Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] Oesterreichisch-Schlesien hat man (vgl. Peter, I, 446), um diesen Gedanken auszudrücken, die an ihrem Ort mundartlich aufgeführten Redensarten: Er ist vom Faden aufs Stroh gekommen. Er ist auf den Hund, "of's Schnoaterbratla" kommen. Er hat gewirthschaftet (s. d.), bis ihm die Krücke im Ofen geblieben. *1371 A siht immer an wesse Hund vor a Buck an. - Gomolcke, 213. *1372 A sitt an weissen Hund fer en Bekknecht (Bäckergesellen) an. - Frommann, III, 410, 392; Ribinson, 571; Gomolcke, 841. *1373 Afn Hund keme. (Oberösterreich.) - Baumgarten, 80. *1374 Als der hunt, dem man am messer das brot zeiget, wann sie darnach greiffen, so schlegt man sie ans maul. - Nas, 463a. *1375 As'n besnijet (beschneieter) Hund gan. - Globus, VIII. *1376 Auf dem Hunde sein. - Campe, Wb., II, 801b. In schlechten Umständen sein. *1377 Auf den Hund bringen. Unglücklich machen. *1378 Auf den Hund kommen. - Eiselein, 329; Wurzbach II, 192. Um das Herabkommen eines Menschen in seinen Vermögensverhältnissen zu bezeichnen. *1379 Aus jedem Dorf ein Hund. (Ostpreuss.) - Frischbier, 593. Beim Kartenspiel von jeder Farbe eine Karte haben. Scherzhaft kommt auch die Verdrehung vor: Aus jedem Hund ein Dorf. *1380 Befiehl's dem Hunde und belle selber. Holl.: Beveel (commandeer) je honden, en blaf zelf. (Harrebomee, I, 316.) *1381 Betrüge einen andern Hund mit diesem Knochen. *1382 Da bellt kein Hund und kräht kein Hahn. Ort, Gegend ohne Leben; Einöde, Wüste. Dän.: Hvor man hverken hörer hund eller hane. (Prov. dan., 308.) *1383 Da deit de Hund wat in. (Hamburg.) - Schütze, II, 172. *1384 Da greoss Hund is san Vöda. (Oberösterreich.) - Baumgarten, 80. Der grosse Hund ist sein Vetter. Er hat einflussreiche Bekannte oder Verwandte. *1385 Da hat der Hund drein g'schissen. (Nürtingen.) Die Sache ist vereitelt, es ist nichts daraus geworden. *1386 Da hett he en Hund utstuppen seen. (Holst.) - Schütze, II, 173; IV, 218. Dort ist's ihm schlimm ergangen; er kommt dahin nicht wieder. *1387 Da Hund had ihm 's Mass g'nomma. - Zaupser, Idiot., Nachlese, 28; für Baiern: Klein, II, 3; Mayer, I, 167. Er hat zu viel gethan, er hat in der Arbeit das rechte Mass verfehlt. *1388 Da Hund is ma schon vorn Licht umganga. - Zaupser, Idiot., Nachlese, 27. Ich hab's mir schon vorher gedacht, dass es so kommen werde. *1389 Da ist Hund und Katz' das beste Vieh. *1390 Da kem ik up en stauven1 Hund to reiden. (Holst.) - Schütze, IV, 215. 1) Stauf = stumpf, kurz, abgestutzt. - Da käme ich schlimm weg. *1391 Da kreit nig Hund noch Han na. - Schütze, II, 82. Die Sache hat keine Folgen, sie bleibt verschwiegen. (S. Krähen.) Dän.: Der giöde ikke en hund deraf. (Prov. dan., 232.) *1392 Da liegt der Hund auf dem Heu. *1393 Da (hier) liegt der Hund begraben. - Binder II, 1304; Eiselein, 329; Körte, 3047b; Wurzbach II, 191; Simrock, 5057; Braun, I, 1555; Baumgarten, 80; schlesisch bei Frommann, III, 246, 167; Robinson, 363; Gomolcke, 340 u. 445; für Franken: Frommann, VI, 317, 191; für Würzburg: Sartorius, 167. Das ist's, worauf es ankommt; hier ist das Hinderniss. Bei Dähnert (199a): Dar liggt de Hund begrawen. - Ueber den Ursprung dieser Redensart schrieb mir in den dreissiger Jahren ein Sprichwörterfreund aus Kamenz (Gräve): "Ich erinnere mich eines Streites der Maurergesellen, wenn ich nicht irre, in Berlin, weil einer derselben einen todten Hund so eingemauert hatte, dass der Schwanz herausgehangen, wodurch das ganze Mittel (Maurer- oder Bauhandwerkerzunft) sich beschimpft fühlte, ein gewaltiger Streit entstand und [Spaltenumbruch] die Mauer abgetragen werden musste. Dies soll die Redensart veranlasst haben." Sehr wahrscheinlich gehört aber diese Redensart einer frühern Zeit an und hat einen andern Ursprung. Die Elegante Zeitung (1824, Nr. 186) verlegt denselben nach Nürnberg und erzählt ihn so: In einer frühern Periode, wo Nürnberg als Freie Reichsstadt durch seinen Handel und Kunstfleiss sich auszeichnete und blühte, wurde dort das noch stehende Rathhaus nach einem grossen und kostspieligen Plan und Anschlag erbaut. Dieser Bau währte mehrere Jahre, und er war bis auf einen Flügel vollendet, als es der Stadtkasse an Mitteln gebrach, die Kosten nach dem gemachten Anschlage zu bestreiten. Der Bau unterblieb also, und der fehlende Theil wurde nun, statt massiv, nur aus Fachwerk erbaut. Der Baumeister führte in seinem Petschaft einen Hund; und über die letzte massive gothische Thür, die nach diesem nur leicht und wohlfeil erbauten Flügel führt, hat er diesen Hund, in Stein gehauen, anbringen lassen, wodurch das obige Sprichwort entstanden sein und welches symbolisch andeuten soll: Man kann in einer angefangenen Sache nicht weiter gehen, weil unübersteigliche Hindernisse vorhanden (eingetreten) sind. (Vgl. auch: Durchflüge durch Deutschland, die Niederlande und Frankreich, IV, 54.) - Nach noch einer andern Erzählung soll das Sprichwort auf folgende Weise entstanden sein. Der österreichische Feldhauptmann Sigmund II. (1547-1610) hatte einen treuen Hund, der ihm auf einer seiner Fahrten in den Niederlanden das Leben gerettet hatte, diesem liess er an der Gartenmauer des Schloss-Brauhauses zu Sanct-Veit (Oberösterreich) ein Denkmal mit einer Inschrift setzen: das noch bis zum Zusammenfall der Mauer (1821) gestanden hat. - Baumgarten (II, 61) erzählt folgende Sage: "Im Schloss Seisenburg war einmal ein Graf, der einen Hund besass, welcher ihm ungemein lieb war. Als das Thier starb, liess es der Graf ausweiden, den leeren Balg mit Dukaten füllen und so begraben. Nach langer Zeit kam eines Tages der kleine Sohn des herrschaftlichen Jägers zum Grossvater gesprungen mit den Worten: >Grossvater, geschwind, geschwind, da draussen liegt ein wunderschöner Hund, der glänzt wie Gold.< (Da liegt der Hund begraben.) Das Kind zog den Alten, der nicht wollte, mit sich; und in der That, er sah den Hund, glänzend in Gold, in einiger Entfernung vor sich liegen; als sie aber nahe kamen, war er verschwunden." - Die Illustrirte Zeitung (Leipzig, Bd. 22, Nr. 676, S. 403) erzählt den möglichen Ursprung folgendermassen: Nur eine Stunde vom Inselsberge herab, bei dem Dorfe Winterstein, ist ein Grab; der verwitterte Denkstein trägt die Inschrift: Ano 1650 Jar der Marcinwar ward ein Hund hieher begrawen, das ihn nicht fressen die Rawen, war sein Name Stuczel genannt, Fürsten und Hern wol bekannt geschah ub seiner grosse Trauligkeit, die er seine Hr. und Frawen beweist. Im Volksmunde geht der Vers noch, wie folgt, weiter: Schickt man ihn hin nach Friedenstein, so lief er hurtig ganz allein, und hat er seine Sach' ausgericht, drum hat er diesen Stein gekriegt. Man mag die Geschichte von dem Hunde a. a. O. ausführlicher lesen; hier nur dies. Im Dreissigjährigen Kriege hatte der betreffende Hund den Briefwechsel zweier Liebenden zwischen Winterstein und Friedenstein sehr treu und pünktlich besorgt; wofür ihm ein ruhiges Alter zugesichert wurde. So lange er indess noch laufen konnte, leistete er Dienste: so lief er z. B. täglich von Winterstein nach dem 11/2 Stunde entfernten Waltershausen, Einkäufe zu machen. Solche Treue wollte man nach dem Tode desselben noch ehren. Man begrub ihn unter grosser Leichenbegleitung auf den Kirchhof, wo ihn aber die Geistlichkeit nicht duldete. Stuczel, so hiess er, musste wieder ausgegraben werden und eine andere Grabstelle erhalten; wo er nun schon über zwei Jahrhundert liegt. (S. Winterstein.) Hund hat aber auch die Bedeutung eines Schatzes. (Vgl. Schmeller, II, 209; Sartorius, 167.) Vielleicht daher auch bei H. Sachs (Kurzweilige Fastnachtsspiel) : "Da ligt der Hund (vnd klopfft mit der Hand auff sein Daschen)." Frz.: C'est la le noeud de l'affaire. - C'est la que geit le lievre. Holl.: Daar ligt de hond begraven. (Harrebomee, I, 316.) Lat.: Hinc illae lacrymae. (Erasm., 441; Kruse, 387; Fischer, 103, 12; Philippi, I, 177.) *1394 Da möt'n dei Hunn' ut't verkihrt End bleken. - Schiller, III, 5a. "Wat in Kuttelputt in dei holl Eik los is un worüm tau Perdöhl dei Hunn' ut't verkihrt End' bleken, mag de leiw Himmel weiten." (Raabe, 213.) (S. Bellen 3.) Aus Westfalen ist mir neulich die Redensart zugegangen: Sie bellen mit den Händen, wie die unnaer Hunde. Zur Entstehungsgeschichte derselben ist beigefügt: In der (November 1864 erfolgten) Ankündigung des Westfälischen Hausfreundes, der zu Unna erscheint, sagen die Herausgeber: "Wir werden keine >stummen Hunde< sein", und schliessen mit dem Wunsche: "Der Herr möge das Werk unserer Hände fördern." Die Rheinische Zeitung hat dazu bemerkt: "Nach menschlicher Weisheit geschieht das Bellen sonst nicht mit den Händen." (Vgl. auch Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 578.)
[Spaltenumbruch] Oesterreichisch-Schlesien hat man (vgl. Peter, I, 446), um diesen Gedanken auszudrücken, die an ihrem Ort mundartlich aufgeführten Redensarten: Er ist vom Faden aufs Stroh gekommen. Er ist auf den Hund, „of's Schnoaterbrâtla“ kommen. Er hat gewirthschaftet (s. d.), bis ihm die Krücke im Ofen geblieben. *1371 A siht immer an wêsse Hund vor a Buck an. – Gomolcke, 213. *1372 A sitt an weissen Hund fer en Bekknecht (Bäckergesellen) an. – Frommann, III, 410, 392; Ribinson, 571; Gomolcke, 841. *1373 Afn Hund keme. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 80. *1374 Als der hunt, dem man am messer das brot zeiget, wann sie darnach greiffen, so schlegt man sie ans maul. – Nas, 463a. *1375 As'n besnijet (beschneieter) Hund gan. – Globus, VIII. *1376 Auf dem Hunde sein. – Campe, Wb., II, 801b. In schlechten Umständen sein. *1377 Auf den Hund bringen. Unglücklich machen. *1378 Auf den Hund kommen. – Eiselein, 329; Wurzbach II, 192. 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Dies soll die Redensart veranlasst haben.“ Sehr wahrscheinlich gehört aber diese Redensart einer frühern Zeit an und hat einen andern Ursprung. Die Elegante Zeitung (1824, Nr. 186) verlegt denselben nach Nürnberg und erzählt ihn so: In einer frühern Periode, wo Nürnberg als Freie Reichsstadt durch seinen Handel und Kunstfleiss sich auszeichnete und blühte, wurde dort das noch stehende Rathhaus nach einem grossen und kostspieligen Plan und Anschlag erbaut. Dieser Bau währte mehrere Jahre, und er war bis auf einen Flügel vollendet, als es der Stadtkasse an Mitteln gebrach, die Kosten nach dem gemachten Anschlage zu bestreiten. Der Bau unterblieb also, und der fehlende Theil wurde nun, statt massiv, nur aus Fachwerk erbaut. Der Baumeister führte in seinem Petschaft einen Hund; und über die letzte massive gothische Thür, die nach diesem nur leicht und wohlfeil erbauten Flügel führt, hat er diesen Hund, in Stein gehauen, anbringen lassen, wodurch das obige Sprichwort entstanden sein und welches symbolisch andeuten soll: Man kann in einer angefangenen Sache nicht weiter gehen, weil unübersteigliche Hindernisse vorhanden (eingetreten) sind. (Vgl. auch: Durchflüge durch Deutschland, die Niederlande und Frankreich, IV, 54.) – Nach noch einer andern Erzählung soll das Sprichwort auf folgende Weise entstanden sein. Der österreichische Feldhauptmann Sigmund II. (1547-1610) hatte einen treuen Hund, der ihm auf einer seiner Fahrten in den Niederlanden das Leben gerettet hatte, diesem liess er an der Gartenmauer des Schloss-Brauhauses zu Sanct-Veit (Oberösterreich) ein Denkmal mit einer Inschrift setzen: das noch bis zum Zusammenfall der Mauer (1821) gestanden hat. – Baumgarten (II, 61) erzählt folgende Sage: „Im Schloss Seisenburg war einmal ein Graf, der einen Hund besass, welcher ihm ungemein lieb war. Als das Thier starb, liess es der Graf ausweiden, den leeren Balg mit Dukaten füllen und so begraben. Nach langer Zeit kam eines Tages der kleine Sohn des herrschaftlichen Jägers zum Grossvater gesprungen mit den Worten: ›Grossvater, geschwind, geschwind, da draussen liegt ein wunderschöner Hund, der glänzt wie Gold.‹ (Da liegt der Hund begraben.) 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Der Baumeister führte in seinem Petschaft einen Hund; und über die letzte massive gothische Thür, die nach diesem nur leicht und wohlfeil erbauten Flügel führt, hat er diesen Hund, in Stein gehauen, anbringen lassen, wodurch das obige Sprichwort entstanden sein und welches symbolisch andeuten soll: Man kann in einer angefangenen Sache nicht weiter gehen, weil unübersteigliche Hindernisse vorhanden (eingetreten) sind. (Vgl. auch: <hi rendition="#i">Durchflüge durch Deutschland, die Niederlande und Frankreich, IV, 54.</hi>) – Nach noch einer andern Erzählung soll das Sprichwort auf folgende Weise entstanden sein. Der österreichische Feldhauptmann Sigmund II. (1547-1610) hatte einen treuen Hund, der ihm auf einer seiner Fahrten in den Niederlanden das Leben gerettet hatte, diesem liess er an der Gartenmauer des Schloss-Brauhauses zu Sanct-Veit (Oberösterreich) ein Denkmal mit einer Inschrift setzen: das noch bis zum Zusammenfall der Mauer (1821) gestanden hat. – <hi rendition="#i">Baumgarten</hi> (II, 61) erzählt folgende Sage: „Im Schloss Seisenburg war einmal ein Graf, der einen Hund besass, welcher ihm ungemein lieb war. Als das Thier starb, liess es der Graf ausweiden, den leeren Balg mit Dukaten füllen und so begraben. Nach langer Zeit kam eines Tages der kleine Sohn des herrschaftlichen Jägers zum Grossvater gesprungen mit den Worten: ›Grossvater, geschwind, geschwind, da draussen liegt ein wunderschöner Hund, der glänzt wie Gold.‹ (Da liegt der Hund begraben.) Das Kind zog den Alten, der nicht wollte, mit sich; und in der That, er sah den Hund, glänzend in Gold, in einiger Entfernung vor sich liegen; als sie aber nahe kamen, war er verschwunden.“ – Die <hi rendition="#i">Illustrirte Zeitung</hi> (Leipzig, Bd. 22, Nr. 676, S. 403) erzählt den möglichen Ursprung folgendermassen: Nur eine Stunde vom Inselsberge herab, bei dem Dorfe Winterstein, ist ein Grab; der verwitterte Denkstein trägt die Inschrift:</p><lb/> <p rendition="#et">Ano 1650 Jar der Marcinwar</p><lb/> <p rendition="#et">ward ein Hund hieher begrawen,</p><lb/> <p rendition="#et">das ihn nicht fressen die Rawen,</p><lb/> <p rendition="#et">war sein Name Stuczel genannt,</p><lb/> <p rendition="#et">Fürsten und Hern wol bekannt</p><lb/> <p rendition="#et">geschah ub seiner grosse Trauligkeit,</p><lb/> <p rendition="#et">die er seine Hr. und Frawen beweist.</p><lb/> <p rendition="#et">Im Volksmunde geht der Vers noch, wie folgt, weiter:</p><lb/> <p rendition="#et">Schickt man ihn hin nach Friedenstein,</p><lb/> <p rendition="#et">so lief er hurtig ganz allein,</p><lb/> <p rendition="#et">und hat er seine Sach' ausgericht,</p><lb/> <p rendition="#et">drum hat er diesen Stein gekriegt.</p><lb/> <p rendition="#et">Man mag die Geschichte von dem Hunde a. a. 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Aus Westfalen ist mir neulich die Redensart zugegangen: Sie bellen mit den Händen, wie die unnaer Hunde. Zur Entstehungsgeschichte derselben ist beigefügt: In der (November 1864 erfolgten) Ankündigung des <hi rendition="#i">Westfälischen Hausfreundes,</hi> der zu Unna erscheint, sagen die Herausgeber: „Wir werden keine ›stummen Hunde‹ sein“, und schliessen mit dem Wunsche: „Der Herr möge das Werk unserer Hände fördern.“ Die <hi rendition="#i">Rheinische Zeitung</hi> hat dazu bemerkt: „Nach menschlicher Weisheit geschieht das Bellen sonst nicht mit den Händen.“ (Vgl. auch <hi rendition="#i">Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 578.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[440]/0446]
Oesterreichisch-Schlesien hat man (vgl. Peter, I, 446), um diesen Gedanken auszudrücken, die an ihrem Ort mundartlich aufgeführten Redensarten: Er ist vom Faden aufs Stroh gekommen. Er ist auf den Hund, „of's Schnoaterbrâtla“ kommen. Er hat gewirthschaftet (s. d.), bis ihm die Krücke im Ofen geblieben.
*1371 A siht immer an wêsse Hund vor a Buck an. – Gomolcke, 213.
*1372 A sitt an weissen Hund fer en Bekknecht (Bäckergesellen) an. – Frommann, III, 410, 392; Ribinson, 571; Gomolcke, 841.
*1373 Afn Hund keme. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 80.
*1374 Als der hunt, dem man am messer das brot zeiget, wann sie darnach greiffen, so schlegt man sie ans maul. – Nas, 463a.
*1375 As'n besnijet (beschneieter) Hund gan. – Globus, VIII.
*1376 Auf dem Hunde sein. – Campe, Wb., II, 801b.
In schlechten Umständen sein.
*1377 Auf den Hund bringen.
Unglücklich machen.
*1378 Auf den Hund kommen. – Eiselein, 329; Wurzbach II, 192.
Um das Herabkommen eines Menschen in seinen Vermögensverhältnissen zu bezeichnen.
*1379 Aus jedem Dorf ein Hund. (Ostpreuss.) – Frischbier, 593.
Beim Kartenspiel von jeder Farbe eine Karte haben. Scherzhaft kommt auch die Verdrehung vor: Aus jedem Hund ein Dorf.
*1380 Befiehl's dem Hunde und belle selber.
Holl.: Beveel (commandeer) je honden, en blaf zelf. (Harrebomée, I, 316.)
*1381 Betrüge einen andern Hund mit diesem Knochen.
*1382 Da bellt kein Hund und kräht kein Hahn.
Ort, Gegend ohne Leben; Einöde, Wüste.
Dän.: Hvor man hverken hører hund eller hane. (Prov. dan., 308.)
*1383 Da deit de Hund wat in. (Hamburg.) – Schütze, II, 172.
*1384 Da greoss Hund is san Vöda. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 80.
Der grosse Hund ist sein Vetter. Er hat einflussreiche Bekannte oder Verwandte.
*1385 Da hat der Hund drein g'schissen. (Nürtingen.)
Die Sache ist vereitelt, es ist nichts daraus geworden.
*1386 Da hett he en Hund utstuppen seen. (Holst.) – Schütze, II, 173; IV, 218.
Dort ist's ihm schlimm ergangen; er kommt dahin nicht wieder.
*1387 Da Hund had ihm 's Mass g'nomma. – Zaupser, Idiot., Nachlese, 28; für Baiern: Klein, II, 3; Mayer, I, 167.
Er hat zu viel gethan, er hat in der Arbeit das rechte Mass verfehlt.
*1388 Da Hund is ma schon vorn Licht umganga. – Zaupser, Idiot., Nachlese, 27.
Ich hab's mir schon vorher gedacht, dass es so kommen werde.
*1389 Da ist Hund und Katz' das beste Vieh.
*1390 Da kêm ik up en stûven1 Hund to rîden. (Holst.) – Schütze, IV, 215.
1) Stûf = stumpf, kurz, abgestutzt. – Da käme ich schlimm weg.
*1391 Da kreit nig Hund noch Hân na. – Schütze, II, 82.
Die Sache hat keine Folgen, sie bleibt verschwiegen. (S. Krähen.)
Dän.: Der giøde ikke en hund deraf. (Prov. dan., 232.)
*1392 Da liegt der Hund auf dem Heu.
*1393 Da (hier) liegt der Hund begraben. – Binder II, 1304; Eiselein, 329; Körte, 3047b; Wurzbach II, 191; Simrock, 5057; Braun, I, 1555; Baumgarten, 80; schlesisch bei Frommann, III, 246, 167; Robinson, 363; Gomolcke, 340 u. 445; für Franken: Frommann, VI, 317, 191; für Würzburg: Sartorius, 167.
Das ist's, worauf es ankommt; hier ist das Hinderniss. Bei Dähnert (199a): Dar liggt de Hund begrawen. – Ueber den Ursprung dieser Redensart schrieb mir in den dreissiger Jahren ein Sprichwörterfreund aus Kamenz (Gräve): „Ich erinnere mich eines Streites der Maurergesellen, wenn ich nicht irre, in Berlin, weil einer derselben einen todten Hund so eingemauert hatte, dass der Schwanz herausgehangen, wodurch das ganze Mittel (Maurer- oder Bauhandwerkerzunft) sich beschimpft fühlte, ein gewaltiger Streit entstand und
die Mauer abgetragen werden musste. Dies soll die Redensart veranlasst haben.“ Sehr wahrscheinlich gehört aber diese Redensart einer frühern Zeit an und hat einen andern Ursprung. Die Elegante Zeitung (1824, Nr. 186) verlegt denselben nach Nürnberg und erzählt ihn so: In einer frühern Periode, wo Nürnberg als Freie Reichsstadt durch seinen Handel und Kunstfleiss sich auszeichnete und blühte, wurde dort das noch stehende Rathhaus nach einem grossen und kostspieligen Plan und Anschlag erbaut. Dieser Bau währte mehrere Jahre, und er war bis auf einen Flügel vollendet, als es der Stadtkasse an Mitteln gebrach, die Kosten nach dem gemachten Anschlage zu bestreiten. Der Bau unterblieb also, und der fehlende Theil wurde nun, statt massiv, nur aus Fachwerk erbaut. Der Baumeister führte in seinem Petschaft einen Hund; und über die letzte massive gothische Thür, die nach diesem nur leicht und wohlfeil erbauten Flügel führt, hat er diesen Hund, in Stein gehauen, anbringen lassen, wodurch das obige Sprichwort entstanden sein und welches symbolisch andeuten soll: Man kann in einer angefangenen Sache nicht weiter gehen, weil unübersteigliche Hindernisse vorhanden (eingetreten) sind. (Vgl. auch: Durchflüge durch Deutschland, die Niederlande und Frankreich, IV, 54.) – Nach noch einer andern Erzählung soll das Sprichwort auf folgende Weise entstanden sein. Der österreichische Feldhauptmann Sigmund II. (1547-1610) hatte einen treuen Hund, der ihm auf einer seiner Fahrten in den Niederlanden das Leben gerettet hatte, diesem liess er an der Gartenmauer des Schloss-Brauhauses zu Sanct-Veit (Oberösterreich) ein Denkmal mit einer Inschrift setzen: das noch bis zum Zusammenfall der Mauer (1821) gestanden hat. – Baumgarten (II, 61) erzählt folgende Sage: „Im Schloss Seisenburg war einmal ein Graf, der einen Hund besass, welcher ihm ungemein lieb war. Als das Thier starb, liess es der Graf ausweiden, den leeren Balg mit Dukaten füllen und so begraben. Nach langer Zeit kam eines Tages der kleine Sohn des herrschaftlichen Jägers zum Grossvater gesprungen mit den Worten: ›Grossvater, geschwind, geschwind, da draussen liegt ein wunderschöner Hund, der glänzt wie Gold.‹ (Da liegt der Hund begraben.) Das Kind zog den Alten, der nicht wollte, mit sich; und in der That, er sah den Hund, glänzend in Gold, in einiger Entfernung vor sich liegen; als sie aber nahe kamen, war er verschwunden.“ – Die Illustrirte Zeitung (Leipzig, Bd. 22, Nr. 676, S. 403) erzählt den möglichen Ursprung folgendermassen: Nur eine Stunde vom Inselsberge herab, bei dem Dorfe Winterstein, ist ein Grab; der verwitterte Denkstein trägt die Inschrift:
Ano 1650 Jar der Marcinwar
ward ein Hund hieher begrawen,
das ihn nicht fressen die Rawen,
war sein Name Stuczel genannt,
Fürsten und Hern wol bekannt
geschah ub seiner grosse Trauligkeit,
die er seine Hr. und Frawen beweist.
Im Volksmunde geht der Vers noch, wie folgt, weiter:
Schickt man ihn hin nach Friedenstein,
so lief er hurtig ganz allein,
und hat er seine Sach' ausgericht,
drum hat er diesen Stein gekriegt.
Man mag die Geschichte von dem Hunde a. a. O. ausführlicher lesen; hier nur dies. Im Dreissigjährigen Kriege hatte der betreffende Hund den Briefwechsel zweier Liebenden zwischen Winterstein und Friedenstein sehr treu und pünktlich besorgt; wofür ihm ein ruhiges Alter zugesichert wurde. So lange er indess noch laufen konnte, leistete er Dienste: so lief er z. B. täglich von Winterstein nach dem 11/2 Stunde entfernten Waltershausen, Einkäufe zu machen. Solche Treue wollte man nach dem Tode desselben noch ehren. Man begrub ihn unter grosser Leichenbegleitung auf den Kirchhof, wo ihn aber die Geistlichkeit nicht duldete. Stuczel, so hiess er, musste wieder ausgegraben werden und eine andere Grabstelle erhalten; wo er nun schon über zwei Jahrhundert liegt. (S. Winterstein.) Hund hat aber auch die Bedeutung eines Schatzes. (Vgl. Schmeller, II, 209; Sartorius, 167.) Vielleicht daher auch bei H. Sachs (Kurzweilige Fastnachtsspiel) : „Da ligt der Hund (vnd klopfft mit der Hand auff sein Daschen).“
Frz.: C'est là le noeud de l'affaire. – C'est là que gît le lièvre.
Holl.: Dáár ligt de hond begraven. (Harrebomée, I, 316.)
Lat.: Hinc illae lacrymae. (Erasm., 441; Kruse, 387; Fischer, 103, 12; Philippi, I, 177.)
*1394 Da möt'n dei Hunn' ut't verkihrt End bleken. – Schiller, III, 5a.
„Wat in Kuttelputt in dei holl Eik los is un worüm tau Perdöhl dei Hunn' ut't verkihrt End' bleken, mag de leiw Himmel weiten.“ (Raabe, 213.) (S. Bellen 3.) Aus Westfalen ist mir neulich die Redensart zugegangen: Sie bellen mit den Händen, wie die unnaer Hunde. Zur Entstehungsgeschichte derselben ist beigefügt: In der (November 1864 erfolgten) Ankündigung des Westfälischen Hausfreundes, der zu Unna erscheint, sagen die Herausgeber: „Wir werden keine ›stummen Hunde‹ sein“, und schliessen mit dem Wunsche: „Der Herr möge das Werk unserer Hände fördern.“ Die Rheinische Zeitung hat dazu bemerkt: „Nach menschlicher Weisheit geschieht das Bellen sonst nicht mit den Händen.“ (Vgl. auch Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 578.)
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