Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] 28 He irrt sik as Vatter Lorenz. (Holst.) - Schütze, III, 50. Irrenhaus. *1 Er ist aus dem Irrenhause entsprungen. Der ohne Verstand zu urtheilen und zu handeln scheint. Frz.: Etre loge aux Petites-maisons. *2 Er ist fürs Irrenhaus reif. Lat.: Squillas a sepulchro vellas. (Philippi, II, 199.) Irrlicht. 1 Irrlichter führen in Sümpfe. Dän.: Fölger du lögte-manden, saa slipper du i en morads. (Prov. dan., 395.) 2 Irrlichter verführen des Nachts, schöne Frauen am Tage. Dän.: Gek-ilden forförer folk om natten, skiönne quinder om dagen. (Prov. dan., 221.) *3 Jedem Irrlicht folgen. Schon eins kann ins Verderben führen. Irrniss. * Dat 's'n Irrniss, Fru Gevattern. (Pommern.) Irrthum. 1 Den Irrthum bekennen, erleichtert die Strafe. - Winckler, XVI, 86. 2 Der Irrthum olim deutscher Treu ist mit der alten Zeit vorbei. - Reinsberg V, 59. 3 Die Irrthümer der Aerzte werden mit Erde, unsere Fehler mit Liebe bedeckt. Port.: Os erros dos medicos a terra os cobre. (Bohn I, 290.) 4 Ein alter Irrthum hat mehr Freunde als eine neue Wahrheit. - Opel, 377. "Aus lauter Ehrerbietigkeit vor dem Alter." Dän.: Mange af aerbödighed mod de gamle forsvare en vildfarelse mod en ny sandhed. (Prov. dan., 12.) 5 Ein Irrthum, anfangs noch so klein, wird am Ende grösser sein. - Körte, 3193. 6 Ein Irrthum, so dick wie ein Haar, versetzt hundert Meilen vom Ziele gar. 7 Ein Irrthum, wie ein Strohhalm klein, zerbricht zuletzt ein Bein. Lat.: Error saepe repetitus tandem vindicatur. (Binder I, 422; II, 969.) 8 Ein irrthumb bringt den andern. - Lehmann, 404, 5; Simrock, 5249; Körte, 3793; Braun, I, 1666. Frz.: Le premier erreur ne corrige le second, encore moins le troisieme. (Leroux, II, 249.) 9 Erkannter Irrthum führt zur Wahrheit. "Nach Milton ist Irrthum die Meinung im Werden." (Macaulay's Kleine geschichtliche und biographische Schriften, Leipzig 1851, III, 194.) Lat.: Error hesternus tibi sit doctor hodiernus. (Binder II, 968; Schreger, 6.) 10 Es ist kein irrthum so grob, der nit zuhörer vnd beifall hat. - Henisch, 258, 25. 11 Es ist kein Irrthum so gross, er findet seinen Anhang. - Sailer, 338; Zinkgref, I, 212. 12 Im Irrthum verharren, führt in gute Pfarren. 13 Irrthum ist ein Kutscher, der einen vff falsche Weg fürt. - Lehmann, 404, 1. 14 Irrthum ist keine Bezahlung. Wer' glaubt, bezahlt zu haben, hat darum noch nicht bezahlt, und wer sich zu seinen Gunsten um zehn Thaler verrechnet, hat diesen Betrag ebenfalls noch nicht bezahlt. It.: Errare non fa pagamento. (Bohn I, 97.) 15 Irrthum ist nicht Rechnung. Frz.: Erreur de calcul ne passe en force de chose jugee. - Erreur n'est pas compte. (Cahier, 633-634; Bohn 217.) It.: Errare non fa pagamento. (Bohn I, 97.) 16 Irrthum und Wein übertreten Gesetze auf Stein. 17 Irrthumb ist kein betrug. - Lehmann, 407, 56; Simrock, 5247; Körte, 3192; Braun, I, 1605. 18 Ist der Irrthum auch am Anfang klein, er wird am Ende grösser sein. - Sonnenstäubchen, 47. 19 Kleiner Irrthumb im anfang würd zum grossen schaden im aussgang. - Petri, I, 32; Lehmann, 19, 58. 20 Tausend Irrthümer sind leichter gesagt, als eine Wahrheit. 21 Wer seinen Irrthum erkennt, ist auf dem Wege zur Besserung (Wahrheit). "Hast du geirrt, so sage es dreist; bemänteln will ein schwacher Geist." Dän.: Hvo ei kiender at han far vild, lader ikke af. (Prov. dan., 158.) [Spaltenumbruch] Irrung. Irrung bringt Verwirrung. Irrweg. Zween Irrwege sind selten gut. - Petri, II, 829. Irrwisch. 1 Der Irrwisch ist 'ne Leuchte, die uns zum Teufel führt zur Beichte. 2 Irrwische finden sich am weg vnnd füren die Leut immer auff Vnwege. - Lehmann, 406, 40. 3 Wer irrwischen folgt, der kompt in gefahr. - Lehmann, 596, 61. *4 Er ist ein Irrwisch. - Frischbier, 361a; Frischbier2, 1810. Irte. *1 A iss aus der EIrte gefallen. - Gomolcke, 234. *2 Follt mer nicht aus der EIrte. - Gomolcke, 394. *3 Nu, nu, Meister Girge, folt og nich ernde os der EIrte. - Keller, 169a. Isaak. 1 Alt Eisik wird tänzerik. - Tendlau, 1001. Der alte Isaak wird noch ein Tänzer. Wenn ein schon bejahrter Mann noch jugendliche Streiche spielt. 2 Der Itzik is witzik. - Tendlau, 1004. Als Spott gegen schlechten Witz; vielleicht des Reims wegen, vielleicht auch auf besonderm Falle beruhend. 3 Er haasst Itzik, un sie is e lange Fraa. - Tendlau, 1045. Scherzhafte Entgegnung auf eine zu unbestimmte Bezeichnung; wol auf einem besondern Falle beruhend. 4 Itzik un Olg (Olga) er is wie sie, un sie is wie er. Isabell. Wenn Isabell ein Fasten ausschreibt, so ist's um Naboth's Kopf und Weinberg geschehen. - Winckler, IX, 50. Wenn die Gewalthaber den Schein der Frömmigkeit annehmen und Kirchlichkeit heucheln, dann sind Recht und Wahrheit, wie deren Vertheidiger, in Gefahr. Holl.: Als Izebel eene vasten uitroept dat Naboth voor zijnen wijngaard zorge. (Harrebomee, I, 369a.) Ischarioth. * Dem Ischarioth einen Schein aufsetzen. Das Laster unter der Form der Tugend, das Unrecht unter dem Schein des Rechts einführen, mit milden, einladenden Namen bezeichnen. Isegrimm. *1 En oln Isegrimm. - Eichwald, 911. *2 Er ist ein (r)echter Isegrimm. - Eiselein, 343; Braun, I, 1667. Isegrimm ist der Name des Wolfs im Reineke Fuchs. "Es scheint", sagt Lübben, "auf den ersten Anblick, als sei dieser Name nur ein zum Eigennamen gewordenes Beiwort dieses bösen Thiers, und als sei er niemals einem Menschen beigelegt worden, ausser etwa als Appellativum, wie wir auch jetzt noch einen Menschen, der ein barsches, zurückstossendes Wesen hat, der ein Brummbart ist, einen Isegrimm zu nennen pflegen." Allein dieser Name war ein gangbarer Mannesname, den nicht blos Helden trugen, sondern auch Geistliche; und gerade der erste, der für uns nachweisbar diesen Namen führt, ist ein Geistlicher. Im Jahre 933 wird nämlich ein Isegrimus (Pertz, I, 94) zum Bischof von Regensburg ordinirt. Es ist also wol Isegrimus ein Personenname, der auf das Thier übertragen worden ist. Darüber wie über die Bedeutung desselben vgl. Lübben, Programm, 22-31. Island. Island ist das glücklichste Land, das die Sonne bescheint. - Reinsberg VI, 52. Es ist dies die glückliche Ansicht der Isländer selbst, die aber nicht von andern Völkern getheilt wird. Ismael. 1 Ismael, der Priester, hält es mit den Priestern. - Tendlau, 42. Bei der Erklärung von 4 Mos. 6, 23 u. 27 bezog Ismael das "sie" im letzten Verse auf die Priester statt auf die Kinder Israel. 2 Ismael's Hand ist gegen jeden, und jeder ist gegen Ismael. Holl.: Ismaels hand was tegen een ieder, en ieders hand was tegen hem. (Harrebomee, I, 367b.) Isolani. Graf Isolani findet (keinen) Credit. In dem einen Fall staunend, dass ein leichtsinniger Schuldenmacher immer noch Glauben findet, in dem andern aussprechend, dass schlechte Schuldner sich vergeblich um Credit bemühen. Die Oderzeitung (Stettin 1868, Nr. 285) berichtet von einem Verein gegen [Spaltenumbruch] 28 He irrt sik as Vatter Lorenz. (Holst.) – Schütze, III, 50. Irrenhaus. *1 Er ist aus dem Irrenhause entsprungen. Der ohne Verstand zu urtheilen und zu handeln scheint. Frz.: Etre logé aux Petites-maisons. *2 Er ist fürs Irrenhaus reif. Lat.: Squillas a sepulchro vellas. (Philippi, II, 199.) Irrlicht. 1 Irrlichter führen in Sümpfe. Dän.: Følger du løgte-manden, saa slipper du i en morads. (Prov. dan., 395.) 2 Irrlichter verführen des Nachts, schöne Frauen am Tage. Dän.: Gek-ilden forfører folk om natten, skiønne quinder om dagen. (Prov. dan., 221.) *3 Jedem Irrlicht folgen. Schon eins kann ins Verderben führen. Irrniss. * Dat 's'n Irrniss, Fru Gevattern. (Pommern.) Irrthum. 1 Den Irrthum bekennen, erleichtert die Strafe. – Winckler, XVI, 86. 2 Der Irrthum olim deutscher Treu ist mit der alten Zeit vorbei. – Reinsberg V, 59. 3 Die Irrthümer der Aerzte werden mit Erde, unsere Fehler mit Liebe bedeckt. Port.: Os erros dos medicos a terra os cobre. (Bohn I, 290.) 4 Ein alter Irrthum hat mehr Freunde als eine neue Wahrheit. – Opel, 377. „Aus lauter Ehrerbietigkeit vor dem Alter.“ Dän.: Mange af ærbødighed mod de gamle forsvare en vildfarelse mod en ny sandhed. (Prov. dan., 12.) 5 Ein Irrthum, anfangs noch so klein, wird am Ende grösser sein. – Körte, 3193. 6 Ein Irrthum, so dick wie ein Haar, versetzt hundert Meilen vom Ziele gar. 7 Ein Irrthum, wie ein Strohhalm klein, zerbricht zuletzt ein Bein. Lat.: Error saepe repetitus tandem vindicatur. (Binder I, 422; II, 969.) 8 Ein irrthumb bringt den andern. – Lehmann, 404, 5; Simrock, 5249; Körte, 3793; Braun, I, 1666. Frz.: Le premier erreur ne corrige le second, encore moins le troisième. (Leroux, II, 249.) 9 Erkannter Irrthum führt zur Wahrheit. „Nach Milton ist Irrthum die Meinung im Werden.“ (Macaulay's Kleine geschichtliche und biographische Schriften, Leipzig 1851, III, 194.) Lat.: Error hesternus tibi sit doctor hodiernus. (Binder II, 968; Schreger, 6.) 10 Es ist kein irrthum so grob, der nit zuhörer vnd beifall hat. – Henisch, 258, 25. 11 Es ist kein Irrthum so gross, er findet seinen Anhang. – Sailer, 338; Zinkgref, I, 212. 