Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] *87 Es ist das letzte Hemde, was er gibt (daran wendet). Von jemand, der die letzte Kraft, das letzte Vermögen für irgendeinen Zweck zum Opfer bringt. *88 Hä is ens Hömm gekroache. (Henneberg.) - Für Preussen: Frischbier2, 1567. Als Antwort auf die Frage, wo jemand ist: Er ist ins Hemde gekrochen. *89 Hab' ich nur ein Hemde drunter, so mag der Rock herunter. Die Russen: Wer nur ein Hemd hat, darf ohne Rock gehen. *90 He gift sein Hemm von 't Leiw. (Altmark.) - Danneil, 206. Ist sehr freigebig. Holl.: Hij zou zijn hemd van het lijf weggeven. (Harrebomee, I, 301.) *91 He hett kin hel Hemd up'n Leiw. (Oldenburg.) - Goldschmidt, II, 26. *92 He hett 'n flässen Hemd an. In Pommern in dem Sinne: Die Spendirhosen anhaben. (S. Gebenhausen.) *93 Ich habe kein Hemd in dieser Wäsche. - Simrock, 11212; Eiselein, 628. Holl.: Ik wilde liefst geen hemd in deze wasch hebben. (Harrebomee, I, 302.) *94 Im Hemde Adam's. Die Russen: Blos ein fleischernes Hemd anhaben. (Altmann VI, 519.) *95 In seinem Hemde ist mehr Loch als Zeug. *96 Keen Hemd öwern Steert hebben. - Goldschmidt, 146; Eichwald, 768. Ein oldenburger Landmädchen kann kaum ein grösserer Vorwurf treffen als der: Se hett keen heel Hemd övern Mars; da man dort allem blos auf den Schein berechneten Flitterstaat feind ist. Gute Leibwäsche gilt für wichtiger als ein Spitzenkleid. *97 Mein eigenes Hemd muss es nicht inne werden. Versicherung der strengsten Verschwiegenheit. Holl.: Mijn eigen hemd moet niet weten, dat ik bij u geweest ben. (Harrebomee, I, 302.) *98 Mij is dat Hemd to Linnwand worren. Mir ist das Hemd zu Leinwand worden. In Pommern zur scherzhaften Bezeichnung für einen Schreck. Auch neckend in Frageform, wenn von einem gehabten Schreck die Rede ist: Is dei dat Hemd to Linnwand worren? *99 'S Hemp lid naher as der Schopa1. - Tobler, 396. 1) Auch Schöpa, zunächst Männerrock, der über die Weste getragen wird und bis gegen die Knie oder unter die Knie herabreicht. Die Schöpa werden von den Landleuten an feierlichen Anlässen, womit etwas Kirchliches verbunden ist und an der Landsgemeinde getragen. Dann auch ein kurzes Oberkleid für die Frauen, das aber vorherrschend Schöpli heisst. *100 Sein Hemd in einer Pfütze (Lache) waschen. Holl.: Zijn hemd met besch .... handen wasschen. (Harrebomee, I, 302.) *101 Sie hat nichts als ein zusammengeknüpftes Hemd. *102 Un selt ich's Hemde vum Leibe verkaufen. (Schles.) Ich will dafür das Aeusserste wagen. Bei Keller (S. 168b) kommt eine breslauer Kräuterin zum Schulzen klagen: "Ich gieng bäalde zum Schultze und derzehltem olles, doss a selber recht sihr uf a grauben Bortel schmalte. Ich saite: Herr Schaultze, su wauhr ich a ierlich Web bin, ich war nich eher ruhn, selte ich auch 's hembde vun Lebe verkäuffen." *103 Und wenn's mein letztes Hemde kostet. Holl.: Het moet, al zou ik ook mijn laatste hemd in den lombard brengen. ( Harrebomee, I, 301.) *104 Vielleicht (hat sie) nur ein Hemd, aber es ist Freude sie zu sehen. (Friaul.) Von einer schönen Frau, der, wenn auch arm, der Vorzug gebühre. Hemdlein. 1 Das Hemdlein liegt näher als das Röcklein. (Schweiz.) Sehr oft die Sprache des blossen Eigennutzes. 2 'S Hämmli lid näher als der Rock. (Luzern.) In O. Schade's Satiren und Pasquille aus der Reformationszeit (Hannover 1856-58, I, 13, 19) heisst es': "Nun merken iez zu diser zeit wie uns das hemblein so nach anleit." Der Herausgeber bemerkt zwar: "hemblein, wol zu hämpel gehörig, wovon Schmeller, II, 197 die Bedeutung Teufel angibt." Die beiden angeführten Sprichwörter scheinen mir aber mehr dafür zu sprechen, dass es zu hemdlein gehört. (Vgl. auch Frommann, VI, 60.) Hemdschörten. 'T is Hemdschörten-Abend, säd' de Knecht, dar böert he de Dern den Rock up. (Hamburg.) - Hoefer, 616. Hemethal. Hemethal ist auch eine Stadt. (Schweiz.) Hemethal ist ein Dorf am Randen, früher ein sehr ansehnlicher Flecken, der im Laufe der Zeit, wahrscheinlich durch den zunehmenden Flor Schaffhausens, gesunken ist. Es ist unbestimmt, ob das Sprichwort eine Erinnerung an die ehemalige bessere Lage des Orts aufbewahrt, oder einen verächtlichen Blick auf den Zustand des Orts in der Gegenwart ausdrücken will. Wahrscheinlich blos Spott auf die Kleinheit des Orts, da derselbe Gedanke in verschiedenen Gegenden Deutschlands, kleine Städtchen neckend, wiederkehrt. (S. Kupferberg und Rothenburg.) Hemmen. Wer einen andern hemmet, der klemmet sich selber. - Petri, II, 700. Hemmkette. * Eine Hemmkette entzweilügen. - Schottel, 1114b. Hemmniss. Hemmniss ist die Wurzel alles Uebels. - Graf, 426, 227. Unter Hemmniss ist hier Rechtsverzögerung zu verstehen, die nach älterm Rechte schon vorlag, wenn ein Antrag nicht bei demselben Sonnenschein gewürdigt wurde, da man ihn einbrachte, nach den Reichsgesetzen aber erst, wenn binnen Monatsfrist keinerlei Verfügung erging. (Vgl. Kammergerichtsordung von 1555, II, 13, 2.) Mhd.: Hindersal ist eine wurzel aller vnding. (Endemann, II, 46, 82.) Hemmschuh. 