Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] 33 Das vorige Jahr hat immer mehr gebracht (oder: war immer besser). - Steiger, 478; Eiselein, 346; Simrock, 5193; Reinsberg VIII, 9. Von den Landleuten, die immer klagen. Von allen, die mit der Gegenwart unzufrieden, die Vergangenheit weit über sie erheben. Mhd.: Je langer so boeser jar. (Meleranz.) (Zingerle, 77.) Lat.: Laudator temporis acti. (Eiselein, 346.) - Semper preteritus annus melior. (Bovill, I, 59.) 34 Dat erschte Johr posse von Harte, dat zweite Johr lewe möt Schmarte, dat dritte Johr bifze de bafze, dat verde Johr Treppafze. - Frischbier2, 1782. So denkt man sich in der untern Volksschicht das eheliche Leben. 35 De drög'n (trockenen) Jahr bruk de nadden (nassen) ni um Brod to been (bitten). (Rendsburg.) 36 De goden Jare möten de slichten drägen. - Dähnert, 204a. Damit wird der Landmann bei schlechter Ernte getröstet. 37 De vör dartig Jar ritt, mutt na dartig Jar to Fote gahn. (Ostfries.) - Frommann, IV, 142, 334; Eichwald, 891; Goldschmidt, 162; Bueren, 189; Weserzeitung, 4057; Hauskalender, I. 38 Der hat nie ein schlimmes Jahr, wer sparsam im guten und schlimmen war. 39 Der in zwentzig jaren nit würt schon, dreissig jar nit starck vnd wol gethon, viertzig jar nit weiss, fünfftzig nit reich, der siht jm nacher nymmer gleich. - Franck, I, 81a. 40 Der vil Jahr wohl dient, kan in einer Stund verderben. - Sutor, 897. 41 Der vorm Jahre starb, ist lange todt. 42 Des Jahres vier Theile ich fand, der erst wird der Lenz genannt; Petri Stuhlfeier (22. Febr.) hebt ihn an und gehet aus auf Sanct- Urban. (Görlitz.) - Boebel, 13. 43 Die Jahr helffen nicht an den Thoren. - Petri, II, 132. 44 Die Jahre allein bringen Verstand und Haare. 45 Die Jahre ändern viel, aber sie machen aus einem Adler nie eine Nachteule. 46 Die Jahre biegen den stärksten Mann. 47 Die Jahre fliehen pfeilgeschwind. - Schiller's Lied von der Glocke. Lat.: Eunt anni more fluentis aquae. (Ovid.) (Philippi, I, 142.) - Nihil est velocius annis. (Ovid.) (Philippi, II, 23.) 48 Die Jahre kommen unangesagt. 49 Die Jahre legen Freud' und Leiden auf die Bahre. 50 Die Jahre wissen mehr als die Bücher. - Winckler, VI, 1. Frz.: L'age rend sage. 51 Die magern Jahre verschlingen die feisten. 52 Die verlebten Jahre sind immer die bessern. Frz.: L'an passe est toujours le meilleur. (Leroux, I, 61.) 53 Dreissig Jahr und ein Tag. Wie "Jahr und Tag" juridisch massgebend. Ueber dreissig sprichwörtliche Redensarten vgl. Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 1, 390b. Mhd.: Nieman ritter wesen mac dreizec jar und einen tac im gebreste muotes, leibes oder guotes. (Freidank und Walther.) (Zingerle, 77.) 54 Dreissig Jahr und Tag stehen zu Gewinn und zu Verlust. - Graf, 95, 182. Mhd.: Drisig jar und tag stet czu gewinn unnd vorlust. (Gaupp, 18.) 55 Du hast mir die Jahre wieder ins Gedächtniss gerufen, wo ich ein Mann auch war, sprach der alte Mönch, als ihm ein junger Buhler gebeichtet. - Eiselein, 346; Klosterspiegel, 30, 8. 56 Dürres Jahr, trockner Mai; kühler Mai viel Frucht und Heu. - Bair. Hauskalender. 57 E Jör äs nit un de Schtäke gebangden. - Schuster, 431. 58 Ein böses Jahr kommt selten allein. 59 Ein gutes Jahr dauert nicht lange. Frz.: La bonne annee en peu de temps s'en va, la petite se garde. (Leroux, I, 61.) [Spaltenumbruch] 60 Ein gutes Jahr ist immer gern gesehen. Ist immer willkommen, sagen die Irländer. (Reinsberg VIII, 9.) 61 Ein Jahr auf gutem Pferd bringt weiter, als zwei Jahr auf einem Esel. Holl.: Beter een half jaar op een goed paard gereden, dan zijn gansche leven op een' ezel. (Harrebomee, I, 348b.) 62 Ein Jahr böse, hundert Jahr böse. - Pistor., II, 96; Eisenhart, 239; Estor, I, 20; II, 6; Hillebrand, 48; Hertius, II, 3, 439; Eiselein, 346; Simrock, 5196; Graf, 95, 191. Bei den Deutschen galt der als der rechtmässige Besitzer, welcher bereits dreissig Jahre etwas beständig und ruhig besessen habe. Das vorstehende aus dem päpstlichen Rechte entlehnte Sprichwort lehrt aber, dass ohne den guten Glauben von der rechtmässigen Erwerbung des Eigenthums der ununterbrochene, selbst ein Menschenalter übersteigende Besitz desselben diesen weder rechtfertigt noch sichert, obgleich stets die Vermuthung einer gesetzlichen Besitzerlangung für den sprechen wird, der etwas schon so lange besitzt, bis das Gegentheil erwiesen ist. Das Sprichwort handelt von der bona fides, d. i. der Abwesenheit des Bewusstseins, sich im rechtlichen Besitz einer Sache zu finden. Fehlte sie einmal während des erforderlichen Zeitraums, so ward dadurch die Klageverjährung unterbrochen und der beabsichtigte Erwerb konnte nicht stattfinden. Und dies will das Sprichwort sagen. Frz.: Possesseur de malle-foi ne peut prescrire. (Loysel, 730.) 63 Ein Jahr, das fängt mit Regen an, bringt nicht viel Gutes auf die Bahn (den Plan). Frz.: Le mal an entre en nageant. (Bohn I, 32.) 64 Ein Jahr, das im Jänner zu donnern begann, bringt viel Sturm und Regen heran. - Boebel, 73. 65 Ein Jahr ein Lautenschleger, ein halb Jahr ein Krecker. - Petri, II, 199. 66 Ein Jahr erfordert viel Stücke Brot. 67 Ein Jahr für den Sabuku, ein Jahr für den Tjontjon. (Surinam.) Zwei Reiherarten. Sinn: Alles hat seine Zeit; einmal ist der oben, ein andermal jener. 68 Ein Jahr ist an keinen Stock (Pfahl) gebunden. - Henisch, 386, 8; Petri, II, 199. Die Zeit und ihre Entwickelung lässt sich nicht aufhalten. Holl.: Een jaar is aan geen' staak gebonden. (Harrebomee, I, 349b.) 69 Ein Jahr ist nicht alle Jahr. - Jer. Gotthelf, Uli, 109. 70 Ein Jahr ist schnell dahin. Die Türken: Ein Jahr verschwindet wie der Blitz. Die Sarden: Jeden Tag vergeht ein Tag. Die Venetier: Jedes Jahr vergeht ein Jahr. Die Russen: Wir werden jedes Jahr zwölf Monate älter. Ein Jahr geht nach dem andern hin, der Tod ist des letzten Gewinn. (Reinsberg II, 146.) Böhm.: Rok ma krok, a zivot v patach smrt'. (Celakovsky, 310.) 