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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 173 Frömde Hand fruchtet am besten. (Lippe.)

Von den Vorzügen fremder Zucht und Unterweisung. So sagt z. B. der Vater, wenn er, obgleich selbst geschickter Meister, seinen Sohn einem andern übergibt.

174 Für treue Hände macht man kein Schloss und keinen Schlüssel. - Sailer, 238.

175 Gebende Hand hat viel Freunde.

Böhm.: Kazda ruka pekna, ktera dava. (Celakovsky, 44.)

Poln.: Kazda reka piekna, ktora co daje. (Celakovsky, 44.)

176 Gebundene Hände machen freie Gedanken.

Engl.: A long tongue is a sign of a short hand.

177 Gemain hand baut alle landt. - Gruter, 43; Petri, II, 333; Graf, 77; Eiselein, 276; Körte, 2570; Simrock, 4254.

Wirksamkeit für das allgemeine Beste hebt den Wohlstand des ganzen Landes.

178 Geschickte Hand isst Kuchen, wenn's am Brote fehlt.

Span.: Manos duchas comen truchas.

179 Geschickte Hand ist daheim in jedem Land.

Frz.: Main droite et bouche ronde pour aller partout le monde. (Leroux, I, 173.)

180 Geschickte Hand thut viel, aber Muth gewinnt das Spiel.

Holl.: Handen heeten kloek en sterk, maar courage doet het werk. (Harrebomee, I, 278.)

181 Getreue hand gehet durch alle Land. - Lehmann, 323, 39.

182 Getreue Hand muss allzeit offen sein. - Graf, 270, 289.

Derjenige, dem eine Sache zur Aufbewahrung übergeben, zur "treuen Hand" anvertraut worden ist, "Treuhändner" genannt, darf sie nicht weiter an dritte geben; er muss sich vielmehr stets in der Lage erhalten, sie sofort dem rechten Herrn auszuantworten, wenn sie zurückverlangt wird.

Mhd.: Getruwe hand sal alliczit uffin sten. (Böhme, Historisch-diplomatische Beiträge, IV, 31.)

183 Gewinnende Hand ist mild. (Holst.)

Holl.: De winnende hand is mild. ( Harrebomee, I, 277.)

184 Gib mir die Hand, so werden wir bekannt; gib mir die Faust, so gehen wir nach Haus. (Osnabrück.)

Unsere Altvordern kamen freundschaftlich zusammen und gaben sich zum Zeichen der Freundschaft, wie noch jetzt gewöhnlich, einander die Hand. Das Abschiedscompliment aber war gemeiniglich eine Tracht Schläge, wenn sie sich betrunken hatten, wie es wol auch heute noch zuweilen in den untern Volksschichten vorzukommen pflegt. Im Westfälischen: Giw mi de Hand, dann wer' wi bekannt; giw mi de Fust, dann goa wi noa Hus. (Friedlich sich gesellen, in Streit scheiden.)

185 Giv die best Hand, kraz achterut un mak en krummen Lorenz, sagt der Bauer zum Buben. (Holst.) - Schütze, II, 98.

Ländliche Höflichkeitsregel. Die beste Hand ist die rechte, auch witt Hand, die weisse.

186 Hab reine Hand vnd höfischen Mund, so bleibet dein Leib vnd Seel gesund. - Petri, II, 368.

187 Hand, Geld und Herzen richten in der Welt viel aus.

188 Hand in Hand das beste Eheband.

189 Hand in Hand hat Segen zugewandt.

Friedliche Ehe.

190 Hand mot Hand levern (liefern) oder waren. (Ostfries.) - Bueren, 507; Frommann, V, 429, 515; Goldschmidt, 80; Hauskalender, I; Eichwald, 723; für Holstein: Schütze, II, 97; für Hannover: Schambach, II, 337; hochdeutsch bei Körte, 2556.

Holl.: Hant zal hant waren. (Tunn., 15, 1; Harrebomee, I, 278.)

Lat.: Palme quando datur quid, palme restituatur. (Fallersleben, 382.)

