Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch]
Henkersfreundschaft. * Es ist Henkersfreundschaft. - Körte, 2747b; Braun, I, 1276. Henne. 1 A blindi Henn' findt ja oft a Woazkearndl. - Schöpf, 313; für Franken: Frommann, VI, 317, 185. 2 A lafedi Hon kriagt mer, wi a hockedi. (Franken.) - Frommann, VI, 328, 186. Eine laufende Henne kriegt (findet) mehr als eine hockende oder sitzende. 3 Alle Hennen scharren auseinander, keine zusammen. Auch russisch Altmann VI, 448. 4 Als die junge Henne den Strauss sah, rief sie: Wie gross ist doch meine Mutter! (Abyssinien.) 5 Alte Hennen geben fette Suppen. - Winckler, IV, 5; Körte, 2762; Reinsberg I, 117. Daraus sind vielleicht die ungleichen Ehen zu erklären, die zuweilen junge Männer mit alten Frauen eingehen. Die englischen Neger in Surinam sagen: Ein alter Hahn gibt eine kräftige Suppe, d. h. verständigen Rath. Und die Venetianer: Alter Speck würzt die Schüssel. Frz.: Vieille geline engraisse la cuisine. (Leroux, I, 113.) Holl.: Eene oude hen geeft vette zoden. (Harrebomee, I, 304.) It.: Gallina vecchia fa buon brodo. (Pazzaglia, 146, 3.) 6 Alte Hennen geben fette Suppen, haben aber zähes Fleisch. - Eiselein, 300; Simrock, 4581. 7 Auch die Henne kratzt nicht vergeblich (scharrt nicht umsonst). Böhm.: Ani kure rado darmo kuti a hrabe. - Ani slepice darmo nehrabe. - Kure nadarmo nerado hrabe, aby nejakeho zrnecka nenaslo. (Celakovsky, 128.) 8 Auch die Henne weiss, wenn sie aufs Genist (auf die Schlafstange) fliegen soll. 9 Auch eine blinde Henne findet ein Korn auf der Tenne. - Parömiakon, 1004 u. 1005. Lat.: Contingit et malis venatio. (Philippi, I, 92; Seybold, 88.) 10 Auch eine kluge Henne legt wol einmal in die Nesseln. - Mauvillon, I, 18; Eiselein, 300; Simrock, 4577; Mayer, II, 196. Frz.: A bon pecheur souvent anguille echappe. - Le plus sage peut failler. (Gaal, 876.) Ung.: Olykor a mester is el hibazza a vecsernyet. (Gaal, 876.) 11 Auch eine schwarze Henne legt weisse Eier. Die Russen: Auch der schwarzen Henne Eier sind weiss; ob aber ihre Küchlein weiss sein werden, das wollen wir abwarten. (Altmann VI, 466.) Böhm.: I cerna slepice bila vejce nese. (Celakovsky, 268.) Frz.: Noire geline pond blanc oeuf. (Bohn I, 40; Leroux, I, 113.) Holl.: Eene zwarte hen legt witte eijers. (Harrebomee, I, 304; Bohn I, 313.) Kroat.: I cerna kokos nese bela jajca. (Celakovsky, 268.) Poln.: I czarna kokosz biale jajca niesie. (Celakovsky, 268.) 12 Besser vor einer Henne als hinter einem Ochsen. Frz.: Mieux vaut marcher devant une poule que derriere un boeuf. (Bohn I, 39.) 13 Bleibt die Henn' im Hühnerstall, so ist's ein Zeichen, dass ihr der Hahn gefall'. 14 Blinne Henne finn't uck woll mal 'n Arfke (Erbse). (Rastede.) - Firmenich, III, 29, 130. 15 D' Henna badid si, es ged ruh (regnerisches) Wetter. - Tobler. 16 De Hen, de frö kakelt, leggt up'n Dag en Windei. (Holst.) - Schütze, II, 213; hochdeutsch bei Simrock, 4570. 17 De Hein leift är Achen. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 212. 18 Der eine hat die Henne gegessen und der andere soll für die Federn büssen. (S. Geniess u. Genuss.) Die Neger in Surinam sagen ähnlich: Ich habe die Henne nicht gegessen und nun soll ich noch gar für die Federn bezahlen; um auszudrücken: Ich habe nicht mitgetrunken u. s. w. und muss die Zeche bezahlen; andere haben's eingebrockt, ich muss es ausessen. (Wullschlägel; Reinsberg II, 131.) 19 Der hennen gatzen leidt man vmb der eyr willn. - Franck, II, 98a. Lat.: Laeta quies fessis, dum venit optima messis. 20 Die Hännen in der Steig wollen heraus, die aussen hinein. - Sutor, 470. Lat.: Pisces qui non intra nassas sunt, volunt intrare, qui jam intus volunt exire. (Sutor, 470.) [Spaltenumbruch] 21 Die Henn' die jn daz dorf gat, die vedern si da lichte lat. - Lassberg, Liedersaal, 14. Jahrhundert. 22 Die Henne brütet auch auf Einem Ei. Holl.: Ook op een ei broedt de hen. (Harrebomee, I, 305.) 23 Die Henne darf vor dem Hahn nicht krähen. - Demokritos, II, 297. Frz.: Ce n'est pas a la poule de chanter devant le coq. (Gaal, 1680; Lendroy, 1237.) 24 Die Henne erscharrt sich so viel als der Wolf raubt. Dän.: Hönnen lever saa vel af sit skrabe som löven eller ulven af sit rov. (Prov. dan., 306.) 25 Die Henne frisst und wetzt dann den Schnabel am Boden. Von denen, welche die Wohlthat hinnehmen und thun, als wäre nichts erfolgt; die Gabe empfangen und des Gebers vergessen. 26 Die Henne gatzet so lange, bis ihr das Messer die Kehle abschneidet. 27 Die Henne geht nicht weit ohne den Hahn, das Weib nicht weit ohne den Mann. Dän.: Stakket er höneflu, uden hane fluer med. (Bohn I, 399; Prov. dan., 289.) 28 Die Henne gibt nur, so lange sie Eier legt. - Altmann VI, 403. 29 Die Henne hat den Fürsten zu Sachsen ein gutes Ei gelegt. - Pistor., VI, 2. Als Friedrich der Weise von Sachsen durch Lukas Kranach sein Wappen malen liess, sagte er insbesondere zu ihm, er möge die Henne ja fleissig malen, denn sie habe den Fürsten zu Sachsen ein gutes Ei gelegt, wo er auf Friedrich III., Landgraf von Thüringen, auch der Strenge, der Tapfere, Gütige genannt, anspielte, welcher durch seine Verbindung mit Katharina von Henneberg Koburg im Jahre 1356 an sich brachte. 30 Die Henne ist Königin auf ihrem Mist. Dän.: Hönnen er frie paa sin möding. (Prov. dan., 306.) 31 Die Henne kann nicht scharren, ehe sie aus den Schalen gekrochen ist. - Winckler, III, 79. 32 Die Henne kratzt auch auf fremdem Mist. Wer bei seinen Erwerbungen nicht sehr gewissenhaft zu Werke geht. 33 Die Henne lässt das Scharren nicht. In Aegypten hat man dafür das Sprichwort: Sie sagten zur Henne: Iss und scharre (die Körner) nicht herum. Ich kann nicht davon lassen, sagte sie. (Burckhardt, 510.) - Es ist vergebliche Mühe einen alten Sünder durch Tugendlehren bekehren zu wollen. 34 Die Henne lebt nicht mehr, die goldene Eier legt. Böhm.: Umrela tu slepicka, co nesla zlata vajicka. (Celakovsky, 49.) 35 Die Henne lebt noch, sie hat nur den Pips. Von einer kranken Frau. 36 Die Henne lebt, wenn sie auch den Pips hat. 37 Die Henne legt durch den Kropf. Frz.: A la poule, serre-lui le poing, et elle te serrera le cul. (Starschedel, 324.) 38 Die Henne legt gern in ein Nest, wo sie Eier findet. Holl.: De hennen leggen gaarne waar zij een ei zien. (Bohn I, 305.) 39 Die Henne legt im Haus ein Ei, aber weit hört man ihr Geschrei. Die Osmanen behaupten, die Stimme der Henne sei von weitem rauh. (Schlechta, 290.) 40 Die Henne legt kein Ei in ein Nest, wo sie nicht zuvor eins darin findet. - Sailer, 332. So sammelt keiner Schätze, der keinen Anfang zum Reichthum hat. Span.: Sobre un huevo pone la gallina. (Bohn I, 258.) 41 Die Henne legt nicht jedesmal ein Ei, wenn sie gackert. 42 Die Henne legt, wie man ihr legt. D. h. wie man sie füttert, denn aus nichts wird nichts. Holl.: De hen is als haar ven1 is. (Gruter, I, 96.) 1) Für veen. Bei Cats steht wen = Weide. (Vgl. Harrebomee, III, 221.) 43 Die Henne macht ein gross Geschrei, wenn sie gelegt ein kleines Ei. Mhd.: Man siht in selten vil getuon swer sein lop machet breit; daz kan betiuten uns ein huon; swann daz ein kleinez ei geleit, so bringt ez mit seim gagzen klaffen dicke ein weitez haus in not. (Colm.) - Swan danne ein huon gelegt, so treibt ez grozen braht. (Colm.) (Zingerle, 65.) Dän.: Hönen kagler saa högt for et lidet aeg. (Prov. dan., 231.)
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Henkersfreundschaft. * Es ist Henkersfreundschaft. – Körte, 2747b; Braun, I, 1276. Henne. 1 A blindi Henn' findt ja oft a Woazkearndl. – Schöpf, 313; für Franken: Frommann, VI, 317, 185. 2 A lafedi Hon kriagt mêr, wi a hockedi. (Franken.) – Frommann, VI, 328, 186. Eine laufende Henne kriegt (findet) mehr als eine hockende oder sitzende. 3 Alle Hennen scharren auseinander, keine zusammen. Auch russisch Altmann VI, 448. 4 Als die junge Henne den Strauss sah, rief sie: Wie gross ist doch meine Mutter! (Abyssinien.) 5 Alte Hennen geben fette Suppen. – Winckler, IV, 5; Körte, 2762; Reinsberg I, 117. Daraus sind vielleicht die ungleichen Ehen zu erklären, die zuweilen junge Männer mit alten Frauen eingehen. Die englischen Neger in Surinam sagen: Ein alter Hahn gibt eine kräftige Suppe, d. h. verständigen Rath. Und die Venetianer: Alter Speck würzt die Schüssel. Frz.: Vieille geline engraisse la cuisine. (Leroux, I, 113.) Holl.: Eene oude hen geeft vette zoden. (Harrebomée, I, 304.) 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Die Russen: Auch der schwarzen Henne Eier sind weiss; ob aber ihre Küchlein weiss sein werden, das wollen wir abwarten. (Altmann VI, 466.) Böhm.: I černá slepice bílá vejce nese. (Čelakovsky, 268.) Frz.: Noire geline pond blanc oeuf. (Bohn I, 40; Leroux, I, 113.) Holl.: Eene zwarte hen legt witte eijers. (Harrebomée, I, 304; Bohn I, 313.) Kroat.: I černa kokoš nese béla jajca. (Čelakovsky, 268.) Poln.: I czarna kokosz białe jajca niesie. (Čelakovsky, 268.) 12 Besser vor einer Henne als hinter einem Ochsen. Frz.: Mieux vaut marcher devant une poule que derrière un boeuf. (Bohn I, 39.) 13 Bleibt die Henn' im Hühnerstall, so ist's ein Zeichen, dass ihr der Hahn gefall'. 14 Blinne Henne finn't uck woll mal 'n Arfke (Erbse). (Rastede.) – Firmenich, III, 29, 130. 15 D' Henna badid si, es ged ruh (regnerisches) Wetter. – Tobler. 16 De Hên, de frö kakelt, leggt up'n Dag en Windei. (Holst.) – Schütze, II, 213; hochdeutsch bei Simrock, 4570. 17 De Hîn lîft är Âchen. 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Henkersfreundschaft.
* Es ist Henkersfreundschaft. – Körte, 2747b; Braun, I, 1276.
Henne.
1 A blindi Henn' findt ja oft a Woazkearndl. – Schöpf, 313; für Franken: Frommann, VI, 317, 185.
2 A lafedi Hon kriagt mêr, wi a hockedi. (Franken.) – Frommann, VI, 328, 186.
Eine laufende Henne kriegt (findet) mehr als eine hockende oder sitzende.
3 Alle Hennen scharren auseinander, keine zusammen.
Auch russisch Altmann VI, 448.
4 Als die junge Henne den Strauss sah, rief sie: Wie gross ist doch meine Mutter! (Abyssinien.)
5 Alte Hennen geben fette Suppen. – Winckler, IV, 5; Körte, 2762; Reinsberg I, 117.
Daraus sind vielleicht die ungleichen Ehen zu erklären, die zuweilen junge Männer mit alten Frauen eingehen. Die englischen Neger in Surinam sagen: Ein alter Hahn gibt eine kräftige Suppe, d. h. verständigen Rath. Und die Venetianer: Alter Speck würzt die Schüssel.
Frz.: Vieille geline engraisse la cuisine. (Leroux, I, 113.)
Holl.: Eene oude hen geeft vette zoden. (Harrebomée, I, 304.)
It.: Gallina vecchia fà buon brodo. (Pazzaglia, 146, 3.)
6 Alte Hennen geben fette Suppen, haben aber zähes Fleisch. – Eiselein, 300; Simrock, 4581.
7 Auch die Henne kratzt nicht vergeblich (scharrt nicht umsonst).
Böhm.: Ani kuře rádo darmo kutí a hrabe. – Ani slepice darmo nehrabe. – Kuře nadarmo nerado hrabe, aby nĕjakého zrnéčka nenašlo. (Čelakovsky, 128.)
8 Auch die Henne weiss, wenn sie aufs Genist (auf die Schlafstange) fliegen soll.
9 Auch eine blinde Henne findet ein Korn auf der Tenne. – Parömiakon, 1004 u. 1005.
Lat.: Contingit et malis venatio. (Philippi, I, 92; Seybold, 88.)
10 Auch eine kluge Henne legt wol einmal in die Nesseln. – Mauvillon, I, 18; Eiselein, 300; Simrock, 4577; Mayer, II, 196.
Frz.: A bon pêcheur souvent anguille échappe. – Le plus sage peut failler. (Gaal, 876.)
Ung.: Olykor a mester is el hibázza a vecsernyét. (Gaal, 876.)
11 Auch eine schwarze Henne legt weisse Eier.
Die Russen: Auch der schwarzen Henne Eier sind weiss; ob aber ihre Küchlein weiss sein werden, das wollen wir abwarten. (Altmann VI, 466.)
Böhm.: I černá slepice bílá vejce nese. (Čelakovsky, 268.)
Frz.: Noire geline pond blanc oeuf. (Bohn I, 40; Leroux, I, 113.)
Holl.: Eene zwarte hen legt witte eijers. (Harrebomée, I, 304; Bohn I, 313.)
Kroat.: I černa kokoš nese béla jajca. (Čelakovsky, 268.)
Poln.: I czarna kokosz białe jajca niesie. (Čelakovsky, 268.)
12 Besser vor einer Henne als hinter einem Ochsen.
Frz.: Mieux vaut marcher devant une poule que derrière un boeuf. (Bohn I, 39.)
13 Bleibt die Henn' im Hühnerstall, so ist's ein Zeichen, dass ihr der Hahn gefall'.
14 Blinne Henne finn't uck woll mal 'n Arfke (Erbse). (Rastede.) – Firmenich, III, 29, 130.
15 D' Henna badid si, es ged ruh (regnerisches) Wetter. – Tobler.
16 De Hên, de frö kakelt, leggt up'n Dag en Windei. (Holst.) – Schütze, II, 213; hochdeutsch bei Simrock, 4570.
17 De Hîn lîft är Âchen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 212.
18 Der eine hat die Henne gegessen und der andere soll für die Federn büssen. (S. Geniess u. Genuss.)
Die Neger in Surinam sagen ähnlich: Ich habe die Henne nicht gegessen und nun soll ich noch gar für die Federn bezahlen; um auszudrücken: Ich habe nicht mitgetrunken u. s. w. und muss die Zeche bezahlen; andere haben's eingebrockt, ich muss es ausessen. (Wullschlägel; Reinsberg II, 131.)
19 Der hennen gatzen leidt man vmb der eyr willn. – Franck, II, 98a.
Lat.: Laeta quies fessis, dum venit optima messis.
20 Die Hännen in der Steig wollen heraus, die aussen hinein. – Sutor, 470.
Lat.: Pisces qui non intra nassas sunt, volunt intrare, qui jam intus volunt exire. (Sutor, 470.)
21 Die Henn' die jn daz dorf gat, die vedern si da lichte lat. – Lassberg, Liedersaal, 14. Jahrhundert.
22 Die Henne brütet auch auf Einem Ei.
Holl.: Ook op één ei broedt de hen. (Harrebomée, I, 305.)
23 Die Henne darf vor dem Hahn nicht krähen. – Demokritos, II, 297.
Frz.: Ce n'est pas à la poule de chanter devant le coq. (Gaal, 1680; Lendroy, 1237.)
24 Die Henne erscharrt sich so viel als der Wolf raubt.
Dän.: Hønnen lever saa vel af sit skrabe som løven eller ulven af sit rov. (Prov. dan., 306.)
25 Die Henne frisst und wetzt dann den Schnabel am Boden.
Von denen, welche die Wohlthat hinnehmen und thun, als wäre nichts erfolgt; die Gabe empfangen und des Gebers vergessen.
26 Die Henne gatzet so lange, bis ihr das Messer die Kehle abschneidet.
27 Die Henne geht nicht weit ohne den Hahn, das Weib nicht weit ohne den Mann.
Dän.: Stakket er høneflu, uden hane fluer med. (Bohn I, 399; Prov. dan., 289.)
28 Die Henne gibt nur, so lange sie Eier legt. – Altmann VI, 403.
29 Die Henne hat den Fürsten zu Sachsen ein gutes Ei gelegt. – Pistor., VI, 2.
Als Friedrich der Weise von Sachsen durch Lukas Kranach sein Wappen malen liess, sagte er insbesondere zu ihm, er möge die Henne ja fleissig malen, denn sie habe den Fürsten zu Sachsen ein gutes Ei gelegt, wo er auf Friedrich III., Landgraf von Thüringen, auch der Strenge, der Tapfere, Gütige genannt, anspielte, welcher durch seine Verbindung mit Katharina von Henneberg Koburg im Jahre 1356 an sich brachte.
30 Die Henne ist Königin auf ihrem Mist.
Dän.: Hønnen er frie paa sin møding. (Prov. dan., 306.)
31 Die Henne kann nicht scharren, ehe sie aus den Schalen gekrochen ist. – Winckler, III, 79.
32 Die Henne kratzt auch auf fremdem Mist.
Wer bei seinen Erwerbungen nicht sehr gewissenhaft zu Werke geht.
33 Die Henne lässt das Scharren nicht.
In Aegypten hat man dafür das Sprichwort: Sie sagten zur Henne: Iss und scharre (die Körner) nicht herum. Ich kann nicht davon lassen, sagte sie. (Burckhardt, 510.) – Es ist vergebliche Mühe einen alten Sünder durch Tugendlehren bekehren zu wollen.
34 Die Henne lebt nicht mehr, die goldene Eier legt.
Böhm.: Umřela tu slepička, co nesla zlatá vajícka. (Čelakovsky, 49.)
35 Die Henne lebt noch, sie hat nur den Pips.
Von einer kranken Frau.
36 Die Henne lebt, wenn sie auch den Pips hat.
37 Die Henne legt durch den Kropf.
Frz.: A la poule, serre-lui le poing, et elle te serrera le cul. (Starschedel, 324.)
38 Die Henne legt gern in ein Nest, wo sie Eier findet.
Holl.: De hennen leggen gaarne waar zij een ei zien. (Bohn I, 305.)
39 Die Henne legt im Haus ein Ei, aber weit hört man ihr Geschrei.
Die Osmanen behaupten, die Stimme der Henne sei von weitem rauh. (Schlechta, 290.)
40 Die Henne legt kein Ei in ein Nest, wo sie nicht zuvor eins darin findet. – Sailer, 332.
So sammelt keiner Schätze, der keinen Anfang zum Reichthum hat.
Span.: Sobre un huevo pone la gallina. (Bohn I, 258.)
41 Die Henne legt nicht jedesmal ein Ei, wenn sie gackert.
42 Die Henne legt, wie man ihr legt.
D. h. wie man sie füttert, denn aus nichts wird nichts.
Holl.: De hen is als haar ven1 is. (Gruter, I, 96.)
1) Für veen. Bei Cats steht wen = Weide. (Vgl. Harrebomée, III, 221.)
43 Die Henne macht ein gross Geschrei, wenn sie gelegt ein kleines Ei.
Mhd.: Man siht in selten vil getuon swer sîn lop machet breit; daz kan betiuten uns ein huon; swann daz ein kleinez ei geleit, sô bringt ez mit sîm gagzen klaffen dicke ein wîtez hûs in nôt. (Colm.) – Swan danne ein huon gelegt, sô trîbt ez grozen braht. (Colm.) (Zingerle, 65.)
Dän.: Hønen kagler saa høgt for et lidet æg. (Prov. dan., 231.)
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