Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] verschiedenen Auffassungen, Stimmungen und Bildungsstufen hervorgegangen sind und angewandt werden. Einer mir handschriftlich zugegangenen Sammlung entnehme ich folgende: Es sind Aussichten bei ihr vorhanden. Sie hat aufgenommen. Sie hat empfangen. Sie geht ihrer Entbindung entgegen. Sie hat gefangen. Sie hat geladen. Sie geht nicht mehr lange. Sie wird ihrem Gatten einen Erben schenken. Der heilige Geist hat sie gesegnet. Sie ist in guter Hoffnung. Sie ist kugelrund. Sie wird ins Kindbett kommen. Sie arbeitet am Kinderzeuge. Das Mutterglück lächelt ihr. Sie sieht ihrer Niederkunft entgegen. Es wird Nachkommenschaft geben. Sie hat eine Trommel anhängen. Sie ist zum Tambour geworden. Sie hat ihr Theil. Sie ist in gesegneten (interessanten) Umständen. Sie soll in die Wochen kommen. Sie ist zu tief ins Wasser gegangen. Sie ist (schon wieder) anblümt. Sie ist hops. (Nürtingen.) Es hat getippelt. (Lohrengel, II, 287.) Sie ist auf dem Kinderfang gewesen. In Hamburg: Sie geht nach Häuschen und Gretchen. Das Kind rückt nach der Herberge. Bei Frischbier2, 69, finden sich noch: Sie hat auf die Angel gebissen. Sie isst mit Appetit. Sie ist befallen. Sie ist zu Fall gekommen. Sie ist schwer zu Fuss. Sie geht (tanzt) nicht mit sich allein. Sie hat ein Quellkorn verschluckt. Sie trägt etwas unter der Schürze. Sie ist ins Sommerfeld gesprungen. (In Ermland, um Schwangerschaft vor der Ehe zu bezeichnen.) Mit ihr ist's unrichtig. Sie ist verbubanzt. Sie ist auf ander Wetter. Er öss wat angedrellt. Se öss so. Se öss möt gode Dag. Se öss ter Onhall gekame. Se öss so weit als de Mutterke süd. Bi ehr öss togesegt. Um zu sagen: Sie ist schwanger, heisst es in den Minnesängern: Siu spilet lieber umbe Brimel, danne siu spilte umbe Bonen. (Eiselein, 93.) Aehnlich reden die Franzosen, um die Schwangerschaft einer Frau anzudeuten, von "vier Füssen in zwei Schuhen". Oder sie sagen: Sie ist beladen. Sie ist gehemmt. Sie isst für zwei. In Italien heisst es: Sie hat zwei Füsse in einen Schuh gesetzt. In Toscana: Sie leidet an doppelter Milz oder an zwei Geschlingen. In Mailand: Sie ist zu Fracht gekommen. In Spanien: Sie ist voll. In Portugal: Sie ist gehindert. (Reinsberg VII, 10.)

Dän.: Hun lod sin lykke skee. (Prov. dan., 401.)


Hoffnung.

1 A Hööbh as an lungh Sial. (Amrum.) - Haupt, VIII, 369, 320; Johansen, 151.

Die Hoffnung ist ein langes Seil.

2 An Hoffnung und gespanntem Tuche geht viel ab.

Frz.: Vin verse n'est pas avale.

3 Bey Hoffnung ist allweg zweiffel. - Lehmann, 395, 12.

4 Der Hoffnung Licht verlischt dem Guten nicht.

It.: L'ultima cosa ch'abbandona l'huomo e la speranza. (Pazzaglia, 362, 6.)

Lat.: Quid non speremus amantes. (Virgil.) (Philippi, II, 131.)

5 Die Hoffnung auf den Sieg ermuthigt den Kämpfer.

Frz.: L'espoir du doux repos soulage le dur labeur de tout ouvrage. (Leroux, I, 252.)

It.: Invigorisce gl'amici de' guerrieri la sola speranza della vittoria. (Pazzaglia, 413, 4.)

6 Die Hoffnung der Frommen fehlet nicht, denn was sie glauben, das geschicht.

"Die Hoffnungen guter Menschen sind Prophezeiungen; die Besorgnisse schlechter sind es auch." (L. Börne, Gesammelte Schriften, VI, 195.)

7 Die Hoffnung hat im Tod nicht statt.

8 Die Hoffnung hat rasche Pferde, aber sie bringen keinen Mistwagen von der Stelle.

Die Russen: Die Gäule der Hoffnung traben, die Telege aber bleibt am Ort. (Altmann VI, 393.)

9 Die Hoffnung hat viel Besitzungen über dem Meer.

Die Hoffnung hat vornehme Verwandten, sagen die Russen. (Altmann VI, 390.)

10 Die Hoffnung ist der Trägheit (unfruchtbare) Tochter.

11 Die Hoffnung ist der Traum eines Wachenden.

So erklärte schon Aristoteles die Hoffnung. (Einfälle, 26.)

12 Die Hoffnung ist des Bauern Schüttboden.

Dän.: Haabet föder agermanden (bonden). (Prov. dan., 19 u. 264.)

Lat.: Spes alit agricolas. (Prov. dan., 264.)

13 Die Hoffnung ist ein Ei, von dem einer die Schale, der andere das Weisse und wenige den Dotter finden. - Winckler, III, 54.

14 Die Hoffnung ist ein lang Seil, daran sich viele (wir uns alle) zu todt ziehen. - Lehmann, 896, 31; Sailer, 180; Simrock, 4865; Reinsberg II, 140.

[Spaltenumbruch] Die Russen sagen: Unsere letzte Hoffnung ist immer das Grab. - Die Hoffnung ist ein Leckerbissen, an dem man sich zu Tode würgt. (Altmann VI, 404 u. 483.) Die Russen: Hoffnung ist ein Seil, auf dem viel Narren tanzen. (Altmann VI, 116.) Der Hoffende gleicht einem Narren, der unablässig an einem Seile zieht, um den schweren Klöpfel einer Riesenglocke zu bewegen. (Altmann VI, 466.) Die Franzosen nennen eine durch nichts zu erschütternde Hoffnung einen Bretagner, von dem zähen Glauben an die Wiederkehr ihres Königs Arthur, dessen Tod sie noch immer bezweifeln. (Reinsberg V, 128.)

Dän.: Haabet er et aeg hvoraf een faaer blommen, en anden viden, en tredie skallen. (Bohn I, 373.)

Lat.: Credula vitam spes fovet, et melius cras fore semper ait. (Gaal, 904.)

15 Die Hoffnung ist ein süsses Leiden. - Seybold, 579.

16 Dess Hoffnung ist umsunst, der sich verlässt auf Pöbels Gunst. - Seybold, 172.

Lat.: Fallitur aut fallit, qui vulgi pendet ab ore. (Seybold, 172.)

17 Die Hoffnung ist unser, der Ausgang Gottes. - Sailer, 219; Simrock, 4877; Körte, 2919.

Lat.: Spes in nobis, in Deo exitus. (Egeria, 286; Philippi, II, 198.)

18 Die Hoffnung mancher Leute fellt in Brunnen. - Gruter, III, 68.

Dän.: Forfaengeligt haab er ideligt mishaab. (Prov. dan., 177.)

Haabet falder ofte i brönden. (Prov. dan., 264.)

Lat.: Spes cadit in irritum. (Livius.) (Philippi, II, 198; Seybold, 579.)

19 Die Hoffnung lässt keiner fahren, der ins Exil geht. (Altgr.)

20 Die Hoffnung sättigt nicht.

Frz.: Folle esperance decoit l'homme. (Leroux, II, 224.)

21 Die Hoffnung trägt die Beute dahin.

Lat.: Spes servat afflictos. (Gaal, 902.)

Ung.: A remenyseg tartya az embert. (Gaal, 902.)

22 Die Hoffnung wird leicht zu Wasser. - Bücking, 319.

Frz.: L'espoir est riche en illusions. - Toutes ces belles esperances se sont envolees.

23 Die Hoffnungen der Schurken sind eitel faule Gurken.

Lat.: Improba nunquam spes laetata diu est. (Gaal, 500.)

24 Durch Hoffnung thu begehren, du wolst ein güldin Wagen han, dir wird doch kaum ein Rad darvon. - Gruter, III, 24; Lehmann, II, 88, 298.

25 Eitle Hoffnung ist ein grosser Gewinn.

It.: Assai guadagna chi vano sperar perde. (Cahier, 3118.)

26 Es gehet nicht einem jeden nach seiner hoffnung (oder: wie er gern wolt). - Henisch, 1512, 60.

27 Für Hoffnung vil geben, ist misslich. - Henisch, 1382, 47.

28 Gute Hoffnung ist besser als schlechter Besitz. - Reinsberg IV, 9.

Eine gehoffte Erbschaft ist wenigstens angenehmer als eine gewonnene Schuldenlast, wie eine gehoffte Honigsemmel süsser ist als eine erhaltene Ohrfeige. (S. Hättich.)

Holl.: Eene goede hoop is beter dan eene kwade bezitting. (Harrebomee, I, 332.)

Span.: Vale mas buena esperanza que ruin posesion. (Don Quixote.)

29 Het mich hoffnung nicht ernehrt, armut het mich lang verzerth. - Latendorf in Neue Jahrb., 1867, S. 266.

30 Hoffnung auf Gewinn macht die Füsse leicht.

Lat.: Ex praemii spe laboris fit solatium. (Philippi I, 145.)

31 Hoffnung beredt sich selbst, der alte Wolff werde noch fromb werden. - Lehmann, 395, 8.

32 Hoffnung betreugt witz vnd vernunfft. - Lehmann, 395, 19.

33 Hoffnung bringt Frewd vnd muth. - Petri, II, 382.

Die Kalmücken sagen: Bei guter Hoffnung hat auch das Böcklein rothe Augen. (Erdmann's Reisen im Innern Russlands, Leipzig 1825.)

34 Hoffnung bringt kein nutz ins Hauss. - Lehmann, 395, 19.

35 Hoffnung darff man nit kauffen. - Petri, II, 382; Gruter, I, 48; Henisch, 653, 15; Simrock, 4875; Braun, I, 1436; Körte, 2912.

36 Hoffnung des lons macht die arbeit leicht. - Franck, I, 68a; Lehmann, II, 267, 81.

[Spaltenumbruch] verschiedenen Auffassungen, Stimmungen und Bildungsstufen hervorgegangen sind und angewandt werden. Einer mir handschriftlich zugegangenen Sammlung entnehme ich folgende: Es sind Aussichten bei ihr vorhanden. Sie hat aufgenommen. Sie hat empfangen. Sie geht ihrer Entbindung entgegen. Sie hat gefangen. Sie hat geladen. Sie geht nicht mehr lange. Sie wird ihrem Gatten einen Erben schenken. Der heilige Geist hat sie gesegnet. Sie ist in guter Hoffnung. Sie ist kugelrund. Sie wird ins Kindbett kommen. Sie arbeitet am Kinderzeuge. Das Mutterglück lächelt ihr. Sie sieht ihrer Niederkunft entgegen. Es wird Nachkommenschaft geben. Sie hat eine Trommel anhängen. Sie ist zum Tambour geworden. Sie hat ihr Theil. Sie ist in gesegneten (interessanten) Umständen. Sie soll in die Wochen kommen. Sie ist zu tief ins Wasser gegangen. Sie ist (schon wieder) anblümt. Sie ist hops. (Nürtingen.) Es hat getippelt. (Lohrengel, II, 287.) Sie ist auf dem Kinderfang gewesen. In Hamburg: Sie geht nach Häuschen und Gretchen. Das Kind rückt nach der Herberge. Bei Frischbier2, 69, finden sich noch: Sie hat auf die Angel gebissen. Sie isst mit Appetit. Sie ist befallen. Sie ist zu Fall gekommen. Sie ist schwer zu Fuss. Sie geht (tanzt) nicht mit sich allein. Sie hat ein Quellkorn verschluckt. Sie trägt etwas unter der Schürze. Sie ist ins Sommerfeld gesprungen. (In Ermland, um Schwangerschaft vor der Ehe zu bezeichnen.) Mit ihr ist's unrichtig. Sie ist verbubanzt. Sie ist auf ander Wetter. Êr öss wat angedrellt. Se öss so. Se öss möt gode Dag. Se öss ter Onhall gekame. Se öss so wît als de Mutterke süd. Bi ehr öss togesêgt. Um zu sagen: Sie ist schwanger, heisst es in den Minnesängern: Siu spilet lieber umbe Brimel, danne siu spilte umbe Bonen. (Eiselein, 93.) Aehnlich reden die Franzosen, um die Schwangerschaft einer Frau anzudeuten, von „vier Füssen in zwei Schuhen“. Oder sie sagen: Sie ist beladen. Sie ist gehemmt. Sie isst für zwei. In Italien heisst es: Sie hat zwei Füsse in einen Schuh gesetzt. In Toscana: Sie leidet an doppelter Milz oder an zwei Geschlingen. In Mailand: Sie ist zu Fracht gekommen. In Spanien: Sie ist voll. In Portugal: Sie ist gehindert. (Reinsberg VII, 10.)

Dän.: Hun lod sin lykke skee. (Prov. dan., 401.)


Hoffnung.

1 A Hööbh as an lungh Sial. (Amrum.) – Haupt, VIII, 369, 320; Johansen, 151.

Die Hoffnung ist ein langes Seil.

2 An Hoffnung und gespanntem Tuche geht viel ab.

Frz.: Vin versé n'est pas avalé.

3 Bey Hoffnung ist allweg zweiffel.Lehmann, 395, 12.

4 Der Hoffnung Licht verlischt dem Guten nicht.

It.: L'ultima cosa ch'abbandona l'huomo è la speranza. (Pazzaglia, 362, 6.)

Lat.: Quid non speremus amantes. (Virgil.) (Philippi, II, 131.)

5 Die Hoffnung auf den Sieg ermuthigt den Kämpfer.

Frz.: L'espoir du doux repos soulage le dur labeur de tout ouvrage. (Leroux, I, 252.)

It.: Invigorisce gl'amici de' guerrieri la sola speranza della vittoria. (Pazzaglia, 413, 4.)

6 Die Hoffnung der Frommen fehlet nicht, denn was sie glauben, das geschicht.

„Die Hoffnungen guter Menschen sind Prophezeiungen; die Besorgnisse schlechter sind es auch.“ (L. Börne, Gesammelte Schriften, VI, 195.)

7 Die Hoffnung hat im Tod nicht statt.

8 Die Hoffnung hat rasche Pferde, aber sie bringen keinen Mistwagen von der Stelle.

Die Russen: Die Gäule der Hoffnung traben, die Telege aber bleibt am Ort. (Altmann VI, 393.)

9 Die Hoffnung hat viel Besitzungen über dem Meer.

Die Hoffnung hat vornehme Verwandten, sagen die Russen. (Altmann VI, 390.)

10 Die Hoffnung ist der Trägheit (unfruchtbare) Tochter.

11 Die Hoffnung ist der Traum eines Wachenden.

So erklärte schon Aristoteles die Hoffnung. (Einfälle, 26.)

12 Die Hoffnung ist des Bauern Schüttboden.

Dän.: Haabet føder agermanden (bonden). (Prov. dan., 19 u. 264.)

Lat.: Spes alit agricolas. (Prov. dan., 264.)

13 Die Hoffnung ist ein Ei, von dem einer die Schale, der andere das Weisse und wenige den Dotter finden.Winckler, III, 54.

14 Die Hoffnung ist ein lang Seil, daran sich viele (wir uns alle) zu todt ziehen.Lehmann, 896, 31; Sailer, 180; Simrock, 4865; Reinsberg II, 140.

[Spaltenumbruch] Die Russen sagen: Unsere letzte Hoffnung ist immer das Grab. – Die Hoffnung ist ein Leckerbissen, an dem man sich zu Tode würgt. (Altmann VI, 404 u. 483.) Die Russen: Hoffnung ist ein Seil, auf dem viel Narren tanzen. (Altmann VI, 116.) Der Hoffende gleicht einem Narren, der unablässig an einem Seile zieht, um den schweren Klöpfel einer Riesenglocke zu bewegen. (Altmann VI, 466.) Die Franzosen nennen eine durch nichts zu erschütternde Hoffnung einen Bretagner, von dem zähen Glauben an die Wiederkehr ihres Königs Arthur, dessen Tod sie noch immer bezweifeln. (Reinsberg V, 128.)

Dän.: Haabet er et æg hvoraf een faaer blommen, en anden viden, en tredie skallen. (Bohn I, 373.)

Lat.: Credula vitam spes fovet, et melius cras fore semper ait. (Gaal, 904.)

15 Die Hoffnung ist ein süsses Leiden.Seybold, 579.

16 Dess Hoffnung ist umsunst, der sich verlässt auf Pöbels Gunst.Seybold, 172.

Lat.: Fallitur aut fallit, qui vulgi pendet ab ore. (Seybold, 172.)

17 Die Hoffnung ist unser, der Ausgang Gottes.Sailer, 219; Simrock, 4877; Körte, 2919.

Lat.: Spes in nobis, in Deo exitus. (Egeria, 286; Philippi, II, 198.)

18 Die Hoffnung mancher Leute fellt in Brunnen.Gruter, III, 68.

Dän.: Forfængeligt haab er ideligt mishaab. (Prov. dan., 177.)

Haabet falder ofte i brønden. (Prov. dan., 264.)

Lat.: Spes cadit in irritum. (Livius.) (Philippi, II, 198; Seybold, 579.)

19 Die Hoffnung lässt keiner fahren, der ins Exil geht. (Altgr.)

20 Die Hoffnung sättigt nicht.

Frz.: Folle espérance deçoit l'homme. (Leroux, II, 224.)

21 Die Hoffnung trägt die Beute dahin.

Lat.: Spes servat afflictos. (Gaal, 902.)

Ung.: A reménység tartya az embert. (Gaal, 902.)

22 Die Hoffnung wird leicht zu Wasser.Bücking, 319.

Frz.: L'espoir est riche en illusions. – Toutes ces belles espérances se sont envolées.

23 Die Hoffnungen der Schurken sind eitel faule Gurken.

Lat.: Improba nunquam spes laetata diu est. (Gaal, 500.)

24 Durch Hoffnung thu begehren, du wolst ein güldin Wagen han, dir wird doch kaum ein Rad darvon.Gruter, III, 24; Lehmann, II, 88, 298.

25 Eitle Hoffnung ist ein grosser Gewinn.

It.: Assai guadagna chi vano sperar perde. (Cahier, 3118.)

26 Es gehet nicht einem jeden nach seiner hoffnung (oder: wie er gern wolt).Henisch, 1512, 60.

27 Für Hoffnung vil geben, ist misslich.Henisch, 1382, 47.

28 Gute Hoffnung ist besser als schlechter Besitz.Reinsberg IV, 9.

Eine gehoffte Erbschaft ist wenigstens angenehmer als eine gewonnene Schuldenlast, wie eine gehoffte Honigsemmel süsser ist als eine erhaltene Ohrfeige. (S. Hättich.)

Holl.: Eene goede hoop is beter dan eene kwade bezitting. (Harrebomée, I, 332.)

Span.: Vale mas buena esperanza que ruin posesion. (Don Quixote.)

29 Het mich hoffnung nicht ernehrt, armut het mich lang verzerth.Latendorf in Neue Jahrb., 1867, S. 266.

30 Hoffnung auf Gewinn macht die Füsse leicht.

Lat.: Ex praemii spe laboris fit solatium. (Philippi I, 145.)

31 Hoffnung beredt sich selbst, der alte Wolff werde noch fromb werden.Lehmann, 395, 8.

32 Hoffnung betreugt witz vnd vernunfft.Lehmann, 395, 19.

33 Hoffnung bringt Frewd vnd muth.Petri, II, 382.

Die Kalmücken sagen: Bei guter Hoffnung hat auch das Böcklein rothe Augen. (Erdmann's Reisen im Innern Russlands, Leipzig 1825.)

34 Hoffnung bringt kein nutz ins Hauss.Lehmann, 395, 19.

35 Hoffnung darff man nit kauffen.Petri, II, 382; Gruter, I, 48; Henisch, 653, 15; Simrock, 4875; Braun, I, 1436; Körte, 2912.

36 Hoffnung des lons macht die arbeit leicht.Franck, I, 68a; Lehmann, II, 267, 81.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><pb facs="#f0367" n="[361]"/><cb n="721"/>
verschiedenen Auffassungen, Stimmungen und Bildungsstufen hervorgegangen sind und angewandt werden. Einer mir handschriftlich zugegangenen Sammlung entnehme ich folgende: Es sind Aussichten bei ihr vorhanden. Sie hat aufgenommen. Sie hat empfangen. Sie geht ihrer Entbindung entgegen. Sie hat gefangen. Sie hat geladen. Sie geht nicht mehr lange. Sie wird ihrem Gatten einen Erben schenken. Der heilige Geist hat sie gesegnet. Sie ist in guter Hoffnung. Sie ist kugelrund. Sie wird ins Kindbett kommen. Sie arbeitet am Kinderzeuge. Das Mutterglück lächelt ihr. Sie sieht ihrer Niederkunft entgegen. Es wird Nachkommenschaft geben. Sie hat eine Trommel anhängen. Sie ist zum Tambour geworden. Sie hat ihr Theil. Sie ist in gesegneten (interessanten) Umständen. Sie soll in die Wochen kommen. Sie ist zu tief ins Wasser gegangen. Sie ist (schon wieder) anblümt. Sie ist hops. (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>) Es hat getippelt. (<hi rendition="#i">Lohrengel, II, 287.</hi>) Sie ist auf dem Kinderfang gewesen. In Hamburg: Sie geht nach Häuschen und Gretchen. Das Kind rückt nach der Herberge. Bei <hi rendition="#i">Frischbier</hi><hi rendition="#sup">2</hi>, 69, finden sich noch: Sie hat auf die Angel gebissen. Sie isst mit Appetit. Sie ist befallen. Sie ist zu Fall gekommen. Sie ist schwer zu Fuss. Sie geht (tanzt) nicht mit sich allein. Sie hat ein Quellkorn verschluckt. Sie trägt etwas unter der Schürze. Sie ist ins Sommerfeld gesprungen. (In Ermland, um Schwangerschaft vor der Ehe zu bezeichnen.) Mit ihr ist's unrichtig. Sie ist verbubanzt. Sie ist auf ander Wetter. Êr öss wat angedrellt. Se öss so. Se öss möt gode Dag. Se öss ter Onhall gekame. Se öss so wît als de Mutterke süd. Bi ehr öss togesêgt. Um zu sagen: Sie ist schwanger, heisst es in den Minnesängern: Siu spilet lieber umbe Brimel, danne siu spilte umbe Bonen. (<hi rendition="#i">Eiselein, 93.</hi>) Aehnlich reden die Franzosen, um die Schwangerschaft einer Frau anzudeuten, von &#x201E;vier Füssen in zwei Schuhen&#x201C;. Oder sie sagen: Sie ist beladen. Sie ist gehemmt. Sie isst für zwei. In Italien heisst es: Sie hat zwei Füsse in einen Schuh gesetzt. In Toscana: Sie leidet an doppelter Milz oder an zwei Geschlingen. In Mailand: Sie ist zu Fracht gekommen. In Spanien: Sie ist voll. In Portugal: Sie ist gehindert. (<hi rendition="#i">Reinsberg VII, 10.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hun lod sin lykke skee. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 401.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hoffnung.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 A Hööbh as an lungh Sial.</hi> (<hi rendition="#i">Amrum.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Haupt, VIII, 369, 320; Johansen, 151.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Hoffnung ist ein langes Seil.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 An Hoffnung und gespanntem Tuche geht viel ab.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Vin versé n'est pas avalé.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Bey Hoffnung ist allweg zweiffel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 395, 12.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Der Hoffnung Licht verlischt dem Guten nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: L'ultima cosa ch'abbandona l'huomo è la speranza. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 362, 6.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Quid non speremus amantes. (<hi rendition="#i">Virgil.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, II, 131.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Die Hoffnung auf den Sieg ermuthigt den Kämpfer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: L'espoir du doux repos soulage le dur labeur de tout ouvrage. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 252.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Invigorisce gl'amici de' guerrieri la sola speranza della vittoria. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 413, 4.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Die Hoffnung der Frommen fehlet nicht, denn was sie glauben, das geschicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Die Hoffnungen guter Menschen sind Prophezeiungen; die Besorgnisse schlechter sind es auch.&#x201C; (<hi rendition="#i">L. Börne, Gesammelte Schriften, VI, 195.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Die Hoffnung hat im Tod nicht statt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Die Hoffnung hat rasche Pferde, aber sie bringen keinen Mistwagen von der Stelle.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Die Gäule der Hoffnung traben, die Telege aber bleibt am Ort. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 393.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Die Hoffnung hat viel Besitzungen über dem Meer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Hoffnung hat vornehme Verwandten, sagen die Russen. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 390.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Die Hoffnung ist der Trägheit (unfruchtbare) Tochter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Die Hoffnung ist der Traum eines Wachenden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">So erklärte schon Aristoteles die Hoffnung. (<hi rendition="#i">Einfälle, 26.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Die Hoffnung ist des Bauern Schüttboden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Haabet føder agermanden (bonden). (<hi rendition="#i">Prov. dan., 19 u. 264.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Spes alit agricolas. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 264.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Die Hoffnung ist ein Ei, von dem einer die Schale, der andere das Weisse und wenige den Dotter finden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, III, 54.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Die Hoffnung ist ein lang Seil, daran sich viele (wir uns alle) zu todt ziehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 896, 31; Sailer, 180; Simrock, 4865; Reinsberg II, 140.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><cb n="722"/>
Die Russen sagen: Unsere letzte Hoffnung ist immer das Grab. &#x2013; Die Hoffnung ist ein Leckerbissen, an dem man sich zu Tode würgt. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 404 u. 483.</hi>) Die Russen: Hoffnung ist ein Seil, auf dem viel Narren tanzen. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 116.</hi>) Der Hoffende gleicht einem Narren, der unablässig an einem Seile zieht, um den schweren Klöpfel einer Riesenglocke zu bewegen. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 466.</hi>) Die Franzosen nennen eine durch nichts zu erschütternde Hoffnung einen Bretagner, von dem zähen Glauben an die Wiederkehr ihres Königs Arthur, dessen Tod sie noch immer bezweifeln. (<hi rendition="#i">Reinsberg V, 128.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Haabet er et æg hvoraf een faaer blommen, en anden viden, en tredie skallen. (<hi rendition="#i">Bohn I, 373.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Credula vitam spes fovet, et melius cras fore semper ait. (<hi rendition="#i">Gaal, 904.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Die Hoffnung ist ein süsses Leiden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Seybold, 579.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Dess Hoffnung ist umsunst, der sich verlässt auf Pöbels Gunst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Seybold, 172.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Fallitur aut fallit, qui vulgi pendet ab ore. (<hi rendition="#i">Seybold, 172.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Die Hoffnung ist unser, der Ausgang Gottes.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sailer, 219; Simrock, 4877; Körte, 2919.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Spes in nobis, in Deo exitus. (<hi rendition="#i">Egeria, 286; Philippi, II, 198.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Die Hoffnung mancher Leute fellt in Brunnen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 68.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Forfængeligt haab er ideligt mishaab. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 177.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Haabet falder ofte i brønden. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 264.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Spes cadit in irritum. (<hi rendition="#i">Livius.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, II, 198; Seybold, 579.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Die Hoffnung lässt keiner fahren, der ins Exil geht.</hi> (<hi rendition="#i">Altgr.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 Die Hoffnung sättigt nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Folle espérance deçoit l'homme. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 224.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">21 Die Hoffnung trägt die Beute dahin.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Spes servat afflictos. (<hi rendition="#i">Gaal, 902.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ung.</hi>: A reménység tartya az embert. (<hi rendition="#i">Gaal, 902.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Die Hoffnung wird leicht zu Wasser.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bücking, 319.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: L'espoir est riche en illusions. &#x2013; Toutes ces belles espérances se sont envolées.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">23 Die Hoffnungen der Schurken sind eitel faule Gurken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Improba nunquam spes laetata diu est. (<hi rendition="#i">Gaal, 500.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">24 Durch Hoffnung thu begehren, du wolst ein güldin Wagen han, dir wird doch kaum ein Rad darvon.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 24; Lehmann, II, 88, 298.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">25 Eitle Hoffnung ist ein grosser Gewinn.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Assai guadagna chi vano sperar perde. (<hi rendition="#i">Cahier, 3118.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">26 Es gehet nicht einem jeden nach seiner hoffnung (oder: wie er gern wolt).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1512, 60.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">27 Für Hoffnung vil geben, ist misslich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1382, 47.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">28 Gute Hoffnung ist besser als schlechter Besitz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Reinsberg IV, 9.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine gehoffte Erbschaft ist wenigstens angenehmer als eine gewonnene Schuldenlast, wie eine gehoffte Honigsemmel süsser ist als eine erhaltene Ohrfeige. (S.  Hättich.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Eene goede hoop is beter dan eene kwade bezitting. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 332.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Vale mas buena esperanza que ruin posesion. (<hi rendition="#i">Don Quixote.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">29 Het mich hoffnung nicht ernehrt, armut het mich lang verzerth.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Latendorf in Neue Jahrb., 1867, S. 266.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">30 Hoffnung auf Gewinn macht die Füsse leicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ex praemii spe laboris fit solatium. (<hi rendition="#i">Philippi I, 145.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">31 Hoffnung beredt sich selbst, der alte Wolff werde noch fromb werden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 395, 8.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">32 Hoffnung betreugt witz vnd vernunfft.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 395, 19.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">33 Hoffnung bringt Frewd vnd muth.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 382.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Kalmücken sagen: Bei guter Hoffnung hat auch das Böcklein rothe Augen. (<hi rendition="#i">Erdmann's Reisen im Innern Russlands, Leipzig 1825.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">34 Hoffnung bringt kein nutz ins Hauss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 395, 19.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">35 Hoffnung darff man nit kauffen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 382; Gruter, I, 48; Henisch, 653, 15; Simrock, 4875; Braun, I, 1436; Körte, 2912.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">36 Hoffnung des lons macht die arbeit leicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 68<hi rendition="#sup">a</hi>; Lehmann, II, 267, 81.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[361]/0367] verschiedenen Auffassungen, Stimmungen und Bildungsstufen hervorgegangen sind und angewandt werden. Einer mir handschriftlich zugegangenen Sammlung entnehme ich folgende: Es sind Aussichten bei ihr vorhanden. Sie hat aufgenommen. Sie hat empfangen. Sie geht ihrer Entbindung entgegen. Sie hat gefangen. Sie hat geladen. Sie geht nicht mehr lange. Sie wird ihrem Gatten einen Erben schenken. Der heilige Geist hat sie gesegnet. Sie ist in guter Hoffnung. Sie ist kugelrund. Sie wird ins Kindbett kommen. Sie arbeitet am Kinderzeuge. Das Mutterglück lächelt ihr. Sie sieht ihrer Niederkunft entgegen. Es wird Nachkommenschaft geben. Sie hat eine Trommel anhängen. Sie ist zum Tambour geworden. Sie hat ihr Theil. Sie ist in gesegneten (interessanten) Umständen. Sie soll in die Wochen kommen. Sie ist zu tief ins Wasser gegangen. Sie ist (schon wieder) anblümt. Sie ist hops. (Nürtingen.) Es hat getippelt. (Lohrengel, II, 287.) Sie ist auf dem Kinderfang gewesen. In Hamburg: Sie geht nach Häuschen und Gretchen. Das Kind rückt nach der Herberge. Bei Frischbier2, 69, finden sich noch: Sie hat auf die Angel gebissen. Sie isst mit Appetit. Sie ist befallen. Sie ist zu Fall gekommen. Sie ist schwer zu Fuss. Sie geht (tanzt) nicht mit sich allein. Sie hat ein Quellkorn verschluckt. Sie trägt etwas unter der Schürze. Sie ist ins Sommerfeld gesprungen. (In Ermland, um Schwangerschaft vor der Ehe zu bezeichnen.) Mit ihr ist's unrichtig. Sie ist verbubanzt. Sie ist auf ander Wetter. Êr öss wat angedrellt. Se öss so. Se öss möt gode Dag. Se öss ter Onhall gekame. Se öss so wît als de Mutterke süd. Bi ehr öss togesêgt. Um zu sagen: Sie ist schwanger, heisst es in den Minnesängern: Siu spilet lieber umbe Brimel, danne siu spilte umbe Bonen. (Eiselein, 93.) Aehnlich reden die Franzosen, um die Schwangerschaft einer Frau anzudeuten, von „vier Füssen in zwei Schuhen“. Oder sie sagen: Sie ist beladen. Sie ist gehemmt. Sie isst für zwei. In Italien heisst es: Sie hat zwei Füsse in einen Schuh gesetzt. In Toscana: Sie leidet an doppelter Milz oder an zwei Geschlingen. In Mailand: Sie ist zu Fracht gekommen. In Spanien: Sie ist voll. In Portugal: Sie ist gehindert. (Reinsberg VII, 10.) Dän.: Hun lod sin lykke skee. (Prov. dan., 401.) Hoffnung. 1 A Hööbh as an lungh Sial. (Amrum.) – Haupt, VIII, 369, 320; Johansen, 151. Die Hoffnung ist ein langes Seil. 2 An Hoffnung und gespanntem Tuche geht viel ab. Frz.: Vin versé n'est pas avalé. 3 Bey Hoffnung ist allweg zweiffel. – Lehmann, 395, 12. 4 Der Hoffnung Licht verlischt dem Guten nicht. It.: L'ultima cosa ch'abbandona l'huomo è la speranza. (Pazzaglia, 362, 6.) Lat.: Quid non speremus amantes. (Virgil.) (Philippi, II, 131.) 5 Die Hoffnung auf den Sieg ermuthigt den Kämpfer. Frz.: L'espoir du doux repos soulage le dur labeur de tout ouvrage. (Leroux, I, 252.) It.: Invigorisce gl'amici de' guerrieri la sola speranza della vittoria. (Pazzaglia, 413, 4.) 6 Die Hoffnung der Frommen fehlet nicht, denn was sie glauben, das geschicht. „Die Hoffnungen guter Menschen sind Prophezeiungen; die Besorgnisse schlechter sind es auch.“ (L. Börne, Gesammelte Schriften, VI, 195.) 7 Die Hoffnung hat im Tod nicht statt. 8 Die Hoffnung hat rasche Pferde, aber sie bringen keinen Mistwagen von der Stelle. Die Russen: Die Gäule der Hoffnung traben, die Telege aber bleibt am Ort. (Altmann VI, 393.) 9 Die Hoffnung hat viel Besitzungen über dem Meer. Die Hoffnung hat vornehme Verwandten, sagen die Russen. (Altmann VI, 390.) 10 Die Hoffnung ist der Trägheit (unfruchtbare) Tochter. 11 Die Hoffnung ist der Traum eines Wachenden. So erklärte schon Aristoteles die Hoffnung. (Einfälle, 26.) 12 Die Hoffnung ist des Bauern Schüttboden. Dän.: Haabet føder agermanden (bonden). (Prov. dan., 19 u. 264.) Lat.: Spes alit agricolas. (Prov. dan., 264.) 13 Die Hoffnung ist ein Ei, von dem einer die Schale, der andere das Weisse und wenige den Dotter finden. – Winckler, III, 54. 14 Die Hoffnung ist ein lang Seil, daran sich viele (wir uns alle) zu todt ziehen. – Lehmann, 896, 31; Sailer, 180; Simrock, 4865; Reinsberg II, 140. Die Russen sagen: Unsere letzte Hoffnung ist immer das Grab. – Die Hoffnung ist ein Leckerbissen, an dem man sich zu Tode würgt. (Altmann VI, 404 u. 483.) Die Russen: Hoffnung ist ein Seil, auf dem viel Narren tanzen. (Altmann VI, 116.) Der Hoffende gleicht einem Narren, der unablässig an einem Seile zieht, um den schweren Klöpfel einer Riesenglocke zu bewegen. (Altmann VI, 466.) Die Franzosen nennen eine durch nichts zu erschütternde Hoffnung einen Bretagner, von dem zähen Glauben an die Wiederkehr ihres Königs Arthur, dessen Tod sie noch immer bezweifeln. (Reinsberg V, 128.) Dän.: Haabet er et æg hvoraf een faaer blommen, en anden viden, en tredie skallen. (Bohn I, 373.) Lat.: Credula vitam spes fovet, et melius cras fore semper ait. (Gaal, 904.) 15 Die Hoffnung ist ein süsses Leiden. – Seybold, 579. 16 Dess Hoffnung ist umsunst, der sich verlässt auf Pöbels Gunst. – Seybold, 172. Lat.: Fallitur aut fallit, qui vulgi pendet ab ore. (Seybold, 172.) 17 Die Hoffnung ist unser, der Ausgang Gottes. – Sailer, 219; Simrock, 4877; Körte, 2919. Lat.: Spes in nobis, in Deo exitus. (Egeria, 286; Philippi, II, 198.) 18 Die Hoffnung mancher Leute fellt in Brunnen. – Gruter, III, 68. Dän.: Forfængeligt haab er ideligt mishaab. (Prov. dan., 177.) Haabet falder ofte i brønden. (Prov. dan., 264.) Lat.: Spes cadit in irritum. (Livius.) (Philippi, II, 198; Seybold, 579.) 19 Die Hoffnung lässt keiner fahren, der ins Exil geht. (Altgr.) 20 Die Hoffnung sättigt nicht. Frz.: Folle espérance deçoit l'homme. (Leroux, II, 224.) 21 Die Hoffnung trägt die Beute dahin. Lat.: Spes servat afflictos. (Gaal, 902.) Ung.: A reménység tartya az embert. (Gaal, 902.) 22 Die Hoffnung wird leicht zu Wasser. – Bücking, 319. Frz.: L'espoir est riche en illusions. – Toutes ces belles espérances se sont envolées. 23 Die Hoffnungen der Schurken sind eitel faule Gurken. Lat.: Improba nunquam spes laetata diu est. (Gaal, 500.) 24 Durch Hoffnung thu begehren, du wolst ein güldin Wagen han, dir wird doch kaum ein Rad darvon. – Gruter, III, 24; Lehmann, II, 88, 298. 25 Eitle Hoffnung ist ein grosser Gewinn. It.: Assai guadagna chi vano sperar perde. (Cahier, 3118.) 26 Es gehet nicht einem jeden nach seiner hoffnung (oder: wie er gern wolt). – Henisch, 1512, 60. 27 Für Hoffnung vil geben, ist misslich. – Henisch, 1382, 47. 28 Gute Hoffnung ist besser als schlechter Besitz. – Reinsberg IV, 9. Eine gehoffte Erbschaft ist wenigstens angenehmer als eine gewonnene Schuldenlast, wie eine gehoffte Honigsemmel süsser ist als eine erhaltene Ohrfeige. (S. Hättich.) Holl.: Eene goede hoop is beter dan eene kwade bezitting. (Harrebomée, I, 332.) Span.: Vale mas buena esperanza que ruin posesion. (Don Quixote.) 29 Het mich hoffnung nicht ernehrt, armut het mich lang verzerth. – Latendorf in Neue Jahrb., 1867, S. 266. 30 Hoffnung auf Gewinn macht die Füsse leicht. Lat.: Ex praemii spe laboris fit solatium. (Philippi I, 145.) 31 Hoffnung beredt sich selbst, der alte Wolff werde noch fromb werden. – Lehmann, 395, 8. 32 Hoffnung betreugt witz vnd vernunfft. – Lehmann, 395, 19. 33 Hoffnung bringt Frewd vnd muth. – Petri, II, 382. Die Kalmücken sagen: Bei guter Hoffnung hat auch das Böcklein rothe Augen. (Erdmann's Reisen im Innern Russlands, Leipzig 1825.) 34 Hoffnung bringt kein nutz ins Hauss. – Lehmann, 395, 19. 35 Hoffnung darff man nit kauffen. – Petri, II, 382; Gruter, I, 48; Henisch, 653, 15; Simrock, 4875; Braun, I, 1436; Körte, 2912. 36 Hoffnung des lons macht die arbeit leicht. – Franck, I, 68a; Lehmann, II, 267, 81.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/367
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [361]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/367>, abgerufen am 26.11.2024.