12 Im Irrthum verharren, führt in gute Pfarren. 13 Irrthum ist ein Kutscher, der einen vff falsche Weg fürt. – Lehmann, 404, 1. 14 Irrthum ist keine Bezahlung. Wer' glaubt, bezahlt zu haben, hat darum noch nicht bezahlt, und wer sich zu seinen Gunsten um zehn Thaler verrechnet, hat diesen Betrag ebenfalls noch nicht bezahlt. It.: Errare non fa pagamento. (Bohn I, 97.) 15 Irrthum ist nicht Rechnung. Frz.: Erreur de calcul ne passe en force de chose jugée. – Erreur n'est pas compte. (Cahier, 633-634; Bohn 217.) It.: Errare non fa pagamento. (Bohn I, 97.) 16 Irrthum und Wein übertreten Gesetze auf Stein. 17 Irrthumb ist kein betrug. – Lehmann, 407, 56; Simrock, 5247; Körte, 3192; Braun, I, 1605. 18 Ist der Irrthum auch am Anfang klein, er wird am Ende grösser sein. – Sonnenstäubchen, 47. 19 Kleiner Irrthumb im anfang würd zum grossen schaden im aussgang. – Petri, I, 32; Lehmann, 19, 58. 20 Tausend Irrthümer sind leichter gesagt, als eine Wahrheit. 21 Wer seinen Irrthum erkennt, ist auf dem Wege zur Besserung (Wahrheit). „Hast du geirrt, so sage es dreist; bemänteln will ein schwacher Geist.“ Dän.: Hvo ei kiender at han far vild, lader ikke af. (Prov. dan., 158.) [Spaltenumbruch] Irrung. Irrung bringt Verwirrung. Irrweg. Zween Irrwege sind selten gut. – Petri, II, 829. Irrwisch. 1 Der Irrwisch ist 'ne Leuchte, die uns zum Teufel führt zur Beichte. 2 Irrwische finden sich am weg vnnd füren die Leut immer auff Vnwege. – Lehmann, 406, 40. 3 Wer irrwischen folgt, der kompt in gefahr. – Lehmann, 596, 61. *4 Er ist ein Irrwisch. – Frischbier, 361a; Frischbier2, 1810. Irte. *1 A iss aus der Îrte gefallen. – Gomolcke, 234. *2 Follt mer nicht aus der Îrte. – Gomolcke, 394. *3 Nu, nu, Meister Girge, folt og nich ernde os der Îrte. – Keller, 169a. Isaak. 1 Alt Eisik wird tänzerik. – Tendlau, 1001. Der alte Isaak wird noch ein Tänzer. Wenn ein schon bejahrter Mann noch jugendliche Streiche spielt. 2 Der Itzik is witzik. – Tendlau, 1004. Als Spott gegen schlechten Witz; vielleicht des Reims wegen, vielleicht auch auf besonderm Falle beruhend. 3 Er haasst Itzik, un sie is e lange Fraa. – Tendlau, 1045. Scherzhafte Entgegnung auf eine zu unbestimmte Bezeichnung; wol auf einem besondern Falle beruhend. 4 Itzik un Olg (Olga) er is wie sie, un sie is wie er. Isabell. Wenn Isabell ein Fasten ausschreibt, so ist's um Naboth's Kopf und Weinberg geschehen. – Winckler, IX, 50. Wenn die Gewalthaber den Schein der Frömmigkeit annehmen und Kirchlichkeit heucheln, dann sind Recht und Wahrheit, wie deren Vertheidiger, in Gefahr. Holl.: Als Izebel eene vasten uitroept dat Naboth voor zijnen wijngaard zorge. (Harrebomée, I, 369a.) Ischarioth. * Dem Ischarioth einen Schein aufsetzen. Das Laster unter der Form der Tugend, das Unrecht unter dem Schein des Rechts einführen, mit milden, einladenden Namen bezeichnen. Isegrimm. *1 En oln Isegrimm. – Eichwald, 911. *2 Er ist ein (r)echter Isegrimm. – Eiselein, 343; Braun, I, 1667. Isegrimm ist der Name des Wolfs im Reineke Fuchs. „Es scheint“, sagt Lübben, „auf den ersten Anblick, als sei dieser Name nur ein zum Eigennamen gewordenes Beiwort dieses bösen Thiers, und als sei er niemals einem Menschen beigelegt worden, ausser etwa als Appellativum, wie wir auch jetzt noch einen Menschen, der ein barsches, zurückstossendes Wesen hat, der ein Brummbart ist, einen Isegrimm zu nennen pflegen.“ Allein dieser Name war ein gangbarer Mannesname, den nicht blos Helden trugen, sondern auch Geistliche; und gerade der erste, der für uns nachweisbar diesen Namen führt, ist ein Geistlicher. Im Jahre 933 wird nämlich ein Isegrimus (Pertz, I, 94) zum Bischof von Regensburg ordinirt. Es ist also wol Isegrimus ein Personenname, der auf das Thier übertragen worden ist. Darüber wie über die Bedeutung desselben vgl. Lübben, Programm, 22-31. Island. Island ist das glücklichste Land, das die Sonne bescheint. – Reinsberg VI, 52. Es ist dies die glückliche Ansicht der Isländer selbst, die aber nicht von andern Völkern getheilt wird. Ismael. 1 Ismael, der Priester, hält es mit den Priestern. – Tendlau, 42. Bei der Erklärung von 4 Mos. 6, 23 u. 27 bezog Ismael das „sie“ im letzten Verse auf die Priester statt auf die Kinder Israel. 2 Ismael's Hand ist gegen jeden, und jeder ist gegen Ismael. Holl.: Ismaëls hand was tegen een ieder, en ieders hand was tegen hem. (Harrebomée, I, 367b.) Isolani. Graf Isolani findet (keinen) Credit. In dem einen Fall staunend, dass ein leichtsinniger Schuldenmacher immer noch Glauben findet, in dem andern aussprechend, dass schlechte Schuldner sich vergeblich um Credit bemühen. Die Oderzeitung (Stettin 1868, Nr. 285) berichtet von einem Verein gegen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0490" n="[484]"/><cb n="967"/> 28 He irrt sik as Vatter Lorenz.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) – <hi rendition="#i">Schütze, III, 50.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Irrenhaus.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Er ist aus dem Irrenhause entsprungen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Der ohne Verstand zu urtheilen und zu handeln scheint.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Etre logé aux Petites-maisons.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er ist fürs Irrenhaus reif.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Squillas a sepulchro vellas. (<hi rendition="#i">Philippi, II, 199.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Irrlicht.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Irrlichter führen in Sümpfe.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Følger du løgte-manden, saa slipper du i en morads. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 395.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Irrlichter verführen des Nachts, schöne Frauen am Tage.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Gek-ilden forfører folk om natten, skiønne quinder om dagen. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 221.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Jedem Irrlicht folgen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Schon eins kann ins Verderben führen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Irrniss.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Dat 's'n Irrniss, Fru Gevattern.</hi> (<hi rendition="#i">Pommern.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Irrthum.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Den Irrthum bekennen, erleichtert die Strafe.</hi> – <hi rendition="#i">Winckler, XVI, 86.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Der Irrthum olim deutscher Treu ist mit der alten Zeit vorbei.</hi> – <hi rendition="#i">Reinsberg V, 59.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Die Irrthümer der Aerzte werden mit Erde, unsere Fehler mit Liebe bedeckt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Port.</hi>: Os erros dos medicos a terra os cobre. (<hi rendition="#i">Bohn I, 290.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Ein alter Irrthum hat mehr Freunde als eine neue Wahrheit.</hi> – <hi rendition="#i">Opel, 377.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Aus lauter Ehrerbietigkeit vor dem Alter.“</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Mange af ærbødighed mod de gamle forsvare en vildfarelse mod en ny sandhed. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 12.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Ein Irrthum, anfangs noch so klein, wird am Ende grösser sein.</hi> – <hi rendition="#i">Körte, 3193.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Ein Irrthum, so dick wie ein Haar, versetzt hundert Meilen vom Ziele gar.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Ein Irrthum, wie ein Strohhalm klein, zerbricht zuletzt ein Bein.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Error saepe repetitus tandem vindicatur. (<hi rendition="#i">Binder I, 422; II, 969.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Ein irrthumb bringt den andern.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 404, 5; Simrock, 5249; Körte, 3793; Braun, I, 1666.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Le premier erreur ne corrige le second, encore moins le troisième. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 249.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Erkannter Irrthum führt zur Wahrheit.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Nach <hi rendition="#i">Milton</hi> ist Irrthum die Meinung im Werden.“ (<hi rendition="#i">Macaulay's Kleine geschichtliche und biographische Schriften, Leipzig 1851, III, 194.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Error hesternus tibi sit doctor hodiernus. (<hi rendition="#i">Binder II, 968; Schreger, 6.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Es ist kein irrthum so grob, der nit zuhörer vnd beifall hat.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 258, 25.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Es ist kein Irrthum so gross, er findet seinen Anhang.</hi> – <hi rendition="#i">Sailer, 338; Zinkgref, I, 212.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Im Irrthum verharren, führt in gute Pfarren.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Irrthum ist ein Kutscher, der einen vff falsche Weg fürt.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 404, 1.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Irrthum ist keine Bezahlung.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Wer' glaubt, bezahlt zu haben, hat darum noch nicht bezahlt, und wer sich zu seinen Gunsten um zehn Thaler verrechnet, hat diesen Betrag ebenfalls noch nicht bezahlt.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Errare non fa pagamento. (<hi rendition="#i">Bohn I, 97.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Irrthum ist nicht Rechnung.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Erreur de calcul ne passe en force de chose jugée. – Erreur n'est pas compte. (<hi rendition="#i">Cahier, 633-634; Bohn 217.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Errare non fa pagamento. (<hi rendition="#i">Bohn I, 97.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Irrthum und Wein übertreten Gesetze auf Stein.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Irrthumb ist kein betrug.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 407, 56; Simrock, 5247; Körte, 3192; Braun, I, 1605.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Ist der Irrthum auch am Anfang klein, er wird am Ende grösser sein.</hi> – <hi rendition="#i">Sonnenstäubchen, 47.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Kleiner Irrthumb im anfang würd zum grossen schaden im aussgang.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, I, 32; Lehmann, 19, 58.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 Tausend Irrthümer sind leichter gesagt, als eine Wahrheit.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">21 Wer seinen Irrthum erkennt, ist auf dem Wege zur Besserung (Wahrheit).</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Hast du geirrt, so sage es dreist; bemänteln will ein schwacher Geist.“</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hvo ei kiender at han far vild, lader ikke af. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 158.</hi>)</p><lb/> <cb n="968"/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Irrung.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Irrung bringt Verwirrung.</hi> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Irrweg.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Zween Irrwege sind selten gut.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 829.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Irrwisch.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der Irrwisch ist 'ne Leuchte, die uns zum Teufel führt zur Beichte.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Irrwische finden sich am weg vnnd füren die Leut immer auff Vnwege.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 406, 40.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wer irrwischen folgt, der kompt in gefahr.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 596, 61.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Er ist ein Irrwisch.</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier, 361<hi rendition="#sup">a</hi>; Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1810.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Irte.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 A iss aus der Îrte gefallen.</hi> – <hi rendition="#i">Gomolcke, 234.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Follt mer nicht aus der Îrte.</hi> – <hi rendition="#i">Gomolcke, 394.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Nu, nu, Meister Girge, folt og nich ernde os der Îrte.</hi> – <hi rendition="#i">Keller, 169<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Isaak.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Alt Eisik wird tänzerik.</hi> – <hi rendition="#i">Tendlau, 1001.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Der alte Isaak wird noch ein Tänzer. Wenn ein schon bejahrter Mann noch jugendliche Streiche spielt.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Der Itzik is witzik.</hi> – <hi rendition="#i">Tendlau, 1004.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Als Spott gegen schlechten Witz; vielleicht des Reims wegen, vielleicht auch auf besonderm Falle beruhend.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Er haasst Itzik, un sie is e lange Fraa.</hi> – <hi rendition="#i">Tendlau, 1045.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Scherzhafte Entgegnung auf eine zu unbestimmte Bezeichnung; wol auf einem besondern Falle beruhend.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Itzik un Olg (Olga) er is wie sie, un sie is wie er.</hi> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Isabell.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wenn Isabell ein Fasten ausschreibt, so ist's um Naboth's Kopf und Weinberg geschehen.</hi> – <hi rendition="#i">Winckler, IX, 50.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Wenn die Gewalthaber den Schein der Frömmigkeit annehmen und Kirchlichkeit heucheln, dann sind Recht und Wahrheit, wie deren Vertheidiger, in Gefahr.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Als Izebel eene vasten uitroept dat Naboth voor zijnen wijngaard zorge. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 369<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ischarioth.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Dem Ischarioth einen Schein aufsetzen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Das Laster unter der Form der Tugend, das Unrecht unter dem Schein des Rechts einführen, mit milden, einladenden Namen bezeichnen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Isegrimm.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 En oln Isegrimm.</hi> – <hi rendition="#i">Eichwald, 911.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er ist ein (r)echter Isegrimm.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 343; Braun, I, 1667.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Isegrimm ist der Name des Wolfs im <hi rendition="#i">Reineke Fuchs.</hi> „Es scheint“, sagt <hi rendition="#i">Lübben,</hi> „auf den ersten Anblick, als sei dieser Name nur ein zum Eigennamen gewordenes Beiwort dieses bösen Thiers, und als sei er niemals einem Menschen beigelegt worden, ausser etwa als Appellativum, wie wir auch jetzt noch einen Menschen, der ein barsches, zurückstossendes Wesen hat, der ein Brummbart ist, einen Isegrimm zu nennen pflegen.“ Allein dieser Name war ein gangbarer Mannesname, den nicht blos Helden trugen, sondern auch Geistliche; und gerade der erste, der für uns nachweisbar diesen Namen führt, ist ein Geistlicher. Im Jahre 933 wird nämlich ein Isegrimus (<hi rendition="#i">Pertz, I, 94</hi>) zum Bischof von Regensburg ordinirt. Es ist also wol Isegrimus ein Personenname, der auf das Thier übertragen worden ist. Darüber wie über die Bedeutung desselben vgl. <hi rendition="#i">Lübben, Programm, 22-31.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Island.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Island ist das glücklichste Land, das die Sonne bescheint.</hi> – <hi rendition="#i">Reinsberg VI, 52.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Es ist dies die glückliche Ansicht der Isländer selbst, die aber nicht von andern Völkern getheilt wird.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ismael.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Ismael, der Priester, hält es mit den Priestern.</hi> – <hi rendition="#i">Tendlau, 42.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Bei der Erklärung von 4 <hi rendition="#i">Mos.</hi> 6, 23 u. 27 bezog Ismael das „sie“ im letzten Verse auf die Priester statt auf die Kinder Israel.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Ismael's Hand ist gegen jeden, und jeder ist gegen Ismael.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Ismaëls hand was tegen een ieder, en ieders hand was tegen hem. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 367<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Isolani.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Graf Isolani findet (keinen) Credit.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">In dem einen Fall staunend, dass ein leichtsinniger Schuldenmacher immer noch Glauben findet, in dem andern aussprechend, dass schlechte Schuldner sich vergeblich um Credit bemühen. Die <hi rendition="#i">Oderzeitung</hi> (Stettin 1868, Nr. 285) berichtet von einem Verein gegen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[484]/0490]
28 He irrt sik as Vatter Lorenz. (Holst.) – Schütze, III, 50.
Irrenhaus.
