Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 13 Wenn handlisch, so handle so, dass di am Morge nüt reut weder 's Geld.

(Solothurn.) - Schild, 101, 21.

14 Wer immer gut gegen andere handelt, dem nähert sich das ganze Unglück nicht.

15 Wer recht handelt, hat das Licht nicht zu fliehen.

16 Wer redlich handelt, der kommt durchs Land hindurch und wieder herdurch. - Seybold, 262.

17 Wie einer handelt, so sagt man yhm nach. - Agricola I, 387; Lehmann, II, 855, 401; Simrock, 4325; Körte, 6814; Gaal, 1720; Blum, 436.

Der Ruf eines Menschen richtet sich nach dem, was über seine Handlungen bekannt wird.

Frz.: Qui bien fera bien trovera. (Leroux, I, 292.)

Lat.: Affectus mentis operum patet experimentis. (Gaal, 1720.)

*18 Er handelt mit Scheemes-Blätter. - Tendlau, 214.

Als scherzhafte Antwort auf die Frage, was jemand treibe, um zu sagen: nichts. "Scheemes" heissen die Blätter eines zerrissenen hebräischen Gebetbuchs, die als Maculatur nicht verbraucht werden dürfen, sondern vergraben werden müssen, also werthlos sind.

*19 Er handelt mit Schwenge. (Oesterr.- Schles.) - Peter, I, 444.

Er lügt gewaltig.

*20 Er handelt (im Amte, in Geschäften) treulich, wie die Maus im Speisegewölbe.

*21 Er hat gehandelt als ein bidderman. - Agricola I, 724.

Ehrlich, ohne Falsch, andern zu Nutz, ihm zu Ehren und niemand zu Schaden.

*22 Er lässt mit sich handeln. (Nürtingen.)

Z. B. von einem Aufschneider, der dem ungläubigen Zuhörer gegenüber seine Lügen etwas mildert.

*23 Handeln, wie Galli in dürren Birren. (Schweiz.)

Von Betrügern.

*24 Sie handelt mit kurzer Waare. (Schwäb.)

Von feilen Dirnen.

*25 Sie handelt mit Wagenschmiere.

Ist sehr unreinlich.

*26 Spanisch (oder welsch) handeln.

"Nicht up Spanisch oder Welsch handeln, ein anderes nomlich im Herten vorbergen unnd under dem Schine der Fruntschop ein Ungeluck vnnd Vorderben stifften." (Neocorus, II, 163.)


Handelschaft.

1 Handelschaft leidet keine Freundschaft. - Körte, 2589.

2 Handelschaft lött keine Broderschaft. - Frischbier2, 1475.

3 Schlechte Handlschafft, wo kein Gwin. - Sutor, 415.

Lat.: Non bene mercatur, qui nulla merce lucratur. (Sutor, 415.)

*4 Er kann sich in die Handelschaften schicken. - Binder II, 3050.


Handelsmann.

1 Ein Handelsmann, der nicht achtet auf seinen Kram, ist bald lahm.

Lat.: Nihili cocio est, si est caecus. (Philippi, II, 24.)

2 Handelsmann - Schlendermann, Gott ehr', der ein gut Handwerk kann.

3 Kein Handelsmann gedeiht zu Haus. - Seybold, 232.


Handfeste.

1 An jeder Handfeste hilft der Todte, als der Lebendige. - Graf, 458, 545.

Bei Urkunden, wie z. B. zweiseitigen Verträgen, haben die Unterschriften der bereits verstorbenen Zeugen so viel Beweiskraft wie die der noch lebenden.

Mhd.: An yeglichen hant Vest hilfft der Todt als der Lembtig. (Freyberg, Schr., IV, 592, 170.)

2 Die erste Handfeste tödtet man mit der andern. - Graf, 459, 554.

Eine jüngere oder spätere, gleich starke Urkunde kann die Beweiskraft der frühern oder ältern brechen.

Mhd.: Di ersten hantvest tot man mit der andern hantvest. (Rössler, II, 400.)

3 Handfesten sterben nicht. - Graf, 458, 537.

Von den Vorzügen der Urkunden, der schriftlichen Beweismittel vor den Zeugen, deren Gedächtniss trügt und die überdies sterblich sind. Schriftliche Aufzeichnungen sprechen deutlicher und zuverlässiger als Zeugen.

Mhd.: Hantvest aber di sterven nicht. (Rössler, II, 400, 221.)


Handgeld.

