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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] *1653 Es würde kein Hund daran riechen.

Um grosse Verachtung gegen etwas auszudrücken.

Poln.: Aui by tego pies nie powachal. (Oberschlesien. Lompa, 5.)

*1654 Es würde kein Hund ein Stück Brot von ihm nehmen. - Körte, 3046b; Wurzbach II, 198; Braun, I, 1559.

Zur Bezeichnung eines Menschen, welcher die höchste Verachtung verdient. Die Redensart verdankt ihren Ursprung dem Banne. Es ist bekannt, welche üble Folgen dieser nach sich zu ziehen pflegte, besonders wenn der Papst einen Fürsten und sein Land damit belegte. Mit dem Verbannten durfte kein Mensch umgehen oder mit ihm essen. Er konnte keine gerichtliche Handlung vornehmen, keinen Contract machen; und wenn er starb, durfte er nicht in geweihter Erde (auf dem Kirchhofe) begraben werden. Um einen Verbannten der höchsten Verachtung blosszustellen, dass er nicht so viel werth sei als ein Hund, behauptete man, ein rechtmässiger und verdienter Bann sei von einer solchen Kraft, dass auch Hunde einen verbannten Menschen verabscheuten und nicht einmal ein Stück Brot von ihm annähmen. Man führte davon verschiedene Beispiele an, untersuchte aber nicht, ob die Erzählung wahr oder erdichtet sei; und wenn etwas Wahres zum Grunde lag, ob nicht Betrug dabei im Spiel gewesen, dass man z. B. vorher das Brot mit einer dem Hunde widrigen Sache bestrichen oder bestreut habe, oder ob es zu einer Zeit geschehen sei, wo der Hund beim Einfluss des Wetters Speisen verschmäht. An dergleichen sorgfältige Prüfung dachte man nicht, und die Klerisei hielt es ihren Vortheilen gemässer, dies als eine wunderthätige Kraft des Bannes auszuposaunen, woraus denn das Sprichwort entstand. (Gräter's Bragur, Bd. 6, Abth. 2.)

Poln.: Aniby pies kawalka chleba od niego nie wzial. (Lompa, 5.)

*1655 Et äs e licht Heangd. (Siebenbürg.- sächs.) - Frommann, V, 32, 33.

*1656 Etwas vor die Hunde werfen. - 2 Mos. 22, 31.

Holl.: Hij werpt het voor de honden. (Harrebomee, I, 320.)

*1657 Goch den Heangd aussen. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 177, 207.

Jage den Hund hinaus, d. h. putze das Licht. (S. Räuber.)

*1658 Hä läuf dem Hunk en Bein av. (Köln.) - Firmenich, I, 477, 271.

*1659 Halb Hund, halb Röde1. - Schiller, III, 3b.

1) Wie Röe, Rüe, ein Name des Hundes. Bei Johannes Römoldt (Spiel von dem grewlichen Laster der Hoffart, herausgegeben von K. Goedeke in der Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, Jahrg. 1850, V, 655) heisst es von Mantelträgern: "Halb Hund, halb Röde sind sie genannt, in aller Welt jtzt wol bekandt."

*1660 Hald a Hund, an loss de Katze lofen.

"Ihr misstich (müsst euch) doas Ding nich a su aufmutzen; an andrer wirs nich a haur anders, och noch tausendmol schlimmer machen; drum, Mutter, hald a Hund, loss de Kotze lofen." (Keller, 169b.)

*1661 He bendt ok 'nen doen Hond de Mull tu. (Meurs.) - Firmenich, I, 406, 344.

*1662 He findt de Hund in de Pott. (Ostfries.) - Frommann, VI, 282, 677; Bueren, 520; Hauskalender, II.

*1663 He hett dor enen Hund utstüppen seen. - Dähnert, 199a.

Er scheut sich, nach dem Orte zu kommen.

*1664 He hett mi gen Hund to Bade stört. (Ostfries.) Hauskalender, III.

*1665 He hett mit'n Hund meten un de Swans togeben. (Holst.) - Schütze, IV, 266.

Von schlechtem Mass, auch dem Uneigennutz.

*1666 He is as de Hund up 't Heu, sülfst frett he't nich, un de Ko günn't he't nich. (Mecklenburg.) - Bütz. Ruhestunden, XXIV, 62; Schiller, III, 4b.

*1667 He is ganz im Hund. - Dähnert, 199a.

Er ist in elenden Umständen.

*1668 He mot van den eigesten Hond hör hebben. (Deutz.) (S. Hundehaar 6.)

*1669 He wet1 seinen Hund to leiden. (Pommern.)

Er weiss die Sache anzugreifen.

1) Fr. Hasenow, dem das Sprichwörter-Lexikon viel Beiträge, darunter auch eine werthvolle Sammlung pommerscher Sprichwörter, nicht nur aus der Literatur, sondern ganz besonders auch aus dem Volksmunde verdankt, bemerkt: "Das Plattdeutsch wird in Pommern sehr verschieden gesprochen. In manchen Gegenden kann man die Bewohner jedes einzelnen Dorfes an ihrem Dialekt unterscheiden, daher z. B. nicht aus Versehen, sondern wie ich's gehört, einmal wet, wie oben, ein andermal wet (wett); (s. Hammel 8) für weiss 3. Sing. praes. [Spaltenumbruch] von weten = wissen steht." - Und was hier von Pommern gesagt wird, gilt sicher auch von andern deutschen Ländern; von Schlesien wenigstens in so hohem Masse, dass die Bewohner verschiedener Gegenden einander selbst kaum verstehen. Doch sind diese Verschiedenheiten leichter darzustellen, als die feinern Unterschiede. Die Bewohner des hirschberger Kreises z. B. sprechen im allgemeinen Einen Dialekt; wenn man aber denselben Satz von Dorf zu Dorf aussprechen lässt, so ist es unmöglich, durch unsere gewöhnlichen Schriftzeichen die Lautmodification darzustellen.

*1670 Hei öss nich sau e Hund öm e Knake, wenn hei man et Flesch heft. - Frischbier2, 1735.

*1671 Hi kemt öw'n Hön to ridden. (Nordmarsch.) - Haupt, VIII, 375, 22.

Er kommt auf den Hund zu reiten.

*1672 Hier hett de Hund in den Büdel scheten. - Schütze, II, 172.

Wenn jemand beim Einsammeln von Geschenken, von freiwilligen Gaben an einer Stelle nichts erhalten hat. Ursprünglich Ausruf der lübecker Gassenbuben, wenn beim Vogelschiessen der Lustigmacher der Handwerker bei seinem Umgange von jemand nichts erhält.

*1673 Hier ist ein Hund verreckt.

Redensart beim Kartenspiel.

*1674 Hinger sich schorren de Hunde. (Schles.) - Frommann, III, 248, 247.

*1675 Hulss der Hund1, a kon schwimmen. (Schles.) - Gomolcke, 426; Robinson, 154; Frommann, III, 248, 243.

1) So viel als: hol's der Teufel. Die Scheu des Volks, gewisse Wörter, wie Gott, Christus, verflucht u. s. w. auszusprechen, erstreckt sich auch auf den Teufel, dessen Namen zu nennen man ganz besonders vermeidet. Es finden sich daher in allen Gegenden dafür Ausdrücke, die aus dem Namen Teufel entstellt sind oder sich auf seine Gestalt und Farbe u. s. w. beziehen, also in irgendeiner Weise an ihn erinnern, ohne ihn zu nennen In Schlesien hat man dafür: Daniel, Fuchs, Geier, Gottseibeiuns, Hund, der Leibhaftige, Teuker, Teutschel, Teuxel. (Gomolke, 462.) Ueber das Bestreben des Volks, der Fluchformel durch Umschreibungen auszuweichen, vgl. auch Stöber in Frommann, II, 501.

*1676 Hund auss der Küchen. - Gruter, III, 50; Lehmann, II, 267, 84; Eiselein, 327.

*1677 Hund für den löwen schlahen. - Luther's Ms., 11.

*1678 Hund für 'n Groschen. (Breslau.)

Scheltwort.

*1679 Hund' rut, de Mönsche hebbe gesiegt. - Frischbier2, 1736.

*1680 Hund um Katze geben.

Frz.: Qui perd un chien et recouvre un chat, c'est toujours une beste a quatre pieds. (Leroux, I, 109.)

*1681 Hund' und Katzen werden eher eins.

Lat.: Unda cum flamma prius redibit in gratiam. (Seybold, 648.)

*1682 Hund und Strick ist fort.

Lat.: Cum cane simul et lorum (periit). (Philippi, I, 101; Tappius, 20b.)

*1683 Hunde führen (tragen). - Körte2, 3784.

Eine alte Strafe für Majestätsverbrecher vom Adel.

*1684 Hunde führen bis Buschendorf1. - Grimm, Rechtsalt., 717.

1) Dorf bei Nürnberg.

*1685 Hunde und Katzen befreunden wollen. - Philippi, I, 37.

*1686 Hunde und Katzen einladen (füttern).

Alle Leute ohne Auswahl freihalten, verschwenderisch geben.

Frz.: Donner a manger a chien et a chat. (Kritzinger, 139.)

*1687 Hunde und Katzen würden sich eher vertragen.

Lat.: Echini duo prius amicitiam neant. (Philippi, I, 130.)

*1688 I möcht's käm Hund gunne. - Steiger, Sitten, II, 61.

*1689 Ich bin (ja) auch dem Hund nicht vom A(r)sch gefallen. (S. Zaun.) (Rottenburg.)

Dass man mir so verächtlich begegnen sollte.

*1690 Ich glebe, die Hunde honem a Weig gefrassen. - Robinson, 113.

Bei Gomolke (502) mit dem Zusatze: dass a nich heem kümt.

*1691 Ich hab den Hund beim Schwantz. - Lehmann, 244, 9.

In demselben Sinn wie: Die Sache hängt an einem seidenen Faden, sie steht auf der Spitze.

[Spaltenumbruch] *1653 Es würde kein Hund daran riechen.

Um grosse Verachtung gegen etwas auszudrücken.

Poln.: Aui by tego pies nie powąchał. (Oberschlesien. Lompa, 5.)

*1654 Es würde kein Hund ein Stück Brot von ihm nehmen.Körte, 3046b; Wurzbach II, 198; Braun, I, 1559.

Zur Bezeichnung eines Menschen, welcher die höchste Verachtung verdient. Die Redensart verdankt ihren Ursprung dem Banne. Es ist bekannt, welche üble Folgen dieser nach sich zu ziehen pflegte, besonders wenn der Papst einen Fürsten und sein Land damit belegte. Mit dem Verbannten durfte kein Mensch umgehen oder mit ihm essen. Er konnte keine gerichtliche Handlung vornehmen, keinen Contract machen; und wenn er starb, durfte er nicht in geweihter Erde (auf dem Kirchhofe) begraben werden. Um einen Verbannten der höchsten Verachtung blosszustellen, dass er nicht so viel werth sei als ein Hund, behauptete man, ein rechtmässiger und verdienter Bann sei von einer solchen Kraft, dass auch Hunde einen verbannten Menschen verabscheuten und nicht einmal ein Stück Brot von ihm annähmen. Man führte davon verschiedene Beispiele an, untersuchte aber nicht, ob die Erzählung wahr oder erdichtet sei; und wenn etwas Wahres zum Grunde lag, ob nicht Betrug dabei im Spiel gewesen, dass man z. B. vorher das Brot mit einer dem Hunde widrigen Sache bestrichen oder bestreut habe, oder ob es zu einer Zeit geschehen sei, wo der Hund beim Einfluss des Wetters Speisen verschmäht. An dergleichen sorgfältige Prüfung dachte man nicht, und die Klerisei hielt es ihren Vortheilen gemässer, dies als eine wunderthätige Kraft des Bannes auszuposaunen, woraus denn das Sprichwort entstand. (Gräter's Bragur, Bd. 6, Abth. 2.)

Poln.: Aniby pies kawałka chleba od niego nie wział. (Lompa, 5.)

*1655 Et äs e licht Heangd. (Siebenbürg.- sächs.) – Frommann, V, 32, 33.

*1656 Etwas vor die Hunde werfen. – 2 Mos. 22, 31.

Holl.: Hij werpt het voor de honden. (Harrebomée, I, 320.)

*1657 Gôch den Heangd aussen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 177, 207.

Jage den Hund hinaus, d. h. putze das Licht. (S. Räuber.)

*1658 Hä läuf dem Hunk en Bein av. (Köln.) – Firmenich, I, 477, 271.

*1659 Halb Hund, halb Röde1.Schiller, III, 3b.

1) Wie Röe, Rüe, ein Name des Hundes. Bei Johannes Römoldt (Spiel von dem grewlichen Laster der Hoffart, herausgegeben von K. Goedeke in der Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, Jahrg. 1850, V, 655) heisst es von Mantelträgern: „Halb Hund, halb Röde sind sie genannt, in aller Welt jtzt wol bekandt.“

*1660 Hald a Hund, an loss de Katze lofen.

„Ihr misstich (müsst euch) doas Ding nich a su ûfmutzen; an andrer wirs nich a haur anders, och noch tausendmol schlimmer machen; drum, Mutter, hald a Hund, loss de Kotze lofen.“ (Keller, 169b.)

*1661 He bendt ok 'nen doën Hond de Mull tu. (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 344.

*1662 He findt de Hund in de Pott. (Ostfries.) – Frommann, VI, 282, 677; Bueren, 520; Hauskalender, II.

*1663 He hett dor enen Hund utstüppen seen.Dähnert, 199a.

Er scheut sich, nach dem Orte zu kommen.

*1664 He hett mi gên Hund to Bade stört. (Ostfries.) Hauskalender, III.

*1665 He hett mit'n Hund mêten un de Swans togeben. (Holst.) – Schütze, IV, 266.

Von schlechtem Mass, auch dem Uneigennutz.

*1666 Hê is as de Hund up 't Heu, sülfst frett hê't nich, un de Kô günn't he't nich. (Mecklenburg.) – Bütz. Ruhestunden, XXIV, 62; Schiller, III, 4b.

*1667 He is ganz im Hund.Dähnert, 199a.

Er ist in elenden Umständen.

*1668 He mot van den eigesten Hond hör hebben. (Deutz.) (S. Hundehaar 6.)

*1669 He wêt1 sînen Hund to leiden. (Pommern.)

Er weiss die Sache anzugreifen.

1) Fr. Hasenow, dem das Sprichwörter-Lexikon viel Beiträge, darunter auch eine werthvolle Sammlung pommerscher Sprichwörter, nicht nur aus der Literatur, sondern ganz besonders auch aus dem Volksmunde verdankt, bemerkt: „Das Plattdeutsch wird in Pommern sehr verschieden gesprochen. In manchen Gegenden kann man die Bewohner jedes einzelnen Dorfes an ihrem Dialekt unterscheiden, daher z. B. nicht aus Versehen, sondern wie ich's gehört, einmal wêt, wie oben, ein andermal wet (wett); (s. Hammel 8) für weiss 3. Sing. praes. [Spaltenumbruch] von wêten = wissen steht.“ – Und was hier von Pommern gesagt wird, gilt sicher auch von andern deutschen Ländern; von Schlesien wenigstens in so hohem Masse, dass die Bewohner verschiedener Gegenden einander selbst kaum verstehen. Doch sind diese Verschiedenheiten leichter darzustellen, als die feinern Unterschiede. Die Bewohner des hirschberger Kreises z. B. sprechen im allgemeinen Einen Dialekt; wenn man aber denselben Satz von Dorf zu Dorf aussprechen lässt, so ist es unmöglich, durch unsere gewöhnlichen Schriftzeichen die Lautmodification darzustellen.

*1670 Hei öss nich sau e Hund öm e Knake, wenn hei man et Flêsch heft.Frischbier2, 1735.

*1671 Hi kemt öw'n Hön to ridden. (Nordmarsch.) – Haupt, VIII, 375, 22.

Er kommt auf den Hund zu reiten.

*1672 Hier hett de Hund in den Büdel schêten.Schütze, II, 172.

Wenn jemand beim Einsammeln von Geschenken, von freiwilligen Gaben an einer Stelle nichts erhalten hat. Ursprünglich Ausruf der lübecker Gassenbuben, wenn beim Vogelschiessen der Lustigmacher der Handwerker bei seinem Umgange von jemand nichts erhält.

*1673 Hier ist ein Hund verreckt.

Redensart beim Kartenspiel.

*1674 Hinger sich schorren de Hunde. (Schles.) – Frommann, III, 248, 247.

*1675 Hulss der Hund1, a kon schwimmen. (Schles.) – Gomolcke, 426; Robinson, 154; Frommann, III, 248, 243.

1) So viel als: hol's der Teufel. Die Scheu des Volks, gewisse Wörter, wie Gott, Christus, verflucht u. s. w. auszusprechen, erstreckt sich auch auf den Teufel, dessen Namen zu nennen man ganz besonders vermeidet. Es finden sich daher in allen Gegenden dafür Ausdrücke, die aus dem Namen Teufel entstellt sind oder sich auf seine Gestalt und Farbe u. s. w. beziehen, also in irgendeiner Weise an ihn erinnern, ohne ihn zu nennen In Schlesien hat man dafür: Daniel, Fuchs, Geier, Gottseibeiuns, Hund, der Leibhaftige, Teuker, Teutschel, Teuxel. (Gomolke, 462.) Ueber das Bestreben des Volks, der Fluchformel durch Umschreibungen auszuweichen, vgl. auch Stöber in Frommann, II, 501.

*1676 Hund auss der Küchen.Gruter, III, 50; Lehmann, II, 267, 84; Eiselein, 327.

*1677 Hund für den löwen schlahen.Luther's Ms., 11.

*1678 Hund für 'n Groschen. (Breslau.)

Scheltwort.

*1679 Hund' rut, de Mönsche hebbe gesiegt.Frischbier2, 1736.

*1680 Hund um Katze geben.

Frz.: Qui perd un chien et recouvre un chat, c'est toujours une bêste à quatre pieds. (Leroux, I, 109.)

*1681 Hund' und Katzen werden eher eins.

Lat.: Unda cum flamma prius redibit in gratiam. (Seybold, 648.)

*1682 Hund und Strick ist fort.

Lat.: Cum cane simul et lorum (periit). (Philippi, I, 101; Tappius, 20b.)

*1683 Hunde führen (tragen).Körte2, 3784.

Eine alte Strafe für Majestätsverbrecher vom Adel.

*1684 Hunde führen bis Buschendorf1.Grimm, Rechtsalt., 717.

1) Dorf bei Nürnberg.

*1685 Hunde und Katzen befreunden wollen.Philippi, I, 37.

*1686 Hunde und Katzen einladen (füttern).

Alle Leute ohne Auswahl freihalten, verschwenderisch geben.

Frz.: Donner à manger à chien et à chat. (Kritzinger, 139.)

*1687 Hunde und Katzen würden sich eher vertragen.

Lat.: Echini duo prius amicitiam neant. (Philippi, I, 130.)

*1688 I möcht's käm Hund gunne.Steiger, Sitten, II, 61.

*1689 Ich bin (ja) auch dem Hund nicht vom A(r)sch gefallen. (S. Zaun.) (Rottenburg.)

Dass man mir so verächtlich begegnen sollte.

*1690 Ich glêbe, die Hunde honem a Weig gefrassen.Robinson, 113.

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*1691 Ich hab den Hund beim Schwantz.Lehmann, 244, 9.

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[[447]/0453] *1653 Es würde kein Hund daran riechen. Um grosse Verachtung gegen etwas auszudrücken. Poln.: Aui by tego pies nie powąchał. (Oberschlesien. Lompa, 5.) *1654 Es würde kein Hund ein Stück Brot von ihm nehmen. – Körte, 3046b; Wurzbach II, 198; Braun, I, 1559. Zur Bezeichnung eines Menschen, welcher die höchste Verachtung verdient. Die Redensart verdankt ihren Ursprung dem Banne. Es ist bekannt, welche üble Folgen dieser nach sich zu ziehen pflegte, besonders wenn der Papst einen Fürsten und sein Land damit belegte. Mit dem Verbannten durfte kein Mensch umgehen oder mit ihm essen. Er konnte keine gerichtliche Handlung vornehmen, keinen Contract machen; und wenn er starb, durfte er nicht in geweihter Erde (auf dem Kirchhofe) begraben werden. Um einen Verbannten der höchsten Verachtung blosszustellen, dass er nicht so viel werth sei als ein Hund, behauptete man, ein rechtmässiger und verdienter Bann sei von einer solchen Kraft, dass auch Hunde einen verbannten Menschen verabscheuten und nicht einmal ein Stück Brot von ihm annähmen. Man führte davon verschiedene Beispiele an, untersuchte aber nicht, ob die Erzählung wahr oder erdichtet sei; und wenn etwas Wahres zum Grunde lag, ob nicht Betrug dabei im Spiel gewesen, dass man z. B. vorher das Brot mit einer dem Hunde widrigen Sache bestrichen oder bestreut habe, oder ob es zu einer Zeit geschehen sei, wo der Hund beim Einfluss des Wetters Speisen verschmäht. An dergleichen sorgfältige Prüfung dachte man nicht, und die Klerisei hielt es ihren Vortheilen gemässer, dies als eine wunderthätige Kraft des Bannes auszuposaunen, woraus denn das Sprichwort entstand. (Gräter's Bragur, Bd. 6, Abth. 2.) Poln.: Aniby pies kawałka chleba od niego nie wział. (Lompa, 5.) *1655 Et äs e licht Heangd. (Siebenbürg.- sächs.) – Frommann, V, 32, 33. *1656 Etwas vor die Hunde werfen. – 2 Mos. 22, 31. Holl.: Hij werpt het voor de honden. (Harrebomée, I, 320.) *1657 Gôch den Heangd aussen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 177, 207. Jage den Hund hinaus, d. h. putze das Licht. (S. Räuber.) *1658 Hä läuf dem Hunk en Bein av. (Köln.) – Firmenich, I, 477, 271. *1659 Halb Hund, halb Röde1. – Schiller, III, 3b. 1) Wie Röe, Rüe, ein Name des Hundes. Bei Johannes Römoldt (Spiel von dem grewlichen Laster der Hoffart, herausgegeben von K. Goedeke in der Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, Jahrg. 1850, V, 655) heisst es von Mantelträgern: „Halb Hund, halb Röde sind sie genannt, in aller Welt jtzt wol bekandt.“ *1660 Hald a Hund, an loss de Katze lofen. „Ihr misstich (müsst euch) doas Ding nich a su ûfmutzen; an andrer wirs nich a haur anders, och noch tausendmol schlimmer machen; drum, Mutter, hald a Hund, loss de Kotze lofen.“ (Keller, 169b.) *1661 He bendt ok 'nen doën Hond de Mull tu. (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 344. *1662 He findt de Hund in de Pott. (Ostfries.) – Frommann, VI, 282, 677; Bueren, 520; Hauskalender, II. *1663 He hett dor enen Hund utstüppen seen. – Dähnert, 199a. Er scheut sich, nach dem Orte zu kommen. *1664 He hett mi gên Hund to Bade stört. (Ostfries.) Hauskalender, III. *1665 He hett mit'n Hund mêten un de Swans togeben. (Holst.) – Schütze, IV, 266. Von schlechtem Mass, auch dem Uneigennutz. *1666 Hê is as de Hund up 't Heu, sülfst frett hê't nich, un de Kô günn't he't nich. (Mecklenburg.) – Bütz. Ruhestunden, XXIV, 62; Schiller, III, 4b. *1667 He is ganz im Hund. – Dähnert, 199a. Er ist in elenden Umständen. *1668 He mot van den eigesten Hond hör hebben. (Deutz.) (S. Hundehaar 6.) *1669 He wêt1 sînen Hund to leiden. (Pommern.) Er weiss die Sache anzugreifen. 1) Fr. Hasenow, dem das Sprichwörter-Lexikon viel Beiträge, darunter auch eine werthvolle Sammlung pommerscher Sprichwörter, nicht nur aus der Literatur, sondern ganz besonders auch aus dem Volksmunde verdankt, bemerkt: „Das Plattdeutsch wird in Pommern sehr verschieden gesprochen. In manchen Gegenden kann man die Bewohner jedes einzelnen Dorfes an ihrem Dialekt unterscheiden, daher z. B. nicht aus Versehen, sondern wie ich's gehört, einmal wêt, wie oben, ein andermal wet (wett); (s. Hammel 8) für weiss 3. Sing. praes. von wêten = wissen steht.“ – Und was hier von Pommern gesagt wird, gilt sicher auch von andern deutschen Ländern; von Schlesien wenigstens in so hohem Masse, dass die Bewohner verschiedener Gegenden einander selbst kaum verstehen. Doch sind diese Verschiedenheiten leichter darzustellen, als die feinern Unterschiede. Die Bewohner des hirschberger Kreises z. B. sprechen im allgemeinen Einen Dialekt; wenn man aber denselben Satz von Dorf zu Dorf aussprechen lässt, so ist es unmöglich, durch unsere gewöhnlichen Schriftzeichen die Lautmodification darzustellen. *1670 Hei öss nich sau e Hund öm e Knake, wenn hei man et Flêsch heft. – Frischbier2, 1735. *1671 Hi kemt öw'n Hön to ridden. (Nordmarsch.) – Haupt, VIII, 375, 22. Er kommt auf den Hund zu reiten. *1672 Hier hett de Hund in den Büdel schêten. – Schütze, II, 172. Wenn jemand beim Einsammeln von Geschenken, von freiwilligen Gaben an einer Stelle nichts erhalten hat. Ursprünglich Ausruf der lübecker Gassenbuben, wenn beim Vogelschiessen der Lustigmacher der Handwerker bei seinem Umgange von jemand nichts erhält. *1673 Hier ist ein Hund verreckt. Redensart beim Kartenspiel. *1674 Hinger sich schorren de Hunde. (Schles.) – Frommann, III, 248, 247. *1675 Hulss der Hund1, a kon schwimmen. (Schles.) – Gomolcke, 426; Robinson, 154; Frommann, III, 248, 243. 1) So viel als: hol's der Teufel. Die Scheu des Volks, gewisse Wörter, wie Gott, Christus, verflucht u. s. w. auszusprechen, erstreckt sich auch auf den Teufel, dessen Namen zu nennen man ganz besonders vermeidet. Es finden sich daher in allen Gegenden dafür Ausdrücke, die aus dem Namen Teufel entstellt sind oder sich auf seine Gestalt und Farbe u. s. w. beziehen, also in irgendeiner Weise an ihn erinnern, ohne ihn zu nennen In Schlesien hat man dafür: Daniel, Fuchs, Geier, Gottseibeiuns, Hund, der Leibhaftige, Teuker, Teutschel, Teuxel. (Gomolke, 462.) Ueber das Bestreben des Volks, der Fluchformel durch Umschreibungen auszuweichen, vgl. auch Stöber in Frommann, II, 501. *1676 Hund auss der Küchen. – Gruter, III, 50; Lehmann, II, 267, 84; Eiselein, 327. *1677 Hund für den löwen schlahen. – Luther's Ms., 11. *1678 Hund für 'n Groschen. (Breslau.) Scheltwort. *1679 Hund' rut, de Mönsche hebbe gesiegt. – Frischbier2, 1736. *1680 Hund um Katze geben. Frz.: Qui perd un chien et recouvre un chat, c'est toujours une bêste à quatre pieds. (Leroux, I, 109.) *1681 Hund' und Katzen werden eher eins. Lat.: Unda cum flamma prius redibit in gratiam. (Seybold, 648.) *1682 Hund und Strick ist fort. Lat.: Cum cane simul et lorum (periit). (Philippi, I, 101; Tappius, 20b.) *1683 Hunde führen (tragen). – Körte2, 3784. Eine alte Strafe für Majestätsverbrecher vom Adel. *1684 Hunde führen bis Buschendorf1. – Grimm, Rechtsalt., 717. 1) Dorf bei Nürnberg. *1685 Hunde und Katzen befreunden wollen. – Philippi, I, 37. *1686 Hunde und Katzen einladen (füttern). Alle Leute ohne Auswahl freihalten, verschwenderisch geben. Frz.: Donner à manger à chien et à chat. (Kritzinger, 139.) *1687 Hunde und Katzen würden sich eher vertragen. Lat.: Echini duo prius amicitiam neant. (Philippi, I, 130.) *1688 I möcht's käm Hund gunne. – Steiger, Sitten, II, 61. *1689 Ich bin (ja) auch dem Hund nicht vom A(r)sch gefallen. (S. Zaun.) (Rottenburg.) Dass man mir so verächtlich begegnen sollte. *1690 Ich glêbe, die Hunde honem a Weig gefrassen. – Robinson, 113. Bei Gomolke (502) mit dem Zusatze: dass a nich heem kümt. *1691 Ich hab den Hund beim Schwantz. – Lehmann, 244, 9. In demselben Sinn wie: Die Sache hängt an einem seidenen Faden, sie steht auf der Spitze.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [447]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/453>, abgerufen am 24.11.2024.