1 Der alte Hemmschuh ist entzwei. 2 Hemmschuh von Thon leistet schlechten Fron. *3 Es ist wieder ein neuer Hemmschuh. Hempel. * Es ist ein grober Hempel. "So grobe Hempel sind die Calvinisten." (Luther's Werke, III, 415.) "Ey, du grober Hempel, bist du doch gröber als ein Stock." (Luther, Kirchenpostille, IV, 39b.) "Seid ihr nicht unbehauene Klötze und grobe Hempel?" (Luther, Kirchenpostille, 441a; Saltzmann, Anh. 40.) Hemskebröch. * Er ist ein Hemskebröch. - Frischbier2, 1539. Ein Ameisenbauch, d. i. ein sehr magerer Mensch. Hemskegreiper. * Er ist ein Hemskegreiper. - Frischbier2, 1540. Ein heimtückischer, arglistiger Mensch, auch Kleinigkeitskrämer. Hengst. 1 An Hingst kaan snöwli üüb fjau 'r Bian, do kaan lacht an Minsk üübkau. (Nordfries.) - Johansen, 96. 2 An witjen Hingst skal föl Streilis ha. (Amrum.) - Lappenkorb; Firmenich, III, 7, 101. Ein weisser Hengst (Pferd) soll viel Streu haben, wird in Bezug auf eitle Hausfrauen gebraucht. Auf Sylt: Di wit Hingster skel fuul Streils haa. (Haupt. VIII, 352, 22.) 3 Besser ein blinder Hengst als eine leere Halfter. 4 Das müsste ein schlechter Hengst sein, der nicht einen Schlag von der Mähre ertragen könnte. - Bücking, 113. Die Begierden sind blind, sobald sie ihre Befriedigung durchaus verlangen. 5 Dem Hengst thut's nicht weh, wenn ihn die Stute tritt. Frz.: Jamais coup de pied de jument ne fit mal a cheval. (Leroux, I, 114.) 6 Der Hengst ist frei wie der Farre. - Graf, 116, 299. Jedermann konnte Thiere, die auf seinem Gute Schaden verursachten, pfänden, doch fand bei Flurbeschädigungen durch Thiere eine Beschränkung des Pfändungsrechts zu Gunsten aller Fasel-, d. i. Zuchtthiere statt. "Alles Zielvieh ist gefreit; geht es dem Manne zu Schaden, er darf es nur mit einem Sommerladen aus dem Korne treiben." (Grimm, Weisth., I, 758.) Um seines gemeinen Nutzens willen war der Hengst ebenso frei wie der Farre oder Zuchtstier. Es war nur erlaubt, sie mit einer kleinen Gerte, also mit möglicher Schonung, aus dem Garten zu treiben, "das erstemal drei Raine weit, das zweitemal sechs Raine weit; kommt er aber zum drittenmal, weil ihm die Weide so schmeckt, so soll ihm der Bauer auch zu trinken bringen". (Vgl. Chabert, 139, 3.) Auch die Sau durfte ihre Ferkel frei durch eines andern Ackerland führen. (Grimm, Weisth., III, 807.) Einer besondern Unverletzbarkeit hatte sich eine weisse Sau mit neun schneeweissen Ferkeln ohne Flecken zu erfreuen. "Gehen diese in das Korn, man [Spaltenumbruch] *87 Es ist das letzte Hemde, was er gibt (daran wendet). Von jemand, der die letzte Kraft, das letzte Vermögen für irgendeinen Zweck zum Opfer bringt. *88 Hä is ens Hömm gekroache. (Henneberg.) – Für Preussen: Frischbier2, 1567. Als Antwort auf die Frage, wo jemand ist: Er ist ins Hemde gekrochen. *89 Hab' ich nur ein Hemde drunter, so mag der Rock herunter. Die Russen: Wer nur ein Hemd hat, darf ohne Rock gehen. *90 Hê gift sîn Hemm von 't Lîw. (Altmark.) – Danneil, 206. Ist sehr freigebig. Holl.: Hij zou zijn hemd van het lijf weggeven. (Harrebomée, I, 301.) *91 He hett kin hêl Hemd up'n Lîw. (Oldenburg.) – Goldschmidt, II, 26. *92 He hett 'n flässen Hemd an. In Pommern in dem Sinne: Die Spendirhosen anhaben. (S. Gebenhausen.) *93 Ich habe kein Hemd in dieser Wäsche. – Simrock, 11212; Eiselein, 628. Holl.: Ik wilde liefst geen hemd in deze wasch hebben. (Harrebomée, I, 302.) *94 Im Hemde Adam's. Die Russen: Blos ein fleischernes Hemd anhaben. (Altmann VI, 519.) *95 In seinem Hemde ist mehr Loch als Zeug. *96 Keen Hemd öwern Steert hebben. – Goldschmidt, 146; Eichwald, 768. Ein oldenburger Landmädchen kann kaum ein grösserer Vorwurf treffen als der: Se hett keen heel Hemd övern Mârs; da man dort allem blos auf den Schein berechneten Flitterstaat feind ist. Gute Leibwäsche gilt für wichtiger als ein Spitzenkleid. *97 Mein eigenes Hemd muss es nicht inne werden. Versicherung der strengsten Verschwiegenheit. Holl.: Mijn eigen hemd moet niet weten, dat ik bij u geweest ben. (Harrebomée, I, 302.) *98 Mij is dat Hemd to Linnwand worren. Mir ist das Hemd zu Leinwand worden. In Pommern zur scherzhaften Bezeichnung für einen Schreck. Auch neckend in Frageform, wenn von einem gehabten Schreck die Rede ist: Is dî dat Hemd to Linnwand worren? *99 'S Hemp lid naher as der Schopa1. – Tobler, 396. 1) Auch Schöpa, zunächst Männerrock, der über die Weste getragen wird und bis gegen die Knie oder unter die Knie herabreicht. Die Schöpa werden von den Landleuten an feierlichen Anlässen, womit etwas Kirchliches verbunden ist und an der Landsgemeinde getragen. Dann auch ein kurzes Oberkleid für die Frauen, das aber vorherrschend Schöpli heisst. *100 Sein Hemd in einer Pfütze (Lache) waschen. Holl.: Zijn hemd met besch .... handen wasschen. (Harrebomée, I, 302.) *101 Sie hat nichts als ein zusammengeknüpftes Hemd. *102 Un selt ich's Hemde vum Leibe verkaufen. (Schles.) Ich will dafür das Aeusserste wagen. Bei Keller (S. 168b) kommt eine breslauer Kräuterin zum Schulzen klagen: „Ich gieng bäalde zum Schultze und derzehltem olles, doss a selber recht sihr uf a grauben Bortel schmalte. Ich saite: Herr Schaultze, su wauhr ich a ierlich Web bin, ich war nich eher ruhn, selte ich auch 's hembde vun Lebe verkäuffen.“ *103 Und wenn's mein letztes Hemde kostet. Holl.: Het moet, al zou ik ook mijn laatste hemd in den lombard brengen. ( Harrebomée, I, 301.) *104 Vielleicht (hat sie) nur ein Hemd, aber es ist Freude sie zu sehen. (Friaul.) Von einer schönen Frau, der, wenn auch arm, der Vorzug gebühre. Hemdlein. 1 Das Hemdlein liegt näher als das Röcklein. (Schweiz.) Sehr oft die Sprache des blossen Eigennutzes. 2 'S Hämmli lid näher als der Rock. (Luzern.) In O. Schade's Satiren und Pasquille aus der Reformationszeit (Hannover 1856-58, I, 13, 19) heisst es': „Nun merken iez zu diser zeit wie uns das hemblein so nach anleit.“ Der Herausgeber bemerkt zwar: „hemblein, wol zu hämpel gehörig, wovon Schmeller, II, 197 die Bedeutung Teufel angibt.“ Die beiden angeführten Sprichwörter scheinen mir aber mehr dafür zu sprechen, dass es zu hemdlein gehört. (Vgl. auch Frommann, VI, 60.) Hemdschörten. 'T is Hemdschörten-Abend, säd' de Knecht, dar böert he de Dêrn den Rock up. (Hamburg.) – Hoefer, 616. Hemethal. Hemethal ist auch eine Stadt. (Schweiz.) Hemethal ist ein Dorf am Randen, früher ein sehr ansehnlicher Flecken, der im Laufe der Zeit, wahrscheinlich durch den zunehmenden Flor Schaffhausens, gesunken ist. Es ist unbestimmt, ob das Sprichwort eine Erinnerung an die ehemalige bessere Lage des Orts aufbewahrt, oder einen verächtlichen Blick auf den Zustand des Orts in der Gegenwart ausdrücken will. Wahrscheinlich blos Spott auf die Kleinheit des Orts, da derselbe Gedanke in verschiedenen Gegenden Deutschlands, kleine Städtchen neckend, wiederkehrt. (S. Kupferberg und Rothenburg.) Hemmen. Wer einen andern hemmet, der klemmet sich selber. – Petri, II, 700. Hemmkette. * Eine Hemmkette entzweilügen. – Schottel, 1114b. Hemmniss. Hemmniss ist die Wurzel alles Uebels. – Graf, 426, 227. Unter Hemmniss ist hier Rechtsverzögerung zu verstehen, die nach älterm Rechte schon vorlag, wenn ein Antrag nicht bei demselben Sonnenschein gewürdigt wurde, da man ihn einbrachte, nach den Reichsgesetzen aber erst, wenn binnen Monatsfrist keinerlei Verfügung erging. (Vgl. Kammergerichtsordung von 1555, II, 13, 2.) Mhd.: Hindersal ist eine wurzel aller vnding. (Endemann, II, 46, 82.) Hemmschuh. 1 Der alte Hemmschuh ist entzwei. 2 Hemmschuh von Thon leistet schlechten Fron. *3 Es ist wieder ein neuer Hemmschuh. Hempel. * Es ist ein grober Hempel. „So grobe Hempel sind die Calvinisten.“ (Luther's Werke, III, 415.) „Ey, du grober Hempel, bist du doch gröber als ein Stock.“ (Luther, Kirchenpostille, IV, 39b.) „Seid ihr nicht unbehauene Klötze und grobe Hempel?“ (Luther, Kirchenpostille, 441a; Saltzmann, Anh. 40.) Hêmskebröch. * Er ist ein Hêmskebröch. – Frischbier2, 1539. Ein Ameisenbauch, d. i. ein sehr magerer Mensch. Hêmskegrîper. * Er ist ein Hemskegrîper. – Frischbier2, 1540. Ein heimtückischer, arglistiger Mensch, auch Kleinigkeitskrämer. Hengst. 1 An Hingst kaan snöwli üüb fjàu 'r Bian, do kaan lacht an Minsk üübkau. (Nordfries.) – Johansen, 96. 2 An witjen Hingst skal föl Streilis ha. (Amrum.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 7, 101. Ein weisser Hengst (Pferd) soll viel Streu haben, wird in Bezug auf eitle Hausfrauen gebraucht. Auf Sylt: Di wit Hingster skel fuul Streils haa. (Haupt. VIII, 352, 22.) 3 Besser ein blinder Hengst als eine leere Halfter. 4 Das müsste ein schlechter Hengst sein, der nicht einen Schlag von der Mähre ertragen könnte. – Bücking, 113. Die Begierden sind blind, sobald sie ihre Befriedigung durchaus verlangen. 5 Dem Hengst thut's nicht weh, wenn ihn die Stute tritt. Frz.: Jamais coup de pied de jument ne fit mal à cheval. (Leroux, I, 114.) 