71 Ein Jahr lehrt das andere nicht. - Körte, 3134; Simrock, 5185; Braun, I, 1617. Holl.: Dat een jaer en leret ander niet. (Harrebomee, I, 350a.) Lat.: Raro docet reliquum reor annus in omnibus annum. (Sutor, 748 u. 981.) - Unus non alium, vetus annus non docet annum. (Fallersleben, 653 u. 716.) 72 Ein Jahr nach der Trau(ung) kommt die Schau. Ein Jahr nach der Trauung, nach der Hochzeit kann man über die Ehe urtheilen. Frz.: La premiere annee que l'homme se marie, touser (raser) se fait, ou tombe en maladie. (Leroux, I, 168.) 73 Ein Jahr übergibt's dem andern. (Lit.) 74 Ein trocken Jahr ist nicht unfruchtbar. Frz.: Seche annee n'est pas affamee. (Kritzinger, 29b.) 75 Ein trocknes Jahr gibt zwei nassen zu essen. - Simrock, 10521a. Frz.: Annee seiche n'apovrit son maistre. (Leroux, I, 61.) 76 En mager Joar maut noch kainen an'n Auwer smiten. (Iserlohn.) - Woeste, 73, 204. 77 Entschwundene Jahre kommen nicht zurück. Böhm.: Co bylo v loni, nikdo nedohoni. (Celakovsky, 191.) Lat.: O mihi praeteritos referat si Jupiter annos. (Virgil.) (Egeria, 194; Philippi, II, 65; Seybold, 405.) 78 Es hat ein jedes seine Jahr zu narren. - Sutor, 605. Lat.: Semper juniores insipiunt, quia nihil experti. (Sutor, 605.) 79 Es ist ein gut Jahr, sagte der Bauer, es können alle essen, die etwas haben. Holl.: Het is een vriendeloos jaar; elk zie wel toe, dat hij zelf wat hebbe. (Harrebomee, I, 350a.)
[Spaltenumbruch] 33 Das vorige Jahr hat immer mehr gebracht (oder: war immer besser). – Steiger, 478; Eiselein, 346; Simrock, 5193; Reinsberg VIII, 9. Von den Landleuten, die immer klagen. Von allen, die mit der Gegenwart unzufrieden, die Vergangenheit weit über sie erheben. Mhd.: Je langer sô boeser jâr. (Meleranz.) (Zingerle, 77.) Lat.: Laudator temporis acti. (Eiselein, 346.) – Semper preteritus annus melior. (Bovill, I, 59.) 34 Dat erschte Johr posse von Harte, dat zweite Johr lewe möt Schmarte, dat dritte Johr bifze de bafze, dat vêrde Johr Treppafze. – Frischbier2, 1782. So denkt man sich in der untern Volksschicht das eheliche Leben. 35 De drög'n (trockenen) Jahr bruk de nadden (nassen) ni um Brod to been (bitten). (Rendsburg.) 36 De goden Jare möten de slichten drägen. – Dähnert, 204a. Damit wird der Landmann bei schlechter Ernte getröstet. 37 De vör dartig Jâr ritt, mutt na dartig Jâr to Fôte gahn. (Ostfries.) – Frommann, IV, 142, 334; Eichwald, 891; Goldschmidt, 162; Bueren, 189; Weserzeitung, 4057; Hauskalender, I. 38 Der hat nie ein schlimmes Jahr, wer sparsam im guten und schlimmen war. 39 Der in zwentzig jaren nit würt schon, dreissig jar nit starck vnd wol gethon, viertzig jar nit weiss, fünfftzig nit reich, der siht jm nacher nymmer gleich. – Franck, I, 81a. 40 Der vil Jahr wohl dient, kan in einer Stund verderben. – Sutor, 897. 41 Der vorm Jahre starb, ist lange todt. 42 Des Jahres vier Theile ich fand, der erst wird der Lenz genannt; Petri Stuhlfeier (22. Febr.) hebt ihn an und gehet aus auf Sanct- Urban. (Görlitz.) – Boebel, 13. 43 Die Jahr helffen nicht an den Thoren. – Petri, II, 132. 44 Die Jahre allein bringen Verstand und Haare. 45 Die Jahre ändern viel, aber sie machen aus einem Adler nie eine Nachteule. 46 Die Jahre biegen den stärksten Mann. 47 Die Jahre fliehen pfeilgeschwind. – Schiller's Lied von der Glocke. Lat.: Eunt anni more fluentis aquae. (Ovid.) 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Die Russen: Wir werden jedes Jahr zwölf Monate älter. Ein Jahr geht nach dem andern hin, der Tod ist des letzten Gewinn. (Reinsberg II, 146.) Böhm.: Rok má krok, a život v patách smrt'. (Čelakovský, 310.) 71 Ein Jahr lehrt das andere nicht. – Körte, 3134; Simrock, 5185; Braun, I, 1617. Holl.: Dat een jaer en leret ander niet. (Harrebomée, I, 350a.) Lat.: Raro docet reliquum reor annus in omnibus annum. (Sutor, 748 u. 981.) – Unus non alium, vetus annus non docet annum. (Fallersleben, 653 u. 716.) 72 Ein Jahr nach der Trau(ung) kommt die Schau. Ein Jahr nach der Trauung, nach der Hochzeit kann man über die Ehe urtheilen. Frz.: La première année que l'homme se marie, touser (raser) se fait, ou tombe en maladie. (Leroux, I, 168.) 73 Ein Jahr übergibt's dem andern. (Lit.) 74 Ein trocken Jahr ist nicht unfruchtbar. Frz.: Sèche année n'est pas affamée. (Kritzinger, 29b.) 75 Ein trocknes Jahr gibt zwei nassen zu essen. – Simrock, 10521a. Frz.: Année seiche n'apovrit son maistre. 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33 Das vorige Jahr hat immer mehr gebracht (oder: war immer besser). – Steiger, 478; Eiselein, 346; Simrock, 5193; Reinsberg VIII, 9.
Von den Landleuten, die immer klagen. Von allen, die mit der Gegenwart unzufrieden, die Vergangenheit weit über sie erheben.
Mhd.: Je langer sô boeser jâr. (Meleranz.) (Zingerle, 77.)
Lat.: Laudator temporis acti. (Eiselein, 346.) – Semper preteritus annus melior. (Bovill, I, 59.)
34 Dat erschte Johr posse von Harte, dat zweite Johr lewe möt Schmarte, dat dritte Johr bifze de bafze, dat vêrde Johr Treppafze. – Frischbier2, 1782.
So denkt man sich in der untern Volksschicht das eheliche Leben.
35 De drög'n (trockenen) Jahr bruk de nadden (nassen) ni um Brod to been (bitten). (Rendsburg.)
36 De goden Jare möten de slichten drägen. – Dähnert, 204a.
Damit wird der Landmann bei schlechter Ernte getröstet.
37 De vör dartig Jâr ritt, mutt na dartig Jâr to Fôte gahn. (Ostfries.) – Frommann, IV, 142, 334; Eichwald, 891; Goldschmidt, 162; Bueren, 189; Weserzeitung, 4057; Hauskalender, I.
38 Der hat nie ein schlimmes Jahr, wer sparsam im guten und schlimmen war.
39 Der in zwentzig jaren nit würt schon, dreissig jar nit starck vnd wol gethon, viertzig jar nit weiss, fünfftzig nit reich, der siht jm nacher nymmer gleich. – Franck, I, 81a.
40 Der vil Jahr wohl dient, kan in einer Stund verderben. – Sutor, 897.
41 Der vorm Jahre starb, ist lange todt.
42 Des Jahres vier Theile ich fand, der erst wird der Lenz genannt; Petri Stuhlfeier (22. Febr.) hebt ihn an und gehet aus auf Sanct- Urban. (Görlitz.) – Boebel, 13.
43 Die Jahr helffen nicht an den Thoren. – Petri, II, 132.
44 Die Jahre allein bringen Verstand und Haare.
45 Die Jahre ändern viel, aber sie machen aus einem Adler nie eine Nachteule.
46 Die Jahre biegen den stärksten Mann.
47 Die Jahre fliehen pfeilgeschwind. – Schiller's Lied von der Glocke.
Lat.: Eunt anni more fluentis aquae. (Ovid.) (Philippi, I, 142.) – Nihil est velocius annis. (Ovid.) (Philippi, II, 23.)
48 Die Jahre kommen unangesagt.
49 Die Jahre legen Freud' und Leiden auf die Bahre.
50 Die Jahre wissen mehr als die Bücher. – Winckler, VI, 1.
Frz.: L'âge rend sage.
51 Die magern Jahre verschlingen die feisten.
52 Die verlebten Jahre sind immer die bessern.
Frz.: L'an passé est toujours le meilleur. (Leroux, I, 61.)
53 Dreissig Jahr und ein Tag.
Wie „Jahr und Tag“ juridisch massgebend. Ueber dreissig sprichwörtliche Redensarten vgl. Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 1, 390b.
Mhd.: Nieman ritter wesen mac drîzec jàr und einen tac im gebreste muotes, lîbes oder guotes. (Freidank und Walther.) (Zingerle, 77.)
54 Dreissig Jahr und Tag stehen zu Gewinn und zu Verlust. – Graf, 95, 182.
Mhd.: Drisig jar und tag stet czu gewinn unnd vorlust. (Gaupp, 18.)
55 Du hast mir die Jahre wieder ins Gedächtniss gerufen, wo ich ein Mann auch war, sprach der alte Mönch, als ihm ein junger Buhler gebeichtet. – Eiselein, 346; Klosterspiegel, 30, 8.
56 Dürres Jahr, trockner Mai; kühler Mai viel Frucht und Heu. – Bair. Hauskalender.
57 E Jör äs nit un de Schtäke gebangden. – Schuster, 431.
58 Ein böses Jahr kommt selten allein.
59 Ein gutes Jahr dauert nicht lange.
Frz.: La bonne année en peu de temps s'en va, la petite se garde. (Leroux, I, 61.)
60 Ein gutes Jahr ist immer gern gesehen.
Ist immer willkommen, sagen die Irländer. (Reinsberg VIII, 9.)
61 Ein Jahr auf gutem Pferd bringt weiter, als zwei Jahr auf einem Esel.
Holl.: Beter een half jaar op een goed paard gereden, dan zijn gansche leven op een' ezel. (Harrebomée, I, 348b.)
62 Ein Jahr böse, hundert Jahr böse. – Pistor., II, 96; Eisenhart, 239; Estor, I, 20; II, 6; Hillebrand, 48; Hertius, II, 3, 439; Eiselein, 346; Simrock, 5196; Graf, 95, 191.
Bei den Deutschen galt der als der rechtmässige Besitzer, welcher bereits dreissig Jahre etwas beständig und ruhig besessen habe. Das vorstehende aus dem päpstlichen Rechte entlehnte Sprichwort lehrt aber, dass ohne den guten Glauben von der rechtmässigen Erwerbung des Eigenthums der ununterbrochene, selbst ein Menschenalter übersteigende Besitz desselben diesen weder rechtfertigt noch sichert, obgleich stets die Vermuthung einer gesetzlichen Besitzerlangung für den sprechen wird, der etwas schon so lange besitzt, bis das Gegentheil erwiesen ist. Das Sprichwort handelt von der bona fides, d. i. der Abwesenheit des Bewusstseins, sich im rechtlichen Besitz einer Sache zu finden. Fehlte sie einmal während des erforderlichen Zeitraums, so ward dadurch die Klageverjährung unterbrochen und der beabsichtigte Erwerb konnte nicht stattfinden. Und dies will das Sprichwort sagen.
Frz.: Possesseur de malle-foi ne peut prescrire. (Loysel, 730.)
63 Ein Jahr, das fängt mit Regen an, bringt nicht viel Gutes auf die Bahn (den Plan).
Frz.: Le mal an entre en nageant. (Bohn I, 32.)
64 Ein Jahr, das im Jänner zu donnern begann, bringt viel Sturm und Regen heran. – Boebel, 73.
65 Ein Jahr ein Lautenschleger, ein halb Jahr ein Krecker. – Petri, II, 199.
66 Ein Jahr erfordert viel Stücke Brot.
67 Ein Jahr für den Sabuku, ein Jahr für den Tjontjon. (Surinam.)
Zwei Reiherarten. Sinn: Alles hat seine Zeit; einmal ist der oben, ein andermal jener.
68 Ein Jahr ist an keinen Stock (Pfahl) gebunden. – Henisch, 386, 8; Petri, II, 199.
Die Zeit und ihre Entwickelung lässt sich nicht aufhalten.
Holl.: Een jaar is aan geen' staak gebonden. (Harrebomée, I, 349b.)
69 Ein Jahr ist nicht alle Jahr. – Jer. Gotthelf, Uli, 109.
70 Ein Jahr ist schnell dahin.
Die Türken: Ein Jahr verschwindet wie der Blitz. Die Sarden: Jeden Tag vergeht ein Tag. Die Venetier: Jedes Jahr vergeht ein Jahr. Die Russen: Wir werden jedes Jahr zwölf Monate älter. Ein Jahr geht nach dem andern hin, der Tod ist des letzten Gewinn. (Reinsberg II, 146.)
Böhm.: Rok má krok, a život v patách smrt'. (Čelakovský, 310.)
71 Ein Jahr lehrt das andere nicht. – Körte, 3134; Simrock, 5185; Braun, I, 1617.
Holl.: Dat een jaer en leret ander niet. (Harrebomée, I, 350a.)
Lat.: Raro docet reliquum reor annus in omnibus annum. (Sutor, 748 u. 981.) – Unus non alium, vetus annus non docet annum. (Fallersleben, 653 u. 716.)
72 Ein Jahr nach der Trau(ung) kommt die Schau.
Ein Jahr nach der Trauung, nach der Hochzeit kann man über die Ehe urtheilen.
Frz.: La première année que l'homme se marie, touser (raser) se fait, ou tombe en maladie. (Leroux, I, 168.)
73 Ein Jahr übergibt's dem andern. (Lit.)
74 Ein trocken Jahr ist nicht unfruchtbar.
Frz.: Sèche année n'est pas affamée. (Kritzinger, 29b.)
75 Ein trocknes Jahr gibt zwei nassen zu essen. – Simrock, 10521a.
Frz.: Année seiche n'apovrit son maistre. (Leroux, I, 61.)
76 En mager Joar maut noch kainen an'n Auwer smiten. (Iserlohn.) – Woeste, 73, 204.
77 Entschwundene Jahre kommen nicht zurück.
Böhm.: Co bylo v loni, nikdo nedohoni. (Čelakovský, 191.)
Lat.: O mihi praeteritos referat si Jupiter annos. (Virgil.) (Egeria, 194; Philippi, II, 65; Seybold, 405.)
78 Es hat ein jedes seine Jahr zu narren. – Sutor, 605.
Lat.: Semper juniores insipiunt, quia nihil experti. (Sutor, 605.)
79 Es ist ein gut Jahr, sagte der Bauer, es können alle essen, die etwas haben.
Holl.: Het is een vriendeloos jaar; elk zie wel toe, dat hij zelf wat hebbe. (Harrebomée, I, 350a.)
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