*1 Er ist aus dem Irrenhause entsprungen.
Der ohne Verstand zu urtheilen und zu handeln scheint.
Frz.: Etre logé aux Petites-maisons.
*2 Er ist fürs Irrenhaus reif.
Lat.: Squillas a sepulchro vellas. (Philippi, II, 199.)
Irrlicht.
1 Irrlichter führen in Sümpfe.
Dän.: Følger du løgte-manden, saa slipper du i en morads. (Prov. dan., 395.)
2 Irrlichter verführen des Nachts, schöne Frauen am Tage.
Dän.: Gek-ilden forfører folk om natten, skiønne quinder om dagen. (Prov. dan., 221.)
*3 Jedem Irrlicht folgen.
Schon eins kann ins Verderben führen.
Irrniss.
* Dat 's'n Irrniss, Fru Gevattern. (Pommern.)
Irrthum.
1 Den Irrthum bekennen, erleichtert die Strafe. – Winckler, XVI, 86.
2 Der Irrthum olim deutscher Treu ist mit der alten Zeit vorbei. – Reinsberg V, 59.
3 Die Irrthümer der Aerzte werden mit Erde, unsere Fehler mit Liebe bedeckt.
Port.: Os erros dos medicos a terra os cobre. (Bohn I, 290.)
4 Ein alter Irrthum hat mehr Freunde als eine neue Wahrheit. – Opel, 377.
„Aus lauter Ehrerbietigkeit vor dem Alter.“
Dän.: Mange af ærbødighed mod de gamle forsvare en vildfarelse mod en ny sandhed. (Prov. dan., 12.)
5 Ein Irrthum, anfangs noch so klein, wird am Ende grösser sein. – Körte, 3193.
6 Ein Irrthum, so dick wie ein Haar, versetzt hundert Meilen vom Ziele gar.
7 Ein Irrthum, wie ein Strohhalm klein, zerbricht zuletzt ein Bein.
Lat.: Error saepe repetitus tandem vindicatur. (Binder I, 422; II, 969.)
8 Ein irrthumb bringt den andern. – Lehmann, 404, 5; Simrock, 5249; Körte, 3793; Braun, I, 1666.
Frz.: Le premier erreur ne corrige le second, encore moins le troisième. (Leroux, II, 249.)
9 Erkannter Irrthum führt zur Wahrheit.
„Nach Milton ist Irrthum die Meinung im Werden.“ (Macaulay's Kleine geschichtliche und biographische Schriften, Leipzig 1851, III, 194.)
Lat.: Error hesternus tibi sit doctor hodiernus. (Binder II, 968; Schreger, 6.)
10 Es ist kein irrthum so grob, der nit zuhörer vnd beifall hat. – Henisch, 258, 25.
11 Es ist kein Irrthum so gross, er findet seinen Anhang. – Sailer, 338; Zinkgref, I, 212.
12 Im Irrthum verharren, führt in gute Pfarren.
13 Irrthum ist ein Kutscher, der einen vff falsche Weg fürt. – Lehmann, 404, 1.
14 Irrthum ist keine Bezahlung.
Wer' glaubt, bezahlt zu haben, hat darum noch nicht bezahlt, und wer sich zu seinen Gunsten um zehn Thaler verrechnet, hat diesen Betrag ebenfalls noch nicht bezahlt.
It.: Errare non fa pagamento. (Bohn I, 97.)
15 Irrthum ist nicht Rechnung.
Frz.: Erreur de calcul ne passe en force de chose jugée. – Erreur n'est pas compte. (Cahier, 633-634; Bohn 217.)
It.: Errare non fa pagamento. (Bohn I, 97.)
16 Irrthum und Wein übertreten Gesetze auf Stein.
17 Irrthumb ist kein betrug. – Lehmann, 407, 56; Simrock, 5247; Körte, 3192; Braun, I, 1605.
18 Ist der Irrthum auch am Anfang klein, er wird am Ende grösser sein. – Sonnenstäubchen, 47.
19 Kleiner Irrthumb im anfang würd zum grossen schaden im aussgang. – Petri, I, 32; Lehmann, 19, 58.
20 Tausend Irrthümer sind leichter gesagt, als eine Wahrheit.
21 Wer seinen Irrthum erkennt, ist auf dem Wege zur Besserung (Wahrheit).
„Hast du geirrt, so sage es dreist; bemänteln will ein schwacher Geist.“
Dän.: Hvo ei kiender at han far vild, lader ikke af. (Prov. dan., 158.)
Irrung.
Irrung bringt Verwirrung.
Irrweg.
Zween Irrwege sind selten gut. – Petri, II, 829.
Irrwisch.
1 Der Irrwisch ist 'ne Leuchte, die uns zum Teufel führt zur Beichte.
2 Irrwische finden sich am weg vnnd füren die Leut immer auff Vnwege. – Lehmann, 406, 40.
3 Wer irrwischen folgt, der kompt in gefahr. – Lehmann, 596, 61.
*4 Er ist ein Irrwisch. – Frischbier, 361a; Frischbier2, 1810.
Irte.
*1 A iss aus der Îrte gefallen. – Gomolcke, 234.
*2 Follt mer nicht aus der Îrte. – Gomolcke, 394.
*3 Nu, nu, Meister Girge, folt og nich ernde os der Îrte. – Keller, 169a.
Isaak.
1 Alt Eisik wird tänzerik. – Tendlau, 1001.
Der alte Isaak wird noch ein Tänzer. Wenn ein schon bejahrter Mann noch jugendliche Streiche spielt.
2 Der Itzik is witzik. – Tendlau, 1004.
Als Spott gegen schlechten Witz; vielleicht des Reims wegen, vielleicht auch auf besonderm Falle beruhend.
3 Er haasst Itzik, un sie is e lange Fraa. – Tendlau, 1045.
Scherzhafte Entgegnung auf eine zu unbestimmte Bezeichnung; wol auf einem besondern Falle beruhend.
4 Itzik un Olg (Olga) er is wie sie, un sie is wie er.
Isabell.
Wenn Isabell ein Fasten ausschreibt, so ist's um Naboth's Kopf und Weinberg geschehen. – Winckler, IX, 50.
Wenn die Gewalthaber den Schein der Frömmigkeit annehmen und Kirchlichkeit heucheln, dann sind Recht und Wahrheit, wie deren Vertheidiger, in Gefahr.
Holl.: Als Izebel eene vasten uitroept dat Naboth voor zijnen wijngaard zorge. (Harrebomée, I, 369a.)
Ischarioth.
* Dem Ischarioth einen Schein aufsetzen.
Das Laster unter der Form der Tugend, das Unrecht unter dem Schein des Rechts einführen, mit milden, einladenden Namen bezeichnen.
Isegrimm.
*1 En oln Isegrimm. – Eichwald, 911.
*2 Er ist ein (r)echter Isegrimm. – Eiselein, 343; Braun, I, 1667.
Isegrimm ist der Name des Wolfs im Reineke Fuchs. „Es scheint“, sagt Lübben, „auf den ersten Anblick, als sei dieser Name nur ein zum Eigennamen gewordenes Beiwort dieses bösen Thiers, und als sei er niemals einem Menschen beigelegt worden, ausser etwa als Appellativum, wie wir auch jetzt noch einen Menschen, der ein barsches, zurückstossendes Wesen hat, der ein Brummbart ist, einen Isegrimm zu nennen pflegen.“ Allein dieser Name war ein gangbarer Mannesname, den nicht blos Helden trugen, sondern auch Geistliche; und gerade der erste, der für uns nachweisbar diesen Namen führt, ist ein Geistlicher. Im Jahre 933 wird nämlich ein Isegrimus (Pertz, I, 94) zum Bischof von Regensburg ordinirt. Es ist also wol Isegrimus ein Personenname, der auf das Thier übertragen worden ist. Darüber wie über die Bedeutung desselben vgl. Lübben, Programm, 22-31.
Island.
Island ist das glücklichste Land, das die Sonne bescheint. – Reinsberg VI, 52.
Es ist dies die glückliche Ansicht der Isländer selbst, die aber nicht von andern Völkern getheilt wird.
Ismael.
1 Ismael, der Priester, hält es mit den Priestern. – Tendlau, 42.
Bei der Erklärung von 4 Mos. 6, 23 u. 27 bezog Ismael das „sie“ im letzten Verse auf die Priester statt auf die Kinder Israel.
2 Ismael's Hand ist gegen jeden, und jeder ist gegen Ismael.
Holl.: Ismaëls hand was tegen een ieder, en ieders hand was tegen hem. (Harrebomée, I, 367b.)
Isolani.
Graf Isolani findet (keinen) Credit.
In dem einen Fall staunend, dass ein leichtsinniger Schuldenmacher immer noch Glauben findet, in dem andern aussprechend, dass schlechte Schuldner sich vergeblich um Credit bemühen. Die Oderzeitung (Stettin 1868, Nr. 285) berichtet von einem Verein gegen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:54:47Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:54:47Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |