Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] und vielseitig gegen die mit Unbequemlichkeit verbundene Sitte angekämpft, auch schon Vereine gegen das Hutabnehmen gegründet. Der Sinn des Sprichworts ist: Höflichkeit, die nicht in Schmeichelei und Kriecherei ausartet, empfiehlt überall. Engl.: A man's hat in his hand never did him any harm. (Gaal, 1758; Körte, 2095.) Frz.: Courtois de bouche, main au bonnet, peu coaute et bon est. (Leroux, II, 206.) - Pondre fine chasse plus loin que la grosse. Holl.: Met den hoed in de hand komt men door het gansche land. (Harrebomee, I, 309.) It.: Beretta in mano non fece mai danno. (Bohn I, 75.) - Cortesia di bocca, mano al capello poco costa ed e buono e bello. (Gaal, 948.) 35 Schnell zum Hut ist oft gut. Dän.: Det er tid at tage hatten af, naar man seer manden. (Bohn I, 362.) - Snart til hat og seen til pung hielper frem saa mangen ung. (Prov. dan., 461.) Holl.: Ras ter hoed doet veel goed. (Harrebomee, I, 309.) 36 Sieh dir den Hut an, den ich trage, ehe du um meinen alten bittest. (Surinam.) Was soll ich dir geben, da ich selbst nichts habe. 37 So mancherley Hüte, so mancherley Narren. - Lehmann, 532, 54. 38 Uemmer mit'n Hot as Silk (Cäcilie) Reddersch, harr'n Hot ümmer bei't Eten ophatt. - Diermissen, 346. 39 Unter einem runden Hut schmeckt der Kuss noch mal so gut. 40 Unter einem schlechten (schlichten, groben) Hut steckt oft ein gescheiter Kopf. - Binder II, 2166; Seybold, 369. Frz.: Sous le chapeau d'un paysan pent se trouver le conseil d'un prince. (Cahier, 1318.) Lat.: Non est magna domus; quid tum? sub paupere tecto saepe etiam virtus ingeniosa latet. (Binder I, 1169.) 41 Us em ärm Hot es mänche reche Gedanke kumm. (Bedburg.) 42 Wann der Hut zu stoltzieren anfangt, so duncket sich Kappen auch kein Narr zseyn, weilen sie in gleicher Hochheit, die Läuss- Hütter-Stelle vertritt. - Sutor, 927. Lat.: Quo stultior eo superbior. (Sutor, 927.) 43 Was hilffts, dass man den Hut hette, wann der Kopf ab ist. - Lehmann, II, 865, 75. It.: Rotta la testa, si mette la celata. (Bohn I, 124.) 44 Wenn der Hut anfängt zu stolziren, will auch die Kappe kein Narr mehr sein. 45 Wenn ich den Hut aufhebe, so bekomm' ich Schläge, lass' ich ihn liegen, so heiss' ich träge (oder: so bekomm' ich Prügel). It.: Peribo si non fecero; si faxo vapulabo. (Gaal, 950.) Lat.: A fronte praecipitium, a tergo lupi. 46 Wenn man ein Jahr lang vor einem den Hut abgezogen, so weiss man, was hinter ihm ist. - Eiselein, 339. 47 Wenn't Höd (Hüte) rägent, mi fel (fällt) ken uppen Kopp. (Strelitz.) 48 Wer auf den Hut wartet, den er erben soll, kann sein Lebtag barhaupt gehen. - Reinsberg II, 34. 49 Wer den Hut abzieht, hat kleine Mühe und gewinnt grosse Gunst. 50 Wer einen Hut von Spanischen Fliegen trägt, hat immer Blasen auf dem Kopfe. 51 Wer einen zu grossen Hut auffsetzt, dem felt er in die Augen. - Petri, II, 700. 52 Wie einem der Hut stehet, so stehet ihm auch der Kopff. - Lehmann, 429, 10. Oft kann man vom Aeussern aufs Innere schliessen; aber man kann sich damit auch arg täuschen. 53 Wie mir der Hut steht, so steht mir der Kopf, sagte der Hanswurst. Holl.: Zoo mij de hoed staat, staat mij het hoofd, zei de dwaas. (Harrebomee, I, 309.) 54 Wo Haut is, gellet keine Müske. (Westf.) Vom Vorrecht der Männer. Holl.: Waar hoeden zijn, gelden geene mutsen. (Harrebomee, I, 309.) 55 Wo Hüte sind, bezahlen keine Hauben. Holl.: Waar hoeden zijn, betalen geene mutsen. (Harrebomee, I, 309.) [Spaltenumbruch] *56 Alles unter Einen Hut bringen (oder: bringen wollen). Alle Meinungen und verschiedene Ansichten vereinigen. *57 Das fallt in den bordirten Hut. (Oberösterreich.) *58 Dat kannst du oppen Haut stecken. (Sauerland.) *59 Dem hät et ongen den Hut gerähnt. (Bedburg.) Er hat zu viel getrunken. Dafür hat man in Bedburg auch die Redensarten: Dä ess em Thron. Dä ess em Düssel. Hä ess knüll. Hä ess em Stivvel. Hä hät gätt vil Dursch. Dat ess en Spöltonn. (S. Boden 38.) *60 Den gelben Hut tragen müssen. Eine Strafe für den bankrott gewordenen Kaufmann. Wer zum "gelben Hut" verurtheilt war, der musste laut eines Rathsbeschlusses vom Jahre 1581 (Frankfurt a. M.) sammt seiner Familie geringer gekleidet gehen als die übrigen Bürger und jedes öffentlichen Verkehrs mit ehrlichen Leuten sich enthalten bei Gefängnissstrafe; auch war er unfähig zu städtischen Aemtern, also aus der Gesellschaft ausgestossen und politisch todt. Aus besonderer Huld überliess man einem solchen die Wahl zwischen drei Strafen: entweder dreimal zwei Stunden am Halseisen stehen oder lebenslang einen gelben Hut tragen, oder auf immer im Schuldthurm sitzen. (Vgl. Riehl, Reiner Wein, in Westermann's Monatsheften, 1865, S. 455.) *61 Den Haut iut den Augen setten können. (Büren.) Ein gutes Gewissen haben. *62 Den Hut auf elf setzen. - Eiselein, 339. In Steiermark sagt man: Den Hut auf halber zwölf aufsetzen (oder aufhaben), d. h. schief; meist um einen Rausch zu bezeichnen. *63 Den Hut aufs linke Ohr setzen. - Eiselein, 339. Lat.: Omnia susque deque habere. (Eiselein, 339.) *64 Den Hut in der Hand, den Filz im Herzen. *65 Den Hut nach dem Winde rücken (drücken, setzen, halten). (S. Mantel.) Mhd.: Wann frawen haben kurtzen muot vnd wenden dick den huot nach dem wind her vnd dar. (Hätzlerin.) (Zingerle, 98.) *66 Den Hut vor jemand abnehmen. Ausdruck der Achtung. Die Römer sagten: die Fasces vor jemand sinken lassen, um auszudrücken, dass sie ihm den Vorrang über sich einräumten. Die Redensart stammt daher, dass, wenn zwei Magistratspersonen unter dem Vorausgang von Lictoren mit den Fasces auf der Strasse einander begegneten, die Lictoren der Magistratspersonen niedern Ranges ihre Fasces etwas mussten sinken lassen. Ein Dictator konnte 24, ein Consul 12 und ein Prätor 6 Lictoren mit Fasces vor sich hergehen lassen. Die Redensart ist verwandt mit unsern Ausdrücken: die Fahne oder den Degen senken, das Gewehr präsentiren. (Faselius, 85.) Lat.: Fasces submittere alicui. (Faselius, 85.) *67 Den rothen Hut bekommen. Frz.: On lui a fait porter le chapeau rouge. (Leroux, II, 116.) *68 Der Hut gehört nicht auf einen solchen Kopf. *69 Eam sittet de Haut op Vivat, äs wann de Buer en Föer Weiten verkowt heat. (Westf.) *70 Einem den Hut drehen. "Sie würden sich unterfangen, mir den Hut zu trähen und den Kuntzen mit mir zu spielen." (Grimmelshausen, Springinsfeld.) *71 Ein steit de Haut op halwer Achte. (Büren.) Hat stark getrunken. *72 Er darff für menniglich den Hut ab den Augen ziehen. - Mathesius, Sarepta, CLVI. *73 Er gibt den Hut um einen Rock. - Eiselein, 339; Braun, I, 1604. *74 Er hat den Hut auf tausend Thaler gesetzt. D. h. schief. Frz.: Il a mis son bonnet de travers. (Kritzinger, 78.) *75 Er hat den Hut nicht recht aufgesetzt. Von einem kleinen Versehen, einem Formfehler. *76 Er (es) hat ihm den Hut verrückt. - Agricola. *77 Er ist nicht wohl unter dem Hut verwahrt. - Eiselein, 339. "Er ist nicht richtig unter dem Hut." (Langbein, Sämmtliche Werke, Berlin 1823, Bd. 29.) *78 Er nimmt den Hut vor jedem Laternenpfahl ab. *79 Er kann seinen Hut drehen, wohin er will. *80 Er trägt den preussischen Hut. Hat eine stolze Haltung. Von dem, nach Jahn, den Preussen eigenen Stolz und Selbstgefühl. (Vgl. Pröhle, Leben Jahn's, S. 14.) (S. Preussen und Stolz.) *81 Er trägt einen geborgten Hut. Steckt in Schulden über Kopf und Ohren.
[Spaltenumbruch] und vielseitig gegen die mit Unbequemlichkeit verbundene Sitte angekämpft, auch schon Vereine gegen das Hutabnehmen gegründet. Der Sinn des Sprichworts ist: Höflichkeit, die nicht in Schmeichelei und Kriecherei ausartet, empfiehlt überall. Engl.: A man's hat in his hand never did him any harm. (Gaal, 1758; Körte, 2095.) Frz.: Courtois de bouche, main au bonnet, peu coûte et bon est. (Leroux, II, 206.) – Pondre fine chasse plus loin que la grosse. Holl.: Met den hoed in de hand komt men door het gansche land. (Harrebomée, I, 309.) It.: Beretta in mano non fece mai danno. (Bohn I, 75.) – Cortesia di bocca, mano al capello poco costa ed è buono e bello. (Gaal, 948.) 35 Schnell zum Hut ist oft gut. Dän.: Det er tid at tage hatten af, naar man seer manden. (Bohn I, 362.) – Snart til hat og seen til pung hielper frem saa mangen ung. (Prov. dan., 461.) Holl.: Ras ter hoed doet veel goed. (Harrebomée, I, 309.) 36 Sieh dir den Hut an, den ich trage, ehe du um meinen alten bittest. (Surinam.) Was soll ich dir geben, da ich selbst nichts habe. 37 So mancherley Hüte, so mancherley Narren. – Lehmann, 532, 54. 38 Uemmer mit'n Hot as Silk (Cäcilie) Reddersch, harr'n Hot ümmer bî't Eten ophatt. – Diermissen, 346. 39 Unter einem runden Hut schmeckt der Kuss noch mal so gut. 40 Unter einem schlechten (schlichten, groben) Hut steckt oft ein gescheiter Kopf. – Binder II, 2166; Seybold, 369. Frz.: Sous le chapeau d'un paysan pent se trouver le conseil d'un prince. (Cahier, 1318.) Lat.: Non est magna domus; quid tum? sub paupere tecto saepe etiam virtus ingeniosa latet. (Binder I, 1169.) 41 Us em ärm Hôt es mänche reche Gedanke kumm. (Bedburg.) 42 Wann der Hut zu stoltzieren anfangt, so duncket sich Kappen auch kein Narr zseyn, weilen sie in gleicher Hochheit, die Läuss- Hütter-Stelle vertritt. – Sutor, 927. Lat.: Quo stultior eo superbior. (Sutor, 927.) 43 Was hilffts, dass man den Hut hette, wann der Kopf ab ist. – Lehmann, II, 865, 75. It.: Rotta la testa, si mette la celata. (Bohn I, 124.) 44 Wenn der Hut anfängt zu stolziren, will auch die Kappe kein Narr mehr sein. 45 Wenn ich den Hut aufhebe, so bekomm' ich Schläge, lass' ich ihn liegen, so heiss' ich träge (oder: so bekomm' ich Prügel). It.: Peribo si non fecero; si faxo vapulabo. (Gaal, 950.) Lat.: A fronte praecipitium, a tergo lupi. 46 Wenn man ein Jahr lang vor einem den Hut abgezogen, so weiss man, was hinter ihm ist. – Eiselein, 339. 47 Wenn't Höd (Hüte) rägent, mi fel (fällt) ken uppen Kopp. (Strelitz.) 48 Wer auf den Hut wartet, den er erben soll, kann sein Lebtag barhaupt gehen. – Reinsberg II, 34. 49 Wer den Hut abzieht, hat kleine Mühe und gewinnt grosse Gunst. 50 Wer einen Hut von Spanischen Fliegen trägt, hat immer Blasen auf dem Kopfe. 51 Wer einen zu grossen Hut auffsetzt, dem felt er in die Augen. – Petri, II, 700. 52 Wie einem der Hut stehet, so stehet ihm auch der Kopff. – Lehmann, 429, 10. Oft kann man vom Aeussern aufs Innere schliessen; aber man kann sich damit auch arg täuschen. 53 Wie mir der Hut steht, so steht mir der Kopf, sagte der Hanswurst. Holl.: Zoo mij de hoed staat, staat mij het hoofd, zei de dwaas. (Harrebomée, I, 309.) 54 Wo Haut is, gellet keine Müske. (Westf.) Vom Vorrecht der Männer. Holl.: Waar hoeden zijn, gelden geene mutsen. (Harrebomée, I, 309.) 55 Wo Hüte sind, bezahlen keine Hauben. Holl.: Waar hoeden zijn, betalen geene mutsen. (Harrebomée, I, 309.) [Spaltenumbruch] *56 Alles unter Einen Hut bringen (oder: bringen wollen). Alle Meinungen und verschiedene Ansichten vereinigen. *57 Das fallt in den bordirten Hut. (Oberösterreich.) *58 Dat kannst du oppen Haut stecken. (Sauerland.) *59 Dem hät et ongen den Hut gerähnt. (Bedburg.) Er hat zu viel getrunken. Dafür hat man in Bedburg auch die Redensarten: Dä ess em Thron. Dä ess em Düssel. Hä ess knüll. Hä ess em Stivvel. Hä hät gätt vil Dursch. Dat ess en Spöltonn. (S. Boden 38.) *60 Den gelben Hut tragen müssen. Eine Strafe für den bankrott gewordenen Kaufmann. Wer zum „gelben Hut“ verurtheilt war, der musste laut eines Rathsbeschlusses vom Jahre 1581 (Frankfurt a. M.) sammt seiner Familie geringer gekleidet gehen als die übrigen Bürger und jedes öffentlichen Verkehrs mit ehrlichen Leuten sich enthalten bei Gefängnissstrafe; auch war er unfähig zu städtischen Aemtern, also aus der Gesellschaft ausgestossen und politisch todt. Aus besonderer Huld überliess man einem solchen die Wahl zwischen drei Strafen: entweder dreimal zwei Stunden am Halseisen stehen oder lebenslang einen gelben Hut tragen, oder auf immer im Schuldthurm sitzen. (Vgl. Riehl, Reiner Wein, in Westermann's Monatsheften, 1865, S. 455.) *61 Den Haut iut den Augen setten können. (Büren.) Ein gutes Gewissen haben. *62 Den Hut auf elf setzen. – Eiselein, 339. In Steiermark sagt man: Den Hut auf halber zwölf aufsetzen (oder aufhaben), d. h. schief; meist um einen Rausch zu bezeichnen. *63 Den Hut aufs linke Ohr setzen. – Eiselein, 339. Lat.: Omnia susque deque habere. (Eiselein, 339.) *64 Den Hut in der Hand, den Filz im Herzen. *65 Den Hut nach dem Winde rücken (drücken, setzen, halten). (S. Mantel.) Mhd.: Wann frawen haben kurtzen muot vnd wenden dick den huot nâch dem wind her vnd dar. (Hätzlerin.) (Zingerle, 98.) *66 Den Hut vor jemand abnehmen. Ausdruck der Achtung. Die Römer sagten: die Fasces vor jemand sinken lassen, um auszudrücken, dass sie ihm den Vorrang über sich einräumten. Die Redensart stammt daher, dass, wenn zwei Magistratspersonen unter dem Vorausgang von Lictoren mit den Fasces auf der Strasse einander begegneten, die Lictoren der Magistratspersonen niedern Ranges ihre Fasces etwas mussten sinken lassen. Ein Dictator konnte 24, ein Consul 12 und ein Prätor 6 Lictoren mit Fasces vor sich hergehen lassen. Die Redensart ist verwandt mit unsern Ausdrücken: die Fahne oder den Degen senken, das Gewehr präsentiren. (Faselius, 85.) Lat.: Fasces submittere alicui. (Faselius, 85.) *67 Den rothen Hut bekommen. Frz.: On lui a fait porter le chapeau rouge. (Leroux, II, 116.) *68 Der Hut gehört nicht auf einen solchen Kopf. *69 Eam sittet de Haut op Vivat, äs wann de Buer en Föer Weiten verkowt heat. (Westf.) *70 Einem den Hut drehen. „Sie würden sich unterfangen, mir den Hut zu trähen und den Kuntzen mit mir zu spielen.“ (Grimmelshausen, Springinsfeld.) *71 Ein steit de Haut op halwer Achte. (Büren.) Hat stark getrunken. *72 Er darff für menniglich den Hut ab den Augen ziehen. – Mathesius, Sarepta, CLVI. *73 Er gibt den Hut um einen Rock. – Eiselein, 339; Braun, I, 1604. *74 Er hat den Hut auf tausend Thaler gesetzt. D. h. schief. Frz.: Il a mis son bonnet de travers. (Kritzinger, 78.) *75 Er hat den Hut nicht recht aufgesetzt. Von einem kleinen Versehen, einem Formfehler. *76 Er (es) hat ihm den Hut verrückt. – Agricola. *77 Er ist nicht wohl unter dem Hut verwahrt. – Eiselein, 339. „Er ist nicht richtig unter dem Hut.“ (Langbein, Sämmtliche Werke, Berlin 1823, Bd. 29.) *78 Er nimmt den Hut vor jedem Laternenpfahl ab. *79 Er kann seinen Hut drehen, wohin er will. *80 Er trägt den preussischen Hut. Hat eine stolze Haltung. Von dem, nach Jahn, den Preussen eigenen Stolz und Selbstgefühl. (Vgl. Pröhle, Leben Jahn's, S. 14.) (S. Preussen und Stolz.) *81 Er trägt einen geborgten Hut. Steckt in Schulden über Kopf und Ohren.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"><pb facs="#f0478" n="[472]"/><cb n="943"/> und vielseitig gegen die mit Unbequemlichkeit verbundene Sitte angekämpft, auch schon Vereine gegen das Hutabnehmen gegründet. Der Sinn des Sprichworts ist: Höflichkeit, die nicht in Schmeichelei und Kriecherei ausartet, empfiehlt überall.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: A man's hat in his hand never did him any harm. (<hi rendition="#i">Gaal, 1758; Körte, 2095.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Courtois de bouche, main au bonnet, peu coûte et bon est. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 206.</hi>) – Pondre fine chasse plus loin que la grosse.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Met den hoed in de hand komt men door het gansche land. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 309.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Beretta in mano non fece mai danno. (<hi rendition="#i">Bohn I, 75.</hi>) – Cortesia di bocca, mano al capello poco costa ed è buono e bello. (<hi rendition="#i">Gaal, 948.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">35 Schnell zum Hut ist oft gut.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Det er tid at tage hatten af, naar man seer manden. (<hi rendition="#i">Bohn I, 362.</hi>) – Snart til hat og seen til pung hielper frem saa mangen ung. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 461.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Ras ter hoed doet veel goed. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 309.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">36 Sieh dir den Hut an, den ich trage, ehe du um meinen alten bittest.</hi> (<hi rendition="#i">Surinam.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Was soll ich dir geben, da ich selbst nichts habe.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">37 So mancherley Hüte, so mancherley Narren.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 532, 54.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">38 Uemmer mit'n Hot as Silk (Cäcilie) Reddersch, harr'n Hot ümmer bî't Eten ophatt.</hi> – <hi rendition="#i">Diermissen, 346.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">39 Unter einem runden Hut schmeckt der Kuss noch mal so gut.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">40 Unter einem schlechten (schlichten, groben) Hut steckt oft ein gescheiter Kopf.</hi> – <hi rendition="#i">Binder II, 2166; Seybold, 369.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Sous le chapeau d'un paysan pent se trouver le conseil d'un prince. (<hi rendition="#i">Cahier, 1318.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Non est magna domus; quid tum? sub paupere tecto saepe etiam virtus ingeniosa latet. (<hi rendition="#i">Binder I, 1169.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">41 Us em ärm Hôt es mänche reche Gedanke kumm.</hi> (<hi rendition="#i">Bedburg.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">42 Wann der Hut zu stoltzieren anfangt, so duncket sich Kappen auch kein Narr zseyn, weilen sie in gleicher Hochheit, die Läuss- Hütter-Stelle vertritt.</hi> – <hi rendition="#i">Sutor, 927.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Quo stultior eo superbior. (<hi rendition="#i">Sutor, 927.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">43 Was hilffts, dass man den Hut hette, wann der Kopf ab ist.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, II, 865, 75.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Rotta la testa, si mette la celata. (<hi rendition="#i">Bohn I, 124.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">44 Wenn der Hut anfängt zu stolziren, will auch die Kappe kein Narr mehr sein.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">45 Wenn ich den Hut aufhebe, so bekomm' ich Schläge, lass' ich ihn liegen, so heiss' ich träge (oder: so bekomm' ich Prügel).</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Peribo si non fecero; si faxo vapulabo. (<hi rendition="#i">Gaal, 950.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: A fronte praecipitium, a tergo lupi.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">46 Wenn man ein Jahr lang vor einem den Hut abgezogen, so weiss man, was hinter ihm ist.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 339.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">47 Wenn't Höd (Hüte) rägent, mi fel (fällt) ken uppen Kopp.</hi> (<hi rendition="#i">Strelitz.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">48 Wer auf den Hut wartet, den er erben soll, kann sein Lebtag barhaupt gehen.</hi> – <hi rendition="#i">Reinsberg II, 34.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">49 Wer den Hut abzieht, hat kleine Mühe und gewinnt grosse Gunst.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">50 Wer einen Hut von Spanischen Fliegen trägt, hat immer Blasen auf dem Kopfe.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">51 Wer einen zu grossen Hut auffsetzt, dem felt er in die Augen.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 700.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">52 Wie einem der Hut stehet, so stehet ihm auch der Kopff.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 429, 10.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Oft kann man vom Aeussern aufs Innere schliessen; aber man kann sich damit auch arg täuschen.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">53 Wie mir der Hut steht, so steht mir der Kopf, sagte der Hanswurst.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Zoo mij de hoed staat, staat mij het hoofd, zei de dwaas. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 309.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">54 Wo Haut is, gellet keine Müske.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Vom Vorrecht der Männer.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Waar hoeden zijn, gelden geene mutsen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 309.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">55 Wo Hüte sind, bezahlen keine Hauben.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Waar hoeden zijn, betalen geene mutsen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 309.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="944"/> *56 Alles unter Einen Hut bringen (oder: bringen wollen).</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Alle Meinungen und verschiedene Ansichten vereinigen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*57 Das fallt in den bordirten Hut.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*58 Dat kannst du oppen Haut stecken.</hi> (<hi rendition="#i">Sauerland.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*59 Dem hät et ongen den Hut gerähnt.</hi> (<hi rendition="#i">Bedburg.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Er hat zu viel getrunken. Dafür hat man in Bedburg auch die Redensarten: Dä ess em Thron. Dä ess em Düssel. Hä ess knüll. Hä ess em Stivvel. Hä hät gätt vil Dursch. Dat ess en Spöltonn. (S. Boden 38.)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*60 Den gelben Hut tragen müssen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Eine Strafe für den bankrott gewordenen Kaufmann. Wer zum „gelben Hut“ verurtheilt war, der musste laut eines Rathsbeschlusses vom Jahre 1581 (Frankfurt a. M.) sammt seiner Familie geringer gekleidet gehen als die übrigen Bürger und jedes öffentlichen Verkehrs mit ehrlichen Leuten sich enthalten bei Gefängnissstrafe; auch war er unfähig zu städtischen Aemtern, also aus der Gesellschaft ausgestossen und politisch todt. Aus besonderer Huld überliess man einem solchen die Wahl zwischen drei Strafen: entweder dreimal zwei Stunden am Halseisen stehen oder lebenslang einen gelben Hut tragen, oder auf immer im Schuldthurm sitzen. (Vgl. Riehl, Reiner Wein, in <hi rendition="#i">Westermann's Monatsheften, 1865, S. 455.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*61 Den Haut iut den Augen setten können.</hi> (<hi rendition="#i">Büren.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Ein gutes Gewissen haben.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*62 Den Hut auf elf setzen.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 339.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">In Steiermark sagt man: Den Hut auf halber zwölf aufsetzen (oder aufhaben), d. h. schief; meist um einen Rausch zu bezeichnen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*63 Den Hut aufs linke Ohr setzen.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 339.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Omnia susque deque habere. (<hi rendition="#i">Eiselein, 339.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*64 Den Hut in der Hand, den Filz im Herzen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*65 Den Hut nach dem Winde rücken (drücken, setzen, halten).</hi> (S. Mantel.)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Wann frawen haben kurtzen muot vnd wenden dick den huot nâch dem wind her vnd dar. (<hi rendition="#i">Hätzlerin.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 98.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*66 Den Hut vor jemand abnehmen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Ausdruck der Achtung. Die Römer sagten: die Fasces vor jemand sinken lassen, um auszudrücken, dass sie ihm den Vorrang über sich einräumten. Die Redensart stammt daher, dass, wenn zwei Magistratspersonen unter dem Vorausgang von Lictoren mit den Fasces auf der Strasse einander begegneten, die Lictoren der Magistratspersonen niedern Ranges ihre Fasces etwas mussten sinken lassen. Ein Dictator konnte 24, ein Consul 12 und ein Prätor 6 Lictoren mit Fasces vor sich hergehen lassen. Die Redensart ist verwandt mit unsern Ausdrücken: die Fahne oder den Degen senken, das Gewehr präsentiren. (<hi rendition="#i">Faselius, 85.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Fasces submittere alicui. (<hi rendition="#i">Faselius, 85.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*67 Den rothen Hut bekommen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: On lui a fait porter le chapeau rouge. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 116.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*68 Der Hut gehört nicht auf einen solchen Kopf.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*69 Eam sittet de Haut op Vivat, äs wann de Buer en Föer Weiten verkowt heat.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*70 Einem den Hut drehen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Sie würden sich unterfangen, mir den Hut zu trähen und den Kuntzen mit mir zu spielen.“ (<hi rendition="#i">Grimmelshausen, Springinsfeld.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*71 Ein steit de Haut op halwer Achte.</hi> (<hi rendition="#i">Büren.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Hat stark getrunken.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*72 Er darff für menniglich den Hut ab den Augen ziehen.</hi> – <hi rendition="#i">Mathesius, Sarepta, CLVI.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*73 Er gibt den Hut um einen Rock.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 339; Braun, I, 1604.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*74 Er hat den Hut auf tausend Thaler gesetzt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">D. h. schief.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il a mis son bonnet de travers. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 78.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*75 Er hat den Hut nicht recht aufgesetzt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Von einem kleinen Versehen, einem Formfehler.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*76 Er (es) hat ihm den Hut verrückt.</hi> – <hi rendition="#i">Agricola.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*77 Er ist nicht wohl unter dem Hut verwahrt.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 339.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Er ist nicht richtig unter dem Hut.“ (<hi rendition="#i">Langbein, Sämmtliche Werke, Berlin 1823, Bd. 29.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*78 Er nimmt den Hut vor jedem Laternenpfahl ab.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*79 Er kann seinen Hut drehen, wohin er will.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*80 Er trägt den preussischen Hut.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Hat eine stolze Haltung. Von dem, nach <hi rendition="#i">Jahn,</hi> den Preussen eigenen Stolz und Selbstgefühl. (Vgl. <hi rendition="#i">Pröhle, Leben Jahn's, S. 14.</hi>) (<hi rendition="#i">S. Preussen und Stolz.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*81 Er trägt einen geborgten Hut.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Steckt in Schulden über Kopf und Ohren.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[472]/0478]
und vielseitig gegen die mit Unbequemlichkeit verbundene Sitte angekämpft, auch schon Vereine gegen das Hutabnehmen gegründet. Der Sinn des Sprichworts ist: Höflichkeit, die nicht in Schmeichelei und Kriecherei ausartet, empfiehlt überall.
Engl.: A man's hat in his hand never did him any harm. (Gaal, 1758; Körte, 2095.)
Frz.: Courtois de bouche, main au bonnet, peu coûte et bon est. (Leroux, II, 206.) – Pondre fine chasse plus loin que la grosse.
Holl.: Met den hoed in de hand komt men door het gansche land. (Harrebomée, I, 309.)
It.: Beretta in mano non fece mai danno. (Bohn I, 75.) – Cortesia di bocca, mano al capello poco costa ed è buono e bello. (Gaal, 948.)
35 Schnell zum Hut ist oft gut.
Dän.: Det er tid at tage hatten af, naar man seer manden. (Bohn I, 362.) – Snart til hat og seen til pung hielper frem saa mangen ung. (Prov. dan., 461.)
Holl.: Ras ter hoed doet veel goed. (Harrebomée, I, 309.)
36 Sieh dir den Hut an, den ich trage, ehe du um meinen alten bittest. (Surinam.)
Was soll ich dir geben, da ich selbst nichts habe.
37 So mancherley Hüte, so mancherley Narren. – Lehmann, 532, 54.
38 Uemmer mit'n Hot as Silk (Cäcilie) Reddersch, harr'n Hot ümmer bî't Eten ophatt. – Diermissen, 346.
39 Unter einem runden Hut schmeckt der Kuss noch mal so gut.
40 Unter einem schlechten (schlichten, groben) Hut steckt oft ein gescheiter Kopf. – Binder II, 2166; Seybold, 369.
Frz.: Sous le chapeau d'un paysan pent se trouver le conseil d'un prince. (Cahier, 1318.)
Lat.: Non est magna domus; quid tum? sub paupere tecto saepe etiam virtus ingeniosa latet. (Binder I, 1169.)
41 Us em ärm Hôt es mänche reche Gedanke kumm. (Bedburg.)
42 Wann der Hut zu stoltzieren anfangt, so duncket sich Kappen auch kein Narr zseyn, weilen sie in gleicher Hochheit, die Läuss- Hütter-Stelle vertritt. – Sutor, 927.
Lat.: Quo stultior eo superbior. (Sutor, 927.)
43 Was hilffts, dass man den Hut hette, wann der Kopf ab ist. – Lehmann, II, 865, 75.
It.: Rotta la testa, si mette la celata. (Bohn I, 124.)
44 Wenn der Hut anfängt zu stolziren, will auch die Kappe kein Narr mehr sein.
45 Wenn ich den Hut aufhebe, so bekomm' ich Schläge, lass' ich ihn liegen, so heiss' ich träge (oder: so bekomm' ich Prügel).
It.: Peribo si non fecero; si faxo vapulabo. (Gaal, 950.)
Lat.: A fronte praecipitium, a tergo lupi.
46 Wenn man ein Jahr lang vor einem den Hut abgezogen, so weiss man, was hinter ihm ist. – Eiselein, 339.
47 Wenn't Höd (Hüte) rägent, mi fel (fällt) ken uppen Kopp. (Strelitz.)
48 Wer auf den Hut wartet, den er erben soll, kann sein Lebtag barhaupt gehen. – Reinsberg II, 34.
49 Wer den Hut abzieht, hat kleine Mühe und gewinnt grosse Gunst.
50 Wer einen Hut von Spanischen Fliegen trägt, hat immer Blasen auf dem Kopfe.
51 Wer einen zu grossen Hut auffsetzt, dem felt er in die Augen. – Petri, II, 700.
52 Wie einem der Hut stehet, so stehet ihm auch der Kopff. – Lehmann, 429, 10.
Oft kann man vom Aeussern aufs Innere schliessen; aber man kann sich damit auch arg täuschen.
53 Wie mir der Hut steht, so steht mir der Kopf, sagte der Hanswurst.
Holl.: Zoo mij de hoed staat, staat mij het hoofd, zei de dwaas. (Harrebomée, I, 309.)
54 Wo Haut is, gellet keine Müske. (Westf.)
Vom Vorrecht der Männer.
Holl.: Waar hoeden zijn, gelden geene mutsen. (Harrebomée, I, 309.)
55 Wo Hüte sind, bezahlen keine Hauben.
Holl.: Waar hoeden zijn, betalen geene mutsen. (Harrebomée, I, 309.)
*56 Alles unter Einen Hut bringen (oder: bringen wollen).
Alle Meinungen und verschiedene Ansichten vereinigen.
*57 Das fallt in den bordirten Hut. (Oberösterreich.)
*58 Dat kannst du oppen Haut stecken. (Sauerland.)
*59 Dem hät et ongen den Hut gerähnt. (Bedburg.)
Er hat zu viel getrunken. Dafür hat man in Bedburg auch die Redensarten: Dä ess em Thron. Dä ess em Düssel. Hä ess knüll. Hä ess em Stivvel. Hä hät gätt vil Dursch. Dat ess en Spöltonn. (S. Boden 38.)
*60 Den gelben Hut tragen müssen.
Eine Strafe für den bankrott gewordenen Kaufmann. Wer zum „gelben Hut“ verurtheilt war, der musste laut eines Rathsbeschlusses vom Jahre 1581 (Frankfurt a. M.) sammt seiner Familie geringer gekleidet gehen als die übrigen Bürger und jedes öffentlichen Verkehrs mit ehrlichen Leuten sich enthalten bei Gefängnissstrafe; auch war er unfähig zu städtischen Aemtern, also aus der Gesellschaft ausgestossen und politisch todt. Aus besonderer Huld überliess man einem solchen die Wahl zwischen drei Strafen: entweder dreimal zwei Stunden am Halseisen stehen oder lebenslang einen gelben Hut tragen, oder auf immer im Schuldthurm sitzen. (Vgl. Riehl, Reiner Wein, in Westermann's Monatsheften, 1865, S. 455.)
*61 Den Haut iut den Augen setten können. (Büren.)
Ein gutes Gewissen haben.
*62 Den Hut auf elf setzen. – Eiselein, 339.
In Steiermark sagt man: Den Hut auf halber zwölf aufsetzen (oder aufhaben), d. h. schief; meist um einen Rausch zu bezeichnen.
*63 Den Hut aufs linke Ohr setzen. – Eiselein, 339.
Lat.: Omnia susque deque habere. (Eiselein, 339.)
*64 Den Hut in der Hand, den Filz im Herzen.
*65 Den Hut nach dem Winde rücken (drücken, setzen, halten). (S. Mantel.)
Mhd.: Wann frawen haben kurtzen muot vnd wenden dick den huot nâch dem wind her vnd dar. (Hätzlerin.) (Zingerle, 98.)
*66 Den Hut vor jemand abnehmen.
Ausdruck der Achtung. Die Römer sagten: die Fasces vor jemand sinken lassen, um auszudrücken, dass sie ihm den Vorrang über sich einräumten. Die Redensart stammt daher, dass, wenn zwei Magistratspersonen unter dem Vorausgang von Lictoren mit den Fasces auf der Strasse einander begegneten, die Lictoren der Magistratspersonen niedern Ranges ihre Fasces etwas mussten sinken lassen. Ein Dictator konnte 24, ein Consul 12 und ein Prätor 6 Lictoren mit Fasces vor sich hergehen lassen. Die Redensart ist verwandt mit unsern Ausdrücken: die Fahne oder den Degen senken, das Gewehr präsentiren. (Faselius, 85.)
Lat.: Fasces submittere alicui. (Faselius, 85.)
*67 Den rothen Hut bekommen.
Frz.: On lui a fait porter le chapeau rouge. (Leroux, II, 116.)
*68 Der Hut gehört nicht auf einen solchen Kopf.
*69 Eam sittet de Haut op Vivat, äs wann de Buer en Föer Weiten verkowt heat. (Westf.)
*70 Einem den Hut drehen.
„Sie würden sich unterfangen, mir den Hut zu trähen und den Kuntzen mit mir zu spielen.“ (Grimmelshausen, Springinsfeld.)
*71 Ein steit de Haut op halwer Achte. (Büren.)
Hat stark getrunken.
*72 Er darff für menniglich den Hut ab den Augen ziehen. – Mathesius, Sarepta, CLVI.
*73 Er gibt den Hut um einen Rock. – Eiselein, 339; Braun, I, 1604.
*74 Er hat den Hut auf tausend Thaler gesetzt.
D. h. schief.
Frz.: Il a mis son bonnet de travers. (Kritzinger, 78.)
*75 Er hat den Hut nicht recht aufgesetzt.
Von einem kleinen Versehen, einem Formfehler.
*76 Er (es) hat ihm den Hut verrückt. – Agricola.
*77 Er ist nicht wohl unter dem Hut verwahrt. – Eiselein, 339.
„Er ist nicht richtig unter dem Hut.“ (Langbein, Sämmtliche Werke, Berlin 1823, Bd. 29.)
*78 Er nimmt den Hut vor jedem Laternenpfahl ab.
*79 Er kann seinen Hut drehen, wohin er will.
*80 Er trägt den preussischen Hut.
Hat eine stolze Haltung. Von dem, nach Jahn, den Preussen eigenen Stolz und Selbstgefühl. (Vgl. Pröhle, Leben Jahn's, S. 14.) (S. Preussen und Stolz.)
*81 Er trägt einen geborgten Hut.
Steckt in Schulden über Kopf und Ohren.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:54:47Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:54:47Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |