Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 4 Junge soll man vermählen mit einem jungen Leib und soll keinen jungen Gesellen geben einem alten Weib.

5 Wer eine Junge wüsste und eine Alte küsste, müsst' haben gross Gelüste.


Jüngelchen.

* Das is e gut Jüngelchen.

Ein "Ehrenwerther", ironisch, besonders in Rücksicht auf Herzensgüte.

Jüd.-deutsch: Das is e Kiwed (auch: Kiwedchen). (Tendlau, 396.)


Jungenjahr.

* Es hat noch nie ein gut Jungen- und Hundejahr gegeben. - Simrock, 5195; Reinsberg VII, 59.


Jungenstreich.

* Er hat noch Jungenstreiche im Kopfe.

Holl.: De jongens-streken zijn er bij hem nog niet uit. (Harrebomee, I, 364a.)


Jünger.

1 Der Jünger ist nicht vber seinen Meister. - Petri, II, 97; Matth. 10, 24.

2 Wenn der Jünger ist wie sein Meister, so ist er vollkommen. - Petri, II, 635.

*3 A ies a rechter hemlicher Jünger. - Robinson, 750; Gomolcke, 134.

Traue ihm nicht. Bin breslauer Kräuterweib zu einem Zimmermann, der an ihrem Hause baut und dem sie auf dessen Heimwege mit einem Stück Bauholz begegnet, das er mitgenommen hat. "Wenn er (ihr) schweirt, doss ich (euch) de augen blicke, gleibt ich oich doch nich. Ihr seed mer a recht heimlichen Jinger, ihr redt a Waurt und labt a Jaur darnach, vnd derzu dirfter auch nich lache." (Keller, 169b.)

*4 A eis suste goar e helijer Jinger. (Schles.) - Frommann, III, 414, 556.

*5 Es ist eben der iünger als der mayster. - Hauer, Liij4; Schulze, 206; Simrock, 6959a.

*6 Es ist ein feiner Jünger.

Ein schlauer Gast, er hat eine feine Nase, man kann ihm nichts weismachen.

Frz.: Il n'est pas fait d'aujourd'hui. (Lendroy, 288.)

*7 Es ist ein warmer Jünger. (Schles.)

Er hat Vermögen, hält's aber sehr geheim.


Jüngere.

Der Jüngere hat das Kürrecht, aber das Küherecht haben alle. - Eiselein, 404.

Beruht auf einem Wortspiel; der erste Theil des Sprichworts redet vom Kür- oder Wahlrecht, welches darin bestand, dass der ältere der Brüder theilte und der jüngere kieste oder wählte. (S. Aelterer.) Das Küherecht, welches alle haben, besteht darin, so viel zu trinken, bis man genug hat, nicht mehr, nicht weniger.


Junges.

Was jungs, das erfrewet das hertz. - Tappius, 187a; Lehmann, II, 146, 216.


Jungfer.

1 Alte Jungfern sind gebrechliche Waare.

Bei den Dänen sind sie zerbrechliche im activen Sinne.

Dän.: Gammel möe bryder alle kar sönder. (Prov. dan., 217 u. 418.)

2 Alte Jungfern und hässliche Weiber brauchen am meisten Putz.

3 Alte Jungfern und Invaliden sind einander vom Himmel beschieden.

Böhm.: Stara panna ceka na stareho vojaka. (Celakovsky, 411.)

Poln.: Stara panna na starego zolnierza czeka. (Celakovsky, 411.)

4 Alte Jungfern und Junggesellen gehören dem Oberjägermeister wie Hirschhäute. - Graf, 50; Estor, III, 513, 850.

Der Ehestand galt im Mittelalter als von der Religion geboten und ledig sein für Ketzerei. (S. Hagestolz.)

5 Alte Jungfern und sauer Bier, bewahre mich der Himmel dafür. (Gotha.)

In Japan werden alle Mädchen von der Behörde gezwungen zu heirathen, sie mögen wollen oder nicht; deshalb gibt es dort keine alten Jungfern. (Aus der Fremde, 1860, 36.)

Mhd.: Alten junchfraw ist ein gift nieman haus, sam man da spricht. (Ring.) (Zingerle, 197.)

6 Alte Jungfern und Witwen angeln beide, aber verschieden.

Die Witwe ist eine listige Fischerin, die in dem Augenblicke die Angel an sich zu ziehen weiss, da der Fisch angebissen hat. Die alte Jungfer dagegen ist [Spaltenumbruch] eine ungeduldige Anglerin, welche die Angel bei der leisesten Berührung derselben an sich zieht. (Einfälle, 480.)

7 Besser eine alte Jungfer als eine junge Hure.

Dän.: Bedre er gammel möe end ung hore. (Prov. dan., 418.)

8 Besser Jungfrauen ohne Kesseln, als Witfrauen sammt den Nesseln.

9 De Jumfer er Brot steit up't Finster. - Eichwald, 912.

10 De Jungfer is Braut, er Für (ihr Feuer) geit aut, er Elend geit an. (Ostfries.) - Frommann, III, 430, 275; Eichwald, 913; Goldschmidt, 115.

11 De Jungfern kriegt so lichte enen placken, as ene witte schorte. - Lübben.

12 Den Jungfern, die pfeifen, den Hühnern, die krähen, soll man den Hals umdrehen.

13 Der Jungfern Zierde ist, freundlich und wenig reden.

14 Die alte Jungfere briuged d' Chind i der Schoss derher. (Schaffhausen.) - Schweiz, II, 168, 22.

Wenn eine alte Jungfer heirathet.

15 Die alten Jungfern müssen den Elisabeththurm waschen.

Mahnung der Breslauer an heirathsfähige Mädchen, sich vor diesem Lose bei zeiten zu hüten.

16 Die alten Jungfern müssen nach ihrem Tode Schnee reutern (oder: Wolken schieben). (Oberösterreich.)

Am Samstag nach Lichtmesse standen auch einst die alten Jungfern auf der Traunbrücke und schrien: "Zeit, Zeit, Ueberzeit, wi a mei liaba Vada schreit u. s. w." (Vgl. Baumgarten, Progr., 17 u. 23.)

17 Die Jungfer gibt's billig und willig. - Eiselein, 353; Simrock, 5334; Braun, I, 1701.

Lat.: Virgo primum.

18 Die Jungfer zu küssen, ist nicht allweg gut. - Eiselein, 353.

Es bestand früher eine Todesstrafe darin, dass der Verurtheilte einem weiblichen Automaten entgegenschreiten musste, der ihn umarmte und in eine von Messern und Spiessen starrende Untiefe warf. Man nannte dies euphemistisch: die Jungfer küssen. In ähnlicher Weise nannten die Schotten ihre Maschine mit dem Fallbeil Maiden oder Jungfer. (Jamieson's Dictionary, Edinburg 1804.)

19 Eine gute Jungfer verträgt einen Stoss.

20 Eine hässliche Jungfer, ein garstiges Weib und eines Metzgers Haustock werden nicht gestohlen, wenn sie auch vor der Thür stehen.

21 Eine Jungfer muss nicht weiter reisen als ein Mühlkarren.

Lat.: Praevalet in cunctis disreta modestia punctis.

22 Eine Jungfer stehet für einen Mann. - Eisenhart, 181; Estor, I, 347; Hillebrand, 133, 195; Pistor., X, 14; Eiselein, 354; Simrock, 5344.

Das Sprichwort sagt nur, dass volljährige, unverheirathete Frauen in Betreff ihrer Handlungsfähigkeit dem Manne im allgemeinen gleichgestellt sind. (Vgl. Kraut, Vormundschaft, II, 266; Hillebrand, Lehrbuch des gemeinen deutschen Privatrechts, 180.)

23 Eine versoffene Jungfer und eine trunkene Frau sind zwei offene Thüren. - Winckler, I, 51.

24 Es ist eine üble Jungfer, die gern Scheren macht. - Eiselein, 546; Simrock, 5342.

25 Es ist um die schönste Jungfer nicht schade. (Schles.)

Zusatz: Wenn sie eine Hure wird.

26 Es wollen viele für Jungfern angesehen sein, die doch von vorn zeigen, dass man hinten kein Kind trägt.

Die Russen: Es würde manche für eine Jungfer gelten, wenn nur das Aussehen nicht wäre. (Altmann VI, 415.)

27 Et is gued Juffer bliywen, wann Eime nicks böen werd. (Westf.)

28 Hat man nicht Jungfern, so tanzt man mit Pfarrers Köchin. (Schles.)

29 Ist die Jungfer beringt, so ist sie gedingt. - Eiselein, 353; Braun, I, 1698.

30 Jungfern und Herren kostet Vernunft viel Seufzer. - Körte, 3228; Simrock, 5331.

31 Jungfern von Flandern geben einen um den andern. - Eiselein, 353; Simrock, 5322; Braun, I, 1695.

Flandern kommt auch in nichtdeutschen Sprichwörtern vor. Flandern machen oder eine Tour nach

[Spaltenumbruch] 4 Junge soll man vermählen mit einem jungen Leib und soll keinen jungen Gesellen geben einem alten Weib.

5 Wer eine Junge wüsste und eine Alte küsste, müsst' haben gross Gelüste.


Jüngelchen.

* Das is e gut Jüngelchen.

Ein „Ehrenwerther“, ironisch, besonders in Rücksicht auf Herzensgüte.

Jüd.-deutsch: Das is e Kiwed (auch: Kiwedchen). (Tendlau, 396.)


Jungenjahr.

* Es hat noch nie ein gut Jungen- und Hundejahr gegeben.Simrock, 5195; Reinsberg VII, 59.


Jungenstreich.

* Er hat noch Jungenstreiche im Kopfe.

Holl.: De jongens-streken zijn er bij hem nog niet uit. (Harrebomée, I, 364a.)


Jünger.

1 Der Jünger ist nicht vber seinen Meister.Petri, II, 97; Matth. 10, 24.

2 Wenn der Jünger ist wie sein Meister, so ist er vollkommen.Petri, II, 635.

*3 A ies a rechter hêmlicher Jünger.Robinson, 750; Gomolcke, 134.

Traue ihm nicht. Bin breslauer Kräuterweib zu einem Zimmermann, der an ihrem Hause baut und dem sie auf dessen Heimwege mit einem Stück Bauholz begegnet, das er mitgenommen hat. „Wenn er (ihr) schwîrt, doss ich (euch) de augen blicke, gleibt ich oich doch nich. Ihr seed mer a recht heimlichen Jinger, ihr redt a Waurt und labt a Jaur darnach, vnd derzu dirfter auch nich lache.“ (Keller, 169b.)

*4 A îs suste goar e hêlijer Jinger. (Schles.) – Frommann, III, 414, 556.

*5 Es ist eben der iünger als der mayster.Hauer, Liij4; Schulze, 206; Simrock, 6959a.

*6 Es ist ein feiner Jünger.

Ein schlauer Gast, er hat eine feine Nase, man kann ihm nichts weismachen.

Frz.: Il n'est pas fait d'aujourd'hui. (Lendroy, 288.)

*7 Es ist ein warmer Jünger. (Schles.)

Er hat Vermögen, hält's aber sehr geheim.


Jüngere.

Der Jüngere hat das Kürrecht, aber das Küherecht haben alle.Eiselein, 404.

Beruht auf einem Wortspiel; der erste Theil des Sprichworts redet vom Kür- oder Wahlrecht, welches darin bestand, dass der ältere der Brüder theilte und der jüngere kieste oder wählte. (S. Aelterer.) Das Küherecht, welches alle haben, besteht darin, so viel zu trinken, bis man genug hat, nicht mehr, nicht weniger.


Junges.

Was jungs, das erfrewet das hertz.Tappius, 187a; Lehmann, II, 146, 216.


Jungfer.

1 Alte Jungfern sind gebrechliche Waare.

Bei den Dänen sind sie zerbrechliche im activen Sinne.

Dän.: Gammel møe bryder alle kar sønder. (Prov. dan., 217 u. 418.)

2 Alte Jungfern und hässliche Weiber brauchen am meisten Putz.

3 Alte Jungfern und Invaliden sind einander vom Himmel beschieden.

Böhm.: Stará panna čeká na starého vojáka. (Čelakovsky, 411.)

Poln.: Stara panna na starego żołnierza czeka. (Čelakovsky, 411.)

4 Alte Jungfern und Junggesellen gehören dem Oberjägermeister wie Hirschhäute.Graf, 50; Estor, III, 513, 850.

Der Ehestand galt im Mittelalter als von der Religion geboten und ledig sein für Ketzerei. (S. Hagestolz.)

5 Alte Jungfern und sauer Bier, bewahre mich der Himmel dafür. (Gotha.)

In Japan werden alle Mädchen von der Behörde gezwungen zu heirathen, sie mögen wollen oder nicht; deshalb gibt es dort keine alten Jungfern. (Aus der Fremde, 1860, 36.)

Mhd.: Alten junchfraw ist ein gift nieman haus, sam man dâ spricht. (Ring.) (Zingerle, 197.)

6 Alte Jungfern und Witwen angeln beide, aber verschieden.

Die Witwe ist eine listige Fischerin, die in dem Augenblicke die Angel an sich zu ziehen weiss, da der Fisch angebissen hat. Die alte Jungfer dagegen ist [Spaltenumbruch] eine ungeduldige Anglerin, welche die Angel bei der leisesten Berührung derselben an sich zieht. (Einfälle, 480.)

7 Besser eine alte Jungfer als eine junge Hure.

Dän.: Bedre er gammel møe end ung hore. (Prov. dan., 418.)

8 Besser Jungfrauen ohne Kesseln, als Witfrauen sammt den Nesseln.

9 De Jumfer er Brot steit up't Finster.Eichwald, 912.

10 De Jungfer is Brût, êr Für (ihr Feuer) geit ût, êr Elend geit an. (Ostfries.) – Frommann, III, 430, 275; Eichwald, 913; Goldschmidt, 115.

11 De Jungfern kriegt so lichte enen placken, as ene witte schorte.Lübben.

12 Den Jungfern, die pfeifen, den Hühnern, die krähen, soll man den Hals umdrehen.

13 Der Jungfern Zierde ist, freundlich und wenig reden.

14 Die alte Jungfere briuged d' Chind i der Schoss derher. (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 22.

Wenn eine alte Jungfer heirathet.

15 Die alten Jungfern müssen den Elisabeththurm waschen.

Mahnung der Breslauer an heirathsfähige Mädchen, sich vor diesem Lose bei zeiten zu hüten.

16 Die alten Jungfern müssen nach ihrem Tode Schnee reutern (oder: Wolken schieben). (Oberösterreich.)

Am Samstag nach Lichtmesse standen auch einst die alten Jungfern auf der Traunbrücke und schrien: „Zeit, Zeit, Ueberzeit, wi a mei liaba Vada schreit u. s. w.“ (Vgl. Baumgarten, Progr., 17 u. 23.)

17 Die Jungfer gibt's billig und willig.Eiselein, 353; Simrock, 5334; Braun, I, 1701.

Lat.: Virgo primum.

18 Die Jungfer zu küssen, ist nicht allweg gut.Eiselein, 353.

Es bestand früher eine Todesstrafe darin, dass der Verurtheilte einem weiblichen Automaten entgegenschreiten musste, der ihn umarmte und in eine von Messern und Spiessen starrende Untiefe warf. Man nannte dies euphemistisch: die Jungfer küssen. In ähnlicher Weise nannten die Schotten ihre Maschine mit dem Fallbeil Maiden oder Jungfer. (Jamieson's Dictionary, Edinburg 1804.)

19 Eine gute Jungfer verträgt einen Stoss.

20 Eine hässliche Jungfer, ein garstiges Weib und eines Metzgers Haustock werden nicht gestohlen, wenn sie auch vor der Thür stehen.

21 Eine Jungfer muss nicht weiter reisen als ein Mühlkarren.

Lat.: Praevalet in cunctis disreta modestia punctis.

22 Eine Jungfer stehet für einen Mann.Eisenhart, 181; Estor, I, 347; Hillebrand, 133, 195; Pistor., X, 14; Eiselein, 354; Simrock, 5344.

Das Sprichwort sagt nur, dass volljährige, unverheirathete Frauen in Betreff ihrer Handlungsfähigkeit dem Manne im allgemeinen gleichgestellt sind. (Vgl. Kraut, Vormundschaft, II, 266; Hillebrand, Lehrbuch des gemeinen deutschen Privatrechts, 180.)

23 Eine versoffene Jungfer und eine trunkene Frau sind zwei offene Thüren.Winckler, I, 51.

24 Es ist eine üble Jungfer, die gern Scheren macht.Eiselein, 546; Simrock, 5342.

25 Es ist um die schönste Jungfer nicht schade. (Schles.)

Zusatz: Wenn sie eine Hure wird.

26 Es wollen viele für Jungfern angesehen sein, die doch von vorn zeigen, dass man hinten kein Kind trägt.

Die Russen: Es würde manche für eine Jungfer gelten, wenn nur das Aussehen nicht wäre. (Altmann VI, 415.)

27 Et is gued Juffer bliywen, wann Eime nicks böen werd. (Westf.)

28 Hat man nicht Jungfern, so tanzt man mit Pfarrers Köchin. (Schles.)

29 Ist die Jungfer beringt, so ist sie gedingt.Eiselein, 353; Braun, I, 1698.

30 Jungfern und Herren kostet Vernunft viel Seufzer.Körte, 3228; Simrock, 5331.

31 Jungfern von Flandern geben einen um den andern.Eiselein, 353; Simrock, 5322; Braun, I, 1695.

Flandern kommt auch in nichtdeutschen Sprichwörtern vor. Flandern machen oder eine Tour nach

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0539" n="[533]"/><cb n="1065"/>
4 Junge soll man vermählen mit einem jungen Leib und soll keinen jungen Gesellen geben einem alten Weib.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Wer eine Junge wüsste und eine Alte küsste, müsst' haben gross Gelüste.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jüngelchen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Das is e gut Jüngelchen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein &#x201E;Ehrenwerther&#x201C;, ironisch, besonders in Rücksicht auf Herzensgüte.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Jüd.-deutsch</hi>: Das is e Kiwed (auch: Kiwedchen). (<hi rendition="#i">Tendlau, 396.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jungenjahr.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es hat noch nie ein gut Jungen- und Hundejahr gegeben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 5195; Reinsberg VII, 59.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jungenstreich.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er hat noch Jungenstreiche im Kopfe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De jongens-streken zijn er bij hem nog niet uit. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 364<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jünger.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der Jünger ist nicht vber seinen Meister.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 97; Matth. 10, 24.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wenn der Jünger ist wie sein Meister, so ist er vollkommen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 635.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 A ies a rechter hêmlicher Jünger.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Robinson, 750; Gomolcke, 134.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Traue ihm nicht. Bin breslauer Kräuterweib zu einem Zimmermann, der an ihrem Hause baut und dem sie auf dessen Heimwege mit einem Stück Bauholz begegnet, das er mitgenommen hat. &#x201E;Wenn er (ihr) schwîrt, doss ich (euch) de augen blicke, gleibt ich oich doch nich. Ihr seed mer a recht heimlichen Jinger, ihr redt a Waurt und labt a Jaur darnach, vnd derzu dirfter auch nich lache.&#x201C; (<hi rendition="#i">Keller, 169<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 A îs suste goar e hêlijer Jinger.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 414, 556.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Es ist eben der iünger als der mayster.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hauer, Liij<hi rendition="#sup">4</hi>; Schulze, 206; Simrock, 6959<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Es ist ein feiner Jünger.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein schlauer Gast, er hat eine feine Nase, man kann ihm nichts weismachen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il n'est pas fait d'aujourd'hui. (<hi rendition="#i">Lendroy, 288.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Es ist ein warmer Jünger.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Er hat Vermögen, hält's aber sehr geheim.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jüngere.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Der Jüngere hat das Kürrecht, aber das Küherecht haben alle.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 404.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Beruht auf einem Wortspiel; der erste Theil des Sprichworts redet vom Kür- oder Wahlrecht, welches darin bestand, dass der ältere der Brüder theilte und der jüngere kieste oder wählte. (S.  Aelterer.) Das Küherecht, welches alle haben, besteht darin, so viel zu trinken, bis man genug hat, nicht mehr, nicht weniger.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Junges.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Was jungs, das erfrewet das hertz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 187<hi rendition="#sup">a</hi>; Lehmann, II, 146, 216.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jungfer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Alte Jungfern sind gebrechliche Waare.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei den Dänen sind sie zerbrechliche im activen Sinne.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Gammel møe bryder alle kar sønder. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 217 u. 418.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Alte Jungfern und hässliche Weiber brauchen am meisten Putz.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Alte Jungfern und Invaliden sind einander vom Himmel beschieden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Stará panna &#x010D;eká na starého vojáka. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 411.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Stara panna na starego &#x017C;o&#x0142;nierza czeka. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 411.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Alte Jungfern und Junggesellen gehören dem Oberjägermeister wie Hirschhäute.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 50; Estor, III, 513, 850.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Ehestand galt im Mittelalter als von der Religion geboten und ledig sein für Ketzerei. (S.  Hagestolz.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Alte Jungfern und sauer Bier, bewahre mich der Himmel dafür.</hi> (<hi rendition="#i">Gotha.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">In Japan werden alle Mädchen von der Behörde gezwungen zu heirathen, sie mögen wollen oder nicht; deshalb gibt es dort keine alten Jungfern. (<hi rendition="#i">Aus der Fremde, 1860, 36.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Alten junchfraw ist ein gift nieman haus, sam man dâ spricht. (<hi rendition="#i">Ring.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 197.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Alte Jungfern und Witwen angeln beide, aber verschieden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Witwe ist eine listige Fischerin, die in dem Augenblicke die Angel an sich zu ziehen weiss, da der Fisch angebissen hat. Die alte Jungfer dagegen ist <cb n="1066"/>
eine ungeduldige Anglerin, welche die Angel bei der leisesten Berührung derselben an sich zieht. (<hi rendition="#i">Einfälle, 480.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Besser eine alte Jungfer als eine junge Hure.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Bedre er gammel møe end ung hore. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 418.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Besser Jungfrauen ohne Kesseln, als Witfrauen sammt den Nesseln.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 De Jumfer er Brot steit up't Finster.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 912.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 De Jungfer is Brût, êr Für (ihr Feuer) geit ût, êr Elend geit an.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 430, 275; Eichwald, 913; Goldschmidt, 115.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 De Jungfern kriegt so lichte enen placken, as ene witte schorte.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lübben.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Den Jungfern, die pfeifen, den Hühnern, die krähen, soll man den Hals umdrehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Der Jungfern Zierde ist, freundlich und wenig reden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Die alte Jungfere briuged d' Chind i der Schoss derher.</hi> (<hi rendition="#i">Schaffhausen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schweiz, II, 168, 22.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn eine alte Jungfer heirathet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Die alten Jungfern müssen den Elisabeththurm waschen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Mahnung der Breslauer an heirathsfähige Mädchen, sich vor diesem Lose bei zeiten zu hüten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Die alten Jungfern müssen nach ihrem Tode Schnee reutern (oder: Wolken schieben).</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Am Samstag nach Lichtmesse standen auch einst die alten Jungfern auf der Traunbrücke und schrien: &#x201E;Zeit, Zeit, Ueberzeit, wi a mei liaba Vada schreit u. s. w.&#x201C; (Vgl. <hi rendition="#i">Baumgarten, Progr., 17 u. 23.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Die Jungfer gibt's billig und willig.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 353; Simrock, 5334; Braun, I, 1701.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Virgo primum.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Die Jungfer zu küssen, ist nicht allweg gut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 353.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es bestand früher eine Todesstrafe darin, dass der Verurtheilte einem weiblichen Automaten entgegenschreiten musste, der ihn umarmte und in eine von Messern und Spiessen starrende Untiefe warf. Man nannte dies euphemistisch: die Jungfer küssen. In ähnlicher Weise nannten die Schotten ihre Maschine mit dem Fallbeil Maiden oder Jungfer. (<hi rendition="#i">Jamieson's Dictionary, Edinburg 1804.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">19 Eine gute Jungfer verträgt einen Stoss.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 Eine hässliche Jungfer, ein garstiges Weib und eines Metzgers Haustock werden nicht gestohlen, wenn sie auch vor der Thür stehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">21 Eine Jungfer muss nicht weiter reisen als ein Mühlkarren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Praevalet in cunctis disreta modestia punctis.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Eine Jungfer stehet für einen Mann.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eisenhart, 181; Estor, I, 347; Hillebrand, 133, 195; Pistor., X, 14; Eiselein, 354; Simrock, 5344.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Das Sprichwort sagt nur, dass volljährige, unverheirathete Frauen in Betreff ihrer Handlungsfähigkeit dem Manne im allgemeinen gleichgestellt sind. (Vgl. <hi rendition="#i">Kraut, Vormundschaft, II, 266; Hillebrand, Lehrbuch des gemeinen deutschen Privatrechts, 180.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 Eine versoffene Jungfer und eine trunkene Frau sind zwei offene Thüren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, I, 51.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">24 Es ist eine üble Jungfer, die gern Scheren macht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 546; Simrock, 5342.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">25 Es ist um die schönste Jungfer nicht schade.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Zusatz: Wenn sie eine Hure wird.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">26 Es wollen viele für Jungfern angesehen sein, die doch von vorn zeigen, dass man hinten kein Kind trägt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Es würde manche für eine Jungfer gelten, wenn nur das Aussehen nicht wäre. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 415.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">27 Et is gued Juffer bliywen, wann Eime nicks böen werd.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">28 Hat man nicht Jungfern, so tanzt man mit Pfarrers Köchin.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">29 Ist die Jungfer beringt, so ist sie gedingt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 353; Braun, I, 1698.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">30 Jungfern und Herren kostet Vernunft viel Seufzer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 3228; Simrock, 5331.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">31 Jungfern von Flandern geben einen um den andern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 353; Simrock, 5322; Braun, I, 1695.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Flandern kommt auch in nichtdeutschen Sprichwörtern vor. Flandern machen oder eine Tour nach
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[533]/0539] 4 Junge soll man vermählen mit einem jungen Leib und soll keinen jungen Gesellen geben einem alten Weib. 5 Wer eine Junge wüsste und eine Alte küsste, müsst' haben gross Gelüste. Jüngelchen. * Das is e gut Jüngelchen. Ein „Ehrenwerther“, ironisch, besonders in Rücksicht auf Herzensgüte. Jüd.-deutsch: Das is e Kiwed (auch: Kiwedchen). (Tendlau, 396.) Jungenjahr. * Es hat noch nie ein gut Jungen- und Hundejahr gegeben. – Simrock, 5195; Reinsberg VII, 59. Jungenstreich. * Er hat noch Jungenstreiche im Kopfe. Holl.: De jongens-streken zijn er bij hem nog niet uit. (Harrebomée, I, 364a.) Jünger. 1 Der Jünger ist nicht vber seinen Meister. – Petri, II, 97; Matth. 10, 24. 2 Wenn der Jünger ist wie sein Meister, so ist er vollkommen. – Petri, II, 635. *3 A ies a rechter hêmlicher Jünger. – Robinson, 750; Gomolcke, 134. Traue ihm nicht. Bin breslauer Kräuterweib zu einem Zimmermann, der an ihrem Hause baut und dem sie auf dessen Heimwege mit einem Stück Bauholz begegnet, das er mitgenommen hat. „Wenn er (ihr) schwîrt, doss ich (euch) de augen blicke, gleibt ich oich doch nich. Ihr seed mer a recht heimlichen Jinger, ihr redt a Waurt und labt a Jaur darnach, vnd derzu dirfter auch nich lache.“ (Keller, 169b.) *4 A îs suste goar e hêlijer Jinger. (Schles.) – Frommann, III, 414, 556. *5 Es ist eben der iünger als der mayster. – Hauer, Liij4; Schulze, 206; Simrock, 6959a. *6 Es ist ein feiner Jünger. Ein schlauer Gast, er hat eine feine Nase, man kann ihm nichts weismachen. Frz.: Il n'est pas fait d'aujourd'hui. (Lendroy, 288.) *7 Es ist ein warmer Jünger. (Schles.) Er hat Vermögen, hält's aber sehr geheim. Jüngere. Der Jüngere hat das Kürrecht, aber das Küherecht haben alle. – Eiselein, 404. Beruht auf einem Wortspiel; der erste Theil des Sprichworts redet vom Kür- oder Wahlrecht, welches darin bestand, dass der ältere der Brüder theilte und der jüngere kieste oder wählte. (S. Aelterer.) Das Küherecht, welches alle haben, besteht darin, so viel zu trinken, bis man genug hat, nicht mehr, nicht weniger. Junges. Was jungs, das erfrewet das hertz. – Tappius, 187a; Lehmann, II, 146, 216. Jungfer. 1 Alte Jungfern sind gebrechliche Waare. Bei den Dänen sind sie zerbrechliche im activen Sinne. Dän.: Gammel møe bryder alle kar sønder. (Prov. dan., 217 u. 418.) 2 Alte Jungfern und hässliche Weiber brauchen am meisten Putz. 3 Alte Jungfern und Invaliden sind einander vom Himmel beschieden. Böhm.: Stará panna čeká na starého vojáka. (Čelakovsky, 411.) Poln.: Stara panna na starego żołnierza czeka. (Čelakovsky, 411.) 4 Alte Jungfern und Junggesellen gehören dem Oberjägermeister wie Hirschhäute. – Graf, 50; Estor, III, 513, 850. Der Ehestand galt im Mittelalter als von der Religion geboten und ledig sein für Ketzerei. (S. Hagestolz.) 5 Alte Jungfern und sauer Bier, bewahre mich der Himmel dafür. (Gotha.) In Japan werden alle Mädchen von der Behörde gezwungen zu heirathen, sie mögen wollen oder nicht; deshalb gibt es dort keine alten Jungfern. (Aus der Fremde, 1860, 36.) Mhd.: Alten junchfraw ist ein gift nieman haus, sam man dâ spricht. (Ring.) (Zingerle, 197.) 6 Alte Jungfern und Witwen angeln beide, aber verschieden. Die Witwe ist eine listige Fischerin, die in dem Augenblicke die Angel an sich zu ziehen weiss, da der Fisch angebissen hat. Die alte Jungfer dagegen ist eine ungeduldige Anglerin, welche die Angel bei der leisesten Berührung derselben an sich zieht. (Einfälle, 480.) 7 Besser eine alte Jungfer als eine junge Hure. Dän.: Bedre er gammel møe end ung hore. (Prov. dan., 418.) 8 Besser Jungfrauen ohne Kesseln, als Witfrauen sammt den Nesseln. 9 De Jumfer er Brot steit up't Finster. – Eichwald, 912. 10 De Jungfer is Brût, êr Für (ihr Feuer) geit ût, êr Elend geit an. (Ostfries.) – Frommann, III, 430, 275; Eichwald, 913; Goldschmidt, 115. 11 De Jungfern kriegt so lichte enen placken, as ene witte schorte. – Lübben. 12 Den Jungfern, die pfeifen, den Hühnern, die krähen, soll man den Hals umdrehen. 13 Der Jungfern Zierde ist, freundlich und wenig reden. 14 Die alte Jungfere briuged d' Chind i der Schoss derher. (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 22. Wenn eine alte Jungfer heirathet. 15 Die alten Jungfern müssen den Elisabeththurm waschen. Mahnung der Breslauer an heirathsfähige Mädchen, sich vor diesem Lose bei zeiten zu hüten. 16 Die alten Jungfern müssen nach ihrem Tode Schnee reutern (oder: Wolken schieben). (Oberösterreich.) Am Samstag nach Lichtmesse standen auch einst die alten Jungfern auf der Traunbrücke und schrien: „Zeit, Zeit, Ueberzeit, wi a mei liaba Vada schreit u. s. w.“ (Vgl. Baumgarten, Progr., 17 u. 23.) 17 Die Jungfer gibt's billig und willig. – Eiselein, 353; Simrock, 5334; Braun, I, 1701. Lat.: Virgo primum. 18 Die Jungfer zu küssen, ist nicht allweg gut. – Eiselein, 353. Es bestand früher eine Todesstrafe darin, dass der Verurtheilte einem weiblichen Automaten entgegenschreiten musste, der ihn umarmte und in eine von Messern und Spiessen starrende Untiefe warf. Man nannte dies euphemistisch: die Jungfer küssen. In ähnlicher Weise nannten die Schotten ihre Maschine mit dem Fallbeil Maiden oder Jungfer. (Jamieson's Dictionary, Edinburg 1804.) 19 Eine gute Jungfer verträgt einen Stoss. 20 Eine hässliche Jungfer, ein garstiges Weib und eines Metzgers Haustock werden nicht gestohlen, wenn sie auch vor der Thür stehen. 21 Eine Jungfer muss nicht weiter reisen als ein Mühlkarren. Lat.: Praevalet in cunctis disreta modestia punctis. 22 Eine Jungfer stehet für einen Mann. – Eisenhart, 181; Estor, I, 347; Hillebrand, 133, 195; Pistor., X, 14; Eiselein, 354; Simrock, 5344. Das Sprichwort sagt nur, dass volljährige, unverheirathete Frauen in Betreff ihrer Handlungsfähigkeit dem Manne im allgemeinen gleichgestellt sind. (Vgl. Kraut, Vormundschaft, II, 266; Hillebrand, Lehrbuch des gemeinen deutschen Privatrechts, 180.) 23 Eine versoffene Jungfer und eine trunkene Frau sind zwei offene Thüren. – Winckler, I, 51. 24 Es ist eine üble Jungfer, die gern Scheren macht. – Eiselein, 546; Simrock, 5342. 25 Es ist um die schönste Jungfer nicht schade. (Schles.) Zusatz: Wenn sie eine Hure wird. 26 Es wollen viele für Jungfern angesehen sein, die doch von vorn zeigen, dass man hinten kein Kind trägt. Die Russen: Es würde manche für eine Jungfer gelten, wenn nur das Aussehen nicht wäre. (Altmann VI, 415.) 27 Et is gued Juffer bliywen, wann Eime nicks böen werd. (Westf.) 28 Hat man nicht Jungfern, so tanzt man mit Pfarrers Köchin. (Schles.) 29 Ist die Jungfer beringt, so ist sie gedingt. – Eiselein, 353; Braun, I, 1698. 30 Jungfern und Herren kostet Vernunft viel Seufzer. – Körte, 3228; Simrock, 5331. 31 Jungfern von Flandern geben einen um den andern. – Eiselein, 353; Simrock, 5322; Braun, I, 1695. Flandern kommt auch in nichtdeutschen Sprichwörtern vor. Flandern machen oder eine Tour nach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/539
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [533]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/539>, abgerufen am 28.11.2024.