1 Handgeld macht keinen Kauf. - Graf, 243, 120.

Das Handgeld gehört zu den Formen, durch welche ein Kaufcontract als abgeschlossen erklärt wird. Es [Spaltenumbruch] heisst auch Toppschilling, Gottes- oder Heilgengeistspfennig, gewöhnlicher: Dran- oder Draufgeld. Es gehört nicht zum Wesen des Kaufs, aber es sichert ihn. Wer zurücktritt, verliert es, und es heisst dann Reugeld.

Altfries.: Ara maket neen caep; handgeld maakt geen kop. (Hettema, XXXII, 9, 248.)

*2 Einem ein gut Handgeld geben.

Dän.: At give een godt handsel. (Prov. dan., 271.)

*3 Ich habe heut noch kein Handgeld gemarkt.


Handgriff.

1 Am Handgriff liegt viel.

2 Es hat alles seinen Handgriff.

Lat.: Est modus in rebus. (Gaal, 853.)


Handhabe.

*1 E Handhebi a-n-e-n alten Mehlsack. (Solothurn.) - Schild, 66, 113.

Antwort auf die Frage: Was machst du?

*2 Er hat (findet) keine Handhabe. (Rottenburg.)

Er weiss nicht, wie und wo er die Sache anfassen soll.


Handhaft.

Handhaft schirmt der gebundene Tag nicht. - Graf, 441, 323.

Wie jemand auf frischer That über einem Verbrechen ergriffen wird, so musste sich auch, ausser der Gerichtszeit und in gebundenen Tagen, in denen sonst keine Gerichtshandlungen vorgenommen wurden, das Gericht versammeln. Wer den Frieden in gebundenen Tagen brach, den schirmte der gebundene Tag nicht. Kölnisch Recht: "Hant getant, den beschyrmet der gebundene tag ouch nicht." (Nering, V, 62.)


Handkäse.

Wer zum Handkäs geboren ist, wird nie zum Schweizerkäs.


Handkauf.

Handkauf lacht. - Graf, 253, 186; Simrock, 4292; Körte, 2592.

Freude über baar Geld.

Holl.: Hantcoop lacht. (Harrebomee, I, 278.)

Lat.: Quod datur in manibus hoc arridet mihi manus. (Fallersleben, 384.)


Handkuss.

* Zum Handkuss kommen. - Eiselein, 279; Braun, I, 1102.

Der Handkuss führt in die alte Geschichte zurück. Wenn die alten Indier die Sonne anbeteten, hielten sie stets zugleich die Hand an den Mund. Die Griechen, welche nicht vermögend genug waren, den Göttern kostbare Opfer zu bringen, küssten nach Lucian deren Statuen und sich selbst die Hand. Wenn die Römer bei einer Bildsäule vorübergingen, küssten sie ihr die Hand. Dasselbe thaten bei ihnen Untergebene in Bezug auf ihre Vorgesetzten. Als Cato seine Befehlshaberstelle niederlegte, küssten ihm sämmtliche Soldaten die Hand. Die römischen Kaiser liessen sich von den Grossen die Hand küssen. Personen niedern Standes berührten, auf die Knie gebückt, mit der rechten Hand des Kaisers Kleid am Saume und führten diese Hand darauf zum Munde. Nach Einführung des Christenthums eigneten sich die hohen Geistlichen den Handkuss als Ehrenbezeigung zu. Aber es genügte ihrer bekannten Demuth nicht lange. Leo V. verwandelte die am römischen Hofe übliche Etikette des Handkusses in den - Pantoffelkuss.


Handlanger.

1 Dat es den Handlanger von Goddes Woord. (Meurs.) - Firmenich, I, 404, 264.

D. i. der Küster.

2 Handlanger - Handlanger. (Schweiz.)

D. h. ein träger Arbeiter. Wortspiel. Ein Arbeiter, der lange zu einer Handbewegung bedarf.


Händlein.

Schmal (flache) Hendelein, ein krauss böses Sinnelein. - Petri, II, 530.


Händler.

1 Bis sich der Händler besinnt, besinnt sich auch der Käufer.

2 Der g'scheidst Händler wird mit Kühen betrogen. - Jer. Gotthelf, Erzählungen, I, 177.

3 Junge Händler müssen offt mit schaden klug werden. - Henisch, 1466, 58.

4 Junge Hendeler müssen Lehrgeld geben. - Petri, II, 410; Henisch, 1466, 57.


Handlumpen.

A Handlumpe schribe. (Luzern.)

Versetzte Forderungen.


Handlung.

