Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.Vorrede. Wenn auch eine Aussprache, wie sie beim Schluss des ersten Bandes des Deutschen Sprichwörter-Lexikon, nothwendig war, jetzt nicht erforderlich ist, so scheint es mir doch angemessen, auch den zweiten Band mit einigen Worten zu begleiten. Zuerst gebe ich dem Gefühl der Freude darüber Ausdruck, dass der Druck des Werks ohne Unterbrechung hat stattfinden können; dass ungeachtet des noch im grössern Umfange zuströmenden Materials, das durchgesehen, gesichtet und einverleibt werden musste, dieser zweite Band in einem kürzern Zeitraum beendet worden ist, als der erste erfordert hat; und dass es mir vergönnt gewesen ist, die anstrengende und ermüdende Arbeit bisjetzt fortzuführen. Während die Vollendung des ersten Bandes gegen vier und ein halbes Jahr erfordert hat, hat sich der zweite mit drei Jahren begnügt; vielleicht gelingt es, den dritten in noch kürzerer Zeit zu beenden. Die Grundeinrichtung ist natürlich durchgehends dieselbe geblieben; allein es wird dem Kenner dieses Literaturzweigs nicht entgangen sein, in welcher Weise unausgesetzt innerlich an der Verbesserung gearbeitet worden ist. Je bestimmter der Charakter des Kreises hervortrat, in welchem das Deutsche Sprichwörter-Lexikon eine Heimstätte findet, um so leichter war es auch, das Gepräge zu bestimmen, das der Inhalt zu erhalten hatte. Es ist daher aus dem ursprünglichen Manuscript, das sich einen sehr gemischten Besitzerkreis gedacht hatte, je länger je mehr das ausgeschieden worden, was nicht streng sachlich erscheint, und was die Beurtheiler der ersten Lieferungen als subjective Beigaben für überflüssig bezeichnen zu müssen glaubten. Es ist dies geschehen, ohne dass dadurch der Anschauungsstandpunkt des Herausgebers irgendeine Veränderung erlitten hat. Nicht nur in diesem Punkte, sondern in jedem, der eine wirkliche Verbesserung andeutete, habe ich den Anforderungen der Kritik Rechnung zu tragen gesucht, und im allgemeinen hat sie dies, soweit mir Mittheilungen darüber zugegangen sind, auch anerkannt. Gibt es Federn, die deshalb dem Deutschen Sprichwörter-Lexikon den wissenschaftlichen Charakter absprechen, weil es ihren Fabrikaten im Wege steht; so kann ich ihnen nur empfehlen, etwas Besseres zu leisten. Aber ich denke, diese Weisen werden mit ihren Werken so lange warten, bis unser Deutsches Sprichwörter-Lexikon beendet ist, weil ihre Arbeit dann viel leichter sein wird. Auch diejenigen, welche an der Aufnahme fremder Sprichwörter, insofern sie in der Reihe der deutschen stehen, Anstoss nehmen, werden gefunden haben, dass ihre Zahl und mit dieser ihr Aergerniss geringer geworden ist, Ich bin ganz damit einverstanden, dass sie nicht in den Text gehören, und lasse sie nur dann dort stehen, wenn ich ein deutsches, dem ich sie als Parallele beifügen kann, augenblicklich nicht finde. Denn daran, dass es für jeden, durch ein fremdes Sprichwort ausgedrückten Gedanken ein deutsches gibt, zweifle ich nicht; aber es aus 150000 - 200000 herauszufinden, ist nicht das Werk des Suchens, sondern des zufälligen Begegnens. Und so bitte ich denn diejenigen patriotischen Augen, welche sich dadurch verletzt fühlen, für diese Fremdlinge um einstweilige Schonung.1 Für mich hat es einmal ein Interesse, zu vergleichen, wie Nichtdeutsche, und wären es selbst Neger, über einen verwandten Gegenstand denken und in welche Form sie ihre Gedanken kleiden. Dieser Grund und nicht die mir wohlwollend untergeschobene Absicht, die Zahl der deutschen Sprichwörter zu erhöhen, hat mich dabei geleitet. Um den letztern Zweck zu erreichen, brauchen wir keine Sprichwörter zu importiren; es darf blos jeder deutsche Lehrer an seinem Orte ein einziges bisher noch nicht gedrucktes - und es gibt an jedem Orte mehr als eins - zu Papier bringen, so wächst der in Schrift gefasste deutsche Sprichwörterschatz um hunderttausend, während sich im Text des Deutschen Sprichwörter-Lexikon zusammen kaum eintausend fremde befinden dürften. 1 Es gibt übrigens auch einen Standpunkt, welcher die Bereicherung des vaterländischen Sprichwörterschatzes durch fremde Sprichwörter für vortheilhaft und wünschenswerth erachtet. So sagt Oberst von Plaenckner in seiner Ausgabe und Uebersetzung des Tao-te-king des Lao-tse (Leipzig 1870, S. 112), dass die vielen Sprichwörter, welche die Chinesen ausser den den unserigen u. s. w. verwandten, den eigenthümlichen besitzen, werth seien, in der Uebersetzung dem allgemeinen Sprichwörterschatz, zunächst also unserm deutschen, einverleibt zu werden.
Vorrede. Wenn auch eine Aussprache, wie sie beim Schluss des ersten Bandes des Deutschen Sprichwörter-Lexikon, nothwendig war, jetzt nicht erforderlich ist, so scheint es mir doch angemessen, auch den zweiten Band mit einigen Worten zu begleiten. Zuerst gebe ich dem Gefühl der Freude darüber Ausdruck, dass der Druck des Werks ohne Unterbrechung hat stattfinden können; dass ungeachtet des noch im grössern Umfange zuströmenden Materials, das durchgesehen, gesichtet und einverleibt werden musste, dieser zweite Band in einem kürzern Zeitraum beendet worden ist, als der erste erfordert hat; und dass es mir vergönnt gewesen ist, die anstrengende und ermüdende Arbeit bisjetzt fortzuführen. Während die Vollendung des ersten Bandes gegen vier und ein halbes Jahr erfordert hat, hat sich der zweite mit drei Jahren begnügt; vielleicht gelingt es, den dritten in noch kürzerer Zeit zu beenden. Die Grundeinrichtung ist natürlich durchgehends dieselbe geblieben; allein es wird dem Kenner dieses Literaturzweigs nicht entgangen sein, in welcher Weise unausgesetzt innerlich an der Verbesserung gearbeitet worden ist. Je bestimmter der Charakter des Kreises hervortrat, in welchem das Deutsche Sprichwörter-Lexikon eine Heimstätte findet, um so leichter war es auch, das Gepräge zu bestimmen, das der Inhalt zu erhalten hatte. Es ist daher aus dem ursprünglichen Manuscript, das sich einen sehr gemischten Besitzerkreis gedacht hatte, je länger je mehr das ausgeschieden worden, was nicht streng sachlich erscheint, und was die Beurtheiler der ersten Lieferungen als subjective Beigaben für überflüssig bezeichnen zu müssen glaubten. Es ist dies geschehen, ohne dass dadurch der Anschauungsstandpunkt des Herausgebers irgendeine Veränderung erlitten hat. Nicht nur in diesem Punkte, sondern in jedem, der eine wirkliche Verbesserung andeutete, habe ich den Anforderungen der Kritik Rechnung zu tragen gesucht, und im allgemeinen hat sie dies, soweit mir Mittheilungen darüber zugegangen sind, auch anerkannt. Gibt es Federn, die deshalb dem Deutschen Sprichwörter-Lexikon den wissenschaftlichen Charakter absprechen, weil es ihren Fabrikaten im Wege steht; so kann ich ihnen nur empfehlen, etwas Besseres zu leisten. Aber ich denke, diese Weisen werden mit ihren Werken so lange warten, bis unser Deutsches Sprichwörter-Lexikon beendet ist, weil ihre Arbeit dann viel leichter sein wird. Auch diejenigen, welche an der Aufnahme fremder Sprichwörter, insofern sie in der Reihe der deutschen stehen, Anstoss nehmen, werden gefunden haben, dass ihre Zahl und mit dieser ihr Aergerniss geringer geworden ist, Ich bin ganz damit einverstanden, dass sie nicht in den Text gehören, und lasse sie nur dann dort stehen, wenn ich ein deutsches, dem ich sie als Parallele beifügen kann, augenblicklich nicht finde. Denn daran, dass es für jeden, durch ein fremdes Sprichwort ausgedrückten Gedanken ein deutsches gibt, zweifle ich nicht; aber es aus 150000 – 200000 herauszufinden, ist nicht das Werk des Suchens, sondern des zufälligen Begegnens. Und so bitte ich denn diejenigen patriotischen Augen, welche sich dadurch verletzt fühlen, für diese Fremdlinge um einstweilige Schonung.1 Für mich hat es einmal ein Interesse, zu vergleichen, wie Nichtdeutsche, und wären es selbst Neger, über einen verwandten Gegenstand denken und in welche Form sie ihre Gedanken kleiden. Dieser Grund und nicht die mir wohlwollend untergeschobene Absicht, die Zahl der deutschen Sprichwörter zu erhöhen, hat mich dabei geleitet. Um den letztern Zweck zu erreichen, brauchen wir keine Sprichwörter zu importiren; es darf blos jeder deutsche Lehrer an seinem Orte ein einziges bisher noch nicht gedrucktes – und es gibt an jedem Orte mehr als eins – zu Papier bringen, so wächst der in Schrift gefasste deutsche Sprichwörterschatz um hunderttausend, während sich im Text des Deutschen Sprichwörter-Lexikon zusammen kaum eintausend fremde befinden dürften. 1 Es gibt übrigens auch einen Standpunkt, welcher die Bereicherung des vaterländischen Sprichwörterschatzes durch fremde Sprichwörter für vortheilhaft und wünschenswerth erachtet. So sagt Oberst von Plaenckner in seiner Ausgabe und Uebersetzung des Tao-te-king des Lao-tse (Leipzig 1870, S. 112), dass die vielen Sprichwörter, welche die Chinesen ausser den den unserigen u. s. w. verwandten, den eigenthümlichen besitzen, werth seien, in der Uebersetzung dem allgemeinen Sprichwörterschatz, zunächst also unserm deutschen, einverleibt zu werden.
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Vorrede.
Wenn auch eine Aussprache, wie sie beim Schluss des ersten Bandes des Deutschen Sprichwörter-Lexikon, nothwendig war, jetzt nicht erforderlich ist, so scheint es mir doch angemessen, auch den zweiten Band mit einigen Worten zu begleiten.
Zuerst gebe ich dem Gefühl der Freude darüber Ausdruck, dass der Druck des Werks ohne Unterbrechung hat stattfinden können; dass ungeachtet des noch im grössern Umfange zuströmenden Materials, das durchgesehen, gesichtet und einverleibt werden musste, dieser zweite Band in einem kürzern Zeitraum beendet worden ist, als der erste erfordert hat; und dass es mir vergönnt gewesen ist, die anstrengende und ermüdende Arbeit bisjetzt fortzuführen.
Während die Vollendung des ersten Bandes gegen vier und ein halbes Jahr erfordert hat, hat sich der zweite mit drei Jahren begnügt; vielleicht gelingt es, den dritten in noch kürzerer Zeit zu beenden.
Die Grundeinrichtung ist natürlich durchgehends dieselbe geblieben; allein es wird dem Kenner dieses Literaturzweigs nicht entgangen sein, in welcher Weise unausgesetzt innerlich an der Verbesserung gearbeitet worden ist.
Je bestimmter der Charakter des Kreises hervortrat, in welchem das Deutsche Sprichwörter-Lexikon eine Heimstätte findet, um so leichter war es auch, das Gepräge zu bestimmen, das der Inhalt zu erhalten hatte. Es ist daher aus dem ursprünglichen Manuscript, das sich einen sehr gemischten Besitzerkreis gedacht hatte, je länger je mehr das ausgeschieden worden, was nicht streng sachlich erscheint, und was die Beurtheiler der ersten Lieferungen als subjective Beigaben für überflüssig bezeichnen zu müssen glaubten. Es ist dies geschehen, ohne dass dadurch der Anschauungsstandpunkt des Herausgebers irgendeine Veränderung erlitten hat.
Nicht nur in diesem Punkte, sondern in jedem, der eine wirkliche Verbesserung andeutete, habe ich den Anforderungen der Kritik Rechnung zu tragen gesucht, und im allgemeinen hat sie dies, soweit mir Mittheilungen darüber zugegangen sind, auch anerkannt.
Gibt es Federn, die deshalb dem Deutschen Sprichwörter-Lexikon den wissenschaftlichen Charakter absprechen, weil es ihren Fabrikaten im Wege steht; so kann ich ihnen nur empfehlen, etwas Besseres zu leisten. Aber ich denke, diese Weisen werden mit ihren Werken so lange warten, bis unser Deutsches Sprichwörter-Lexikon beendet ist, weil ihre Arbeit dann viel leichter sein wird.
Auch diejenigen, welche an der Aufnahme fremder Sprichwörter, insofern sie in der Reihe der deutschen stehen, Anstoss nehmen, werden gefunden haben, dass ihre Zahl und mit dieser ihr Aergerniss geringer geworden ist, Ich bin ganz damit einverstanden, dass sie nicht in den Text gehören, und lasse sie nur dann dort stehen, wenn ich ein deutsches, dem ich sie als Parallele beifügen kann, augenblicklich nicht finde. Denn daran, dass es für jeden, durch ein fremdes Sprichwort ausgedrückten Gedanken ein deutsches gibt, zweifle ich nicht; aber es aus 150000 – 200000 herauszufinden, ist nicht das Werk des Suchens, sondern des zufälligen Begegnens. Und so bitte ich denn diejenigen patriotischen Augen, welche sich dadurch verletzt fühlen, für diese Fremdlinge um einstweilige Schonung. 1 Für mich hat es einmal ein Interesse, zu vergleichen, wie Nichtdeutsche, und wären es selbst Neger, über einen verwandten Gegenstand denken und in welche Form sie ihre Gedanken kleiden. Dieser Grund und nicht die mir wohlwollend untergeschobene Absicht, die Zahl der deutschen Sprichwörter zu erhöhen, hat mich dabei geleitet. Um den letztern Zweck zu erreichen, brauchen wir keine Sprichwörter zu importiren; es darf blos jeder deutsche Lehrer an seinem Orte ein einziges bisher noch nicht gedrucktes – und es gibt an jedem Orte mehr als eins – zu Papier bringen, so wächst der in Schrift gefasste deutsche Sprichwörterschatz um hunderttausend, während sich im Text des Deutschen Sprichwörter-Lexikon zusammen kaum eintausend fremde befinden dürften.
1 Es gibt übrigens auch einen Standpunkt, welcher die Bereicherung des vaterländischen Sprichwörterschatzes durch fremde Sprichwörter für vortheilhaft und wünschenswerth erachtet. So sagt Oberst von Plaenckner in seiner Ausgabe und Uebersetzung des Tao-te-king des Lao-tse (Leipzig 1870, S. 112), dass die vielen Sprichwörter, welche die Chinesen ausser den den unserigen u. s. w. verwandten, den eigenthümlichen besitzen, werth seien, in der Uebersetzung dem allgemeinen Sprichwörterschatz, zunächst also unserm deutschen, einverleibt zu werden.
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