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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 1609 Von Gottes Word öss vel to rede, öss e ganz Bok voll. - Frischbier2, 1359.

1610 Von Gottes Waurt is gar vil ze rede. (Henneberg.) - Frommann, II, 410, 79.

1611 Vor Gott beuge deine Knie und erzürne den Teufel nie. - Wurzbach I, 24.

Kurze Theorie beliebter Zweiächselei.

1612 Vor Gott gilt ein Pfaff so viel als der andere.

Als die Einwohner von Konstantinopel im Jahre 1284 wegen zwei streitender Patriarchen in zwei Parteien getheilt waren, so befahl der Kaiser, in der Sophienkirche ein Feuer anzuzünden, in welches jede Partei eine Bittschrift werfen solle, indem er annahm, dass Gott die Bittschrift derjenigen Partei, mit der er es halte, vor den Flammen bewahren werde. Allein das Feuer verzehrte sie zur grossen Verwunderung der Zuschauer beide. (Der Gesellschafter, Magdeburg 1785, III, 217.)

1613 Vor Gott gilt Jud' und Christ, was werth ein jeder ist.

Die Russen versichern aber: Gott fragt nicht nach dem Taufschein. (Altmann VI, 407.)

1614 Vor Gott ist kein Ansehen der Person. - Röm. 2, 11; Schulze, 251.

1615 Vor Gott ist kein Unterschied zwischen Eiden und Gelübden. - Graf, 550, 109.

Aber die Kirche hat sich das Recht gegeben, einen Unterschied da zu finden und zu machen, wo sie es ihrem Interesse für vortheilhaft erachtet. So behauptet sie, dass von dem einfachen Gelübde die geistliche Obrigkeit entbinde, nicht aber von dem feierlichen, wozu auch der Eid gehöre.

1616 Vor Gott ist manches eine Sünde, was vor den Leuten eine Tugend ist.

Gilt auch umgekehrt.

1617 Vor Gott sind Fürsten und Bettler gleich.

In den slawischen Sprichwörtern erscheint der Fürst nicht als Gott unter-, sondern als ihm nebengeordnet.

Böhm.: Bez krve buh, bez rodu car. - Buh nad dusi, car nad telem. - Vule bozi, soud caruv. (Celakovsky, 320.)

1618 Vor Gott sind wir alle Knechte. - Körte, 2344 u. 2900.

1619 Vor Gott und dem Omnibuskutscher sind wir alle gleich.

1620 Vor Gottes Angesicht sind dunkle Thaten licht.

1621 Vor Gottes Angesicht taugt grobe Hoffart nicht. - Parömiakon, 2175.

1622 Wadd Godd wöll erhalen, dad liesd en nödd verkalen. (Trier.) - Laven, 194, 117b; Firmenich, 117b. 548, 66.

1623 Walt's Gott ist aller Gebete Mutter. - Winckler, V, 13.

1624 Walt's Gott ist ein gut Wort von Alters. - Schottel, 1133a.

1625 Wam Gott gibt a Hasel, dam gibt a au a Rasel. (Freistadt in Schlesien.)

1626 Wan Gott es Land will strofe, so nimmt er den Here (Regierenden) den Verstand. (Luzern.)

1627 Wan Gott eyn landt straffen will, so nimpt er der herren jre weissheyt. - Tappius, 194b; Henisch, 1713, 47.

1628 Wan Gott sollte nach unserm Willen thun, so würde es uns selten wohl gehen. - Schottel, 1142a.

1629 Wan Gott und Glück stille hält, so geht nichts fort. - Schottel, 1125a.

1630 Wann Got einen straffen will, so thut er jhm die augen zu. - Franck, I, 50b; Henisch, 1713, 45; Gruter, I, 73; Lehmann, 717, 7; Körte, 2357; Blum, 66; Sailer, 217; Simrock, 3926; Sprichwörterschatz, 184.

Dr. J. Staupitz pflegte zu sagen: Wenn Gott einen strafen will, macht er ihn zuvor blind, dass er nicht muss sehen, wo seine Gefahr und Schaden anfangen. (Einfälle, 433.) Die Osmanen sagen ähnlich: Wenn das Schicksal kommt, erblindet das Auge der Weisheit. (Schlechta, 348.) Die Russen: Wenn Gott einen mit Ruthen strafen will, dann bindet er erst die Hände. (Altmann V, 407.)

Ung.: Kit az Isten meg akar büntetni, elsöben annak eszet veszi el. (Gaal, 798.)

1631 Wann gott ein ding verdreusst, so fahet es auch an, die menschen zu verdriessen. - Franck, II, 65a; Gruter, I, 73; Henisch, 1714, 63; Schottel, 1122a; Blum, 65; Eiselein, 250; Simrock, 3933; Sprichwörterschatz, 187.

[Spaltenumbruch] Holl.: Als het der geheele wereld verdriet, verdriet het God mede. (Harrebomee, I, 240.)

Ung.: Eljön a hajnal, ha nem kukurikol is a kakas.

1632 Wann Gott einem helffen will, so macht er jhm auch auss Feinden Freunde. - Henisch, 1694, 38; Schottel, 1126a.

1633 Wann Gott gibt, soll man den Sack auffhalten vnnd hernach dess Bands nicht vergessen. - Lehmann, 234, 17.

1634 Wann Gott in die Sach oder in rhatschlag bläst, so stäubets alles zur Thür vnd Fenster hinauss. - Lehmann, 599, 91.

1635 Wann gott lust hat, zu hadern, so kan jhm der mensch auff tausend nicht eins antworten. - Henisch, 1709, 57.

1636 Wann Gott nicht den verlohrenen Groschen sucht, so gehet er nicht von sich selbst wider in Seckel. - Lehmann, 86, 42; Sailer, 137.

1637 Wenn Gott nit im rhat ist, so seind rhatschläg lauter schein vnd gespenst. - Lehmann, 598, 73.

1638 Wann gott redet, so schweigt alle weit still. - Henisch, 1712, 63.

1639 Wann Gott wil, so kräet auch ein axt vnder der banck. - Franck, II, 117b; Blum, 37; Gaal, 788; Simrock, 3892; Meisner, I, 2; Körte, 2390; Sprichwörterschatz, 55; Reinsberg II, 2.

1640 Wann Gott will, so kaluet oeck wol en osse. - Tappius, 186a; Sprichwörterschatz, 53.

1641 Wann Gott zur Sach votirt, so geht's. - Lehmann, 599, 91.

1642 Wann ich Gott nit mehr dienen kan, lass er mit rhu mich schlaffen gehn. - Henisch, 1706, 3.

1643 Wann vns Gott wil ernehren, so kan es Sanct-Peter nicht erwehren. - Lehmann, II, 831, 88.

1644 Wans got gefelt, so wirdt es tag. - Franck, I, 80b; Henisch, 1707, 55; Gruter, I, 74; Petri, II, 567; Blum, 36; Bücking, 372; Körte, 2332; Sprichwörterschatz, 58.

1645 Wans Got wil han, so muss man dran. - Franck, I, 144a; Henisch, 1700, 50.

Lat.: Fati vis inexsuperabilis. (Seybold, 175.)

1646 Wans Gott verdreusst, so verdreussts auch den menschen. - Tappius, 74a.

1647 Was auf Gottes Rechnung steht, muss bezahlt werden. - Sprichwörterschatz, 166.

Dän.: Hvad Gud forseer, det visselig skeer. (Prov. dan., 183.)

Frz.: Un mechant ne peut pas echapper a son sort. (Gaal, 286.)

1648 Was aus Gott ist, bleibt. - Agricola, I, 272.

1649 Was auss gott ist, wirdt nicht vertilgt. - Henisch, 1715, 7; Petri, II, 88.

1650 Was dir Gott an die Hand gibt, das thue. - Lehmann, 247, 24.

1651 Was einem Gott bescheret, das nimpt ym S. Peter nicht. - Agricola I, 7; Petri, II, 596; Lehmann, 88, 7; Lehmann, II, 837, 211.