1 Gute Handlung lohnt sich selbst.

Engl.: Good actions carry their warrant with them. (Bohn II, 363.)

[Spaltenumbruch] 13 Wenn handlisch, so handle so, dass di am Morge nüt reut weder 's Geld.

(Solothurn.) – Schild, 101, 21.

14 Wer immer gut gegen andere handelt, dem nähert sich das ganze Unglück nicht.

15 Wer recht handelt, hat das Licht nicht zu fliehen.

16 Wer redlich handelt, der kommt durchs Land hindurch und wieder herdurch.Seybold, 262.

17 Wie einer handelt, so sagt man yhm nach.Agricola I, 387; Lehmann, II, 855, 401; Simrock, 4325; Körte, 6814; Gaal, 1720; Blum, 436.

Der Ruf eines Menschen richtet sich nach dem, was über seine Handlungen bekannt wird.

Frz.: Qui bien fera bien trovera. (Leroux, I, 292.)

Lat.: Affectus mentis operum patet experimentis. (Gaal, 1720.)

*18 Er handelt mit Scheemes-Blätter.Tendlau, 214.

Als scherzhafte Antwort auf die Frage, was jemand treibe, um zu sagen: nichts. „Scheemes“ heissen die Blätter eines zerrissenen hebräischen Gebetbuchs, die als Maculatur nicht verbraucht werden dürfen, sondern vergraben werden müssen, also werthlos sind.

*19 Er handelt mit Schwenge. (Oesterr.- Schles.) – Peter, I, 444.

Er lügt gewaltig.

*20 Er handelt (im Amte, in Geschäften) treulich, wie die Maus im Speisegewölbe.

*21 Er hat gehandelt als ein bidderman.Agricola I, 724.

Ehrlich, ohne Falsch, andern zu Nutz, ihm zu Ehren und niemand zu Schaden.

*22 Er lässt mit sich handeln. (Nürtingen.)

Z. B. von einem Aufschneider, der dem ungläubigen Zuhörer gegenüber seine Lügen etwas mildert.

*23 Handeln, wie Galli in dürren Birren. (Schweiz.)

Von Betrügern.

*24 Sie handelt mit kurzer Waare. (Schwäb.)

Von feilen Dirnen.

*25 Sie handelt mit Wagenschmiere.

Ist sehr unreinlich.

*26 Spanisch (oder welsch) handeln.

„Nicht up Spanisch oder Welsch handeln, ein anderes nomlich im Herten vorbergen unnd under dem Schine der Fruntschop ein Ungeluck vnnd Vorderben stifften.“ (Neocorus, II, 163.)


Handelschaft.

1 Handelschaft leidet keine Freundschaft.Körte, 2589.

2 Handelschaft lött keine Brôderschaft.Frischbier2, 1475.

3 Schlechte Handlschafft, wo kein Gwin.Sutor, 415.

Lat.: Non bene mercatur, qui nulla merce lucratur. (Sutor, 415.)

*4 Er kann sich in die Handelschaften schicken.Binder II, 3050.


Handelsmann.

1 Ein Handelsmann, der nicht achtet auf seinen Kram, ist bald lahm.

Lat.: Nihili cocio est, si est caecus. (Philippi, II, 24.)

2 Handelsmann – Schlendermann, Gott ehr', der ein gut Handwerk kann.

3 Kein Handelsmann gedeiht zu Haus.Seybold, 232.


Handfeste.

1 An jeder Handfeste hilft der Todte, als der Lebendige.Graf, 458, 545.

Bei Urkunden, wie z. B. zweiseitigen Verträgen, haben die Unterschriften der bereits verstorbenen Zeugen so viel Beweiskraft wie die der noch lebenden.

Mhd.: An yeglichen hant Vest hilfft der Todt als der Lembtig. (Freyberg, Schr., IV, 592, 170.)

2 Die erste Handfeste tödtet man mit der andern.Graf, 459, 554.

Eine jüngere oder spätere, gleich starke Urkunde kann die Beweiskraft der frühern oder ältern brechen.

Mhd.: Di ersten hantvest tot man mit der andern hantvest. (Rössler, II, 400.)

3 Handfesten sterben nicht.Graf, 458, 537.

Von den Vorzügen der Urkunden, der schriftlichen Beweismittel vor den Zeugen, deren Gedächtniss trügt und die überdies sterblich sind. Schriftliche Aufzeichnungen sprechen deutlicher und zuverlässiger als Zeugen.

Mhd.: Hantvest aber di sterven nicht. (Rössler, II, 400, 221.)


Handgeld.

1 Handgeld macht keinen Kauf.Graf, 243, 120.

Das Handgeld gehört zu den Formen, durch welche ein Kaufcontract als abgeschlossen erklärt wird. Es [Spaltenumbruch] heisst auch Toppschilling, Gottes- oder Heilgengeistspfennig, gewöhnlicher: Dran- oder Draufgeld. Es gehört nicht zum Wesen des Kaufs, aber es sichert ihn. Wer zurücktritt, verliert es, und es heisst dann Reugeld.

Altfries.: Ara maket neen caep; handgeld maakt geen kop. (Hettema, XXXII, 9, 248.)

*2 Einem ein gut Handgeld geben.

Dän.: At give een godt handsel. (Prov. dan., 271.)

*3 Ich habe heut noch kein Handgeld gemarkt.


Handgriff.

1 Am Handgriff liegt viel.

2 Es hat alles seinen Handgriff.

Lat.: Est modus in rebus. (Gaal, 853.)


Handhabe.

*1 E Handhebi a-n-e-n alten Mehlsack. (Solothurn.) – Schild, 66, 113.

Antwort auf die Frage: Was machst du?

*2 Er hat (findet) keine Handhabe. (Rottenburg.)

Er weiss nicht, wie und wo er die Sache anfassen soll.


Handhaft.

Handhaft schirmt der gebundene Tag nicht.Graf, 441, 323.

Wie jemand auf frischer That über einem Verbrechen ergriffen wird, so musste sich auch, ausser der Gerichtszeit und in gebundenen Tagen, in denen sonst keine Gerichtshandlungen vorgenommen wurden, das Gericht versammeln. Wer den Frieden in gebundenen Tagen brach, den schirmte der gebundene Tag nicht. Kölnisch Recht: „Hant getant, den beschyrmet der gebundene tag ouch nicht.“ (Nering, V, 62.)


Handkäse.

Wer zum Handkäs geboren ist, wird nie zum Schweizerkäs.


Handkauf.

Handkauf lacht.Graf, 253, 186; Simrock, 4292; Körte, 2592.

Freude über baar Geld.

Holl.: Hantcoop lacht. (Harrebomée, I, 278.)

Lat.: Quod datur in manibus hoc arridet mihi manus. (Fallersleben, 384.)


Handkuss.

* Zum Handkuss kommen.Eiselein, 279; Braun, I, 1102.

Der Handkuss führt in die alte Geschichte zurück. Wenn die alten Indier die Sonne anbeteten, hielten sie stets zugleich die Hand an den Mund. Die Griechen, welche nicht vermögend genug waren, den Göttern kostbare Opfer zu bringen, küssten nach Lucian deren Statuen und sich selbst die Hand. Wenn die Römer bei einer Bildsäule vorübergingen, küssten sie ihr die Hand. Dasselbe thaten bei ihnen Untergebene in Bezug auf ihre Vorgesetzten. Als Cato seine Befehlshaberstelle niederlegte, küssten ihm sämmtliche Soldaten die Hand. Die römischen Kaiser liessen sich von den Grossen die Hand küssen. Personen niedern Standes berührten, auf die Knie gebückt, mit der rechten Hand des Kaisers Kleid am Saume und führten diese Hand darauf zum Munde. Nach Einführung des Christenthums eigneten sich die hohen Geistlichen den Handkuss als Ehrenbezeigung zu. Aber es genügte ihrer bekannten Demuth nicht lange. Leo V. verwandelte die am römischen Hofe übliche Etikette des Handkusses in den – Pantoffelkuss.


Handlanger.

1 Dat es den Handlanger von Goddes Woord. (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 264.

D. i. der Küster.

2 Handlanger – Handlanger. (Schweiz.)

D. h. ein träger Arbeiter. Wortspiel. Ein Arbeiter, der lange zu einer Handbewegung bedarf.


Händlein.

Schmal (flache) Hendelein, ein krauss böses Sinnelein.Petri, II, 530.


Händler.

1 Bis sich der Händler besinnt, besinnt sich auch der Käufer.

2 Der g'scheidst Händler wird mit Kühen betrogen.Jer. Gotthelf, Erzählungen, I, 177.

3 Junge Händler müssen offt mit schaden klug werden.Henisch, 1466, 58.

4 Junge Hendeler müssen Lehrgeld geben.Petri, II, 410; Henisch, 1466, 57.


Handlumpen.

A Handlumpe schribe. (Luzern.)

Versetzte Forderungen.


Handlung.

1 Gute Handlung lohnt sich selbst.

Engl.: Good actions carry their warrant with them. (Bohn II, 363.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0173" n="[167]"/><cb n="333"/>
13 Wenn handlisch, so handle so, dass di am Morge nüt reut weder 's Geld.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">(<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schild, 101, 21.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Wer immer gut gegen andere handelt, dem nähert sich das ganze Unglück nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Wer recht handelt, hat das Licht nicht zu fliehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Wer redlich handelt, der kommt durchs Land hindurch und wieder herdurch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Seybold, 262.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Wie einer handelt, so sagt man yhm nach.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola I, 387; Lehmann, II, 855, 401; Simrock, 4325; Körte, 6814; Gaal, 1720; Blum, 436.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Ruf eines Menschen richtet sich nach dem, was über seine Handlungen bekannt wird.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Qui bien fera bien trovera. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 292.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Affectus mentis operum patet experimentis. (<hi rendition="#i">Gaal, 1720.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*18 Er handelt mit Scheemes-Blätter.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 214.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Als scherzhafte Antwort auf die Frage, was jemand treibe, um zu sagen: nichts. &#x201E;Scheemes&#x201C; heissen die Blätter eines zerrissenen hebräischen Gebetbuchs, die als Maculatur nicht verbraucht werden dürfen, sondern vergraben werden müssen, also werthlos sind.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*19 Er handelt mit Schwenge.</hi> (<hi rendition="#i">Oesterr.- Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Peter, I, 444.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er lügt gewaltig.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*20 Er handelt (im Amte, in Geschäften) treulich, wie die Maus im Speisegewölbe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*21 Er hat gehandelt als ein bidderman.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola I, 724.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ehrlich, ohne Falsch, andern zu Nutz, ihm zu Ehren und niemand zu Schaden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*22 Er lässt mit sich handeln.</hi> (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Z. B. von einem Aufschneider, der dem ungläubigen Zuhörer gegenüber seine Lügen etwas mildert.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*23 Handeln, wie Galli in dürren Birren.</hi> (<hi rendition="#i">Schweiz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von Betrügern.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*24 Sie handelt mit kurzer Waare.</hi> (<hi rendition="#i">Schwäb.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von feilen Dirnen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*25 Sie handelt mit Wagenschmiere.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist sehr unreinlich.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*26 Spanisch (oder welsch) handeln.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Nicht up Spanisch oder Welsch handeln, ein anderes nomlich im Herten vorbergen unnd under dem Schine der Fruntschop ein Ungeluck vnnd Vorderben stifften.&#x201C; (<hi rendition="#i">Neocorus, II, 163.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Handelschaft.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Handelschaft leidet keine Freundschaft.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 2589.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Handelschaft lött keine Brôderschaft.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1475.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Schlechte Handlschafft, wo kein Gwin.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutor, 415.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Non bene mercatur, qui nulla merce lucratur. (<hi rendition="#i">Sutor, 415.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Er kann sich in die Handelschaften schicken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Binder II, 3050.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Handelsmann.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Ein Handelsmann, der nicht achtet auf seinen Kram, ist bald lahm.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nihili cocio est, si est caecus. (<hi rendition="#i">Philippi, II, 24.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Handelsmann &#x2013; Schlendermann, Gott ehr', der ein gut Handwerk kann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Kein Handelsmann gedeiht zu Haus.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Seybold, 232.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Handfeste.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 An jeder Handfeste hilft der Todte, als der Lebendige.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 458, 545.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei Urkunden, wie z. B. zweiseitigen Verträgen, haben die Unterschriften der bereits verstorbenen Zeugen so viel Beweiskraft wie die der noch lebenden.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: An yeglichen hant Vest hilfft der Todt als der Lembtig. (<hi rendition="#i">Freyberg, Schr., IV, 592, 170.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Die erste Handfeste tödtet man mit der andern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 459, 554.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine jüngere oder spätere, gleich starke Urkunde kann die Beweiskraft der frühern oder ältern brechen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Di ersten hantvest tot man mit der andern hantvest. (<hi rendition="#i">Rössler, II, 400.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Handfesten sterben nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 458, 537.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von den Vorzügen der Urkunden, der schriftlichen Beweismittel vor den Zeugen, deren Gedächtniss trügt und die überdies sterblich sind. Schriftliche Aufzeichnungen sprechen deutlicher und zuverlässiger als Zeugen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Hantvest aber di sterven nicht. (<hi rendition="#i">Rössler, II, 400, 221.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Handgeld.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Handgeld macht keinen Kauf.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 243, 120.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Das Handgeld gehört zu den Formen, durch welche ein Kaufcontract als abgeschlossen erklärt wird. Es <cb n="334"/>
heisst auch Toppschilling, Gottes- oder Heilgengeistspfennig, gewöhnlicher: Dran- oder Draufgeld. Es gehört nicht zum Wesen des Kaufs, aber es sichert ihn. Wer zurücktritt, verliert es, und es heisst dann Reugeld.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Altfries.</hi>: Ara maket neen caep; handgeld maakt geen kop. (<hi rendition="#i">Hettema, XXXII, 9, 248.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Einem ein gut Handgeld geben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: At give een godt handsel. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 271.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Ich habe heut noch kein Handgeld gemarkt.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Handgriff.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Am Handgriff liegt viel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Es hat alles seinen Handgriff.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Est modus in rebus. (<hi rendition="#i">Gaal, 853.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Handhabe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 E Handhebi a-n-e-n alten Mehlsack.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schild, 66, 113.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Antwort auf die Frage: Was machst du?</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er hat (findet) keine Handhabe.</hi> (<hi rendition="#i">Rottenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Er weiss nicht, wie und wo er die Sache anfassen soll.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Handhaft.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Handhaft schirmt der gebundene Tag nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 441, 323.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wie jemand auf frischer That über einem Verbrechen ergriffen wird, so musste sich auch, ausser der Gerichtszeit und in gebundenen Tagen, in denen sonst keine Gerichtshandlungen vorgenommen wurden, das Gericht versammeln. Wer den Frieden in gebundenen Tagen brach, den schirmte der gebundene Tag nicht. Kölnisch Recht: &#x201E;Hant getant, den beschyrmet der gebundene tag ouch nicht.&#x201C; (<hi rendition="#i">Nering, V, 62.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Handkäse.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wer zum Handkäs geboren ist, wird nie zum Schweizerkäs.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Handkauf.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Handkauf lacht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 253, 186; Simrock, 4292; Körte, 2592.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Freude über baar Geld.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hantcoop lacht. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 278.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Quod datur in manibus hoc arridet mihi manus. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 384.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Handkuss.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Zum Handkuss kommen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 279; Braun, I, 1102.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Handkuss führt in die alte Geschichte zurück. Wenn die alten Indier die Sonne anbeteten, hielten sie stets zugleich die Hand an den Mund. Die Griechen, welche nicht vermögend genug waren, den Göttern kostbare Opfer zu bringen, küssten nach Lucian deren Statuen und sich selbst die Hand. Wenn die Römer bei einer Bildsäule vorübergingen, küssten sie ihr die Hand. Dasselbe thaten bei ihnen Untergebene in Bezug auf ihre Vorgesetzten. Als Cato seine Befehlshaberstelle niederlegte, küssten ihm sämmtliche Soldaten die Hand. Die römischen Kaiser liessen sich von den Grossen die Hand küssen. Personen niedern Standes berührten, auf die Knie gebückt, mit der rechten Hand des Kaisers Kleid am Saume und führten diese Hand darauf zum Munde. Nach Einführung des Christenthums eigneten sich die hohen Geistlichen den Handkuss als Ehrenbezeigung zu. Aber es genügte ihrer bekannten Demuth nicht lange. Leo V. verwandelte die am römischen Hofe übliche Etikette des Handkusses in den &#x2013; Pantoffelkuss.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Handlanger.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Dat es den Handlanger von Goddes Woord.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 404, 264.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">D. i. der Küster.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Handlanger &#x2013; Handlanger.</hi> (<hi rendition="#i">Schweiz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. ein träger Arbeiter. Wortspiel. Ein Arbeiter, der lange zu einer Handbewegung bedarf.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Händlein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Schmal (flache) Hendelein, ein krauss böses Sinnelein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 530.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Händler.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Bis sich der Händler besinnt, besinnt sich auch der Käufer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Der g'scheidst Händler wird mit Kühen betrogen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Jer. Gotthelf, Erzählungen, I, 177.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Junge Händler müssen offt mit schaden klug werden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1466, 58.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Junge Hendeler müssen Lehrgeld geben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 410; Henisch, 1466, 57.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Handlumpen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">A Handlumpe schribe.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Versetzte Forderungen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Handlung.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Gute Handlung lohnt sich selbst.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Good actions carry their warrant with them. (<hi rendition="#i">Bohn II, 363.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[167]/0173] 13 Wenn handlisch, so handle so, dass di am Morge nüt reut weder 's Geld. (Solothurn.) – Schild, 101, 21. 14 Wer immer gut gegen andere handelt, dem nähert sich das ganze Unglück nicht. 15 Wer recht handelt, hat das Licht nicht zu fliehen. 16 Wer redlich handelt, der kommt durchs Land hindurch und wieder herdurch. – Seybold, 262. 17 Wie einer handelt, so sagt man yhm nach. – Agricola I, 387; Lehmann, II, 855, 401; Simrock, 4325; Körte, 6814; Gaal, 1720; Blum, 436. Der Ruf eines Menschen richtet sich nach dem, was über seine Handlungen bekannt wird. Frz.: Qui bien fera bien trovera. (Leroux, I, 292.) Lat.: Affectus mentis operum patet experimentis. (Gaal, 1720.) *18 Er handelt mit Scheemes-Blätter. – Tendlau, 214. Als scherzhafte Antwort auf die Frage, was jemand treibe, um zu sagen: nichts. „Scheemes“ heissen die Blätter eines zerrissenen hebräischen Gebetbuchs, die als Maculatur nicht verbraucht werden dürfen, sondern vergraben werden müssen, also werthlos sind. *19 Er handelt mit Schwenge. (Oesterr.- Schles.) – Peter, I, 444. Er lügt gewaltig. *20 Er handelt (im Amte, in Geschäften) treulich, wie die Maus im Speisegewölbe. *21 Er hat gehandelt als ein bidderman. – Agricola I, 724. Ehrlich, ohne Falsch, andern zu Nutz, ihm zu Ehren und niemand zu Schaden. *22 Er lässt mit sich handeln. (Nürtingen.) Z. B. von einem Aufschneider, der dem ungläubigen Zuhörer gegenüber seine Lügen etwas mildert. *23 Handeln, wie Galli in dürren Birren. (Schweiz.) Von Betrügern. *24 Sie handelt mit kurzer Waare. (Schwäb.) Von feilen Dirnen. *25 Sie handelt mit Wagenschmiere. Ist sehr unreinlich. *26 Spanisch (oder welsch) handeln. „Nicht up Spanisch oder Welsch handeln, ein anderes nomlich im Herten vorbergen unnd under dem Schine der Fruntschop ein Ungeluck vnnd Vorderben stifften.“ (Neocorus, II, 163.) Handelschaft. 1 Handelschaft leidet keine Freundschaft. – Körte, 2589. 2 Handelschaft lött keine Brôderschaft. – Frischbier2, 1475. 3 Schlechte Handlschafft, wo kein Gwin. – Sutor, 415. Lat.: Non bene mercatur, qui nulla merce lucratur. (Sutor, 415.) *4 Er kann sich in die Handelschaften schicken. – Binder II, 3050. Handelsmann. 1 Ein Handelsmann, der nicht achtet auf seinen Kram, ist bald lahm. Lat.: Nihili cocio est, si est caecus. (Philippi, II, 24.) 2 Handelsmann – Schlendermann, Gott ehr', der ein gut Handwerk kann. 3 Kein Handelsmann gedeiht zu Haus. – Seybold, 232. Handfeste. 1 An jeder Handfeste hilft der Todte, als der Lebendige. – Graf, 458, 545. Bei Urkunden, wie z. B. zweiseitigen Verträgen, haben die Unterschriften der bereits verstorbenen Zeugen so viel Beweiskraft wie die der noch lebenden. Mhd.: An yeglichen hant Vest hilfft der Todt als der Lembtig. (Freyberg, Schr., IV, 592, 170.) 2 Die erste Handfeste tödtet man mit der andern. – Graf, 459, 554. Eine jüngere oder spätere, gleich starke Urkunde kann die Beweiskraft der frühern oder ältern brechen. Mhd.: Di ersten hantvest tot man mit der andern hantvest. (Rössler, II, 400.) 3 Handfesten sterben nicht. – Graf, 458, 537. Von den Vorzügen der Urkunden, der schriftlichen Beweismittel vor den Zeugen, deren Gedächtniss trügt und die überdies sterblich sind. Schriftliche Aufzeichnungen sprechen deutlicher und zuverlässiger als Zeugen. Mhd.: Hantvest aber di sterven nicht. (Rössler, II, 400, 221.) Handgeld. 1 Handgeld macht keinen Kauf. – Graf, 243, 120. Das Handgeld gehört zu den Formen, durch welche ein Kaufcontract als abgeschlossen erklärt wird. Es heisst auch Toppschilling, Gottes- oder Heilgengeistspfennig, gewöhnlicher: Dran- oder Draufgeld. Es gehört nicht zum Wesen des Kaufs, aber es sichert ihn. Wer zurücktritt, verliert es, und es heisst dann Reugeld. Altfries.: Ara maket neen caep; handgeld maakt geen kop. (Hettema, XXXII, 9, 248.) *2 Einem ein gut Handgeld geben. Dän.: At give een godt handsel. (Prov. dan., 271.) *3 Ich habe heut noch kein Handgeld gemarkt. Handgriff. 1 Am Handgriff liegt viel. 2 Es hat alles seinen Handgriff. Lat.: Est modus in rebus. (Gaal, 853.) Handhabe. *1 E Handhebi a-n-e-n alten Mehlsack. (Solothurn.) – Schild, 66, 113. Antwort auf die Frage: Was machst du? *2 Er hat (findet) keine Handhabe. (Rottenburg.) Er weiss nicht, wie und wo er die Sache anfassen soll. Handhaft. Handhaft schirmt der gebundene Tag nicht. – Graf, 441, 323. Wie jemand auf frischer That über einem Verbrechen ergriffen wird, so musste sich auch, ausser der Gerichtszeit und in gebundenen Tagen, in denen sonst keine Gerichtshandlungen vorgenommen wurden, das Gericht versammeln. Wer den Frieden in gebundenen Tagen brach, den schirmte der gebundene Tag nicht. Kölnisch Recht: „Hant getant, den beschyrmet der gebundene tag ouch nicht.“ (Nering, V, 62.) Handkäse. Wer zum Handkäs geboren ist, wird nie zum Schweizerkäs. Handkauf. Handkauf lacht. – Graf, 253, 186; Simrock, 4292; Körte, 2592. Freude über baar Geld. Holl.: Hantcoop lacht. (Harrebomée, I, 278.) Lat.: Quod datur in manibus hoc arridet mihi manus. (Fallersleben, 384.) Handkuss. * Zum Handkuss kommen. – Eiselein, 279; Braun, I, 1102. Der Handkuss führt in die alte Geschichte zurück. Wenn die alten Indier die Sonne anbeteten, hielten sie stets zugleich die Hand an den Mund. Die Griechen, welche nicht vermögend genug waren, den Göttern kostbare Opfer zu bringen, küssten nach Lucian deren Statuen und sich selbst die Hand. Wenn die Römer bei einer Bildsäule vorübergingen, küssten sie ihr die Hand. Dasselbe thaten bei ihnen Untergebene in Bezug auf ihre Vorgesetzten. Als Cato seine Befehlshaberstelle niederlegte, küssten ihm sämmtliche Soldaten die Hand. Die römischen Kaiser liessen sich von den Grossen die Hand küssen. Personen niedern Standes berührten, auf die Knie gebückt, mit der rechten Hand des Kaisers Kleid am Saume und führten diese Hand darauf zum Munde. Nach Einführung des Christenthums eigneten sich die hohen Geistlichen den Handkuss als Ehrenbezeigung zu. Aber es genügte ihrer bekannten Demuth nicht lange. Leo V. verwandelte die am römischen Hofe übliche Etikette des Handkusses in den – Pantoffelkuss. Handlanger. 1 Dat es den Handlanger von Goddes Woord. (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 264. D. i. der Küster. 2 Handlanger – Handlanger. (Schweiz.) D. h. ein träger Arbeiter. Wortspiel. Ein Arbeiter, der lange zu einer Handbewegung bedarf. Händlein. Schmal (flache) Hendelein, ein krauss böses Sinnelein. – Petri, II, 530. Händler. 1 Bis sich der Händler besinnt, besinnt sich auch der Käufer. 2 Der g'scheidst Händler wird mit Kühen betrogen. – Jer. Gotthelf, Erzählungen, I, 177. 3 Junge Händler müssen offt mit schaden klug werden. – Henisch, 1466, 58. 4 Junge Hendeler müssen Lehrgeld geben. – Petri, II, 410; Henisch, 1466, 57. Handlumpen. A Handlumpe schribe. (Luzern.) Versetzte Forderungen. Handlung. 1 Gute Handlung lohnt sich selbst. Engl.: Good actions carry their warrant with them. (Bohn II, 363.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/173
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [167]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/173>, abgerufen am 24.11.2024.