191 Hand mott Hand wasken. (Büren.)

192 Hand muss Hand fassen. - Graf, 243, 114.

Bei Abschliessung eines Vertrags kommt es darauf an, durch ein äusseres Zeichen auszudrücken, dass die beiderseitige Willenseinigung erfolgt sei. Als Urkunde dieser Willenseinigung diente z. B. das gleichzeitige Tasten der Parteien in einen Hut oder die Uebergabe von Hut oder Handschuh. Die einfachste, passendste und darum auch üblichste Form zur Bekundung des erzielten Einverständnisses, ist, worauf sich das obige Sprichwort bezieht, der Handschlag.

Isl.: Hönd skal hendi fo. (Jonssyni, 172.)

[Spaltenumbruch] 193 Hand muss Hand fassen oder der Mund schwört falsch. - Graf, 243, 115.

Dies Sprichwort ist eine Ergänzung des vorigen und will sagen, dass da, wo der dort erwähnte Gleichklang fehlt, Untreue und Meineid ist.

Dän.: Hönd skal hönd fanga edr munne meim eidh sverja. (Jonssyn, 173; Grimm, Rechtsalt., 34.)

194 Hand muss Hand folgen. - Graf, 110, 271.

In Betreff der Fahrhabe muss man sich an die Hand halten, der man sie übergeben oder von der man sie erhalten hat. - Hand skal Hand folgia. (Hertius, II, 3, 281.)

195 Hand muss Hand wahren (wehren). - Pistor., V, 70; Eisenhart, 348; Reyscher, V, 199; Runde, 199; Estor, II, 468, 488 u. 1169; III, 1190; Tunn., 15, 1; Fallersleben, 382; Eiselein, 277; Simrock, 4251; ferner Dissert. von H. Chr. Wulff, 1698 (Nopitsch, 258, unter dem Namen Amsel); Hillebrand, 69, 100; Petri, II, 370.

Wer, will das Sprichwort sagen, jemand etwas geliehen hat, kann das geliehene Gut nicht von einem dritten Besitzer, in dessen Gewalt es gekommen ist, sondern nur von dem zurückfordern, dem er es geliehen hat, weil sonst der Handel untergraben werden würde, indem jeder Käufer eine Vindicationsklage zu fürchten hätte. Die Absicht dieses Sprichworts geht (s. Glaube 136) also besonders dahin, weitläufigen Processen zu begegnen. Eins der ältesten Zeugnisse für das Sprichwort bietet Art. 69 des Billwerder Rechts aus dem 14. Jahrhundert: "We dem anderen was lenet, de schal eme dat wedder afeschen, wente hant schal hand waren." (Vgl. Lappenberg, Hamburger Rechtsalterthümer, Einl. S. 159.) Wie sehr über den Sinn dieses Sprichworts die Ansichten der Rechtslehrer auseinandergehen, ist bei Hillebrand a. a. O. einzusehen.

Altfries.: Hond skel hond wera. (Richthofen, 240, 12.)

Böhm.: Od kohos vzal, tomu odved' komus dal, na tom pohledavej. - Ruka ruce svudi. - Ruka ruce znama. (Celakovsky, 547.)

Dän.: Haand skal haand vare. (Prov. dan., 265.)

Frz.: En fait de meubles la possession vaut titre. (Loysel, 221; Code civil, 2279.)

196 Hand, nim du; Mund, verzehr du; Hals, bezahl du! - Petri, III, 6.

197 Hand ön e Sied, Laus öm Bossem, Schnodder op e Back, terrätnet Jack. - Frischbier2, 1470.

198 Hand ön e Sied, Laus öm Bossen, Schnodder undre Näs'. - Frischbier2, 1471.

199 Hand um Hand! - 2 Mos. 21, 24; Schulze, 10.

200 Hand vom Sack, de Hawer öss verkofft. (Danziger Nehrung.) - Frischbier2, 1472.

201 Hand vom Sack, öss Hawer bön. - Frischbier2, 1472.

202 Hand wehre Hand. - Graf, 110, 270; Hertius, I, 18; Eichwald, 723.

203 Hände ohne Arbeit tragen bald (früh) ein Bettelkleid.

Lat.: Mendicat propere manus sine opere. (Gaal, 431.)

Ung.: A dolgot kerülö hamar koldulasra jutt. (Gaal, 431.)

204 Hände, Suppen und gute Worte sind wohlfeil zu Hofe.

205 Häng met Deiemante Steng send dröm ömmer noch net reng. (Aachen.)

Hände mit Diamantensteinen sind darum immer noch nicht rein.

206 Hänne inn'n Schäut (Schos) mäket das Hius bläut (bloss, leer). (Soest.) - Firmenich, I, 349, 32.

207 Harte Hand behält Recht. - Altmann VI, 505.

208 Hend vnd Füsse kan man nicht essen. - Petri, II, 376.

209 Hertzhafft Hand erhelt Leuth vnd Land. - Lehmann, 384, 12; Eiselein, 276; Simrock, 4255; Braun, I, 1082; Körte, 2550.

210 Horwig Hand machet selten weiss Gewand. - Liedersammlung.

Hor = Schmuz, horwig = schmuzig.

211 Ik möt ümmer wat ümme de Hand hewwen1, sagde de Frugge, do stond se amme Schandpal2. (Westf.) - Hoefer, 311.

1) D. h. Beschäftigung haben.

2) Schandpfahl, Pranger. Mit Bezug auf die um die Handgelenke gelegten Fesseln. - Wird scherzhaft von jemand gesagt, den man mit Kleinigkeiten, mit Nebendingen beschäftigt findet, und ihm Befremden darüber zu erkennen gibt. Uemme de Hand häwwen, ist eine sehr gebräuchliche Redensart im Lippeschen und bedeutet: sich mit etwas abgeben, befassen, beschäftigen. A hät nicks ümme de Hand, heisst: er hat nichts zu thun.

[Spaltenumbruch] 173 Frömde Hand fruchtet am besten. (Lippe.)

Von den Vorzügen fremder Zucht und Unterweisung. So sagt z. B. der Vater, wenn er, obgleich selbst geschickter Meister, seinen Sohn einem andern übergibt.

174 Für treue Hände macht man kein Schloss und keinen Schlüssel.Sailer, 238.

175 Gebende Hand hat viel Freunde.

Böhm.: Každá ruká pĕkna, která dává. (Čelakovsky, 44.)

Poln.: Každa reka piękna, która co daje. (Čelakovsky, 44.)

176 Gebundene Hände machen freie Gedanken.

Engl.: A long tongue is a sign of a short hand.

177 Gemain hand baut alle landt.Gruter, 43; Petri, II, 333; Graf, 77; Eiselein, 276; Körte, 2570; Simrock, 4254.

Wirksamkeit für das allgemeine Beste hebt den Wohlstand des ganzen Landes.

178 Geschickte Hand isst Kuchen, wenn's am Brote fehlt.

Span.: Manos duchas comen truchas.

179 Geschickte Hand ist daheim in jedem Land.

Frz.: Main droite et bouche ronde pour aller partout le monde. (Leroux, I, 173.)

180 Geschickte Hand thut viel, aber Muth gewinnt das Spiel.

Holl.: Handen heeten kloek en sterk, maar courage doet het werk. (Harrebomée, I, 278.)

181 Getreue hand gehet durch alle Land.Lehmann, 323, 39.

182 Getreue Hand muss allzeit offen sein.Graf, 270, 289.

Derjenige, dem eine Sache zur Aufbewahrung übergeben, zur „treuen Hand“ anvertraut worden ist, „Treuhändner“ genannt, darf sie nicht weiter an dritte geben; er muss sich vielmehr stets in der Lage erhalten, sie sofort dem rechten Herrn auszuantworten, wenn sie zurückverlangt wird.

Mhd.: Getruwe hand sal alliczit uffin sten. (Böhme, Historisch-diplomatische Beiträge, IV, 31.)

183 Gewinnende Hand ist mild. (Holst.)

Holl.: De winnende hand is mild. ( Harrebomée, I, 277.)

184 Gib mir die Hand, so werden wir bekannt; gib mir die Faust, so gehen wir nach Haus. (Osnabrück.)

Unsere Altvordern kamen freundschaftlich zusammen und gaben sich zum Zeichen der Freundschaft, wie noch jetzt gewöhnlich, einander die Hand. Das Abschiedscompliment aber war gemeiniglich eine Tracht Schläge, wenn sie sich betrunken hatten, wie es wol auch heute noch zuweilen in den untern Volksschichten vorzukommen pflegt. Im Westfälischen: Giw mi de Hand, dann wer' wi bekannt; giw mi de Fust, dann goa wi noa Hus. (Friedlich sich gesellen, in Streit scheiden.)

185 Giv die best Hand, kraz achterut un mak en krummen Lorenz, sagt der Bauer zum Buben. (Holst.) – Schütze, II, 98.

Ländliche Höflichkeitsregel. Die beste Hand ist die rechte, auch witt Hand, die weisse.

186 Hab reine Hand vnd höfischen Mund, so bleibet dein Leib vnd Seel gesund.Petri, II, 368.

187 Hand, Geld und Herzen richten in der Welt viel aus.

188 Hand in Hand das beste Eheband.

189 Hand in Hand hat Segen zugewandt.

Friedliche Ehe.

190 Hand mot Hand levern (liefern) oder wâren. (Ostfries.) – Bueren, 507; Frommann, V, 429, 515; Goldschmidt, 80; Hauskalender, I; Eichwald, 723; für Holstein: Schütze, II, 97; für Hannover: Schambach, II, 337; hochdeutsch bei Körte, 2556.

Holl.: Hant zal hant waren. (Tunn., 15, 1; Harrebomée, I, 278.)

Lat.: Palme quando datur quid, palme restituatur. (Fallersleben, 382.)

191 Hand mott Hand wasken. (Büren.)

192 Hand muss Hand fassen.Graf, 243, 114.

Bei Abschliessung eines Vertrags kommt es darauf an, durch ein äusseres Zeichen auszudrücken, dass die beiderseitige Willenseinigung erfolgt sei. Als Urkunde dieser Willenseinigung diente z. B. das gleichzeitige Tasten der Parteien in einen Hut oder die Uebergabe von Hut oder Handschuh. Die einfachste, passendste und darum auch üblichste Form zur Bekundung des erzielten Einverständnisses, ist, worauf sich das obige Sprichwort bezieht, der Handschlag.

Isl.: Hønd skal hendi fo. (Jonssyni, 172.)

[Spaltenumbruch] 193 Hand muss Hand fassen oder der Mund schwört falsch.Graf, 243, 115.

Dies Sprichwort ist eine Ergänzung des vorigen und will sagen, dass da, wo der dort erwähnte Gleichklang fehlt, Untreue und Meineid ist.

Dän.: Hønd skal hønd fanga edr munne meim eidh sverja. (Jonssyn, 173; Grimm, Rechtsalt., 34.)

194 Hand muss Hand folgen.Graf, 110, 271.

In Betreff der Fahrhabe muss man sich an die Hand halten, der man sie übergeben oder von der man sie erhalten hat. – Hand skal Hand folgia. (Hertius, II, 3, 281.)

195 Hand muss Hand wahren (wehren).Pistor., V, 70; Eisenhart, 348; Reyscher, V, 199; Runde, 199; Estor, II, 468, 488 u. 1169; III, 1190; Tunn., 15, 1; Fallersleben, 382; Eiselein, 277; Simrock, 4251; ferner Dissert. von H. Chr. Wulff, 1698 (Nopitsch, 258, unter dem Namen Amsel); Hillebrand, 69, 100; Petri, II, 370.

Wer, will das Sprichwort sagen, jemand etwas geliehen hat, kann das geliehene Gut nicht von einem dritten Besitzer, in dessen Gewalt es gekommen ist, sondern nur von dem zurückfordern, dem er es geliehen hat, weil sonst der Handel untergraben werden würde, indem jeder Käufer eine Vindicationsklage zu fürchten hätte. Die Absicht dieses Sprichworts geht (s. Glaube 136) also besonders dahin, weitläufigen Processen zu begegnen. Eins der ältesten Zeugnisse für das Sprichwort bietet Art. 69 des Billwerder Rechts aus dem 14. Jahrhundert: „We dem anderen was lenet, de schal eme dat wedder afeschen, wente hant schal hand waren.“ (Vgl. Lappenberg, Hamburger Rechtsalterthümer, Einl. S. 159.) Wie sehr über den Sinn dieses Sprichworts die Ansichten der Rechtslehrer auseinandergehen, ist bei Hillebrand a. a. O. einzusehen.

Altfries.: Hond skel hond wera. (Richthofen, 240, 12.)

Böhm.: Od kohos vzal, tomu odved' komus dal, na tom pohledávej. – Ruka ruce svudi. – Ruka ruce známa. (Čelakovsky, 547.)

Dän.: Haand skal haand vare. (Prov. dan., 265.)

Frz.: En fait de meubles la possession vaut titre. (Loysel, 221; Code civil, 2279.)

196 Hand, nim du; Mund, verzehr du; Hals, bezahl du!Petri, III, 6.

197 Hand ön e Sied, Lûs öm Bossem, Schnodder op e Back, terrätnet Jack.Frischbier2, 1470.

198 Hand ön e Sied, Lûs öm Bossen, Schnodder undre Näs'.Frischbier2, 1471.

199 Hand um Hand!2 Mos. 21, 24; Schulze, 10.

200 Hand vom Sack, de Hawer öss verkofft. (Danziger Nehrung.) – Frischbier2, 1472.

201 Hand vom Sack, öss Hawer bön.Frischbier2, 1472.

202 Hand wehre Hand.Graf, 110, 270; Hertius, I, 18; Eichwald, 723.

203 Hände ohne Arbeit tragen bald (früh) ein Bettelkleid.

Lat.: Mendicat propere manus sine opere. (Gaal, 431.)

Ung.: A dolgot kerülö hamar koldulásra jutt. (Gaal, 431.)

204 Hände, Suppen und gute Worte sind wohlfeil zu Hofe.

205 Häng met Deiemante Steng send dröm ömmer noch net reng. (Aachen.)

Hände mit Diamantensteinen sind darum immer noch nicht rein.

206 Hänne inn'n Schäut (Schos) mäket das Hius bläut (bloss, leer). (Soest.) – Firmenich, I, 349, 32.

207 Harte Hand behält Recht.Altmann VI, 505.

208 Hend vnd Füsse kan man nicht essen.Petri, II, 376.

209 Hertzhafft Hand erhelt Leuth vnd Land.Lehmann, 384, 12; Eiselein, 276; Simrock, 4255; Braun, I, 1082; Körte, 2550.

210 Horwig Hand machet selten weiss Gewand.Liedersammlung.

Hor = Schmuz, horwig = schmuzig.

211 Ik möt ümmer wat ümme de Hand hewwen1, sagde de Frugge, dô stond se amme Schandpâl2. (Westf.) – Hoefer, 311.

1) D. h. Beschäftigung haben.

2) Schandpfahl, Pranger. Mit Bezug auf die um die Handgelenke gelegten Fesseln. – Wird scherzhaft von jemand gesagt, den man mit Kleinigkeiten, mit Nebendingen beschäftigt findet, und ihm Befremden darüber zu erkennen gibt. Uemme de Hand häwwen, ist eine sehr gebräuchliche Redensart im Lippeschen und bedeutet: sich mit etwas abgeben, befassen, beschäftigen. A hät nicks ümme de Hand, heisst: er hat nichts zu thun.

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[[151]/0157] 173 Frömde Hand fruchtet am besten. (Lippe.) Von den Vorzügen fremder Zucht und Unterweisung. So sagt z. B. der Vater, wenn er, obgleich selbst geschickter Meister, seinen Sohn einem andern übergibt. 174 Für treue Hände macht man kein Schloss und keinen Schlüssel. – Sailer, 238. 175 Gebende Hand hat viel Freunde. Böhm.: Každá ruká pĕkna, která dává. (Čelakovsky, 44.) Poln.: Každa reka piękna, która co daje. (Čelakovsky, 44.) 176 Gebundene Hände machen freie Gedanken. Engl.: A long tongue is a sign of a short hand. 177 Gemain hand baut alle landt. – Gruter, 43; Petri, II, 333; Graf, 77; Eiselein, 276; Körte, 2570; Simrock, 4254. Wirksamkeit für das allgemeine Beste hebt den Wohlstand des ganzen Landes. 178 Geschickte Hand isst Kuchen, wenn's am Brote fehlt. Span.: Manos duchas comen truchas. 179 Geschickte Hand ist daheim in jedem Land. Frz.: Main droite et bouche ronde pour aller partout le monde. (Leroux, I, 173.) 180 Geschickte Hand thut viel, aber Muth gewinnt das Spiel. Holl.: Handen heeten kloek en sterk, maar courage doet het werk. (Harrebomée, I, 278.) 181 Getreue hand gehet durch alle Land. – Lehmann, 323, 39. 182 Getreue Hand muss allzeit offen sein. – Graf, 270, 289. Derjenige, dem eine Sache zur Aufbewahrung übergeben, zur „treuen Hand“ anvertraut worden ist, „Treuhändner“ genannt, darf sie nicht weiter an dritte geben; er muss sich vielmehr stets in der Lage erhalten, sie sofort dem rechten Herrn auszuantworten, wenn sie zurückverlangt wird. Mhd.: Getruwe hand sal alliczit uffin sten. (Böhme, Historisch-diplomatische Beiträge, IV, 31.) 183 Gewinnende Hand ist mild. (Holst.) Holl.: De winnende hand is mild. ( Harrebomée, I, 277.) 184 Gib mir die Hand, so werden wir bekannt; gib mir die Faust, so gehen wir nach Haus. (Osnabrück.) Unsere Altvordern kamen freundschaftlich zusammen und gaben sich zum Zeichen der Freundschaft, wie noch jetzt gewöhnlich, einander die Hand. Das Abschiedscompliment aber war gemeiniglich eine Tracht Schläge, wenn sie sich betrunken hatten, wie es wol auch heute noch zuweilen in den untern Volksschichten vorzukommen pflegt. Im Westfälischen: Giw mi de Hand, dann wer' wi bekannt; giw mi de Fust, dann goa wi noa Hus. (Friedlich sich gesellen, in Streit scheiden.) 185 Giv die best Hand, kraz achterut un mak en krummen Lorenz, sagt der Bauer zum Buben. (Holst.) – Schütze, II, 98. Ländliche Höflichkeitsregel. Die beste Hand ist die rechte, auch witt Hand, die weisse. 186 Hab reine Hand vnd höfischen Mund, so bleibet dein Leib vnd Seel gesund. – Petri, II, 368. 187 Hand, Geld und Herzen richten in der Welt viel aus. 188 Hand in Hand das beste Eheband. 189 Hand in Hand hat Segen zugewandt. Friedliche Ehe. 190 Hand mot Hand levern (liefern) oder wâren. (Ostfries.) – Bueren, 507; Frommann, V, 429, 515; Goldschmidt, 80; Hauskalender, I; Eichwald, 723; für Holstein: Schütze, II, 97; für Hannover: Schambach, II, 337; hochdeutsch bei Körte, 2556. Holl.: Hant zal hant waren. (Tunn., 15, 1; Harrebomée, I, 278.) Lat.: Palme quando datur quid, palme restituatur. (Fallersleben, 382.) 191 Hand mott Hand wasken. (Büren.) 192 Hand muss Hand fassen. – Graf, 243, 114. Bei Abschliessung eines Vertrags kommt es darauf an, durch ein äusseres Zeichen auszudrücken, dass die beiderseitige Willenseinigung erfolgt sei. Als Urkunde dieser Willenseinigung diente z. B. das gleichzeitige Tasten der Parteien in einen Hut oder die Uebergabe von Hut oder Handschuh. Die einfachste, passendste und darum auch üblichste Form zur Bekundung des erzielten Einverständnisses, ist, worauf sich das obige Sprichwort bezieht, der Handschlag. Isl.: Hønd skal hendi fo. (Jonssyni, 172.) 193 Hand muss Hand fassen oder der Mund schwört falsch. – Graf, 243, 115. Dies Sprichwort ist eine Ergänzung des vorigen und will sagen, dass da, wo der dort erwähnte Gleichklang fehlt, Untreue und Meineid ist. Dän.: Hønd skal hønd fanga edr munne meim eidh sverja. (Jonssyn, 173; Grimm, Rechtsalt., 34.) 194 Hand muss Hand folgen. – Graf, 110, 271. In Betreff der Fahrhabe muss man sich an die Hand halten, der man sie übergeben oder von der man sie erhalten hat. – Hand skal Hand folgia. (Hertius, II, 3, 281.) 195 Hand muss Hand wahren (wehren). – Pistor., V, 70; Eisenhart, 348; Reyscher, V, 199; Runde, 199; Estor, II, 468, 488 u. 1169; III, 1190; Tunn., 15, 1; Fallersleben, 382; Eiselein, 277; Simrock, 4251; ferner Dissert. von H. Chr. Wulff, 1698 (Nopitsch, 258, unter dem Namen Amsel); Hillebrand, 69, 100; Petri, II, 370. Wer, will das Sprichwort sagen, jemand etwas geliehen hat, kann das geliehene Gut nicht von einem dritten Besitzer, in dessen Gewalt es gekommen ist, sondern nur von dem zurückfordern, dem er es geliehen hat, weil sonst der Handel untergraben werden würde, indem jeder Käufer eine Vindicationsklage zu fürchten hätte. Die Absicht dieses Sprichworts geht (s. Glaube 136) also besonders dahin, weitläufigen Processen zu begegnen. Eins der ältesten Zeugnisse für das Sprichwort bietet Art. 69 des Billwerder Rechts aus dem 14. Jahrhundert: „We dem anderen was lenet, de schal eme dat wedder afeschen, wente hant schal hand waren.“ (Vgl. Lappenberg, Hamburger Rechtsalterthümer, Einl. S. 159.) Wie sehr über den Sinn dieses Sprichworts die Ansichten der Rechtslehrer auseinandergehen, ist bei Hillebrand a. a. O. einzusehen. Altfries.: Hond skel hond wera. (Richthofen, 240, 12.) Böhm.: Od kohos vzal, tomu odved' komus dal, na tom pohledávej. – Ruka ruce svudi. – Ruka ruce známa. (Čelakovsky, 547.) Dän.: Haand skal haand vare. (Prov. dan., 265.) Frz.: En fait de meubles la possession vaut titre. (Loysel, 221; Code civil, 2279.) 196 Hand, nim du; Mund, verzehr du; Hals, bezahl du! – Petri, III, 6. 197 Hand ön e Sied, Lûs öm Bossem, Schnodder op e Back, terrätnet Jack. – Frischbier2, 1470. 198 Hand ön e Sied, Lûs öm Bossen, Schnodder undre Näs'. – Frischbier2, 1471. 199 Hand um Hand! – 2 Mos. 21, 24; Schulze, 10. 200 Hand vom Sack, de Hawer öss verkofft. (Danziger Nehrung.) – Frischbier2, 1472. 201 Hand vom Sack, öss Hawer bön. – Frischbier2, 1472. 202 Hand wehre Hand. – Graf, 110, 270; Hertius, I, 18; Eichwald, 723. 203 Hände ohne Arbeit tragen bald (früh) ein Bettelkleid. Lat.: Mendicat propere manus sine opere. (Gaal, 431.) Ung.: A dolgot kerülö hamar koldulásra jutt. (Gaal, 431.) 204 Hände, Suppen und gute Worte sind wohlfeil zu Hofe. 205 Häng met Deiemante Steng send dröm ömmer noch net reng. (Aachen.) Hände mit Diamantensteinen sind darum immer noch nicht rein. 206 Hänne inn'n Schäut (Schos) mäket das Hius bläut (bloss, leer). (Soest.) – Firmenich, I, 349, 32. 207 Harte Hand behält Recht. – Altmann VI, 505. 208 Hend vnd Füsse kan man nicht essen. – Petri, II, 376. 209 Hertzhafft Hand erhelt Leuth vnd Land. – Lehmann, 384, 12; Eiselein, 276; Simrock, 4255; Braun, I, 1082; Körte, 2550. 210 Horwig Hand machet selten weiss Gewand. – Liedersammlung. Hor = Schmuz, horwig = schmuzig. 211 Ik möt ümmer wat ümme de Hand hewwen1, sagde de Frugge, dô stond se amme Schandpâl2. (Westf.) – Hoefer, 311. 1) D. h. Beschäftigung haben. 2) Schandpfahl, Pranger. Mit Bezug auf die um die Handgelenke gelegten Fesseln. – Wird scherzhaft von jemand gesagt, den man mit Kleinigkeiten, mit Nebendingen beschäftigt findet, und ihm Befremden darüber zu erkennen gibt. Uemme de Hand häwwen, ist eine sehr gebräuchliche Redensart im Lippeschen und bedeutet: sich mit etwas abgeben, befassen, beschäftigen. A hät nicks ümme de Hand, heisst: er hat nichts zu thun.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [151]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/157>, abgerufen am 26.08.2024.