6 Der Hengst ist frei wie der Farre. – Graf, 116, 299. Jedermann konnte Thiere, die auf seinem Gute Schaden verursachten, pfänden, doch fand bei Flurbeschädigungen durch Thiere eine Beschränkung des Pfändungsrechts zu Gunsten aller Fasel-, d. i. Zuchtthiere statt. „Alles Zielvieh ist gefreit; geht es dem Manne zu Schaden, er darf es nur mit einem Sommerladen aus dem Korne treiben.“ (Grimm, Weisth., I, 758.) Um seines gemeinen Nutzens willen war der Hengst ebenso frei wie der Farre oder Zuchtstier. Es war nur erlaubt, sie mit einer kleinen Gerte, also mit möglicher Schonung, aus dem Garten zu treiben, „das erstemal drei Raine weit, das zweitemal sechs Raine weit; kommt er aber zum drittenmal, weil ihm die Weide so schmeckt, so soll ihm der Bauer auch zu trinken bringen“. (Vgl. Chabert, 139, 3.) Auch die Sau durfte ihre Ferkel frei durch eines andern Ackerland führen. (Grimm, Weisth., III, 807.) Einer besondern Unverletzbarkeit hatte sich eine weisse Sau mit neun schneeweissen Ferkeln ohne Flecken zu erfreuen. „Gehen diese in das Korn, man <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0258" n="[252]"/><cb n="503"/> *87 Es ist das letzte Hemde, was er gibt (daran wendet).</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Von jemand, der die letzte Kraft, das letzte Vermögen für irgendeinen Zweck zum Opfer bringt.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*88 Hä is ens Hömm gekroache.</hi> (<hi rendition="#i">Henneberg.</hi>) – Für Preussen: <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1567.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Als Antwort auf die Frage, wo jemand ist: Er ist ins Hemde gekrochen.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*89 Hab' ich nur ein Hemde drunter, so mag der Rock herunter.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Die Russen: Wer nur ein Hemd hat, darf ohne Rock gehen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*90 Hê gift sîn Hemm von 't Lîw.</hi> (<hi rendition="#i">Altmark.</hi>) – <hi rendition="#i">Danneil, 206.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ist sehr freigebig.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij zou zijn hemd van het lijf weggeven. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 301.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*91 He hett kin hêl Hemd up'n Lîw.</hi> (<hi rendition="#i">Oldenburg.</hi>) – <hi rendition="#i">Goldschmidt, II, 26.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*92 He hett 'n flässen Hemd an.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">In Pommern in dem Sinne: Die Spendirhosen anhaben. (S. Gebenhausen.)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*93 Ich habe kein Hemd in dieser Wäsche.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 11212; Eiselein, 628.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Ik wilde liefst geen hemd in deze wasch hebben. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 302.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*94 Im Hemde Adam's.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Die Russen: Blos ein fleischernes Hemd anhaben. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 519.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*95 In seinem Hemde ist mehr Loch als Zeug.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*96 Keen Hemd öwern Steert hebben.</hi> – <hi rendition="#i">Goldschmidt, 146; Eichwald, 768.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ein oldenburger Landmädchen kann kaum ein grösserer Vorwurf treffen als der: Se hett keen heel Hemd övern Mârs; da man dort allem blos auf den Schein berechneten Flitterstaat feind ist. Gute Leibwäsche gilt für wichtiger als ein Spitzenkleid.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*97 Mein eigenes Hemd muss es nicht inne werden.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Versicherung der strengsten Verschwiegenheit.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Mijn eigen hemd moet niet weten, dat ik bij u geweest ben. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 302.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*98 Mij is dat Hemd to Linnwand worren.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Mir ist das Hemd zu Leinwand worden. In Pommern zur scherzhaften Bezeichnung für einen Schreck. Auch neckend in Frageform, wenn von einem gehabten Schreck die Rede ist: Is dî dat Hemd to Linnwand worren?</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*99 'S Hemp lid naher as der Schopa<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> – <hi rendition="#i">Tobler, 396.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Auch Schöpa, zunächst Männerrock, der über die Weste getragen wird und bis gegen die Knie oder unter die Knie herabreicht. Die Schöpa werden von den Landleuten an feierlichen Anlässen, womit etwas Kirchliches verbunden ist und an der Landsgemeinde getragen. Dann auch ein kurzes Oberkleid für die Frauen, das aber vorherrschend Schöpli heisst.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*100 Sein Hemd in einer Pfütze (Lache) waschen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Zijn hemd met besch .... handen wasschen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 302.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*101 Sie hat nichts als ein zusammengeknüpftes Hemd.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*102 Un selt ich's Hemde vum Leibe verkaufen.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Ich will dafür das Aeusserste wagen. Bei <hi rendition="#i">Keller</hi> (S. 168<hi rendition="#sup">b</hi>) kommt eine breslauer Kräuterin zum Schulzen klagen: „Ich gieng bäalde zum Schultze und derzehltem olles, doss a selber recht sihr uf a grauben Bortel schmalte. Ich saite: Herr Schaultze, su wauhr ich a ierlich Web bin, ich war nich eher ruhn, selte ich auch 's hembde vun Lebe verkäuffen.“</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*103 Und wenn's mein letztes Hemde kostet.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het moet, al zou ik ook mijn laatste hemd in den lombard brengen. ( <hi rendition="#i">Harrebomée, I, 301.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*104 Vielleicht (hat sie) nur ein Hemd, aber es ist Freude sie zu sehen.</hi> (<hi rendition="#i">Friaul.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Von einer schönen Frau, der, wenn auch arm, der Vorzug gebühre.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Hemdlein.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Das Hemdlein liegt näher als das Röcklein.</hi> (<hi rendition="#i">Schweiz.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Sehr oft die Sprache des blossen Eigennutzes.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 'S Hämmli lid näher als der Rock.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">In <hi rendition="#i">O. Schade's Satiren und Pasquille aus der Reformationszeit (Hannover 1856-58, I, 13, 19)</hi> heisst es': „Nun merken iez zu diser zeit wie uns das hemblein so nach anleit.“ Der Herausgeber bemerkt zwar: „hemblein, wol zu hämpel gehörig, wovon <hi rendition="#i">Schmeller, II, 197</hi> die Bedeutung Teufel angibt.“ Die beiden angeführten Sprichwörter scheinen mir aber mehr dafür zu sprechen, dass es zu hemdlein gehört. (Vgl. auch <hi rendition="#i">Frommann, VI, 60.</hi>)</p><lb/> </div> <cb n="504"/> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Hemdschörten.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">'T is Hemdschörten-Abend, säd' de Knecht, dar böert he de Dêrn den Rock up.</hi> (<hi rendition="#i">Hamburg.</hi>) – <hi rendition="#i">Hoefer, 616.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Hemethal.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Hemethal ist auch eine Stadt.</hi> (<hi rendition="#i">Schweiz.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Hemethal ist ein Dorf am Randen, früher ein sehr ansehnlicher Flecken, der im Laufe der Zeit, wahrscheinlich durch den zunehmenden Flor Schaffhausens, gesunken ist. Es ist unbestimmt, ob das Sprichwort eine Erinnerung an die ehemalige bessere Lage des Orts aufbewahrt, oder einen verächtlichen Blick auf den Zustand des Orts in der Gegenwart ausdrücken will. Wahrscheinlich blos Spott auf die Kleinheit des Orts, da derselbe Gedanke in verschiedenen Gegenden Deutschlands, kleine Städtchen neckend, wiederkehrt. (S. Kupferberg und Rothenburg.)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Hemmen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wer einen andern hemmet, der klemmet sich selber.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 700.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Hemmkette.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Eine Hemmkette entzweilügen.</hi> – <hi rendition="#i">Schottel, 1114<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Hemmniss.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Hemmniss ist die Wurzel alles Uebels.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 426, 227.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Unter Hemmniss ist hier Rechtsverzögerung zu verstehen, die nach älterm Rechte schon vorlag, wenn ein Antrag nicht bei demselben Sonnenschein gewürdigt wurde, da man ihn einbrachte, nach den Reichsgesetzen aber erst, wenn binnen Monatsfrist keinerlei Verfügung erging. (Vgl. <hi rendition="#i">Kammergerichtsordung von 1555, II, 13, 2.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Hindersal ist eine wurzel aller vnding. (<hi rendition="#i">Endemann, II, 46, 82.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Hemmschuh.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der alte Hemmschuh ist entzwei.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Hemmschuh von Thon leistet schlechten Fron.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Es ist wieder ein neuer Hemmschuh.</hi> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Hempel.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es ist ein grober Hempel.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„So grobe Hempel sind die Calvinisten.“ (<hi rendition="#i">Luther's Werke, III, 415.</hi>) „Ey, du grober Hempel, bist du doch gröber als ein Stock.“ (<hi rendition="#i">Luther, Kirchenpostille, IV, 39<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>) „Seid ihr nicht unbehauene Klötze und grobe Hempel?“ (<hi rendition="#i">Luther, Kirchenpostille, 441<hi rendition="#sup">a</hi>; Saltzmann, Anh. 40.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Hêmskebröch.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist ein Hêmskebröch.</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1539.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ein Ameisenbauch, d. i. ein sehr magerer Mensch.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Hêmskegrîper.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist ein Hemskegrîper.</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1540.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ein heimtückischer, arglistiger Mensch, auch Kleinigkeitskrämer.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Hengst.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 An Hingst kaan snöwli üüb fjàu 'r Bian, do kaan lacht an Minsk üübkau.</hi> (<hi rendition="#i">Nordfries.</hi>) – <hi rendition="#i">Johansen, 96.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 An witjen Hingst skal föl Streilis ha.</hi> (<hi rendition="#i">Amrum.</hi>) – <hi rendition="#i">Lappenkorb; Firmenich, III, 7, 101.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ein weisser Hengst (Pferd) soll viel Streu haben, wird in Bezug auf eitle Hausfrauen gebraucht. Auf Sylt: Di wit Hingster skel fuul Streils haa. (<hi rendition="#i">Haupt. VIII, 352, 22.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Besser ein blinder Hengst als eine leere Halfter.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Das müsste ein schlechter Hengst sein, der nicht einen Schlag von der Mähre ertragen könnte.</hi> – <hi rendition="#i">Bücking, 113.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Die Begierden sind blind, sobald sie ihre Befriedigung durchaus verlangen.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Dem Hengst thut's nicht weh, wenn ihn die Stute tritt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Jamais coup de pied de jument ne fit mal à cheval. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 114.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Der Hengst ist frei wie der Farre.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 116, 299.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Jedermann konnte Thiere, die auf seinem Gute Schaden verursachten, pfänden, doch fand bei Flurbeschädigungen durch Thiere eine Beschränkung des Pfändungsrechts zu Gunsten aller Fasel-, d. i. Zuchtthiere statt. „Alles Zielvieh ist gefreit; geht es dem Manne zu Schaden, er darf es nur mit einem Sommerladen aus dem Korne treiben.“ (<hi rendition="#i">Grimm, Weisth., I, 758.</hi>) Um seines gemeinen Nutzens willen war der Hengst ebenso frei wie der Farre oder Zuchtstier. Es war nur erlaubt, sie mit einer kleinen Gerte, also mit möglicher Schonung, aus dem Garten zu treiben, „das erstemal drei Raine weit, das zweitemal sechs Raine weit; kommt er aber zum drittenmal, weil ihm die Weide so schmeckt, so soll ihm der Bauer auch zu trinken bringen“. (Vgl. <hi rendition="#i">Chabert, 139, 3.</hi>) Auch die Sau durfte ihre Ferkel frei durch eines andern Ackerland führen. (<hi rendition="#i">Grimm, Weisth., III, 807.</hi>) Einer besondern Unverletzbarkeit hatte sich eine weisse Sau mit neun schneeweissen Ferkeln ohne Flecken zu erfreuen. „Gehen diese in das Korn, man </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[252]/0258]
*87 Es ist das letzte Hemde, was er gibt (daran wendet).
Von jemand, der die letzte Kraft, das letzte Vermögen für irgendeinen Zweck zum Opfer bringt.
*88 Hä is ens Hömm gekroache. (Henneberg.) – Für Preussen: Frischbier2, 1567.
Als Antwort auf die Frage, wo jemand ist: Er ist ins Hemde gekrochen.
*89 Hab' ich nur ein Hemde drunter, so mag der Rock herunter.
Die Russen: Wer nur ein Hemd hat, darf ohne Rock gehen.
*90 Hê gift sîn Hemm von 't Lîw. (Altmark.) – Danneil, 206.
Ist sehr freigebig.
Holl.: Hij zou zijn hemd van het lijf weggeven. (Harrebomée, I, 301.)
*91 He hett kin hêl Hemd up'n Lîw. (Oldenburg.) – Goldschmidt, II, 26.
*92 He hett 'n flässen Hemd an.
In Pommern in dem Sinne: Die Spendirhosen anhaben. (S. Gebenhausen.)
*93 Ich habe kein Hemd in dieser Wäsche. – Simrock, 11212; Eiselein, 628.
Holl.: Ik wilde liefst geen hemd in deze wasch hebben. (Harrebomée, I, 302.)
*94 Im Hemde Adam's.
Die Russen: Blos ein fleischernes Hemd anhaben. (Altmann VI, 519.)
*95 In seinem Hemde ist mehr Loch als Zeug.
*96 Keen Hemd öwern Steert hebben. – Goldschmidt, 146; Eichwald, 768.
Ein oldenburger Landmädchen kann kaum ein grösserer Vorwurf treffen als der: Se hett keen heel Hemd övern Mârs; da man dort allem blos auf den Schein berechneten Flitterstaat feind ist. Gute Leibwäsche gilt für wichtiger als ein Spitzenkleid.
*97 Mein eigenes Hemd muss es nicht inne werden.
Versicherung der strengsten Verschwiegenheit.
Holl.: Mijn eigen hemd moet niet weten, dat ik bij u geweest ben. (Harrebomée, I, 302.)
*98 Mij is dat Hemd to Linnwand worren.
Mir ist das Hemd zu Leinwand worden. In Pommern zur scherzhaften Bezeichnung für einen Schreck. Auch neckend in Frageform, wenn von einem gehabten Schreck die Rede ist: Is dî dat Hemd to Linnwand worren?
*99 'S Hemp lid naher as der Schopa1. – Tobler, 396.
1) Auch Schöpa, zunächst Männerrock, der über die Weste getragen wird und bis gegen die Knie oder unter die Knie herabreicht. Die Schöpa werden von den Landleuten an feierlichen Anlässen, womit etwas Kirchliches verbunden ist und an der Landsgemeinde getragen. Dann auch ein kurzes Oberkleid für die Frauen, das aber vorherrschend Schöpli heisst.
*100 Sein Hemd in einer Pfütze (Lache) waschen.
Holl.: Zijn hemd met besch .... handen wasschen. (Harrebomée, I, 302.)
*101 Sie hat nichts als ein zusammengeknüpftes Hemd.
*102 Un selt ich's Hemde vum Leibe verkaufen. (Schles.)
Ich will dafür das Aeusserste wagen. Bei Keller (S. 168b) kommt eine breslauer Kräuterin zum Schulzen klagen: „Ich gieng bäalde zum Schultze und derzehltem olles, doss a selber recht sihr uf a grauben Bortel schmalte. Ich saite: Herr Schaultze, su wauhr ich a ierlich Web bin, ich war nich eher ruhn, selte ich auch 's hembde vun Lebe verkäuffen.“
*103 Und wenn's mein letztes Hemde kostet.
Holl.: Het moet, al zou ik ook mijn laatste hemd in den lombard brengen. ( Harrebomée, I, 301.)
*104 Vielleicht (hat sie) nur ein Hemd, aber es ist Freude sie zu sehen. (Friaul.)
Von einer schönen Frau, der, wenn auch arm, der Vorzug gebühre.
Hemdlein.
1 Das Hemdlein liegt näher als das Röcklein. (Schweiz.)
Sehr oft die Sprache des blossen Eigennutzes.
2 'S Hämmli lid näher als der Rock. (Luzern.)
In O. Schade's Satiren und Pasquille aus der Reformationszeit (Hannover 1856-58, I, 13, 19) heisst es': „Nun merken iez zu diser zeit wie uns das hemblein so nach anleit.“ Der Herausgeber bemerkt zwar: „hemblein, wol zu hämpel gehörig, wovon Schmeller, II, 197 die Bedeutung Teufel angibt.“ Die beiden angeführten Sprichwörter scheinen mir aber mehr dafür zu sprechen, dass es zu hemdlein gehört. (Vgl. auch Frommann, VI, 60.)
Hemdschörten.
'T is Hemdschörten-Abend, säd' de Knecht, dar böert he de Dêrn den Rock up. (Hamburg.) – Hoefer, 616.
Hemethal.
Hemethal ist auch eine Stadt. (Schweiz.)
Hemethal ist ein Dorf am Randen, früher ein sehr ansehnlicher Flecken, der im Laufe der Zeit, wahrscheinlich durch den zunehmenden Flor Schaffhausens, gesunken ist. Es ist unbestimmt, ob das Sprichwort eine Erinnerung an die ehemalige bessere Lage des Orts aufbewahrt, oder einen verächtlichen Blick auf den Zustand des Orts in der Gegenwart ausdrücken will. Wahrscheinlich blos Spott auf die Kleinheit des Orts, da derselbe Gedanke in verschiedenen Gegenden Deutschlands, kleine Städtchen neckend, wiederkehrt. (S. Kupferberg und Rothenburg.)
Hemmen.
Wer einen andern hemmet, der klemmet sich selber. – Petri, II, 700.
Hemmkette.
* Eine Hemmkette entzweilügen. – Schottel, 1114b.
Hemmniss.
Hemmniss ist die Wurzel alles Uebels. – Graf, 426, 227.
Unter Hemmniss ist hier Rechtsverzögerung zu verstehen, die nach älterm Rechte schon vorlag, wenn ein Antrag nicht bei demselben Sonnenschein gewürdigt wurde, da man ihn einbrachte, nach den Reichsgesetzen aber erst, wenn binnen Monatsfrist keinerlei Verfügung erging. (Vgl. Kammergerichtsordung von 1555, II, 13, 2.)
Mhd.: Hindersal ist eine wurzel aller vnding. (Endemann, II, 46, 82.)
Hemmschuh.
1 Der alte Hemmschuh ist entzwei.
2 Hemmschuh von Thon leistet schlechten Fron.
*3 Es ist wieder ein neuer Hemmschuh.
Hempel.
* Es ist ein grober Hempel.
„So grobe Hempel sind die Calvinisten.“ (Luther's Werke, III, 415.) „Ey, du grober Hempel, bist du doch gröber als ein Stock.“ (Luther, Kirchenpostille, IV, 39b.) „Seid ihr nicht unbehauene Klötze und grobe Hempel?“ (Luther, Kirchenpostille, 441a; Saltzmann, Anh. 40.)
Hêmskebröch.
* Er ist ein Hêmskebröch. – Frischbier2, 1539.
Ein Ameisenbauch, d. i. ein sehr magerer Mensch.
Hêmskegrîper.
* Er ist ein Hemskegrîper. – Frischbier2, 1540.
Ein heimtückischer, arglistiger Mensch, auch Kleinigkeitskrämer.
Hengst.
1 An Hingst kaan snöwli üüb fjàu 'r Bian, do kaan lacht an Minsk üübkau. (Nordfries.) – Johansen, 96.
2 An witjen Hingst skal föl Streilis ha. (Amrum.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 7, 101.
Ein weisser Hengst (Pferd) soll viel Streu haben, wird in Bezug auf eitle Hausfrauen gebraucht. Auf Sylt: Di wit Hingster skel fuul Streils haa. (Haupt. VIII, 352, 22.)
3 Besser ein blinder Hengst als eine leere Halfter.
4 Das müsste ein schlechter Hengst sein, der nicht einen Schlag von der Mähre ertragen könnte. – Bücking, 113.
Die Begierden sind blind, sobald sie ihre Befriedigung durchaus verlangen.
5 Dem Hengst thut's nicht weh, wenn ihn die Stute tritt.
Frz.: Jamais coup de pied de jument ne fit mal à cheval. (Leroux, I, 114.)
6 Der Hengst ist frei wie der Farre. – Graf, 116, 299.
Jedermann konnte Thiere, die auf seinem Gute Schaden verursachten, pfänden, doch fand bei Flurbeschädigungen durch Thiere eine Beschränkung des Pfändungsrechts zu Gunsten aller Fasel-, d. i. Zuchtthiere statt. „Alles Zielvieh ist gefreit; geht es dem Manne zu Schaden, er darf es nur mit einem Sommerladen aus dem Korne treiben.“ (Grimm, Weisth., I, 758.) Um seines gemeinen Nutzens willen war der Hengst ebenso frei wie der Farre oder Zuchtstier. Es war nur erlaubt, sie mit einer kleinen Gerte, also mit möglicher Schonung, aus dem Garten zu treiben, „das erstemal drei Raine weit, das zweitemal sechs Raine weit; kommt er aber zum drittenmal, weil ihm die Weide so schmeckt, so soll ihm der Bauer auch zu trinken bringen“. (Vgl. Chabert, 139, 3.) Auch die Sau durfte ihre Ferkel frei durch eines andern Ackerland führen. (Grimm, Weisth., III, 807.) Einer besondern Unverletzbarkeit hatte sich eine weisse Sau mit neun schneeweissen Ferkeln ohne Flecken zu erfreuen. „Gehen diese in das Korn, man
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:54:47Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:54:47Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |