alte Leute. (Brem. Wb., II, 721.)
2 Dar kâmt mer kalvs- as kô-hüde to markt.
3 Es komen eben so uil kelberheutte zum marckt als ochsenheutte. – Agricola I, 514; Eiselein, 358; Parömiakon, 2246.
Man soll nicht auf seine Jugend trotzen.
Engl.: As soon goes the young lamb's skin to the market as the old ewe's. (Gaal, 1531.)
Frz.: De veaux comme de vaches vont les peaux à la place. (Leroux, I, 134.)
Holl.: Also vele calver comen huden ter merct als older coeijen. (Tunn., 25, 4.)
Lat.: Pelles quot pecorum venduntur tot vitulorum. (Fallersleben, 77; Loci comm., 129.)
Poln.: Więcéj cieląt na rzeź idzie niżeli krow. (Lompa, 33.)
4 Es kommen auch viel Kälberhäute zu Kauf; es geht nicht blos über die Kühe.
5 Es werden eben so vil kalbsheut als küwheut ghen marckt tragen. – Franck, I, 82a.
Holl.: Er komen meer (zooveel) kalfsvellen dan (als) ossenhuiden ter markt. (Harrebomée, I, 375a.)
Lat.: Mista senum ac funerum densantur funera. (Horaz.) (Philippi, I, 253.) – Mors nisi mactaret juvenes, laniique juvencos, omnia stultorum plena, bovumque forent. (Sutor, 501.) – Quot pecorum pelles venduntur, tot vitulorum. (Seybold, 519.)
6 Man findet ebenso viel Kälberheute und mehr, denn Kuhhäute. – Eiselein, 359; Simrock, 5374.
Eiselein bemerkt: Gegen die Erbschaftslauerer.
Kalbskopf.
1 Der hat ein Kalbskopff, der an einem ein Verbrechen strafft, dass der Verbrecher nicht vermeiden könne. – Lehmann, 729, 56.
2 Ein Kalbskopf wird mit Zung' und Hirn servirt.
3 Einen Kalbskopff darff kein Armer fressen. – Simplic., I, 125.
„Man pflegt zu sagen: Einen Kalbskopff darff kein Armer fressen.“
Engl.: A calf's-head will feast a hunter and his hounds. (Bohn II, 76.)
4 Man muss nicht zum Kalbskopf einladen, ehe die Kuh gekalbt hat. – Sutor, 421; Simrock, 5375; Reinsberg IV, 24.
„Der Vnwitz ladet Gäst zum Kalbskopff, ehe die Kuh kälbert, gibt der Tochter ein Mann ehe sie geboren, bawt Häuser in Lufft.“ (Lehmann, 807, 5.)
*5 Das redt er auss keinem Kalbskopff. – Theatrum Diabolorum, 411a.
*6 Der Kalbskopf will begossen sein.
Holl.: De kalfskop wil begoten zijn. (Harrebomée, I, 375a.)
*7 Du Kalbskopf.
Alberner, einfältiger, dummer Mensch. „Mit den Kalbsköpfen, seinen Brüdern.“ (Wieland, XVIII. 149.)
*8 Mit dem will ich keinen Kalbskopf essen.
„Wer sich ainer solchen Sach vermäss und mit ainem Henker ain Kalbskopf äss ... dor bodorft wol ainer wolschmeckenden Nasen.“ (Keller, Alte Schwänke. 23.)
Kalbsmaul.
* Einem das Kalbsmaul vor die Thür werfen.
Wie Kalbskopf u. s. w., ein Schimpfwort. – „Werf im das Kalbs maul bald für die Thür, dass er darbei prüf und spür, dass er kein Eppelein an ir (der Frau) hab, sonder aussthan und Schabab.“ (H. Sachs, V, 2228d.)
Kalbsohr.
* Einem ein Kalbsohr anhängen.
Ihn schimpfen. „Und lass in alln die Pritschen schlagen und zu dem galgenthor ausjagen, und henk jedem ein Kalbsohr an.“ (H. Sachs, IV, 2, 50.)
Kalbzeit.
1 Man muss der Kalbzeit ihr Recht lassen. – Estor, I, 488; Pistor., VII, 24; Eisenhart, 203; Hillebrand, 64, 93; Blum, 750; Eiselein, 359; Simrock, 5383; Braun, I, 1724; Reinsberg VII, 69.
Unter der Kalbzeit vorstehen die. Jäger die sogenannte Brunft- und Satzzeit, während derselben alles Wild, Raubthiere ausgenommen, nach Bestimmung aller Jagdordnungen geschont werden muss, weil es sonst bald aufgerieben sein würde. Die Hegezeiten sind indess nach den Arten der Jagd und nach den Gattungen des Wildes verschieden. (Vgl. Allg. Preuss. Landrecht, II, 16, 45 fg.; Mittermaier, Grundsätze des gemeinen deutschen Privatrechts, 207; Maurenbrecher, Lehrbuch des deutschen Privatrechts, 278.) Uneigentlich nennt man die erste Jugendzeit die Kalbzeit. Das Sprichwort will nun, dass man der Jugend einigen Muthwillen, einige Ausbrüche fröhlicher Leidenschaften, einen, gewissen Grad des Leichtsinns zugute halte, wenigstens nicht zu hoch anrechne. (S. Kälbern.)
*2 Er ist noch in der Kalbzeit.
*3 Seine Kalbzeit ist vorüber.
Holl.: De kalfsklaauwen zijn hem afgestooten. – Hij is de kalverliefde door. (Harrebomée, I, 375a u. 375b.)
Kaldaune.
1 Hab' ich Kaldaunen1 auf dem Tisch, mein Nachbar wird nicht satt davon.
1) Hier die Gedärme vom Schlachtvieh als Gericht.
Poln.: Kto jada flaki, myśli że każdy taki. (Lompa, 16.)
*2 Wer Kaldaunen isst, muss nicht fragen (dran denken), was drin gewesen ist. (S. Kammerjungfer.)
Engl.: Tripe's good meat, if it be well cleaned. (Bohn II, 37.)
*3 Da möchte man aus der Galaune (Eingeweiden) fahren. (Meiningen.)
*4 Die Kaldaunen aus dem Leibe speien.
Sich sehr stark erbrechen.
Frz.: Il a vomi tripes et boudins. (Kritzinger, 725b.) – Jetter tripes et boïaux. (Kritzinger, 693.)
*5 Die Kaldaunen ausspülen.
Stark trinken.
Frz.: Se laver les tripes. (Kritzinger, 414.)
*6 Eent op de Kaldûn, ênt op êm Tûn. (Danzig.) – Frischbier2, 1865.
Von dem, der nur wenig Leibwäsche besitzt, buchstäblich nur zwei Hemden hat, eins am Leibe und das andere auf dem Zaune zum Trocknen.
*7 Es ist ihm in die Kaldaunen gefahren.
„Wenn ihm die Bosheit so geschwind in die Kaldaunen fährt.“ (Chr. Weise, Erzählungen, 294.)
*8 Sich die Kaldaunen im Leibe verstauchen. (Ostpreuss.) – Frischbier2, 1864.
*9 Sich die Kaldaunen voll ärgern. – Frischbier2, 1864.
*10 Sich die Kaldaunen voll fressen (voll schlagen).
Kaldaunen – das Eingeweide, auch Fleck genannt. Gekochte Rinderflecke ist ein Lieblingsessen der Königsberger. Ein starker Esser „schlägt sich die Kaldaunen voll“.
Kaldaunenfresser.
* Es ist ein Kaldaunenfresser.
Ein armer Schlucker, der sich von Küchenabfällen nährt, einst ein Spottname armer Studenten, Convictoristen. (Grimm, V, 62.)
Kaldaunensack.
* Du vollgestopfter Kaldaunensack.
In Heinrich IV. (I, 2, 4) wird Falstaff so genannt.
Kaldaunenschlucker.
* Es ist ein Kaldaunenschlucker. (Berlin.)
Da zu den stehenden Gerichten im berliner Cadettenhause früher sauere Kaldaunen gehörten, so nannte man die Cadetten ziemlich allgemein Kaldaunenschlucker und pflegte ihnen ein besonderes Liedchen nachzusingen: „Cadett, Cadett, Kaldaunenschlucker, Cichorienkaffee ohne Zucker, rother Kragen nichts im Magen, goldne Tressen nichts zu fressen, nichts zu
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