Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] 25 Es ist ein Hirt, der nicht hütet. Der Pflichtvergessene. 26 Gute Hirten gehen überall voran. 27 Ich bin ein Hirt, kein Prophet, spricht Amos. S. Amos 7, 14. Das ist mir zu hoch, ich bin kein Doctor, kein Gelehrter. 28 Ich bin nicht blos Hirt, ich bin auch Schäfer, sagte der Pfaff, und küsste die Maid. 29 Irrender Hirt, irrende Schafe. - Gaal, 895; Graf, 535, 7; Simrock, 4774; Körte, 2872; Reinsberg III, 61; Braun, I, 1400. Die Russen: Ein trunkener Hirt macht eine irrende Heerde. (Altmann VI, 446.) - Geizet er, sie geizen mit ihm alle; lüget er, sie lügen alle mit ihm seinen Lug; und trüget er, sie trügen mit ihm seinen Trug. So kommt der neue Judas gleich dem alten dort zu Falle. (Walther von der Vogelweide.) 30 Je besser Hirt, je grösser Heerde. 31 Je mehr Hirten, je mehr Zanck. - Petri, II, 394. 32 Je mehr Hirten, je vbler Hut. - Petri, II, 394. Dän.: Jo fleere hyrder, jo vaerre vogt. - Jo fleere lovkyndige, jo merre traette. - Mange hyrder vogte ilde. (Prov. dan., 410.) - Mange kokke forsalte suppen. (Prov. dan., 320.) 33 Je mehr Hirten, je weniger gehütet. - Herberger, II, 516. 34 Je mie Hirten, ie übler gehütt. - Robinson, 419; Gomolcke, 463. 35 Je schlechter der Hirt, je besser speisen die Wölfe. Holl.: Kwade herders maken vette wolven. (Harrebomee, I, 306.) 36 Jeder Hirt lobt seine Keule. - Simrock, 12332a; Petri, II, 200. 37 Niemand darf seinen eigenen Hirten haben. - Graf, 69, 53. Weil bei viel Hirten übel gehütet wird; für die allgemeine Weide der Gemeinde war nur Ein Hirt zulässig. "Niemand", heisst es im Schwabenspiegel, "darf sich seinen eigenen Hirten halten ausser die Gotteshäuser und die Herren, die ihre gesonderten Weideplätze haben." Mhd.: Nieman mag sinen eigen herter gehaben. (Schwabenspiegel, 179, 2.) 38 So der Hirt, so der Hund. Holl.: Zoo herder, zoo hond. (Harrebomee, I, 306.) 39 Viel Hirten hüten nichts guts. - Seybold, 336. Lat.: Negotia pluribus commissa segnius expediuntur. (Seybold, 336.) 40 Viel Hirten sind so schlimm als keiner. 41 Viel Hirten, übel gehütet, sagte Kyau, als die Kirche Allerheiligen einfiel. Nach Braun (Bibliothek des Frohsinns, Stuttgart 1836, Bd. 3, Hft. 1, Nr. 8) sagt Kyau: "Wenn die Kirche einem einzigen Heiligen gehörte, so würde der sie längst haben repariren lassen, so aber verlässt sich immer einer auf den andern." 42 Vil Hirten, übel gehüt. - Agricola II, 184; Eyering, III, 349; Petri, II, 573; Steiger, 279; Körte, 2879; Simrock, 4776; Braun, I, 1394; für Franken: Frommann, VI, 316, 178. Die Russen: Wenn zwei Hirten ein Schaf hüten, geht es verloren. (Altmann VI, 419.) Lat.: Multi duces Cariam perdiderunt. (Gaal, 846; Binder II, 1923.) - Segnius expediunt commissa negotia plures. (Faselius, 231.) 43 Wachsamer Hirt, wachsamer Hund. Die Russen: Ein fauler Hirt macht einen verdrossenen Hund. (Altmann VI, 452.) 44 Während die Hirten schlafen, stiehlt man die Wolle den Schafen. - Parömiakon, 1990. 45 Während die Hirten zanken, so frist vnterdess der Teuffel1 die Schaff. - Opel, 365. 1) Nach einer andern Ausgabe: Höllenwolf. Lat.: Dum pastores odia exercent, lupus intrat ovile. (Faselius, 70.) 46 Wann der hirte irret, so irren auch die schaff. - Tappius, 194b; Lehmann, II, 827, 27. 47 Wann es dem hirten vbel geht, so sterben die schaf. - Franck, I, 76b; Lehmann, II, 829, 62. 48 Was dem1 hirten (zu Leide) geschieht, das geschicht den schafen (zum Schaden). - Franck, I, 76b; Lehmann, II, 832, 103; Simrock, 4775; Körte, 2873; Braun, I, 1398. 1) Nämlich dem gewissenhaften, pflichttreuen Hirten. [Spaltenumbruch] 49 Was der Hirt in der Hut verliert, das soll er (ent-)gelten. - Pistor., VIII, 96; Blum, 673; Eisenhart, 393; Estor, I, 488; Hillebrand, 111, 150; Simrock, 4779; Körte, 2876. Gelten heisst hier in mittelalterlicher Bedeutung soviel als einen Schaden ersetzen. Der Sinn des Sprichworts ist also der: Wenn der Hirt von der ihm anvertrauten Heerde ein Stück durch seine Schuld verliert, so muss er dem Eigenthümer den Schaden vergüten. Was dagegen durch irgendeinen Zufall während seiner Hut verloren geht, hat er ohne eine besondere Uebereinkunft nicht zu ersetzen. Mhd.: Svat die hirde binnen siner hude verluset, dat sal he gelden. (Gengler, 180, 3; Sachsenspiegel, II, 48, 1; Ficker, 115, 161.) 50 Wenn alli Hirt'n starb'n, arb'i'kan Stacken. (Franken.) - Frommann, VI, 316, 179. Klage eines, der sich vom Glück übersehen und vernachlässigt glaubt. 51 Wenn der Hirt auf die Heerde zürnt, gibt er ihr einen blinden Hammel zum Führer. 52 Wenn der Hirt auf die Schafe zürnt, so hetzt er den Hund auf den Leithammel. Ein hebräisches Sprichwort sagt: Zürnet der Hirt auf die Schafe, so macht er den Leithammel blind. (B. Kama.) 53 Wenn der Hirt die Heerde verlässt, so zerstreuen sich die Schafe. Dän.: Naar hyrden er borte, adspredes faarene. - Naar visen er borte flyve bierne vilde. (Prov. dan., 320.) 54 Wenn der Hirt nicht mehr Freiheit hätte als das Schaf, so müsste er auch Gras fressen. - Pistor., IV, 75; Blum, 669; Simrock, 4780; Körte, 2877. Sowol Satire auf die Freiheiten, welche sich die Hirten an vielen Orten nach dem leidigen Herkommen nehmen, wie, im Munde der Hirten dazu dienend, ihren Unfug zu beschönigen. 55 Wenn der Hirt schläft, so sind die Schafe in Furcht. - Winckler, XV, 95. Holl.: Als de herder zlaapt, is het schaap in de vreeze (Harrebomee, I, 396.) 56 Wenn der Hirt selbst die Schaf metzelt vnd frist, so werden sie nicht von Wölfen verrissen vnd gefressen. - Lehmann, 578, 126. 57 Wenn die Hirten den Kopf verlieren, müssen die Schafe mit sich selbst zu Rathe gehen. 58 Wenn die Hirten die Schaff nicht mit jhrer Pfeiff vnd Hirtenstab regieren können, sondern mit eim Regiment hund in gehorsam halten müssen, so wird die Woll vnd der Kass thewer zu Hoff. - Lehmann, 846, 53. 59 Wenn die Hirten sich zanken, hat der Wolf gewonnens Spiel. - Simrock, 4778; Körte, 2878; Braun, I, 1395; Lohrengel, I, 777. Vgl. auch Das Sprichwort und die Prediger in Gutzkow's Unterhaltungen am häuslichen Herd, Bd. 4, Nr. 1, S. 374. Holl.: Als de herders twisten, dan dringt de wolf gemakkelijk tot de kudde door. (Harrebomee, I, 306.) 60 Wenn ein guter Hirt redet (erzählt), so ist's von seiner Heerde. Die Russen: Wenn der Hirt von Thieren redet, so meint er Kühe. (Altmann VI, 486). Und: Wovon spräche ein guter Hirt lieber als von seinen Ziegen! (Altmann VI, 401.) 61 Wenn Hirt und Wolf eins sind, ist's um die Schafe geschehen. Dän.: Naar hyrden og uiven er eens, da haver hiorden tabt. (Prov. dan., 320.) 62 Wenn sich der Hirt verirrt, so verirren sich auch die Schafe. - Winckler, XVII, 39. Holl.: Als de herder doolt, dolen de schapen. (Harrebomee, I, 306.) 63 Wenn's dem Hirten übel geht, geht's den Schafen nicht wohl. - Petri, II, 671; Henisch, 1435, 15; Körte, 2874. Holl.: Alst den herde misgaet, misgaet den vee. (Tunn. 3, 17; Harrebomee, I, 309.) Lat.: Dum male pastori vadit, vadit male gregi. (Fallersleben, 40.) 64 Wer dem Hirten das Grass abmehet, der thuts jhme zu leid, den Schafen zu Schaden. - Lehmann, 693, 47. 65 Wie der Hirt ist, so gedeyen die Schafe. - Herberger, I, 818. Durch die Güte des Hirten, sagen die Aethiopier, wird die Heerde gut. (Reinsberg III, 61.)
[Spaltenumbruch] 25 Es ist ein Hirt, der nicht hütet. Der Pflichtvergessene. 26 Gute Hirten gehen überall voran. 27 Ich bin ein Hirt, kein Prophet, spricht Amos. S. Amos 7, 14. Das ist mir zu hoch, ich bin kein Doctor, kein Gelehrter. 28 Ich bin nicht blos Hirt, ich bin auch Schäfer, sagte der Pfaff, und küsste die Maid. 29 Irrender Hirt, irrende Schafe. – Gaal, 895; Graf, 535, 7; Simrock, 4774; Körte, 2872; Reinsberg III, 61; Braun, I, 1400. Die Russen: Ein trunkener Hirt macht eine irrende Heerde. (Altmann VI, 446.) – Geizet er, sie geizen mit ihm alle; lüget er, sie lügen alle mit ihm seinen Lug; und trüget er, sie trügen mit ihm seinen Trug. So kommt der neue Judas gleich dem alten dort zu Falle. (Walther von der Vogelweide.) 30 Je besser Hirt, je grösser Heerde. 31 Je mehr Hirten, je mehr Zanck. – Petri, II, 394. 32 Je mehr Hirten, je vbler Hut. – Petri, II, 394. Dän.: Jo fleere hyrder, jo værre vogt. – Jo fleere lovkyndige, jo merre trætte. – Mange hyrder vogte ilde. 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(Seybold, 336.) 40 Viel Hirten sind so schlimm als keiner. 41 Viel Hirten, übel gehütet, sagte Kyau, als die Kirche Allerheiligen einfiel. Nach Braun (Bibliothek des Frohsinns, Stuttgart 1836, Bd. 3, Hft. 1, Nr. 8) sagt Kyau: „Wenn die Kirche einem einzigen Heiligen gehörte, so würde der sie längst haben repariren lassen, so aber verlässt sich immer einer auf den andern.“ 42 Vil Hirten, übel gehüt. – Agricola II, 184; Eyering, III, 349; Petri, II, 573; Steiger, 279; Körte, 2879; Simrock, 4776; Braun, I, 1394; für Franken: Frommann, VI, 316, 178. Die Russen: Wenn zwei Hirten ein Schaf hüten, geht es verloren. (Altmann VI, 419.) Lat.: Multi duces Cariam perdiderunt. (Gaal, 846; Binder II, 1923.) – Segnius expediunt commissa negotia plures. (Faselius, 231.) 43 Wachsamer Hirt, wachsamer Hund. Die Russen: Ein fauler Hirt macht einen verdrossenen Hund. 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Der Sinn des Sprichworts ist also der: Wenn der Hirt von der ihm anvertrauten Heerde ein Stück durch seine Schuld verliert, so muss er dem Eigenthümer den Schaden vergüten. Was dagegen durch irgendeinen Zufall während seiner Hut verloren geht, hat er ohne eine besondere Uebereinkunft nicht zu ersetzen. Mhd.: Svat die hirde binnen siner hude verluset, dat sal he gelden. (Gengler, 180, 3; Sachsenspiegel, II, 48, 1; Ficker, 115, 161.) 50 Wenn alli Hirt'n starb'n, arb'i'kan Stacken. (Franken.) – Frommann, VI, 316, 179. Klage eines, der sich vom Glück übersehen und vernachlässigt glaubt. 51 Wenn der Hirt auf die Heerde zürnt, gibt er ihr einen blinden Hammel zum Führer. 52 Wenn der Hirt auf die Schafe zürnt, so hetzt er den Hund auf den Leithammel. Ein hebräisches Sprichwort sagt: Zürnet der Hirt auf die Schafe, so macht er den Leithammel blind. (B. Kama.) 53 Wenn der Hirt die Heerde verlässt, so zerstreuen sich die Schafe. Dän.: Naar hyrden er borte, adspredes faarene. – Naar visen er borte flyve bierne vilde. (Prov. dan., 320.) 54 Wenn der Hirt nicht mehr Freiheit hätte als das Schaf, so müsste er auch Gras fressen. – Pistor., IV, 75; Blum, 669; Simrock, 4780; Körte, 2877. Sowol Satire auf die Freiheiten, welche sich die Hirten an vielen Orten nach dem leidigen Herkommen nehmen, wie, im Munde der Hirten dazu dienend, ihren Unfug zu beschönigen. 55 Wenn der Hirt schläft, so sind die Schafe in Furcht. – Winckler, XV, 95. 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25 Es ist ein Hirt, der nicht hütet.
Der Pflichtvergessene.
26 Gute Hirten gehen überall voran.
27 Ich bin ein Hirt, kein Prophet, spricht Amos. S. Amos 7, 14.
Das ist mir zu hoch, ich bin kein Doctor, kein Gelehrter.
28 Ich bin nicht blos Hirt, ich bin auch Schäfer, sagte der Pfaff, und küsste die Maid.
29 Irrender Hirt, irrende Schafe. – Gaal, 895; Graf, 535, 7; Simrock, 4774; Körte, 2872; Reinsberg III, 61; Braun, I, 1400.
Die Russen: Ein trunkener Hirt macht eine irrende Heerde. (Altmann VI, 446.) – Geizet er, sie geizen mit ihm alle; lüget er, sie lügen alle mit ihm seinen Lug; und trüget er, sie trügen mit ihm seinen Trug. So kommt der neue Judas gleich dem alten dort zu Falle. (Walther von der Vogelweide.)
30 Je besser Hirt, je grösser Heerde.
31 Je mehr Hirten, je mehr Zanck. – Petri, II, 394.
32 Je mehr Hirten, je vbler Hut. – Petri, II, 394.
Dän.: Jo fleere hyrder, jo værre vogt. – Jo fleere lovkyndige, jo merre trætte. – Mange hyrder vogte ilde. (Prov. dan., 410.) – Mange kokke forsalte suppen. (Prov. dan., 320.)
33 Je mehr Hirten, je weniger gehütet. – Herberger, II, 516.
34 Je mie Hirten, ie übler gehütt. – Robinson, 419; Gomolcke, 463.
35 Je schlechter der Hirt, je besser speisen die Wölfe.
Holl.: Kwade herders maken vette wolven. (Harrebomée, I, 306.)
36 Jeder Hirt lobt seine Keule. – Simrock, 12332a; Petri, II, 200.
37 Niemand darf seinen eigenen Hirten haben. – Graf, 69, 53.
Weil bei viel Hirten übel gehütet wird; für die allgemeine Weide der Gemeinde war nur Ein Hirt zulässig. „Niemand“, heisst es im Schwabenspiegel, „darf sich seinen eigenen Hirten halten ausser die Gotteshäuser und die Herren, die ihre gesonderten Weideplätze haben.“
Mhd.: Nieman mag sinen eigen herter gehaben. (Schwabenspiegel, 179, 2.)
38 So der Hirt, so der Hund.
Holl.: Zoo herder, zoo hond. (Harrebomée, I, 306.)
39 Viel Hirten hüten nichts guts. – Seybold, 336.
Lat.: Negotia pluribus commissa segnius expediuntur. (Seybold, 336.)
40 Viel Hirten sind so schlimm als keiner.
41 Viel Hirten, übel gehütet, sagte Kyau, als die Kirche Allerheiligen einfiel.
Nach Braun (Bibliothek des Frohsinns, Stuttgart 1836, Bd. 3, Hft. 1, Nr. 8) sagt Kyau: „Wenn die Kirche einem einzigen Heiligen gehörte, so würde der sie längst haben repariren lassen, so aber verlässt sich immer einer auf den andern.“
42 Vil Hirten, übel gehüt. – Agricola II, 184; Eyering, III, 349; Petri, II, 573; Steiger, 279; Körte, 2879; Simrock, 4776; Braun, I, 1394; für Franken: Frommann, VI, 316, 178.
Die Russen: Wenn zwei Hirten ein Schaf hüten, geht es verloren. (Altmann VI, 419.)
Lat.: Multi duces Cariam perdiderunt. (Gaal, 846; Binder II, 1923.) – Segnius expediunt commissa negotia plures. (Faselius, 231.)
43 Wachsamer Hirt, wachsamer Hund.
Die Russen: Ein fauler Hirt macht einen verdrossenen Hund. (Altmann VI, 452.)
44 Während die Hirten schlafen, stiehlt man die Wolle den Schafen. – Parömiakon, 1990.
45 Während die Hirten zanken, so frist vnterdess der Teuffel1 die Schaff. – Opel, 365.
1) Nach einer andern Ausgabe: Höllenwolf.
Lat.: Dum pastores odia exercent, lupus intrat ovile. (Faselius, 70.)
46 Wann der hirte irret, so irren auch die schaff. – Tappius, 194b; Lehmann, II, 827, 27.
47 Wann es dem hirten vbel geht, so sterben die schaf. – Franck, I, 76b; Lehmann, II, 829, 62.
48 Was dem1 hirten (zu Leide) geschieht, das geschicht den schafen (zum Schaden). – Franck, I, 76b; Lehmann, II, 832, 103; Simrock, 4775; Körte, 2873; Braun, I, 1398.
1) Nämlich dem gewissenhaften, pflichttreuen Hirten.
49 Was der Hirt in der Hut verliert, das soll er (ent-)gelten. – Pistor., VIII, 96; Blum, 673; Eisenhart, 393; Estor, I, 488; Hillebrand, 111, 150; Simrock, 4779; Körte, 2876.
Gelten heisst hier in mittelalterlicher Bedeutung soviel als einen Schaden ersetzen. Der Sinn des Sprichworts ist also der: Wenn der Hirt von der ihm anvertrauten Heerde ein Stück durch seine Schuld verliert, so muss er dem Eigenthümer den Schaden vergüten. Was dagegen durch irgendeinen Zufall während seiner Hut verloren geht, hat er ohne eine besondere Uebereinkunft nicht zu ersetzen.
Mhd.: Svat die hirde binnen siner hude verluset, dat sal he gelden. (Gengler, 180, 3; Sachsenspiegel, II, 48, 1; Ficker, 115, 161.)
50 Wenn alli Hirt'n starb'n, arb'i'kan Stacken. (Franken.) – Frommann, VI, 316, 179.
Klage eines, der sich vom Glück übersehen und vernachlässigt glaubt.
51 Wenn der Hirt auf die Heerde zürnt, gibt er ihr einen blinden Hammel zum Führer.
52 Wenn der Hirt auf die Schafe zürnt, so hetzt er den Hund auf den Leithammel.
Ein hebräisches Sprichwort sagt: Zürnet der Hirt auf die Schafe, so macht er den Leithammel blind. (B. Kama.)
53 Wenn der Hirt die Heerde verlässt, so zerstreuen sich die Schafe.
Dän.: Naar hyrden er borte, adspredes faarene. – Naar visen er borte flyve bierne vilde. (Prov. dan., 320.)
54 Wenn der Hirt nicht mehr Freiheit hätte als das Schaf, so müsste er auch Gras fressen. – Pistor., IV, 75; Blum, 669; Simrock, 4780; Körte, 2877.
Sowol Satire auf die Freiheiten, welche sich die Hirten an vielen Orten nach dem leidigen Herkommen nehmen, wie, im Munde der Hirten dazu dienend, ihren Unfug zu beschönigen.
55 Wenn der Hirt schläft, so sind die Schafe in Furcht. – Winckler, XV, 95.
Holl.: Als de herder zlaapt, is het schaap in de vreeze (Harrebomée, I, 396.)
56 Wenn der Hirt selbst die Schaf metzelt vnd frist, so werden sie nicht von Wölfen verrissen vnd gefressen. – Lehmann, 578, 126.
57 Wenn die Hirten den Kopf verlieren, müssen die Schafe mit sich selbst zu Rathe gehen.
58 Wenn die Hirten die Schaff nicht mit jhrer Pfeiff vnd Hirtenstab regieren können, sondern mit eim Regiment hund in gehorsam halten müssen, so wird die Woll vnd der Kâss thewer zu Hoff. – Lehmann, 846, 53.
59 Wenn die Hirten sich zanken, hat der Wolf gewonnens Spiel. – Simrock, 4778; Körte, 2878; Braun, I, 1395; Lohrengel, I, 777.
Vgl. auch Das Sprichwort und die Prediger in Gutzkow's Unterhaltungen am häuslichen Herd, Bd. 4, Nr. 1, S. 374.
Holl.: Als de herders twisten, dan dringt de wolf gemakkelijk tot de kudde door. (Harrebomée, I, 306.)
60 Wenn ein guter Hirt redet (erzählt), so ist's von seiner Heerde.
Die Russen: Wenn der Hirt von Thieren redet, so meint er Kühe. (Altmann VI, 486). Und: Wovon spräche ein guter Hirt lieber als von seinen Ziegen! (Altmann VI, 401.)
61 Wenn Hirt und Wolf eins sind, ist's um die Schafe geschehen.
Dän.: Naar hyrden og uìven er eens, da haver hiorden tabt. (Prov. dan., 320.)
62 Wenn sich der Hirt verirrt, so verirren sich auch die Schafe. – Winckler, XVII, 39.
Holl.: Als de herder doolt, dolen de schapen. (Harrebomée, I, 306.)
63 Wenn's dem Hirten übel geht, geht's den Schafen nicht wohl. – Petri, II, 671; Henisch, 1435, 15; Körte, 2874.
Holl.: Alst den herde misgaet, misgaet den vee. (Tunn. 3, 17; Harrebomée, I, 309.)
Lat.: Dum male pastori vadit, vadit male gregi. (Fallersleben, 40.)
64 Wer dem Hirten das Grass abmehet, der thuts jhme zu leid, den Schafen zu Schaden. – Lehmann, 693, 47.
65 Wie der Hirt ist, so gedeyen die Schafe. – Herberger, I, 818.
Durch die Güte des Hirten, sagen die Aethiopier, wird die Heerde gut. (Reinsberg III, 61.)
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