Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] 11 Wenn Jesus treibt einen Teufel aus, wird er auch Maurer und Zimmerleut treiben aus. Um die zehnte Woche nach Neujahr pflegen die Bauarbeiten zu beginnen. 12 Wenn sie Jesu nicht folgen, wie werden sie seinem Vicar folgen, sagte der Papst, als man ihn um strengere Zucht der Dominicaner bat. - Klosterspiegel, 54, 18. 13 Wer Jesum Christum hat wol erkannt, der hat sein Leben wol angewandt. - Latendorf II, 31. *14 Er ist von der Gesellschaft Jesu. "Bei seiner Geburt lag Jesus zwischen Ochs und Eselin; danach lebte er mit Pharisäern und Sündern und endlich starb er zwischen Mörden und Spitzbuben. Von welcher Gesellschaft Jesu sind nun die Herren Jesuiten, fragte ein Franciscaner einen Jünger Loyola's." (Klosterspiegel, 53, 15.) *15 Er wird schon noch Jesum Christum erkennen lernen. Er wird durch trübe Erfahrungen zur Einsicht gelangen. *16 Herr Jesee. Wie der Name Gottes (s. Gott 2402), so wird auch der Name Jesus in den verschiedensten Abkürzungen und Verdrehungen ausrufend gebraucht. Nach Prof. A. Stöber kommen im Elsass folgende Formen vor: O Je, Herr Je, o Jeses, o Jesses, Herr Jesses, o Jerum, Herr Jerum, o Jere, Herr Jere, o Jeres, Herr Jeres, o Jemer, Herr Jemer, o Jemerliche, Herr Jemine, o Jei, o Jai, o Jeigger, o Jegger, o Jeggerle, o Jegges. Bei Kuhn (Worterklärung zu den Schweizer Volksliedern, Bern 1819) findet sich S. 184 Jemers! Jere ja. In Niederbaiern kommt der Name in der Verkleidung Jesges (Frommann, II, 185, 1) vor. In Basel: O jemerli! (Vgl. Frommann, I, 298, 2, 5; II, 502 u. IV, 462.) *17 Ich will dich Jesum Christum erkennen lehren. - Schütze; II, 247. Will dich zur Vernunft, zur Erkenntniss, zum Gehorsam bringen. *18 Jesus, Maria und e kle Stickel Joseph! (Breslau.) Ausrufungsformel. *19 Jesus, Maria und Joseph! Ausruf der Katholiken bei Schreck und ähnlichen erregenden Anlässen. Die Protestanten rufen: Mein Gott! Ach Jesus! *20 Jisses walt's. (Köln.) - Firmenich, I, 476, 219. Jesus walte es. Jesusgänglein. Ein ihesusgenglin mit jemand machen. - Murner, Vom luth. Narren. "Ich hab wol von im gemerckt, was er von meiner Dochter seit, ein guten willen zu ir treit. Er hat ir klosterbrötlein geschickt, mit süsse augen angeblickt, ein klosterdentzlin hat er gethon, mit ir ein reyen gefieret schon vnd ein ihesusgenglin gemacht." (Murner, Vom luth. Narren, in Kloster, X, 156.) Jethro. Jethro kann auch wol Mosi selbst einen Rath geben. - Erklärung, 12. Dies Sprichwort hat seine Quelle in 2 Mos. 18, 13-26 und findet darin auch seine Erklärung. Der höhergestellte Moses nahm von seinem Schwager Jethro einen guten Rath mit Dank an und führte ihn sogleich aus, sehr unähnlich vielen höherstehenden Personen, welche nicht gern zugestehen wollen, dass ein ihnen Untergeordneter etwas besser wissen könne als sie. Der beschränkte Unterthanenverstand ist erst später erfunden worden. Jetzerhorn. * Er hot a Jetzerhorn mit a küpernen Pisk. (Jüd.-deutsch. Brody.) Er hat eine Leidenschaft mit einer kupfernen Schnauze. Von einem Wollüstling. Jetzt. Ein Jetzt ist besser als zwei Dann. Frz.: Mieux vaut un present que deux futurs. (Leroux, II, 265.) Jever. 1 De Jiver heft, as de Haasens siewen Hüe (Häute), man he leggt 'r alle Dage ene van af. (Osnabrück.) - Firmenich, III, 162, 20; Lyra, 194. 2 Jiver is'n Slaukhals, harr de Jung segt, do harr he dre Oerz vertärt. (Jever.) - Frommann, III, 38; Hoefer, 522. Jezer. Der Jezer ( Begehrgeist, s. d.) is e Mezer (Störgeist). - Tendlau, 420. Ueber Jezer vgl. auch Tendlau, 935. Jezerer. * Das ist ein Jezerer. - Tendlau, 428. Ein Quälgeist. (S. Kippeler.) Jezern. * Einen jezern. (Bern.) - Tendlau, 428; Eiselein, 348; Kirchhofer, 84, 85; Wurzbach II, 208. Auch jätzern, d. i. einen nothdrängen, plagen, durch Wort und That in grosse Angst versetzen. Dieser sprichwörtliche Ausdruck, im Canton Bern üblich, verdankt seinen Ursprung einem einfältigen Schneidergesellen Namens Hans Jezer von Zurzach, den 1507 (Stalder, II, 76 hat 1509) einige Predigermönche durch falsche Wunderwerke ängstigten, indem sie ihm mit einem scharfen Nagel die Christuswunden in Hände und Füsse bohrten und vorgaben, die heilige Maria habe es gethan. Jisbosseln. * Si könt jisbosseln as en dode Hen. (Holst.) Jisbosseln (auch Kloscheiten) ist in den nördlichen Marschgegenden Holsteins ein volksthümliches Kampfspiel auf dem Eise mit hölzernen bleigefüllten Kugeln. Diese durchlöcherten Kugeln werden einem auf der Wurfbahn gesteckten Ziele zugeworfen. Das obige Sprichwort ist ein Spott auf die besiegte Partei. Jitte. Junfer Jitte mit de holten Titte. - Eichwald, 900. Man hat auch: Dove Jitte, dumme Jitte. Joab. 1 Joab's Kuss ist worden neu, gute Wort' und falsche Treu. - Seybold, 319. 2 Joab's Kuss und Judas' Treu, gute Wort und falsche Treu macht die Welt noch täglich neu. Gegen die Falschheit in ihrer gefährlichsten Form unter dem Scheine der trautesten Freundschaft. Der Stoff ist biblisch. Lat.: Multis annis jam peractis, nulla fides est in pactis, mel in ore, verba lactis, fei in corde, fraus in factis. (Binder I, 1032; II, 1930; Seybold, 319; Philippi, I, 262.) - Ubi mel, ibi sel. 3 Joab's Kuss und Judas' Tück' ist vieler Leute Meisterstück. Lat.: Multa sub vultu odia, multa sub osculo latent. (Seybold, 317.) Joachimsthaler. *1 Bei dem kein Joachimsthaler gilt. Bei Gott, der unbestechlich ist. "Vnd denck nur an denselben Bzaler, bey welchem gilt kein Joachims Thaler, sondern gibt viel andern schatz, der kein ross, schab, noch mauss, noch ratz verzeren mag." (Waldis, IV, 99.) *2 Es ligt jhm ein Jochamstaler vff der zungen. - Franck, II, 33a; Sailer, 299. Von einem, der durch bestechende Geschenke zum Schweigen gebracht ist, wo er reden sollte. Franck a. a. O. gebraucht die Redensart für die lateinische: Bos in lingua, für welche er auch noch folgende sinnverwandte deutsche daneben stellt: Er hat geltsucht. Sein zung ist an ein guldin ketten geschmidt. Er ist mit der silbern büchsen geschossen. Man hat dem ochsen ein kürssen in rachen geschoben, er kan nicht brüllen. Joank. * Des Joank gätt en a. (Henneberg.) "Jonk angehen" soll das dem nach etwas wässernden und nicht befriedigten Gaumen nachfolgende unbehagliche trockene Gefühl bezeichnen. Man wendet die Redensart an, wenn (kleine) Kinder (zufällig) eine Leckerspeise gewahr werden. Man müsse ihnen, meint man, etwas davon geben und wenn es auch nur wenig wäre, sonst "gätt des Joank en a". Ueber das Wort "Joank" selbst habe ich nichts Näheres finden können, dem Sinne nach scheint die Redensart der schlesischen vom Sehnäderchen (s. d.) zu entsprechen. Job. 1 Auch Sanct Job wurmt' es ein Loch. - Eiselein, 349. 2 Wie Schäfer Job malt er ein I auf räudig und gesundes Vieh. - Eiselein, 349. Jobellen. * Ik wuel in ene hen jobellen1, as'n Rüe de autlübbed2 ward. - Lyra, 56. 1)Vor Schmerz schreien, jaulen. 2)Verschnitten. Jobsjupe. * Die Jobs Jupe ist jhm zerrissen. - Herberger, II, 8. Die Hiobsjacke, d. i. die Geduld ist ihm ausgegangen. Jobst. * Ein blinder Jobst. (S. Six.) (Koburg.) Auch blinder Jost, wobei einige an Justus oder Jodocus, andere an blinde Gans (Gos) denken. (Frommann III, 41.) [Spaltenumbruch] 11 Wenn Jesus treibt einen Teufel aus, wird er auch Maurer und Zimmerleut treiben aus. Um die zehnte Woche nach Neujahr pflegen die Bauarbeiten zu beginnen. 12 Wenn sie Jesu nicht folgen, wie werden sie seinem Vicar folgen, sagte der Papst, als man ihn um strengere Zucht der Dominicaner bat. – Klosterspiegel, 54, 18. 13 Wer Jesum Christum hat wol erkannt, der hat sein Leben wol angewandt. – Latendorf II, 31. *14 Er ist von der Gesellschaft Jesu. „Bei seiner Geburt lag Jesus zwischen Ochs und Eselin; danach lebte er mit Pharisäern und Sündern und endlich starb er zwischen Mörden und Spitzbuben. Von welcher Gesellschaft Jesu sind nun die Herren Jesuiten, fragte ein Franciscaner einen Jünger Loyola's.“ (Klosterspiegel, 53, 15.) *15 Er wird schon noch Jesum Christum erkennen lernen. Er wird durch trübe Erfahrungen zur Einsicht gelangen. *16 Herr Jesee. Wie der Name Gottes (s. Gott 2402), so wird auch der Name Jesus in den verschiedensten Abkürzungen und Verdrehungen ausrufend gebraucht. Nach Prof. A. Stöber kommen im Elsass folgende Formen vor: O Je, Herr Je, o Jeses, o Jesses, Herr Jesses, o Jerum, Herr Jerum, o Jere, Herr Jere, o Jeres, Herr Jeres, o Jemer, Herr Jemer, o Jemerliche, Herr Jemine, o Jéi, o Jái, o Jeigger, o Jegger, o Jeggerle, o Jegges. Bei Kuhn (Worterklärung zu den Schweizer Volksliedern, Bern 1819) findet sich S. 184 Jemers! Jere ja. In Niederbaiern kommt der Name in der Verkleidung Jesges (Frommann, II, 185, 1) vor. In Basel: O jemerli! (Vgl. Frommann, I, 298, 2, 5; II, 502 u. IV, 462.) *17 Ich will dich Jesum Christum erkennen lehren. – Schütze; II, 247. Will dich zur Vernunft, zur Erkenntniss, zum Gehorsam bringen. *18 Jesus, Maria und e klê Stickel Joseph! (Breslau.) Ausrufungsformel. *19 Jesus, Maria und Joseph! Ausruf der Katholiken bei Schreck und ähnlichen erregenden Anlässen. Die Protestanten rufen: Mein Gott! Ach Jesus! *20 Jisses wâlt's. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 219. Jesus walte es. Jesusgänglein. Ein ihesusgenglin mit jemand machen. – Murner, Vom luth. Narren. „Ich hab wol von im gemerckt, was er von meiner Dochter seit, ein guten willen zu ir treit. Er hat ir klosterbrötlein geschickt, mit süsse augen angeblickt, ein klosterdentzlin hat er gethon, mit ir ein reyen gefieret schon vnd ein ihesusgenglin gemacht.“ (Murner, Vom luth. Narren, in Kloster, X, 156.) Jethro. Jethro kann auch wol Mosi selbst einen Rath geben. – Erklärung, 12. Dies Sprichwort hat seine Quelle in 2 Mos. 18, 13-26 und findet darin auch seine Erklärung. Der höhergestellte Moses nahm von seinem Schwager Jethro einen guten Rath mit Dank an und führte ihn sogleich aus, sehr unähnlich vielen höherstehenden Personen, welche nicht gern zugestehen wollen, dass ein ihnen Untergeordneter etwas besser wissen könne als sie. Der beschränkte Unterthanenverstand ist erst später erfunden worden. Jetzerhorn. * Er hot a Jetzerhorn mit a küpernen Pisk. (Jüd.-deutsch. Brody.) Er hat eine Leidenschaft mit einer kupfernen Schnauze. Von einem Wollüstling. Jetzt. Ein Jetzt ist besser als zwei Dann. Frz.: Mieux vaut un présent que deux futurs. (Leroux, II, 265.) Jever. 1 De Jiver heft, as de Haasens siewen Hüe (Häute), man he leggt 'r alle Dâge êne van af. (Osnabrück.) – Firmenich, III, 162, 20; Lyra, 194. 2 Jiver is'n Slûkhals, harr de Jung segt, dô harr he drê Oerz vertärt. (Jever.) – Frommann, III, 38; Hoefer, 522. Jezer. Der Jezer ( Begehrgeist, s. d.) is e Mezer (Störgeist). – Tendlau, 420. Ueber Jezer vgl. auch Tendlau, 935. Jezerer. * Das ist ein Jezerer. – Tendlau, 428. Ein Quälgeist. (S. Kippeler.) Jezern. * Einen jezern. (Bern.) – Tendlau, 428; Eiselein, 348; Kirchhofer, 84, 85; Wurzbach II, 208. Auch jätzern, d. i. einen nothdrängen, plagen, durch Wort und That in grosse Angst versetzen. Dieser sprichwörtliche Ausdruck, im Canton Bern üblich, verdankt seinen Ursprung einem einfältigen Schneidergesellen Namens Hans Jezer von Zurzach, den 1507 (Stalder, II, 76 hat 1509) einige Predigermönche durch falsche Wunderwerke ängstigten, indem sie ihm mit einem scharfen Nagel die Christuswunden in Hände und Füsse bohrten und vorgaben, die heilige Maria habe es gethan. Jisbôsseln. * Si könt jisbôsseln as en dode Hên. (Holst.) Jisbôsseln (auch Klôschîten) ist in den nördlichen Marschgegenden Holsteins ein volksthümliches Kampfspiel auf dem Eise mit hölzernen bleigefüllten Kugeln. Diese durchlöcherten Kugeln werden einem auf der Wurfbahn gesteckten Ziele zugeworfen. Das obige Sprichwort ist ein Spott auf die besiegte Partei. Jitte. Junfer Jitte mit de holten Titte. – Eichwald, 900. Man hat auch: Dove Jitte, dumme Jitte. Joab. 1 Joab's Kuss ist worden neu, gute Wort' und falsche Treu. – Seybold, 319. 2 Joab's Kuss und Judas' Treu, gute Wort und falsche Treu macht die Welt noch täglich neu. Gegen die Falschheit in ihrer gefährlichsten Form unter dem Scheine der trautesten Freundschaft. Der Stoff ist biblisch. Lat.: Multis annis jam peractis, nulla fides est in pactis, mel in ore, verba lactis, fei in corde, fraus in factis. (Binder I, 1032; II, 1930; Seybold, 319; Philippi, I, 262.) – Ubi mel, ibi sel. 3 Joab's Kuss und Judas' Tück' ist vieler Leute Meisterstück. Lat.: Multa sub vultu odia, multa sub osculo latent. (Seybold, 317.) Joachimsthaler. *1 Bei dem kein Joachimsthaler gilt. Bei Gott, der unbestechlich ist. „Vnd denck nur an denselben Bzaler, bey welchem gilt kein Joachims Thaler, sondern gibt viel andern schatz, der kein ross, schab, noch mauss, noch ratz verzeren mag.“ (Waldis, IV, 99.) *2 Es ligt jhm ein Jochamstaler vff der zungen. – Franck, II, 33a; Sailer, 299. Von einem, der durch bestechende Geschenke zum Schweigen gebracht ist, wo er reden sollte. Franck a. a. O. gebraucht die Redensart für die lateinische: Bos in lingua, für welche er auch noch folgende sinnverwandte deutsche daneben stellt: Er hat geltsucht. Sein zung ist an ein guldin ketten geschmidt. Er ist mit der silbern büchsen geschossen. Man hat dem ochsen ein kürssen in rachen geschoben, er kan nicht brüllen. Joank. * Des Joank gätt en â. (Henneberg.) „Jonk angehen“ soll das dem nach etwas wässernden und nicht befriedigten Gaumen nachfolgende unbehagliche trockene Gefühl bezeichnen. Man wendet die Redensart an, wenn (kleine) Kinder (zufällig) eine Leckerspeise gewahr werden. Man müsse ihnen, meint man, etwas davon geben und wenn es auch nur wenig wäre, sonst „gätt des Joank en â“. Ueber das Wort „Joank“ selbst habe ich nichts Näheres finden können, dem Sinne nach scheint die Redensart der schlesischen vom Sehnäderchen (s. d.) zu entsprechen. Job. 1 Auch Sanct Job wurmt' es ein Loch. – Eiselein, 349. 2 Wie Schäfer Job malt er ein I auf räudig und gesundes Vieh. – Eiselein, 349. Jobellen. * Ik wuel in êne hen jobellen1, as'n Rüe de ûtlübbed2 ward. – Lyra, 56. 1)Vor Schmerz schreien, jaulen. 2)Verschnitten. Jobsjupe. * Die Jobs Jupe ist jhm zerrissen. – Herberger, II, 8. Die Hiobsjacke, d. i. die Geduld ist ihm ausgegangen. Jobst. * Ein blinder Jobst. (S. Six.) (Koburg.) Auch blinder Jost, wobei einige an Justus oder Jodocus, andere an blinde Gans (Gôs) denken. (Frommann III, 41.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0515" n="[509]"/><cb n="1017"/> 11 Wenn Jesus treibt einen Teufel aus, wird er auch Maurer und Zimmerleut treiben aus.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Um die zehnte Woche nach Neujahr pflegen die Bauarbeiten zu beginnen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Wenn sie Jesu nicht folgen, wie werden sie seinem Vicar folgen, sagte der Papst, als man ihn um strengere Zucht der Dominicaner bat.</hi> – <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 54, 18.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Wer Jesum Christum hat wol erkannt, der hat sein Leben wol angewandt.</hi> – <hi rendition="#i">Latendorf II, 31.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*14 Er ist von der Gesellschaft Jesu.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Bei seiner Geburt lag Jesus zwischen Ochs und Eselin; danach lebte er mit Pharisäern und Sündern und endlich starb er zwischen Mörden und Spitzbuben. Von welcher Gesellschaft Jesu sind nun die Herren Jesuiten, fragte ein Franciscaner einen Jünger Loyola's.“ (<hi rendition="#i">Klosterspiegel, 53, 15.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*15 Er wird schon noch Jesum Christum erkennen lernen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Er wird durch trübe Erfahrungen zur Einsicht gelangen.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*16 Herr Jesee.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Wie der Name Gottes (s. Gott 2402), so wird auch der Name Jesus in den verschiedensten Abkürzungen und Verdrehungen ausrufend gebraucht. Nach Prof. <hi rendition="#i">A. Stöber</hi> kommen im Elsass folgende Formen vor: O Je, Herr Je, o Jeses, o Jesses, Herr Jesses, o Jerum, Herr Jerum, o Jere, Herr Jere, o Jeres, Herr Jeres, o Jemer, Herr Jemer, o Jemerliche, Herr Jemine, o Jéi, o Jái, o Jeigger, o Jegger, o Jeggerle, o Jegges. Bei <hi rendition="#i">Kuhn (Worterklärung zu den Schweizer Volksliedern, Bern 1819)</hi> findet sich S. 184 Jemers! Jere ja. In Niederbaiern kommt der Name in der Verkleidung Jesges (<hi rendition="#i">Frommann, II, 185, 1</hi>) vor. In Basel: O jemerli! (Vgl. <hi rendition="#i">Frommann, I, 298, 2, 5; II, 502 u. IV, 462.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Ich will dich Jesum Christum erkennen lehren.</hi> – <hi rendition="#i">Schütze; II, 247.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Will dich zur Vernunft, zur Erkenntniss, zum Gehorsam bringen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*18 Jesus, Maria und e klê Stickel Joseph!</hi> (<hi rendition="#i">Breslau.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Ausrufungsformel.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*19 Jesus, Maria und Joseph!</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Ausruf der Katholiken bei Schreck und ähnlichen erregenden Anlässen. Die Protestanten rufen: Mein Gott! Ach Jesus!</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*20 Jisses wâlt's.</hi> (<hi rendition="#i">Köln.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, I, 476, 219.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Jesus walte es.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Jesusgänglein.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Ein ihesusgenglin mit jemand machen.</hi> – <hi rendition="#i">Murner, Vom luth. Narren.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Ich hab wol von im gemerckt, was er von meiner Dochter seit, ein guten willen zu ir treit. Er hat ir klosterbrötlein geschickt, mit süsse augen angeblickt, ein klosterdentzlin hat er gethon, mit ir ein reyen gefieret schon vnd ein ihesusgenglin gemacht.“ (<hi rendition="#i">Murner, Vom luth. Narren, in Kloster, X, 156.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Jethro.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Jethro kann auch wol Mosi selbst einen Rath geben.</hi> – <hi rendition="#i">Erklärung, 12.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Dies Sprichwort hat seine Quelle in 2 <hi rendition="#i">Mos.</hi> 18, 13-26 und findet darin auch seine Erklärung. Der höhergestellte Moses nahm von seinem Schwager Jethro einen guten Rath mit Dank an und führte ihn sogleich aus, sehr unähnlich vielen höherstehenden Personen, welche nicht gern zugestehen wollen, dass ein ihnen Untergeordneter etwas besser wissen könne als sie. Der beschränkte Unterthanenverstand ist erst später erfunden worden.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Jetzerhorn.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er hot a Jetzerhorn mit a küpernen Pisk.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Brody.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Er hat eine Leidenschaft mit einer kupfernen Schnauze. Von einem Wollüstling.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Jetzt.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Ein Jetzt ist besser als zwei Dann.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Mieux vaut un présent que deux futurs. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 265.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Jever.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 De Jiver heft, as de Haasens siewen Hüe (Häute), man he leggt 'r alle Dâge êne van af.</hi> (<hi rendition="#i">Osnabrück.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, III, 162, 20; Lyra, 194.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Jiver is'n Slûkhals, harr de Jung segt, dô harr he drê Oerz vertärt.</hi> (<hi rendition="#i">Jever.</hi>) – <hi rendition="#i">Frommann, III, 38; Hoefer, 522.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Jezer.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Der Jezer ( Begehrgeist, s. d.) is e Mezer (Störgeist).</hi> – <hi rendition="#i">Tendlau, 420.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ueber Jezer vgl. auch <hi rendition="#i">Tendlau, 935.</hi></p><lb/> </div> <cb n="1018"/> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Jezerer.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Das ist ein Jezerer.</hi> – <hi rendition="#i">Tendlau, 428.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ein Quälgeist. (S. Kippeler.)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Jezern.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Einen jezern.</hi> (<hi rendition="#i">Bern.</hi>) – <hi rendition="#i">Tendlau, 428; Eiselein, 348; Kirchhofer, 84, 85; Wurzbach II, 208.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Auch jätzern, d. i. einen nothdrängen, plagen, durch Wort und That in grosse Angst versetzen. Dieser sprichwörtliche Ausdruck, im Canton Bern üblich, verdankt seinen Ursprung einem einfältigen Schneidergesellen Namens Hans Jezer von Zurzach, den 1507 (<hi rendition="#i">Stalder, II, 76 hat 1509</hi>) einige Predigermönche durch falsche Wunderwerke ängstigten, indem sie ihm mit einem scharfen Nagel die Christuswunden in Hände und Füsse bohrten und vorgaben, die heilige Maria habe es gethan.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Jisbôsseln.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Si könt jisbôsseln as en dode Hên.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Jisbôsseln (auch Klôschîten) ist in den nördlichen Marschgegenden Holsteins ein volksthümliches Kampfspiel auf dem Eise mit hölzernen bleigefüllten Kugeln. Diese durchlöcherten Kugeln werden einem auf der Wurfbahn gesteckten Ziele zugeworfen. Das obige Sprichwort ist ein Spott auf die besiegte Partei.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Jitte.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Junfer Jitte mit de holten Titte.</hi> – <hi rendition="#i">Eichwald, 900.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Man hat auch: Dove Jitte, dumme Jitte.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Joab.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Joab's Kuss ist worden neu, gute Wort' und falsche Treu.</hi> – <hi rendition="#i">Seybold, 319.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Joab's Kuss und Judas' Treu, gute Wort und falsche Treu macht die Welt noch täglich neu.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Gegen die Falschheit in ihrer gefährlichsten Form unter dem Scheine der trautesten Freundschaft. Der Stoff ist biblisch.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Multis annis jam peractis, nulla fides est in pactis, mel in ore, verba lactis, fei in corde, fraus in factis. (<hi rendition="#i">Binder I, 1032; II, 1930; Seybold, 319; Philippi, I, 262.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">– Ubi mel, ibi sel.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Joab's Kuss und Judas' Tück' ist vieler Leute Meisterstück.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Multa sub vultu odia, multa sub osculo latent. (<hi rendition="#i">Seybold, 317.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Joachimsthaler.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Bei dem kein Joachimsthaler gilt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Bei Gott, der unbestechlich ist. „Vnd denck nur an denselben Bzaler, bey welchem gilt kein Joachims Thaler, sondern gibt viel andern schatz, der kein ross, schab, noch mauss, noch ratz verzeren mag.“ (<hi rendition="#i">Waldis, IV, 99.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Es ligt jhm ein Jochamstaler vff der zungen.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, II, 33<hi rendition="#sup">a</hi>; Sailer, 299.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Von einem, der durch bestechende Geschenke zum Schweigen gebracht ist, wo er reden sollte. <hi rendition="#i">Franck</hi> a. a. O. gebraucht die Redensart für die lateinische: Bos in lingua, für welche er auch noch folgende sinnverwandte deutsche daneben stellt: Er hat geltsucht. Sein zung ist an ein guldin ketten geschmidt. Er ist mit der silbern büchsen geschossen. Man hat dem ochsen ein kürssen in rachen geschoben, er kan nicht brüllen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Joank.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Des Joank gätt en â.</hi> (<hi rendition="#i">Henneberg.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">„Jonk angehen“ soll das dem nach etwas wässernden und nicht befriedigten Gaumen nachfolgende unbehagliche trockene Gefühl bezeichnen. Man wendet die Redensart an, wenn (kleine) Kinder (zufällig) eine Leckerspeise gewahr werden. Man müsse ihnen, meint man, etwas davon geben und wenn es auch nur wenig wäre, sonst „gätt des Joank en â“. Ueber das Wort „Joank“ selbst habe ich nichts Näheres finden können, dem Sinne nach scheint die Redensart der schlesischen vom Sehnäderchen (s. d.) zu entsprechen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Job.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Auch Sanct Job wurmt' es ein Loch.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 349.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wie Schäfer Job malt er ein I auf räudig und gesundes Vieh.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 349.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Jobellen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Ik wuel in êne hen jobellen<hi rendition="#sup">1</hi>, as'n Rüe de ûtlübbed<hi rendition="#sup">2</hi> ward.</hi> – <hi rendition="#i">Lyra, 56.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>)Vor Schmerz schreien, jaulen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>)Verschnitten.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Jobsjupe.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Die Jobs Jupe ist jhm zerrissen.</hi> – <hi rendition="#i">Herberger, II, 8.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Die Hiobsjacke, d. i. die Geduld ist ihm ausgegangen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Jobst.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Ein blinder Jobst. (S. Six.)</hi> (<hi rendition="#i">Koburg.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Auch blinder Jost, wobei einige an Justus oder Jodocus, andere an blinde Gans (Gôs) denken. (<hi rendition="#i">Frommann III, 41.</hi>)</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[509]/0515]
11 Wenn Jesus treibt einen Teufel aus, wird er auch Maurer und Zimmerleut treiben aus.
Um die zehnte Woche nach Neujahr pflegen die Bauarbeiten zu beginnen.
12 Wenn sie Jesu nicht folgen, wie werden sie seinem Vicar folgen, sagte der Papst, als man ihn um strengere Zucht der Dominicaner bat. – Klosterspiegel, 54, 18.
13 Wer Jesum Christum hat wol erkannt, der hat sein Leben wol angewandt. – Latendorf II, 31.
*14 Er ist von der Gesellschaft Jesu.
„Bei seiner Geburt lag Jesus zwischen Ochs und Eselin; danach lebte er mit Pharisäern und Sündern und endlich starb er zwischen Mörden und Spitzbuben. Von welcher Gesellschaft Jesu sind nun die Herren Jesuiten, fragte ein Franciscaner einen Jünger Loyola's.“ (Klosterspiegel, 53, 15.)
*15 Er wird schon noch Jesum Christum erkennen lernen.
Er wird durch trübe Erfahrungen zur Einsicht gelangen.
*16 Herr Jesee.
Wie der Name Gottes (s. Gott 2402), so wird auch der Name Jesus in den verschiedensten Abkürzungen und Verdrehungen ausrufend gebraucht. Nach Prof. A. Stöber kommen im Elsass folgende Formen vor: O Je, Herr Je, o Jeses, o Jesses, Herr Jesses, o Jerum, Herr Jerum, o Jere, Herr Jere, o Jeres, Herr Jeres, o Jemer, Herr Jemer, o Jemerliche, Herr Jemine, o Jéi, o Jái, o Jeigger, o Jegger, o Jeggerle, o Jegges. Bei Kuhn (Worterklärung zu den Schweizer Volksliedern, Bern 1819) findet sich S. 184 Jemers! Jere ja. In Niederbaiern kommt der Name in der Verkleidung Jesges (Frommann, II, 185, 1) vor. In Basel: O jemerli! (Vgl. Frommann, I, 298, 2, 5; II, 502 u. IV, 462.)
*17 Ich will dich Jesum Christum erkennen lehren. – Schütze; II, 247.
Will dich zur Vernunft, zur Erkenntniss, zum Gehorsam bringen.
*18 Jesus, Maria und e klê Stickel Joseph! (Breslau.)
Ausrufungsformel.
*19 Jesus, Maria und Joseph!
Ausruf der Katholiken bei Schreck und ähnlichen erregenden Anlässen. Die Protestanten rufen: Mein Gott! Ach Jesus!
*20 Jisses wâlt's. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 219.
Jesus walte es.
Jesusgänglein.
Ein ihesusgenglin mit jemand machen. – Murner, Vom luth. Narren.
„Ich hab wol von im gemerckt, was er von meiner Dochter seit, ein guten willen zu ir treit. Er hat ir klosterbrötlein geschickt, mit süsse augen angeblickt, ein klosterdentzlin hat er gethon, mit ir ein reyen gefieret schon vnd ein ihesusgenglin gemacht.“ (Murner, Vom luth. Narren, in Kloster, X, 156.)
Jethro.
Jethro kann auch wol Mosi selbst einen Rath geben. – Erklärung, 12.
Dies Sprichwort hat seine Quelle in 2 Mos. 18, 13-26 und findet darin auch seine Erklärung. Der höhergestellte Moses nahm von seinem Schwager Jethro einen guten Rath mit Dank an und führte ihn sogleich aus, sehr unähnlich vielen höherstehenden Personen, welche nicht gern zugestehen wollen, dass ein ihnen Untergeordneter etwas besser wissen könne als sie. Der beschränkte Unterthanenverstand ist erst später erfunden worden.
Jetzerhorn.
* Er hot a Jetzerhorn mit a küpernen Pisk. (Jüd.-deutsch. Brody.)
Er hat eine Leidenschaft mit einer kupfernen Schnauze. Von einem Wollüstling.
Jetzt.
Ein Jetzt ist besser als zwei Dann.
Frz.: Mieux vaut un présent que deux futurs. (Leroux, II, 265.)
Jever.
1 De Jiver heft, as de Haasens siewen Hüe (Häute), man he leggt 'r alle Dâge êne van af. (Osnabrück.) – Firmenich, III, 162, 20; Lyra, 194.
2 Jiver is'n Slûkhals, harr de Jung segt, dô harr he drê Oerz vertärt. (Jever.) – Frommann, III, 38; Hoefer, 522.
Jezer.
Der Jezer ( Begehrgeist, s. d.) is e Mezer (Störgeist). – Tendlau, 420.
Ueber Jezer vgl. auch Tendlau, 935.
Jezerer.
* Das ist ein Jezerer. – Tendlau, 428.
Ein Quälgeist. (S. Kippeler.)
Jezern.
* Einen jezern. (Bern.) – Tendlau, 428; Eiselein, 348; Kirchhofer, 84, 85; Wurzbach II, 208.
Auch jätzern, d. i. einen nothdrängen, plagen, durch Wort und That in grosse Angst versetzen. Dieser sprichwörtliche Ausdruck, im Canton Bern üblich, verdankt seinen Ursprung einem einfältigen Schneidergesellen Namens Hans Jezer von Zurzach, den 1507 (Stalder, II, 76 hat 1509) einige Predigermönche durch falsche Wunderwerke ängstigten, indem sie ihm mit einem scharfen Nagel die Christuswunden in Hände und Füsse bohrten und vorgaben, die heilige Maria habe es gethan.
Jisbôsseln.
* Si könt jisbôsseln as en dode Hên. (Holst.)
Jisbôsseln (auch Klôschîten) ist in den nördlichen Marschgegenden Holsteins ein volksthümliches Kampfspiel auf dem Eise mit hölzernen bleigefüllten Kugeln. Diese durchlöcherten Kugeln werden einem auf der Wurfbahn gesteckten Ziele zugeworfen. Das obige Sprichwort ist ein Spott auf die besiegte Partei.
Jitte.
Junfer Jitte mit de holten Titte. – Eichwald, 900.
Man hat auch: Dove Jitte, dumme Jitte.
Joab.
1 Joab's Kuss ist worden neu, gute Wort' und falsche Treu. – Seybold, 319.
2 Joab's Kuss und Judas' Treu, gute Wort und falsche Treu macht die Welt noch täglich neu.
Gegen die Falschheit in ihrer gefährlichsten Form unter dem Scheine der trautesten Freundschaft. Der Stoff ist biblisch.
Lat.: Multis annis jam peractis, nulla fides est in pactis, mel in ore, verba lactis, fei in corde, fraus in factis. (Binder I, 1032; II, 1930; Seybold, 319; Philippi, I, 262.)
– Ubi mel, ibi sel.
3 Joab's Kuss und Judas' Tück' ist vieler Leute Meisterstück.
Lat.: Multa sub vultu odia, multa sub osculo latent. (Seybold, 317.)
Joachimsthaler.
*1 Bei dem kein Joachimsthaler gilt.
Bei Gott, der unbestechlich ist. „Vnd denck nur an denselben Bzaler, bey welchem gilt kein Joachims Thaler, sondern gibt viel andern schatz, der kein ross, schab, noch mauss, noch ratz verzeren mag.“ (Waldis, IV, 99.)
*2 Es ligt jhm ein Jochamstaler vff der zungen. – Franck, II, 33a; Sailer, 299.
Von einem, der durch bestechende Geschenke zum Schweigen gebracht ist, wo er reden sollte. Franck a. a. O. gebraucht die Redensart für die lateinische: Bos in lingua, für welche er auch noch folgende sinnverwandte deutsche daneben stellt: Er hat geltsucht. Sein zung ist an ein guldin ketten geschmidt. Er ist mit der silbern büchsen geschossen. Man hat dem ochsen ein kürssen in rachen geschoben, er kan nicht brüllen.
Joank.
* Des Joank gätt en â. (Henneberg.)
„Jonk angehen“ soll das dem nach etwas wässernden und nicht befriedigten Gaumen nachfolgende unbehagliche trockene Gefühl bezeichnen. Man wendet die Redensart an, wenn (kleine) Kinder (zufällig) eine Leckerspeise gewahr werden. Man müsse ihnen, meint man, etwas davon geben und wenn es auch nur wenig wäre, sonst „gätt des Joank en â“. Ueber das Wort „Joank“ selbst habe ich nichts Näheres finden können, dem Sinne nach scheint die Redensart der schlesischen vom Sehnäderchen (s. d.) zu entsprechen.
Job.
1 Auch Sanct Job wurmt' es ein Loch. – Eiselein, 349.
2 Wie Schäfer Job malt er ein I auf räudig und gesundes Vieh. – Eiselein, 349.
Jobellen.
* Ik wuel in êne hen jobellen1, as'n Rüe de ûtlübbed2 ward. – Lyra, 56.
1)Vor Schmerz schreien, jaulen.
2)Verschnitten.
Jobsjupe.
* Die Jobs Jupe ist jhm zerrissen. – Herberger, II, 8.
Die Hiobsjacke, d. i. die Geduld ist ihm ausgegangen.
Jobst.
* Ein blinder Jobst. (S. Six.) (Koburg.)
Auch blinder Jost, wobei einige an Justus oder Jodocus, andere an blinde Gans (Gôs) denken. (Frommann III, 41.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:54:47Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:54:47Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |