Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] vorsagte und sie zwänge es nachzusagen? Der Franzose Foullon behauptete: "Wenn ich Minister wäre, ich würde die Franzosen Heu essen lehren." (Gust. von Struve's Revolutionszeitalter, Neuyork 1859, Hft. 1, S. 43.) *68 Jetzt ist genug Heu unten, auch Oehmd1. (Rottenburg.) 1) D. i. Grummet. - Nun genug von dem, etwas anderes. *69 Jetzt ist Heu genug herunter. (Nürtingen.) Genug damit, ich habe es satt. *70 Sie können ihr Heu Stroh nennen. Sie nehmen einander nichts übel. *71 Wei mött nicht in 't Hogg (Heu). (Lippe.) D. h. nicht so eilig, wie es beim Heuen zuweilen nothwendig ist. Heubaum. Wenn der Heubaum klappert, schreit der Kukuk nimmer. (Franken.) Heuchelei. 1 Heuchelei bekommt 's Geld, und Wahrheit geht betteln. 2 Heuchelei ist des Fanatismus Hure. 3 Heuchelei ist Trumpf. 4 Heuchelei und Gleissnerei sind des Teufels Liberei. 5 Heuchelei und Schmeichelei sind der Freundschaft Henkerei. (Litauen.) Lat.: In amicitia pestis nulla major, quam adulatio et blanditiae. (Seiybold, 234.) 6 Heucheley ist die grösste Büberei. Der Prof. Tholuck aus Halle sprach auf der Predigerversammlung zu Zürich (14./15. August 1860) die Behauptung aus: "Die Heuchelei habe auch ihr Gutes." (Vgl. Uhlich, Sonntagsblatt, 1860, S. 463.) Frz.: L'hypocrisie est le manteau de la sceleratesse. Lat.: Bonitatis verba imitari maior malitia est. (Franck, I, 66a.) 7 Heucheley vnd betrug haben kurtze Flügel. - Lehmann, 381, 1. Heuchelmann. Heuchelmann ist am besten dran. - Lehmann, 383, 19; Simroch, 4704. Heucheln. 1 Es heuchelt niemand, er wolle denn täuschen. H. Heine (Reisebilder, Hamburg 1834, IV, 89) sagt: "Ich muss meiner Sicherheit wegen jetzt devote Gesichter schneiden, sonst gibt er mich an bei seinen Mitheuchlern in Christo, die mich in effigie verbrennen, da die Polizei noch nicht erlaubt, die Personen selbst ins Feuer zu werfen." 2 Heucheln und Lügen mag Gott nicht betrügen, aber des Teufels Acker pflügen. 3 Wer heucheln kan, ist wol daran. - Petri, II, 718. 4 Wer heucheln und schmeicheln kann, ist ein gemachter Mann. - Parömiakon, 2171. 5 Wer heuchelt, dem gelingts, aber nur eine zeitlang. - Petri, II, 718. 6 Wer nicht heucheln oder schweigen kan, der kompt selten fort. - Petri, II, 740. Fort kommt er wol, aber nicht in der von ihm gewünschten Weise. 7 Wer nicht heucheln und schmeicheln kann, der ist nicht der Leute Mann. Lat.: Si vis laudari, si vis carusque vocari, discas adulari, nam tales sunt modo cari. (Gaal, 411.) 8 Wer nicht Heuchelt, der taug nichts, sagt Claus. - Lehmann, 383, 24. Heuchelstab. Bei dem Heuchelstab gewinnet man Ehre, gunst vnnd hab. - Lehmann, 383, 19. Heuchler. 1 Der Heuchler demut ist zwifeltige hoffart. - Petri, II, 93; Henisch, 675, 54. 2 Der Heuchler geht auf dem Wege zum Paradiese ins Fegefeuer. - Einfälle, 476. 3 Der Heuchler gleisst (glänzt, scheint) ohne Geist. Es ist nichts Wahres, Wirkliches, nur Täuschung. 4 Der Heuchler ist ein frommer Mann, der sich in fetten Pfründen mästen kann. 5 Der Heuchler kann dass placet Lied singen. - Lehmann, 382, 18. 6 Der Heuchler will das Licht ein andern lassen butzen, fürcht er lesche es auss. - Lehmann, 382, 16. [Spaltenumbruch] 7 Der Heuchler will den Herren rosen vnter die füss legen. - Lehmann, 382, 18. 8 Der Heuchler will den Teuffel nicht erzürnen. - Lehmann, 382, 17. 9 Der ist ein heuchler, der einen vnter Augen lobt. - Lehmann, 382, 13. 10 Der ist ein heuchler vnd schmeichler, der mit betrug vmbgehet. - Lehmann, 382, 12. 11 Des Heuchlers Thränen sind nicht echt. It.: L'hipocrita e frattello del coccodrillo. (Pazzaglia, 168, 1.) 12 Dess Heuchlers red sind Gifft vnd Gall, hütte dich, sonst bringt er dich in gross vnfall. - Lehmann, 383, 29. Dän.: Hyklers tale er ligesom stiernerne, der tvinger ingen til at troe sig, men bevaeger kun der til. (Prov. dan., 320.) It.: Chi sta sotto la frasca, ha quella che piove, e quella che casca. 13 Ein Heuchler ist die höchste seuch auff Erden. - Petri, II, 197. Wie im Vorgefühl seines einsamen Endes in Syrakus schloss Platen eines seiner schönsten Lieder mit den Worten: "Und sollt' ich sterben einst wie Ulrich Hutten, verlassen und allein, abziehn den Heuchlern will ich ihre Kutten, nicht lohnt's der Mühe schlecht zu sein." - "In Dante's Hölle gehen die Heuchler in bleiernen Mänteln mit verkehrtem, zurückgebogenem Gesicht umher und kommen nicht von der Stelle, sehen immer rückwärts mit verrenktem Halse und sehen nichts Besseres als ihre Verkehrtheit." (Jachmann, Reliquien, III, 166.) 14 Ein Heuchler ist ein böser Schalck, ein Hur dabey ein böser Balg. - Petri, II, 197. 15 Ein Heuchler scheint wie ein Johanniswurm, brennt aber nicht. 16 Ein Heuchler schmeichelt vmb das Brot, ein Feind besteht nicht in der Noth, ein Hur schmückt sich zu keinen ehren, ein böser Mensch lest sich nicht lehren; wer diese Rott will vmb sich han, der bleibt stets ein verdorben Mann. - Petri, II, 198. 17 Ein jeder ist jhm selber ein Heuchler. - Petri, II, 200. 18 Heuchler bauen das Nest und Schmeichler brüten. 19 Heuchler gelten für Engel und sind des Teufels Lieblingsjünger. It.: Chi e tristo e per tal non e tenuto quello che fa di mal non e creduto. (Pazzaglia, 379, 1.) 20 Heuchler haben einen vergifften Athem. - Lehmann, 381, 3. Frz.: Habit de beat a souvent ongles de chat. (Leroux, I, 3.) 21 Heuchler haben einen vollen Mund, aber eine leere Hand. 22 Heuchler können die Worte dünn schnitzen. 23 Heuchler loben unter die Augen. 24 Heuchler - schlechter Freund. - Körte, 2840. 25 Heuchler seynd ärger als die Raben, die fressen nur den Todten die Augen aus; aber sie blenden die Lebendigen. - Sutor, 722. In einem ganz besonders übeln Rufe stehen bei den Hindus die sogenannten frommen Pilger, wie die folgenden Sprichwörter zeigen: In Benares (Hauptwallfahrtsort der Hindus) hütet euch vor den Weibern, den geweihten Stieren, den Stufen und - den Frommen. Ferner: Die Heuchler von Bhagulpur, die Straasenräuber von Kahalgaon und die Bankrottirer von Patna sind berüchtigt. (Reinsberg VI, 106.) Dän.: Hyklere er som krager, der flyve ei vidt fra stedet de födes paa. (Prov. dan., 320.) Lat.: Praesenti blandiris in os, maledicis amico absenti; pereat talis amicitia. (Sutor, 722.) 26 Heuchler sind des Teuffels brüder. - Herberger, I, 820. 27 Heuchler sind heilige Schälke. - Sailer, 348. Ein Wort des Malers Lukas Kranach. "Gott auszubeuten ist gemeiner und hassenswerther als ihn leugnen; nicht Don Juan, sondern Tartufe ist der eigentliche Atheist." (Magazin für die Literatur des Auslandes, 1854, Nr. 8.) 28 Heuchler sind Schafe, die lauern wie ein Fuchs im Schlafe. 29 Heuchler und Schmeichler gehen mit Betrug um. 30 Heuchler vn Münche bleiben wie sie sein. - Mathesius, Historia Jesu, XVIIa.
[Spaltenumbruch] vorsagte und sie zwänge es nachzusagen? Der Franzose Foullon behauptete: „Wenn ich Minister wäre, ich würde die Franzosen Heu essen lehren.“ (Gust. von Struve's Revolutionszeitalter, Neuyork 1859, Hft. 1, S. 43.) *68 Jetzt ist genug Heu unten, auch Oehmd1. (Rottenburg.) 1) D. i. Grummet. – Nun genug von dem, etwas anderes. *69 Jetzt ist Heu genug herunter. (Nürtingen.) Genug damit, ich habe es satt. *70 Sie können ihr Heu Stroh nennen. Sie nehmen einander nichts übel. *71 Wî mött nicht in 't Hogg (Heu). (Lippe.) D. h. nicht so eilig, wie es beim Heuen zuweilen nothwendig ist. Heubaum. Wenn der Heubaum klappert, schreit der Kukuk nimmer. (Franken.) Heuchelei. 1 Heuchelei bekommt 's Geld, und Wahrheit geht betteln. 2 Heuchelei ist des Fanatismus Hure. 3 Heuchelei ist Trumpf. 4 Heuchelei und Gleissnerei sind des Teufels Liberei. 5 Heuchelei und Schmeichelei sind der Freundschaft Henkerei. (Litauen.) Lat.: In amicitia pestis nulla major, quam adulatio et blanditiae. 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vorsagte und sie zwänge es nachzusagen? Der Franzose Foullon behauptete: „Wenn ich Minister wäre, ich würde die Franzosen Heu essen lehren.“ (Gust. von Struve's Revolutionszeitalter, Neuyork 1859, Hft. 1, S. 43.)
*68 Jetzt ist genug Heu unten, auch Oehmd1. (Rottenburg.)
1) D. i. Grummet. – Nun genug von dem, etwas anderes.
*69 Jetzt ist Heu genug herunter. (Nürtingen.)
Genug damit, ich habe es satt.
*70 Sie können ihr Heu Stroh nennen.
Sie nehmen einander nichts übel.
*71 Wî mött nicht in 't Hogg (Heu). (Lippe.)
D. h. nicht so eilig, wie es beim Heuen zuweilen nothwendig ist.
Heubaum.
Wenn der Heubaum klappert, schreit der Kukuk nimmer. (Franken.)
Heuchelei.
1 Heuchelei bekommt 's Geld, und Wahrheit geht betteln.
2 Heuchelei ist des Fanatismus Hure.
3 Heuchelei ist Trumpf.
4 Heuchelei und Gleissnerei sind des Teufels Liberei.
5 Heuchelei und Schmeichelei sind der Freundschaft Henkerei. (Litauen.)
Lat.: In amicitia pestis nulla major, quam adulatio et blanditiae. (Seiybold, 234.)
6 Heucheley ist die grösste Büberei.
Der Prof. Tholuck aus Halle sprach auf der Predigerversammlung zu Zürich (14./15. August 1860) die Behauptung aus: „Die Heuchelei habe auch ihr Gutes.“ (Vgl. Uhlich, Sonntagsblatt, 1860, S. 463.)
Frz.: L'hypocrisie est le manteau de la scélératesse.
Lat.: Bonitatis verba imitari maior malitia est. (Franck, I, 66a.)
7 Heucheley vnd betrug haben kurtze Flügel. – Lehmann, 381, 1.
Heuchelmann.
Heuchelmann ist am besten dran. – Lehmann, 383, 19; Simroch, 4704.
Heucheln.
1 Es heuchelt niemand, er wolle denn täuschen.
H. Heine (Reisebilder, Hamburg 1834, IV, 89) sagt: „Ich muss meiner Sicherheit wegen jetzt devote Gesichter schneiden, sonst gibt er mich an bei seinen Mitheuchlern in Christo, die mich in effigie verbrennen, da die Polizei noch nicht erlaubt, die Personen selbst ins Feuer zu werfen.“
2 Heucheln und Lügen mag Gott nicht betrügen, aber des Teufels Acker pflügen.
3 Wer heucheln kan, ist wol daran. – Petri, II, 718.
4 Wer heucheln und schmeicheln kann, ist ein gemachter Mann. – Parömiakon, 2171.
5 Wer heuchelt, dem gelingts, aber nur eine zeitlang. – Petri, II, 718.
6 Wer nicht heucheln oder schweigen kan, der kompt selten fort. – Petri, II, 740.
Fort kommt er wol, aber nicht in der von ihm gewünschten Weise.
7 Wer nicht heucheln und schmeicheln kann, der ist nicht der Leute Mann.
Lat.: Si vis laudari, si vis carusque vocari, discas adulari, nam tales sunt modo cari. (Gaal, 411.)
8 Wer nicht Heuchelt, der taug nichts, sagt Claus. – Lehmann, 383, 24.
Heuchelstab.
Bei dem Heuchelstab gewinnet man Ehre, gunst vnnd hab. – Lehmann, 383, 19.
Heuchler.
1 Der Heuchler demut ist zwifeltige hoffart. – Petri, II, 93; Henisch, 675, 54.
2 Der Heuchler geht auf dem Wege zum Paradiese ins Fegefeuer. – Einfälle, 476.
3 Der Heuchler gleisst (glänzt, scheint) ohne Geist.
Es ist nichts Wahres, Wirkliches, nur Täuschung.
4 Der Heuchler ist ein frommer Mann, der sich in fetten Pfründen mästen kann.
5 Der Heuchler kann dass placet Lied singen. – Lehmann, 382, 18.
6 Der Heuchler will das Licht ein andern lassen butzen, fürcht er lesche es auss. – Lehmann, 382, 16.
7 Der Heuchler will den Herren rosen vnter die füss legen. – Lehmann, 382, 18.
8 Der Heuchler will den Teuffel nicht erzürnen. – Lehmann, 382, 17.
9 Der ist ein heuchler, der einen vnter Augen lobt. – Lehmann, 382, 13.
10 Der ist ein heuchler vnd schmeichler, der mit betrug vmbgehet. – Lehmann, 382, 12.
11 Des Heuchlers Thränen sind nicht echt.
It.: L'hipocrita è frattello del coccodrillo. (Pazzaglia, 168, 1.)
12 Dess Heuchlers red sind Gifft vnd Gall, hütte dich, sonst bringt er dich in gross vnfall. – Lehmann, 383, 29.
Dän.: Hyklers tale er ligesom stiernerne, der tvinger ingen til at troe sig, men bevaeger kun der til. (Prov. dan., 320.)
It.: Chi sta sotto la frasca, ha quella che piove, e quella che casca.
13 Ein Heuchler ist die höchste seuch auff Erden. – Petri, II, 197.
Wie im Vorgefühl seines einsamen Endes in Syrakus schloss Platen eines seiner schönsten Lieder mit den Worten: „Und sollt' ich sterben einst wie Ulrich Hutten, verlassen und allein, abziehn den Heuchlern will ich ihre Kutten, nicht lohnt's der Mühe schlecht zu sein.“ – „In Dante's Hölle gehen die Heuchler in bleiernen Mänteln mit verkehrtem, zurückgebogenem Gesicht umher und kommen nicht von der Stelle, sehen immer rückwärts mit verrenktem Halse und sehen nichts Besseres als ihre Verkehrtheit.“ (Jachmann, Reliquien, III, 166.)
14 Ein Heuchler ist ein böser Schalck, ein Hur dabey ein böser Balg. – Petri, II, 197.
15 Ein Heuchler scheint wie ein Johanniswurm, brennt aber nicht.
16 Ein Heuchler schmeichelt vmb das Brot, ein Feind besteht nicht in der Noth, ein Hur schmückt sich zu keinen ehren, ein böser Mensch lest sich nicht lehren; wer diese Rott will vmb sich han, der bleibt stets ein verdorben Mann. – Petri, II, 198.
17 Ein jeder ist jhm selber ein Heuchler. – Petri, II, 200.
18 Heuchler bauen das Nest und Schmeichler brüten.
19 Heuchler gelten für Engel und sind des Teufels Lieblingsjünger.
It.: Chi è tristo e per tal non è tenuto quello che fà di mal non è creduto. (Pazzaglia, 379, 1.)
20 Heuchler haben einen vergifften Athem. – Lehmann, 381, 3.
Frz.: Habit de béat a souvent ongles de chat. (Leroux, I, 3.)
21 Heuchler haben einen vollen Mund, aber eine leere Hand.
22 Heuchler können die Worte dünn schnitzen.
23 Heuchler loben unter die Augen.
24 Heuchler – schlechter Freund. – Körte, 2840.
25 Heuchler seynd ärger als die Raben, die fressen nur den Todten die Augen aus; aber sie blenden die Lebendigen. – Sutor, 722.
In einem ganz besonders übeln Rufe stehen bei den Hindus die sogenannten frommen Pilger, wie die folgenden Sprichwörter zeigen: In Benares (Hauptwallfahrtsort der Hindus) hütet euch vor den Weibern, den geweihten Stieren, den Stufen und – den Frommen. Ferner: Die Heuchler von Bhagulpur, die Straasenräuber von Kahalgaon und die Bankrottirer von Patna sind berüchtigt. (Reinsberg VI, 106.)
Dän.: Hyklere er som krager, der flyve ei vidt fra stedet de fødes paa. (Prov. dan., 320.)
Lat.: Praesenti blandiris in os, maledicis amico absenti; pereat talis amicitia. (Sutor, 722.)
26 Heuchler sind des Teuffels brüder. – Herberger, I, 820.
27 Heuchler sind heilige Schälke. – Sailer, 348.
Ein Wort des Malers Lukas Kranach. „Gott auszubeuten ist gemeiner und hassenswerther als ihn leugnen; nicht Don Juan, sondern Tartufe ist der eigentliche Atheist.“ (Magazin für die Literatur des Auslandes, 1854, Nr. 8.)
28 Heuchler sind Schafe, die lauern wie ein Fuchs im Schlafe.
29 Heuchler und Schmeichler gehen mit Betrug um.
30 Heuchler vn Münche bleiben wie sie sein. – Mathesius, Historia Jesu, XVIIa.
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