1652 Was einem ist von Gott beschert, das wird von keinem Menschen gewerth. - Petri, II, 592; Henisch, 304, 14.

1653 Was Got ain mal redt, darnach sol man nit erst fragen, ob es recht sey. - Agricola II, 37.

1654 Was Got am liebsten ist, das lebt nit lang. - Franck, I, 161b.

1655 Was got in die natur hat zeychnet, vor dem hüte dich. - Franck, I, 82a.

1656 Was Gott am Gut gibt, das nimbt er am muth. - Henisch, 1799, 49.

1657 Was Gott am liebsten hat, das fürt er jung hin. - Gruter, I, 75; Körte, 2373 u. 2936; Braun, I, 954.

1658 Was Gott beliebet, soll auch dem Menschen nicht zuwider sein.

1659 Was Gott beschert, bleibt ewig. - Petri, II, 595.

1660 Was Gott beschert, bleibt unverwehrt. - Simrock, 927; Sailer, 219; Blum, 10; Körte, 2314; Kirchhofer, 129; Sprichwörterschatz, 143; Herberger, I, 276.

Die Türken: Was Gott einem andern aufbewahrt, davon

[Spaltenumbruch] 1609 Von Gottes Word öss vêl to rede, öss e ganz Bôk voll.Frischbier2, 1359.

1610 Von Gottes Wûrt is gar vil ze rede. (Henneberg.) – Frommann, II, 410, 79.

1611 Vor Gott beuge deine Knie und erzürne den Teufel nie.Wurzbach I, 24.

Kurze Theorie beliebter Zweiächselei.

1612 Vor Gott gilt ein Pfaff so viel als der andere.

Als die Einwohner von Konstantinopel im Jahre 1284 wegen zwei streitender Patriarchen in zwei Parteien getheilt waren, so befahl der Kaiser, in der Sophienkirche ein Feuer anzuzünden, in welches jede Partei eine Bittschrift werfen solle, indem er annahm, dass Gott die Bittschrift derjenigen Partei, mit der er es halte, vor den Flammen bewahren werde. Allein das Feuer verzehrte sie zur grossen Verwunderung der Zuschauer beide. (Der Gesellschafter, Magdeburg 1785, III, 217.)

1613 Vor Gott gilt Jud' und Christ, was werth ein jeder ist.

Die Russen versichern aber: Gott fragt nicht nach dem Taufschein. (Altmann VI, 407.)

1614 Vor Gott ist kein Ansehen der Person.Röm. 2, 11; Schulze, 251.

1615 Vor Gott ist kein Unterschied zwischen Eiden und Gelübden.Graf, 550, 109.

Aber die Kirche hat sich das Recht gegeben, einen Unterschied da zu finden und zu machen, wo sie es ihrem Interesse für vortheilhaft erachtet. So behauptet sie, dass von dem einfachen Gelübde die geistliche Obrigkeit entbinde, nicht aber von dem feierlichen, wozu auch der Eid gehöre.

1616 Vor Gott ist manches eine Sünde, was vor den Leuten eine Tugend ist.

Gilt auch umgekehrt.

1617 Vor Gott sind Fürsten und Bettler gleich.

In den slawischen Sprichwörtern erscheint der Fürst nicht als Gott unter-, sondern als ihm nebengeordnet.

Böhm.: Bez krve bůh, bez rodu car. – Bůh nad duší, car nad tĕlem. – Vůle boží, soud carův. (Čelakovsky, 320.)

1618 Vor Gott sind wir alle Knechte.Körte, 2344 u. 2900.

1619 Vor Gott und dem Omnibuskutscher sind wir alle gleich.

1620 Vor Gottes Angesicht sind dunkle Thaten licht.

1621 Vor Gottes Angesicht taugt grobe Hoffart nicht.Parömiakon, 2175.

1622 Wadd Godd wöll erhâlen, dâd liesd en nödd verkâlen. (Trier.) – Laven, 194, 117b; Firmenich, 117b. 548, 66.

1623 Walt's Gott ist aller Gebete Mutter.Winckler, V, 13.

1624 Walt's Gott ist ein gut Wort von Alters.Schottel, 1133a.

1625 Wam Gott gibt a Hasel, dam gibt a au a Rasel. (Freistadt in Schlesien.)

1626 Wan Gott es Land will strofe, so nimmt er den Here (Regierenden) den Verstand. (Luzern.)

1627 Wan Gott eyn landt straffen will, so nimpt er der herren jre weissheyt.Tappius, 194b; Henisch, 1713, 47.

1628 Wan Gott sollte nach unserm Willen thun, so würde es uns selten wohl gehen.Schottel, 1142a.

1629 Wan Gott und Glück stille hält, so geht nichts fort.Schottel, 1125a.

1630 Wann Got einen straffen will, so thut er jhm die augen zu.Franck, I, 50b; Henisch, 1713, 45; Gruter, I, 73; Lehmann, 717, 7; Körte, 2357; Blum, 66; Sailer, 217; Simrock, 3926; Sprichwörterschatz, 184.

Dr. J. Staupitz pflegte zu sagen: Wenn Gott einen strafen will, macht er ihn zuvor blind, dass er nicht muss sehen, wo seine Gefahr und Schaden anfangen. (Einfälle, 433.) Die Osmanen sagen ähnlich: Wenn das Schicksal kommt, erblindet das Auge der Weisheit. (Schlechta, 348.) Die Russen: Wenn Gott einen mit Ruthen strafen will, dann bindet er erst die Hände. (Altmann V, 407.)

Ung.: Kit az Isten meg akar büntetni, elsöben annak eszét veszi el. (Gaal, 798.)

1631 Wann gott ein ding verdreusst, so fahet es auch an, die menschen zu verdriessen.Franck, II, 65a; Gruter, I, 73; Henisch, 1714, 63; Schottel, 1122a; Blum, 65; Eiselein, 250; Simrock, 3933; Sprichwörterschatz, 187.

[Spaltenumbruch] Holl.: Als het der geheele wereld verdriet, verdriet het God mede. (Harrebomée, I, 240.)

Ung.: Eljön a hajnal, ha nem kukurikol is a kakas.

1632 Wann Gott einem helffen will, so macht er jhm auch auss Feinden Freunde.Henisch, 1694, 38; Schottel, 1126a.

1633 Wann Gott gibt, soll man den Sack auffhalten vnnd hernach dess Bands nicht vergessen.Lehmann, 234, 17.

1634 Wann Gott in die Sach oder in rhatschlag bläst, so stäubets alles zur Thür vnd Fenster hinauss.Lehmann, 599, 91.

1635 Wann gott lust hat, zu hadern, so kan jhm der mensch auff tausend nicht eins antworten.Henisch, 1709, 57.

1636 Wann Gott nicht den verlohrenen Groschen sucht, so gehet er nicht von sich selbst wider in Seckel.Lehmann, 86, 42; Sailer, 137.

1637 Wenn Gott nit im rhat ist, so seind rhatschläg lauter schein vnd gespenst.Lehmann, 598, 73.

1638 Wann gott redet, so schweigt alle weit still.Henisch, 1712, 63.

1639 Wann Gott wil, so kräet auch ein axt vnder der banck.Franck, II, 117b; Blum, 37; Gaal, 788; Simrock, 3892; Meisner, I, 2; Körte, 2390; Sprichwörterschatz, 55; Reinsberg II, 2.

1640 Wann Gott will, so kaluet oeck wol en osse.Tappius, 186a; Sprichwörterschatz, 53.

1641 Wann Gott zur Sach votirt, so geht's.Lehmann, 599, 91.

1642 Wann ich Gott nit mehr dienen kan, lass er mit rhu mich schlaffen gehn.Henisch, 1706, 3.

1643 Wann vns Gott wil ernehren, so kan es Sanct-Peter nicht erwehren.Lehmann, II, 831, 88.

1644 Wans got gefelt, so wirdt es tag.Franck, I, 80b; Henisch, 1707, 55; Gruter, I, 74; Petri, II, 567; Blum, 36; Bücking, 372; Körte, 2332; Sprichwörterschatz, 58.

1645 Wans Got wil han, so muss man dran.Franck, I, 144a; Henisch, 1700, 50.

Lat.: Fati vis inexsuperabilis. (Seybold, 175.)

1646 Wans Gott verdreusst, so verdreussts auch den menschen.Tappius, 74a.

1647 Was auf Gottes Rechnung steht, muss bezahlt werden.Sprichwörterschatz, 166.

Dän.: Hvad Gud forseer, det visselig skeer. (Prov. dan., 183.)

Frz.: Un méchant ne peut pas échapper à son sort. (Gaal, 286.)

1648 Was aus Gott ist, bleibt.Agricola, I, 272.

1649 Was auss gott ist, wirdt nicht vertilgt.Henisch, 1715, 7; Petri, II, 88.

1650 Was dir Gott an die Hand gibt, das thue.Lehmann, 247, 24.

1651 Was einem Gott bescheret, das nimpt ym S. Peter nicht.Agricola I, 7; Petri, II, 596; Lehmann, 88, 7; Lehmann, II, 837, 211.

1652 Was einem ist von Gott beschert, das wird von keinem Menschen gewerth.Petri, II, 592; Henisch, 304, 14.

1653 Was Got ain mal redt, darnach sol man nit erst fragen, ob es recht sey.Agricola II, 37.

1654 Was Got am liebsten ist, das lebt nit lang.Franck, I, 161b.

1655 Was got in die natur hat zeychnet, vor dem hüte dich.Franck, I, 82a.

1656 Was Gott am Gut gibt, das nimbt er am muth.Henisch, 1799, 49.

1657 Was Gott am liebsten hat, das fürt er jung hin.Gruter, I, 75; Körte, 2373 u. 2936; Braun, I, 954.

1658 Was Gott beliebet, soll auch dem Menschen nicht zuwider sein.

1659 Was Gott beschert, bleibt ewig.Petri, II, 595.

1660 Was Gott beschert, bleibt unverwehrt.Simrock, 927; Sailer, 219; Blum, 10; Körte, 2314; Kirchhofer, 129; Sprichwörterschatz, 143; Herberger, I, 276.

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[[34]/0040] 1609 Von Gottes Word öss vêl to rede, öss e ganz Bôk voll. – Frischbier2, 1359. 1610 Von Gottes Wûrt is gar vil ze rede. (Henneberg.) – Frommann, II, 410, 79. 1611 Vor Gott beuge deine Knie und erzürne den Teufel nie. – Wurzbach I, 24. Kurze Theorie beliebter Zweiächselei. 1612 Vor Gott gilt ein Pfaff so viel als der andere. Als die Einwohner von Konstantinopel im Jahre 1284 wegen zwei streitender Patriarchen in zwei Parteien getheilt waren, so befahl der Kaiser, in der Sophienkirche ein Feuer anzuzünden, in welches jede Partei eine Bittschrift werfen solle, indem er annahm, dass Gott die Bittschrift derjenigen Partei, mit der er es halte, vor den Flammen bewahren werde. Allein das Feuer verzehrte sie zur grossen Verwunderung der Zuschauer beide. (Der Gesellschafter, Magdeburg 1785, III, 217.) 1613 Vor Gott gilt Jud' und Christ, was werth ein jeder ist. Die Russen versichern aber: Gott fragt nicht nach dem Taufschein. (Altmann VI, 407.) 1614 Vor Gott ist kein Ansehen der Person. – Röm. 2, 11; Schulze, 251. 1615 Vor Gott ist kein Unterschied zwischen Eiden und Gelübden. – Graf, 550, 109. Aber die Kirche hat sich das Recht gegeben, einen Unterschied da zu finden und zu machen, wo sie es ihrem Interesse für vortheilhaft erachtet. So behauptet sie, dass von dem einfachen Gelübde die geistliche Obrigkeit entbinde, nicht aber von dem feierlichen, wozu auch der Eid gehöre. 1616 Vor Gott ist manches eine Sünde, was vor den Leuten eine Tugend ist. Gilt auch umgekehrt. 1617 Vor Gott sind Fürsten und Bettler gleich. In den slawischen Sprichwörtern erscheint der Fürst nicht als Gott unter-, sondern als ihm nebengeordnet. Böhm.: Bez krve bůh, bez rodu car. – Bůh nad duší, car nad tĕlem. – Vůle boží, soud carův. (Čelakovsky, 320.) 1618 Vor Gott sind wir alle Knechte. – Körte, 2344 u. 2900. 1619 Vor Gott und dem Omnibuskutscher sind wir alle gleich. 1620 Vor Gottes Angesicht sind dunkle Thaten licht. 1621 Vor Gottes Angesicht taugt grobe Hoffart nicht. – Parömiakon, 2175. 1622 Wadd Godd wöll erhâlen, dâd liesd en nödd verkâlen. (Trier.) – Laven, 194, 117b; Firmenich, 117b. 548, 66. 1623 Walt's Gott ist aller Gebete Mutter. – Winckler, V, 13. 1624 Walt's Gott ist ein gut Wort von Alters. – Schottel, 1133a. 1625 Wam Gott gibt a Hasel, dam gibt a au a Rasel. (Freistadt in Schlesien.) 1626 Wan Gott es Land will strofe, so nimmt er den Here (Regierenden) den Verstand. (Luzern.) 1627 Wan Gott eyn landt straffen will, so nimpt er der herren jre weissheyt. – Tappius, 194b; Henisch, 1713, 47. 1628 Wan Gott sollte nach unserm Willen thun, so würde es uns selten wohl gehen. – Schottel, 1142a. 1629 Wan Gott und Glück stille hält, so geht nichts fort. – Schottel, 1125a. 1630 Wann Got einen straffen will, so thut er jhm die augen zu. – Franck, I, 50b; Henisch, 1713, 45; Gruter, I, 73; Lehmann, 717, 7; Körte, 2357; Blum, 66; Sailer, 217; Simrock, 3926; Sprichwörterschatz, 184. Dr. J. Staupitz pflegte zu sagen: Wenn Gott einen strafen will, macht er ihn zuvor blind, dass er nicht muss sehen, wo seine Gefahr und Schaden anfangen. (Einfälle, 433.) Die Osmanen sagen ähnlich: Wenn das Schicksal kommt, erblindet das Auge der Weisheit. (Schlechta, 348.) Die Russen: Wenn Gott einen mit Ruthen strafen will, dann bindet er erst die Hände. (Altmann V, 407.) Ung.: Kit az Isten meg akar büntetni, elsöben annak eszét veszi el. (Gaal, 798.) 1631 Wann gott ein ding verdreusst, so fahet es auch an, die menschen zu verdriessen. – Franck, II, 65a; Gruter, I, 73; Henisch, 1714, 63; Schottel, 1122a; Blum, 65; Eiselein, 250; Simrock, 3933; Sprichwörterschatz, 187. Holl.: Als het der geheele wereld verdriet, verdriet het God mede. (Harrebomée, I, 240.) Ung.: Eljön a hajnal, ha nem kukurikol is a kakas. 1632 Wann Gott einem helffen will, so macht er jhm auch auss Feinden Freunde. – Henisch, 1694, 38; Schottel, 1126a. 1633 Wann Gott gibt, soll man den Sack auffhalten vnnd hernach dess Bands nicht vergessen. – Lehmann, 234, 17. 1634 Wann Gott in die Sach oder in rhatschlag bläst, so stäubets alles zur Thür vnd Fenster hinauss. – Lehmann, 599, 91. 1635 Wann gott lust hat, zu hadern, so kan jhm der mensch auff tausend nicht eins antworten. – Henisch, 1709, 57. 1636 Wann Gott nicht den verlohrenen Groschen sucht, so gehet er nicht von sich selbst wider in Seckel. – Lehmann, 86, 42; Sailer, 137. 1637 Wenn Gott nit im rhat ist, so seind rhatschläg lauter schein vnd gespenst. – Lehmann, 598, 73. 1638 Wann gott redet, so schweigt alle weit still. – Henisch, 1712, 63. 1639 Wann Gott wil, so kräet auch ein axt vnder der banck. – Franck, II, 117b; Blum, 37; Gaal, 788; Simrock, 3892; Meisner, I, 2; Körte, 2390; Sprichwörterschatz, 55; Reinsberg II, 2. 1640 Wann Gott will, so kaluet oeck wol en osse. – Tappius, 186a; Sprichwörterschatz, 53. 1641 Wann Gott zur Sach votirt, so geht's. – Lehmann, 599, 91. 1642 Wann ich Gott nit mehr dienen kan, lass er mit rhu mich schlaffen gehn. – Henisch, 1706, 3. 1643 Wann vns Gott wil ernehren, so kan es Sanct-Peter nicht erwehren. – Lehmann, II, 831, 88. 1644 Wans got gefelt, so wirdt es tag. – Franck, I, 80b; Henisch, 1707, 55; Gruter, I, 74; Petri, II, 567; Blum, 36; Bücking, 372; Körte, 2332; Sprichwörterschatz, 58. 1645 Wans Got wil han, so muss man dran. – Franck, I, 144a; Henisch, 1700, 50. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [34]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/40>, abgerufen am 23.11.2024.